Absolventin des Master-Studiengangs Molekulare Biologie, Susanne Höing Münstersche Zeitung 11.10.2010 Forscher aus Münster entdecken mögliches ALS-Heilmittel MÜNSTER Es ist die Krankheit, die den genialen Physiker Stephen Hawking zu einem Leben im Rollstuhl zwingt, die seinen Körper fast vollständig lähmt. Gegen das neurologische Leiden ALS, die amyotrophe Lateralsklerose, gibt es keine Heilung - noch nicht. Jetzt könnte einem Forscherteam aus Münster ein Durchbruch gelungen sein. Von Hyun-Ho Cha Entdeckten Wirkstoffe, die eines Tages Alzheimer heilen könnten: Susanne Höing und Dr. Jared Sterneckert vom Max-Planck-Institut in Münster. Forscher des Max-Planck-Instituts für molekulare Biomedizin in Münster haben eine Reihe von Wirkstoffen entdeckt, die sie als Grundlage für ein Medikament nicht nur gegen ALS bezeichnen, sondern auch gegen andere neurologische Krankheiten wie Parkinson, Alzheimer oder Multiple Sklerose (MS). Dr. Jared Sterneckert und seine Mitarbeiterin Susanne Höing entwickelten über mehrere Jahre ein neues Testverfahren, das auf dem Einsatz von Stammzellen basiert. Sie züchteten aus den Stammzellen im Labor motorische Nervenzellen und simulierten die Krankheitsumstände der ALS: Bei der amyotrophen Lateralsklerose sterben aus bisher unbekannter Ursache die motorischen Neuronen ab, das Gehirn verliert also die Kontrolle über die Muskeln im Körper. Todesursache Ersticken Ein ALS-Patient hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von drei bis fünf Jahren nach der Diagnose, häufige Todesursache ist Ersticken. Die Forscher in Münster haben in den vergangenen Monaten etwa 11 000 chemische Wirkstoffe darauf hin getestet, ob sie die Neuronen im Labor vor den Auswirkungen der ALS schützen können. „Großes Potenzial“ Am Ende blieben zwölf Substanzen übrig, die so neu sind, dass sie noch keinen Namen haben. „Einige der Wirkstoffkandidaten wirkten protektiv auf die Motoneurone, andere verhinderten die Entstehung von schädlichen Abbauprodukten“, erklärt Susanne Höing. Vier der Substanzen begünstigten einen Prozess, der vor Nebenprodukten der Zellatmung und Immunabwehr schützt. Da diese Mechanismen nicht nur bei ALS, sondern auch bei Alzheimer, Parkinson und MS eine Rolle spielen, hätten diese vielversprechenden zwölf Wirkstoffe „großes Potenzial“, so Höing. Vor einer Anwendung beim Menschen müssen die Substanzen erst weiteren Tests – unter anderem bei Tieren – unterzogen werden. Diese weiterführende Forschungsarbeit soll am geplanten Stammzellforschungszentrum Care in Münster stattfinden. Die Pharma-Industrie hat beim Max-Planck-Institut schon großes Interesse bekundet.