VIRTUOSEN von morgen - Duisburger Philharmoniker

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VIRTUOSEN von morgen
Do 15. Januar 2015, 20.00 Uhr
Theater am Marientor
Duisburger Philharmoniker
Solisten der Musikhochschulen in NRW:
Jonathan Zydek · Yuhao Guo Klavier
Leandra Brehm · Lena Veltkamp Klarinette
Christian Kluxen Dirigent · Aslı Sevindim Moderatorin
PROGRAMM
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Ouvertüre zu „Le nozze di Figaro“
Franz Krommer (1759-1831)
Konzert für zwei Klarinetten op. 91 Es-Dur
I. Allegro
II. Adagio
III. Alla polacca
Leandra Brehm Klarinette · Lena Veltkamp Klarinette
Dmitri Kabalewski (1904-1987)
Klavierkonzert Nr. 3 D-Dur op. 50 „Youth Concert“
I. Allegro molto
II. Andante con moto
III. Presto
Jonathan Zydek Klavier
PAUSE
Mikhail Glinka (1804-1857)
Ouvertüre zu „Ruslan & Ludmilla“
Sergej Rachmaninow (1873-1943)
Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18
I. Moderato
II. Adagio sostenuto
III. Allegro scherzando
Yuhao Guo Klavier
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Duisburger Philharmoniker
Solisten der Musikhochschulen in NRW:
Jonathan Zydek · Yuhao Guo Klavier
Leandra Brehm · Lena Veltkamp Klarinette
Christian Kluxen Dirigent · Aslı Sevindim Moderatorin
DREI KONZERTE – VIER SOLISTEN
Am 2. Oktober 2014 saß im Opernfoyer des Theaters Duisburg eine
Jury, bestehend aus Hochschulprofessoren, Orchestermusikern, dem
Generalmusikdirektor und dem Intendanten der Duisburger Philharmoniker und – ungewöhnlicherweise ebenfalls stimmberechtigt –
aus sechs Schülerinnen und Schülern zweier Duisburger Gesamtschulen. Ihre Aufgabe: aus den Bewerbern diejenigen auszusuchen,
die als „Virtuosen von morgen“ mit dem Orchester im Theater am
Marientor ein Konzert bestreiten dürfen.
Die beiden Pianisten Yuhao Guo und Jonathan Zydek sowie ein Klarinettenduo, bestehend aus Leandra Brehm und Lena Veltkamp, konnten sowohl technisch-musikalisch als auch musikvermittelnd überzeugen. Denn die Instrumentalisten sollten nicht nur musizieren,
sondern auch etwas über sich und das Werk erzählen. Und Letzteres
aus folgendem Grund: Die Solisten sollten vorab ein Schulkonzert
bestreiten.
„School of Classic“ tauften die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschulen Meiderich und Duisburg-Süd das Projekt, bei dem sie das
komplette Management eines klassischen Konzertes in ihrer Schule
übernahmen. Von Künstlerbetreuung über Moderation bis hin zur
Öffentlichkeitsarbeit – alles lag in ihrer Hand. Resultat waren zwei
hervorragend besuchte Konzerte mit den beiden Pianisten in Duisburg Süd und mit den beiden Klarinettistinnen in Duisburg Meiderich.
An dem heutigen Konzertabend lässt sich also mehrfach Ungewöhnliches erleben:
• ein Programm, das anstelle der üblichen Reihenfolge
„Ouvertüre – Solokonzert – Symphonie“ nun zwei Ouvertüren,
ein Doppelkonzert und zwei Solokonzerte aufweist
• ein Publikum, das zum Teil jünger als 20 Jahre ist
und die Solisten bereits persönlich kennt
• von den Schülerinnen und Schülern selbst erstellte Trailer,
die die Solisten näher vorstellen
• ein Programmheft mit Texten und Gestaltungsideen von
Studierenden der Universität zu Köln
• die Möglichkeit, die jungen Solisten im Anschluss an
das Konzert kennenzulernen
Unser Dank gilt den Duisburger Philharmonikern, ihrem Intendanten
Dr. Alfred Wendel und der Stiftung Lichterfeld, die dieses bemerkenswerte Projekt ermöglicht haben!
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FRANZ KROMMER – TANZ DER KLARINETTEN
Wer war Franz Krommer?
„Krommer war einer der erfolg- und einflussreichsten der vielen
tschechischen Komponisten, die um die Wende vom 18. und 19. Jahrhundert in Wien tätig waren.“ (Robin Golding)
Krommer war unglaublich produktiv und hinterließ mehr als 300
verschiedene Kompositionen, darunter ca. 70 Streichquartette,
Harmoniemusiken und an die neun Sinfonien.
Franz Krommer
*27. November 1759
in Kamenice (Mähren)
als František Vincenc Kramář
† 08. Januar 1831 in Wien
Entstehung um 1815
Besetzung
2 Solo-Klarinetten,
1 Flöte, 2 Oboen,
2 Fagotte, 2 Hörner,
2 Trompeten, Pauken,
Streicher
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Hört man seine Werke im Vergleich mit
denen von Mozart, Haydn, Beethoven,
weiß man: Auch Krommers Werke und
ihre Stilistik sind in die Zeit der Wiener
Klassik einzuordnen. „Überschwänglicher Geist, unwiderstehlicher Schwung
und pure Energie“ (John Humphries)
prägen seine Werke. Die Stadt Wien
war damals eines der wichtigsten musikalischen Zentren und auch der Ort,
den Krommer zunächst für sein Studium aufsuchte. Nach einer kurzen
beruflichen Phase in Ungarn kehrte er
1795 nach Wien zurück, wurde am
bekannten Wiener Hoftheater Ballettkapellmeister und zog dann das große
berufliche Los: Krommer genoss
hohes Ansehen und durfte 1810 den
österreichischen Kaiser Franz I. auf
einer Reise begleiten – noch in der
interessanten Funktion eines „königlichen Kammertürhüters“. 1818
wurde er dann zum letzten verbeamteten Kammerkapellmeister und
Hofkomponist des Habsburger Kaisers berufen.
Für Geige oder für Klarinette?
Krommer war von Haus aus Geiger und so dürften viele seiner Solokonzerte ursprünglich für Violine geschrieben worden sein. In zwei
seiner Solokonzerte stellt er das Instrument in den Vordergrund, das
nach der Weiterentwicklung der Technik einen neuen Boom erlebte:
die Klarinette. Das Konzert für zwei Klarinetten op. 91 ist das zweite
von Krommer für diese Besetzung. Es wurde um 1815, also etwa
zehn Jahre nach seinem ersten Klarinettendoppelkonzert op. 35,
komponiert. Krommer scheint in der Zwischenzeit eine deutliche
Entwicklung in seinen kompositorischen Fähigkeiten gemacht zu
haben, denn sein op. 91 ist das Stück, das die eindeutig größere
Herausforderung für die Solisten darstellt. Krommer komponierte sein
Doppelkonzert als ein formal typisch klassisches Stück, das durch
seine „tanzenden“ Klarinetten Leichtigkeit und Schwung verbreitet und
dadurch den Hörer in seinen Bann zieht.
Wie wird getanzt?
I. Allegro: Der erste Satz steht in Es-Dur
und der lebhafte 4/4 Takt versprüht eine
fröhliche Stimmung. Die zwei Klarinetten
verbreiten schon mit dem ersten Thema
eine tänzerische Leichtigkeit und entführen den Hörer in eine ausgelassene
musikalische Welt.
II. Adagio: Der zweite Satz ist erkennbar
getragener und langsamer und steht in
der parallelen Molltonart. Die Klarinetten
genießen hier viel Solozeit und Raum,
während das Orchester begleitend in den
Hintergrund tritt. Die langen Melodiebögen der Klarinetten, die einem angeregten Frage-Antwort-Spiel gleichen, umhüllen den Hörer.
III. Alla polacca: Zurück in Es-Dur wartet
der dritte Satz mit einem fröhlichtänzerischen 3/4 Takt auf. Schon der Titel schlägt die Verbindung zum
Tanz: Die Vortragsbezeichnung „Alla Polacca“ verweist auf die Tanzform
der Polonaise. Virtuos umspielen sich die Klarinetten in diesem Finalsatz. Das gesangliche Thema der Klarinetten ist eingängig und für den
Hörer in diesem Rondo immer wiedererkennbar.
Mit diesem Doppelkonzert für zwei Klarinetten op. 91 schafft es Krommer
zum einen, die beiden Soloinstrumente im Ohr des Hörers zum Leben zu
erwecken – die Klarinetten scheinen wirklich lebensfroh zu tanzen. Zum
anderen komponiert er ein typisches Stück der Wiener Klassik, in dem
die Solisten ihre Musikalität und ihr technisches Können unter Beweis
und die Möglichkeiten der Klarinette in der Vordergrund stellen können.
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NACHGEFRAGT: LEANDRA BREHM
„Was würdest Du abschaffen, wenn Du Bundeskanzlerin wärst?
Wenn ich als Bundeskanzlerin wirklich ohne Weiteres etwas abschaffen dürfte, dann wäre es die Ganztagsschule.
Wofür hast Du das meiste Geld ausgegeben?
Das war definitiv für meine Klarinette.
Gäbe es für Dich auch einen alternativen Berufswunsch?
Im Moment könnte ich mir keinen anderen Beruf vorstellen.
Leandra Brehm
* 1993 in Stuttgart
2001 Beginn
Klarinettenunterricht,
2009 Förderstipendium der
Deutschen Stiftung Musikleben,
2011 Förderstipendium der
Emsbürener Musiktage,
2012 Beginn Studium an der
Hochschule für Musik und
Tanz in Köln
Preise u. a.
2013 2. Preis beim hochschulinternen Wettbewerb
der Hochschule für Musik
und Tanz Köln,
2014 Semifinalistin des
Internationalen Aeolus
Bläserwettbewerbs
Düsseldorf,
Sonderpreise der Firma
Herbert-Wurlitzer, der
Kreissparkassen im Land
Baden-Württemberg
Konzerte u. a.
Stuttgarter
Kammerorchester,
Württembergisches
Kammerorchester
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Was machst Du, wenn Du nicht musizierst?
Ich treffe mich mit Freunden, liege gerne in der Sonne, schlafe und
esse.
Kannst Du das Alphabet rückwärts, während du spielst?
Nein, aber das kann ich auch nicht, wenn ich nichts nebenbei
mache.
Wer oder was hat Dich besonders in der Musik geprägt?
In erster Linie meine Lehrer: Das war zum einen mein Lehrer an der
Musikschule, bei dem ich über zehn Jahre Unterricht hatte, und
natürlich mein jetziger Professor, Ralph Manno.
Gäbe es eine Epoche, in der Du gerne gelebt und musiziert hättest?
Ich denke nicht. Das Leben eines Musiker war zu den meisten Zeiten
sehr hart, und auch wenn es eine Chance wäre, berühmte Komponisten kennenzulernen, so würde ich doch wahrscheinlich nicht
tauschen wollen.
Was möchtest du unbedingt mal tun?
Ich möchte unbedingt einmal eine Wüstensafari machen.
Was ist deine beste Charaktereigenschaft?
Vielleicht meine Ehrlichkeit!?
Bei welchem Musikwerk hättest Du gerne gesagt, dass es aus Deiner
Feder stammt?
Es gibt so viele großartige Musikwerke, dass ich mich nicht festlegen
möchte, welches das beste ist. Abgesehen davon würde mir sowieso
kein Mensch glauben, dass ich komponieren kann ...
NACHGEFRAGT: LENA VELTKAMP
Was würdest Du abschaffen, wenn Du Bundeskanzlerin wärst?
Ich bin nicht sicher, was ich als Bundeskanzlerin abschaffen würde.
Auf jeden Fall würde ich mich als Bundeskanzlerin für die Rechte von
Kindern und für ein friedliches Miteinander der verschiedenen Kulturen einsetzen. Und ich würde für den Kulturbereich einen größeren
Etat bereitstellen.
Wofür hast Du das meiste Geld ausgegeben?
Meine Klarinetten und Klarinettenblätter.
Durch welche Krisen musste Dein Instrument mit Dir gehen?
Eiseskälte bei einem Konzert auf dem Weihnachtsmarkt und eine
lange Flugreise nach China und Venezuela.
Welches Stück würdest Du mit welchem Orchester an welchem Ort
spielen wollen?
Das Klarinettenkonzert von Aaron Copland gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern in der Carnegie Hall.
Gäbe es für Dich auch einen alternativen Berufswunsch?
Mein Vater hätte gerne, dass ich unsere Apotheke übernehme, aber
das kam für mich nie in Frage.
Was machst Du, wenn Du nicht musizierst?
Essen, Schlafen, mit Freunden treffen, mein Ehrenamt in der Kinderklinik ausüben, Sport.
Was war Dein peinlichstes oder lustigstes Erlebnis in Deinem Musikerleben?
Das peinlichste war, als ich mal ohne meine Klarinette zum Unterricht
gegangen bin, da ich sie zu Hause vergessen hatte.
Was möchtest Du unbedingt mal tun?
Ich würde sehr gerne mal Fallschirm springen!!!
Was ist eine ausgeprägte Charaktereigenschaft von Dir?
Eine Kombination aus Optimismus und Organisationstalent. Beide
Eigenschaften sind extrem wichtig bei meinem Berufswunsch.
Welche Frage konnte Dir noch niemand beantworten?
Was wird die Zukunft bringen?
Lena Veltkamp
* 1993 in Goch
1999 Beginn
Klarinettenunterricht
2009 Jungstudentin an der
Hochschule für Musik
und Tanz in Köln,
2012 Beginn Studium an der
Hochschule für Musik
und Tanz in Köln,
2013 Stipendium der KonradAdenauer Stiftung,
Mitglied der „Jungen
Deutschen Philharmonie“
Preise u. a.
2013 1. Preis beim 13. Internationalen Wettbewerb
„Città di Chieri“, Turin,
3. Preis beim internen
Hochschulwettbewerb an
der Hochschule für Musik
und Tanz Köln,
Sonderpreise der
Deutschen Stiftung
Musikleben,
der ZONTA Union
deutsche Zonta Clubs
Konzerte u. a.
Landesorchester
Nordrhein-Westfalen,
Philharmonie der
Nationen, BayerSymphonikern,
Collegium Musicum
7
DMITRI KABALEWSKI – PÄDAGOGISCH WEGWEISENDER
„Arbeit mit Kindern, das ist meine große Liebe, von der ich nicht
loskomme. Ich glaube, dass man mit der Kunst sehr viel Gutes für die
Menschen tun kann ...“
Dmitri Kabalewski bereitet auch heute noch mit seinen Klavierwerken
den Weg für Klavierschüler jeden Alters. Mittlerweile begibt sich
bereits die siebte Generation heranwachsender Pianisten mit seinen
zahlreichen pädagogischen Stücken auf seinen Pfad. Dabei entstanden Kabalewskis Kompositionen für Kinder und Jugendliche
zunächst aus einer Notwendigkeit heraus: Das Repertoire des damaligen Musikunterrichts bezeichnete Kabalewski als „ärmlich“. Er nahm
also selbst die Feder in die Hand und schuf zahlreiche Kunstlieder
sowie Instrumentalstücke, insbesondere für Klavier.
Dmitri Kabalewski
* 30. Dezember 1904
in St. Petersburg
† 14. Februar 1987
in Moskau
Uraufführung:
1953 in Moskau unter
Leitung des Komponisten
Besetzung:
Solo-Klavier, 2 Flöten,
2 Oboen, 2 Klarinetten,
2 Fagotte, 2 Hörner,
2 Trompeten, 2 Posaunen,
Pauken, Schlagzeug,
Streicher
Kabalewski, der 1904 in Sankt Petersburg geboren wurde, studierte
Komposition und Piano am Moskauer Konservatorium unter anderem
bei Nikolai Mjaskowski. Neben seinem musikalischen und pädagogischen Schaffen verfasste er Beiträge für Musikzeitschriften und
wurde Chefredakteur der Zeitschrift „Sowjetskaja Musyka“. Zudem
schrieb er für den Rundfunk und erhielt eine Professur am Moskauer
Konservatorium für Komposition. Kabalewski war Mitglied des sowjetischen Komponistenverbandes und fasziniert von der Idee, die Realität des Sozialismus in seiner Musik widerzuspiegeln, um ihr dadurch
nicht zuletzt auch einen erzieherischen Aspekt zu verleihen.
Merkmal seiner Kompositionen sind die einfach gehaltenen, klaren
und eingängigen Melodien, die häufig volksliedhafte Elemente
aufweisen. So etwa im 1952 entstandenen 3. Klavierkonzert in D-Dur,
das aus drei Sätzen besteht (Allegro molto, Andante con moto und
Presto) und in das er seine Kinderliedkomposition „Unser Land“
einarbeitete. Dieses ist nach dem Violin- und Violoncellokonzert das
dritte Solokonzert, welches Kabalewski der sowjetischen Jugend
widmete.
Kabalewski schafft durch den assoziativ-beschreibenden Charakter
seiner Musik Anknüpfungspunkte für seine Hörerinnen und Hörer.
Nicht selten erscheinen vor dem geistigen Auge anschauliche Bilder
von Orten oder gar ganze Geschichten.
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Unbekümmert, verspielt,
ausgelassen und für die
sowjetische Jugend der
50er Jahre: Das Klavierkonzert Nr. 3
Spaziergang durch das Klavierkonzert Nr. 3
1. Etappe (Allegro molto):
fröhlich, heiter
flott
dialoghaft
majestätisch, rhythmisch, militärisch
unbehaglich
schwärmend
szenisch-bildhaft
2. Etappe (Andante von moto):
imposant, pompös, mächtig
energetisch
marschähnlich
verspielt holprig
fließend, tänzerisch
schleichend
tänzerisch
3. Etappe (Presto):
hüpfend lebhaft
schwebend
brillant
klangvoll
aufsteigend
9
NACHGEFRAGT: JONATHAN ZYDEK
Jonathan Zydek
*1991 in Rüdesheim am Rhein
Erster Klavierunterricht bei
seinem Vater Damian Zydek,
2010 Stipendium der
Carl-Hempel-Stiftung,
2011 Beginn Studium an der
Folkwang Universität
der Künste Essen
Preise u. a.
2014 Hauptpreis des
Köhler-Osbahr-Wettbewerbs
der Stadt Duisburg,
Wettbewerb „High Potential
Classix“ der Folkwang
Universität der Künste Essen
Konzerte u. a. mit
Kammerphilharmonie
„Amade“́ ,
Rheinische
Philharmonie Koblenz
und in der Jahrhunderthalle Bochum
(„Extra Schicht“
im Rahmen des
Klavierfestival Ruhr),
Festival „Sandstein
und Musik“, Prag
10
Welche Komposition würdest Du mit welchem Orchester an welchem
Ort spielen wollen und warum?
Es gab eine Zeit, in der ich fast täglich auf meinem Schulweg die Rachmaninow-Klavierkonzerte rauf und runter gehört habe. Damals war es
eine tolle Vorstellung und Motivation, sich irgendwann nach einem
Konzert von seinem Klavierstuhl erheben zu dürfen, und zu wissen,
dass man stolz auf seine Leistung ist und gleichzeitig realisiert, dass
nicht nur vor einem, sondern auch hinter einem Menschen sitzen, die
es genauso sehen!
Momentan darf ich mich glücklich schätzen, dass ich mich auf jedes
einzelne Projekt, das vor mir liegt, freue, egal wo und in welcher
Besetzung. Besondere Momente beim Spielen sollte man überall und
mit jedem finden wollen!
Welches ist die erste Aufnahme (CD/Vinyl etc.), die Du Dir von Deinem
eigenen Geld gekauft hast?
Tatsächlich war meine Schulzeit eine einzige Tauschbörse verschiedenster Musik, sodass ich selber nicht viele CDs kaufen musste. Klassische CDs und Schallplatten gab es zu Hause bei meinen Eltern und
alles Andere konnte ich mir über Freunde organisieren. Die erste eigene CD, die ich mir dann wirklich kaufen wollte, doch dann „leider“ zum
Geburtstag wenige Tage später geschenkt bekommen habe, war die
Aufnahme von Maurizio Pollini mit den 24 Chopin-Etüden.
Wer oder was hat Dich besonders in der Musik geprägt und warum?
Es ist schwierig, festzumachen, wer einen besonders in der Musik
prägt oder geprägt hat. Nicht nur die musikalische und technische
Entwicklung am Instrument, die man von seinen Lehrern beigebracht
bekommt, spielt eine Rolle, sondern auch die menschliche. Denn
Inspiration schöpft man genauso aus seinem eigenen Umgang mit
Menschen, der Kunst oder einfach dem Leben, wie von den großen
Meistern.
Was machst Du, wenn Du nicht musizierst?
Momentan bewege ich mich immer mehr in die Richtung des VollzeitMusikers und habe deshalb immer weniger Zeit für andere Sachen.
Umso mehr freue ich mich zur Ruhe zu kommen, ob bei Filmen, an
der Luft, oder bei anderen Tätigkeiten, bei denen man einfach mal
abschalten kann.
Gab es schon mal Phasen, in der Du das Musizieren am liebsten sein
gelassen hättest?
Längere Phasen in dem Sinne Gott sei Dank noch nicht. Es gibt
Phasen, wo alles super läuft und man sich auf die tägliche Arbeit
immer wieder freut, vor allem dann, wenn man Erfolge beim Üben
oder Konzertieren feiern kann. Trotzdem gibt es natürlich auch Tage,
wo man sich auch mal wünscht, einfach mal liegen zu bleiben, um
nichts zu tun und die Verantwortung, die man sich und der Kunst
gegenüber hat, zu vergessen. Manchmal muss man das auch tun, um
Abstand zu gewinnen und neue Kraft zu tanken. Oft wundere ich
mich, wie sehr man auch beim Nichtstun trotzdem unbewusst innerlich weiterarbeitet.
Gäbe es für Dich auch einen alternativen Berufswunsch? Wenn ja,
welchen?
Nach dem Abitur und während des Zivildienstes habe ich mich natürlich gefragt, welchen Weg ich einschlagen möchte, weil einem immer
mehr bewusst wird, was es bedeutet, für das Klavier und die Musik zu
leben. Allerdings hatte ich nirgendwo denselben innerlichen Drang
etwas zu bewegen wie beim Klavierspielen.
Bei welchem Musikwerk hättest Du gerne gesagt, dass es aus Deiner
Feder stammt?
Das Wohltemperierte Klavier von Johann Sebastian Bach ist wohl
eines derjenigen Werke, auf das fast jeder große Komponist und
Interpret mit Bewunderung zurückgeschaut hat. Ein Werk, das so
viele neue Perspektiven geschaffen und Vielen Inspiration gegeben
hat und nach wie vor gibt, würde bestimmt jeder gerne zu seinen
„Schöpfungen“ zählen.
Was war Dein peinlichstes oder lustigstes Erlebnis in Deinem Musikerleben?
Konzerte in Altersheimen stellen einen immer wieder vor neue
Herausforderungen. Manchmal ist es schwer, die Konzentration zu
behalten! Als plötzlich – während eines besonders romantischen
Stücks mit einem Cellisten zusammen – ein Herr in der ersten Reihe
mit krächzender Stimme rief: „Mir ist schlecht! Ich will hier raus!“,
musste man sich sehr zusammenreißen, um der doch sehr lustigen
Situation mit dem nötigen Ernst entgegen treten zu können ...
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SERGEJ RACHMANINOW – MEILENSTEINE FÜR PIANISTEN
Sergej Rachmaninow
*1. April (20. März) 1873
bei Nowgorod
† 28. März 1943 in
Beverly Hills
Uraufführung
27. Oktober 1901 in Moskau
durch den Komponisten
Besetzung
Solo-Klavier, 2 Flöten,
2 Oboen, 2 Klarinetten,
2 Fagotte, 4 Hörner,
2 Trompeten, 3 Posaunen,
Tuba, Pauken,
Schlagzeug, Streicher
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Von Schaffenskrisen
Wir erzählen die Geschichte von Sergej Rachmaninow, einem Pianisten und Komponisten, dem man nachsagt, der letzte große Romantiker gewesen zu sein: Als Sohn einer Musikerfamilie wurde er 1873
auf deren adligen Landgut in Oleg, Russland, geboren. Sein Vater,
ebenfalls Pianist, lehrte ihn schon von frühester Kindheit an das
Klavierspiel, bis er als junger Heranwachsender auf Vorschlag seines
Vetters zum Musikstudium nach Moskau zog. Dort erhielt Rachmaninow eine strenge und anspruchsvolle Ausbildung in Klavier und
Komposition, die schnell ihre Früchte zeigte: Rachmaninow schrieb
bereits mit 18 Jahren eines seiner bekanntesten Werke, das Prélude
cis-Moll. 1891 machte er sein Examen und komponierte sich mit
seiner Oper „Aleko“ in die Herzen der Prüfungskommission und der
Kritiker. Eine große Karriere wurde ihm vorhergesagt.
Umso tragischer trafen ihn die vernichtenden Reaktionen des Publikums 1897 bei der Uraufführung seiner Symphonie Nr. 1. Dieser Rückschlag raubte ihm den Glauben an seine kompositorischen Fähigkeiten und stürzte ihn in eine tiefe Depression, von der er sich drei Jahre
lang nicht mehr erholen sollte. Der Erzählung nach suchte Rachmaninow schließlich einen Therapeuten auf. Bei einem Hypnotiseur
gewann er schließlich seine schöpferische Kreativität zurück.
Es folgte mit dem erfolgreichen Klavierkonzert Nr. 2 ein erstes musikalisches Lebenszeichen nach dieser Leidenszeit und somit das
Ende seiner Schaffenskrise. Es ist bis heute eines seiner bekanntesten und meistgespielten Werke. Wer aber beim Hören des zweiten
Klavierkonzertes an Filmmusik denkt, mag auf der einen Seite ein
Filmkenner sein, ist auf der anderen Seite aber doch recht von Rachmaninows Intention entfernt. Ausschnitte und Melodien seines zweiten Klavierkonzertes finden sich zwar in so berühmten Filmen wie
„Das verflixte siebte Jahr“ mit Marilyn Monroe, aber seine Musik war
nie als Filmmusik komponiert. Umgekehrt haben sich jedoch viele
Filmmusikkomponisten an seinem schwelgerischen Stil orientiert.
„ ‚Du wirst dein Konzert schreiben ... Du wirst mit großer Leichtigkeit arbeiten ... Das
Konzert wird von exzellenter Qualität sein ...‘ Es waren immer dieselben Worte, ohne
Unterbrechung. Auch wenn es unglaublich erscheint, diese Therapie half mir wirklich.“
Von Melodien und Verdichtung
Sein Beginn ist das Wiedererkennungsmerkmal: Der erste Satz des
Klavierkonzertes Nr. 2 beginnt mit acht Klavierakkorden, die sich dem
Hörer einprägen. Die Akkorde steigern sich ausdrucksvoll in der Dynamik und bereiten den harmonischen Boden, auf dem sich dann das
Orchester als Hauptakteur mit einer Melodie ausbreiten darf. Klavier
und Orchester bilden auch im Weiteren eine Einheit, verschmelzen
miteinander. Sowohl der erste als auch der zweite Satz verdichten sich
im Verlauf, steigern sich in Bewegung und Dynamik.
Er ist der bekannteste: der zweite Satz mit seinen träumerischen
Arpeggien und der darüber sich entfaltenden Soloflöte. Charakteristika
sind die schwelgerischen, langen Melodiebögen.
Er überrascht: Der dritte Satz verblüfft mit Stimmungswechseln,
scherzhaften Elementen, aufbrausenden Klängen, spritzigen Temposteigerungen, düsteren Episoden, frei erzählenden Passagen und
einem imposant-virtuosen Ende.
13
NACHGEFRAGT: YUHAO GUO
Wann hast Du angefangen, Dein Instrument zu spielen?
Ich habe mit dem Klavierspielen angefangen, als ich sechs Jahre alt
war.
Welche Sprachen zeichnen Deinen kulturellen Hintergrund?
Da meine Eltern vor 25 Jahren aus China nach Deutschland gekommen sind, wird zu Hause auch viel Chinesisch gesprochen. Ich würde
trotzdem Deutsch als meine Muttersprache bezeichnen.
Yuhao Guo
*1992 in Köln
1999 Beginn Klavierunterricht,
2006 Jungstudent an der
Hochschule für Musik
und Tanz Köln,
2011 Stipendium der
Deutschen Stiftung Musikleben,
2012 Beginn Klavierstudium
an der Hochschule für
Musik und Tanz Köln,
2013 Stipendium des
Yehudi Menuhin-Vereins
„Live Music Now“
Preise u. a.
2014 1. Preis Karlrobert
Kreiten Wettbewerb,
Klassikpreis der Stadt
Münster und des WDR,
2014 Steinway-Förderpreis
Konzerte u. a.
Brandenburgisches
Staatsorchester
Frankfurt/Oder,
Torun Symphony
Orchestra (Polen),
Kölner Philharmonie,
Essener Philharmonie
14
Wofür hast du in Deiner Jugend das meiste Geld ausgegeben?
In meiner Jugend habe ich das meiste Geld für meinen ersten Flügel
(einen kleinen gebrauchten Yamaha) ausgegeben, den ich mir immer
gewünscht hatte.
Gab es Höhen und Tiefen beim Lernen Deines Instruments und wie
hast Du diese bewältigt?
Es gibt immer Höhen und Tiefen und das ist auch gut so, sonst wäre
es schnell langweilig ... viele Dinge klappen gut, andere Dinge erfordern Ausdauer und eine gewisse Hartnäckigkeit, um sie zu bewältigen. Vor dem Studium habe ich mich ernsthaft gefragt, ob ich wirklich
mit Musik die richtige Entscheidung treffe. Dies habe ich dann aber
schließlich getan, wie ich heute nach meinem Bachelor-Abschluss
glücklich sagen kann.
Welche Komposition würdest Du mit welchem Orchester/Musikern an
welchem Ort spielen wollen und warum?
Ich träume davon, eines Tages Rachmaninows drittes Klavierkonzert
mit den Berliner Philharmonikern in New York aufzuführen ...
Gäbe es für Dich auch einen alternativen Berufswunsch?
Mein Berufswunsch ist eine gute Mischung aus Unterrichten und
Konzertieren. Etwas anderes kann ich mir nicht mehr vorstellen.
Was machst Du, wenn Du nicht musizierst?
Wenn ich nicht gerade Musik mache, bin ich gerne mit Familie, Freundin und Freunden zusammen. Außerdem verreise ich gerne.
Bei welchem Musikwerk hättest Du gerne gesagt, dass es aus Deiner
Feder stammt?
Ich hätte sehr gern behauptet, ich hätte Rachmaninows zweites
Klavierkonzert geschrieben.
Gäbe es eine Epoche, in der Du gerne gelebt und musiziert hättest?
Ich bin sehr zufrieden in der Gegenwart!
Welches war Dein verrücktestes Erlebnis in Deiner bisherigen Zeit als
Pianist?
Ein bisschen ungewöhnlich, aber wunderschön war eine Hochzeit in
der Provence, bei der ich in einer traumhaften Landschaft draußen
unter Bäumen Klavier spielen durfte. Dies und viele andere schöne
Erlebnisse werde ich nicht vergessen. Fest steht: Als Musiker erlebt
man viele Dinge, die man sonst nie erleben würde!
15
NACHGEFRAGT: CHRISTIAN KLUXEN
Sehr geehrter Herr Kluxen: Wir haben gesehen, dass Sie deutschdänische Eltern haben. In welchem Land sind Sie aufgewachsen?
Und: Können Sie beide Sprachen sprechen?
Mein Vater kam aus Hamburg und meine Mutter aus Kopenhagen,
aber ich bin geboren und aufgewachsen in Dänemark. Ich bin nicht
zweisprachig aufgewachsen, kann aber beide Sprachen, Dänisch und
Deutsch, sprechen.
Christian Kluxen
*1981 in Kopenhagen
Dirigierstudium an der Zürcher
Hochschule der Künste,
Meisterkurse bei Jorma Panula,
Neeme Järvi, Paavo Järvi und
Bernard Haitink,
2010-2013 Mitglied des
„Dirigentforums“ des
Deutschen Musikrates,
2012 Debut an der Dänischen
Nationaloper,
2013 Debut beim Dänischen
Nationalorchester,
2014 Dudamel-Förderstipendium bei dem
Los Angeles Philharmonic
Orchestra
Preise u. a.
2007 Jacob-Gade-Preis,
2011 Stipendium der
Dänischen Richard Wagner
Gesellschaft,
2013 Gladsaxe Musikpreis
Konzerte u. a.
Göteborger Symphoniker,
Straßburger
Philharmoniker,
Kremerata Baltica,
Malmö Symphonieorchester, Manchester
Camerata,
Duisburger
Philharmoniker
16
Welches war Ihr erstes Instrument, das Sie gelernt haben, und durften
Sie dieses frei wählen als Kind?
Das erste Instrument, das ich gelernt habe, war das Schlagzeug. Ich
bekam zu meinem sechsten Geburtstag ein komplettes Drumset von
meinem Bruder geschenkt – ich war sehr glücklich! Danach musste
ich auch Klavier lernen, aber das Klavierspiel habe ich nie richtig
gerne gemocht.
Es ist ungewöhnlich, dass ein Jugendlicher bereits mit 15 Jahren dirigiert. Wie kam es dazu?
Mitten im Zentrum meiner Heimatstadt Kopenhagen ist ein alter
Vergnügungs- und Erholungspark mit dem Namen „Tivoli”. In dem
Park gibt es auch ein großes musikalisches Angebot, zu dem auch
eine Blaskapelle gehört, die aus 8-16-jährigen Jungs besteht. Sie
tragen Uniformen wie die der königlich-dänischen Leibgarde – sogar
mit den typischen Bärenfellhauben.
Seit meinem achten Lebensjahr war ich Mitglied in diesem Orchester.
Es war dort Tradition, dass man, wenn man an einem der Probentage
Geburtstag hatte, ein kleines Werk dirigieren durfte. Als mich der
Leiter an meinem 14. Geburtstag dirigieren sah, fragte er mich, ob ich
nicht bei ihm Unterricht nehmen und das Orchester regelmäßig dirigieren wolle. Und so kam es, dass ich – bevor ich 17 Jahre wurde –
bereits zahlreiche öffentliche Konzerte dirigiert hatte.
Was uns immer wieder beschäftigt: Wenn man als Kind und Jugendlicher so viel Energie und Leidenschaft in die Musik investiert – blieb
damals noch Zeit für Freunde und andere Hobbys?
Das ist nicht eine Frage von Zeit-haben – man MUSS sich Zeit
nehmen für andere Dinge! Freunde, Hobbys, Familie, Schule, Spaß,
Liebe, Partys. Man muss ein vollständiger Mensch sein, um ein vollständiger Musiker werden zu können.
Hätte es für Sie auch eine attraktive Alternative zum Dirigieren gegeben?
Ja, es hätte viele Alternativen gegeben. Ich denke jeden Tag über das
Thema nach. Man sollte seine Augen offen halten und allem gegen-
über aufgeschlossen sein. Mich würde die Vorstellung ängstigen, mein
ganzes Leben immer dasselbe machen zu müssen. Man hat nur ein
Leben – aber unzählige Möglichkeiten. Ich hatte schon mal die Idee,
Koch zu werden, momentan steht im Raum, bildender Künstler zu
werden oder zumindest die Malerei neben der Musik zu betreiben. Ich
habe auch schon über ganz andere Tätigkeiten nachgedacht, Busfahrer
z. B., nur um mal etwas wirklich GANZ Anderes auszuprobieren.
Beim Los Angeles Philharmonic Orchestra haben Sie auch Konzerte mit
pädagogischem Hintergrund dirigiert. Wie gestaltet sich dort der
Kontakt zu dem jungen Publikum?
In LA bin ich immer nur für zwei, drei Tage am Stück in sehr konzentrierten Arbeitsphasen. Ich habe also nicht viele Möglichkeiten, mit
dem jungen Publikum außerhalb der Bühne in Kontakt zu kommen.
Aber ich weiß, dass sie in LA sehr gezielt junge Menschen in das
Konzerthaus bringen und ein neues Publikum aufbauen. Das ist wichtig – allerdings kann man diese Bemühungen nicht direkt in Publikumszahlen oder Geld übersetzen. Es ist eine Investition, die sich erst
in vielen Jahren auszahlen wird. Wichtig ist, dass es nicht nur um
Publikumsentwicklung geht, sondern auch darum, den Menschen
wieder an das Hören heranzuführen. Wir sind so darauf konzentriert,
über Facebook, Twitter und andere virale Medien zu kommunizieren –
aber was ist mit leise sein und zuhören?
Welches Werk steht ganz oben auf Ihrer „Dirigierwunschliste“, dass Sie
es sofort für die kommende Spielzeit auf das Programm setzen
würden?
Eigentlich alles von Richard Strauss. Oder Brahms‘ Klavier-Quartett
arrangiert für Orchester von Arnold Schönberg.
Was war ihr verrücktestes oder absurdestes Erlebnis in Ihrem bisherigen Dirigentenleben?
Vor zwei Jahren dirigierte ich die Oper „Don Giovanni“ von Mozart. Nach
ca. 12 Minuten kommt eine Szene, in der Donna Anna ihren Vater erstochen vorfindet und sagt: „Welch Blut ...“. Genau in diesem Moment habe
ich mich aus Versehen mit meinem Dirigierstab in den Finger gestochen und fing an, sehr heftig zu bluten. Zum Glück gab mir einer der
Cellisten ein Pflaster und ich konnte auch den Rest der Oper weiterdirigieren.
Eine andere merkwürdige Erfahrung hatte ich erst kürzlich, als ich mich
vor der Orchesterprobe mit der Solistin traf. Sie ist Geigerin und erst 22
Jahre alt. Sie schaute in meine Partitur und sagte: „Das ist nicht das
Stück, das ich geübt habe.“ Dann lernte sie in einer Stunde das richtige
Werk, spielte es in der Probe und dann am nächsten Tag im Konzert.
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DIE DUISBURGER PHILHARMONIKER
Musik verbindet Welten und Menschen
Klangerlebnisse schaffen, mit höchster Präzision Musik gestalten, um
unvergessliche Abende zu kreieren und nachhaltige Eindrücke zu
hinterlassen – dafür arbeiten die 93 Musiker der Duisburger Philharmoniker aus rund 15 Nationen stets an dem perfekten Klang, wobei
das Repertoire vom Barock bis zur Moderne reicht. International
renommierte Dirigenten, wie Kirill Petrenko, Alun Francis oder Axel
Kober arbeiteten in jüngster Zeit mit den Duisburger Philharmonikern.
Jonathan Darlington entwickelte von 2002 bis 2011 spannende Alternativen zur konventionellen Programmplanung. Anerkannt wurde das
in der Spielzeit 2009/2010, als die Duisburger Philharmoniker vom
Deutschen Musikverlegerverband für das bundesweit beste Konzertprogramm ausgezeichnet wurden. Die CD-Einspielung des Tschaikowsky-Violinkonzertes mit der Solistin Susanna Yoko Henkel wurde
2011 mit einem begehrten Echo Klassik ausgezeichnet. Im Herbst
2012 übernahm der italienisch-dänische Dirigent Giordano Bellincampi die Leitung der Duisburger Philharmoniker.
Die Liste der mit dem Orchester auftretenden Solisten ist erlesen: als
da wären die Pianisten Barry Douglas und Boris Bloch, die Geiger
Frank Peter Zimmermann und Pinchas Zukermann, Daniel Hope und
Isabelle Faust, die Cellisten Antonio Meneses und Sol Gabetta sowie
Matt Haimovitz, um nur einige zu nennen.
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Regelmäßig ist das Orchester Gast bei international renommierten
Festivals, wie dem Klavierfestival Ruhr und der „Ruhrtriennale“, bei
der sie mit Weltstars wie Vesselina Kasarova, Anna Netrebko und Neil
Shicoff auf der Bühne gestanden haben. In 2011 feierten die Duisburger Philharmoniker bei der „Ruhrtriennale“ mit der Aufführung von
Richard Wagners „Tristan und Isolde“ unter dem Dirigenten Kirill
Petrenko triumphale Erfolge
Ein wichtiges Anliegen des Orchesters ist es, auf das junge Publikum
zuzugehen. Dies geschieht etwa mit dem Educationprogramm „Klasse
Klassik“ oder Projekten wie „Virtuosen von morgen“, in deren Rahmen
jungen Musikerinnen und Musikern die Gelegenheit zur Präsentation
ihres Könnens geboten wird.
ASLI SEVINDIM
Aslı Sevindim wurde als Tochter türkischer Eltern 1973 in Duisburg
geboren und studierte Politikwissenschaften an der Universität Duisburg-Essen. Von 1993-1998 arbeitete sie als Moderatorin und Autorin
bei Radio Duisburg schwerpunktmäßig für türkischsprachige Sendungen. Seit 1999 ist Aslı Sevindim als Journalistin und Hörfunkmoderatorin für den Westdeutschen Rundfunk tätig. Hier moderierte und
schrieb sie für Sendungen wie Funkhaus Europa und Venus FM. 20042006 moderierte sie beim WDR-Fernsehen das interkulturelle Europamagazin Cosmo TV. Seit 2006 ist sie das Gesicht der Nachrichtensendung „Aktuelle Stunde“. Große Aufmerksamkeit erhielt Aslı Sevindim
durch ihre Moderation der Diskussionssendung zum umstrittenen
WDR-Fernsehfilm „Wut“, 2006 in der ARD.
Als Buchautorin debütierte Aslı Sevindim 2005 mit dem humorvollen
Werk „Candlelight Döner: Geschichten über meine deutsch-türkische
Familie“. Im selben Jahr veröffentlichte sie eine Kurzgeschichte für
den deutsch-türkischen Erzählband „Was lebst Du?: Jung, deutsch,
türkisch – Geschichten aus Almanya“.
Aslı Sevindim
Aslı Sevindim wurde 2006 in den Integrationsbeirat der NRWLandesregierung berufen und wurde im gleichen Jahr Mitglied im Kuratorium des Zentrums für Türkeistudien. Für das Kulturhauptstadtjahr
2010 in der Metropole Ruhr war Aslı Sevindim als eine von vier künstlerischen Direktoren zuständig für das Themenfeld „Stadt der Kulturen“.
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Kolja
Artist in Residence
Blacher
Mi 28. / Do 29.01.15, 20.00 Uhr
DUISBURGER PHILHARMONIKER
KOLJA BLACHER Violine/Leitung
Ludwig van Beethoven Ouvertüre zu „Coriolan“ op. 62
Robert Schumann Konzert für Violine und Orchester d-Moll WoO 23
Béla Bartók Divertimento für Streichorchester Sz. 113
Mi 01. / Do 02.04.15, 20.00 Uhr
DUISBURGER PHILHARMONIKER
GIORDANO BELLINCAMPI Dirigent
Carl Nielsen „Helios“, Konzertouvertüre op. 17
Konzert für Violine und Orchester op. 33
Robert Schumann Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 „Frühlings-Sinfonie“
So 19.04.15, 19.00 Uhr
KOLJA BLACHER & FRIENDS
Clemens Hagen, Özgür Aydin,
Raymond Curfs u. a.
Maurice Ravel Sonate für Violine und Violoncello
Brett Dean „Electric Preludes”
für elektrische Violine und Streicher
Dmitri Schostakowitsch Sinfonie Nr. 15 op. 141
in der Bearbeitung für Kammerensemble
von Viktor Derevianko
Tickets: 0203 / 283 62 100
0203 / 5706 - 850
Das Projekt „Artist in Residence"
wird gefördert von
Foto: Bernd Buehmann
duisburger-philharmoniker.de
UND NACH DEM KONZERT:
MEET THE ARTISTS!
Nach dem Konzert haben Sie die Gelegenheit, die
jungen Künstlerinnen und Künstler bei einer
persönlichen Begegnung näher kennenzulernen.
Kommen Sie ins Gespräch mit den „Virtuosen von
morgen“, stellen Sie Fragen und gewinnen Sie
einen Eindruck aus nächster Nähe –
Sie sind herzlich willkommen!
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EASY GO
Das besondere Angebot für junge Menschen
Lust auf Kultur zu kleinem Preis? Auf inspirierende Abende mit Musik und Theater? Auf Ausgehen
mit Freunden? Mit dem Couponheft EASY GO hast Du die komplette Freiheit: Wähle aus allen
Konzerten und Schauspielabenden einer Saison diejenigen aus, die Dich ganz persönlich
interessieren! Löse je einen Gutschein für verschiedene Abende für Dich alleine oder mehrere
Gutscheine für eine Veranstaltung ein und nimm Deine Freunde mit. Für 25 € bekommst Du fünf
Gutscheine. Du zahlst also weniger als bei einem Kinobesuch –
nur 5 € pro Konzert- oder Theaterbesuch!
INFO: Servicebüro im Theater Duisburg, 0203 / 283 62 100
Für Schüler, Studenten und Auszubildende bis zum 27. Lebensjahr. Gültig für alle Preisgruppen. Die Coupons können für Konzerte und
Schauspiele (außer einzelnen Sondervorstellungen) je nach Kassenlage eingelöst werden.
SERVICE
Kartenvorverkauf
Theater Duisburg Servicebüro im Theater Duisburg
Opernplatz (Neckarstr. 1), 47051 Duisburg
Tel. 0203 / 283 62 – 100 · Fax 0203 / 283 62 – 210
[email protected]
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10.00 – 18.30 Uhr · Sa 10.00 – 13.00 Uhr
Verkaufsstellen für Einzelkarten
Deutsche Oper am RheinOpernshop Duisburg
Düsseldorfer Str. 5 – 7, 47051 Duisburg
Tel. 0203 / 570 68 50 · Fax 0203 / 570 68 51
[email protected]
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10.00 – 19.00 Uhr · Sa 10.00 – 18.00 Uhr
Der Opernshop bietet einen kostenlosen Versandservice an.
Karten
westticket, WAZ- und NRZ-Ticket-Vorverkaufsstellen im gesamten Ruhrgebiet und
am Niederrhein sowie bei allen Westticket-Vorverkaufsstellen in Deutschland.
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Impressum
Herausgegeben von:
Stadt Duisburg
Der Oberbürgermeister Sören Link
Dezernat für Familie, Bildung und Kultur
Thomas Krützberg, Kulturdezernent
Duisburger Philharmoniker
Dr. Alfred Wendel, Intendant
Redaktion: Stephanie Riemenschneider
Textnachweis: Die Texte von Linda Berker, Johanna Tabea Jöres, Ronja Kampschulte,
Gerrit Lübow, Lea Ponischowski und Daniel Jung zu den Werken sind Originalbeiträge aus dem Seminar „Werkstatt Musikvermittlung“ der Universität zu Köln.
Zeichnungen zu den Werken: Rüdiger Trebels
Duisburger Philharmoniker auf facebook
Das Projekt „Virtuosen von morgen“ wurde ermöglicht durch die Stiftung Lichterfeld
und die Gesellschaft der Freunde der Duisburger Philharmoniker
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Duisburger Philharmoniker
Neckarstr. 1, 47051 Duisburg
Tel. 0203 / 283 62 – 123
www.duisburger-philharmoniker.de
Mit freundlicher Unterstützung der
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