Elektrizitätslehre – Gleichstrom 26. Gleichstrom 26.1. Stromstärke − Während der Zeit dt fließe durch den Querschnitt eines Leiters die Ladung dQ ⇒ es herrscht die Stromstärke I= Maßeinheit: dQ dt [ I] = A = (1) As C = s s SI Die Maßeinheit Ampere entspricht also dimensionsmäßig Ladung pro Zeit. − Wenn man bedenkt, dass Ströme fließende Ladungen sind und Ladungen erhalten bleiben, ergibt sich regelrecht trivial die KIRCHHOFFsche Knotenregel: An jedem Knoten einer Schaltung muss ebensoviel Ladung zu- wie abfließen. Die Summe aller Ströme ist Null. ∑ Ii = 0 (2) i − ! Wir wissen, dass die elektrostatische Potentialdifferenz unabhängig vom Weg ist (vgl. <25.3.>). Dies gilt auch in einer elektrischen Schaltung U AB ( Weg I) = U AB ( Weg II) (3) ⇒ damit folgt sofort U AB ( Weg I) − U AB ( Weg II) = 0 (4) Dies ist die Summe der Spannungsabfälle längs einer geschlossenen Masche! Gl. (4) ist eine Form der KIRCHHOFFschen Maschenregel: Die Summe aller Spannungsabfälle längs einer geschlossenen Masche („um eine Masche vollständig herum“) ist Null. Dies gilt auch, wenn Spannungsquellen in der Masche enthalten sind! ∑ Ui = 0 i ! (5) 12 Elektrizitätslehre – Gleichstrom − Strom hat eine magnetische Wirkung, d.h., um einen stromdurchflossenen Leiter herum existiert ein Magnetfeld.1 ! Und es gilt: Magnete ziehen sich an oder stoßen sich ab. ⇒ Stromdurchflossene Leiter üben anziehende oder abstoßende Kräfte aufeinander aus. Prinzipdarstellung: b) a) Über diese Kraft ist das Ampere definiert: Wenn bei Anordnung a) mit einem Drahtabstand von 1 m eine Kraft von 2 10-7 N pro 1 m Drahtlänge herrscht, entspricht dies der Stromstärke von 1 A. ! 26.2. − OHMsches Gesetz und einfache Stromkreise Bei vielen wichtigen Leitern (Metalle, Elektrolytlösungen) wird Proportionalität zwischen Strom und angelegter Spannung beobachtet: ! I~U Der Proportionalitätsfaktor ist der sogenannte Leitwert, sein Kehrwert heißt Widerstand R. Leitwert I = 1 U ⋅U = R R U = I⋅R (6a) (6b) Dies ist das OHMsche Gesetz. Betrachtungsweisen: Bei gegebenem R ruft U (entspricht Uq in nachfolgender Abbildung) den Strom I hervor. Bei Einspeisung eines bestimmten Stromes I („Aufprägung“) in den Widerstand R fällt an diesem die Spannung U (entspricht UR der nachfolgenden Abbildung) ab. 1 Diese Tatsache wird ab <29.> weiter vertieft! 13 Elektrizitätslehre – Gleichstrom aus den KIRCHHOFFschen Gesetzen folgt U q + UR = 0 Uq = UR − Der Widerstand eines homogenen Materials berechnet sich nach l A ρ ... spezifischer Widerstand (materialabhängig) A ... Querschnittsfläche R = ρ⋅ − − (7) [U] V = ≡ Ω ... Ohm [ I] A Maßeinheit: [R ] = Maßeinheit: [ρ] = [R ] ⋅ [ A] m2 = Ω⋅ [ l] m SI ρ in Ω m (bei 18 °C) 1,6 10-8 1,7 10-8 sehr gute Leiter 2,7 10-8 -8 9,8 10 5,0 1016 sehr guter Isolator Material Ag Cu Al Fe a-SiO2 Beispiele: 1 Kombination von Widerständen a) Reihenschaltung (Spannungen addieren sich) U = ∑ Ui i mit Gl. (6b) folgt U = ∑ I ⋅ R i = I ⋅ ∑ R i = I ⋅ R ges i ⇒ i R ges = ∑ R i i 1 (8) Oft wird auch die Einheit Ω cm verwendet! 14 Elektrizitätslehre – Gleichstrom b) Parallelschaltung (Ströme addieren sich) I = ∑ Ii i mit Gl. (6a) folgt =∑ I i ⇒ 1 R ges U 1 U = U⋅∑ = Ri R ges i Ri =∑ i 1 Ri Also: Rges ist kleiner als der kleinste Ri. Hier addieren sich die Leitwerte − (9) 1 . R Konsequenzen beim Messen: a) Strommessung In einen gegebenen Stromkreis wird nachträglich ein Amperemeter eingebaut. ⇒ R := R + R Amp aus dem OHMschen Gesetz folgt sofort I= U U = R R + R Amp Also: Strommesser müssen möglichst niederohmig sein. ! b) Spannungsmessung Spannungsquellen gehen normalerweise „in die Knie“, d.h., sobald man ihr einen Strom entnimmt, sinkt ihre Klemmenspannung etwas unter den Wert U0, der sogenannten Leerlaufspannung. Vorstellung: Spannungsquelle hat in sich einen sogenannten Innenwiderstand, an dem auch Spannung abfällt, sobald Strom fließt. Aus den KIRCHHOFFschen Regeln erhält man U + I ⋅ R i = U0 bzw. U = U0 − I ⋅ R i U ... Klemmenspannung 15 Elektrizitätslehre – Gleichstrom Mit dieser Reduzierung kann man leben, wenn sie konstant ist. Aber jetzt wollen wir die Spannung messen! Wegen der Parallelschaltung des Voltmeters mit RV ergibt sich mit Gl. (9) ⇒ 1 1 R := + R RV −1 Dies bedeutet nur dann keine Änderung, wenn RV >> R ist! Also: Spannungsmesser müssen möglichst hochohmig sein. − ! Wir betrachten den Spannungsabfall über einem homogenen Material: Dieses kann als Reihenschaltung sehr vieler kleiner Widerstände aufgefasst werden. Wegen der Homogenität des Materials herrscht im Innern eine konstante Feldstärke. Somit liefern Gl. (25-14) bzw. (25-18) einen linearen Spannungsabfall. 26.3. − Leitungsmechanismus1 In Metallen ist ein Teil der Elektronen nicht an die Atomkerne gebunden, sondern im gesamten Metallkörper frei beweglich (ca. 1 e-/Atom). ! ⇒ Versuch von TOLMAN freie Elektronen werden nach außen getrieben (Zentrifugalkraft im rotierenden Bezugssystem) Aufbau eines E -Feldes, das dem entgegenwirkt ⇒ Gleichgewichtszustand, in dem Elektronen außen angereichert sind. Der Versuch liefert das Verhältnis e/m, wegen des Wechselspiels zwischen elektrischer Kraft (~ Ladung e) und Trägheitskraft (~ m). ⇒ Leitung in Metallen wird durch Bewegung der Elektronen bewerkstelligt. 1 ! Wir beschränken uns hier auf die wichtigsten Leiter, die Metalle! 16 Elektrizitätslehre – Gleichstrom − Oft ist es günstiger, die Stromdichte j (Strom/Querschnittsfläche) zu nehmen. (Gegebenenfalls kann man integrieren und erhält wieder den Strom I.) j= dI dA j = n ⋅v⋅e1 n ... Ladungsträgerdichte (Dichte der frei beweglichen e-) pro Volumen, v ... mittlere Driftgeschwindigkeit der Ladungsträger, e ... Ladung pro Ladungsträger − (10) Wir betrachten den Stromfluss durch einen Körper (A, l): I= U R (6a) mit Gl. (7) erhält man A ρ⋅l U 1 I = ⋅ j= l ρ A E = j ρ I = U⋅ ⇒ :A U = E =E l (11) Gleichsetzung von Gl. (10) und (11) mit n, e, ρ als gegebenen Konstanten liefert ⇒ − v~E Der Proportionalitätsfaktor heißt Beweglichkeit der Ladungsträger, µ. v = µ⋅E (12) Bei gegebenem µ (d.h. gegebenem Material) ergibt sich für bestimmte Feldstärken E jeweils eine bestimmte Driftgeschwindigkeit v. Dies erscheint zunächst ungewöhnlich, da eine konstante Feldstärke E, d.h. konstante Kraft, eine konstante Beschleunigung, und damit eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung mit v ~ t bewirken müsste! Erklärung: 1 Die Ladungsträger unterliegen einer Reibungskraft, wodurch die Geschwindigkeit v in eine Sättigung übergeht (analog zum Kugelfall-Viskosimeter). Überprüfung der Dimension: [ j] = Teilchen m C C Strom ⋅ ⋅ = → , q.e.d.. 3 2 s Teilchen Fläche m m ⋅s 17 Elektrizitätslehre – Gleichstrom − Eine Abschätzung für ein reales Metall (Cu) mit 1 e-/Atom, gegebenem µ und "normaler" Feldstärke E liefert v = 0,04 mm s-1 . Also: Die Driftgeschwindigkeit der Elektronen im Metall ist relativ niedrig. Jedoch: Das E -Feld breitet sich mit Lichtgeschwindigkeit aus und damit auch die Signale (vgl. „schlagartiges Anrucken einer Marschkolonne“) − Einflüsse auf µ: 26.4. − ∗ ∗ Temperatur (Widerstandsthermometer, Supraleitung) Druck (Dehnungsmessstreifen) Energie und Leistung elektrischer Ströme Wir verschieben eine Ladung zwischen zwei Orten mit dem Potentialunterschied U (also einer Spannung U zwischen diesen Orten). Dabei wird Energie frei, und zwar (vgl. Gl. (25-15)) W = Q⋅U (13) − Im Vakuum würde diese Energie zur Beschleunigung der Ladung benutzt. (So funktionieren Teilchenbeschleuniger oder Elektronenmikroskope!) − Beim Stromfluss in Leitern ist aber v = µ E, also bei gegebenen Bedingungen konstant. Grund: Reibungskraft (vgl. <26.3.>) ⇒ Die Energie, die die Ladungen freisetzen, wenn sie „den Potentialberg hinuntergleiten“, wird über Reibung in Wärmeenergie umgewandelt. − ! ! Die in Wärme umgewandelte Leistung P ergibt sich mit Hilfe von Gl. (13) P = W = U⋅Q mit Gl. (1) folgt: P = U⋅I (14) Also: Strom durch einen Leiter setzte Leistung. − Spannungsabfall über ihn = im Leiter umge- Bei OHMschen Leitern kann man schreiben P = U ⋅ I = I2 ⋅ R (mit Gl. (6b)) (15) (mit Gl. (6a)) (16) bzw. P = U⋅I = U2 R 18