Mit Topika gegen aktinische Keratose Transdermales System gegen

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V A R I A
Unternehmen
UV-bedingte Hautschäden
Mit Topika gegen
aktinische Keratose
Man geht davon aus, dass in
Deutschland jede zweite Person, älter als 60 Jahre, aktinische Keratosen aufweist. Weil
es sich – anders als früher angenommen – nicht um eine
Präkanzerose, sondern aufgrund des Zellbildes bereits
um ein carcinoma in situ handelt, ist eine Therapie dringend erforderlich. Neben den
herkömmlichen Therapiemaßnahmen, wie beispielsweise
Kryochirurgie und Kürretage,
kommen zunehmend topische
Verfahren zum Einsatz.
Aktinische Keratosen gehören zu den häufigsten UVbedingten Hautveränderungen. Die meist asymptomatischen Läsionen finden sich an
sonnenexponierten Körperstellen wie Kopf, Nacken, Unterarmen und Handrücken.
Typisch sind im Anfangsstadium scharf begrenzte Rötungen mit leichter Schuppung,
die später in weißlich-gelbe
Verhornungen übergehen, erklärte Dr. Tobias Schmook
vom Haut Tumor Centrum
der Charité zu Berlin. In ausgeprägten Fällen können multiple aktinische Keratosen zu
ganzen Läsionsplatten konfluieren; man spricht dann von
„field cancerisation“. Unbehandelt entwickelt sich in etwa zehn Prozent der Fälle ein
Plattenepithelkarzinom.
Bei sehr umfangreichen
Veränderungen, insbesondere
im Gesichts- und Kopfbereich, stoßen Kryochirurgie,
Kürretage oder Laserbehandlung aufgrund der Schmerzhaftigkeit und möglichen Vernarbungen an ihre Grenzen.
Eine Alternative sind topische Therapieformen wie beispielsweise der Immunmodulator Imiquimod, der allerdings nur für die Behandlung
von oberflächlichen Basalzellkarzinomen zugelassen ist
und bei aktinischen Keratosen nicht von den gesetzlichen
A 2652
Krankenkassen bezahlt wird.
Über einen inflammatorischen
Prozess wird hier eine Immunreaktion in Gang gesetzt, die
die Tumorzellen zerstört.
Eine weitere Möglichkeit ist
die Photodynamische Therapie
(PDT). Hierbei wird ein Lichtsensibilisator auf die erkrankte Haut aufgetragen, der sich
im Tumorgewebe anreichert.
Durch die nachfolgende Lichtbestrahlung wird zelltoxischer
Sauerstoff freigesetzt.Weil sich
das Hautbild zu Beginn der
Erkrankung zuerst verschlechtert, wird die Behandlung von
den Patienten oft als sehr unangenehm empfunden. Auch
die Kosten dieser Therapie
werden von den Krankenkassen nicht übernommen.
Eine weitere sehr effektive
Therapiemöglichkeit ist die
Anwendung von DiclofenacGel (drei Prozent) in Hyaluronsäure (Solaraze®). Neben
der entzündungshemmenden
und analgetischen Wirkung
weist Diclofenac auch eine
Anti-Tumor-Wirkung auf, die
vor allem auf einer Hemmung
der Neoangiogenese beruht.
Hyaluronsäure führt als stark
hydrogener Trägerstoff zu einer Aufweichung der verhornten Zellen und ermöglicht einen zielgerechten Transport
des Wirkstoffs an die Zielzelle.
Dranginkontinenz
Transdermales System
gegen Harnverlust
Oxybutynin als klassische Wirksubstanz zur Therapie der
Dranginkontinenz ist durch
das Einbringen in ein Matrixpflaster deutlich nebenwirkungsärmer geworden. Das
transdermale System setzt
vier Tage lang kontinuierlich
Oxybutynin frei und erlaubt
aufgrund der Galenik eine individuell angepasste Dosierung.
Ursächlich für die unerwünschten Wirkungen der
Substanz – in erster Linie die
Mundtrockenheit – ist nach
Mitteilung von Prof. Manfred
Schubert-Zsilavecz (Frankfurt/
Main) die anticholinerge Wirkung des aktiven Metaboliten N-Desethyloxybutynin, der
bei der ersten Leberpassage
gebildet wird. Bei oraler Zufuhr des Wirkstoffes liegen
die Spiegel dieses Umwandlungsproduktes vier- bis sechsfach höher als diejenigen des
Oxybutynins, so der Pharmakologe. Die konstante Freisetzung von täglich 3,9 mg aus
dem Pflaster (Kentera®) vermeidet mit dem „First-pass-Effekt“ diese starke Metabolisierung weitgehend – ebenso wie
„Spitzen“ in der Anflutung.
Diese Vorteile haben sich in
verschiedenen kontrollierten
Studien bestätigt, wie der Urologe Prof. Dr. med. Klaus Höfner (Oberhausen) erläuterte:
In einer vierarmigen, placebokontrollierten Untersuchung
mit unterschiedlichen Freisetzungsraten von Oxybutinin
wurde bei 520 Patienten eine
Tagesdosis von 3,9 mg als Optimum ermittelt. Bereits nach
dreiwöchiger Therapie zeigte
sich gegenüber Placebo eine
signifikant verminderte Zahl
der wöchentlichen Inkontinenzepisoden. Am Ende der
zwölfwöchigen Studiendauer
war die Miktionsfrequenz (minus 19 versus minus 15 Prozent) signifikant niedriger, das
Miktionsvolumen (plus 15 versus plus drei Prozent) deutlich höher als in der Placebogruppe – und dies bei einer
Das farblose Gel wird
zweimal täglich von den
Patienten selbst aufgetragen
und führt weder zu Schmerzen noch zu kosmetischen
Beeinträchtigungen in Form
von Narben. In klinischen
Studien lag die Ansprechrate
bei 75 Prozent; bei 50 Prozent
der Patienten waren die Läsionen innerhalb von 90 Tagen komplett abgeheilt. Das
speziell für diese Indikation
entwickelte Gel ist zur Behandlung aktinischer Läsionen zugelassen. Die Kosten
werden von den gesetzlichen
Krankenkassen
übernomMaria Weiß
men.
Talkrunde „UV-bedingte Hautschäden –
Die neue Volkskrankheit“ im Haut Tumor
Centrum der Charité Berlin, Veranstalter:
Shire Deutschland GmbH
vergleichbaren Rate an Mundtrockenheit (9,6 versus 8,3
Prozent).
Die meisten Nebenwirkungen zeigten sich an der Applikationsstelle: Meist waren
Pruritus und Hautirritationen
von leichter bis mittlerer Ausprägung, in rund 2,5 Prozent
schwerwiegend. Es wurden 16
der 123 mit 3,9 mg Oxybutyninpflaster behandelten Patienten kontinent, wohingegen
dies nur bei zehn der 130 Placebo-Patienten der Fall war.
Eine signifikante Reduktion der Inkontinenzepisoden
unter dem Oxybutyninpflaster
wurde in zwei weiteren Studien dokumentiert.Die klinische
Wirksamkeit war vergleichbar
der oralen Gabe von retardiertem Tolterodin oder aber dem
oralen Oxybutynin, allerdings
bei deutlich niedrigeren Raten
von Mundtrockenheit. In einem validierten Fragebogen
zeigte das Pflaster nach Aussage von Höfner eine gleich starke Verbesserung der Lebensqualität wie die Behandlung
mit retardiertem Tolterodin.
Dr. rer. nat. Renate Leinmüller
Pressekonferenz „Therapie der Dranginkontinenz mit dem ersten transdermalen System: Kentera® – die wirksame und
verträgliche Alternative“ in Wiesbaden,
Veranstalter: UCB
⏐ Jg. 102⏐
⏐ Heft 39⏐
⏐ 30. September 2005
Deutsches Ärzteblatt⏐
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