Die steuerlichen Verhältnisse in Palästina zur Zeit Jesu

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Museumsführer
09.12.2010
Die steuerlichen Verhältnisse in Palästina zur Zeit Jesu
Das Neue Testament spricht an verschiedenen Stellen von Steuern und Zöllen.
Palästina unterlag seit 63 v. Chr. der Tributhoheit des römischen Reiches. König Herodes (40/37 - 4 v. Chr.) ließ die von
ihm und die von den Römern geforderten Steuern durch eigene Untergebene erheben. Nach seinem Tod wurde sehr über
die Höhe der Steuern und die Strenge der Eintreibung geklagt.
6 n. Chr. wurde Judäa unmittelbar unter römische Steuerhoheit gestellt. Die römischen Prokuratoren ließen direkte
Steuern (Grund- und Kopfsteuer) einziehen. Die indirekten Steuern, vor allem die Zölle und Wegegelder, wurden von
Pächtern erhoben.
Eine Anzahl religiöser Abgaben kam hinzu. Besonders zu nennen sind der Zehnte, der den Priestern und Leviten zufloß,
sowie die Tempelsteuer, mit der die Kosten des öffentlichen Kultus gedeckt wurden.
Der hohe Druck der steuerlichen Lasten gilt als eine der Hauptursachen für den Ausbruch des Jüdischen Krieges (66 n.
Chr.). Die biblische "Schätzung" in der Kunst
Fünf ausgewählte Illustrationen geben einen Eindruck davon, wie sich Künstler verschiedener Epochen den Ablauf der
von Kaiser Augustus (63 v. Chr. - 14. n. Chr.) befohlenen "Schätzung" vorstellten. Damit ist der römische census
gemeint. Einen solchen führte der römische Statthalter von Syrien P. Sulpicius Quirinius im Jahre 6 n. Chr. erstmals für
Judäa durch. Der census diente der Aufzeichnung der steuerpflichtigen Bevölkerung und der Abschätzung ihres
Vermögens (vor allem des Grundbesitzes) zur Errechnung des zu erwartenden Steuerertrags. Es ist zweifelhaft, ob der
im Lukas-Evangelium (2,1-20) erwähnte census tatsächlich im Geburtsjahr von Jesus stattgefunden hat.
Augustus erläßt das Gebot, daß alle Welt geschätzet würde
Aus dem Perikopenbuch Kaiser Heinrichs II., 11. Jh. (Bayerische Staatsbibliothek München)
Des Kaisers Gebot wird verkündet
Buchillustration von Wilhelm Steinhausen (1846 - 1924)
"Volkszählung" in Bethlehem
Gemälde von Pieter Bruegel d. Ä. (um 1525/30 - 1569) (Musées Royaux des Beaux Arts, Brüssel)
Die "Schätzung" von Maria und Josef vor Quirinius
Mosaik in der Kirche des Chora-Klosters in Istanbul, 14. Jh.
Nach der Schätzung
Buchillustration von Wilhelm Steinhausen (1846 - 1924)
Der Zöllnerapostel Matthäus
Von der Berufung des Zöllners von Kafarnaum, Matthäus, zum Apostel und vom Mahl, das Jesus mit Zöllnern und
Sündern einnahm, berichten die Evangelienbücher von Matthäus (9,9-13) und Markus (2,13-17; hier heißt der Zöllner
Levi, Sohn des Alphäus).
Die Berufung des Zöllners Levi (Matthäus)
Aus dem Codex Egberti, 10. Jh. (Stadtbibliothek Trier)
Jesus führt Matthäus aus der Zollstätte
Holzschnitt von Bernard Salomon (um 1506 - 1561)
Matthäus wird aus dem Zoll-haus von Jesus beruffen
Kupferstich von Matthys Pool (1670 - um 1732) nach Arnold Houbraken (1660 - 1719)
Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist ...
Dieses Zitat ist dem Markus-Evangelium (12,13-17) entnommen. Es ist ein Teil der Antwort von Jesus auf die ihm
gestellte Fangfrage, ob es erlaubt sei, dem römischen Kaiser Steuern zu zahlen oder nicht. Die Antwort hierauf war
gefährlich: Im bejahenden Fall ist Jesus in den Augen des pharisäerfreundlichen Volkes als Messias erledigt, weil er
sich dem Kaiser unterwirft. Im Fall der Verneinung steht er ... als Römerfeind und Steuerverweigerer da, der ... als
Aufrührer verklagt werden kann (Alfons Pausch, Steuern in der Bibel, Köln 1986, S. 26-32, 28). Neben Tizian haben
andere bekannte Künstler wie Julius Schnorr von Carolsfeld (1794 - 1872) und Emil Nolde (1867 - 1956) diese
Bibelstelle als Vorlage genommen.
Der Zinsgroschen
Quelle: Bundesministerium der Finanzen
'Der Zinsgroschen' Ausschnitt aus einem Gemälde von Tizian (von 1477 - 1576)
Ausschnitt aus einem Gemälde von Tizian (von 1477 - 1576)
Stich von William French (um 1815 - 1898) nach dem Gemälde von Tizian
Die Tempelsteuer
Die Geschichte von der Entrichtung der Tempelsteuer findet sich bei Matthäus (17,24-27). Jeder männliche Jude hatte
vom 20. Lebensjahr an einmal jährlich diese Abgabe zu entrichten. Zur Zeit des Neuen Testaments betrug die Steuer
1/2 Schekel (= eine Doppeldrachme). Die Tempelsteuer mußte in einer besonderen Währung gezahlt werden. Daher
hielten sich Geldwechsler beim Tempel auf.
Die Bezahlung der Tempelsteuer
Wandgemälde von Masaccio (1401 - 1428) in der Brancacci-Kapelle in Florenz
Jesus befiehlt Petrus, die Tempelsteuer zu entrichten
Holzschnitt von Bernard Salomon (um 1506 - 1561)
Biblische Zöllner
Von "Zöllnern" ist an etlichen Stellen des Neuen Testaments die Rede. So berichtet Lukas (18,9-14; 19,1-10) vom
Pharisäer und vom Zöllner im Tempel sowie vom Oberzöllner Zachäus auf dem Maulbeerbaum. Die Zölle wurden
üblicherweise an den Meistbietenden verpachtet, der wiederum darauf bedacht war, möglichst hohe Einnahmen für sich
zu erzielen. Die Zöllner hatten seinerzeit bei der Bevölkerung allgemein einen schlechten Ruf.
Zöllner und Pharisäer
Kupferstich von Melchior Küsell (1622 - 1683) nach Johann Wilhelm Baur (um 1600 - 1642)
Der Oberzöllner Zachäus auf dem Maulbeerbaum
Herdgußplatte (Entstehungszeit unbekannt)
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