Augenheilkunde – Untersuchungskurs

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Augenheilkunde – Untersuchungskurs
ZENTRALE SEHSCHÄRFE (VISUS)
Unter Visus versteht man das maximale optische Auflösungsvermögen des Auges bei
Helladaptation und optimal korrigierter Refraktion. Eine Auflösung von 1 Bogenminute wird
mit einem Visus von 1,0 gleichgesetzt und entspricht der unteren Grenze für einen
normalen Visus bei Erwachsenen. Zur Visuserhebung werden normierte Sehzeichen
(Optotypen) eingesetzt (z.B. Landolt-Ringe oder Snellen-Haken). Der Visus kann ohne
Refraktionskorrektur (sc = sine correctione) als Visus naturalis oder mit optimaler Korrektur
von Refraktionsfehlern (cc = cum correctione) erhoben werden.
Bestimmung des Fernvisus
1. Der Proband nimmt in 5 Meter Abstand zur Sehprobentafel auf einem Stuhl Platz.
2. Die Untersuchung erfolgt monokular (Abdecken eines Auges z.B. mit Messbrille).
3. Der Proband liest die Optotypen auf der Tafel reihenweise (von links nach rechts und
von oben nach unten) vor.
Zur Wertung der Visusreihe müssen mindestens 60% einer Reihe erkannt werden.
Der erreichte Visus kann am Sehzeichenprojektor direkt abgelesen werden. Bei
Verwendung von Sehprobentafeln ergibt sich der Visus aus dem Quotienten
Prüfentfernung/Sollentfernung. Wenn die Optotypen aus 5m nicht erkannt werden, wird in
folgender Reihenfolge vorgegangen: Optotypen im Abstand von 1m, Fingerzählen im
Abstand von 1m bzw. 0,3m, Erkennen von Handbewegungen, Prüfen auf
Lichtscheinwahrnehmung und richtige Lichtscheinprojektion (Richtungslokalisation der
Lichtquelle).
Bestimmung des Nahvisus
Die Bestimmung des Nahvisus erfolgt mit standardisierten Lesetafeln in normiertem
Abstand (in der Regel 40cm), der zu dokumentieren ist. Je nach Lebensalter muss ein
geeigneter Nahzusatz als Presbyopieausgleich verwendet werden.
REFRAKTION
Bei der Refraktionsbestimmung (Refraktometrie) wird der Brechungszustand des Auges
bestimmt, um Brechungsfehler durch geeignete Hilfsmittel (Brillengläser, Kontaktlinsen)
ausgleichen zu können
Subjektive Refraktometrie
Die subjektive Refraktometrie erfolgt monokular durch Vorsetzen verschiedener
Brillengläser bei der Visusprüfung und mindestens 5m Prüfabstand.
Bestimmung des besten sphärischen Glases:
In Abhängigkeit vom Visus naturalis werden sphärische Gläser vorgeschaltet (siehe
Stufungstabelle). Beginnend mit Sammellinsen wird die Linsenstärke solange gesteigert,
bis der Visus abfällt. Bei sofortigem Visusabfall werden solange Zerstreuungslinsen
zunehmender Stärke vorgesetzt, bis kein weiterer Visusanstieg mehr auftritt.
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Die Bestimmung der Stärke von Zylindergläsern bei Astigmatismus erfolgt mit der
Kreuzzylindermethode (siehe Fachliteratur)
Stufungstabelle nach Visus:
Visus
V = 0,1
V = 0,25
V = 0,5
V = 0,8
sphärisches Vorschaltglas
±2
dpt
±1
dpt
± 0,5 dpt
± 0,25 dpt
Qualitative Bestimmung von Brillengläsern
- Sammellinsen („Plusgläser“) bewirken eine Bildvergrößerung. Die Bewegung des in der
Hand gehaltenen Glases führt zu einer entgegengerichteten Bewegung des Bildes hinter
dem Glas
- Zerstreuungslinsen („Minusgläser“) bewirken eine Bildverkleinerung. Die Bewegung des
in der Hand gehaltenen Glases führt zu einer gleichgerichteten Bewegung des Bildes
hinter dem Glas
Objektive Refraktometrie
Eine Refraktometrie Vermessung der Brehkraft des Auges kann apparativ durch
automatische Refraktometer oder durch einen Untersucher mit Hilfe der Skiaskopie
erfolgen. Bei der Skiaskopie wird ein Lichtband über das Auge bewegt und geprüft, wie
sich der Fundusreflex des Bandes bewegt. Durch Vorschalten von Prüflinsen wird eine
Fokussierung im Untersuchungsabstand erzeugt. Die exakte Bestimmung erfordert die
Ausschaltung der Akkommodation und muss bei Kindern und jungen Erwachsenen in der
Regel in Zykloplegie erfolgen.
GESICHTSFELDBESTIMMUNG (Perimetrie)
Als Gesichtsfeld bezeichnet man die Gesamtheit der wahrgenommenen Seheindrücke bei
im Raum fixiertem Auge. Die Prüfung erfolgt in der Regel monokular.
Gesichtsfeldparallelversuch (Konfrontationstest):
Diese Methode wird zu groben Bestimmung des Gesichtsfeldes genutzt. Dabei sitzt der
Untersuchende dem Patienten im Abstand von 0,5m-1m gegenüber und schließt selbst
ein Auge. Dem Patienten wird das gegenüberliegende Auge abgedeckt. Er muss das Auge
des Untersuchers fixieren. Dann führt der Untersuchende mit der freien Hand einen
Gegenstand von außen aus verschiedenen Richtungen in allen Quadranten in etwa halber
Entfernung zum Patienten in das eigene Gesichtsfeld ein. Der Patient gibt an, ab wann er
den Gegenstand sieht. Das vom Patienten berichtete Gesichtsfeld sollte unter
physiologischen Bedingungen in etwa deckungsgleich mit dem des Arztes sein.
Nachfolgend wird das andere Auge untersucht.
Die Untersuchung ermöglicht die Erfassung großflächiger Gesichtsfelddefekte.
Apparative Perimetrie:
1) Kinetische Perimetrie: Die kinetische Perimetrie eignet sich zur Bestimmung der
Gesichtsfeldaußengrenzen und zur Erfassung großflächiger Skotome. Meist wird ein
Kugelperimeter nach Goldmann verwendet. Sich bewegende und unterschiedlich große
Lichttestmarken werden von außen nach innen geführt und der Patient muss angeben, ab
welchem Zeitpunkt es sie wahrnimmt. Die Verbindungslinien der Außengrenzen für die
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jeweiligen Prüfmarken heißen Isopteren.
2) Statische Perimetrie: Die statische Perimetrie eignet sich zur Erfassung kleiner und
flacher Skotome. Die Prüfung erfolgt an festen Prüforten mit Lichtreizen unterschiedlicher
Intensität (Schwellenbestimmung).
Typische Gesichtsfelddefekte:
Zentralskotom bei Neuritis nervi optici
Bogenförmige Nervenfaserbündelausfälle bei Glaukom
Altitudinale Ausfälle (obere oder untere Hälfte) bei vorderer ischämischer OptikusNeuropathie
Bitemporale Hemianopsie bei Kompression der kreuzenden Fasern im Chiasma
(Hypophysenadenom)
Kontralaterale homonyme Hemianopsie bei Schädigungen des Tractus opticus, der
Sehstrahlung oder der Sehrinde
FARBENSINN:
Pseudoisochromatische Farbtafeln dienen zur groben Prüfung auf Farbsehstörungen. Es
werden farbige Prüfzeichen angeboten, die für Farbuntüchtige wegen gleicher Grauwerte
von Prüfzeichen und Hintergrund nicht erkennbar sind. Alle Prüftafeln müssen bei
Helladaptation (Tageslicht) zur Prüfung angeboten werden. Anzahl und Art der nicht
erkannten Tafeln weisen auf die jeweilige Form der Farbsehstörung hin.
AUGENMOTILITÄT
Einfache Motilitätsprüfung: Um die Augenmotilität des Patienten durch Inspektion zu
prüfen, fordert der Untersuchende den Patienten auf, bei ruhig gehaltenem Kopf in alle 9
diagnostischen Blickrichtungen sowohl auf Kommando zu schauen (Kommandobewegungen) oder ein Fixationsobjekt zu verfolgen (Führungsbewegungen). Das
Zurückbleiben eines Auges in einer oder mehreren Blickrichtungen weist auf eine
Motilitätsstörung hin.
Die 9 Diagnostischen Blickrichtungen: Rechts oben, Rechts, Rechts unten, Oben,
Geradeaus, Unten, Links oben , Links, Links unten
HETEROPHORIE UND STRABISMUS
Abdecktest (einseitig)
- Fixationsobjekt binokular anbieten (ohne Abdeckung)
- Ein Auge abdecken, Beobachtung des anderen Auges auf Einstellbewegung zur
Fixationsaufnahme
- Aufdecken, Fixation binokular und Wiederholung des Abdeckens am Partnerauge
Beurteilung:
Die Einstellbewegung eines Auges belegt den manifesten Strabismus dieses Auges
Einstellbewegung von außen: Strabismus divergens oder Exotropie
Einstellbewegung von innen: Strabismus convergens oder Esotropie
Aufdecktest
- Fixationsobjekt anbieten und Abdecken eines Auges,
- Beobachtung, ob bei Wiederfreigabe des abgedeckten Auges an diesem Auge eine
Einstellbewegung auftritt
Beurteilung: Eine Einstellbewegung im Aufdecktest bei negativem Abdecktest belegt ein
latentes Schielen (Heterophorie)
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wechselseitiger Abdecktest
Eine Heterophorie kann bei negativem Abdecktest auch durch Einstellbewegungen beim
wechselseitigen Abdecktest (ohne zwischenzeitliche Fusionsmöglichkeit) nachgewiesen
werden.
DIPLOPIE:
Binokulare Doppelbildwahrnehmung ist ein typisches Symptom bei erworbenem
Strabismus (z.B. durch Augenmuskelparesen).
Horizontal versetzte Doppelbilder eines fixierten Objektes werden entweder durch eine
Konvergenzstellung der Augen als homonyme Doppelbilder (das rechte Auge sieht das
rechte Bild) oder durch eine Divergenzstellung als heteronyme Doppelbilder (das rechte
Auge sieht das linke Bild) hervorgerufen. Bei vertikal versetzten Doppelbildern nimmt das
tiefer stehende Auge das obere Bild wahr. Das Vorhalten eines roten Glases vor ein Auge
beim Fixieren einer Lichtquelle erleichtert die Untersuchung und die Zuordnung der
Doppelbilder.
EXOPHTHALMOMETRIE
Die Lage des Bulbus in der Orbita wird mit dem Spiegelexophthalmometer nach Hertel
gemessen. Dabei werden die Sporen des Gerätes exakt auf den temporalen Orbitarand
beider Augen aufgesetzt und der Abstand dokumentiert. Mit einem Spiegel kann nun auf
einer Skala der Abstand des jeweiligen Hornhautscheitels vom seitlichen Orbitarand bei
Geradeausblick abgelesen werden. Unterschiede von mehr als 2 mm zwischen beiden
Augen sind meist pathologisch.
Cave: Parallaxenfehler - Der Untersucher muss exakt orthogonal von vorn auf die
jeweilige Messskala schauen!
SPALTLAMPE
Die Spaltlampe besteht aus einem binokularen Mikroskop und einer seitlich schwenkbaren
Beleuchtungseinrichtung, die ein spaltförmiges Lichtbündel erzeugen kann.
Mit Hilfe des Lichtspaltes kann an jeder transparenten Stelle des Auges ein optischer
Schnitt durch das Auge gelegt werden. Das ermöglicht eine detaillierte Untersuchung von
Hornhaut, Vorderkammer und Augenlinse. Durch Vorschaltlupen (78 oder 90 Dioptrien)
oder Kontaktgläser können zusätzlich Glaskörper Netzhaut und Papille binokular
untersucht werden.
LIDER UND BINDEHAUT
Inspektion: mit Beurteilung von Lidbeschaffenheit, -symmetrie, -stellung, -spaltenweite
und Häufigkeit des Lidschlages. Das Oberlid bedeckt im Normalfall 2mm des oberen
Hornhautrandes.
Ektropionieren: Wenden der Lider nach außen zur Inspektion der Lidinnenseite und des
Fornix conjunctivae (Fremdkörper!)
1. Ektropionieren des Unterlides: Der Patient blickt nach oben; das Unterlid wird mit dem
Zeigefinger nach unten gezogen.
2. Ektropionieren des Oberlides: Der Patient blickt während der Untersuchung nach
unten. Die Oberlidwimpern werden vom Untersucher mit einer Hand gefasst und mit der
anderen Hand wird ein Watte- oder Glasstäbchen gegen den oberen Tarsusrand gedrückt
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und das Lid um das Stäbchen nach oben gekippt. Zur Inspektion der oberen
Umschlagfalte wird mit einem Lidhaken (nach DESMARRES) doppelt ektropioniert.
HORNHAUT
Sensibilität: Die Sensibilität wird beurteilt, indem man einen Wattetupfer spitz auszieht
und dann damit die Hornhaut seitlich von temporal ohne Berührung der Lider vorsichtig
reizt. Normalerweise tritt bei Berührung der Hornhaut ein kräftiger, reflektorischer
Lidschluss auf.
Spiegelbilder: Die Regelmäßigkeit der Hornhautoberfläche beurteilt man, indem man das
Spiegelbild eines Fensterkreuzes auf der Hornhaut (HH) beobachtet.
- Normale HH:
Spiegelbild glänzend
- Epitheldefekt:
Spiegelbild matt
- Substanzdefekt des HH-Parenchyms: Spiegelbild matt und verzerrt
- epithelisierter Defekt des HH-Parenchyms (HH-Narbe): Spiegelbild glänzend und verzerrt
Vitalfärbung: Die Vitalfärbung dient wird zur Bestimmung von Epitheldefekten. Dazu
appliziert man je einen Tropfen 1%iges Fluoreszein-Natrium zum Anfärben der Hornhaut in
den unteren Bindehautsack. Von intaktem Epithel wird dieser Farbstoff abgestoßen.
Epitheldefekte fluoreszieren dann gelb-grün, wenn man sie unter blauem Licht betrachtet.
TRÄNENAPPARAT
Schirmertest (Sekretionstest): Zur Bestimmung der Menge der Tränensekretion hängt
man das um 5mm umgeknickte Ende eines Teststreifens aus Filterpapier an der Grenze
zwischen mittlerem und temporalem Unterliddrittel in das Unterlid ein.
Nach 5 Minuten sollten mindestens 10 mm des Teststreifens befeuchtet sein (bei
Verwendung von Indikatorpapier wird das Papier blau gefärbt), weniger als 5 mm gelten
als pathologisch.
Da der Papierstreifen die Bindehaut reizt, wird somit die Reizsekretion bestimmt.
Konjunktivaler Farbstofftest (Abflusstest): Man träufelt Fluoreszein-Natrium in den
Bindehautsack. Bei normalem Abfluss der Tränenflüssigkeit ist nach spätestens zwei
Minuten den Tränenmeniskus auf der Lidkante nicht mehr gelb gefärbt. Außerdem kann
man den Farbstoff in der Nase durch Schnäuzen nachweisen.
Ausdrücken des Tränensacks: Bei einer Sekret- oder Eiteransammlung im Tränensack
entleert sich der Inhalt durch Druck mit der Fingerkuppe nach nasal oben über die
Canaliculi lacrimales
Sondierung und Spülung der Tränenwege: Bei Verdacht auf eine Obstruktion der
ableitenden Tränenwege, kann man eine Tränenwegsspülung durchführen. Dafür wird das
Auge zunächst mit tropfanästhesiert (z.B. Tetracain-Augentropfen 0,5%). Nun wird das
untere/obere Tränenpünktchen mit einer konischen Sonde erweitert. Anschließend wird
die stumpfe Spülkanüle auf einer 2 ml-Spritze mit physiologischer Kochsalzlösung dem
anatomischen Verlauf folgend horizontal bis zum knöchernen Kontakt mit dem Tränenbein
eingeführt. Erleichtert wird dies, wenn dabei der laterale Lidwinkel nach außen gezogen
wird. Nun muss der Untersuchende die Kanüle aufrichten, den Eingang zum knöchernen
Tränennasengang suchen und anschließend vorsichtig etwas Kochsalzlösung injizieren.
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Bei Durchgängigkeit der Tränen-Nasen-Wege spürt und schmeckt der Patient die injizierte
Spülflüssigkeit im Nasen-Rachen-Raum; es kommt nicht zum Reflux und nicht zu einer
Schwellung des Tränensacks.
LINSE
Brückner-Test (Transillumination): Bei medikamentöser Pupillenerweiterung lässt man in
einem abgedunkelten Raum mit einem Ophthalmoskop oder Skiaskop Licht durch die
Linse auf den Augenhintergrund fallen. Linsentrübungen und andere Trübungen der
brechenden Medienwerden als schwärzliche Schatten wahrgenommen. Bei klaren
brechenden Medien leuchtet die Pupille rot auf.
AUGENINNENDRUCK
Palpation: Zur groben nichtapparativen Einschätzung des Augeninnendrucks, kann man
die Bulbi im Seitenvergleich palpieren. Dafür muss der Patient während der Untersuchung
ständig nach unten blicken. Der Untersucher stützt die Digiti 3-5 beider Hände an der Stirn
und der Schläfe des Patienten ab. Die Zeigefingerbeeren beider Hände werden auf einen
Bulbus aufgelegt und üben durch das Oberlid auf die Sklera abwechselnd Druck aus.
Beurteilt werden Spannung (Widerstand gegen Impression) und Fluktuation auch im
Seitenvergleich.
- Normalbefund: Impression mit leichtem Druck möglich, Fluktuation nachweisbar
- Pathologische Befunde: weicher Bulbus (Ruptur, Phthisis, penetrierende Verletzung),
steinharter Bulbus (Glaukomanfall)
Tonometrie: Zur objektiven Einschätzung des Intraokularen Drucks (IOD) verwendet man
am die Applanationstonometrie nach Goldmann oder die Impressionstonometrie nach
Schiötz. Bei der Applanationstonometrie wird die Hornhaut nach Tropfenanästhesie mit
einem runden planen Messkörper definiert abgeplattet. Die dafür erforderliche Druckkraft
wird gemessen und an einer geeichten Messskala als IOD in mmHg abgelesen. Die
Impressionstonometrie erfolgt in Rückenlage. Dabei wird gemessen, wie weit die zentrale
Hornhaut durch einen Messstab definierten Gewichtes eingedrückt wird.
PUPILLE
Inspektion : Normale Pupillen sind rund und seitengleich weit (isokor). Sie verengen sich
simultan bei Lichteinwirkung und bei der Naheinstellungsreaktion. Zum Ausschluss einer
Anisokorie erfolgt die Inspektion sowohl bei reduzierter Raumbeleuchtung als auch bei
hellem Licht. Beim Auftreten einer Anisokorie wird geprüft, ob sie bei hellem Licht
(Verengungsdefizit) oder bei Abdunklung (Erweiterungsdefizit) zunimmt.
Wechselbelichtungstest: Der Wechselbelichtungstest vergleicht die direkten
Pupillenreaktionen beider Augen und dient zur Aufdeckung einer afferenten
Pupillenstörung.
Vorgehen: 1) Fixieren einer entfernten Lichtquelle, Raum ausreichend abgedunkelt
2) Beleuchtung des rechten Auges mit hellem Licht ca.45° schräg von unten über ca. 2-3s
3) schneller Wechsel auf die andere Seite und Beobachtung der Pupillenreaktion:
Pupillenerweiterung, Verengung oder unveränderte Weite?
4) erneuter Wechsel nach 2-3s zur rechten Seite: Pupillenerweiterung, Verengung
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oder unveränderte Weite?
5) mindestens 4-5 malige Wiederholung des Wechsels
Bewertung:
A) normale Reaktion: unveränderte Weite beider Pupillen, bei Beleuchtung nach
Seitenwechsel initiale kurze Verengung möglich
B) Relativer afferenter Pupillendefekt (RAPD) nachgewiesen bei seitendifferenter
Reaktion: einseitig reduzierte oder fehlende initiale Konstriktion bzw. sofortige
einseitige Erweiterung
Vorkommen eines RAPD: einseitige bzw. überwiegend einseitige Läsion großer
Netzhautareale, des Sehnerven oder des Traktus opticus
Naheinstellungsreaktion: Zur Prüfung der Naheinstellungsreaktion blickt der Patient in
die Ferne. Anschließend fixiert er einen vorgehaltenen Gegenstand (z.B. Zeigefinger) in
ungefähr 15 cm-25cm Entfernung ohne die Blickrichtung zu ändern. Wenn eine
symmetrische, anhaltende Miosis eintritt, welche bei erneuter Fixation eines Objektes in
der Ferne wieder nachlässt, dann ist die Naheinstellungsreaktion intakt.
OPHTHALMOSKOPIE
Das Spiegeln des Augenhintergrundes (Ophthalmoskopie) dient der Beurteilung des
Augenhintergrundes mit Netzhaut, Papille, Makula und den Gefäßen. Bei der direkten
Ophthalmoskopie wird der Augenhintergrund für den Untersuchenden als aufrechtes Bild
in 14-16facher Vergrößerung sichtbar. Das beleuchtete Netzhautareal ist jedoch recht klein
(10°-20°) und die Untersuchung der Netzhautperipher ie nur bedingt möglich.
Bei der indirekten Ophthalmoskopie wird eine Sammellinse von +12 bis +30 Dioptrien
benutzt. Im Vergleich zur direkten Ophthalmoskopie führt das zu einer deutlich geringeren
Vergrößerung (2 bis 6-fach) und zu einem umgekehrten Bild, aber auch zu einem
besseren Überblick über den gesamten Fundus. Insbesondere die Netzhautperipherie
lässt sich durch diese Methode besser untersuchen. Die indirekte Ophthalmoskopie ist
binokular möglich (räumlicher Seheindruck) und kann auch mit Speziallupen (+78 bis +90
Dioptrien) an der Spaltlampe durchgeführt werden.
Vorgehen bei der direkten Ophthalmoskopie:
1. Verabreichung pupillenerweiternder Augentropfen (z.B. Tropicamid)
2. Raum abdunkeln
3. Patient und Untersuchender nehmen (wenn vorhanden) Brille ab.
4. Ophthalmoskop vorbereiten: - mittlere Lichtstärke einstellen
- den richtigen „Lichtmodus“ einstellen
- mittels Recoss-Scheibe die eigene Fehlsichtigkeit
ausgleichen (Dioptrien einstellen, rot für Kurzsichtige,
grün für Weitsichtige), dafür am Seitenrad drehen
5. Eine Armlänge vom Patienten entfernt hinsetzen/-stellen.
6. Durch das Ophthalmoskop den Patienten ansehen. Wenn das rechte Auge des
Patienten gespiegelt werden soll, dann muss der Untersuchende das Ophthalmoskop mit
der rechten Hand vor das rechte Auge halten.
7. Den Patienten auffordern, einen Gegenstand etwas oberhalb seiner Sichtlinie zu
fixieren (Reduktion spontaner Augenbewegungen).
8. Das Licht direkt auf das Auge des Patienten halten und den Blick am Patienten vorbei in
die Ferne richten. Nun erscheint das Patientenauge doppelt, dasjenige mit dem roten
Pupillenreflex fixieren und sich langsam dem Patienten nähern, bis die Köpfe sehr nah
beieinander sind. Man kann dabei die freie Hand zur Orientierung auf der Stirn des
-7-
Patienten ruhen lassen.
9. Beobachtung der Papilla nervi optici. Tipp: dem Gefäßverlauf bis zur Papille folgen.
10. Den Patienten nach oben, unten, links und rechts schauen lassen, um die periphere
Netzhaut zu beurteilen.
11. Patienten direkt ins Licht schauen lassen, um die Makula zu beurteilen.
Tipp: Hier findet man keine Blutgefäße auf der Netzhaut!
Fundusbeurteilung
Zustand und Farbe (roter Fundusreflex) der Netzhaut Cave: dunkelhäutig →
braune
Retina , Gefäße (v.a. Äste der A. centralis retinae) → einzige Möglichkeit, Arteriolen direkt
zu betrachten (Diabetes, art. Hypertonie) !
Papilla nervi optici (= Austrittstelle des Sehnerven aus dem Bulbus): Die normale Papille
ist scharf begrenzt, vital (gelb-rosa) gefärbt und nicht prominent. Sie kann eine zentrale
nicht randständige Excavation aufweisen.
Macula lutea mit Fovea centralis (Stelle des schärfsten Sehens): degenerative
Veränderungen sind unmittelbar visusrelevant (z.B. altersabhängige Makuladegeneration)
ALLGEMEINES
Applikation von Tropfen und Salben: Der Patient sollte bei der Applikation sitzen, den
Kopf etwas nach hinten neigen und nach oben sehen. Der Untersuchende zieht nun das
untere Augenlid mit einem Zellstofftupfer leicht nach unten. Mit der anderen Hand stützt er
sich am Kopf des Patienten ab und gibt einen Tropfen aus dem Fläschchen oder einen
Salbenstrang aus der Tube in den Bindehautsack. Durch nachfolgenden Druck mit dem
Finger auf den nasalen Augenwinkel können der Abfluss von Augentropfen gehemmt, die
Wirkung am Auge erhöht und die systemischen Nebenwirkungen verringert werden.
Überschüssige Flüssigkeit kann mit einem Tupfer von der Haut entfernt werden.
Cave: Die Spitze des Fläschchens oder der Salbentube sollte nicht mit dem Auge oder
dem Oberlid in Kontakt kommen (Keimverbreitung)!
Das Auge kann nur 1 bis 2 Tropfen pro Verabreichung aufnehmen. Verschiedene
Augentropfen an einem Auge sollen mit einem Abstand von 15 Minuten appliziert werden.
Anlegen eines Augenverbandes
Als Augenverband verwendet man eine vorgefertigte doppellagige ovale Kompresse mit
eingearbeitetem Verbandzellstoff. Die dem Auge zugewandte Seite wird nach Entnahme
der Kompresse aus der Verpackung nicht angefasst. Zwei schräg von der Stirn nach
außen unten geklebte Pflasterstreifen fixieren den Verband.
Überarbeitet am 13.09.2012
H. Tegetmeyer
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