Welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen? Ziel der Therapie ist es, die Nieren vor den Folgen der Refluxkrankheit zu bewahren. Eine eventuell bereits bestehende Nierenschädigung kann durch die Operation allerdings nicht oder nur teilweise behoben werden. Sie kann sich in Einzelfällen trotz Operation noch weiter verschlechtern. Je nach Art und Schweregrad der Erkrankung stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. 1. Konservative Therapie: Besteht insbesondere bei kleinen Kindern mit gering ausgeprägtem Reflux die Aussicht, dass sich der Reflux spontan zurückbildet (Maturation), so kann unter vorbeugender Gabe von Antibiotika die weitere Entwicklung abgewartet werden. Das Verschwinden des Refluxes kann allerdings Monate bis Jahre dauern. Während dieser Zeit ist es notwendig, niedrig dosiert – meist einmalig abends – ein Antibiotikum zu geben, um das Auftreten von Harnwegsinfekten zu verhindern. Darüber hinaus besteht während dieser Zeit die Notwendigkeit zu regelmäßigen Harn- und Röntgenkontrollen. Wir empfehlen eine konservative Therapie über maximal ein Jahr und dies überwiegend im ersten Lebensjahr, da hier die Maturationschance am größten ist. 2. Endoskopische Unterspritzung der Harnleitermündungsstelle - endoskopische Ostiumumterspritzung: Ähnlich wie bei einer Blasenspiegelung wird in Narkose ein Instrument unter Sicht durch die Harnröhre in die Harnblase eingebracht. Über das Instrument wird dann eine Substanz - z.B. Deflux® - direkt unter die Schleimhaut des Harnleiters und unter der Einmündungsstelle des Harnleiters in die Harnblase eingespritzt, die die Harnleitermündung anhebt und leicht einengt und dadurch den Reflux beseitigt. Die Erfolgsrate ist unter anderem von der Ausprägung des Refluxes abhängig. Durchschnittlich führt diese wenig invasive Methode bei etwa Grad I-III in 80 % und mehr, bei Grad IV in einem geringeren Prozentsatz der Patienten zum Erfolg. Die Risiken des Eingriffs sind gering. Etwa 3 Monate nach dem Eingriff erfolgt ein erneutes Miktionszysturethrogramm (MCU, s.o.) zur Erfolgskontrolle. Sollte weiterhin ein Reflux nachweisbar sein, kann eine erneute Harnleiterunterspritzung erfolgen. Auch die Wahl eines anderen Behandlungsverfahrens ist problemlos möglich. 3. Offen operative Antirefluxoperationen / Antirefluxplastik: Mehr Erfolg versprechen die offen operativen Operationsverfahren mit einer Erfolgsrate von ca. 95%. Grundprinzip ist den Harnleiter in einen verlängerten muskulären Tunnel während des Durchtritts durch die Blasenwand zu verlagern. Dadurch wird die „Ventilstrecke“ verlängert und verstärkt, so dass der Harn nicht mehr zurückfließen kann. Blase und Harnleiter werden durch einen Unterbauchschnitt freigelegt. Je nach Ein- oder Beidseitigkeit und Ausprägung des Refluxes gibt es verschieden Operationsmöglichkeiten (Antirefluxplastik in Lich Gregoir-Technik, in Cohen-Technik, in LeadbetterPolitano-Technik, in Psoas hitch-Technik etc.). Welches Operationsverfahren für Ihr Kind am geeignetesten ist und welche Vor- und Nachteile die einzelnen Verfahren für Ihr Kind bieten, wird in einem persönlichen Gespräch erörtert. Prinzipiell unterscheidet man Operationsverfahren mit und ohne Eröffnung der Harnblase zur Verlagerung des/der Harnleiter. Verlagerung des/der Harnleiter ohne Eröffnung der Harnblase/ Antirefluxplastik nach Lich Gregoir: Die Blasenwand wird von außen neben der Einmündungsstelle des fehlgebildeten Harnleiters in die Harnblase über eine Strecke von etwa 3 cm bis zur Blasenschleimhaut eingeschnitten, der Harnleiter in diese Muskelrinne verlagert und die Muskulatur darüber Blasenschleimhaut selbst wird nicht eröffnet. wieder verschlossen. Die Verlagerung des/der Harnleiter mit Eröffnung der Harnblase/ z.B. Antirefluxplastik nach Politano-Leadbetter oder Cohen: Die Blase wird eröffnet. Der Harnleiter wird an seiner Einmündung in die Harnblase abgesetzt und in einen neu geschaffenen Blasenschleimhauttunnel eingenäht. Insbesondere bei erweiterten Harnleitern (Megaureter) oder einer zusätzlich bestehenden Enge der Harnleitermündung hat sich diese Methode bewährt. Die verschiedenen Operationstechniken unterscheiden sich in dem Verlauf des neu gebildeten Tunnels. Bei beidseitigem Reflux können beide Seiten während einer Operation risikolos korrigiert werden.