Tora (hebr. Torah) = Lehre, Unterweisung, Weisung, Wegweisung Das gr. Nomos, das lat. lex und das dt. Gesetz erfassen nur einen Teilaspekt und sind eine zu Missverständnissen gebende Bedeutungsverengung. Der Begriff Tora wird gebraucht: - für einen bestimmten Komplex von Gesetzen - für den Pentateuch ( = 5 Bücher Mose) - für die ganze hebräische Bibel - für das ganze Corpus des traditionellen jüdischen Gesetzes bis heute Schriftliche und mündliche Tora Die Notwendigkeit die Gebote der Tora den Erfordernissen der jeweiligen Zeit anzupassen, führte im rabbinischen Judentum zur Ausbildung der Lehre von den zwei Torot, einer schriftlichen und einer mündlichen Tora, die untrennbar zusammen gehören und beide Mose am Sinai offenbart wurden. Zur fortwährenden Auslegung der Tora gibt es die autorisierten Toralehrer (Rabbinen). Toralesung in der Synagoge Die ganzjährige abschnittweise Toralesung (Parascha) bildet das Zentrum des religiösen Lebens im Judentum. Bedeutung der Tora Gabe der Tora ist Zeichen nicht nur der Erwählung, sondern auch der Verpflichtung („Joch der Tora“, vgl. aber das „Fest der Torafreude“) aus dem Bund Gottes mit seinem Volk. Die Ausführung der Tora („Halacha“) sichert den Bestand der Welt und führt zur Erlösung Israels und der Welt. In der Kabbala und der jüdischen Religionsphilosophie wird die Tora oft mit der präexistenten Weisheit identifiziert. Sie ist bereits vor der Welt erschaffen, Schöpfungsplan Gottes und Weltordnung, die deren Bestand sichert. Die 613 Mizwot (Gebote) Zur Zeit der Mischna (1.-3.Jh.) bestand im rabbinischen Judentum Einigkeit darüber, dass die Zahl der in der Tora enthaltenen Gebote 613 beträgt. Sie sind mit den beiden Tafeln mit den 10 Geboten (Dekalog) dem Mose von Gott gegeben worden ( Ex 24, 12: „das Gesetz und die Gebote“). 365 dieser Gebote sind negativ und 248 sind positiv. Die erste Zahl entspricht der Zahl der Tage im Jahr, die zweite - so will es die Volksüber-lieferung - der Zahl der Knochen im menschlichen Körper. Beide Zahlen symbolisieren Ganzheiten (der ganze Mensch in der ganzen Zeit). Verbindlichkeit der Gebote Alle Gebote der Tora sind gegeben worden, damit man nach ihnen leben kann. Daher können alle Gebote auch gebrochen werden al pikkuach nefesch, d.h. um ein Menschenleben zu retten (außer Götzendienst, Inzest und Blutvergießen (= Mord)). Die zeremoniellen Gebote den Tempel in Jerusalem betreffend können nicht gehalten werden. Sie sind zeitweilig außer Kraft gesetzt. Im Reformjudentum werden soge-nannte Zeremonialgesetze grundsätzlich als überholt aufgegeben.