ORGANISCHE CHEMIE OH HO HO O OH OH Kohlenhydrate OH Kohlenhydrate HO HO O OH OH • Kohlenhydrat (KH) ist ein historischer Sammelbegriff für Polyhydroxyaldehyde oder Polyhydroxyketone. Sie sind eine der drei großen Naturstoffklassen (Lipide, KH, Proteine). • allgemeine Summenformel CnH2nOn = Cn(H2O)n • extrem weit verbreitet in der Natur • große Stoff- und Verbindungsvielfalt Biologische Funktion der KH • Energieträger (Nahrungsmittel) • Reservestoff • Gerüstsubstanz • Signalstoff • Ausgangsstoff für andere Naturstoffklassen Kohlenhydrate Biosynthese der KH = Photosynthese • Biosynthese der KH ist der wichtigste chemische Prozeß in der Natur. • 2x1011 t KH (vor allem Cellulose) werden jährlich durch Pflanzen produziert, 90% davon in Bäumen. • Die Biosynthese der KH erfolgt über die Photosynthese, in der Lichtenergie der Sonne (mittels Chlorophyll und Enzymen) in chemische Energie umgewandelt wird. 6 CO2 + 6 H2O hν C6H12O6 + 6 O2 • Aus Wasser und Kohlendioxid werden organische Stoffe (KH) gebildet, der aus dem Wasser stammende Sauerstoff wird in die Atmosphäre abgegeben. • Der O2- und CO2-Gehalt der Atmosphäre hängt vom Gleichgewicht zwischen Photosynthese (CO2-Verbrauch, O-Generierung) und Oxidation (Atmung, Verbrennung, O-Verbrauch, CO2-Generierung) ab. Klassifizierung sacchara (lat.) - Zucker γλυκυσ (grch.) - süß KH werden durch die Endung -ose gekennzeichnet. Einteilung nach Anzahl der KH-Bausteine • Monosaccaride (nicht weiter hydrolysierbar, Zucker-”Grundeinheit”, z.B. Glucose, Fructose, Mannose) • Oligosaccharide (enthalten mehrere Monosaccharide) - Disaccharide (z.B. Rohrzucker) / Trisaccharide / Tetrasaccharide ... • Polysaccharide (enthalten viele Monosaccharide, z.B. Cellulose, Stärke) Einteilung nach Lage der Ketogruppe • Aldosen (Polyhydroxyaldehyde, C=O endständig) • Ketosen (Polyhydroxyketone) Einteilung der Monosaccharide nach Anzahl der C-Atome • Triosen (C3), Tetrosen (C4), Pentosen (C5), Hexosen (C6) Mono-und Oligosaccharide sind gut wasserlösliche, kristalline, meist süß schmeckende Substanzen. Polysaccharide sind meist amorph, schwer löslich, geschmacklos. Struktur und Chiralität der Kohlenhydrate Ein asymmetrisches C-Atom ist ein chirales Zentrum (*), das der Verbindung optische Aktivität verleiht. Glycerinaldehyd (Stammsubstanz der Kohlenhydrate) enthält ein asymmetr. C, bildet zwei Enantiomere (Spiegelbild-Isomere). Enantiomere bewirken die Drehung der Ebene linear polarisierten Lichtes um einen identischen Betrag in die jeweils entgegengesetzte Richtung. Enantiomere Identische physikal. Eigenschaften, außer Verhalten gegenüber polarisiertem Licht, z.B. D-Glucose - L-Glucose Diastereoisomere mehr als ein asymm. C, unterschiedliche physikal. Eigenschaften, keine Spiegelbilder, z.B. D-Glucose / D-Galaktose n asymm. C-Atome 2n Stereoisomere (Enantiomere) 2n-1 Diastereomerenpaare Struktur und Chiralität der Kohlenhydrate Das kleinste Kohlenhydrat, der Glycerinaldehyd, besteht aus 3 C-Atomen, einer Aldehydgruppe und zwei Hydroxylgruppen. Es existieren zwei Enantiomere (optische Isomere), die je nach Konfiguration am asymmetrischen C-Atom als D- und L-Isomere (entspricht R und S) bezeichnet werden. H HO O * H CH2OH L-Glycerinaldehyd [α]25D = 8,7° H H O * OH CH2OH D-Glycerinaldehyd [α]25D = - 8,7° Fast alle natürlich vorkommenden Kohlenhydrate weisen die D-Konfiguration auf (im Gegensatz zu den 20 natürlichen Aminosäuren, die alle die L-Konfiguration haben). Kohlenhydrate D-Familie der Aldosen • Eine D-Form liegt vor, wenn die OH-Gruppe am asymm. C, das von der Ketogruppe am weitesten entfernt ist, in der Fischer-Projektion rechts steht. • Die Zahl der Isomeren hängt von der Zahl der asymm. C ab (2n). H H H O H O H O O * OH CH2OH D-Glycerinaldehyd H * OH HO H * OH H CH2OH D-Erythrose * H * OH CH2OH D-Threose H HO * OH * H CH2OH L-Threose Nur das am weitesten von der Ketogruppe entfernte chirale C gibt die Zuordnung zur D- und L-Reihe an. Die Familie der D- Aldosen Durch „Hinzufügen“ eines neuen chiralen C, das zwei Konfigurationen haben kann, entsteht die nächsthöhere Aldose: die Triose D-Glycerinaldehyd ergibt 2 D-Tetrosen, diese ergeben 4 D-Pentosen, diese wiederum 8 D-Hexosen. O H H O L-Glycerinaldehyd HO H H CH2OH H H HO O H D-Glycerinaldehyd OH CH2OH O H O H OH HO H H OH HO H HO H H OH H CH2OH L-Threose CH2OH L-Erythrose CH2OH D-Erythrose O H OH CH2OH D-Threose Enantiomere Diastereomere Diastereomere Das am weitesten von der Aldehydgruppe entfernte chirale C gibt die Zuordnung zur D- und L-Reihe an. Alle Aldosen tragen die Endung -ose. Ribose und Xylose sind die wichtigsten Pentosen, Glucose die bei weitem wichtigste Hexose. Kohlenhydrate Acyclische Formen der D-Aldosen H H H O H OH H OH H CH2OH D-Erythrose O OH HO H OH D-Ribose H OH D-Arabinose H OH H OH H H HO H H O H OH HO H H D-Xylose HO H D-Lyxose OH O H OH HO H H OH HO H HO H H OH H OH HO H OH H OH HO H OH H OH H OH H OH HO H OH H OH H OH H OH H D-Allose H O H CH2OH H H CH2OH CH2OH CH2OH D-Altrose D-Glucose D-Mannose H OH CH2OH D-Gulose O H H CH2OH CH2OH O OH CH2OH D-Threose O H OH H H H H O HO O H O H CH2OH D-Glycerinaldehyd CH2OH H O HO H OH CH2OH O H H H O H O OH HO H OH HO H HO H H HO H HO H OH CH2OH D-Idose H OH CH2OH D-Galactose H OH CH2OH D-Talose Kohlenhydrate Acyclische Formen der D-Ketosen CH2OH CH2OH Dihydroxyaceton In analoger Weise wird die Familie der D-Ketosen vom Dihydroxyaceton abgeleitet. Viele Ketosen tragen die Endung -ulose. Die Hexulosen besitzen eigene Bezeichnungen. O D-Tetrulose O CH2OH H OH CH2OH CH2OH O CH2OH O D-Ribulose H OH HO H OH H CH2OH CH2OH OH CH2OH O H OH HO H OH H OH HO H OH H OH H CH2OH D-Fructose CH2OH O H CH2OH D-Psicose D-Xylulose CH2OH CH2OH O H H O OH HO H H HO H OH CH2OH D-Sorbose H OH CH2OH D-Tagatose Kohlenhydrate Wichtige Strukturbegriffe Enantiomere: Spiegelbild-Stereoisomere: D- und L-Zucker Epimere: • Isomere, die sich nur am C-2 unterscheiden: D-Glucose ist epimer zu DMannose, D-Ribose epimer zu D-Arabinose. • Oft in erweiterter Bedeutung gebraucht: Diastereoisomerenpaar, das sich nur an einem chiralen Zentrum unterscheidet (egal, ob C-2 oder anderes chirales C). • Epimere, die sich nur am C-2 unterscheiden, können sehr leicht unter alkalischen Bedingungen (pH 11, 25°C) ineinander übergeführt werden: DGlucose in D-Mannose und umgekehrt. Diastereomere: Unterscheiden sich in einem oder mehreren chiralen Zentren: D-Glucose / D-Mannose oder D-Glucose / D-Idose, u.a. Ringbildung in Kohlenhydraten Die offenkettigen Formen von KH existieren nur zu geringem Prozentsatz, sie bilden stabile Ringe aus. Dabei greift eine OH-Gruppe an der Aldehydgruppe an und bildet ein Halbacetal. Es entstehen bevorzugt Pyranosen (6er-Ringe), auch Furanosen (5er-Ringe), von den Heterocyclen Pyran und Furan abgeleitet. Es entsteht ein neues asymm. C-Atom an C-1, das anomere C-Atom. HO H HO H H OH H H O H H OH CH2OH D-Glucose Furanose (5er-Ring) HO O OH H HO H HO H OH H H OH H CH2OH D-Glucose Kettenform H OH H O OH CH2OH D-Glucose Pyranose (6er-Ring) Sesselkonformation der Pyranosen H HO HO H OH HO H H OH OH H HO HO α-D-Glucopyranose [α]= +18.7° ~35% HaworthFormeln OH OH H H H H OH O H β-D-Glucopyranose [α]= +18.7° 65% H H HO H H OH H OH H H β-D-Glucopyranose [α]= +112° 65% D-Glucose 0.06% CH2OH O OH H H H OH HO H H OH HO HO OH HO O OH H OH OH CH2OH D-Glucose 0.06% CH2OH O H H H H OH HO OH H OH α-D-Glucopyranose [α]= +112° ~35% Ringbildung in Kohlenhydraten α- und β-Konvention • Aufgrund der Hemiacetal-Ringbildung entsteht am C-1 ein neues asymmetrisches C-Atom. • Die beiden diastereoisomeren Hemiacetale, auch Anomere genannt, werden mit α und β bezeichnet. • Die Pyranosen liegen in der stabilen Sesselkonformation vor. • Die β-D-Glucose ist sehr stabil, da alle Substituenten equatorial (in trans-Stellung) angeordnet sind. • Ringformen von KH werden in Konformationsformeln (SesselForm) oder in Haworth-Formeln (Sechseck-Form) dargestellt. HO CH2OH O HO HO OH OH α-D-Glucopyranose CH2OH O OH HO OH β-D-Glucopyranose Kohlenhydrate - Mutarotation am Beispiel Glucose Wird entweder reine α-D-Glucopyranose ([α]D20=+112°) oder reine β-DGlucopyranose ([α]D20 = +19°) in Wasser gelöst, so ergibt sich stets eine Produktmischung mit einer optischen Drehung von [α]D20 von +52,7°. Diese Mischung besteht im Gleichgewicht aus fünf verschiedenen Verbindungen, die sich ineinander über die offene Kettenform umwandeln: Mutarotation. CH2OH CH2OH HO O OH OH H O HO OH β-D-Glucofuranose (0.5%) CH2OH O HO HO OH OH HO OH OH OH CH2OH OH OH β-D-Glucopyranose (62%) D-Glucose (0.002%) O OH α-D-Glucofuranose (0.5%) HO CH2OH O HO OH OH α-D-Glucopyranose (37%) Bildung von Glycosiden • Reagiert eine Pyranose - als relativ labiles cyclisches Halbacetal - mit einem Alkohol, entsteht ein stabiles Acetal, das bei KH mit der Endung -id charakterisiert wird. Der Alkohol kann auch ein anderer Zucker sein. • Das Glykosid ist stabil und kann sich nicht mehr über die offenkettige Form in andere Ringformen umwandeln. • Es entsteht ein glykosidische Bindung. OR OR OH CH2OH O H H OH H OH H HO H OH α- oder β-D-Glucopyranose + CH3-OH O-CH3 CH2OH O H H + CH3-OH H + H OH - H2 O HO O-CH3 H OH Methyl-α-Dglucopyranosid + H-OH CH2OH O O-CH3 H H H OH HO H H OH Methyl-β-Dglucopyranosid Isomeriemöglichkeiten in Kohlenhydraten Isomerie zwischen Aldosen und Ketosen • gleiche C-Anzahl • Konstitutionsisomere Unterschiede in der Konfiguration von C-Atomen • nichtglykosidische C-Atome: Epimere (Unterschied an C-2, bzw. anderen C) • glykosidische C-Atome: α- und β-Isomere • Konfigurationsisomere Ringisomere: • Furanoseform (5er-Ring) • Pyranoseform (6er-Ring) • Konstitutionsisomere Alle auftretenden Isomere sind unterschiedliche Verbindungen mit unterschiedlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften. Wichtige Monosaccharide Glucose • Hexose, Aldose • Trivialnamen: Traubenzucker, Dextrose (dreht polarisiertes Licht nach rechts) • häufigste organische Verbindung • Grundstruktur von Cellulose, Stärke, Rohrzucker, etc. • im Blut enthalten, wichtiger Ausgangsstoff im Stoffwechsel H O CH2OH O OH HO OH OH HO HO OH OH CH2OH D-Glucose β-D-Glucopyranose Wichtige Monosaccharide Mannose und Galactose • Hexosen, Aldosen • Mannose ist in den Zellwänden der Hefen enthalten. Mannose ist ein C-2-Epimer der Glucose. • Galactose ist im Milchzucker enthalten (C-4-Epimer der Glucose). • Mannose und Galactose kommen in Verbindung mit Proteinen (Glycoproteine) und Fetten (Glycolipide) vor. Glycolipide und Glycoproteine sind Schlüsselverbindungen in der Zellerkennung (z.B. Blutgruppen), bei Reaktionen des Immunsystems und bei Infektionen. H O OH HO H O HO HO O OH OH OH OH OH CH2OH CH2OH D-Glucose H D-Mannose HO HO OH CH2OH D-Galactose Wichtige Monosaccharide Fructose • Hexose, Ketose • Trivialname Lävulose (dreht polarisiertes Licht nach links) • Bestandteil des Rohrzuckers • starke Süßkraft, als Zuckerersatzstoff verwendet • enzymatische Herstellung aus Glucose (Glucose-Isomerase) H O CH2OH O OH HO HO OH OH OH OH CH2OH CH2OH D-Glucose D-Fructose Reaktionen der KH • Kohlenhydrate ergeben die Reaktionen von Carbonylverbindungen (Aldehyde und Ketone): Bildung von Acetalen / Ketalen, Cyanhydrinen, Stickstoffderivaten (Oxime, Hydrazone) etc. • Sie geben ebenso typische Reaktionen von Alkoholen: Veretherung, Veresterung, Eliminierung etc. Maillard-Reaktion • Die Maillard-Reaktion ist eine komplizierte Reaktion zwischen reduzierenden Zuckern und Aminosäuren (Proteinen), die in Lebensmitteln beim Erwärmen / Erhitzen (Backen, Braten) auftritt. Sie liefert komplexe, braungefärbte Produkte mit häufig intensivem Aroma und wird daher auch als „nichtenzymatische Bräunung“ bezeichnet. Reaktionen der KH Epimerisierung • Kohlenhydrate epimerisieren im schwach alkalischen Milieu, sie sind daher nur im pH-Bereich 3-7 stabil. H • Durch Keto-EnolTautomerie bilden Aldosen im Basischen ein Endiol (Doppelbindung mit zwei OH-Gruppen). • Das Endiol steht mit der Ketose und den zwei C-2Epimeren im Gleichgewicht. • Glucose bildet durch KetoEnol-Tautomerie Fructose und Mannose, im schwach Basischen stehen die drei Zucker im Gleichgewicht. OH C HO EndiolOH Zwischenprodukt OH OH CH2OH H O CH2OH O OH HO HO H O HO HO OH OH OH OH OH OH CH2OH CH2OH CH2OH D-Glucose D-Fructose D-Mannose Reaktionen der KH Zersetzung im stark Alkalischen • Im stark alkalischen Bereich (>pH 11) zersetzen sich Kohlenhydrate zu C-3-Verbindungen. Es entstehen Milchsäure, Brenztraubensäure, Acetol und Redukton, die wiederum Folgeprodukte geben können. • Weiterhin wird eine Vielzahl gefärbter Verbindungen (Chromophore) in geringer Menge gebildet. H CH2OH O CH3 Acetol COOH O CH3 COOH H OH CH3 O O CH3 BrenzMilchsäure Redukton traubensäure Reaktionen der KH Dehydratisierung • Im stark sauren Bereich und durch erhöhte Temperatur zyklisieren KH zu Furanen unter Eliminierung von Wasser. Aus Pentosen entsteht Furfural, aus Hexosen Hydroxymethylfurfural. • Die zwei Furfural-Derivate und ähnliche Verbindungen sind Aromastoffe, sie entsteht z.B. beim Brotbacken. O O H Furfural H HO H O O H Hydroxymethylfurfural (HMF) Nachweisreaktionen der KH Allgemeine Nachweise • Kohlenhydrate lassen sich durch Messung des Drehwinkels mittels Polarimeter nachweisen. • Enzymatische Reaktionen gestatten die quantitative Bestimmung bestimmter Zucker, z.B. Bestimmung des Blutzuckergehaltes (Glucose). • KH ergeben sehr sensitive Farbreaktionen mit bestimmten Reagenzien: - Orcin / FeCl3 ergibt eine Blaufärbung mit Pentosen - Anthron in H2SO4 ergibt mit KH eine Grünfärbung. Nachweis der reduzierenden Wirkung • Aldosen haben aufgrund der Aldehydgruppe eine intensiv reduzierende Wirkung. Sie werden sehr leicht zu den entsprechenden Säuren oxidiert. • Ketosen besitzen eine Ketogruppe, die nicht weiter oxidiert werden kann, und sind deswegen nichtreduzierend. • Als Nachweisreagenz für die reduzierende Wirkung dienen: - ammoniakalische AgNO3-Lösung, wird zu Silberniederschlag / -spiegel - Fehlingsche Lösung (Cu++-Komplex), wird zu rotem Cu2O-Niederschlag Reduzierende und nichtreduzierende Zucker • Durch die Aldehydgruppe (Kettenform) wirken Aldosen stark reduzierend, Ketosen dagegen nicht. • Durch das labile Halbacetal, das mit der Kettenform im Gleichgewicht steht, sind die Ringformen der Aldosen ebenso reduzierend. • Glykoside (stabiles Acetal) von Aldosen sind nicht mehr reduzierend, da die Kettenform nicht mehr gebildet werden kann. H OH OH CH2OH O CH2OH O OH HO nicht red. (Glycosid) reduzierend O HO HO OH HO HO O-CH3 OH OH CH2OH HOH2C HO nicht red. O HO OH HOH2C O HO O reduzierend OH OH Nur Zucker mit einer endständigen Aldehydgruppe (als Kette oder Halbacetal) sind reduzierend. Liegt die Aldehydgruppe als Acetal in einem Glykosid vor, z.B. innerhalb von KH-Ketten, geht die reduzierende Wirkung verloren. Produkte von KH Vitamin C • Vitamin C (Ascorbinsäure) ist eine stark reduzierende Verbindung, die als hydrophiles Antioxidans (Radikalfänger) im Körper wirkt. Die reduzierende Wirkung beruht auf der Endiol-Struktur (Redukton-Struktur). • Es wird zur Dehydroascorbinsäure, einer 1,2,3-Triketoverbindung, oxidiert. • Der Tagesbedarf beim Menschen beträgt 40-80 mg. • Vitamin C ist in Citrusfrüchten und Obst enthalten. • Die technische Herstellung erfolgt in einer mehrstufigen, gemischt enzymatisch-chemischen Synthese aus D-Glucose. H 1 O O O HO O OH O HO OH OH 6 CH2OH D-Glucose HO ox. O O HO CH2OH Ascorbinsäure HO CH2OH Dehydroascorbinsäure Kohlenhydrate: Disaccharide • Disaccharide bestehen aus zwei Monosacchariden, die über eine glykosidische Bindung verknüpft sind. Sie werden in zwei Gruppen eingeteilt: - reduzierende Disaccharide - nichtreduzierende Disaccharide. • Reduzierende Disaccharide beitzen eine endständige Aldehydgruppe, die als Halbacetal vorliegt. • Disaccharide sind nichtreduzierend, wenn beide Monosaccharide über die anomeren C (C-1) verbunden sind. Damit liegen beide Aldehydgruppen der Monosaccharide als stabiles Acetal vor. nicht red. (Acetal, Glycosid) O 4 OH 1 O 4 reduzierend (Halbacetal) nicht red. (Acetal, Glycosid) O O 1 OH 4 OH 1 O O 1 4 OH Kohlenhydrate: Disaccharide Saccharose („Rohrzucker“) HOH2C HO O 4 HO 1 OH CH2OH O HO 4 OH α O β 2 CH2OH 1 • Glucose und Fructose • Bindung erfolgt über die beiden anomeren C-Atome: nichtreduzierend. • Saccharose ist stabil gegen Alkalien, wird aber durch Säure oder das Enzym Invertase gespalten. Das entstehende Gemisch aus Fructose und Glucose wird Invertzucker genannt. (Bei der Hydrolyse kehrt sich der optische Drehsinn durch den stark negativen Wert der Fructose um.) α-D-Glucopyranosyl-(1-->2)-β-D-Fructofuranosid Saccharose ---> Glucose + Fructose [α]D + 66.5° [α]D+52° [a]D-92° Cellobiose Kohlenhydrate: Disaccharide CH2OH O H H H CH2OH 1 H OH O β O 4 H OH H H OH 4 H 1 OH HO H H OH • Glucose und Glucose • reduzierend • β-Verknüpfung • durch enzymatischen Abbau von Cellulose β-D-Glucopyranosyl-(1-->4)-α-D-Glucopyranose Maltose („Malzzucker“) CH2OH CH2OH H O H H O H 1 H 4 H 4 H 1 H OH OH α HO O OH H OH H OH • Glucose und Glucose • reduzierend • α-Verknüpfung • durch enzymatischen Abbau von Stärke α-D-Glucopyranosyl-(1-->4)-α-D-Glucopyranose Kohlenhydrate: Disaccharide Lactose („Milchzucker“) CH2OH O H H H CH2OH 1 H OH O β O 4 HO OH H H OH 4 H 1 OH H H H OH • Galaktose und Glucose • reduzierend • β-Verknüpfung • zu ~5% in der Milch der Säugetiere enthalten • technisch aus Molke gewonnen β-D-Galactopyranosyl-(1-->4)-α-D-Glucopyranose Kohlenhydrate: Zusammenfassung • KH sind entweder Aldosen oder Ketosen. Sie sind optisch aktiv, fast alle natürlichen KH gehören der D-Reihe an. • Aldosen wirken reduzierend, Ketosen nicht. • KH sind im stark Basischen und stark Sauren instabil. • KH treten selten in der offenkettigen Form, sondern meist in der Ringform (Furanosen oder Pyranosen) auf. • Verknüpfung von Monosacchariden erfolgt durch Acetalbildung an C-1 (glykosidische Bindung). • Monosaccaride: Glucose, Mannose, Galactose (Aldosen) Fructose (Ketose) • Oligosaccharide: Disaccharide reduzierend: Cellobiose, Maltose, Lactose nichtreduzierend: Saccharose... Kohlenhydrate: Polysaccharide • Polysaccharide bilden sehr große Makromoleküle (Molekulargewichte 30000 - 15 Mio). • Polysaccharide sind natürliche Polymere, die aus Zuckermonomeren aufgebaut sind. • Polysaccharide sind in Wasser unlöslich oder schwer löslich. • Viele Polysaccharide quellen in Wasser oder bilden Gele. • Polysaccharide werden in Homopolysaccharide (bestehend aus gleichartigen Zuckermolekülen) und Heteropolysaccharide (bestehend aus verschiedenartigen „Monomeren“) unterschieden. Biologische Funktionen der Polysaccharide • Reservestoffe - für Pflanzen: Stärke, Inulin - für Tiere: Glykogen • Gerüstsubstanz - für Pflanzen: Cellulose, Hemicellulosen - für Tiere: Chitin • Wasserbindung in Geweben: z.B. Mucopolysaccharide (Gelenke), Hyaluronsäure (Auge) Kohlenhydrate: Stärke • Stärke ist nach Cellulose das zweithäufigstes Naturpolymer. • Vorkommen vor allem in den Samen (70%) und Knollen (30%) höherer Pflanzen, besonders in Getreide, Mais, Erdäpfeln, Maniok, Reis, Sago etc., in Form von Stärkekörnern, deren Größe, Form und Morphologie charakteristisch für die jeweilige botanische Quelle sind. • Stärke ist das Speicherkohlenhydrat der Pflanzen. • Die meisten Stärkearten sind aus 2 Polysacchariden aufgebaut: Amylose und Amylopektin. • Stärke ist ein Homopolymer aus Glucoseeinheiten. Stoffwechsel der Stärke • Stärke wird im Körper durch Amylasen abgebaut. α-Amylasen spalten die glykosidischen α-1-4-Bindungen bis hin zum Disaccharid Maltose. • Maltose wird dann von Maltasen in zwei Molekäle Glukose zerlegt. • Andere Enzyme spalten die α-1-6-Brücken (R-Enzyme) und gelegentliche β-1-4-Bindungen (Z-Enzyme). Kohlenhydrate: Stärke Amylose α-1-4-Verknüpfung • lineare Polysaccharide aus D-Glucoseeinheiten • natürliches Polymer, aus dem Monomer D-Glucose aufgebaut • D-Glucose über α-1-4-Bindungen verknüpft • 250 - 6000 „Monomere“ • 20-30% der Stärke • schraubenförmige Anordnung der Zuckerkette: Helix • mäßig wasserlöslich • Jod „paßt“ genau in die Hohlräume der Helix und bildet eine tiefblau gefärbte Einschlußverbindung (Nachweis von Stärke). Amylose Kohlenhydrate: Stärke Amylose: Zuckerkette und Helix Amylopektin Kohlenhydrate: Stärke α-1-4-Verknüpfung α-1-6-Brücke • verzweigtes Polysaccharide aus D-Glucoseeinheiten • natürliches Polymer, aus dem Monomer D-Glucose aufgebaut • D-Glucose über α-1-4-Bindungen verknüpft, und durch ~5% α-1-6-gebundene Brücken vernetzt (1 Brücke pro 20 Monomere) • 10050 - 100000 „Monomere“ • Anteil 70-85% der Stärke • nicht wasserlöslich, quillt, Gelbildung Kohlenhydrate: Stärke Amylopektin Amylopektin: Kettenstruktur und Verzweigungen Kohlenhydrate: Glykogen • Glykogen ist das Speicherkohlenhydrat tierischer Organismen. • eingelagert in der Leber • Glykogen ist ein Homopolymer aus D-Glucoseeinheiten • natürliches Polymer, aus dem Monomer D-Glucose aufgebaut • D-Glucose über α-1-4-Bindungen verknüpft, und durch 10-15% α-1-6-gebundene Brücken vernetzt • Aufbau sehr ähnlich der Stärke, jedoch stärker verzweigt (1 Brücke pro 8-12 Einheiten) • Molekulargewicht bis zu 20 Mio Kohlenhydrate: Cellulose • Cellulose ist die häufigste organische Verbindung und mengenmäßig der bedeutendste Naturstoff. Sie ist die Hauptkomponente der Zellwände höherer Pflanzen, verleiht den Pflanzen Festigkeit. Die Cellulosegehalte variieren: z.B. Baumwolle (100%), Flachs (80%), Jute (60-70%), Holz (40-50%). • Cellulose ist wie Stärke und Glykogen ein Homopolymer aus D-Glucose. Die „Monomere“ sind jedoch β-1-4-verknüpft (β-D-Glucose ist sehr stabil, alle Substituenten equatorial angeordnet). • Die parallel verlaufenden, linearen Cellulosemoleküle werden durch intermolekulare Wasserstoffbrücken aneinander gebundenen. Durch weitere H-Brücken entstehen Mikrofibrillen. Die Mikrofibrillen lagern sich wiederum zusammen, je nach Ordnungsgrad entstehen mikrokristalline und amorphe Bereiche, die die hohe Festigkeit, Reißfestigkeit und Beständigkeit bedingen. Kohlenhydrate: Cellulose β-1-4-Verknüpfung H-Brücken zwischen Celluloseketten Cellulosederivate • Cellulose ist der Grundstoff für gesamte Industriezweige: Holzverarbeitung, Möbel-, Papier-, Viskose- und Cellulosefaserindustrie. • Um Cellulose chemisch oder zu Fasern verarbeiten zu können, muß sie gelöst oder in lösliche Derivate überführt werden. • Cellulose ist aufgrund ihrer polymeren Struktur und der starken H-Brücken sehr schwer löslich. Es existieren nur sehr wenige Cellulose-Lösungsmittel: - Dimethylacetamid / LiCl - [Cu(NH3)4](OH)2 (Schweizers Reagenz) - Kupfer-Diethylendiamin-Komplex (Cuen) - N-Methylmorpholin-N-oxid (NMMO). • Die Derivatisierung der Cellulose erfolgt an den OH-Gruppen, die teilweise oder vollständig zu Estern, Ethern etc. umgesetzt werden können. • Die wichtigsten Derivate sind: Celluloseacetate (für Fasern, Armaturen, Rohre, Folien („Cellophan“) Fotofilme), Viscose (Cellulosexanthogenat, für Viskosefasern, Rayon) und Cellulosenitrate (für Lacke, Schießbaumwolle, früher Celluloid). Kohlenhydrate: Hemicellulosen • Im Gegensatz zu Cellulose, die in allen Pflanzen die gleiche Struktur besitzt, gibt es viele verschiedene Hemicellulosen. • Hemicellulosen („Holzpolyosen“) sind neben Cellulose und Lignin der dritte Hauptbestandteil der Zellwände höherer Pflanzen (Holz). • Hemicellulosen sind meist Homopolysaccharide von stark variierender Zusammensetzung, meist β-1-4, auch β-1-6 und β-1-3-verknüpft. Oft treten jedoch gemischte Monomere auf: Heteropolysaccharide. • In Nadelhölzern sind die Grundbestandteile Hexosen, es entstehen die Hemicellulosen Mannan, Galactan. In Laubhölzern werden Xylan und Araban aus Pentosen (Xylose, Arabinose) gebildet. • Xylan ist auch in Stroh, Mais, Kleie enthalten. Durch starke Säuren bildet es (analog den „monomeren“ Pentosen) Furfural. H O H H O H O H OH O H OH O H H H H H H OH O H H OH H OH O H H H OH Xylan (Laubhölzer) Kohlenhydrate: Pektine • Vorkommen in den Schalen von Pflanzen und Früchten (Apfel 10-15%, Orangen- und Zitronenschalen ca. 20-30%). • Aus Obstschalen durch wässrige Extraktion bei 50-90°C, pH 1-3, gewonnen. • Pektine bilden in Gegenwart von Säuren oder bei Erhitzen / Abkühlen leicht Gallerte (Gelbildung). Die Gelbildungsrate ist abhängig vom Veresterungsgrad. • Verwendung: Marmeladen, Gelees, Eiscreme etc. O OH • Pektine sind Homopolysaccharide aus α-1,4-verknüpfter D-Galacturonsäure (100 - 2000 „Monomere“). • Die Uronsäuren liegen teilweise methyliert (als Methylester) vor. Pektine O HO OH α OO 4 HO O-CH3 O 1 OH α O O OH O HO OH α Kohlenhydrate: Chitin • Chitin ist die Gerüstsubstanz im Exoskelett von Insekten und Krebstieren und ist in Pilzen enthalten. • Chitin ist ein Homopolymer aus β-1,4-verknüpften N-AcetylglucosaminEinheiten. Es ist analog der Cellulose aufgebaut, enthält aber eine Acetylaminogruppe anstelle der OH-Gruppe an C-2. • Glucosamin-(2) kommt in der Milch vor, das Monomer des Chitins ist die acetylierte Form, N-Acetylglucosamin. CH2OH O H H OH H OH H HO H OH D-Glucopyranose (α- oder β) CH2OH O H H OH H OH H HO H NH2 D-Glucosamin-(2) CH2OH O H H OH H OH H HO H NH O N-Acetylglucosamin CH3 Kohlenhydrate: Zusammenfassung • KH sind entweder Aldosen oder Ketosen. Sie sind optisch aktiv, fast alle natürlichen KH gehören der D-Reihe an. • Aldosen wirken reduzierend, Ketosen nicht. • KH sind im stark Basischen und stark Sauren instabil. • KH treten selten in der offenkettigen Form, sondern meist in der Ringform (Furanosen oder Pyranosen) auf. • Verknüpfung von Monosacchariden erfolgt durch Acetalbildung an C-1 (glykosidische Bindung). • Monosaccaride: Glucose, Mannose, Galactose (Aldosen) Fructose (Ketose) • Oligosaccharide: Disaccharide reduzierend: Cellobiose, Maltose, Lactose nichtreduzierend: Saccharose... • Polysaccharide: Homopolysaccharide Stärke (Amylose und Amylopektin) Glykogen (“tierische Stärke”) Cellulose Hemicellulosen, Pektine, Chitin