Fassaden. Bauphysik und Konstruktionen

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Fassaden
Gestaltung
Materialisierung
Konstruktion
Bauphysik
Ökologie
Die gute Hülle
Die Naturkraft aus Schweizer Stein
Inhalt
Fassade: mehr als ein schönes Kleid
3
Das wichtigste Bauteil eines Hauses
4
Zur Bauphysik von Fassaden
6
Wärmeschutz8
Wärmebrücken10
Feuchteschutz12
Brandschutz14
Schallschutz16
Tageslichtnutzung18
Sommerlicher Wärmeschutz 20
Ökologie22
Verputzte Aussenwärmedämmung
24
Kompaktfassade im Massivbau
26
Und bei der Sanierung
27
Dickschichtiges Verputzsystem
28
Kompaktfassade im Holzbau
29
Hinterlüftete Fassade
31
Faserzement32
Rockpanel34
Holz und Holzwerkstoffe
36
Metalle42
Naturstein46
Glasfassaden49
Glasfassade mit sichtbarer Steinwolle
50
Filigrane Kunststoffhülle
52
Sichtmauerwerk55
Kraftwerk Fassade
59
Die Technik zum nachhaltigen Bauen
63
Ein Leuchtturm in Flums
65
Anhang67
Impressum
Herausgeber: Flumroc AG, 8890 Flums
www.flumroc.ch
Text, Gestaltung, Produktion:
Faktor Journalisten AG, 8005 Zürich
www.fachjournalisten.ch
Fassade: mehr als ein schönes Kleid
Die Fassade bestimmt den Auftritt eines Hauses. Ob extravagant oder nüchtern – die Wahl des Fassadenmaterials ist von zentraler Bedeutung. Fassaden sind aber weit
mehr als schöne Kleider: Sie bilden eine bauphysikalische
Schlüsselfunktion. An Fassaden, die dem neusten Stand
der Technik entsprechen, sind hohe konstruktive Anforderungen gestellt. Die verwendeten Materialien zur Wärmedämmung und zur Unterkonstruktion sowie die Aussenhaut müssen gut aufeinander abgestimmt sein. Ist dies
der Fall, so entsteht ein System, das jahrzehntelang funktioniert und ein Gebäude optisch attraktiv präsentiert. Die
vorliegende Schrift zeigt auf, welche Materialien, Formen
und Farben zur Auswahl stehen, um eine qualitativ hochwertige Fassade zu bauen. Neben bauphysikalischen Kriterien ist die Ökologie von Konstruktionen ein zentrales
Thema. Denn Nachhaltigkeit am Bau ist eine gemeinsame
Aufgabe. Die vorliegenden Planungshilfe inspiriert dazu
und vermittelt wertvolle Erkenntnisse.
3
Das wichtigste Bauteil eines Hauses
Millionen Quadratmeter
Marktanteile
Die Fassade hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Der Grund liegt im Paradigmawechsel,
der in der Folge der Erdölkrise in den frühen 70-er Jahren
stattfand. Die Botschaft der schwindenden Energieressourcen ist deutlich: Ein mangelhafter Wärmeschutz lässt
sich nicht durch eine aufgerüstete Haustechnik kompensieren – oder nur unter Missachtung ökologischer Grundsätze. Damit ist die Fassade sehr viel wichtiger geworden: Dort, in den äussersten Zentimetern eines Hauses
manifestiert sich die Qualität eines Objektes. Wer diesen
wichtigsten Bauteil optimiert, benötigt fast keine Energie
mehr für die Beheizung und für die Kühlung und schafft ein
gutes Arbeits- und Wohnklima.
Grosse Verschiebungen bei den Fassadenmaterialien
weist die Statistik von Wüest & Partner/Baublatt Infodienst nicht aus. Die verputzte Fassade liegt seit Jahren
bei einem Marktanteil von 60 %, allerdings mit einem
leicht sinkenden Trend. Geringfügig steigend, wenn auch
auf relativ tiefem Niveau, sind die Marktanteile dagegen
von Holz, «Vorgehängt» sowie «Glas/Metall». Gehalten
hat sich das Sichtmauerwerk (Abbildung 1).
Gestaltung, Bauphysik, Kosten:
Die Folge dieser Entwicklung ist eine enorme Vielfalt an Materialien und konstruktiven Lösungen für Fassaden. Bei der
Planung und der Projektierung geht es in erster Linie darum,
gestalterische, bauphysikalische und finanzielle Aspekte
von verschiedenen Fassadenlösungen zu bewerten und dadurch eine zuverlässig abgestützte Auswahl zu treffen.
Sanierungsstau?
Fast 1,4 Mio. Wohnhäuser zählt das Bundesamt für Statistik (BfS) in der Schweiz für das Jahr 2010, nämlich
945 110 Einfamilienhäuser und 419 723 Mehrfamilienhäuser. (Büro-, Industrie- und Gewerbebauten werden vom
BfS nicht erhoben.) In der Summe dürfte die Gesamtfläche der Fassaden einige hundert Mio. m2 umfassen. Bei
einer jährlichen Erneuerungsrate von 1,6 %, wie das die
ETH Zürich zur Verhinderung eines Sanierungsstaus als
notwendig erachtet, müssten mehrere Mio. m2 Fassade
jedes Jahr erneuert werden.
Marktanteil
80%
Putz
Holz
70%
Stein-/Sichtmauerwerk
60%
Glas/Metall
50%
Vorgehängt
40%
30%
20%
10%
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11
Jahr
4
Abbildung 1: Marktanteile des
Fassadenmaterials in Neubauten,
2001 bis 2011. Quelle: Baublatt InfoDienst; Wüest & Partner
Abbildung 2: Blockrandbebauung im urbanen Raum. Deutlich sind die Unterschiede in den Bautiefen der Fassaden erkennbar (saniert / unsaniert).
5
Zur Bauphysik von Fassaden
Die Fassade eines Gebäudes bildet die Schnittfläche zwischen der Umwelt und den Nutzern. Sie ist damit enorm
grossen Anforderungen ausgesetzt, die auch zu Zielkonflikten führen können. Ein besonders brisanter Zielkonflikt
bietet der Verglasungsanteil einer Fassade im Hinblick auf
Tageslichtnutzung und Überhitzungsgefahr – ganz beson-
ders unter Berücksichtigung der prognostizierten Klimaveränderungen. Um eine für den Standort, die Nutzung
und das Gebäude optimale Fassade zu bauen, sind die
bauphysikalischen Kriterien lückenlos abzuarbeiten. Eine
Auswahl der wichtigsten Kriterien sind in der Grafik dargestellt. Quelle: TU München
innen
Fassade
aussen
Beleuchtung
Verglasungsanteile
Solarstrahlung
Blendung
Sichtbezug
Sonnenschutz
Sonnenschutzglas
Blendschutz
Raumtemperatur
Wärmedämmung
Aussenlufttemperatur
Temperatur innere
Oberflächen
Wärmeschutzfenster
Speichermassen
Zulufttemperatur
Luftqualität
Fensterlüftung
Luftqualität
fassadenintegrierte
Geräte
Schallbelastung
Schallschutz
Schallquellen
Luftgeschwindigkeit
Konvektionsschutz
Wind
Abbildung 3: Die Fassade im Spannungsfeld der Anforderungen
6
Abbildung 4: Verdichtetes Bauen im innerstädtischen Kontext am Beispiel eines Wohngebäudes
an der Schaffhauserstrasse in Zürich.
7
Wärmeschutz
Energiedirektoren wollen bessere Häuser
gaben dem Standard Minergie-P. Dieser Pfad entspricht
dem gesamteuropäischen Trend. Denn die EU will für alle
Neubauten ab dem Jahre 2020 «Nearly Zero Energy Buildings» vorschreiben. Der relativ geringe Restbedarf an
Heizwärme soll dann durch regenerierbare Energien gedeckt werden.
Die gesetzlichen Anforderungen richten sich nach den Mustervorschriften der Kantone 2008. Per 2014 sollen diese
Vorgaben erneut verschärft werden. Denn nach den Vorstellungen der kantonalen Energiedirektoren sollen sich
neue Gebäude ab dem Jahr 2020 «möglichst selbst mit
Energie versorgen». Dass dies nur mit gut gedämmten
Bauten möglich ist, zeigt eine einfache Abschätzung. Häuser mit einem Dämmstandard gemäss den gesetzlichen
Vorgaben des Jahres 1980 müssten eine dreimal grössere
Dachfläche aufweisen, um den eigenen Heizbedarf zu decken. Erst durch eine gute Dämmung wird die notwendige
Solargewinnfläche kleiner – und dadurch bezahlbar.
Kaltluftabfall an Aussenwänden
Die Norm SIA 180 «Innenraumklima und Feuchteschutz im
Hochbau» verlangt für den Aufenthaltsbereich von Räumen «in allen Jahreszeiten thermische Behaglichkeit».
Dieser Aufenthaltsbereich entspricht gemäss SIA 180 der
gesamten Nutzfläche eines Raumes, mit Ausnahme eines
wandnahen Bereiches von 0,5 m. Bei Fenstern beträgt der
Abstand zwischen dem Aufenthaltsbereich und dem Aussenbauteil 1,0 m. Der SIA nimmt damit Bezug auf den Kaltluftabfall, der sich entlang von Aussenwänden und Fenstern respektive Fenstertüren einstellt. Bei gut bis sehr gut
gedämmten Bauten ist der Kaltluftabfall überhaupt kein
Thema, weil die Temperatur der inneren Bauteilfläche genügend hoch ist.
Nearly Zero
Um die gesetzlichen Limiten von Neubauten zu erfüllen, sind Dämmstärken von rund 20 cm notwendig. Für
Umbauten und Umnutzungen beträgt dieser Wert 14
cm. Diese Werte erreichen fast das Niveau von Minergie. Durch die geplante weitere Verschärfung der Wärmedämmvorschriften nähern sich die gesetzlichen Vor-
Tabelle 1: Optimierte Dämmstärken zur Kostenminimierung
Geringe Dämmung
Optimale Dämmung
Überdimensionierte Dämmung
Bedingt grosse Solargewinnflächen für
Reduziert die notwendigen Solarge-
Erlaubt zwar kleine Solargewinnflächen
die Bedarfsdeckung.
winnflächen für die Bedarfsdeckung
für die Bedarfsdeckung, bedeutet
und ermöglicht einfache Konstrukti-
aber einen erhöhten Aufwand in der
onen.
Konstruktion (Aufhängung, etc.).
Geringste Kosten
Höhere Gesamtkosten
Hohe Gesamtkosten
Tabelle 2: Energiegesetz: Anforderungen an U-Werte von Bauten
Neubauten
Bauteile gegen
Bauteile gegen
Bauteile gegen
Bauteile gegen
Aussenklima
unbeheizte Räume
Aussenklima
unbeheizte Räume
Opakes Bauteil
0,17 W/(m K)
0,25 W/(m K) *
0,25 W/(m K)
0,28 W/(m2 K) **
Dämmstärke
20 cm
14 cm
14 cm
12 cm
Fenster
1,3 W/(m K)
1,6 W/(m K)
1,3 W/(m K)
1,6 W/(m2 K)
Fenster mit vorgela-
1,0 W/(m2 K)
1,3 W/(m2 K)
1,0 W/(m2 K)
1,3 W/(m2 K)
2
2
2
2
gerten Heizkörpern
* Wände und Böden: 0,28; ** Wände und Böden: 0,30
8
Umbauten und Umnutzungen
2
2
Strahlungsasymmetrie
Anteil Unzufriedener
Die Behaglichkeit in einem Raum wird auch durch eine allfällige Asymmetrie der Strahlungstemperatur beeinträchtigt. Sofern eine Aussenwand nach innen Kälte abstrahlt,
ergibt sich in der Regel gegenüber den warmen Innenwänden eine Asymmetrie der Strahlungstemperatur. In Abbildung 5 ist die Anzahl Unzufriedener in Abhängigkeit der
Temperaturasymmetrie dargestellt. Bei grossen Temperaturunterschieden ist der Anteil der Unzufriedenen erheblich. Weniger kritisch sind Asymmetrien aufgrund warmer
Wände.
100 %
kühle Wand
10 %
warme Wand
1%
0
5
10
15
20
25
Strahlungsasymmetrie in K
30
35
Und im Denkmalschutz?
Abbildung 5: Anteil Unzufriedener in % in Abhängigkeit der
Asymmetrie der Strahlungstemperatur in K. Quelle: SIA 180
Erforderliche Wärmedämmschichtdicke für variable U-Werte
λD bzw. λres
[W/(m K)]
Mineralwolle
zwischen Holztragsstruktur
50
45
40
Mineralwolle 0,04
35
Mineralwolle 0,035
30
25
20
15
10
VIP VakuumIsolationsPaneele
5
0
0,30
VIP bei dWD bis 25 mm
0,25
VIP bei dWD ab 30 mm
0,20
U-Wert [W/(m2 K)]
0,15
0,10
In seltenen Fällen, beispielsweise bei denkmalgeschützten
Bauten, sind andere Sanierungsmassnahmen angezeigt.
Dazu gehören die Dämmung des Estrichs respektive des
Daches sowie der Kellerdecke. Vielfach wird auch eine
Innendämmung in Betracht gezogen. Die Dämmung der
inneren Oberfläche von Aussenbauteilen muss allerdings
sorgfältig geplant sein, um Feuchtigkeit in der Konstruktion zu verhindern. Dafür ist die wichtigste Massnahme, die
Konstruktion gegenüber dem (feuchtebelasteten) Raum
bauphysikalisch zu trennen. Das heisst: Dampfbremse und
eine konsequente Luftdichtigkeitsschicht verlegen (raumseitig der Konstruktion).
Stark abnehmende Grenzkosten: Die Sockelkosten für Planung, Montage, Wetterschild und Gerüst sind relativ hoch
und völlig unabhängig von der Dämmstärke. Das hat zur
Folge, dass der zusätzliche Zentimeter an Dämmstärke
sehr günstig zu haben ist. Im wesentlichen fallen nur
noch die Materialkosten an. Erst wenn aufgrund der hohen Dämmstärke die Unterkonstruktion angepasst werden
muss, dann gilt diese Regel der abnehmenden Grenzkosten nicht mehr (oder nur noch eingeschränkt).
Abbildung 6: U-Werte in Abhängigkeit
der Schichtdicke und des Dämmmaterials. Ein U-Wert von 0,2 W/(m2 K) ist
in einer ungestörten Schicht mit einer
Dämmstärke von gut 16 cm erreichbar. In eine Holztragstruktur integriert,
ergibt dieselbe Dämmstärke lediglich
einen U-Wert von 0,28 W/(m2 K). Quelle:
Minergie-P
9
Wärmebrücken
Befestigungselemente, welche die Wärmedämmschicht
durchdringen, führen zu punkt- oder linienförmigen Wärmebrückenverlusten. Bei gut gedämmten Aussenbauteilen
kann der Anteil der Wärmebrücken am gesamten Wärmeverlust deutlich grösser sein als jener der Bauteilfläche.
Der Einfluss von Befestigungselementen kann derart gross
sein, dass Niedrigenergie- respektive Minergie-P-Häuser
nicht möglich sind. In Abbildung 9 ist dieser Zusammenhang visualisiert: Bei einem Haus, gedämmt nach den
moderaten Vorgaben des Energiegesetzes, beziffern sich
die Wärmebrücken auf rund 60 % des Wärmeverlustes
des ungestörten Bauteils. Bei einem Minergie-P-Haus
muss zur Quantifizierung des Gesamtverlustes der reine
Flächenverlust mehr als verdoppelt werden. Die Berechnungen beziehen sich auf eine hinterlüftete Fassade mit
zwei Alu-Konsolen je m2 Fassadenfläche.
In Abbildung 10 ist eine Befestigung mit sehr guten Wärmedämmeigenschaften dargestellt. Möglich macht dies
eine Wärmedämmkonsole, die die Wärmedämmschicht
durchdringt. Die schwertförmige Aufhängung besteht aus
glasfaserverstärktem Kunststoff. Die gut wärmeleitenden
Aluminiumprofile sind warm- respektive kaltseitig angeordnet und durchdringen die Wärmedämmschicht kaum.
Die Anzahl der Konsolen je Flächeneinheit richtet sich
nach dem Gewicht der Fassadenbekleidung. Für übliche
Materialien wie Faserzement sind 1,5 bis 2 Konsolen je
m2 notwendig. In der Wirkung ist diese Befestigung annähernd wärmebrückenfrei.
Geometrische Wärmebrücken
Der SIA unterscheidet zwischen geometrischen und konstruktiven Wärmebrücken. Gemäss Norm SIA 380/1 können
geometrische Wärmebrücken mit einer durchgehenden,
unverminderter Wärmedämmung – beispielsweise Gebäudeecken – bei der Berechnung des Heizwärmebedarfs vernachlässigt werden. Konstruktive dagegen sind zu optimieren und in der Berechnung zu berücksichtigen.
Thermische
Gebäudehülle
Flachdach Attika
Anschlussdetail mit
weiteren Angaben
bei üblicher Bauausführung
vernachlässigbar
Flachdach Vordach
Flachdach Brüstung
Flachdach Dachrand
Anschluss Aussenwand/
Estrichboden
Fensteranschlag
bei Storenkasten
Fensteranschlag
Balkonplatte
Geschossdecke
Sockeldetail
beheizter Keller
Sockeldetail
unbeheizter Keller
Wandanschluss
im Untergeschoss
Wandanschluss
an Kellerdecke
Wandanschluss an Kellerdecke
zwischen beheizt/unbeheizt
Abbildung 7: Eine grosse Vielfalt an Wärmebrücken zeigt die Übersicht über
die thermischen Schwachstellen eines Gebäudes, darunter viele an den Fassaden. Quelle: Element 29/EnFK
10
Grosse Wärmebrücken ergeben sich durch Fenster sowie
durch diese definierten Bauteile, also die seitliche Leibung, der Sturz mit dem Rollladenkasten und die Fensterbank. Bei Neubauten lassen sich diese Fassadenteile in
der Regel optimal konstruieren, sodass sich die Wärmebrückenwirkung in Grenzen hält. Anders ist dies bei Erneuerungen. Leibung und Sturz bleiben vielfach als grosse
Wärmebrücken bestehen, weil die Dämmung nur ungenügend dimensioniert werden kann.
Installationen
Wärmebrücken und – noch häufiger – Konvektionsbrücken
bilden auch Bauteile, die die Fassade durchdringen, also
beispielsweise Sparren im Traufbereich eines Hauses oder
technische Installationen wie Kurbeln zur Betätigung von
Sonnenstoren. Um diese Wärmebrücken zu minimieren,
wird in einer systematischen Projektierung eine separate
Installationsschicht – in der Regel raumseitig der Wärmedämmung und der Primärstruktur – in die Konstruktion eingefügt. Damit lassen sich nicht alle Durchdringungen verhindern, aber in der Anzahl doch deutlich reduzieren. Und
die traditionelle Storenkurbel wird zunehmend durch einen
Elektroantrieb ersetzt.
Abbildung 8: Eine Thermografie des Gebäudes zeigt
die Schwachstellen. Häufig sind die Rollladenkästen
und die Fensterleibung besonders wirksame Wärmebrücken.
Dicke der Wärmedämmschicht [cm]
25
Bauteile im Kontext Minergie-P:
Um Faktor 2,2 höherer Energieverlust
20
6
15
5 4
10
Bauteile im Kontext «Energiegesetz»:
Um Faktor 1,6 höherer Energieverlust
5
mit 2 Alukonsolen
pro m2 Wand
ohne Wärmebrücke
0
0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
U-Wert einer Wand [W/(m2 K)]
Abbildung 9: U-Werte von Wärmdämmschichten mit (rot)
und ohne Wärmebrücken (gelb). Hochwärmedämmende
Konstruktionen lassen sich mit grossen Wärmebrücken
nicht realisieren. Quelle: Empa-Schlussbericht Nr. 158 740
0,6
0,7
0,8
3
2
1
1 Innenputz
2 Tragwand, z.B. Backsteine
3 Wärmedämmschicht aus
Mineralwolle
4 Hinterlüftung
5 Fassadenbekleidung
6 Wärmedämmkonsole (aus glasfaserverstärktem Kunststoff)
Abbildung 10: Vertikalschnitt durch ein
Aussenbauteil mit verlustarmer Befestigung
(Wärmedämmkonsole aus Kunststoff).
Quelle: Minergie-P
11
Feuchteschutz
Wasser und Bauwerk
Kondenswasser
Wasser richtet in Gebäuden in der Regel Schaden an, abgesehen vom Alltagsgebrauch durch die Nutzer. Innerhalb
eines Hauses tritt Wasser in fünf verschiedenen Erscheinungsformen auf, wobei sich vier dieser fünf Formen direkt auf die Fassade auswirken:
]] Schlagregen an Fassaden
]] Relative Feuchte in der Raumluft
]] Kondensat an inneren Bauteiloberflächen
]] Wasserdampf respektive Kondensat innerhalb der Konstruktion
]] Grundwasser in Untergeschossen
Ungeschützte Aussenwände sind für Pilzbefall gefährdet.
Der Grund: Bei einem üblichen Wohn- oder Arbeitsklima
mit einer relativen Feuchte von 50 % und einer Raumlufttemperatur von 20 °C ergibt sich in Wandnähe ein Kondensationsrisiko. Dieses Risiko resultiert aus einer relativen
Raumfeuchte entlang der Aussenwand von 80 %, bedingt
durch die innere Oberflächentemperatur von 12,6 °C. Diese Temperatur stellt sich bei der erwähnten Raumtemperatur (20 °C) und einer Aussentemperatur von -10 °C ein
(Abbildung 11). Erst eine Nachdämmung der Aussenwand
garantiert bauschadenfreie Bauteile.
aussen
12 °C
13 °C
Gebäudeecke
Wand
innen
20 °C
-10 °C
Abbildung 11: Gebäudeecken wirken wir Kühlrippen;
sie werden deshalb als geometrische Wärmebrücken
bezeichnet. Bei unzureichender Dämmung und tiefen
Aussentemperaturen kann die Temperatur an der inneren Oberfläche der ungeschützten Aussenwand unter
den Taupunkt fallen. Dadurch ergibt sich eine Gefahr
der Kondenswasserbildung an den Bauteiloberflächen.
Abbildung 12: Konstruktionen mit typischer Kondensationszone. Als Regel gilt: Gefährdet für Kondensation ist meistens die kalte Seite eines dämmenden
Bauteils. Sofern eine homogene Wand ohne separate
Wärmedämmung konzipiert ist, wirkt die Wand als
dämmendes Element mit der dafür typischen Kondensationszone. Hinterlüftete Fassaden sind diesbezüglich
weniger anfällig, weil sie aufgrund der angrenzenden
Luftschicht dampfoffen konzipiert sind.
Homogene Wände mit
äusserer Deckschicht
12
Wärmedämmung im Kern
Um eine schadenfreie Konstruktion zu gewährleisten,
sind im wesentlichen zwei Bedingungen zu erfüllen: Eine
luftdichte Konstruktion sowie eine ausreichende Wärmedämmung. Die SIA 180 schreibt dazu: Im Winter kann in
den kalten Bereichen der durchlässigen Bauteile Wasserdampf kondensieren, der mit Luft transportiert wird, die
durch Leckagen aus dem Gebäude abströmt. «Die Menge des Kondenswassers darf dem Bauwerk keinen Schaden zufügen.» Dass diese Gefahr durchaus besteht, zeigt
ein Rechenbeispiel. 1 m3 Luft mit 20 °C und 50 % relativer
Feuchte gibt im Übergang auf 0 °C mehr als 3 g Kondenswasser ab. Bereits 1 m2 getäfelte Decke ohne Luftdichtigkeitsschicht in einem Dachgeschoss kann 300 g Kondenswasser erzeugen – pro Tag!
Luftdichtigkeitsschicht zur konsequenten Abdichtung
einer Konstruktion sollten in der Regel warmseitig der
Wärmedämmung angebracht werden. Häufig ist die Konvektionsschutzfolie mit der Dampfbremse respektive der
Dampfsperre kombiniert.
Aussenwärmedämmung
Innenwärmedämmung
Abbildung 13: Mehrfamilienhaus am Freihofweg in Aarau.
13
Brandschutz
Allgemeine Prinzipien
Mehrgeschossiger Holzbau
Ein wichtiges Ziel des baulichen Brandschutzes ist die örtliche Begrenzung eines Brandes sowie die Funktionstüchtigkeit von Fluchtwegen. Durch Bildung von Brandabschnitten werden Räume und Raumgruppen ausgeschieden, die
von Wänden und Decken mit einer Feuerwiderstandsdauer von mindestens 90 Minuten umhüllt sind.
Da die Bestimmungen des baulichen Brandschutzes sehr
von der Grösse, der Form und der Materialisierung eines
Hauses abhängen, sind die notwendigen Massnahmen objektspezifisch zu planen und realisieren. Auskünfte erteilen
die VKF, die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen
in Bern, sowie die kommunalen Baubewilligungsbehörden
(und dort der Brandschutzbeauftragte). Für mehrgeschossige Holzbauten ist ein durch einen akkreditierten Holzbauingenieur erstelltes Brandschutzkonzept einzureichen
(gilt für Bauten mit mehr als vier Geschosse).
Der Brandschutz an Fassaden ist ganz wesentlich
durch die Eigenart bestimmt, dass üblicherweise Aussenwandbauteile mehrere Brandabschnitte überdecken. Im
mehrgeschossigen Wohnungs- oder Bürobau ist dies ganz
typisch: Die einzelnen Geschosse respektive Wohnungen
bilden Brandabschnitte, die von einer gemeinsamen Fassade abgeschlossen sind. Um das Prinzip der Trennung
von Brandabschnitten konsequent umzusetzen, unterliegen Fassaden aus brennbaren Material diesem Primat der
brandschutztechnischen Trennung der Fassaden.
Diese brandschutztechnischen Auflagen sind vor
allem bei Fassaden aus Holz und aus Holzwerkstoffen
von Belang. Dies bedeutet, dass Holzfassaden bei mehrgeschossigen Objekten durch bauliche Massnahmen in
Brandabschnitte getrennt sind. Die gleichen Vorgaben
gelten im Prinzip auch für die in den Aussenwänden eingefügten Wärmedämmmaterialien. Konstruktionen, die
mit Mineralwolle gedämmt sind, sind naturgemäss von
diesen Auflagen befreit, sofern der Wetterschild ebenfalls nicht brennbar ist.
Aufgrund der Hinterlüftung sind Wärmedämmmaterialien einem erhöhten Brandrisiko ausgesetzt. Dieses Risiko kann durch angrenzende brennbare Baumaterialien
stark erhöht werden, beispielsweise durch Holzwerkstoffe. Nicht brennbare Dämmmaterialien wie Steinwolle
reduzieren die Brandbelastung einer Konstruktion in jedem Fall sehr stark, also unabhängig von anderen beteiligten Materialien.
14
Baustoffe werden aufgrund ihres Brandverhaltens klassiert, das im wesentlichen durch die Brennbarkeit und das
Qualmverhalten des Stoffes gegeben ist. Die Brennbarkeit
wiederum ist abhängig von der Entzündbarkeit und von der
Abbrandgeschwindigkeit des Baustoffes. Ausschlaggebend für die Klassierung sind standardisierte Prüfverfahren, die von unabhängigen Instituten angewendet werden.
Zur Klassierung verwenden die Vereinigung Kantonaler
Feuerversicherungen, VKF, und die Europäische Normung
unterschiedliche Brandkennziffern. Nach der schweizerischen Terminologie sind die «nicht brennbaren» und die
«quasi nicht brennbaren» Stoffe mit der Brandkennziffer
6 respektive 6q bezeichnet. Die unbeschichteten FlumrocProdukte sind so klassiert.
Zur Minderung der Brennbarkeit mischen Hersteller
ihren Baustoffen Brandschutzmittel zu, die zwar tatsächlich eine brandhemmende Wirkung haben, aber äusserst
giftig sind. Die Toxizität einiger Brandschutzmittel ist so
hoch, dass die EU ein völliges Verbot der gefährlichsten
plant.
Steine brennen nicht. Auch Steinwolle nicht! Bis 1000 °C
bleibt dieser Dämmstoff formstabil. Bei diesen Temperaturen sind die meisten Dämmstoffe geschmolzen. Damit
tragen brennbare Baustoffe sehr viel zur Brandbelastung
eines Hauses bei. Steinwolle bietet nicht nur einen guten Wärme- und Feuchteschutz, Steinwolle steht auch für
Brandschutz.
Abbildung 14: Dieser imposante Wohnturm in La Tour (Wallis) entspricht nicht den heute geltenden Brandschutzauflagen.
15
Schallschutz
Für den Wohn- und Arbeitskomfort ist eine gute
Schalldämmung enorm wichtig. Dies gilt auch und vor
allem für Fassaden. Dabei gilt es nicht nur, den flächigen
Teil einer Fassade zu optimieren, sondern auch Schallbrücken zu eliminieren respektive in ihrer Wirkung zu reduzieren. An Schallbrücken ist in einer üblichen Fassade
kein Mangel. Denn vergleichbar den Wärmebrücken wird
Schall über starre Verbindungen in einer Fassade besonders effizient übertragen. Also über Befestigungselemente
und Unterkonstruktionen, über Installationsöffnungen und
Rollladenkästen. An lärmbelasteten Standorten ist deshalb eine schalltechnische Optimierung der Fassade (und
des Daches) angezeigt.
Schall ist eine mechanische Wellenenergie, die auf
dem Weg von der Quelle zum geplagten Menschen ein Teil
des Energieinhaltes verliert, was zu einer Schallminderung
führt. Um konstruktiven Schallschutz in einer Fassade zu
ermöglichen sind vor allem zwei Massnahmen wichtig:
Erstens müssen die Schallbrücken minimiert werden und,
zweitens, Materialien mit hohen inneren Verlusten zum
Einsatz kommen, also Wärmedämmstoffe und «schallschluckende» Bauteile. Diese Elemente sind in der Regel
ebenfalls aus Wärmdämmstoffen gefertigt.
Drei Effekte wichtig
Bei der Schallübertragung sind drei Effekte besonders
relevant: Das Massengesetz, der Koinzidenzeffekt und
die Koppelresonanz. Das Massengesetz besagt, dass mit
steigender Masse des Bauteils die Dämmwirkung zunimmt. Schwere Bauteile in der Fassade sind demnach
ein wirksamer Schutz gegen Lärm von aussen. Der Koinzidenzeffekt wirkt in Bauteilen, bei denen sich die einfallende Schallwellenenergie auf die Abstrahlung überträgt.
Durch Einbringung einer zusätzlichen Schicht zwischen
einfallender und abstrahlender Schallwellen lässt sich
dieser Effekt mindern. Die Koppelresonanz schliesslich
entsteht bei benachbarten Bauteilen, die durch Verbindungselemente oder durch Luftschichten miteinander
verbunden sind. Materialien mit hohen inneren Verlusten,
zum Beispiel Wärmedämmstoffe, reduzieren die Koppelresonanz.
Strenge Limiten
In Tabelle 3 sind die Anforderungen an den Schutz gegen
Schall von aussen gemäss Norm SIA 181 «Schallschutz
im Hochbau» aufgeführt. Mindestanforderungen sind generell gültig, erhöhte Anforderungen bei entsprechenden
vertraglichen Abmachungen respektive Eigentumswohnungen. In der Regel sind die erhöhten Anforderungen bei
Eigentumswohnungen und bei Einfamilienhäuser einzuhalten. Der relativ geringe Unterschied von 3 dB in der
Standard-Schallpegeldifferenz sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass aufgrund der logarithmischen Skala
die Schutzwirkung mit den strengeren Limiten sehr viel
grösser ist.
Tabelle 3: Schutz gegen Schall von aussen: Anforderungen nach SIA 181
Grad der Störung durch Aussenlärm
klein bis mässig
erheblich bis stark
Abseits von Verkehrsträgern,
Im Bereich von Verkehrsträgern oder
keine störenden Betriebe
störenden Betrieben
Lärmbelastung
Lage des Empfangsortes
Beurteilungsperiode
Beurteilungspegel
Lärmempfindlichkeit
Tag
Nacht
Tag
Nacht
60 dB
52 dB
60 dB
52 dB
Anforderungswerte an den Schutz gegen Schall von aussen (Standard-Schallpegeldifferenz)
gering
25 dB/22 dB
Lr –35 dB/–38 dB
Lr –27 dB/–30 dB
mittel
30 dB/27 dB
Lr –30 dB/–33 dB
Lr –22 dB/–25 dB
hoch
35 dB/32 dB
Lr –25 dB/–28 dB
Lr –17 dB/–20 dB
Anmerkung: Mindestanforderungen in fetter Schrift, erhöhte Anforderungen in Magerschrift. Quelle: Norm SIA 181
16
Aussenwandkonstruktionen
Luftschalldämmung
R’w + Ctr (dB)
35 40 45 50 55 60
Backstein 17,5 cm
verputzte Aussenwärmedämmung Faserdämmstoff (Mineralwolle)
Stahlbeton 18 cm oder Backstein 20 cm
Calmo
verputzte Aussenwärmedämmung Faserdämmstoff (Mineralwolle)
Backstein 17,5 cm
Aussenwärmedämmung Faser­dämmstoff
(Mineralwolle) mit hinterlüfteter Fassadenverkleidung
Stahlbeton 18 cm oder Backstein 20 cm
Calmo
Aussenwärmedämmung Faserdämmstoff (Mineralwolle) mit hinterlüfteter
Fassadenverkleidung
Zweischalenmauerwerk mit Kernwärme­
dämmung aus Faserdämmstoff (Mineralwolle)
Einsteinmauerwerk, wärmedämmend
Leichtbaukonstruktionen in Holzrahmenbauweise (Wärmedämmung zwischen Holzrahmen) mit innerer und äusserer Beplankung
sowie hinterlüfteter Fassadenbekleidung
Abbildung 15: Gebräuchliche Aussenwände mit erreichbaren Schalldämmwerten.
Quelle: Element 30
17
Tageslichtnutzung
In der Fassade steckt ein Widerspruch: Sie sollte
Wohn- und Arbeitsräume möglichst konsequent vom Aussenklima abschotten und gleichzeitig eine Verbindung
schaffen zwischen drinnen und draussen – sei dies für
den Durchblick oder für die Lufterneuerung. Mit hochwärmedämmenden Fenstern ist dieser Spagat möglich. Auch
deshalb sollten Fenster über schlanke Rahmen verfügen,
um möglichst viel Tageslicht einfallen zu lassen. Der filigrane Rahmen hat auch energetische Vorteile. Denn die
Verglasung schützt besser vor Wärmeverlust als die Rahmen und ermöglichen zudem einen höheren Solareintrag.
Wenn Innenräume durch andere Gebäude verschattet
werden, wie das vor allem in Innenstädten und in Quartieren mit verdichtetem Bauen der Fall ist, lässt sich die
Position in einem Raum ermitteln, bei der der Himmel auf
Tischhöhe gerade noch sichtbar ist. Dieser Punkt wird als
«Position of no Skyline» bezeichnet. Zwischen diesem
Punkt und dem Fenster ist genügend Tageslicht vorhanden, dahinter ist für übliche Arbeiten zu wenig natürliches
Licht verfügbar.
Zur Abschätzung, ob genug Tageslicht in einen Raum
fällt, eignet sich die 30°-Regel. Dabei wird offensichtlich,
dass die Brüstungshöhe praktisch keine Rolle spielt. Relevant ist die Lage und Form des Sturzes respektive mögliche Auskragungen. Aus dieser 30°-Abschätzung folgt die
Faustregel, wonach die Tageslichttiefe rund der zweifachen
lichten Höhe zwischen Fussboden und Sturz entspricht.
Position of
no-skyline
0,85 m
Abbildung 16: Ermittlung der «Position of no Skyline» in
einem Arbeitsraum. Quelle: Licht im Haus
Funktionszonen
Tageslichtzone
Diese Zone stellt die natürliche Belichtung in der Raumtiefe sicher; möglichst
wenig Beschattung, um Lichttransmission zu fördern; falls sich zur nächtlichen
Auskühlung Querlüftung empfiehlt, sollte der Oblichtflügel öffenbar sein, da die-
30°
H
se Position eine verbesserte Thermik ermöglicht.
Durchblickzone
2H
Diese Zone garantiert visuellen Kontakt nach aussen, dabei ist ein Wechsel von
opaken und transparenten Flächen sinnvoll; eine äussere Beschattung ist empfehlenswert, um den Solareintrag zu beschränken und die direkte Bestrahlung
der Nutzer zu verhindern; ein innerer Blendschutz erhöht den Komfort.
Brüstungszone
30°
H
Diese Zone gewährt einen Blickschutz von aussen; für die Tageslichtnutzung
nur von marginaler Bedeutung; kann deshalb als opakes Bauteil gestaltet sein;
eignet sich für Platzierung von dezentralen Lüftungsgeräten (innen) oder von Solargewinnflächen (aussen).
Tabelle 4: Funktionszonen von Fassaden.
­Quelle: ­Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik,
Technische Universität München
18
2H
Abbildung 17: Anwendung der 30°-Regel zur Abschätzung des Tageslichtangebotes in einem Raum. Quelle:
Licht im Haus
Abbildung 18: Komfortmerkmal Tageslicht
19
Sommerlicher Wärmeschutz
Nur auf den ersten Blick sind sommerlicher Wärmeschutz
und Tageslichtnutzung einander entgegengesetzt. Denn
Räume mit einer Tiefe, die zweimal der lichten Höhe zwischen Fussboden und Sturz entsprechen, und dadurch ausreichend mit Tageslicht versorgt sind, lassen sich gegen
sommerliche Überhitzung schützen. Dazu sind fünf Regeln
anzuwenden:
]] Moderater Glasanteil in der Aussenwand: Lochfassade
mit hochwertigen Fenstern
]] Hochliegende Verglasungsanteile, beispielweise im
Sturzbereich oder Oblichter
]] Hochwirksamer und aussen liegender Sonnenschutz
vorsehen
]] Bedienung des Sonnenschutzes sicherstellen; motorisch
betriebene Sonnenstoren fassadenweise steuern
]] Speichermassen reduzieren Temperaturspitzen
Fassaden mit hohem Glasanteil bergen allerdings auch ein
Risiko der Überhitzung. Mit steigenden Durchschnittstemperaturen, wie dies von der Wissenschaft prognostiziert
wird, akzentuiert sich dieses Problem. Daraus leitet sich
eine einfache Regel ab: Die konventionelle Lochfassade
mit einem Glasanteil von weniger als 50 % in Kombination mit gut positionierten Fenstern bringt sehr gute Ergebnisse bezüglich Komfort und Energiebedarf. Gut positioniert heisst, dass die transparenten Bauteile möglichst
Gesamtenergiedurchlassgrad g
im oberen Teil des Geschosses liegen, also im Bereich des
Fenstersturzes. Dadurch gelingt eine Tageslichtnutzung
auch für die inneren, fassadenfernen Raumabschnitte.
Sofern der Glasanteil einer Fassade über 40 % liegt, sollte
der Gesamtenergiedurchlass der Bauteile reduziert werden. In der Regel erfolgt dies mit aussenliegenden Sonnenstoren (Abbildung 21). Die Schutzwirkung von innenliegenden Sonnenstoren ist weit weniger wirksam
(Abbildung 20).
Feste Beschattungen sind auch wirksam, wenn diese gar
nicht erwünscht sind. Denn in der Übergangszeit und während Heizperioden decken solare Wärmeerträge einen erheblichen Teil der Wärmeverluste. Nur bei Fassaden mit
konsequenter Südausrichtung ist eine feste Beschattung
sinnvoll. Diese lässt sich so konzipieren, dass die direkte
Solarstrahlung die Fassade während der Heizperiode erreicht. Selbst bei fester Beschattung ist ein beweglicher
Sonnenschutz vorzusehen, da sonst Überhitzungen auftreten können, beispielsweise an einem sonnigen Oktobertag.
Fazit: In Wohnbauten sollte der Glasanteil in Fassaden
60 % bis 70 % nicht übersteigen, in Eckzimmern gelten
50 % bereits als hoher Glasanteil.
13%
0,5
6%
27%
46%
0,4
17%
14%
27% 54%
13%
0,3
Nord
0,2
mit innenliegender
Jalousie
16%
5%
48%
86%
14%
mit aussenliegender
Jalousie
Nordost, Nordwest
0,1
Ost, Südost, Süd,
Südwest, West
0,0
0,0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
1,0
Glasanteil der Fassade fg
Abbildung 19: Geforderter Gesamtenergiedurchlass in Abhängigkeit des
Glasanteils in der Fassade. Quelle: Norm SIA 382/1
20
Abbildung 20: Vergleich der Schutzwirkung von innenund aussenliegender Jalousie. Statt 54 % beträgt der
Solareintrag lediglich 14 % der Einstrahlung. Bei einer
Einstrahlung von 1 kW Solarenergie pro m2 Fassadenfläche, wie dies an einem Hochsommertag der Fall sein
kann, bedeutet der Unterschied 400 W pro m2.
Abbildung 21: Schutz vor Solarstrahlung an einer Südfassade
Tabelle 5: Maximaler Glasanteil für Räume mit Fenstern ohne feste Beschattung
Handbedienung
Automatische Steuerung
Minergie-Modul Sonnen-
mit Sonnenwächter
schutz und Minergie-Modul Fenster
Thermisch wirksame Speichermasse
hoch
mittel
hoch
mittel
hoch
mittel
Nur eine Fassade mit Fenstern
70 %
60 %
90 %
70 %
100 %
80 %
50 %
40 %
70 %
60 %
70 %
70 %
Eckzimmer mit Fenstern an beiden
Fassaden
Anmerkung: Anforderungen für Wohnbauten an den sommerlichen Wärmeschutz nach Minergie. Bei üblichen Wohnbauten muss mit
mittlerer thermisch wirksamer Speichermasse gerechnet werden.
21
Ökologie
Beim Entwurf einer Fassade gilt es Ressourcen- und Energieverbräuche, nicht recycelbare Abfälle und schädliche
Emissionen gering zu halten. Dabei wirkt sich die Materialisierung ebenso unmittelbar auf die bauökologische Qualität einer Gebäudehülle aus, wie deren konstruktive Gestaltung oder die Wahl der Unterkonstruktion.
Der sorgsame Umgang mit Ressourcen stellt eine
Grundlage ökologischen Bauens dar. Holz-Unterkonstruktionen sind bezüglich ihrer Energiebilanz günstig und basieren auf einem nachwachsenden Rohstoff. Beim Einsatz aussereuropäischer Hölzer sollten ausschliesslich
zertifizierte Produkte verwendet werden. Die ökologische
Verträglichkeit einer Fassade endet eben nicht bei ihrer
Energiebilanz; in punkto Ressourcen sind geschlossene
Kreisläufe anzustreben. Der Einsatz von Recyclingbeton
für Fassadensockel schont beispielsweise lokale Kiesreserven. Besonders bei metallischen Bauteilen verbessert
Recycling die Ökobilanz einer Fassade. So liegt der Energieaufwand für eine Unterkonstruktion aus Recycling-Aluminium nur bei 10 % dessen, was für deren neue Herstellung aus Bauxit nötig wäre. Noch besser als Recycling ist
die direkte Wiederverwendung ganzer Komponenten aus
Bauteilbörsen (www.bauteilnetz.ch).
Graue Energie bezeichnet den energetischen Aufwand für die Erstellung eines Gebäudes sowie dessen
Rückbau – inklusive der Herstellungsenergie aller anfängTabelle 6: Ökologie von Fassaden: 7 wichtige Punkte
Schonung Ressourcen
Einfach beschaffenbare und gut verfügbare
Materialien
Graue Energie
Energieaufwand für Herstellung und Beschaffung
Direkte Umweltbelastungen Emissionen von Materialien und Systemen
(Schadstoffe)
Nutzungsdauer
Eignung zur Instandhaltung, bauliche Massnahmen, fachgerechter Aufbau
Wartungsfreundlichkeit
Zugänglichkeit, Eignung zur Ergänzung und
Erneuerung
Rückbaufähigkeit
Trennbarkeit von Verbundmaterialien, Verwertbarkeit
Funktionalität
22
Bauphysikalische Qualität, Nutzungsorientierung
lich und nachträglich eingebauten Bauteile. Bei energieeffizienten Gebäuden macht die graue Energie etwa gleich
viel aus, wie die verbrauchte Betriebsenergie während der
Nutzung des Gebäudes. Beides lässt sich bereits in der
frühesten Planungsphase optimieren. So minimiert eine
kompakte Bauweise nicht nur den Betriebsenergiebedarf,
sondern auch die verbaute Materialmenge – und die damit verbundene graue Energie. Bei der Materialwahl gibt
häufig die Masse den Ausschlag: Leichte Aussendämmsysteme wie hinterlüftete Verkleidungen aus Holz oder
Faserzement mit Mineralfaserdämmungen weisen tendenziell einen geringeren Energiebedarf auf als ein Vollsteinmauerwerk. Die inkorporierte Herstellungsenergie
von Holz-Unterkonstruktionen liegt deutlich unter der einer Aluminiumkonstruktion.
Direkte Umweltbelastungen durch Fassadenbekleidungen sind aus ökologischen und auch gesundheitlichen
Gründen zu vermeiden. Das Minergie-Eco-Label fordert
deshalb den Einsatz von Metallfiltern bei grossflächigen
Metallbekleidungen. Verzinkte Stahlbleche, Kupfer- oder
Titanzinkbleche können unter Witterungseinfluss ebenso
wie bleihaltige Baustoffe Schwermetalle freisetzen, welche zu Belastungen in Boden und Gewässern führen. Bei
einer Holzbekleidung ist der konstruktive Holzschutz Bioziden oder chemischen Holzschutzmitteln vorzuziehen.
Die Nutzungsdauer einer Fassade beeinflusst massgeblich deren ökologische Qualität. Entscheidend sind deshalb die Witterungsbeständigkeit von Aussenhülle, Fassadensockel und Fenstern. Konstruktive Schutzmassnahmen
wie Dachvorsprünge – vor allem bei unbehandelten Holzverkleidungen – verlängern die Nutzungsdauer einer Fassade. Eine wichtige Rolle spielt zudem der Feuchteschutz.
Bauphysikalisch korrekt dimensionierte, diffusionsoffene
Bekleidungen vermeiden die Bildung von Feuchtigkeit in
der Konstruktion, die zu Bauschäden führt. Der Einsatz
hochwertiger Materialien und eine umsichtige Planung
zahlen sich langfristig aus.
Die Wartungsfreundlichkeit aller Fassadenteile ermöglicht die langfristige Nutzung eines Gebäudes. Da
der Rohbau eine höhere Nutzungsdauer aufweist als die
Gebäudehülle, muss deren Ersatz von vornherein geplant
werden. Grundsätzlich ist eine einfache Zugänglichkeit
und Demontierbarkeit aller Komponenten anzustreben.
Insbesondere der Einsatz von Montage- oder Füllschäumen erschwert den Bauteilersatz erheblich.
Die Rückbaufähigkeit einer Fassade steht im Zeichen
geschlossener Stoffkreisläufe. Bauteile sollten zerstörungsfrei demontiert und weiterverwendet werden können. Bei überschrittener Nutzungsdauer muss die Recycelbarkeit der Komponenten gewährleistet werden. Bereits
in der Planungsphase sind deshalb trennbare respektive
homogene Materialien zu bevorzugen.
Die Gebäudehülle muss funktionieren. Eine Fassade
beeinflusst die Energiebilanz eines Gebäudes massgeblich
und wirkt so unmittelbar auf dessen Ökobilanz im Betrieb
ein: durch die Senkung des Heizwärmebedarfs mittels geeigneter Wärmedämmung, durch die Ermöglichung passiver Solargewinne oder durch die Vermeidung von Hitzestaus mit sommerlichem Wärmeschutz.
Quantitative Bewertung
Für die zahlenmässige Ermittlung von U-Werten und
ökologischen Kennwerten (graue Energie, Umweltbelastungspunkte, Treibhauseffekte) ist mit dem elektronischen Bauteilkatalog ein unabhängiges Instrument
verfügbar. Das ebenfalls als Web-Version angebotene
Tool ist der zeitgemässe Ersatz der SIA Dokumentation
D0 123 «Hochbaukonstruktionen nach ökologischen Gesichtspunkten».
Neu ist der Produktkatalog von Flumroc. Damit können
Planende – ohne den Erwerb einer Pro- oder ExpertLizenz des Bauteilkatalogs – gedämmte Aussenwände,
Dächer, Decken sowie Böden kalkulieren. Durch die dynamische Änderung einzelner Materialien und Schichtdicken lässt sich die optimale Lösung für jedes Bauteil
eruieren. Die Ergebnisse stellt das Programm gegliedert
nach Materialien und Phasen im Lebenszyklus tabellarisch sowie grafisch dar.
www.bauteilkatalog.ch
Abbildung 22: Flumroc stellt Planenden im Online-Bauteilkatalog alle Daten zu ihren Dämmsystemen kostenlos zur Verfügung.
23
Verputzte Aussenwärmedämmung
Kompaktfassaden sind im Aufbau einfacher und damit kostengünstiger als hinterlüftete Konstruktionen. Aufgrund
des guten Kosten-Nutzen-Verhältnisses ist dieser Fassadentyp schweizweit am meisten verbreitet. In der Fassadenabwicklung folgt sie der Primärstruktur und eignet
sich deshalb sehr gut für Sanierungen. Denn der Charakter von Gebäudehüllen bleibt weitgehend erhalten. Durch
den Verzicht auf eine Unterkonstruktion entstehen kaum
Wärmebrücken. Bezüglich Farbe und Oberflächenstruktur
bieten Kompaktfassaden durch verschiedene Deckputze
und Anstriche freie Gestaltungsmöglichkeiten. In Anlehnung an ihren Aufbau – Dämmplatten werden direkt am
Mauerwerk befestigt und auf der Aussenseite verputzt –
ist für Kompaktfassaden auch die Bezeichnung «verputzte
Aussendämmung» oder Wärmedämm-Verbund-System
(WDVS) geläufig.
Fassadenschutz
Farbgebung
Grundsätzlich lassen sich Kompaktfassaden mit Deckputzen und Anstrichen farblich frei gestalten. Allerdings
gibt es technische Einschränkungen für die Farbgebung.
Denn die Farbhelligkeit des Deckputzes beeinflusst die
Wärmeaufnahme einer Fassade. Bei dunklen Farben heizt
sich die Fassade stärker auf und es entstehen eher strukturelle Schäden. Deshalb muss die Deckschicht einer
Kompaktfassade gemäss der Norm SIA 243 einen minimalen Hellbezugswert von 30 aufweisen (siehe Kasten).
Bei niedrigeren Hellbezugswerten kann es zu starken
Temperaturspannungen im Material und somit zu Rissen
kommen. Hohe Temperaturen führen bei Kunststoff-Wärmedämmungen zu Schwundmass. Die Folge sind Unebenheiten und eine reduzierte Dämmwirkung. Mineralwolle
weist dagegen naturgemäss eine hohe Temperaturstabilität auf und erfordert weniger Aufmerksamkeit bei der
Farbwahl.
Neben Überhitzung und Temperaturschwankungen kann
Feuchtigkeit eine Gefahr für die Oberflächen von Kompaktfassaden darstellen. Algen, Pilze und Flechten wachsen
teilweise an Oberflächen, an denen sich Tauwasser bildet.
Bei aussen gedämmten Fassaden ist die äusserste Schicht
thermisch vom Rest der Wand getrennt und hat eine kleine Wärmespeicherfähigkeit. In klaren Nächten kann diese Schicht unter die Aussenlufttemperatur abkühlen, wodurch Kondenswasser entstehen kann – ein Nährboden
für Algen und Pilze. Dies lässt sich durch einen Witterungsschutz (Vordach) sowie durch einen Farbanstrich zur
Verminderung der Abstrahlung in der Fassade verhindern.
Vorteile
Der Hellbezugswert kennzeichnet die wahrgenommene
Helligkeit eines Farbtons in Bezug auf eine ideal weisse Fläche bei identischen Beleuchtungsbedingungen.
Dabei variiert der Hellbezugswert zwischen 0 (Schwarzpunkt) und 100 (Weisspunkt); ein Farbton mit dem Wert
15 ist folglich sehr dunkel. Hellbezugswerte verschiedener Systemanbieter können aufgrund unterschiedlicher Messmethoden abweichen.
Hinterlüftete Fassade
Kompaktfassade
]] Bessere Feuchtigkeitsabfuhr
]] Kostengünstiger als hinterlüftete Fassade
]] Viele gestalterische Möglichkeiten (Holz, Stein,
]] Schlanke Konstruktionen möglich
Metall, Faserzement)
Nachteile
Hellbezugswert
]] Teurer als Kompaktfassade
]] Aufwändig bei Sanierung
]] Weniger aufwändige Detaillösungen
]] Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Beanspruchung reduziert.
]] Geringere Lebensdauer
24
Abbildung 23: Weit verbreitet und in vielen Varianten
im Einsatz – die Kompaktfassade.
25
Kompaktfassade im Massivbau
Alle Teile der Kompaktfassade werden in der Regel vom
selben Systemanbieter geliefert. Die Einzelkomponenten
sind gut aufeinander abgestimmt: Eine Notwendigkeit,
da die Lebensdauer des Fassadensystems massgeblich
vom Zusammenspiel der Baustoffe abhängt. Das System
besteht meist aus sieben Schichten: Mauerwerk, Kleber,
Wärmedämmschicht, Bewehrung, Grundputz, Deckschicht
und allfällige Anstriche als äusseren Abschluss.
Auf dem Mauerwerk werden mittels Kleber Dämmplatten
in einer oder mehreren Schichten angebracht. Als zusätzliche Befestigung der Platten können Kunststoffhalter verwendet werden. Die Wärmedämmplatten müssen lückenlos verlegt und Fehlstellen mit demselben Dämmmaterial
verschlossen werden. Auf die Wärmedämmung wiederum
folgt die Bewehrung, die schliesslich vom Aussenputz umschlossen wird. Zur Vermeidung von Bauschäden muss
eine Kompaktfassade nach aussen dampfoffen sein, um
Feuchtigkeit aus der Konstruktion abführen zu können.
Wärmeausdehnungskoeffizienten zwischen den einzelnen
Komponenten. Der Aufbau des Putzes variiert je nach Systemanbieter. Verbreitet wird eine Kombination aus Grundputz und mineralischem Deckputz eingesetzt. Gelegentlich
kommt zusätzlicher Haftputz als mineralische Haftbrücke
zwischen Dämmplatte und Grundputz zum Einsatz. Der
Grundputz kann durch den Deckputz eindringendes Wasser vorübergehend aufnehmen und es kontinuierlich an
die Aussenluft abgeben. Er wird häufig mit Bewehrung –
einem auf den Dämmplatten befestigten Glasfasergewebe – ausgeführt. Die Verwendung von Armierungsputzen
verbessert die Belastbarkeit bei Schlagregen und starken
Temperaturschwankungen. Im Sockelbereich der Fassade
wird ein spezieller Grundputz verwendet. Den äussersten
Wetterschutz bildet der Deckputz. Er bietet zudem Gestaltungsmöglichkeiten durch farbige Zusätze, Anstriche oder
verschiedene Aufbringungsarten – etwa als Edelkratzputz
mit rauer Oberflächentextur.
Wärmedämmung
In Kompaktfassaden mit massivem Untergrund kommen
vorwiegend Dämmplatten aus Mineralwolle oder Polystyrol zum Einsatz. Entweder werden die Platten nur mit
dem Mauerwerk verklebt oder zusätzlich mit Dämmstoffhalter verankert. Für die Aufbringung des Grundputzes
muss die Wärmedämmschicht frei von Überzähnen und
Staub sowie trocken und tragfähig sein. Für die Dämmung
von Kompaktfassaden werden ebenfalls Porenziegel und
Dämmputze angeboten, deren Dämmeigenschaften von
Dämmplatten aber deutlich übertroffen werden.
Aussenputz
Der Aussenputz ist als äusserste Hülle eines Gebäudes repräsentativ und bildet gleichzeitig dessen eigentliche Wetterhaut. Neben der Erfüllung architektonischer Ansprüche
muss er daher Belastungen durch Schlagregen, Temperaturschwankungen, Frosteinwirkung und Windbelastung
genügen. Verarbeitung und Qualität des Aussenputzes beeinflussen somit direkt die Lebensdauer von Fassade und
Bauwerk. Wichtig – insbesondere zur Vermeidung von Rissen – ist die Kompatibilität unter den einzelnen Schichten, weshalb in der Regel alle Produkte desselben Systemhalters verwendet werden. Dieser achtet auf angepasste
26
Abbildung 24: Vertikalschnitt durch eine verputzte Aussenwärmedämmung.
Innenputz
Backstein B17.5/24
Klebemörtel
Aussenputz
Flumroc-Dämmplatte
COMPACT PRO
Und bei der Sanierung
Nicht zuletzt durch die finanzielle Unterstützung des
Bundes mit seinem Gebäudeprogramm, sind energetische
Verbesserungen der Gebäudehülle stark im Trend. Um
die Ziele der Energiepolitik zu erreichen, gilt es unzählige
Massivbauten zu erneuern.
Ungedämmte Mauerwerke lassen sich einfach sanieren –
eine fachlich korrekte Vorgehensweise vorausgesetzt. Der
Vorteil: Tragendes Mauerwerk und Verputz bleiben bestehen. Die Wärmedämmung wird montiert und nachträglich
verputzt (siehe Abbildung 26). Bestehende Bauteile müssen vor einer Sanierung von Fachleuten begutachtet werden, um – je nach Zustand der alten Gebäudehülle – die
nötigen Massnahmen zur Instandsetzung zu definieren.
Damit die neue Fassade stabil, langlebig und dicht ist, gilt
es drei Punkte zu beachten.
Vorbereitung: Zur Entfernung von Algen, Flechten oder
Verschmutzungen, ist eine gründliche Reinigung der bestehenden Fassadenoberfläche nötig. Zusätzlich verbessert sich so die Haftwirkung des Klebers zur Fixierung der
Dämmplatten. Bei gut erhaltenen Aussenputzen reicht
eine Reinigung aus. Vielfach ist der Oberputz jedoch beschädigt und muss repariert werden.
Abbildung 25: Sanierung einer Kompaktfassade, Schritt
für Schritt.
Befestigung: Die Wärmedämmung wird auf die vorbereitete Oberfläche mit üblichen Klebern aufgebracht. Im Gegensatz zu Neubaufassaden müssen die Dämmplatten bei
Sanierungen zusätzlich mechanisch befestigt werden. Dafür kommen Kunststoff-Dübel zum Einsatz, die durch den
bestehenden Putz hindurch etwa 4 cm im Tragwerk verankert werden.
Anschlüsse: Besondere Beachtung ist den Anschlüssen
von Fenstern oder Storenkästen zu schenken. Bei einer
Fassadensanierung ist es sinnvoll, gleichzeitig alte Fenster
durch Wärmeschutzverglasungen zu ersetzen. Nur so lässt
sich eine Gebäudehülle energetisch optimieren. Bleiben
die alten Fenster bestehen, gilt es Wärmebrücken an den
Anschlüssen zu vermeiden. Dafür sollte an jedem Punkt
eine minimale Dämmstärke erreicht werden.
Abbildung 26: Verputz und Mauerwerk bleiben bei der
Sanierung einer Fassade bestehen, wie der Vertikalschnitt zeigt.
Bestehendes
Verbundmauerwerk 320 mm
Klebemörtel und
mechanische
Befestigung
Reinigung der bestehenden Fassade
Entfernen loser Verputzteile
Ausbessern von Unebenheiten
Verkleben der neuen Dämmplatten
Mechanische Befestigung der Dämmung
Flumroc-Dämmplatte COMPACT
PRO
Aussenputz
Aufbringen des Aussenputzes
27
Dickschichtiges Verputzsystem
Wärmedämmungen verputzen wie konventionelle Mauerwerke, ist nicht ohne weiteres möglich. In der Regel
muss bei verpuzten Aussenwärmedämmungen mit geringen Putzdicken gearbeitet werden, um die Stabilität der
Fassade zu gewährleisten. Diese Limitierung umgehen
Verputzsysteme wie zum Beispiel Robusto durch die Integration einer zusätzlichen Drahtgitterarmierung. Dank der
Verstärkung können Schichtdicken von über 20 mm realisiert werden, wodurch sich die Schlagfestigkeit der Fassade erhöht. Neben der Stabilität steigt mit zunehmender
Schichtdicke auch die thermische Masse des Verputzes.
Folglich kühlt die Fassadenoberfläche langsamer aus und
vermindert so die Bildung von Tauwasser, die zu Bewuchs
durch Algen oder Flechten führen kann.
Im Vergleich zu dünneren Verputzsystemen, die beim
Anklopfen einen hohlen Klang erzeugen, bieten dickschichtige Kompaktfassaden den Klang einer massiven
Wand. Der armierte massivere Aufbau verbessert die
Haftzugfestigkeit des Grundputzes, was zusätzliche
­ estaltungsmöglichkeiten eröffnet. So kann die Fassade
G
– neben üblichen Deckputzen und Farbanstrichen – mit
schweren Wandplatten aus Keramik, Granit oder Klinker
belegt oder mit einem massiven Kratzputz abgeschlossen ­werden.
Stahlgitter für Stabilität
Kernelement von dickschichtigen Fassadensystemen sind
Armierungsgitter aus vergütetem Stahl. Diese Gitter werden direkt auf den Steinwolledämmplatten befestigt.
Zur Halterung der Dämmplatten kommen Spezialdübel
zum Einsatz, an deren Aussenseite das Stahlgitter fixiert
werden kann. Zusätzliche Kunststoffclips stellen einen
gleichmässigen Abstand zwischen Wärmedämmung und
Armierung sicher. Ein rund 15 mm starker Grundputz umschliesst das Armierungsgitter und bildet die Basis des
Aussenputzes. Darauf folgt eine etwa 4 mm dicke Schicht
aus Einbettungsmasse mit integriertem konventionellen
Armierungsgewebe, als Untergrund für die gewünschte
Fassadenoberfläche.
Abbildung 27: Kratzputz auf gedämmter Kompaktfassade an
der Seniorenresidenz im Wettsteinpark, Basel.
28
Kompaktfassade im Holzbau
Verputzte Aussenwärmedämmungen kommen nicht nur
bei massivem Mauerwerk zum Einsatz, sondern vermehrt
in Kombination mit Tragstrukturen aus Holz. Bei Kompaktfassaden in Leichtbauweise ist der Holzrahmenbau
am weitesten verbreitet. Ein grosser Vorteil ist dabei der
hohe Vorfertigungsgrad. Werkseitig werden die Wände
bereits mit Wärmedämmung – teilweise sogar mit Fenstern – versehen und müssen so auf der Baustelle nur
noch zusammengefügt werden. Die Errichtung der Rohbauten verkürzt sich und die Baukosten sinken.
Im Holzrahmenbau wird ein tragendes Gerüst aus Holzbalken mit Plattenwerkstoffen beplankt. Zur Vermeidung von
Eigenschaften Holzrahmenbau
Vorteile
Nachteile
]] Hoher Vorfertigungsgrad (kurze
]] Geringe thermische Masse (Tempe-
Montagezeit)
]] Trockenbauweise (keine Wartezeiten)
]] Kostengünstig
]] Schlanke Konstruktion mit guter
raturschwankungen)
]] Schallschutz (in Mehrfamilienhäusern Massnahmen nötig)
]] Brandschutz (bei Gebäuden mit über
3 Geschossen Massnahmen nötig)
Wärmebrücken überdämmt man die zwischengedämmte
Tragkonstruktion – den Holzrahmen – an der Aussenseite
lückenlos mit zusätzlichen Dämmplatten.
Für Gebäude in Holzrahmenbauweise entwickelten drei
Fachpartner in Zusammenarbeit das Greotherm Kompaktfassadensystem M-HFix. Unternehmen aus den Bereichen
Wärmedämmung, Befestigung und Verputz bringen ihr
Knowhow in einem Produkt zusammen. Das Ergebnis ist
eine Konstruktion, die durch Trockenmontagetechnik und
ein einfaches Befestigungssystem zügig errichtet werden kann. Zusätzlich verkürzt sich die Montage, wenn der
Dämmstoff bereits werkseitig befestigt wird. Als Wärmedämmung kommt Steinwolle zum Einsatz. Steinwollfasern sind gegen Schimmel, Fäulnis sowie Ungeziefer resistent. Bei Temperaturschwankungen oder Feuchtigkeit
quellen oder verformen sie sich nicht. Durch ihre Wärmespeicherfähigkeit und einen guten Diffusionswert eignen sich Dämmplatten aus Steinwolle besonders gut zum
Verputzen auf Holzkonstruktionen. Ein ökologischer Pluspunkt des Fassadensystems ist zudem die Recycelbarkeit
der Komponenten.
Dämmung möglich
]] Ökologie (nachwachsender Rohstoff)
Abbildung 28: Leichtbau-Kompaktfassade im Vertikalund Horizontalschnitt.
Evtl. Innenverkleidung
Evtl. Installationsraum
OSB 3-Platte 18 mm
Flumroc-Dämmplatte SOLO oder Flumroc-Dämmplatte 1
DWD-Platte 16 mm
Kleber oder Edelstahlklammern, z.B. Haubold
Flumroc-Dämmplatte COMPACT PRO
Aussenputz
Evtl. Innenverkleidung
Evtl. Installationsraum
OSB 3-Platte 18 mm
Flumroc-Dämmplatte SOLO oder Flumroc-Dämmplatte 1
DWD-Platte 16 mm
Kleber oder Edelstahlklammern, z.B. Haubold
Flumroc-Dämmplatte COMPACT PRO
Aussenputz
29
Abbildung 29: Auch im Holzrahmenbau finden Kompaktfassadensysteme Verwendung.
30
Hinterlüftete Fassade
Aufbau und Konstruktion
Hinterlüftete Fassaden weisen besonders gute bauphysikalische Eigenschaften auf. Diese Vorteile sind ganz wesentlich durch den Aufbau der Schichten in einer hinterlüfteten Konstruktion begründet. In einer vereinfachten
Darstellung besteht die hinterlüftete Fassade aus vier
Schichten: der Primärstruktur aus Holz, Beton oder inerten
Elementsteinen, der Wärmedämmung, einem luftdurchströmten Zwischenraum sowie der Bekleidung. Der Vielfalt zur Materialisierung und statischen Verankerung dieser Bekleidung sind keine Grenzen gesetzt.
Diese Mehrschichtigkeit macht diese Fassaden zu einer
unter Architekten beliebten Konstruktion. Denn jede einzelne Schicht lässt sich nach den spezifischen Anforderungen auswählen und optimieren. Die Bedingungen des
Ortes bilden sich in einer Fassade ebenso ab wie die Intensionen der Bauherrschaft und die architektonische Lösung.
Die Differenzierung im Aufbau der Schichten erlaubt eine
Grosszahl von Kombinationen.
Funktionalität und Materialisierung
Das Tragwerk ist die Primärstruktur des Gebäudes. Häufig
verwendete Materialien sind:
]] Steine wie Mauerwerke aus Backsteinen, Kalksandsteinen, Natursteinen, Porenbetonsteinen und Durisolsteinen
]] Beton
]] Holz und Holzwerkstoffe, neuerdings vermehrt Massivholzwände
Als Verankerung dienen in der Regel Anker und Dübel, mit
denen die Unterkonstruktion auf dem Tragwerk befestigt
wird. Die Dimensionierung der Verankerungen hat nach
Norm SIA 260 zu erfolgen. In der Regel übernimmt dies
der Lieferant respektive der Systemhalter. Ein wichtiges
Qualitätsmerkmal ist die Korrosionsfestigkeit der eingesetzten Dübel und Anker.
Für die Unterkonstruktion kommt häufig Holz oder Metall zum Einsatz; viele Lösungen nutzen auch beide Materialien, indem beispielsweise vertikale Holzlatten auf
horizontalen Metallschienen verschraubt sind. Derartige
Metallschienen sind mittels Konsolen auf dem Tragwerk
befestigt.
In einer hinterlüfteten Fassade kommen jeder Schicht ganz
unterschiedliche Funktionen zu. Dies ermöglicht die Optimierung innerhalb der jeweiligen Schicht als auch in der
gesamten Konstruktion. Aufgrund der grossen Auswahl an
Materialien und Aufbauvarianten lässt sich die hinterlüftete Konstruktion sehr präzis an die gesetzlichen und bauphysikalischen Rahmenbedingungen anpassen. Zumeist
erfolgt diese Optimierung durch die Systemhalter, sodass
die Bauherrschaft oder der Architekt eine fertige Fassade
bekommt.
Bei hinterlüfteten Fassaden kommt der Verankerung respektive der Unterkonstruktion eine immense statische Bedeutung zu. Fassadenbauer unterscheiden zwischen dem
Tragwerk, der Unterkonstruktion und der Verankerung.
31
Faserzement
Faserzementplatten sind aus der Architektur nicht mehr
wegzudenken. Sie werden sowohl zur Fassadenbekleidung als auch zur Dacheindeckung und im Innenausbau
verwendet. Faserzementplatten sind sehr beständig gegenüber Umwelteinflüssen wie Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen, Hagel und Sonnenlicht. Das macht sie zu
einem langlebigen Baumaterial. Zudem sind Faserzementplatten nicht brennbar (Klasssifzierung: 6 oder 6q), weshalb sie gerne bei erhöhten Brandschutzanforderungen
verwendet werden.
Faserzementplatten bestehen aus zirka 40 % Zement, dazu
kommen Armierungsfasern und Prozessfasern. Die Armierungsfasern sind synthetischer Herkunft, die Prozessfasern bestehen aus Zellstoff (Cellulose). Weitere Zusätze
sind Farben und Stoffe, welche die Oberflächenbeschaffenheit beeinflussen. Ausserdem bestehen Faserzementplatten aus zirka 12 % Wasser und 30 % Luft. Die eingeschlossene Luft bildet mikroskopisch kleine Poren: Sie
dienen als Expansionsräume für gefrierendes Wasser und
verhindern Frostschäden.
Vielfalt an Formen und Farben
Die Fassadenplatten sind in unterschiedlichen Ausführungen, glatt, gewellt oder gelocht erhältlich. Deckende
Farben sind genauso möglich wie lasierende: Das Farbspektrum umfasst mehrere hundert Farbtöne. Auch gibt es
Faserzementplatten, die andere Materialien detailgetreu
nachahmen – zum Beispiel Holz oder Naturschiefer.
Die Dimensionierung der Platten reicht von 6 Zentimeter
breiten Schindeln bis hin zu Grossformatplatten mit über
3 Meter Länge. Faserzementplatten lassen also sehr unterschiedliche architektonische Ausdrucksmöglichkeiten
zu – vom rustikalen Haus mit kleinformatigen Schindeln
bis hin zum modernen Bürokomplex, eingefasst in grossformatigen Platten mit leuchtenden Farben. Immer beliebter werden auch Gebäude, bei denen die Fassade und
das Dach mit gleichen Faserzementplatten bekleidet sind.
Abbildung 30: Andersfarbige Faserzentplatten heben die Auskragungen hervor; sie sind optimal gedämmt.
32
Bevorzugt hinterlüftete Fassade
Exakte Montage erforderlich
Faserzementplatten werden mit einer Unterkonstruktion
an das Tragwerk des Gebäudes befestigt. Die Unterkonstruktion kann aus Holz, Leichtmetall oder einer Kombination aus beidem gefertigt sein; sie besteht aus horizontalen
Stützlatten und vertikalen Trägerlatten. Die horizontalen
Stützlatten werden direkt auf die Dämmschicht montiert
oder in sie integriert. Gehalten werden sie von Verankerungsschrauben, die durch die Dämmschicht gehen und
ins Mauerwerk greifen.
Dort, wo Faserzementplatten Fugen bilden (wenn sie
nicht überlappend montiert sind) und dort, wo sie an HolzTrägerlatten geschraubt sind, muss mit einem EPMD-Fugenband zwischen Platten und Trägerlatten abgedichtet
werden. Sonst kann entlang der Befestigungsschrauben
– mit denen die Platten an der Trägerlattung befestigt
sind – Regenwasser eindringen. In der Folge davon kann
die Unterkonstruktion faulen und die Leistung des Dämmmaterials durch Nässe reduziert werden. Die Qualität der
Schrauben und des Fugenbandes ist deshalb entscheidend für die Lebensdauer und Leistungsfähigkeit einer
Faserzement-Fassade.
Auf die Stützlatten sind die vertikalen Trägerlatten
­geschraubt, an ihnen werden die Fassadenplatten befestigt – meist mittels Rundkopfschrauben. Anstelle von
Holzlatten können auch Metallprofile verwendet werden. Metallprofile haben eine grössere Haltekraft als
Holzunterkonstruktionen und werden vor allem bei grossen Fassadenflächen sowie bei der Montage von grossformatigen (und damit schweren) Faserzementplatten
­verwendet.
Innenputz
Die Module und Platten müssen zwängungsfrei montiert
sein, es dürfen keinerlei Spannungen auftreten. Wichtig ist zudem, dass die Köpfe der Befestigungsschrauben
ebenflächig auf den Faserzementplatten liegen. Auftretende Spannungen können sonst bei Temperaturschwankungen bewirken, dass die Faserzementplatten brechen.
Tabelle 7: Dimensionierung Hinterlüftungsraum
(Quelle: Eternit)
Gebäudehöhe
Hinterlüftungsraums
Backstein B 17.5/24
Flumroc-Dämmplatte
DUO
Mindestabmessung des
bis 6 m
20 mm
bis 22 m
30 mm
über 22 m
40 mm
Hinterlüftungsraum
Bekleidung
Flumroc-Dämmplatte
MONO
Abbildung 31: Wandkonsolen auf Kunststoffzwischenlagen vermindern Wärmebrücken.
33
Rockpanel
Rockpanel ist ein aus Basaltgestein gewonnener Baustoff.
Der Stein wird dazu bei einer Temperatur von 1200 Grad
Celsius geschmolzen und zu Fassaden-Tafeln verarbeitet.
Aus einem Kubikmeter Basaltgestein entstehen so zirka
400 Quadratmeter Rockpanel-Tafeln.
imitieren, zum Beispiel Holz oder Metall. Da Rockpanel flexibel und vergleichsweise leicht ist, lässt es sich – in begrenztem Masse – bei der Montage biegen. So sind auch
gerundete Fassadenplatten oder abgerundete Attikablenden ohne Spezialanfertigung möglich.
Rockpanel ist komplett recyclingfähig und die im Handel erhältlichen Tafeln bestehen schon heute aus bis zu
25 Prozent wiederverwertetem Material. Rockpanel Fassadentafeln sind langlebig und witterungsbeständig. Das
Material wurde umfassend auf sein Brandverhalten getestet und ist nach der DIN EN 13501-1 als schwer entflammbar – Typ B-s2,d0 – klassifiziert.
Rockpanel-Fassadenplatten sind in unterschiedlichen Formaten erhältlich, von Längslatten bis zu Grossformatplatten. Zudem lässt sich das Material einfach bearbeiten
und an ein Bauobjekt anpassen: Sägen und Bohren kann
mit einfachen Hand-Werkzeugen vorgenommen werden.
Die Platten lassen sich zudem fugenlos verlegen, die Konstruktion schlageregengeschützter Fassaden ist somit
kein Problem.
Normierte Farben
Standardmässig ist Rockpanel in über 100 Farbtönen erhältlich, normiert nach dem RAL-Farbsystem. Dadurch lassen sich Fassadenplatten aus Rockpanel farblich genau an
andere Bauteile angleichen. Auch unterschiedliche Verarbeitungsformen stehen zur Auswahl: Neben glatten und
rauen Oberflächen gibt es solche die andere Materialien
Einfache Befestigung
Die Befestigung von Rockpanelplatten kann mittels
Schrauben, Nieten oder Fixiersystemen geschehen. Auch
Verkleben ist möglich. Die Platten können sowohl hinterlüftete als auch nicht hinterlüftete Fassadensysteme
­bekleiden.
Abbildung 32: Detailgetreue Nachahmung: Rockpanel-Platten mit Holzoptik.
34
Vorwiegend werden Rockpanel-Platten bei hinterlüfteten
Fassaden verwendet. Aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten zum Befestigen können diverse Unterkonstruktionen verwendet werden. Einfache Lattungen aus Holz eignen sich genauso wie Profile aus Metall oder Kunststoff.
Da die Platten biegbar sind, sind mässige Spannungen bei
der Montage kein Problem. Die Fassaden halten aus diesem Grund auch grossen Temperaturschwankungen stand.
Innenputz
Backstein B 17.5/24
Flumroc-Dämmplatte
DUO D 20
Basalt: Baustoff mit Tradition
Basalt ist ein Gestein vulkanischen Ursprungs. Es besteht hauptsächlich aus einer Mischung aus Eisen- und
Hinterlüftungsraum
Magnesiumsilikaten sowie anderen Silikaten. Basalt
Putzträgerplatte
ist meist dunkelgrau bis schwarz, es ist weltweit das
am meisten verbreitete Gestein. Basalte werden seit
Aussenputz
Jahrhunderten für verschiedenste Massivbauwerke sowie für Bodenbeläge, Steinplatten, Denkmäler und Mosaike verwendet. Zur Herstellung von Fassadenplatten
und Dämmmaterial aus Mineralwolle wird Basaltgestein geschmolzen, zu Fäden gesponnen und verwoben.
Es entsteht ein langlebiger und beständiger Baustoff
mit sehr guten Schall- und Brandschutzeigenschaften.
Abbildung 33: Bekleidung hinterlüftet, Montage erfolgt
mittels Distanzschrauben und Winkelprofilen.
35
Holz und Holzwerkstoffe
Holz als Aussenverkleidung von Häusern hat eine lange
Tradition – in roher oder behandelter Form. Das zeigen
einfache Beispiele ländlicher Architektur ebenso wie
reich verzierte, historische Gebäude. Auch heute ist Holz
ein beliebtes Fassadenmaterial – nicht nur im ländlichen
Raum. Das beweisen aktuelle Projekte wie das Mehrgenerationenhaus der Genossenschaft Gesewo, das 2012 in
Winterthur entstand, oder das 2009 erstellte Schulhaus
Büttenen in der Stadt Luzern. Sind eingefärbte Verkleidungen aus Holz oder Holzwerkstoffen aufgrund ihrer Behandlung vor Vergrauung geschützt, wird die Diskussion,
ob roh belassene Holzfassaden schön sind, sehr emotional geführt. Dass unbehandeltes Holz schön altern kann,
zeigen nicht zuletzt unzählige, von der Sonne geschwärzte Fassaden im Alpenraum. Vorausgesetzt, die Materialien sind richtig eingesetzt oder entsprechend vorbehandelt, sind Holzfassaden nicht nur schön, sie sind auch
dauerhaft.
Vielfältiger Einsatz des Materials
Holz oder Holzwerkstoffe als Verkleidung eines Hauses
sind ganz verschieden einsetzbar und erzielen dadurch
unterschiedliche gestalterische Wirkungen. Grundsätzlich
unterscheidet man zwischen Bekleidungen aus Vollholz
(Hobelwaren wie Bretter oder Profilbretter) und Fassadenelementen aus plattenförmigen Holzwerkstoffen. Zusätzlich gibt es weitere Holzprodukte, die sich entweder durch
eine spezielle Bearbeitung (zum Beispiel Schindeln) oder
eine spezielle Behandlung (zum Beispiel Druckimprägnierung) auszeichnen.
Tabelle 8: Schalungen
geschlossen
]] In der Regel profilierte Bretter mit
Nut und Kamm oder überlappende
Schalungsbretter (mit Überdeckung
von mindestens 15 mm)
offen
]] Meistens rhomboid-, lamellen- oder
lattenartige Bretter
]] Da Wasser auf die Rückseite der
Schalung gelangen kann (Schlagregen oder Kondenswasser), ist
der Unterkonstruktion besondere
Beachtung zu schenken.
36
Schalungen
Für Bekleidungsarten wie Stülp-, Nut- und Kamm- oder
einfache Bretterschalungen (horizontal oder vertikal) sind
heute Brettdicken von 20 mm bis 26 mm gebräuchlich. Die
Breite der Bretter liegt üblicherweise zwischen 70 mm bis
140 mm. Grössere Breiten über 160 mm sind aufgrund von
Schwind- und Quellbewegungen nicht zu empfehlen (Abbildung 35). Schalungen können offen oder geschlossen
gestaltet werden (Tabelle 8).
Verkleidung mit Platten
Grossflächige Plattenfassaden werden auch mit Holz oder
Holzwerkstoffen realisiert. Neben der flächigen Wirkung
ist die schnelle Montage ein willkommener Nebeneffekt.
Tabelle 9 gibt einen Überblick zu möglichen Werkstoffen
und ihrer Eignung als Aussenverkleidung.
Bauliche Massnahmen
Eine Holzverkleidung ist verschiedensten Einwirkungen
ausgesetzt (Sonne, Schlagregen, Wind, Temperaturschwankungen). Deren Intensität hängt von der Einbausituation, der Exposition und den Schutzmassnahmen ab.
Alles, was die Wetterbeanspruchung verringert und die
Durchfeuchtung der Fassadenteile verhindert, verlängert
die Lebensdauer einer Holzfassade. Deshalb ist die Ausgestaltung der konstruktiven Details zentral für die Qualität einer Holzfassade.
Die wichtigsten Kriterien sind:
]] Vermeidung von horizontalen Flächen
]] Schutz von Stirnholz
]] Vermeidung von stehendem Wasser
]] Ausbildung von Tropfkanten
]] Fugenbreiten von über 10 mm zum Austrocknen der Bauteile
]] Schwind- und Quellbewegungen durch geeignete Befestigungen ermöglichen.
]] Rostfreie Verbindungsmittel
]] Funktionierende Hinterlüftung
]] Spritzwasserabstand vom Boden (in der Regel mindestens 300 mm)
Abbildung 34: Die Holzfassade dieses Wohnhauses in Meilen ist durch ein Vordach zusätzlich geschützt.
Tabelle 9: Eignung von Platten aus Holz und Holzwerkstoffen als
­Aussenverkleidung (Quelle: Lignum)
Plattentyp
Eignung
Massivholzplatten
einschichtig
nein
3- und mehrschichtig abgesperrt
ja, mit Vorbehalt (Kantenschutz)
Furnierplatten
Furnierschichtplatten nicht abgesperrt
nein
verleimte Sperrholzplatten
ja, mit Vorbehalt (Kanten- und
Oberflächenschutz, Einsatz spezieller
Qualitäten)
Spanplatten
kunstharzverklebt
nein
zementgebunden
ja
OSB
nein
Faserplatten, MDF
ja, mit Vorbehalt (spezielle Verklebung,
Kanten- und Oberflächenschutz)
37
Holzart
Die verfügbaren Holzarten sind für die verschiedenen Beanspruchungsverhältnisse unterschiedlich geeignet. Dies
gilt allerdings nicht für die blosse Oberflächenverwitterung (Verfärbung und Oberflächenerosion): Hier verhalten
sich alle Hölzer gleich. Es lohnt sich deshalb nicht, angeblich «wetterresistente» (und zumeist teure) Hölzer den bewährten einheimischen Nadelhölzern vorzuziehen, wenn
es um ästhetische Anforderungen geht.
Hölzer unterscheiden sich jedoch in ihren feuchtephysikalischen Eigenschaften und der Dauerhaftigkeit gegen Pilzbefall. Für Fassaden mit grosser Wetter- und Feuchtebeanspruchung eignen sich Hölzer mit folgenden Eigenschaften:
]] natürliche Dauerhaftigkeit
]] Saugfähigkeit für Wasser
]] Dimensionsstabilität (geringe Schwind- und Quellbewegungen)
Tabelle 10: Eigenschaften von Nadel- und Laubhölzern (Quelle: Lignum)
Holzart
natürliche
Saugfähigkeit
Dimensions-
Dauerhaftigkeit
für Wasser
stabilität
mässig dauer-
sehr gering
mittel
Nadelhölzer
Douglasie
haft bis wenig
dauerhaft
Fichte
wenig dauerhaft
gering
mittel
Lärche
mässig dauer-
gering
mittel
gering
mittel
wenig dauerhaft
mittel bis gross
mittel
dauerhaft
gering bis mittel
gross
Edelkastanie
dauerhaft
gering
mittel
Eiche
dauerhaft
gering
mittel bis gering
Robinie
sehr dauerhaft bis sehr gering
(falsche Akazie)
dauerhaft
haft bis wenig
dauerhaft
Föhre / Kiefer
mässig dauerhaft bis wenig
dauerhaft
Tanne
(­Weisstanne)
Western Redcedar
Laubhölzer
38
mittel
Abbildung 35: Vertikalschnitte durch verschiedene
Schalungen: geschlossene, profilierte Schalungen mit
Nut und Kamm (oben), offene und geschlossene überschobene Schalungen (Mitte), geschlossene und offene Stülpschalungen (unten). (Quelle: Merkblatt Montage von Holzfassaden, VSH und Holzbau Schweiz)
Tabelle 11: Oberflächenbehandlung von Holzfassaden (Quelle: Lignum)
Holzfassaden lassen sich in vier Kategorien einteilen:
unbehandelt
]] Ohne Imprägnierung, Grundierung oder andere Anstrichstoffe
]] Verändert unter Wetterbeanspruchung seine Farbe und Oberflächenstruktur (auf gleichmässig
bewitterten Fassadenteilen entwickelt sich in ein bis zwei Jahren eine gleichmässig silbergraue
Patina).
]] Stark bewitterte Teile können schwarz werden.
]] Geschützte Fassadenteile (durch Vordächer, Balkone, Auskragungen, Fenstervorsprünge) verwittern langsamer (bleiben bräunlich).
]] Oberflächliche Veränderungen (Rissbildungen, Erosion der Oberflächen) beeinflussen Festigkeit
nicht.
]] Richtig konstruiert und ausgeführt, kann eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten erreicht
werden.
nicht filmbildend
]] Oberflächenbehandlung, die einheitliches Erscheinungsbild der Holzfassade bezweckt (Lichtschutz, Feuchteschutz, Schutz gegen oberflächenverfärbende Pilze und Algen, «Vorvergrauungsglasuren», Druckimprägnierung).
]] Häufig auch in Kombination angewendet.
]] Feuchteschutz: Nachbehandlung möglich und erforderlich.
transparent farbig
]] Holzstruktur bleibt erkennbar.
]] Geringe Pigmentmenge der Lackschicht kann Holzverfärbung nur in geringem Mass verhindern.
]] Braune oder dunkle Naturfarben eignen sich besser als helle, gelbe und weisse Farben.
]] Bei bunten Farbtönen Lichtechtheit überprüfen.
deckend farbig
]] Deckend farbige Anstriche schliessen farbliche Veränderungen von Holz praktisch aus.
]] Grundierung mit genügender Sperrwirkung gegen Austritt von Holzinhaltsstoffen (Astvergilbung).
]] Schnittstellen und Montageverletzungen müssen zwingend 2-fach gestrichen werden.
]] Wasserabstossender End- oder Schlussanstrich erhöht Lebensdauer des Farbanstriches.
]] System soll überstreichbar sein.
Anforderungen an Fassadenbretter sind in den Qualitätskriterien für Holz und Holzwerkstoffe im Bau und Ausbau,
Handelsgebräuche für die Schweiz (2010) definiert.
Dem Brandschutz ist bei Holzfassaden besondere Beachtung zu schenken (siehe Seite 14). Ebenso spielt die Wahl
der Art der Oberflächenbehandlung eine Rolle im Hinblick
auf die Umsetzung ökologischer Kriterien (zum Beispiel
Eco-Label). Bei regelmässiger Pflege und in Abhängigkeit
der Intensität der Bewitterung sind Erfahrungswerte für
zu erwartende Instandsetzungsintervalle von Beschichtungen in Tabellen verfügbar (zum Beispiel Merkbaltt Nr.
3-6-07/D, VSH/Holzbau Schweiz). In speziellen Fällen sind
Eigenversuche erforderlich.
39
Unterkonstruktion und Befestigung
Zertifikate und Gütezeichen
Fassadenschalungen werden in der Regel auf einfache
oder doppelte Lattenkonstruktionen montiert. Diese Unterkonstruktionen müssen folgende Funktionen erfüllen:
]] Einwirkende Windlasten auf die Gebäudestruktur übertragen
]] Bekleidung und Tragstruktur dauerhaft verbinden
]] Eigenlasten der Fassadenbekleidung auf die darunter
liegende Tragstruktur übertragen
]] Verankerungsgrund für die Befestigungsmittel der Bekleidungen sicherstellen
]] Luftzirkulation auf ganze Fassadenhöhe bzw. von Stoss
zu Stoss gewährleisten
]] Abführung bzw. Austrocknung eindringender Feuchtigkeit (z.B. Schlagregen) gewährleisten
Die Befestigung muss die einzelnen Holzelemente dauerhaft fixieren. Als Befestigungsmittel werden hauptsächlich Nägel und Schrauben (mindestens Stahlsorte A2) eingesetzt. Die Verbindungsmittel sollten einen ausreichend
dauerhaften Korrosionsschutz aufweisen (Verhinderung
von Verfärbungen auf der Fassade durch rostende Metallteile). Die Befestigung kann sichtbar oder nicht sichtbar
erfolgen.
Der Verband Schweizerischer Hobelwerke VSH erteilt ein
Zertifikat für industriell beschichtete Schalungen aus Holz,
welche vorwiegend für Holzfassaden verwendet werden.
Mehr dazu unter www.vsh.ch.
Gemeinsam mit der Empa und interessierten Verbänden
hat die Lignum ein Gütezeichen für Holzfassaden entwickelt. Das Label ist eine geschützte, eingetragene Marke
und wird unter der Überwachung von Lignum von verschiedenen produzierenden Unternehmen verwendet. Geprüft
werden die Qualitätskriterien der Hobelwaren in den Bereichen Holz (Substrat), Beschichtungssystem und Applikation. Mehr dazu unter www.lignum.ch.
Weitere Informationen zur Montage von Holzfassaden gibt
es im Merkblatt Nr. 4-2-07/D des Verbandes Schweizerischer Hobelwerke VSH und Holzbau Schweiz (www.vsh.
ch und www.holzbau-schweiz.ch).
Evtl. Innenverkleidung
Evtl. Installationsraum
OSB 3-Platte 15 mm
Flumroc-Dämmplatte 1 oder
Flumroc-Dämmplatte SOLO
Winddichtung
Hinterlüftungsraum
Stülpschalung
Evtl. Innenverkleidung
Evtl. Innenverkleidung
Evtl. Installationsraum
Evtl. Installationsraum
OSB 3-Platte 15 mm
OSB 3-Platte 15 mm
Flumroc-Dämmplatte 1 oder Flumroc-Dämmplatte 1 oder
Flumroc-Dämmplatte SOLO Flumroc-Dämmplatte SOLO
Winddichtung
Hinterlüftungsraum
Stülpschalung
Winddichtung
Hinterlüftungsraum
Stülpschalung
Abbildung 36: Vertikal- (links) und Horizontal-Schnitt durch eine Aussenwand mit hinterlüfteter Stülpschalung in Holz.
40
Abbildung 37: Sägerohe, konisch geschnittene Weisstannenlatten
strukturieren das Fassadenbild des Mehrfamilienhauses in Aarau.
41
Metalle
Metallfassaden setzen augenfällige Akzente in der Architektur. Zum Einsatz kommen neben Stahl, Aluminium und
Zink auch Kupfer, Bronze, Messing und in seltenen Fällen
Blei. Kupfer und insbesondere Blei sind allerdings nicht
unbedenkliche Baustoffe: Sie können für Organismen giftig sein, wenn sie sich als Salze in Wasser lösen. Die Metalle werden meist als Legierungen verarbeitet, da diese
im Vergleich zu den reinen Metallen über bessere Werkstoffeigenschaften verfügen.
Metalle bieten unzählige Gestaltungsmöglichkeiten für
Fassaden: Korrosionsresistente Metalle behalten ihre metallisch-glänzenden Eigenschaften, wie zum Beispiel Edelstahl. Andere Metalle bilden eine Korrosionsschutzschicht
in Form einer erwünschten Patina. Soll Korrosion vermieden werden, erhalten korrosive Metallfassaden eine Beschichtung, diese kann aus einem Lack oder aus Kunststoff bestehen (Folien, Pulverbeschichtung).
Häufig wird Metall auch in Form von Sandwichelementen
eingesetzt. Solche Verbundmaterialien bestehen aus zwei
Blechen, die durch einen Kunststoffkern oder einen Kern
aus mineralischem Dämmstoff verklebt sind. Sandwichelemente weisen gegenüber reinem Metall eine verbesserte Schalldämmung sowie Statik auf.
Vielfältige architektonische Möglichkeiten bieten Streckmetalle. Das Material entsteht, indem Bleche mit ver-
setzten Schnitten versehen und dann gestreckt werden. Es
entstehen gitterartige Metallplatten bzw. Bleche, die eine
hohe Festigkeit aufweisen. Trotzdem wirken sie filigran
und leicht, sie ermöglichen auch abgerundete Fassadenformen. Da Streckmetalle Schlagregen nicht abhalten, gelangt üblicherweise eine dampfdurchlässige Kunststofffolie zwischen Dämmmaterial und metallischer Bekleidung
zum Einsatz.
Vorgefertigt oder in Handarbeit
Metalle lassen sich vielseitig zu Fassadenverkleidungen
verarbeiten. Sie sind in Form von Bändern und Tafeln,
Trapez-, Well- und Zickzackprofilen, Kassetten, Paneelen,
Schindeln sowie Lochblechen und Streckgittern erhältlich.
Diese Bekleidungen lassen sich direkt an der Unterkonstruktion befestigen. Auch sind vorgefertigte Metall-Fassadenelemente erhältlich.
Eine lange Tradition haben handwerklich gefertigte Metallfassaden, wie man sie von historischen Bauten kennt.
Bei diesen – von Spenglern gefertigten Fassaden – werden die einzelnen Elemente mittels Falztechnik miteinander verbunden. Die Konstruktion unterscheidet sich nicht
von einem Metalldach; die gesamte Fassadenfläche ist
geschlossen und regendicht. Mittels Falztechnik hergestellte Metallfassaden sind nicht selbsttragend, sie benötigen zusätzliche Versteifungselemente, um die Stabilität
zu erhöhen.
Tabelle 12: Die häufigsten Metallarten zur Fassadenbekleidung
Fassadenmaterial
Eigenschaften
Zink
Für Fassadenbekleidungen wird die Legierung Titanzink verwendet (Zinkanteil über
99,9 %). Die Patina variiert von grau bis blau und schützt das Zinkblech vor weiterer
Korrosion.
Stahl
Normaler Baustahl muss vor Korrosion geschützt werden. Dies geschieht durch
Verzinken oder Beschichten mit einem synthetischen Material. Eine Alternative ist
Edelstahl; dieser ist rostfrei, aber auch teurer.
Aluminium
Das Leichtmetall wird häufig zur Fassadenbekleidung verwendet. Es ist witterungsbeständig und langlebig, kann sich bei starkem Hagel jedoch verformen.
Kupfer und Kupferlegierungen
Gut formbarer Werkstoff, häufiger an historischen Bauten anzutreffen. Korrosionsprozess wird durch schützende Patina unterbrochen. Kupfer ist ökologisch nicht
unbedenklich.
42
Abbildung 38: Wie Kulissen schieben sich die unterschiedlich materialisierten Fassaden ins Blickfeld.
43
Wärmebrücken minimieren
Bekleidungen aus Metall müssen mit einer Unterkonstruktion am Gebäude befestigt sein. Zudem ist das Abführen
von Wasserdampf, der durch die Wandkonstruktion nach
aussen diffundiert, bei einer relativ dampfdichten Fassadenbekleidung wie Metall besonders wichtig. Die Unterkonstruktion kann aus hölzernen Traglatten oder aus Stahlbzw. Aluminiumprofilen bestehen.
Wärmebrücken im Bereich der Unterkonstruktion und an
den Verankerungselementen lassen sich nicht ganz vermeiden. Um die Wärmeverluste an den Durchdringungen
im Dämmstoff in Grenzen zu halten, gilt es, die Anordnung
und Form der Tragprofile hinsichtlich des Wärmebrückenverhaltens zu optimieren und die Anzahl der Konsolen auf
das statisch-konstruktive Mindestmass zu begrenzen. Dies
ist bei Metallfassaden besonders wichtig, da sie aufgrund
ihrer Materialeigenschaften unerwünscht zu grossflächigen Wärmeleitern bzw. Wärmeaustauschern werden
können.
Viele Metalle und Metalllegierungen weisen eine – verglichen mit anderen Fassadenmaterialien – erhebliche
Wärmeausdehnung auf. Die Unterkonstruktion muss
deshalb so ausgelegt sein, dass Bewegungen der Fassadenplatten aufgenommen werden können, ohne dass die
Fassade Schäden erleidet. Dazu sind ausreichend dimensionierte Fugen sowie gleitfähige Anschlüsse notwendig.
Wie bei allen hinterlüfteten Fassaden ist – trotz der aufgrund der Wärmeausdehnung notwendigen Pufferzonen
– ein Insektenschutz zwingend. Gitter- oder Lochblech an
den Abschlüssen und Fugendichtungen aus elastischem
Kunststoff verhindern, dass sich Ungeziefer im Belüftungsraum einnisten kann.
Blechkasette 500/600 mm
Flumroc-Dämmplatte DUO C
Blech-Aussenbekleidung
Blechkasette 500/600 mm
Flumroc-Dämmplatte DUO C
Blech-Aussenbekleidung
Abbildung 39: Einlagige Dämmung in Blechkassetten.
44
Abbildung 40: Streckmetalle lassen grossflächige Fassaden leicht erscheinen.
45
Naturstein
Die Auswahl an Natursteinen für den Fassadenbau ist
gross. Silikatische Hartgesteine sowie harte und dichte
Kalk- und Sandsteine eignen sich besonders – sie halten Witterungseinflüssen und mechanischen Belastungen
gut stand. Einige metamorphe Gesteine wie zum Beispiel
Marmor können unter Witterungseinfluss an Festigkeit
verlieren und deformieren. Solche Gesteine benötigen
deshalb eine speziell auf den jeweiligen Stein angepasste
Befestigungskonstruktion.
Natursteine bieten eine kaum überschaubare Vielfalt an
Farben, Mustern und Strukturen. Ebenso variantenreich
lassen sich die Oberflächen von Steinplatten bearbeiten:
Sie können geschliffen, poliert, gespitzt, scharriert, sandgestrahlt oder naturrau-gespalten sein – um nur einige
Oberflächenmuster zu nennen. Natursteinfassaden lassen sich zudem imprägnieren, was sie witterungsbeständiger macht.
Drei Konstruktionsarten
Natursteine weisen sehr unterschiedliche Materialeigenschaften auf. Die statische Berechnung der Fassade muss
die materialspezifischen Eigenschaften in hohem Masse
berücksichtigen. Folgende Punkte sind dabei zentral:
]] Wie frost- und witterungsbeständig ist das Gestein?
]] Wie ist die Resistenz gegenüber Umweltbelastungen
(z.B. saurer Regen)?
]] Wie patiniert das Gestein?
]] Ist das Material zukünftig noch verfügbar (Reparaturen,
Unterhalt)?
Fassaden aus Naturstein können nach folgenden drei
Konstruktionsarten erstellt werden: als massive Vormauerung, rückverankert und selbsttragend, als aufgemörtelte Verblendung mit Rückverankerung und als vorgehängte, hinterlüftete Fassade. Da sich aufgemörtelte
Steinfassaden kaum dämmen lassen, werden Steinfassaden heute hauptsächlich als hinterlüftete Fassade oder
als massive Vormauerung – also als zweischaliges Mauerwerk – realisiert.
Tabelle 13: Gesteinsarten für den Fassadenbau
Gesteinstyp
Beispiele und Eigenschaften
Magmatische Gesteine
Z.B. Granit, Basalt, vulkanische Tuffe
Magmatische Gesteine sind durch Kristallisation von Gesteinsschmelze (Magma)
entstanden. Die meisten Magmatite sind Hartgesteine, die sich vielseitig im Bauwesen einsetzen lassen.
Sedimentgestein
Kalksteine und Sandsteine
Kalksteine weisen eine gute Festigkeit und Frostbeständigkeit auf. Sandsteine sind
oft anfällig auf Umwelteinflüsse.
Metamorphe Gesteine
Z.B. Marmor, Schiefer, Gneis
Durch Temperatur- und Druckänderungen aus Magmatiten oder Sedimentgestein
entstanden (deshalb auch Umwandlungsgestein genannt). Metamorphe Gesteine
weisen sehr unterschiedliche Eigenschaften auf, viele eignen sich gut für den
Fassadenbau.
46
Abbildung 41: Naturstein umhüllt die gut gedämmte Fassade eines Bürohauses.
47
Befestigung aus Metall
Mineralische Dämmung ideal
Natursteinverkleidungen werden mit Verankerungssystemen aus Edelstahl oder Aluminium am Mauerwerk befestigt. Gebräuchlich sind Rahmensysteme (Unterkonstruktionen) sowie Anker. Als Unterkonstruktion dienen zum
Beispiel gelochte Stahlschienen – die Steinplatten werden daran mittels Dornen montiert. Bei dieser Art der Aufhängung lassen sich die Platten leicht versetzen (um das
Gesamtbild der Fassade zu optimieren) und gut justieren.
Solche Rahmensysteme eignen sich auch für grossflächige
Fassaden wie sie bei Hochhäusern vorkommen.
Je kleiner die Ankerquerschnitte sind und je kleiner die
Anzahl Anker ist, desto geringer der Wärmeverlust über
die Fassade. Aufgrund der zu tragenden Last bei Natursteinfassaden lassen sich diese allerdings nicht so weit
reduzieren, wie dies bei leichteren Fassadenkonstruktionen möglich ist. Denn Sicherheit ist beim Befestigen von
schweren Fassadenplatten aus Stein oberstes Gebot.
Einfacher sind Mörtelanker und Konsolenanker: Sie greifen direkt ins Mauerwerk und in die Steinplatten der
Fassade und sind deshalb günstiger als die materialaufwändigen Metall-Unterkonstruktionen. Sowohl zur Unterkonstruktion als auch für die Anker dürfen nur rostfreie
Stahlsorten verwendet werden.
Innenputz
Beton 200 mm
Flumroc-Dämmplatten
DUO
Hinterlüftungsraum
Naturstein-Bekleidung
Flumroc-Dämmplatten
MONO
Abbildung 42: Natursteinplatten werden aufgrund ihres
Gewichtes ­mittels massiven Verankerungssystemen
aus Metall befestigt.
48
Hartes Ausfugen ist bei Steinfassaden aufgrund der Wärmeausdehnung nicht möglich. Als Fugenmaterial können
steinverträgliche Kitte verwendet werden. Möglich sind
auch offene Fugen in normal beregneten Bereichen. Bei
Schlagregen ausgesetzten Fassaden sollten offene Fugen
mit Wasserabweisern versehen sein. Als Dämmmaterial
eignen sich besonders mineralische Dämmstoffe: Sie weisen bei offenen Fugen optimale Eigenschaften bezüglich
Windresistenz und Feuchtverhalten auf und ergänzen Naturstein schon in stofflicher Hinsicht perfekt.
Glasfassaden
Glas bietet den Grundstoff für vielfältig gestaltete Fassaden. Von opak über lichtdurchlässig bis transparent lassen
sich Wirkungen generieren, die mit anderen Werkstoffen
nicht möglich sind. Glasfassaden sind ein bekanntes Gestaltungselement im Gewerbe- und Industriebau. Doch
auch im Wohnbau wird das Material aufgrund seiner vielfältigen gestalterischen Möglichkeiten immer wieder eingesetzt.
Das hohe Eigengewicht von Glas erfordert jedoch solide
Unterkonstruktionen. So können zum Beispiel die Aussenränder von Fensterzargen als Befestigungskonstruktion für
die Fassadengläser dienen. Die Fassaden-Unterkonstruktionen sind üblicherweise in Metall ausgeführt, wobei
Wärmebrücken an Verankerungselementen durch Thermostop-Unterlagen vermindert werden sollten. Grossflächige Glaselemente lassen sich zusätzlich mit rückseitig
angeklebten Profilen gegen Windlasten stabilisiert.
Abbildung 43: Medienfassaden ermöglichen die Darstellung von Bildern
wie auf einem Monitor.
Formstabile Dämmstoffe erforderlich
Glasfassaden sind mit einem Hinterlüftungsraum auszustatten, damit die durch Sonneneinstrahlung angestaute
Wärme abgeführt werden kann. Da sich die Aussenwand
hinter dem Fassadenglas teilweise stark erhitzen kann,
eignen sich mineralische Dämmstoffe besonders – sie
bleiben auch bei grosser Hitze form- und massestabil.
Damit eine Glasfassade auch Hagel und anderen Umwelteinflüssen standhält, muss sie aus Sicherheitsglas
gefertigt sein. Dieses Glas sorgt nicht nur für eine lange
Lebensdauer der Fassaden, sondern erfüllt auch die geforderten Sicherheitsnormen: Es weist eine erhöhte Biegezugsfestigkeit sowie eine höhere Temperaturwechselbeständigkeit auf. Sollte es trotzdem einmal zu einem
Glasbruch kommen, so zerfällt das Glas in kleine stumpfe
Krümel – Schnittverletzungen werden damit verhindert.
Fensterzarge
(Halterung)
farbig emaillierte
Sicherheitsgläser
Flumroc-Dämmplatten DECO
Sonnenstoren
Aluminiumverbundplatten
Abbildung 44: Die Deckenstirne mit Sturz und
­Fensterbank einer Glasfassade.
49
Glasfassade mit sichtbarer Steinwolle
Weil bei Glasfassaden die dahinter liegende Dämmung
sichtbar ist, werden an das Dämmmaterial hohe Anforderungen gestellt. Gefärbte Dämmplatten machen aus
Glasfassaden unverwechselbare Unikate. Durch sie lassen sich die unterschiedlichsten Effekte mit Glas erzeugen: Opake Gläser wechseln ihre Farbe je nach Lichteinfall, die gefärbte Dämmplatte schimmert nur leicht durch.
Bei transparenten Gläsern wiederum sind intensive Farbenspiele genauso möglich wie eine neutrale Präsentation des Glases durch eine dezente Einfärbung der Dämmplatten.
ist speziell für Glasfassaden entwickelt worden. Nach der
Montage lassen sich die Platten von einem Maler einfach grundieren und danach mit der gewünschten Farbe
anstreichen. Der zweischichtige Aufbau der DECO-Platten
– mit einer elastischen unteren Seite und einer härteren
Aussenschicht mit Wellfaserstruktur – erleichtert die Arbeit auf der Baustelle.
Ebenso erfüllt Steinwolle besonders strenge Brandschutzvorschriften und verzögert im Ernstfall die Ausbreitung des
Feuers. Das ist besonders wichtig für den Hochhausbau,
wo oft Glasfassaden verwendet werden.
Durch die grosse Palette an verwendbaren Farben – prinzipiell sind alle UV-beständigen, mineralischen Farben
verwendbar – in Kombination mit unterschiedlich verarbeiteten Gläsern ergibt sich eine fast endlose Auswahl
an Fassadenbildern. Ebenso lassen sich optische Effekte
durch die Montageart der Dämmung erzeugen. Ob glatte
oder raue Oberfläche, offene oder geschlossene Fugen –
durch die jeweilige Verarbeitung des Dämmstoffes lassen
sich zusätzliche Effekte erzielen.
Einfach grundieren und anstreichen
Der hinter dem Fassadenglas liegende Dämmstoff muss,
genauso wie die deckende Farbe, UV-beständig sein und
hohen Temperaturen standhalten. Mineralische Dämmstoffe und mineralische Farben erfüllen diese Anforderungen gleichermassen. Die Flumroc-Dämmplatte DECO
Tabelle 14: Glasfassaden Varianten
Licht- und
transparent und
nicht transparent
nicht transparent
Blickdichte
transluzent
aber transluzent
und nicht transluzent
mögliche
Einscheiben-
Einscheiben-
Einscheiben-­
Glastypen
Sicherheitsglas,
Sicherheitsglas,
Sicherheitsglas,
glasklar
teilweise
emailliert
­gesandstrahlt
50
Abbildung 45: Hochhaus mit Glasfassade und sichtbarer Wärmedämmung am Steinentorberg in Basel.
51
Filigrane Kunststoffhülle
Gespannte Textilfassaden verleihen Gebäuden ein homogenes Erscheinungsbild – unabhängig vom Verankerungsgrund. Die Membran bildet einen Wetterschutz für die Gebäudehülle. Material- und Farbwahl ermöglichen zudem
gestalterische Optionen.
Ein Blick auf die schwarze Fassade mit dem weissen Keramikland-Schriftzug lässt nicht vermuten, dass dahinter ein nachträglich erweiterter Umbau liegt. Vielmehr
schlägt der schwarz-weiss-Kontrast von Untergrund und
Schrift einen Bogen zur Corporate Identity des Anbieters
für exklusive Badezimmereinrichtungen. Tatsächlich ist
das neue Keramikland Ausstellungsgebäude im Industriegebiet von Cham kein Neubau. Es entstand durch die Sanierung eines zweigeschossigen Gewerbegebäudes, das
um ein Attikageschoss erweitert wurde. Heute bietet der
Bau Raum für Büros, eine Cafeteria und rund 2500 m2 Ausstellungsfläche.
Einheitliche Erscheinung
«Erhalten was erhaltenswert ist» lautete die Devise beim
Umbau des Gebäudes. So konnte die Unterkonstruktion
der alten Blechfassade – eine bunte Mischung aus Holz-,
Metall- und Backsteinelementen – in Teilen weiter verwendet werden. Auch die bestehende Mineralwolledämmung blieb erhalten. Sie wurde lediglich mit demselben
Dämmstoff auf 20 cm verstärkt. In den oberen Bereichen
kommen Dämmplatten zum Einsatz, die höheren Brandanforderungen entsprechen. Opake Teile der Gebäudehülle
sind mit einer diffusionsoffenen Membran belegt. Auch
die Fensterbereiche der sanierten Fassade sind zum Teil
neu gestaltet. Die vielfältig eingesetzten Werkstoffe der
Gebäudehülle fasst eine vorgehängte Textilmembran zusammen. Nach aussen betonen zirka 1000 m2 bespannte
Fassadenfläche die kubische Gebäudeform mit ihrer zentralen Öffnung für den Eingangsbereich.
Auf Rahmen gespannt
Die Unterkonstruktion der vorgehängten Textilfassade
beschränkt sich auf die Aussenbereiche, was den Architekten alle Freiheitsgrade bei der Gestaltung der Gebäudehülle offen liess. Gespannt ist die PVC-Membran auf
einen Rahmen entlang der Gebäudekanten (siehe Abbildung 47), welcher am Gebäudesockel einen Streifen der
Betonhülle sichtbar lässt. Den Rahmen bilden Halter aus
Aluminium-Strangpressprofilen, die speziell für diese Anwendung entwickelt wurden. Sie nehmen das aussen
verdickte Textil in einer Nut auf und sorgen für eine Vorspannung von bis zu 150 kg pro Laufmeter. Die Spannung
der hochfrequent verschweissten Textilbahnen lässt sich
nachträglich über Stellschrauben justieren. Somit bleibt
die Textilfassade auch bei Windlasten glatt gespannt. Befestigt sind die Aluminium-Halterungen an Stahlkonsolen,
die im Verankerungsgrund fixiert sind.
Bespannte Einzelelemente
Neben der grossflächig gespannten Ausführung lassen
Spannsystem
Konsole
Windpapier
Flumroc-Dämmplatte 1
Textilbespannung
FTP 35
sich Textilfassaden auch als Kassettensysteme realisieren. Dabei werden einzelne mit Textilgewebe bespannte
Metallelemente zu einer statisch selbsttragenden Fassade kombiniert. Form und Grösse der Elemente lassen
sich gestalterischen Wünschen anpassen. Entsprechend
der verfügbaren Unterkonstruktion lässt sich die Kassettenfassade mit verschiedenen Befestigungsmöglichkeiten verankern.
Abbildung 46: Der Vertikalschnitt zeigt – ein justierbares
Spannsystem hält die Textilmembran an den Rändern.
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Abbildung 47: In der Produktionshalle der BikeTec AG
werden die bekannten Elektrofahrräder montiert.
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Blickdurchlässiger Witterungsschutz
Im Detail gleicht die Textilmembran einem feinen Sieb aus
PVC-beschichtetem Polyestergewebe. Das PVC sorgt dabei sowohl für die Schweissbarkeit, als auch für die UVBeständigkeit des Materials. Durch das Gitterdesign ist
das Gewebe blickdurchlässig, sodass überspannte Fenster
wie gewohnt Blicke auf die Aussenwelt erlauben. Gleichzeitig fungiert die Textilfassade im Keramikland als Sonnenschutz. Ein Blendschutz ist je nach Sonnenstand aber
zusätzlich nötig. Hagel wird von der Membran abgehalten
und Schlagregen gebrochen. Somit sorgt die vorgehängte
Textilfassade für einen mechanischen Schutz der Unterkonstruktion. Mit der Brandkennziffer 6q.3 wird das verwendete Material als quasi nicht brennbar ausgezeichnet
und erfüllt damit die Anforderungen der Gebäudeversicherung und des Brandschutzes.
Architekten wollen an Rotkreuzzelte in Krisengebieten erinnern, zu deren Versorgung das Gebäude errichtet wurde
und entschieden sich deshalb für eine Fassade aus Textil.
Getragen wird das Logistikzentrum von einer Stahlstruktur,
die mit Stahlbeton ausgebaut wurde. Zur Bildung der thermischen Hülle kommen Sandwichelemente zum Einsatz.
Über dieser Betonfassade ist die Textilmembran gespannt.
Auf einer massgeschneiderten Metallstruktur bildet sie
eine Oberfläche aus unregelmässig aneinandergereihten
Drei- und Vierecken. Die hinterlüftete weisse Hülle reicht
bis knapp über den Erdboden, wird jedoch von Fenster- und
Türöffnungen durchbrochen. Neben der Bildung einer wasserdichten Aussenhaut dient die Textilfassade als Sonnenschutz, Vordach und Fensterbrüstung.
Symbolträchtiges Logistikzentrum
Neben dem Einsatz bei Sanierungen eröffnen Textilfassaden auch bei Neubauten zusätzliche Gestaltungsspielräume. Etwas Zeltartiges strahlt das neue, mit einer weissen
Membran bespannte Zwischenlager des Internationalen
Roten Kreuzes unweit des Genfer Flughafens aus. Seine
Tabelle 15: Typen von Textilfassaden
Material
Name
PVC beschichtetes
teflonbeschichtetes
bedruckte Membran aus
PVC beschichtete
­Polyestergewebe als Mesh
­Glasfasergewebe
PVC-beschichtetem Polyester
­Polyester-Plane
(Gittergewebe)
als Mesh (Gittergewebe)
Stamisol FT 381
FT P 35
Diverse
Précontraint 1002 S
(fast alle ­PVC-Polyester)
Brandschutz
5.3 (schwer entflammbar,
6q.3 (quasi nicht brennbar,
von brennbar bis ­schwer
von brennbar bis ­schwer
schwache Qualmentwickung)
schwache Qualment­
entflammbar
entflammbar
wicklung)
Eigenschaften
]] schweissbar mit Hochfrequenzanlage
]] standardmässig in 27
Farben erhältlich
]] schweissbar mit Schweiss- ]] schweissbar mit Hochfrehilfe und Heizbalken
]] Schwarz oder Silber
]] UV-stabil
]] UV-stabil
quenzanlage
]] Standard in Weiss und
­4-farbig bedruckt
]] bedingt UV-stabil
]] schweissbar mit Hochfrequenzanlage
]] Standard in diversen
Farben
]] undurchsichtig
]] UV-stabil
Verwendung
]] Fassaden
]] Fassaden
]] Sichtschutz
]] Sichtschutz
]] Werbebanner (integrierbar
in Textilfassaden)
]] Zelte
]] Hallen
]] Fassaden
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Sichtmauerwerk
Gebrannte Ziegel sind ein sehr alter Baustoff. Bereits vor
über zehntausend Jahren benutzten Menschen luftgetrocknete Lehmziegel für ihre Behausungen. Später wurden die Ziegel gebrannt und es entstand der Backstein.
Backsteinbauten vermitteln Beständigkeit und verweisen
darüber hinaus auf die lange kulturelle und baugeschichtliche Tradition des Materials – insbesondere wenn der
verwendete Stein sichtbar bleibt. Das zeigen aktuelle Gebäude wie das 2008 fertig gestellte Landesparlament des
Fürstentums Lichtenstein. Aber auch bei einem Blick in die
nahe Architekturgeschichte der Moderne wird man fündig:
Walter Gropius baute ebenso Häuser in Sichtmauerwerk
wie Mies van der Rohe oder Frank Lloyd Wright. Innovative Fertigungsmethoden mittels Roboter, welche Fabio
Gramazio und Matthias Kohler an der ETH Zürich zusammen mit den Keller AG Ziegeleien entwickelt haben, lassen ganz neue Erscheinungsbilder des traditionellen Materials zu: Ein Beispiel dafür ist ihr Wohnbauprojekt an der
Eierbrechtstrasse in Zürich.
Zweischalige Konstruktion ist die Regel
Heute wird ein Sichtmauerwerk meist als Zweischalenkonstruktion ausgeführt: Die äussere Schale in Sichtbackstein,
die innere Schale als tragende Wand in Mauerwerk, dazwischen liegt die Wärmedämmung. Daneben sind auch monolithische Verbundkonstruktionen mit wärmedämmenden
Mauerwerk möglich. Diese sind eine Art Weiterentwicklung
des Verbandmauerwerks mit Läufer- und Binderschichten,
welche die klassischen Fassadenbilder prägten. Im zweischaligen Aufbau sind Dilatationsfugen notwendig. Diese
meist vertikalen Dehnungsfugen sind auch als Gestaltungselemente einsetzbar. Die Länge der einzelnen Wandabschnitte wird in der Regel auf 8 m bis 12 m beschränkt.
Folgende Faktoren beeinflussen die Anordnung der Bewegungsfugen:
]] Länge und Höhe der Wandscheiben
]] Lage und Grösse der Öffnungen in den Wandscheiben
]] Wechselnde Belastung der äusseren Schale (tragend
und nicht tragend)
]] Verbindung von langen Bauteilen an die Innenkonstruktion
]] Farbton der Fassadenfläche
Lager- und Stossfugen
Es ist üblich, Lager- und Stossfugen mit 10 mm zu planen. Um allfällige Verformungen des Steinmaterials auszugleichen, empfiehlt es sich, bei rustikalen Vollsteinen
die Fugenstärke mit 12 mm bis 13 mm einzuplanen. Es
ist wichtig, dass die Lager- und Stossfugen vollfugig und
dicht ausgebildet werden. Für die gestalterische Ausbildung der Fugen können die Fugen nachbehandelt werden
(Abbildung 51).
Verankerungen
Die äussere Schale muss zur Gewährleistung der Standsicherheit/Tragsicherheit mit der Tragkonstruktion verbunden werden. Dabei müssen die Verankerungen Zug- und
Druckbeanspruchungen senkrecht zur Mauerebene und
durch Temperaturänderungen bedingte allseitige Bewegungen parallel zur Mauerebene aufnehmen können. Zusätzlich muss die Verankerung die Windbelastung der
Aussenschale an die Innenkonstruktion überleiten. Dies
geschieht mit speziellen Zweischalenanker und Lager­
fugenbewehrungen.
Klinkerfassade
Klinkersteine sind bei höheren Temperaturen gebrannte
Backsteine. Sie nehmen durch ihre hohe Dichte wenig
Feuchtigkeit auf und sind absolut frostbeständig. Klinker
eignen sich deshalb für sehr exponierte Fassaden. Zwischen Wärmedämmung und Aussen-Klinkerschale empfiehlt es sich, einen Toleranzraum von 2 cm einzuplanen,
welcher hinter der äusseren Schale liegt. Am Mauerfuss
und an der Mauerkrone wird diese Schicht mit kleinen, vertikalen Schlitzen be- respektive entlüftet (Abbildung 49).
Vielfalt an Farben und Oberflächen
Je nach Rohmaterial und Verarbeitung ist die Beschaffenheit, Farbe und Oberfläche von Sichtbacksteinen und Klinker sehr unterschiedlich. Im Verband vermauert werden
die Steine nach bestimmten Regeln zu einem Mauerkörper
gefügt. Neben dem spezifischen Fugenbild, das dabei entsteht, können die Fugen durch Beimischung verschiedener
Farbpigmentzusätze farblich gestaltet werden.
55
Abbildung 48: Bürogebäude Vaduz
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Aussenschale in Sichtbackstein
Aussenschale in Sichtbackstein
2 cm Toleranzraum
2 cm Toleranzraum
Flumroc-Dämmplatte DUO
1
1 1
1
114 14 14 141 14 1
Flumroc-Dämmplatte
LagerfugenbewehrungDUO
z.B. B 12/14
Lagerfugenbewehrung
1. Mörtelglattstrich
2. Trennlage vermindert
Längsschallleitung
1. Mörtelglattstrich
2. Trennlage vermindert
Längsschallleitung
14
z.B. B 12/14
Mauerkrone vor
Durchnässung
schützen
Mauerkrone vor
Durchnässung
schützen
1
1. Trennlage vermindert
Längsschallleitung
2.Mörtelvorlage
1. Trennlage vermindert
Längsschallleitung
2.Mörtelvorlage
Flumroc-Dämmplatte DUO
Flumroc-Dämmplatte DUO
25
A
schräg
abgezogen
bündig
abgezogen
ausquellend
verpresst
Hohlkehle
glatt
vertieft
25 1 1 2525 11
Zweischalenanker Az.B.
KE-Gelenkanker
ZZ-Spiralanker
Anker unweit der z.B.
Zweischalenanker
Dillatationsfuge anordnen
KE-Gelenkanker
ZZ-Spiralanker
Anker unweit der
Dillatationsfuge anordnen
A
1
A
1
Dilatationsfuge
Dilatationsfuge
Abbildung 49: Vertikal- (oben ) und Horizontalschnitt (unten) durch ein
Zweischalenmauerwerk mit einer Aussenschale in Sichtbackstein.
Abbildung 50: Verschiedene Möglichkeiten der Fugenausbildung
57
Abbildung 51: MFH und Bürogebäude
Einsteinmauerwerk
unbelastete Wände
Wanddicke roh
(mm)
50
60
75
100
belastete Wände
125
150
175
Feuerwiderstandsklassen für raumabschliessende Backsteinwände
verputzt 1)
EI 30 EI 60 EI 90 EI 120
REI 120 REI 120 REI 180
unverputzt 2)
EI 30 EI 30 EI 60
REI 60 REI 90 REI 120
1)
200
250
300
365
REI 180
REI 120
REI 240
REI 180
REI 240
REI 240
REI 240
REI 240
beidseitig verputzt (je mind. 10 mm) mit oder ohne Vermörtelung der Stossfugen
2)
rohe Wand, Stossfugen vermörtelt
Abbildung 52: Feuerwiderstand von Backsteinmauerwerk: EI ist geeignet für unbelastete, REI für belastete Wände. Folgende weiteren Bedingungen liegen den Feuerwiderstandsklassen zu Grunde: Die Werte gelten für einen Ausnutzungsgrad Ed/Rd < 6, bei höherem
Ausnutzungsgrad ist die Wanddicke um mind. 25 mm zu erhöhen (Ed = Bemessungswert der Beanspruchung Situation Brand, Rd = Bemessungswert des Tragwiderstandes), hw ≤ 27 tw für belastete Wände und Pfeiler, hw ≤ 40 tw für unbelastete Wände.
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Kraftwerk Fassade
Fassadenintegrierte Solarmodule produzieren nicht nur
Energie, sondern übernehmen gleichzeitig Funktionen der
Gebäudehülle. Der Montageaufwand ähnelt dem einer
Glasfassade. Bei stetig sinkenden Anlagenkosten, werden
Solarfassaden zur echten Alternative.
Solaranlagen sind typischerweise auf dem Dach installiert: Dort scheint die Sonne am meisten und es bieten sich
geneigte Flächen oder frei belegbare Flachdächer an. In
Mehrfamilienhäusern reicht der Platz auf dem Dach aber
nicht aus, um ein Haus mit ausreichend Strom zu versorgen. Ausser bei kleinen Einfamilienhäusern ist die Dachfläche im Vergleich zur Nutz- und Fassadenfläche äussert
klein. Solarfassaden erzielen zwar – insbesondere im
Sommer – einen kleineren Ertrag pro Quadratmeter, nutzen die geeigneten Flächen jedoch voll aus.
Fassade bildet Schlüsselfunktion
In die Fassade integrierte Photovoltaik lässt sich bei Gebäudemodernisierungen genauso verwirklichen wie bei Neubauten. Ein gelungenes Beispiel dafür steht in Romanshorn:
Das Gebäude an der Alleestrasse 44 ist schweizweit das
erste Mehrfamilienhaus, dessen Sanierung als Plus-Energiehaus realisiert wurde. Den Schlüssel zum Plusenergie-Konzept bilden dabei Photovoltaikmodule an der Fassade und
auf dem Dach thermische Sonnenkollektoren für Heizung
und Warmwasser sowie weitere Photovoltaikpaneele.
Die neue Fassade ermöglicht nicht nur Stromproduktion,
dank starker Wärmedämmung senkte sich der Heizwärmeverbrauch markant. Gedämmt ist das Gebäude grösstenteils mit Steinwolle – an der Fassade sind es 28 cm, an der
Kellerdecke 20 cm und am Dach 30 cm. Der durchschnittliche U-Wert der Aussenwände beträgt nun 0,1 W/(m2 K)
der des Fensterglases 0,5 W/(m2 K) .
Zur Fassadenbekleidung geeignet
Photovoltaik-Paneele bilden an der Süd- und Westfassade
die Aussenhaut des Gebäudes. Die Architekten vom Büro
Viridén + Partner AG konnten dabei auf handelsübliche
Module in einem Standardformat zurückgreifen. Sie eignen sich bestens zur Fassadenbekleidung: Solarzellen sind
witterungsbeständig sowie hagelfest und erfüllen in Kombination mit einer nicht brennbaren Wärmedämmung auch
höchste Ansprüche an den Brandschutz.
Allerdings erforderte es viel planerisches Können, die von
der Abmessung her vorgegebenen Photovoltaikmodule auf
der Fassade so anzuordnen, dass ein einheitliches Bild
entstand. Die Fassade ist als hinterlüftete Konstruktion
ausgeführt. Gehalten werden die Module von Fixierklemmen aus Aluminium, die Fassadenkonstruktion unterscheidet sich kaum von der anderer hinterlüfteter Fassaden.
Auch für Hochhäuser geeignet
Idealerweise sind Solarmodule gegen Süden ausgerichtet und haben eine
Neigung von 30 Grad. Der Einfluss von Neigung und südlicher Ausrichtung
ist allerdings relativ moderat: Tests haben gezeigt, dass zum Beispiel eine
Ausrichtung gegen Westen nur etwa 15 % Eintragseinbusse zur Folge hat –
ebenso verhält es sich mit an der Fassade montierten Modulen. Entscheidend
ist jedoch, dass die Solarmodule nicht durch Bäume oder Nachbarsgebäude
beschattet werden. Fassadenbekleidungen aus Solarzellen eignen sich also
insbesondere für mehrgeschossige Gebäude. Gerade bei Hochhäusern spricht
das Flächenverhältnis von Aussenwand zu Dach für eine Montage auf der
Fassade. Um die Solarmodule auf dem Dach oder an der Hausfassade zu befestigen, braucht es eine Unterkonstruktion. Dabei ist darauf zu achten, dass
sich der tragende Gebäudeteil in einem guten Zustand befindet und nicht in
den nächsten Jahren saniert werden soll. Denn Photovoltaikanlagen erreichen
eine Lebensdauer von 25 Jahren und mehr.
Strom im Überschuss
Dank dem Hinterlüftungsraum überhitzen die Solarzellen
weniger, was sich positiv auf den Wirkungsgrad der Anlage auswirkt – angegeben wird dieser mit maximal 18 %.
Insgesamt nimmt die Photovoltaikanlage 405 m2 ein und
weist eine Leistung von 81 kW (peak) auf. So erzeugt das
Haus jährlich um die 58 500 kWh Strom.
Dank der starken Wärmedämmung, der Nutzung von Solarenergie und weil alle Haushaltgeräte die beste Effizienzklasse aufweisen, kommt sogar ein Stromüberschuss
zustande: Rund 4 000 kWh Strom sind es jährlich – so viel,
wie ein 4-Personen-Haushalt etwa verbraucht. Ehemals
hat das Gebäude jährlich 25 000 l Heizöl verbraucht. Heute
erzeugt es dank einer innovativen Fassade und Solarkollektoren auf dem Dach Energie im Überschuss.
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Abbildung 53: Durch eine Modernisierung in ein Plusenergiehaus verwandelt: Mehrfamilienhaus in Romanshorn.
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Abbildung 54: Photovoltaikmodule bekleiden die Fassade.
Flumroc-Dämmplatte DUO
Hinterlüftungsöffnung
Aluminiumzarge
einbrennlackiert
Rafflamellenstoren
PV-Fixierklemme
PV-Modul
Fassadenkonstruktion
PV-Unterkonstruktion
Hinterlüftungsebene
Abbildung 55: Die Photovoltaikmodule der Solarfassade werden an einem
Aluminiumprofil aufgehängt.
61
Abbildung 56: Der Sonne etwas näher ist das Touristenzentrum auf dem Klein Matterhorn. Die Gipfellage bietet
deutlich höhere Solarerträge, als sie im Mittelland möglich sind.
Zweite Haut für Gipfelklima
Die mit 3883 Metern über dem Meer höchstgelegene Solarfassade Europas befindet sich auf dem Klein Matterhorn
oberhalb von Zermatt (Abbildung 56). Nicht nur die Aussicht
auf 38 Viertausender zeichnet diese einmalige Lage aus,
sondern auch extreme Wetterbedingungen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 300 km/h. Besucher spüren im Touristenzentrum dank einer dichten Doppelfassade nichts von
den äusseren Bedingungen. Das Gebäude wurde aus vorfabrizierten Holzelementen auf einem Betonsockel errichtet.
Der Holzbau verfügt über eine dichte Gebäudehülle, die mit
52 cm Steinwolle und 3-fach verglasten Fenstern bestens
gedämmt ist. Um die Dichtheit der Hülle auch bei extremen
Wetterbedingungen zu gewährleisten, trägt der Bau eine
zweite Haut aus Glas und Metall. Die äussere Fassade ist
ein Pfosten-Riegel-System mit durchgehenden Fensterbändern aus Verbundsicherheitsglas neben eloxierten Aluminiumblechen und gegen Süden 108 Solarpanels. Durch die
62
Gestaltung als Structural-Sealant-Glazing-Fassade existieren keine Abdeckleisten, auf denen Schneeablagerungen
die Photovoltaikmodule beschatten könnten. Speziell für
das Gebäude entwickelte Lippendichtungen aus Silikon
liegen zwischen den einzelnen Glaselementen der völlig
ebenen Aussenhaut. Aufgrund der Südausrichtung und der
Fassadenneigung von 70 ° erzielt die Solarfassade einen
hohen Ertrag, der dem Gebäude eine positive Energiebilanz beschert. Die Unterkonstruktion der Pfosten-RiegelFassade wird als Luftleitblech zur Abfuhr der Wärme und
als Kabelführung für den Anschluss der Solarpaneele genutzt. Wärme welche aus der Hinterlüftung der äusseren
Fassadenhaut abgeführt wird, dient zum Vorwärmen der
Zuluft für das Gebäude. Die Südfassade funktioniert also
wie ein thermischer Luftkollektor, was den Heizenergiebedarf reduziert. Gleichzeitig entsteht ein Kühleffekt, der den
Wirkungsgrad der Solarzellen verbessert.
Die Technik zum nachhaltigen Bauen
Flumroc empfiehlt Architekten und Bauherrschaften nachhaltige Lösungen – und erneuert ihr Bürohaus im gleichen
Modus. Dabei kommen schlanke Unterkonstruktionen zur
Anwendung.
Anschauungsunterricht
Die Flumroc-Zentrale bietet für Architekten und Fassadenbauer reichlich Anschauungsunterricht. Denn die Bauhülle
des Gebäudes ist mit fünf verschiedenen hochdämmenden
Systemen eingepackt:
Die Südost-, Südwest- und die Nordostfassade sind
hinterlüftet. Wärmedämmung mit 30 cm Flumroc DUO. Befestigt sind die vorgehängten Photovoltaikmodule an innovativen Unterkonstruktionen in zwei Versionen.
Die Nordwestfassade ist kompakt aufgebaut, mit einer
verputzten Wärmedämmung. Weil die eingesetzte Steinwolle sehr formstabil ist, sind diese dunklen Farben erst
möglich. Aufbau: Backstein 15 cm; Wärmedämmung Flumroc COMPACT 32 cm; Aussenputz 0,7 bzw. 1,5 cm.
Die begehbaren Terrassen sind mit Flumroc Steinwolle und Vakuumdämmung geschützt. Aufbau: Betondecke
34 cm; Wärmedämmung Flumroc FBD 550 14 cm; Vakuumdämmung 2-mal 2,5 cm; Wärmedämmung mit Gefälle
Flumroc MEGA 2 cm bis 10 cm; 2-lagige Abdichtung aus
Polymer-Bitumen 1 cm; Trennvlies 0,5 cm; Splitfüllung mit
Höhenausgleich 3 cm bis 5 cm; Betonplatten 4 cm.
Flachdach: Der Dachrand wurde erhöht, um PV-Module
im gleichen Raster an der Dachstirne montieren zu können; die raffinierte Lösung schafft Raum für zusätzliche
Wärmedämmung. Aufbau: Betondecke 22 cm; Wärmedämmung Flumroc FBD 550 36 cm; Wärmedämmung Flumroc MEGA 6 cm (Dämmkeil entlang Dachrand Flumroc
MEGA 8 – 6 cm); 2-lagige Abdichtung aus Polymer-Bitumen 1 cm; Drainageelement 2 cm und Vegetationssubstrat
für Dachbegrünung 8 cm oder Gummischrotmatte 1 cm
und Rundkies 6 cm zur Befestigung des Montagesystems
der Photovoltaik-Module.
Dämmung der Kellerdecke mit 20 cm Flumroc TOPA.
Unterkonstruktion
In hochdämmenden Aussenwandkonstruktionen entfallen
grössere anteilige Verluste auf Wärmebrücken als in spärlich geschützten Wänden. In einer hinterlüfteten Fassade
mit einer Unterkonstruktion aus Aluminium mit ThermoStopper gehen 40 % der Verluste auf das Konto der Befestigungsanker (Dämmstärke 30 cm). Bei einer Dämmstärke
von 14 cm sind es nur 25 %. Was immer noch viel ist, denn
mit den Systemen wie z. B. GFT Thermico von Gasser Fassadentechnik oder dem RSD-System von Rogger Fasteners
sind es nur einige Prozente.
Abbildung 57: Die hinterlüftete Fassade mit dem System GFT Thermico, das die Wärmebrückenverluste auf
fast null minimiert. Der Konstruktion vorgehängt sind
PV-Module.
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Abbildung 58: Die anthrazitfarbigen Bänder der Solarzellen prägen den visuellen Auftritt des Bürohauses im Sarganserland.
Viel Licht und viel Strom kommen über die Fenster und die Wechselrichter ins Haus. Beides erleichtert die Arbeit.
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Ein Leuchtturm in Flums
Der Dämmstoffhersteller Flumroc ist eng mit dem Sarganserland verbunden. Seit Jahrzehnten wird in Flums Steinwolle für die Wärmedämmung von Bauten und Anlagen
produziert. In mehreren Etappen konnten Betriebsfachleute den Produktionsprozess optimieren, mit dem Resultat,
dass heute eine sehr energieeffiziente
Komfort, Gesundheit, Herstellung möglich ist – mit einem
Ökologie und Vorbildfunk- beachtlichen Anteil von erneuerbaren
Energien aus Wasserkraft und Solartion sind in einem Paket zellen. Eine grosse Photovoltaikanlage
verschnürt. über dem Logistikareal zeugt von diesem Engagement. Mit der Transformation ihres Hauptsitzes in ein Plusenergiehaus setzt Flumroc ein weiteres Zeichen für die konsequente Umsetzung
ihrer Nachhaltigkeitsziele.
Bauen für die Zukunft
«Neue Gebäude sollen sich ab dem Jahr 2020 möglichst
selbst mit Energie versorgen» schreiben die kantonalen
Energiedirektoren in ihren Leitlinien. Flumroc nimmt die
Forderungen der Regierungsräte wörtlich, wenn man davon absieht, dass das betriebseigene Bürohaus mehr als
30 Jahre alt ist. Durch die Gesamterneuerung sind drei
wichtige Kriterien des nachhaltigen Bauens erfüllt: Der
Einsatz an grauer Energie für die Baumassnahmen ist gering, weil die Grundstruktur des Gebäudes vollständig erhalten ist. Zweitens qualifiziert sich das Objekt als Plus­
energiehaus, und, drittens, macht die Erneuerung das
Bürohaus zukunftsfähig, also für Jahrzehnte nutzbar – in
Neubauqualität.
Vier zentrale Ziele
Im Zentrum der baulichen Massnahmen steht ein höherer
Arbeitskomfort für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Arbeitsplätze mit geringen Umweltauswirkungen. Die
vier wichtigsten Ziele:
 Vorbild: Das erneuerte Haus passt in die Energiestrategie 2050, ist multiplikationsfähig und hat dadurch Beispielcharakter.
 Konzept zur Umsetzung: Sehr gute Wärmedämmung, Stromerzeugung mittels Photovoltaik und eine zeitgemässe Gebäudetechnik.
 Architektur: Gestalterisch ansprechende Integration
der Solarzellen in die Gebäudehülle.
 Nutzerkomfort: Verbesserte Arbeitsverhältnisse –
Raumluft, Tageslicht, Grundrisse – sowie neue Kunden­
zone.
Alle Vorgaben lassen sich mit einer gesamtheitlichen Erneuerung erreichen. Das heisst: Komfort, Gesundheit, Ökologie und Vorbildfunktion sind in einem Paket verschnürt.
Für Flumroc bietet das erneuerte Bürohaus mehr als komfortable und rationelle Arbeitsplätze – es ist darüber hinaus ein kraftvolles Bekenntnis zum Standort Flums und
ein Leuchtturm, der weit über das Sarganserland die Richtung anzeigt: Mit Plusenergie in eine nachhaltige Energiezukunft.
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Abbildung 59: Das umfassend erneuerte Bürohaus ist ein Gebäude der Zukunft. Flumroc beweist damit,
dass das Konzept in der Umsetzung funktioniert, gute Architektur möglich ist und der Nutzerkomfort
stimmt.
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Anhang
Quellenverzeichnis der Abbildungen
Nr. 13, 18 + 37: Ernst Niklaus Architekten, Fotos: Hannes Henz
Nr. 14: Foto: Julien Hamad-Gibert
Nr. 30: Eternit
Nr. 32: Rockpanel
Nr. 34: Renggli AG
Nr. 38: Nadig U. + H. Fassadentechnik AG
Nr. 40, 41, 45, 48 + 51: Flumroc AG
Nr. 43: FRERICHS GLAS GmbH
Nr. 47: BikeTec AG
Nr. 49 + 52: Swissbrick AG
Nr. 53 + 54: Viridén + Partner AG
Nr. 56: Bron Helbling Fotografie
Nr. 58 + 59: Bürohaus Flumroc AG
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FLUMROC AG,Industriestrasse 8, Postfach, CH-8890 Flums, Tel. 081 734 11 11, Fax 081 734 12 13, [email protected]
FLUMROC SA, Route du Bois 1, Case postale 94, CH-1024 Ecublens, Tél. 021 691 21 61, Fax 021 691 21 66, [email protected]
12.14 d G 2’000 Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.
www.flumroc.ch
Änderungen vorbehalten. In Zweifelsfällen setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung.
Beschriebene Anwendungsbeispiele können besondere Verhältnisse des Einzelfalles nicht berücksichtigen und erfolgen daher ohne Haftung.
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