C hâteau L auterborn – E in O rt der I nspiration Château Lauterborn liegt im Großherzogtum Luxemburg und war einst eine Domäne der Abtei Echternach. 1784 ließ der letzte Abt das Gebäude wiederherstellen und setzte mit dem Mittelrisalit einen markanten baulichen Akzent. Emmanuel Limpach ragte weniger durch die Erfüllung von Ordenspflichten als vielmehr durch unternehmerische Leistungen und seine Bautätigkeit heraus. Damit sorgte er innerhalb seines Konvents für heftige Kontroversen. Echternach, älteste Stadt in Luxemburg, wurde schon ein Jahr nach Limpachs Tod von der Revolution eingeholt. 1794 fielen französische Truppen ein und plünderten die berühmte Abtei, in der das Goldene Evangeliar von Echternach hergestellt worden ist (11. Jahrhundert, heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg). 1797 wurden die Gebäude versteigert, darunter auch die Domäne Lauterborn, die in den Folgejahren wechselnde Besitzer hatte. 1935 wurde das vier Hektar große Anwesen an Hélène Thyra Seillière (1880-1973) verkauft. Sie war in London als uneheliche Tochter des Bankiers und Barons Raymond Seillière und der Baronin d’Orzegowska zur Welt gekommen und wurde in verschiedenen Kloster schulen Frankreichs erzogen. Sie strebte zunächst eine Karriere als Opernsängerin an, blieb der Nachwelt aber als Schriftstellerin in Erinnerung. Schloss Lauterborn, welches ein Herrenhaus, ein Haus für Bedienstete, Ställe, Scheunen, Kapelle, Park und einen Weiher umfasst, sollte Thyra Seillière während der Sommermonate zur Ruhe und Einkehr dienen. Sie umgab sich dort mit einem Kreis von Intellektuellen. Während der Kriegsjahre verfasste Thyra in Paris ihre Memoiren unter dem Titel „Oui, j’ai aimé … ou la vie d’une femme“ (1943). Es folgten ein Band mit Aphorismen („L’Intelligence du coeur“, 1947) und ein weiterer mit Erzählungen („Silhouettes et paysages“, 1948). Château Lauterborn mit charakteristischem Mittdrisalit In letzterem ist das Kapitel „Le jardin mutilé“ dem Anwesen in Lauterborn gewidmet. Nach dem Krieg musste Thyra Seillière die teilweise zerstörten Gebäude wieder in Stand setzen und plante zudem, aus Lauterborn ein Begegnungszentrum für französischsprachige Schriftsteller zu machen, was letztlich an den fehlenden finanziellen Mitteln scheiterte. 1977 gelangte die Domäne in den Besitz der Familie von Giuseppe Gallo-Schlitz, der den ganzen Komplex restaurierte. In den 1990-er Jahren fand erneut ein Besitzerwechsel statt. Bei der damals erfolgten Renovierung wurde großer Wert darauf gelegt, die Ursprünglichkeit des Anwesens zu erhalten. Nun kommt das gesamte Inventar zur Auflösung. Mit dieser Auktion werden Kunstgegenstände und Antiquitäten erneut dem Markt zugeführt. Im Katalogteil wird bei den einzelnen Objekten auf deren besondere Provenienz hingewiesen. Im Inneren: Antiquitäten und Alte Meister Blick auf die Kapelle in Lauterborn O scar S traus (1870 – 1954) E rinnerungen an einen W alzer-K önig In der Auktion kommt unter anderem ein prächtiger Salonflügel der Pianofortefabrik C. Bechstein zum Aufruf. Er stammt ursprünglich aus dem Besitz von Armin Robinson, der Impresario von Oscar Straus sowie als Librettist und Musikverleger tätig war. Um 1870 war Wien die Welthauptstadt der Musik. Die Melodien der Gebrüder Strauß dominierten den musikalischen Alltag; Anton Bruckner war ans Konservatorium berufen worden, auch Johannes Brahms war zurück gekehrt und Richard Wagner gab heftig diskutierte und umstrittene Konzerte. Musik spielte jedenfalls eine herausragende Rolle im kulturellen Leben der Stadt. In dieses Umfeld hinein wurde Oscar Nathan Straus geboren. Er war der Sohn des aus Deutschland stammenden jüdischen Kaufmanns Ludwig Straus und seiner Ehefrau Gabriele, geborene Stern. Nach dem frühen Tod des Vaters wurde Oscar von seinem Onkel Alfred Stern aufgezogen. Die Sterns waren eine alte und wohlhabende jüdische Familie in Wien. Alfred, auch „der Herr Präsident“ genannt, führte ein großes Haus und leitete die Familiengeschäfte. Er war Jude und viele Jahre im Vorstand der Wiener israelitischen Kultusgemeinde tätig. Zwar sollte Oscar seiner Vorstellung nach lieber Kaufmann werden, letztlich jedoch unterstützte er die Talente seines Ziehsohnes. Oscar studierte Klavier und Komposition, unter anderem bei Max Bruch in Berlin. Erst als er die Geigerin Helene Neumann, die unter dem Künstlernamen Nelly Irmen auftrat, ehelichen wollte, kam es zum Zerwürfnis. Nelly war bereits schwanger, als das Aufgebot bestellt wurde. Das konnte der sittenstrenge Onkel nicht hinnehmen. Oscar wurde enterbt und von allen Zuwendungen der Familie abgeschnitten. 1895, im Jahr der Hochzeit, trat Oscar sein erstes Engagement als Kapellmeister in Brünn an. In der Folge erlebte der Herr aus gutem Hause schwierige Zeiten, nicht nur in finanzieller Hinsicht. Von keinem geringeren als Johann Strauß bekam er den folgenden Rat: „Gebens Ihnen net ab mit schweren Symphonien, schreibens lieber Walzer, dazu habens wirklich Talent“. Dennoch ließ Straus sich nicht beirren und schrieb seine erste Oper „Der schwarze Mann“, womit er in Berlin die Aufmerksamkeit von Fachkreisen erreichte. Dann traf Straus auf den Dichter Ernst von Wolzogen, der 1901 in Berlin das erste deutsche Kabarett gründete, und wurde dort als Hausmusiker engagiert. Damit war der Weg zur Operette geebnet. Wieder zurück in Wien, begann Straus mit dem Komponieren. Er schrieb die Musik für die erfolgreiche Aufführung „Die lustigen Nibelungen“ und danach ließen die Aufträge nicht auf sich warten. Mit dem Publikumsliebling „Walzertraum“ (1907) änderte sich alles. Schon zwei Jahre nach der Uraufführung wurde das Stück zum 500. Mal im Wiener Carltheater aufgeführt – ein Rekord! Es folgten die ersten Auslands-Premieren. Oscar Straus wurde international bekannt. Im November 1916 starb Kaiser Franz Joseph und der Untergang der Donaumonarchie war zu befürchten. 1930 reiste Straus zum ersten Mal nach New York, wo er unter anderem George Gershwin traf. Er dirigierte Konzerte und fuhr weiter nach Hollywood, wo er für die Filmstudios von Warner Brothers arbeiten sollte. Die Dinge entwickelten sich vor Ort allerdings etwas anders als geplant und es kam zu einem Vertrag mit der Filmproduktionsgesellschaft Metro Goldwyn Mayer (MGM). 1939 musste Straus emigrieren und ging zunächst nach Paris, später nach New York und Hollywood, um 1948, nach dem Zweiten Weltkrieg, wieder nach Österreich zurückzukehren. Dort starb Oscar Straus am 11. Januar 1954 in Bad Ischl. „Oscar Straus gehörte der Welt, die vor seiner Persönlichkeit, seinem Talent, seiner Anmut und seinem leichten Rhythmus mehr Achtung besaß, als das Wien der Jahre 1938 bis 1945, das Straus vertrieben hat. Aber dieses heitere, witzige, anmutige und geistreiche Wien existiert nicht mehr, das so viele schöne leichte Musik hervorgebracht hat wie die Operetten von Oscar Straus“. Max Graf, Musikhistoriker und Musikkritiker Oskar Straus mit Verwandten Beim Kartenspiel mit Trude Robinson Oscar Straus schuf mehr als sechzig Bühnenwerke, darunter Opern, Operetten und Singspiele. Er komponierte Filmmusik, unter anderem für verschiedene Hollywood-Produktionen, vertonte zahlreiche Lieder und schrieb Instrumentalkompositionen. Das Oscar Straus-Museum in Bad Ischl bewahrt einen Großteil seines Nachlasses. Lit.: Franz Mailer, Weltbürger der Musik, Wien 1985 Bernard Grun, Prince of Vienna, London 1955 I mpresario und S ammler Mit dieser Auktion kommen Kunstgegenstände und Antiquitäten aus Schloss Lauterborn zur Versteigerung. Ein Teil davon stammt aus dem Besitz von Armin Robinson. Der Librettist und Musikverleger war mit der Soubrette Trude Lieske verheiratet. Mit dem Ehepaar Straus verband die beiden eine enge Freundschaft und Robinson entwickelte sich im Laufe der Zeit zum Impresario von Oscar Straus. Dieser gehörte, wie andere namhafte Musiker und Komponisten, zu den Gästen auf dem Haidenhof, dem Haus der Robinsons in der Nähe von Ischl, wo der Salonflügel ursprünglich stand. Die Einlieferung umfasst auch einen Oscar Straus gewidmeten Dirigentenstab, der zum Verkauf gelangt. Auch prächtig geschnitzte Zirbenholz-Möbel aus dem Pinzgau, ein Bezirk im Südwesten von Salzburg, stammen aus der Sammlung des AntiquitätenLiebhabers Armin Robinson. Nach seinem Tod wurden die Möbel, darunter museale Stücke aus der Zeit um 1785, innerhalb der Familie weiter vererbt. Die Nachfahren erwarben in den 1990-er Jahren Schloss Lauter born, welches sie mit wertvollen Gemälden, Kunstgegenständen und Antiquitäten füllten. Sie nahmen auch die Erbstücke aus dem Pinzgau mit, die sich wunderbar in das Ambiente des Schlosses einfügten. Bei allen Objekten dieser Schloss-Einlieferung wird im Katalogteil auf die besondere Provenienz verwiesen.