Kosmisch - I. Physikalisches Institut

Werbung
Kosmisch
Ich sehe Schwarz
Supermassive Schwarze Löcher
Im Infrarotlicht mit einer Wellenlänge von etwa 4
Mikrometern kann man den zentralen Sternhaufen, die Staubfilamente der Mini-Spirale, sowie
die Hochgeschwindigkeitssterne sehen. Deren
Bewegung kann genutzt werden, um mit Hilfe der
Kepler‘schen Gesetze die Masse des Himmelskörpers zu ermitteln, um den diese Sterne kreisen. Das zentrale Objekt – ein Schwarzes Loch
– hat etwa die 4 millionenfache Masse unserer
Sonne.
Sagittarius A* zeigt helle Lichtausbrüche, die vom
Radio-, über den Infrarot- bis zum Röntgenbereich
nachgewiesen werden können. Hier zeigen wir die
von der Kölner Infrarotgruppe simultan aufgenommenen Lichtkurven im Infrarot- und Millimeterwellenlicht zusammen mit Ergebnissen von Modellrechnungen.
0.04
SgrA* im Infrarotlicht am VLT
0.03
0.02
0.01
Flussdichte in Jansky
In den Zentren fast aller Galaxien befinden sich supermassive Schwarze Löcher.
Am besten kann dieses Phänomen im Herzen unserer eigenen Galaxie – der
„Milchstraße“ – beobachtet werden. Dort befindet sich neben einem massiven
Sternhaufen ein Schwarzes Loch, das etwa die 4-millionenfache Masse unserer
Sonne aufweist. Dieses Schwarze Loch wird in weltweiten Messkampagnen von
der Infrarotgruppe des Physikalischen Institut der Universität zu Köln untersucht.
Die Quelle, die mit dem Schwarzen Loch assoziiert ist, wird „Sagittarius A Stern“
genannt (Schreibweise: „Sagittarius A*“).
0
L'−Band
4
6
K−Band
8
10
SgrA* im Mikrowellenlicht am APEX
12
1
0.5
Bei etwas kürzeren Welenlängen von etwa 2 Mikrometern ist der Staub nicht mehr sichtbar aber
einzelne Sternkomplexe treten deutlich hervor.
Hier kann auch Sagittarius A* (SgrA*) im Infrarotlicht nachgewiesen werden.
Im Zentrum der Milchstrasse befinden
sich eine Vielzahl von unterschiedlichen
Strukturen. Der sog. zirkumnukleare Ring
wird über die Mini-Spirale mit dem eigentlichen Zentrum verbunden. Dort befindet
sich eine Ansammelung von Sternen, die
Geschwindigkeiten von mehreren tausend
Kilometer pro Sekunde aufweisen.
0
4
6
8
10
12
Empfindliche Messungen im langwelligen Infrarotbereich sind mit dem „James-Webb-Weltraumteleskop“, Nachfolger des berühmten „HubbleTeleskops“, geplant. Die Kölner Infrarotgruppe
beteiligt sich aktiv an der Instrumenten-Entwicklung dieses neuen Forschungssatelliten (siehe
Exponat und Bildausschnitt).
Weltzeit (UT) in Stunden
1. Physikalisches Institut
Universität zu Köln
www.ph1.uni-koeln.de
Kosmisch
Lebenszeichen
Entstehung
des Lebens auf
der Erde
Es gibt seit mindestens 3,5 Milliarden Jahren Leben auf der Erde
– vielleicht noch länger. Wir wissen nicht genau, wie das Leben
entstanden ist, ob in Tümpeln,
im Meer in der Nähe von heißen
Quellen („Schwarze Raucher“),
oder ob es gar nicht von der Erde
selbst kam, sondern von Kometen auf die Erde gebracht
wurde. Wir wissen auch nicht, ob es nur einmal oder
mehrmals passiert ist. Aber wir wissen, dass alles
Leben, das wir heute auf der Erde finden, einen gemeinsamen Vorfahren hatte, aus dem sich die ganze
heutige Vielfalt entwickelt hat.
Leben in unserem Sonnensystem
Es gibt nur wenige Plätze in unserem Sonnensystem, wo Leben möglich ist. Die
meisten Planeten und Monde sind entweder zu heiß, zu kalt, oder sie haben keine
Atmosphäre. Mars ist ein aussichtsreicher Kandidat. Man weiss, dass es dort flüssiges Wasser gegeben hat, und auch heute noch Wassereis gibt. Andere Möglichkeiten bestehen auf den Monden von Jupiter oder Saturn. Aber vielleicht gibt es
auch ganz andere Lebensformen auf den Gasplaneten oder ihren Monden. Der
Nachweis von Leben außerhalb der Erde würde uns viel über die Entstehung und
Vielfalt von Lebensformen verraten.
Flusstäler auf dem Mars. Leben, wie wir es von der Erde kennen, ist auf flüssiges Wasser angewiesen. Wasser ist also
eine notwendige Vorbedingung für die Entstehung von Leben,
allerdings keine hinreichende.
Der Komet Hale-Bopp. Kometen sind
„schmutzige Schneebälle“, in denen die
Bedingungen aus der Anfangszeit des
Sonnensystems eingefroren sind und
die viele organische Moleküle enthalten.
Zone, in der flüssiges Wasser möglich ist, um verschiedene Sterntypen. Zwei Planeten, die den Zwergstern
„Gliese 581“ umkreisen, sind sehr nahe an dieser Zone –
vielleicht sogar darin.
Leben im Universum
Außerhalb unseres Sonnensystems können durchaus erdähnliche Planeten
existieren. Das Problem ist, sie zu finden, und eventuelle Lebensformen nachzuweisen, wobei sich die Suche auf erdähnliches, also auf Wasser aufbauendes
Leben konzentriert. Mittlerweile sind die ersten Planeten gefunden, auf denen
flüssiges Wasser existieren könnte. Ein weiterer Schritt ist die Suche nach intelligentem Leben. Die Suche nach Signalen von außerirdischen Intelligenzen war
bislang erfolglos.
„Schwarzer Raucher“ in der Tiefsee. Hier tritt 400
°C heißes, mineralstoffreiches Wasser aus und
bildet ein eigenes Biotop, das auf Archaeen (Bakterien, die von Schwefelwasserstoff leben) aufbaut.
Stromatolithen im Lake Thetys, Australien.
Von diesen Bakterienmatten, die es heute
immer noch gibt, hat man 3,5 Milliarden
Jahre alte Fossilien gefunden: Sie gehören
zu den ältesten sicheren Nachweisen
von Leben auf der Erde.
Extraterrestrisches Leben bedeutet die Existenz von Chemie
im Ungleichgewicht. In der Erdatmosphäre wird zum Beispiel
die hohe Methankonzentration durch Verdauungsprozesse
von Kühen aufrechterhalten.
Wassereis auf dem Mars, gefunden von der Phoenix-Sonde. Das
Bild zeigt, dass Wassereis dicht
unter der Oberfläche von Mars
existiert.
Europa, einer der Jupiter-Monde. Zu sehen ist eine dicke
Eisschicht, unter der ein flüssiger Ozean vermutet wird. Hier
kann es kein Leben geben, das Licht braucht – eventuell
aber Leben, wie wir es in der Umgebung der „Schwarzen
Raucher“ finden.
Oberfläche des
Saturn-Mondes Titan,
aufgenommen vom
Huygens-Lander der
Cassini-Sonde. Titan
hat kein flüssiges
Wasser, es gibt aber
riesige MethanSeen, in denen exotische Lebensformen
existieren könnten.
Allen-Teleskop in Kalifornien, das unter anderem nach Radiosignalen von außerirdischen Zivilisationen sucht – bislang allerdings ohne Erfolg.
1. Physikalisches Institut
Universität zu Köln
www.ph1.uni-koeln.de
Galaktisch
Hol‘ schon mal die Falle, Paul
Paulfalle: wie geht das?
Flugbahn eines Ions im
22-Pol-Ionenspeicher
Detailansichten eines 22-Pol-Ionenspeichers
Ionen und Staub im Weltall
Ionenspeicher in der Forschung
Der weite Raum zwischen den Sternen ist nicht leer.
Dort gibt es Gaswolken. Diese bestehen überwiegend
aus Wasserstoff, sind sehr kalt und nur von sehr
geringer Dichte. Trotz dieser extremen Bedingungen
entstehen dort neue Moleküle: einerseits durch
Reaktionen von Ionen mit neutralen Molekülen und
andererseits durch katalytische Vorgänge, die auf
eisbedeckten Staubkörnern stattfinden. Diese Prozesse beeinflussen maßgeblich die Entwicklung der
Gaswolken und somit auch die Entstehungsgeschichte neuer Sterne.
Ionen (elektrisch geladene Atome oder Moleküle) sind
sehr reaktiv und bestimmen somit wesentlich die chemischen Prozesse im interstellaren Raum. Zur genauen
Untersuchung ihrer Eigenschaften werden Ionenspeicher
eingesetzt, wie der hier gezeigte 22-Pol-Ionenspeicher.
Die Speicherung der Ionen erfolgt wie bei der „Paulfalle“
(s. Poster rechts) mittels einer hochfrequenten Wechselspannung. Um die Bedingungen im Weltall nachzubilden,
wird der Ionenspeicher bei extremer Kälte – nahe des Temperaturnullpunkts von minus 273,15 Grad Celsius – und
im Ultrahochvakuum – also luftleeren Raum – betrieben.
In einer „Paulfalle“ kann man geladene Atome, Moleküle oder sogar geladene Staubteilchen schwebend
einsperren. Das hier gezeigte Modell, bei dem die
Wechselspannung aus der Steckdose an Elektroden
aus Büroklammern angelegt ist, belegt, wie einfach
das geht: Ein geladenes Staubteilchen pendelt 50mal pro Sekunde zwischen den Elektroden hin und
her – fällt aber nicht herunter.
Anordnung der Elektroden (rot)
eines 22-Pol-Ionenspeichers
Der deutsche Physiker Wolfgang Paul (1913 1993), Miterfinder der Ionenfalle, wurde 1989 mit
dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet (Archiv
der Universität Bonn).
Der rote Pfeil zeigt ein schwebendes
Staubteilchen.
Schaltskizze der Büroklammerfalle
1. Physikalisches Institut
Universität zu Köln
www.ph1.uni-koeln.de
Galaktisch
Scharfer Blick ins All
Sechs Nächte auf Saturn‘s Mond Titan - ein
Allround-View bei 360 km Auflösung
Durch die Atmosphäre wird die Wellenfront eines Sterns verzerrt. Dies ist ähnlich der Störung einer Wasserwelle durch fallende Blätter.
Das Zentrum der Milchstraße bei
infraroten Wellenlängen.
Adaptive Optik
Die „adaptive Optik“ schärft den Blick großer Teleskope. Deren Bildschärfe ist nämlich durch die Luftbewegungen (Turbulenzen) in der Atmosphäre begrenzt – ein Phänomen, dass wir mit dem bloßen Auge als „Funkeln der Sterne“ wahrnehmen. Durch
dieses Flackern des Lichts wird das Sternenbild unscharf. Mit Hilfe der adaptiven Optik wird das Flackern in Bruchteilen von Sekunden korrigiert: So ensteht ein scharfes
Bild.
Das Mehrfachsystem T Tauri mit und ohne adaptiver Optik.
Der Arches Sternhaufen im Zentrum der Milchstraße. Das
schärfste Bild wurde mit Adaptiver Optik am „Very Large
Telescope“ (VLT) der Europäischen
Südsternwarte in der Atacama
Wüste in Chile aufgenommen.
An der Universität zu Köln verwenden wir adaptive Optik, um dichte Sternhaufen im Zentrum der Milchstraße
in ihre Einzelsterne aufzulösen. Hier werden Sterne mit
hundertfacher Sonnenmasse geboren. Am Ende ihres
kurzen Lebens explodieren diese Sterne als „Supernovae“. Dabei schleudern sie schwere Elemente wie Kohlenstoff und Eisen ins Weltall – Elemente, die für die Entstehung von Planeten und Leben notwendig sind.
Künstlicher LaserLeitstern über dem
VLT in Chile. Für eine
gute Korrektur
braucht man helle
Sterne. Ist das astronomische Objekt
nicht hell genug, wird
ein Laser an den
Himmel projeziert.
Die adaptive Optik misst die Position und Helligkeit des Sterns und korrigiert die atmosphärische Turbulenz („Funkeln“ des Sterns).Durch diese „Brille“ wird ein scharfes Bild
erzeugt.
Nahe und ferne Planeten
mit adaptiver Optik
Ein Mehrfach-Planetensystem um eine ferne Sonne
(C. Marois et al., NRC Canada)
Die Wasserstoffatmosphäre auf Jupiter‘s
Mond Io
Auf den Monden unserer Nachbarplaneten Jupiter und Saturn werden Wetterphänomene und Vulkanausbrüche mit adaptiver Optik untersucht. Eine zentrale Rolle spielt diese Technik, um Planeten um ferne Sterne direkt zu beobachten. Die
gute Auflösung ist notwendig, um die lichtschwachen Planeten neben ihren hellen
Muttersternen zu entdecken.
Adaptive Optik in der Augenmedizin
Die adaptive Optik macht es möglich, das Flackern der Augenmuskeln während
einer Laseroperation auszugleichen. Sehr genaue Korrekturen an der Hornhaut
werden so möglich. Selbst bei starker
Sehbehinderung kann die menschliche
Brille überflüssig werden. So dient die
adaptive Optik nicht nur Teleskopen zur
Verbesserung der Sehschärfe, sondern
auch dem menschlichen Auge.
Künstlerische Darstellung des Planetensystems um
HR 8799 (Gemini Observatory Artwork by Lynette
Cook)
1. Physikalisches Institut
Universität zu Köln
www.ph1.uni-koeln.de
Galaktisch
Brüderchen, komm tanz‘ mit mir!
Gleichzeitig entsteht um den Protostern eine scheibenförmige Wolke aus Gas
und Staub. Letztlich geht daraus ein Stern mit möglicherweise einem ihn umgebenden Planetensystem hervor. Heute weiß man jedoch auch, dass Sterne in
der Regel nicht einzeln entstehen, sondern in Gruppen – so genannten Clustern.
Sie können nur einige Dutzend Sterne oder auch Zehntausende Sterne umfassen.
Links: Spiralgalaxie
Rechts: molekulare
Wolken sind Orte der
Sternentstehung.
Der Orionnebel-Cluster
Hubble-Teleskop
Im Sternbild des
Bärentöters („Orion“)
liegt der „OrionnebelCluster“ (Kreis)
„Zirkumstellare Scheiben“ mit spiralförmigen Auswüchsen:
Simulation (links) und Aufnahmen des Hubble-Teleskops (rechts)
Cluster- und Galaxiendynamik
Sterne entstehen bevorzugt in den Spiralarmen von Galaxien.
Hierbei wird eine molekuare Wolke (oberes Bild, rechts)
instabil und kollabiert unter ihrer eigenen Schwerkraft. Es
entsteht ein dichter Kern, der sich allmählich zu einem „Protostern“ entwickelt (Bild unten).
Grob gesagt, enthalten nur Cluster mit mehr als etwa 1000 Sternen auch Sterne
so großer Masse, dass sie am Ende ihres Lebens als Supernova explodieren
können. In diesen Clustern sind die Sterne auch dichter „gepackt“, so dass
sie sich gegenseitig in ihrer Bewegung beeinflussen können.
Ein typisches Cluster dieser Art ist das Orionnebel-Cluster (ONC). Es besteht
aus circa 4000 sehr jungen Sternen. In der Simulation 1 (Exponat) kann man
sehen, wie die Sterne miteinander wechselwirken. Die massereichen Sterne
wirken dabei gewissermaßen als Fokusse für die leichteren Sterne. In der
zentralen Region des ONC sind mindestens 80 Prozent der Sterne so jung,
dass sie immer noch von einer Scheibe aus Gas und Staub umgeben sind.
Wenn die Sterne miteinander wechselwirken, kann dies einen großen Einfluss auf die Scheiben haben, die sie umgeben. Beispiele hierfür werden
in Simulation 2 (Exponat) und im mittleren Bild gezeigt. Die Sterne können
ihre Scheiben durch eine solche Wechselwirkung teilweise oder sogar ganz
verlieren. Auch können dabei Spiralarme entstehen. Solche Strukturen
hat zum Beispiel das Weltraumteleskop „Hubble“ beobachtet.
1. Physikalisches Institut
Universität zu Köln
www.ph1.uni-koeln.de
Galaktisch
…jemand zuhause?
Exoplaneten
Schema der Planeten-Entstehung
Wenn Sterne entstehen, bildet sich um diese
herum auch eine scheibenförmige Wolke aus
Staub und Gas. Deren Bestandteile können sich
zu immer größeren Gebilden zusammenlagern
und somit Planetensysteme hervorbringen (Bild
rechts).
Der erste Planet außerhalb unseres Sonnensystems – ein so genannter „Exoplanet“ – wurde
1995 vom Schweizer Astrononom Michael Mayor
entdeckt. Inzwischen sind circa 300 weitere Exoplaneten bekannt (Bild rechts). Kürzlich wurde
auch ein Planetensystem beobachtet, das noch
im Entstehen ist (Bild unten).
Es gibt mehrere Verfahren, um Exoplaneten zu
finden. Meist bedient man sich indirekter Methoden. Dabei schließt man aus Indizien auf die Existenz von Exoplaneten. Die erfolgreichste ist die
Doppler-Methode. Sie beruht darauf, dass sich
die Farbe eines Sterns verändert, bewegt er sich
in Richtung Erde oder von der Erde weg. Bei vorbeifahrenden Krankenwagen beobachtet man ein
ähnliches Phänomen: Die Tonhöhe ihrer Sirene
ändert sich, wenn das Fahrzeug vorbeifährt, d.h.
es kommt zu einer Frequenzverschiebung.
Dasselbe geschieht mit dem Sternenlicht. Denn während ein Exoplanet seinen
Stern umkreist, versetzt er diesen in eine Taumelbewegung: Diese macht sich
durch die rechts beschriebene Farbänderungen des Sternenlichtes bemerkbar.
Genau diesen Effekt nutzt man, um den Exoplaneten aufzuspüren. Aus dem
Betrag der Farbänderung kann man sogar die Masse des Planeten ableiten.
Der Satellit „CoRoT“ (Bild links) ist ein
Planetensucher, der mit der Transit-Methode arbeitet. An dieser internationalen
Pioniermission ist auch die Universität zu
Köln beteiligt.
Das untere Diagramm zeigt, dass die bis heute gefundenen Exoplaneten meist
groß sind (von ähnlicher Masse wie Jupiter) und außerdem nahe um ihren Stern
kreisen (oft sogar näher als Merkur). Grund ist das Nachweisverfahren: Massereiche
Planeten, die dicht um ihren Stern
Massen
kreisen, verursachen die stärkste
bekannter
Farbänderung – sie sind also am
Exoplaneten
einfachsten zu entdecken.
CoRoT bewegt sich auf einer polaren
Umlaufbahn um die Erde und beobachtet
für jeweils 150 Tage gleichzeitig 10 000
Sterne. Die Messdaten werden zur Erde
geschickt und verarbeitet. Der Abfall in
der Lichtkurve, den es nachzuweisen gilt,
ist tatsächlich winzig: vergleichbar mit der Abschattung, die eine Fliege
verursacht, welche an einem Stadionflutlicht vorbeifliegt. Die Suche nach
diesen Transitsignalen wird daher mit Hilfe von Hochleistungsrechnern an der
Universität zu Köln durchgeführt. Sind Planeten-Kandidaten ermittelt, werden
diese mit großen erdgebundenen Teleskopen und der Doppler-Methode weiter
untersucht. So wird das ferne Planetensystem vollständig charakterisiert. Man
ermittelt insbesondere die Masse des Exoplaneten und die Zeit, die er benötigt,
um seinen Stern zu umkreisen. Auch die Natur des Planeten – erdähnlich oder
gasförmig – lässt sich auf diese Weise bestimmen. Den größten Erfolg feierte
CoRoT im Februar 2009 mit der Entdeckung des bis dahin kleinsten Gesteinsplaneten.
DopplerMethode
Seit 1995 wurden
zahlreiche Exoplaneten entdeckt.
Eine Methode, mit der sich auch
masseärmere Planeten finden
lassen, ist die Transit-Methode
(Bild unten). Hier nutzt man die
Tatsache, dass der Exoplanet das
Licht seines Sterns abschwächt
(Abfall in der „Lichtkurve“), wenn
er vor diesem vorbeizieht und
ihn dabei verdeckt.
Junges
Planetensystem
Von diesen indirekten Nachweisen abgesehen gibt es inzwischen auch einige
wenige direkte Beobachtungen von Exoplaneten.
Transit-Methode
1. Physikalisches Institut
Universität zu Köln
www.ph1.uni-koeln.de
Galaktisch
Bitte anschnallen – und los geht‘s!
Die Milchstraße in 3D
Wie sieht eigentlich die räumliche Struktur
des Weltalls in unserer Nachbarschaft aus?
Aus dem einfachen Blick zum Himmelszelt
ist diese Frage nicht zu beantworten. Aufwändige Untersuchungen sind nötig, um die
Entfernungen zu den Sternen, Nebeln und
Galaxien und deren Abstände untereinander zu bestimmen. Dank der Kombination
einer riesigen Zahl von Beobachtungsdaten
können wir heute ein dreidimensionales Modell der Milchstraße, anderer Galaxien und
deren Verteilung im Universum präsentieren.
Von der Erde aus betrachtet scheinen die Sterne wie ans Himmelszelt geklebt
und alle gleich weit von uns entfernt. Doch bei genauer Beobachtung zeigt sich:
Wir finden verschiedene Entfernungen für alle Himmelsobjekte. Dies zeigen
schon die dunklen Flecken im hellen Band der Milchstraße. Sie stammen von
Wolken aus Staub und Gas, die im Vordergrund liegen und die die dahinterliegenden Sterne verdecken (Bild: NOAO/AURA/NSF).
Den großen Durchbruch bei der Auflösung
der dreidimensionalen Sternverteilung in unserer Umgebung brachte der 1989 gestartete
Hipparcos-Satellit. Durch hochgenaue Parallaxenmessungen konnte er die Position aller
Sterne in einem Umkreis von etwa 1600
Lichtjahren bestimmen (Bild: ESA).
Unsere Milchstraße besteht aus hundert Milliarden Sternen die in einer rotierenden Scheibe
angeordnet sind. Beobachtungen des SpitzerWeltraumteleskops haben gezeigt, dass die
Struktur durch einen zentralen Balken, zwei ausgeprägte Hauptspiralarme und kleinere Nebenspiralen dominiert wird (Bild: NASA).
Andere Galaxien sind nicht gleichmäßig über den Raum jenseits der Milchstraße verteilt, sondern gruppieren sich in
Haufen. Die Entfernung der Galaxien kann durch die Rotverschiebung ihres Lichtes oder die Beobachtung von Supernovae (Sternexplosionen) bestimmt werden. Der hier dargestellte Galaxienhaufen „Abell 1689“ ist mehr als zehn
Milliarden Lichtjahre von uns entfernt (Bild: HST/NASA).
Kein einzelnes Maß erlaubt es, alle Entfernungen zu Sternen und Galaxien zu
bestimmen. Jedes einzelne Maß deckt nur einen kleinen Entfernungsbereich
ab. Deshalb benutzt man die „kosmische Entfernungsleiter‘‘, bei der eine Methode
immer mit der Methode für die nächst kleinere Skala geeicht wird. Für nahe gelegene Sterne kann die „Parallaxenmethode“ benutzt werden. Damit werden
dann „Standardkerzen‘‘ geeicht, Sterne bekannter Eigenschaften aus deren bekannter Helligkeit man die Entfernung ablesen kann. Die Standardkerzenmethode
wird dann für verschiedene Objekte bis zu Galaxienhaufen fortgesetzt, bis auf
den größten Skalen nur noch die „Rotverschiebungsmessung“ übrig bleibt.
Die Infrarotbeobachtungen des 2003 gestarteten
Spitzer-Weltraumteleskops erlaubten es,
durch die Wolken aus Staub und Gas in der
Milchstraße hindurchzusehen und damit
die Struktur der dahinterliegenden Spiralarme
aufzulösen (Bild: NASA).
Die Bestimmung der dreidimensionalen Struktur interstellarer Wolken ist die Königsdisziplin der Entferungsmessung,
da die Wolken keine scharfen Grenzen und keine bekannte
Helligkeit aufweisen. Nur mithilfe ausgeklügelter Verfahren
lässt sich die räumliche Struktur dieser Wolken enträtseln.
Stereoskopische Bilder erlauben die dreidimensionale
Struktur zu visualisieren. Hier ist der „Rosetten-Nebel“ im
Sternbild Monoceros (Einhorn) dargestellt.
Das Programm „Digital Universe“ erlaubt
einen virtuellen Flug durchs Universum.
Es basiert auf den Daten den „Sloan Digital
Sky Survey“ (Hayden Planetarium).
1. Physikalisches Institut
Universität zu Köln
www.ph1.uni-koeln.de
Praktisch
Satellitenforschung
Das Herschel-Observatorium
Diese Bilder zeigen dieselbe
Region im „Adler-Nebel“: links
bei optischen Wellenlängen,
also solchen, die das Auge
sieht, und rechts im Infrarotlicht. Im „Optischen“ sehen
wir nur die Sterne. Herschel
wird die sog. Fern-Infrarotstrahlung beobachten, die
vom Gas und Staub zwischen
den Sternen ausgesandt wird.
Mit seinem 3,5 Meter großen Spiegel ist „Herschel“ das
bisher größte Weltraumteleskop. Die Instrumente an
Bord erfassen Wärmestrahlung – genauer: Sie untersuchen den Weltraum im „ferninfraroten Bereich“ des elektromagnetischen Spektrums.
Während der Entwicklung des Universums vom Urknall bis zur Entstehung des
Lebens spielen sich die entscheidenden Schritte im interstellaren Medium ab.
Aus diesem entstanden und entstehen auch weiterhin organische Moleküle. Das
unter Kölner Mithilfe gebaute HIFI-Instrument wird in der Lage sein, diese Moleküle in verschiedensten Regionen des Alls aufzuspüren.
Wie konnten sich im frühen Universum Galaxien entwicklen? Wie entstehen Sterne? Von Herschel erhoffen sich
Astrophysiker Antworten auf diese Fragen.
Kosmische Kinderstuben
Der Herschel-Satellit ist 7,5 Meter hoch,
misst 4 x 4 Meter und wiegt 3,4 Tonnen. Er
wurde am 14. Mai 2009 von einer ArianeRakete ins All befödert.
Herschel wird seine Beobachtungen von
einer Bahn um den „Lagrangepunkt“ L2
des Erde-Sonne-Systems ausführen. Der
L2 befindet sich von der Sonne aus gesehen 1,5 Millionen Kilometer hinter der
Erde, wo sich die Fliehkraft und die Gravitationskraft auf den Satelliten gerade aufheben. Wegen der großen Entfernung zur
Erde werden die empfindlichen Messungen von der Wärmestrahlung der Erde
nicht gestört.
Sterne entstehen aus dichten Wolken von kosmischem
Staub und Gas. Diese Wolken sind zwar undurchdringlich für das sichtbare Licht, aber im „fernen Infrarot“
kann man in sie hineinschauen. Das Herschel-Weltraumteleskop soll die Struktur und chemische Zusammensetzung dieser Wolken erforschen sowie den Prozess der Sternentstehung aufklären. Die Instrumente
von Herschel sind so empfindlich, dass sich damit
die Sternentstehung selbst in fernen Galaxien und
im Frühstadium des Universums beobachten lässt.
Das HIFI-Instrument an Bord von Herschel erfasst den „spektralen Fingerabdruck“ des interstellaren Mediums. Die einzelnen „Sender‘‘ sind die verschiedenen Atome und Moleküle des interstellaren Gases. Daraus lässt sich die
genaue Zusammensetzung des
interstellaren Mediums und seine
chemische Entwicklung bis hin zu
komplexen Molekülen bestimmen.
Anhand der Strahlung, die die
Atome und Moleküle des interstellaren Gases aussenden, lässt
sich die Zusammensetzung des interstellaren Mediums bestimmen.
Kölner Know-how für Herschel
Ein 20-köpfiges Team des 1. Physikalischen Instituts
der Universität zu Köln entwickelte über einen Zeitraum von sieben Jahren sowohl die Frequenzmischer
für „Band 2“ als auch zwei Spektrometer für das „HIFI-Instrument“. Alle Bauteile wurden auch in Köln
getestet und für den Einbau in Herschel fertiggestellt.
Ein Mischer setzt das astronomische HochfrequenzSignal (HF) auf eine niedrigere Zwischenfrequenz
(ZF) um, damit es verstärkt werden kann. Derweil zerlegt das Spektrometer das ZF-Eingangsignal in Frequenzkomponenten – ähnlich wie ein Glasprisma
weißes Licht in Regenbogenfarben auffächert. Das
Spektrum liefert Informationen über die physikalischen und chemischen Bedingungen am Enstehungsort der Strahlung.
Explosionszeichnung des Mischers
Mischer montiert
auf seiner Transportplatte vor der
Lieferung an die
ESA. Unten links
sieht man eine mikroskopische Aufnahme des Herzstücks des Mischer
und rechts dessen
Strom-Spannungskennlinie.
Foto der Optik des in Köln gebauten Spektrometers. Das Gerät kann mit seinem 8000-Pixel-Detektor viele Frequenzkomponenten
gleichzeitig erfassen.
1. Physikalisches Institut
Universität zu Köln
www.ph1.uni-koeln.de
Praktisch
Ich höre was, was Du nicht siehst!
Die Kirche von San Pedro de Atacama und die Wohnanlage mit Schlafzimmern und Büros für die Astronomen in
San Pedro. Die Anlage wird von verschiedenen internationalen Forschergruppen genutzt. Die Universität zu Köln
verfügt dort über zwei Schlafräume und ein Büro.
Submillimeter Astronomie mit dem NANTEN2Radioteleskop in Chile
Der kosmische Kreislauf
Sterne, Planeten, und damit letztlich das Leben entstehen als Teil des kosmischen
Kreislaufs in Molekülwolken, riesigen Ansammlungen aus Gas und Staub zwischen
den Sternen – auch „interstellare Materie“ genannt.
Die Milchstraße im Optischen und Fern-Infraroten. Das Licht der für das menschliche Auge sichtbaren Wellenlängen wird durch
interstellaren Staub fast vollständig absorbiert. Bei längeren Wellenlängen wird dieser Staub nicht nur durchsichtig, er beginnt
sogar zu leuchten und auch die charakteristische Strahlung von Atomen und Molekülen kann zum Beobachter gelangen (Bilder: Axel Mellinger und IRAS-Satellit).
Submillimeter- und Fern-Infrarot Astronomie
diese Materie prozessiert und angeIn den Sternen wird d
wenn die Lebenszeit eines Sternes
reichert und we
endet, wieder
wied in den Weltraum abgegeben.
stammen beispielsweise alle Atome
So stamm
unserer Erde aus dem Inneren eines
auf uns
Sternes. In einer Supernova-Explosion
Stern
wurden sie einst ins All geschleudert
wurd
und dann bei der Entstehung unseres
Sonnensystems
von der jungen Erde
So
eingefangen.
Wärmestrahlung eines Hauses, aufgenommen mit einer Infrarot-Kamera.
Messungen einer Submillimeter-Spektrallinie
des CO-Moleküls im Schwan-Nebel (M17) mit
dem NANTEN2-Teleskop in Chile (1. Bild rechts)
sowie von Infrarot-Strahlung beobachtet mit
dem SpitzerWeltraum-Teleskop (2. Bild rechts).
Zum besseren Vergleich wurde das InfrarotBild mit Höhenlinien der NANTEN2-Daten überlagert. Während im Infraroten junge Sterne und
heißer Staub zu sehen sind, markieren die Radio-Beobachtungen die warmen, dichten Ränder der Molekülwolken in denen neue Sterne
entstehen.
Um die Sternentstehung besser zu verstehen, beobachten wir das Gas und den Staub zwischen den
Sternen, die interstellare Materie. Der überwiegende
Teil der interstellaren Materie ist relativ kühl und
strahlt deshalb hell bei Wellenlängen kleiner als
einem Millimeter, im Submillimeter- und Fern-Infrarot-Bereich des elektromagnetischen Spektrums.
Die physikalischen und chemischen Prozesse der
Sternentstehung sind daher bei diesen Wellenlängen am Besten zu beobachten.
Diese Strahlung aus dem All wird in der Erdatmosphäre absorbiert (umgekehrt bekannt als Treibhauseffekt: die Wärmestrahlung der Erde kann
nicht in das Weltall entweichen). Wasserdampf
trägt wesentlich zu dieser Absorption bei. Astronomen bevorzugen als Beobachtungsposten deshalb hochgelegene, trockene Standorte, FlugzeugObservatorien oder Satelliten.
Das NANTEN-Submillimeter-Teleskop in Chile
Das NANTEN2-Teleskop auf knapp 5000
Metern Höhe in der Atacama-Wüste im
Norden Chiles.
In der Atacama-Hochebene im Norden Chiles, der trockendsten Wüste der Erde,
betreibt das 1. Physikalische Institut der Universität zu Köln mit Partnern aus
Bonn, Japan, Schweiz, Australien und Süd-Korea das „NANTEN2-SubmillimeterTeleskop“. Von diesem Standort aus, 5000 Meter über dem Meeresspiegel, erforschen Astronomen die Entstehung von Sternen und Planetensystemen. Die
exzellenten atmosphärischen Bedingungen, die hier herrschen, machen es möglich, die Strahlung der interstellaren Materie im sonst nur von Flugzeugen und
Satelliten zugänglichen Submillimeter-Bereich zu beobachten. Die Astronomen
wohnen in San Pedro de Atacama, einem kleinen Ort
am Rande der Hochebene. Mit deren Unterstützung vor
Ort sind Beobachtungen über das Internet von überall
auf der Erde möglich.
Die Atacama-Hochebene ist Standort für viele internationale astronomische Observatorien. Unter anderem wird hier eines der größten radioastronomischen Observatorien der Erde, das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA, ESO), in
der Nähe des NANTEN2-Teleskops errrichtet. Mit ALMA wird es möglich sein, die mit
NANTEN2 und anderen Teleskopen bereits untersuchten Himmelsregionen mit noch
größerer Genauigkeit zu studieren.
1. Physikalisches Institut
Universität zu Köln
www.astro.uni-koeln.de
Praktisch
Sonnen-Fernsehen?
Fieber messen
In der Metalltafel spiegelt sich der kalte Himmel. Die
Wärmestrahlung von Besuchern, die sich vor diesen kalten Hintergrund stellen, kann mit der Fernsehantenne
gemessen werden.
Die Größe macht den Unterschied!
Je größer das Teleskop ist (oder je kürzer
die Wellenlänge) umso feinere Details
werden erkennbar.
Die Wärmestrahlung eines Menschen
kann leicht gemessen werden,
wenn sich die Person vor einen kalten
Hintergrund stellt.
sehr kalter Himmel (ï270°C)
in Metalltafel gespiegelt
Person vor
kaltem Hintergrund
Mond: Höhe: 380000 km
Umlaufzeit: 28 Tage
0
10000
20000
30000
40000
0
Zusammenhang zwischen
Flugbahnhöhe und Umlaufzeit eines Satelliten.
BahnïRadius [km]
Spektroskopie
Indem man sich einen sehr schmalen
Ausschnitt der Intensitätsverteilung
herausfiltert, kann man gezielt die
Eigenschaften bestimmter Stoffe im
Weltall untersuchen.
Satelliten
TV-Satelliten sind geostationär: Sie stehen über
dem Äquator und haben eine Umlaufzeit von 24
Stunden, wodurch sie von der Erde aus immer in
der gleichen Richtung erscheinen. Mehrere Hundert
TV-Satelliten sind rund um den Globus verteilt.
14:00
12:00
Die Sendeleistung eines Satelliten entspricht etwa
der Leistung einer Glühbirne. Da die gesamte Leistung auf ein schmales Frequenzband konzentriert
ist, erscheint er dort um ein Vielfaches stärker als
die Sonne.
Vergleich zwischen einer optischen Aufnahme des Orion-Nebels und einer
Messung im Licht einer Kohlenmonoxid-Spektralline bei 660 GHz, die die
Verteilung des Gases zwischen den Sternen zeigt.
12:00
Astra 1
Sonnenkarte: die
kleine SatellitenAntenne (1m
Durchmesser) liefert nur ein verwaschenes Bild.
Großteleskope
(z.B. VLA, 40 km
Durchmesser) können feinste Details
erkennen (kleines
Bild).
Astra 2
Das Experiment
Als Modell für eine radioastronomische Messung wird
eine handelsübliche TV-Satelliten-Antenne als Radioteleskop eingesetzt. Dazu messen wir die Stärke des
vom LNB empfangenen Signals. Zur Ausrichtung auf
eine Strahlungsquelle kann die Antenne horizontal und
vertikal geschwenkt werden.
10
Herschel: Höhe: 1,5 Mio km
Umlaufzeit: 1 Jahr
Sonnenbahn
21. Sept.
14:00
21. Dez.
Hotbird
TV-Satellitenschüssel
als Radioteleskop
Bei der Frequenz des Satellitenfernsehens
(11 GHz/2,7 cm Wellenlänge) steigt die
abgestrahlte Leistung direkt mit der Temperatur, was den Einsatz der Fernsehantenne als „Fernthermometer“ ermöglicht.
20
Umlaufzeit [Stunden]
Das NANTEN2-Radioteleskop (San
Pedro de Atacama/Chile) arbeitet nach
demselben Prinzip wie die Fersehantenne
aber bei sehr viel höherer Frequenz.
TVïSatellit: Höhe: 36000 km
Umlaufzeit: 24 Stunden
Das KOSMA-Radioteleskop (Zermatt/Schweiz) arbeitet nach demselben Prinzip wie die Fersehantenne aber bei sehr viel höherer Frequenz.
Je wärmer ein Körper ist, umso stärker strahlt er. Relativ kühle
Körper (Haus, Mensch) strahlen nur im Radio- oder InfrarotBereich. Heißere auch im sichtbaren Licht (Herdplatte, Glühbirne) und bis in den Ultraviolett-Bereich (Sonne).
ISS: Höhe: 350 km
Umlaufzeit: 90 min
Satelliten-Fernsehantenne, die am
1. Physikalischen Institut der Universität zu Köln als einfaches Radioteleskop eingesetzt wird
Sonnen-Fernsehen?
Weshalb kann die Fernsehantenne die
Sonne (oder Besucher) sehen? Alle Körper
strahlen. Je wärmer ein Körper ist, umso
stärker strahlt er.
Vergleich der Skyline vom 1. Physikalischen Institut im sichtbaren Licht und bei 11 GHz. Die
Bahn der Sonne und die Position ausgewählter TV-Satelliten sind markiert.
1. Physikalisches Institut
Universität zu Köln
www.ph1.uni-koeln.de
Praktisch
Tanz der Moleküle
Linienspektrum einer
Quecksilber-Dampflampe im sichtbaren
Wellenlängen-Bereich.
Aufbau eines Spektrometers zur Analyse der Rotation von Molekülen.
Originalspektrometer
von Kirchhoff und
Bunsen um 1860.
Geburtsort neuer Sterne: Sternentstehungsregion RCW 120. Das Bild im
Terahertz-Bereich (rechts) zeigt eine interstellare Wolke aus leuchtendem
Gas, in der Sterne entstehen. Weil das Gas in diesen Klumpen sehr kalt ist
(ca. minus 250 Grad Celsius), zeichnet es sich nur im Terahertz-Bereich ab.
Kirchhoff (links) und Bunsen (rechts),
die Gründer der Spektralanalyse.
Moleküle: Tänzer mit viel Taktgefühl
Moleküle bewegen sich wie Tänzer auf dem Parkett. Sie schwingen hin und her
und drehen sich um ihre eigene Achse. Leichte Moleküle bewegen sich dabei
schneller als schwere. So hat jedes Molekül, abhängig von Größe und Gestalt,
ganz charakteristische Umdrehungs- und Schwingungsdauern. Bei diesen Bewegungen senden die Moleküle Wellen aus, die ein breites Spektrum unterschiedlicher Farben ergeben. Jedes Farbspektrum ist einzigartig und so unverwechselbar wie der menschliche Fingerabdruck. Dies ist das Prinzip der Spektralanalyse,
die mit empfindlichen Instrumenten auch über große Distanzen
anwendbar ist.
Elektromagnetisches Spektrum mit Dreh- und
Schwingungsbewegungen der Moleküle.
Strahlungsdurchlässigkeit der Atmosphäre
für Terahertz-Strahlung.
Was uns der Tanz der Moleküle verrät
Ein molekularer Fingerabdruck wird genommen
Die Spektralanalyse wird mit großem Erfolg in der Astronomie eingesetzt. Mit hochempfindlichen Teleskopen können die Molekülspektren weit entfernter Sterne und
Galaxien nachgewiesen werden. Sie geben Einblick in das Entstehen und Vergehen
der Sterne. Durch den Vergleich mit Laborspektren wurden bereits mehr als 150
verschiedene Moleküle im Weltall anhand ihrer „Fingerabdrücke“ identifiziert. Einige
davon, wie etwa Kohlenmonoxid (CO) oder Wasser (H2O), sind uns von der Erde bekannt, andere dagegen, beispielsweise C3H, waren uns bis zu ihrer Entdeckung im
Weltraum unbekannt. Darüber hinaus verraten uns die Spektren Genaueres über
die Temperatur, Dichte und Gasbewegungen weit entfernter Sternregionen.
Das Spektrum eines Moleküls ist so eindeutig wie ein Fingerabdruck. Ist dieser
bekannt, lässt sich das Molekül selbst in geringsten Spuren nachweisen. Der spektrale Fingerabdruck wird im Labor erzeugt. Hierzu wird eine gasförmige Probe bei
geringem Druck in eine Messzelle gefüllt. Die Probe wird mit elektromagnetischen
Wellen unterschiedlicher Frequenzen durchleuchtet. Ein Detektor registriert hinter
der Zelle die Intensität der Wellen. Jede Molekülart reagiert nur auf ganz bestimmte,
charakteristische Wellen des Spektrums. Auf diese Weise entsteht ein molekularer
Fingerabdruck. Das untenstehende Bild zeigt das Spektrum von Dimethyl-Ether,
das in der Umgebung neu entstehender Sterne nachgewiesen wird.
Molekülspektren: Fingerabdrücke des interstellaren Gases
aus einer Region nahe des
Zentrums unserer Milchstraße.
Beobachtetes Spektrum
(schwarz), simuliertes Spektrum aufgrund von Labordaten
(blau), simuliertes Spektrum
von Dimethyl-Ether (rot). Das
Teilspektrum zeigt einen Ausschnitt charakteristischer Spektrallinien von Dimethyl-Ether.
Ausschnitt eines Rotationsspektrums (Fingerabdrucks): Nadelförmig treten die charakteristischen
Frequenzen im Spektrum hervor,
die eine eindeutige Identifizierung des Moleküls, hier DimethylEther, ermöglichen.
1. Physikalisches Institut
Universität zu Köln
www.ph1.uni-koeln.de
Herunterladen