Was ist ein Sturzflugbomber?

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Was ist ein Sturzflugbomber?
Für das Bombardieren von Zielen kamen im Zweiten Weltkrieg
grundsätzlich zwei völlig verschiedene Formen zum Einsatz.
Zum einen wurden die Bomben aus großer Höhe abgeworfen.
Die Vorteile dieser Methode, die von den Alliierten bevorzugt
wurde, waren:
•
Das Flugzeug konnte nicht so schnell von der Flak getroffen
werden, da es in sehr großer Höhe flog und damit als Ziel
zu klein war
•
Das Ausscheren aus dem Verband war nicht erforderlich.
Hierdurch konnten sich die Bomber gegenseitig Deckung
geben. Auch der Begleitschutz in Form von Jägern konnte
den Bombern Deckung geben.
•
Der Steigflug, nach dem Sturzflug auf wenig hundert Meter
Höhe über den Boden, war nicht erforderlich. Hierdurch
verliert das Flugzeug nämlich enorm an Geschwindigkeit
und wäre ein leichtes Ziel für die Flak oder für feindliche
Jäger geworden.
Allerdings hatten diese sehr großen Sicherheitsvorteile einen
sehr gravierenden Nachteil:
•
Punktziele wie Schiffe, Panzer oder Gebäude waren nach
dieser Methode nicht zu treffen. Dies hing damit zusammen, daß die Bomben durch Wettereinflüsse (Wind etc.)
sehr leicht von der geplanten Flugrichtung abkamen und
dadurch das Ziel verfehlten. Eine Bombe aus großer Höhe
abzuwerfen und dabei ein Ziel zu treffen, wäre der pure
Zufall gewesen.
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Dieser Nachteil machten die Bomber dadurch wett, daß sie
hunderte von kleinen Bomben über dem Ziel abwarfen und so
über dieses Flächenbombardement das Ziel zu zerstören versuchten. Dies war auch der Grund dafür, daß bei dieser Methode ganze Stadteile zerbombt wurden, um ein Ziel innerhalb
dieses Stadtteiles zu zerstören.
Bei dem Sturzkampfflugzeug konnten Ziele genau anvisiert
werden und auch getroffen werden. Dies hängt damit zusammen, daß die Bombe bis auf wenige hundert Meter über den
Boden an das Ziel herangetragen werden konnte. Durch die
Geschwindigkeit von bis zu 600 km/h war außerdem eine stabile Geschwindigkeit vorgegeben, welche die Bombe genau in
anvisierte Richtung (Flugrichtung des Flugzeuges) fliegen ließ.
Deshalb war es auch mit STUKAs möglich, Ziele wie Eisenbahnwagen, Schiffe, Gebäude oder Panzer gezielt anzugreifen,
und zu zerstören. Bei der JU 87 wurden ab der B-Serie eine sogenannte Sturzflugbremse eingebaut, die es erlaubte, den Piloten bis auf wenige hundert Meter Entfernung an das Ziel heranzubringen. Auch die Sturzgeschwindigkeit wurde auf maximal 600 km/h durch die Sturzflugbremse beschränkt. Hierdurch wurde der Wenderadius kleiner, und die Maschine konnte näher an das Ziel herangebracht werden. Den Unterschied
haben wir in der nachfolgenden Grafik unter den Punkten Ë
und Ì verdeutlicht.
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Ê konventioneller Bomber (Bombardierung aus großer Höhe)
Ë Sturzflugbomber ohne Sturzflugbremse.
Ì Sturzflugbomber mit Sturzflugbremse.
Der Sturzflugbomber hat allerdings auch gegenüber den konventionellen Bombern viele Nachteile:
•
Das Flugzeug war für Flak leichter anzuvisieren und konnte deshalb leicht getroffen werden.
•
Das Ausscheren aus dem Verband, um den Sturzflug einzuleiten, setzte dem Bomber feindlichen Jägern aus.
•
Der Steigflug, nach dem Sturzflug auf wenige hundert Meter Höhe über den Boden, war sehr gefährlich, da das Flugzeug durch die sehr geringe Steiggeschwindigkeit ein leichtes Opfer für feindliche Jäger und die Flak war.
•
Der Pilot war einer sehr großen Beschleunigungskraft von
bis zu 4G (der Pilot wird mit dem vierfachen seine Körpergewichtes in den Sitz gepreßt) ausgesetzt. Hierdurch konnte er während des Sturzfluges bewußtlos werden.
Die Sturzflugtaktik wurde von der Luftwaffe zwar nicht erfunden, aber von ihr perfektioniert. Durch die ständige Weiterentwicklung der JU 87 durch Junkers gelang es der Luftwaffe, die
JU 87 zu einem gefürchteten Instrument des Krieges zu machen. Diesem Flugzeug ist es zu verdanken, daß bei den Blitzkriegen die gegnerischen Stellungen schnell und effektiv ausgeschaltet wurden, noch bevor der Gegner reagieren konnte.
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Was war beim Sturzflug alles zu beachten?
Der Pilot mußte vor dem beim Einleiten des Sturzflugmanövers
und beim Abfangen der Maschine viele Handgriffe in kurzer
Zeit erledigen.
Vor dem Sturzflug:
1. Kühlerklappen schließen
2. Lader abstellen
3. Steuerknüppel nach vorne
4. Sturzflugwinkel einnehmen
5. Sturzflugbremse ausfahren
Sobald die Bombe ausgeklinkt worden war, mußte das Flugzeug abgefangen werden. Der Abfangradius betrug mehre
hundert Meter. Schaffte es der Pilot nicht, so ging die Maschine
zu bruch.
Die Handgriffe zum Abfangen der JU 87 waren:
1. Sturzflugbremse einfahren
2. Bombenauslöseschalter zurückstellen
3. Gas zurücknehmen
4. Kühlerklappen öffnen
Im Combat Flight Simulator können diese für das Manöver
notwendigen Handgriffe nicht alle ausgeführt werden, da sie
vom Programm her nicht vorgesehen sind.
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Im Combat Flight Simulator werden folgende Aktionen für den
Sturzflug ausgeführt:
1. Waffensystem entsichern
2. Sturzflugbremse ausfahren (Tastaturkombination [Umschalt]
+ [#])
3. Sturzflug einleiten
4. Gashebel in Leerlauf
5. Zielerfassung
6. Waffenabwurf in 1500 Meter Höhe
7. Abfangmanöver in spätestens 1000 Meter Höhe einleiten
Die Geschichte der STUKA und ihr
Einsatz im Zweiten Weltkrieg
In diesem Kapitel stellen wir Ihnen nicht die einzelnen Modelle
der JU 87 vor. Diese werden in einem Extrakapitel ab Seite 70
ausführlich vorgestellt. In diesem Kapitel geht es vielmehr darum, aufzuzeigen, wie die Geschichte der JU 87 verlief. Angefangen vom ersten Prototyp über den Einsatz in Spanien bis hin
zum letzten Typ der JU 87, Modell G, wollen wir alle wichtigen
Stationen dieses Flugzeuges abhandeln.
STUKA ist nich gleich JU 87
Der Sturzflugbomber (abgekürzt mit Stuka) steht nicht als synonym für die JU 87. Vielmehr handelte es sich um eine besondere Gattung von Flugzeugen, die für das Bombardieren von
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Zielen in niedriger Höhe bei hoher Geschwindigkeit entworfen
wurden.
Auch die Entwicklung von Sturzflugbombern fing nicht bei der
JU 87 an. Bereits im Ersten Weltkrieg dachte man über die Entwicklung von Sturzflugbombern nach. Erste Maschinen kamen
als Doppeldecker zum Einsatz. Dieses Versuche waren zwar
noch nicht von großem Erfolg geprägt, aber die Militärs stellten
sehr schnell fest, daß ein gezielter Bombenabwurf aus niedriger
Höhe wesentlich mehr Erfolg versprach, als ein Bombenabwurf
aus größer Höhe.
Den ersten Sturzflugbomber, den man als Großvater der JU 87
bezeichnen darf, war die K 47. Diese Maschine wurde noch unter den Bedingungen des Vertrages von Versailles in Deutschland entwickelt. Da nach diesem Vertrag die Deutschen keine
militärisch Flugzeuge produzieren durfte, wurde die K 47 als
ziviles Flugzeug herausgebracht. Die offizielle Typenbezeichnung war JU A48. Sie konnte aber jederzeit sehr schnell zu einem Bomber umgebaut werden.
Ein weiteres Problem galt es für die Luftwaffe zu lösen: ebenfalls nach dem Vertrag von Versailles, durften die deutschen
keine Kampfflieger ausbilden. Deshalb fand die Ausbildung
unter strengster Geheimhaltung in der Sowjetunion in Lipzek
statt.
Außerdem wurde der Vertrag von Versailles dadurch umgangen, daß Junkers eine militärische Version der JU A48 in
Schweden bauen ließ.
Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde
die weitere Entwicklung von Sturzflugbombern auf Eis gelegt.
Im Luftfahrtministerium hatte sich die Meinung durchgesetzt,
daß die recht langsam fliegenden Sturzflugbombern von Flak
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(Flug(zeug)abwehrkanone) sehr leicht zu treffen seien. Ein besonderer Gegner der STUKAs war Wolfgang von Richthofen,
der damalige Leiter des technischen Amtes.
Udet will den STUKA
Ernst Udet war ein sehr bekannter Jagdflieger des Ersten Weltkrieges. Danach war er Kunstflieger geworden. In dieser Funktion reiste er auch durch die USA. Dort lernte er bei einer militärischen Demonstration den Curtiss-Doppeldecker "Hawk"
kennen. Ein Flugzeug, welches ihn sofort in seinen Bann zog.
Der Hawk führte Sturzflugtaktiken vor, von den Udet begeistert war. Als Hermann Göring, der Reichskommissar der Luftfahrt unter Adolf Hitler, Kampfflieger für die neu im Aufbau
begriffene Luftwaffe suchte, wollte er unbedingt Ernst Udet
haben. Dieser aber wollte zunächst nicht. Deshalb organisierte
Göring zwei 'Hawk', die er in den Dienst der Luftwaffe stellt.
Nun kam auch Udet, er trat in die Luftwaffe ein. Im Januar 1936
wurde er zum Inspekteur der Jagdflieger ernannt. Er machte
sich sofort daran, die Sturzflugtatiken innerhalb der Luftwaffe
publik zu machen, womit er aber gegen die Interessen Wolfgang von Richthofens stellte.
Ende 1935 war der erste Prototyp eines Sturzkampfbombers
fertiggestellt. Es handelte sich um die erste JU 87 mit der Typenbezeichnung V-1. Diese Maschine war unabhängig von Udets Ideen von Junkers entwickelt worden. Udet aber lies die
Maschine sofort testen. Die Maschine stürzte ab, nachdem sie
das Leitwerk verloren hatte. Um dies zukünftig zu verhindern,
entwickelte Junkers eine sogenannte Sturzflugbremse, die unter
den beiden Tragfläche montiert wurde. Es handelte sich dabei
um zwei Klappen, die um 900 geschwenkt werden konnten.
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Hierdurch sollte die Maschine nicht mehr als 600 km/h Geschwindigkeit während des Sturzfluges erreichen.
Es gab weitere Versuchsmodelle der JU 87. Bei der JU 87 V-4
wurde eine ein Vorrichtung eingebaut, mit der eine Bomben im
Sturzflug abgeworfen werden konnte, ohne dabei mit dem
Propeller des Flugzeuges in Berührung zu kommen. Sie besaß
auch die Sturzflugbremsen, die nun aber mit einer Automatik
versehen worden waren. Dies war erforderlich, da der Pilot der
Maschine im Sturzflug und besonders beim Abfangen der Maschine bewußtlos werden konnte. Kräfte die bis zu 4G (das
vierfache des Körpergewichtes drückt den Piloten in den Sitz)
konnten je nach Abfangwinkel auftreten.
Erste Erprobung im spanischen Bürgerkrieg
Am 10.JUni 1936 wurde die erste JU 87 im Einsatz erprobt. Udet
war nun selbst zum Leiter des Technischen Amtes geworden.
Er forcierte sofort die Produktion und die Erprobung der JU 87
für den Ernstfall. Der erste ausführliche Test der JU 87 fand
1937 während des spanischen Bürgerkrieges statt. Die Maschine wurde zunächst zur Bombardierung gegen spanische Städte
eingesetzt. Die offizielle Typenbezeichnung war nun JU 87 A-1.
Der erste Verband der dieses Flugzeug erhielt war das Sturmkampfgeschwader Immelmann. Die A-1 hatte aber noch einige
Schwächen. Die Motorleistung war zu gering. Sie erreichte mit
320 km/h eine sehr geringe Reisegeschwindigkeit. Daraufhin
wurde die JU 87-B-0 entwickelt, die über ein JUMO 211D Motoren mit 1210 PS verfügte. Dadurch wurde die Geschwindigkeit
auf 380 km/h gesteigert. Zudem war bei dieser Maschine die
Bewaffnung mit zwei MG17 in den Tragflächen wesentlich verbessert worden.
Sehr schnell erwies es sich, daß die JU 87 beim Einsatz am Boden, als Unterstützung für die Truppen, eine erheblich demoralisierende Wirkung auf feindliche Truppen hatte. Ganze Truppenteil rannten, dem Wahnsinn nahe, aus den Schützengraben
heraus. Dies wurde zum einen durch die laut aufheulenden
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Motoren der STUKAs verursacht, zum anderen aber hatte Udet
Sirenen am Fahrgestell der JU 87 anbringen lassen, was die
Wirkung noch verstärkte. Allerdings wurden diese Sirenen nur
bis 1941 an den STUKAs montiert. Die Piloten nannten die Sirenen die Trompeten von Jericho.
Die JU 87 hatte sich im spanischen Bürgerkrieg bewährt. Die
Massenproduktion der JU 87-B hatte begonnen. Die Piloten hatten auch Erfahrungen mit der Bombardierung von Schiffen machen können. Der Erfolg war mehr als erfolgversprechend. Für
konventionelle Bomber, die ihre Bomben aus großer Höhe abwarfen, war es nämlich schier unmöglich, ein bewegliche Ziel
wie ein Schiff zu treffen. Die Trefferquote der JU 87 war bei solchen Einsätzen geradezu phänomenal.
Der Angriff auf Polen
Die volle Anerkennung bei der deutschen militärischen Führung erlangte die STUKA im Zweiten Weltkrieg. In Polen wurde mit ihr der erste Bombenangriff des Zweiten Weltkrieges auf
eine Brücke geflogen. Fast die gesamte polnische Kriegsflotte
wurde von Bomben, die von den JU 87 abgeworfen wurden,
zerstört. Am 3. September 1939 versenkten STUKAs den Minenleger Gryf und den Zerstörer Wicher der polnischen Flotte,
nachdem die polnischen Marine zuvor einen Angriff eines
deutschen Flottenverbandes erfolgreich abgewehrt hatte. Nach
dem Einsatz der STUKAs war der Widerstand der polnischen
Marine-Einheiten gebrochen. Die Wicher war das größte Schiff
der polnischen Marine gewesen.
Erstmals wurden STUKAs auch in großen Verbänden für die
Bombardierung von Städten in Polen eingesetzt. Am 15. September 1939 wurden 240 STUKAs für die Bombardierung von
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Warschau eingesetzt. Die Bombardierung gingen über den
ganzen Tag hinweg. Am 27. September kapitulierte Polen
Der Angriff auf Dänemark und Norwegen
Nach dem Angriff auf Polen wurden STUKAs bei der Besetzung Dänemarks und Norwegens eingesetzt. Am 9. April 1940
wurden Bomber gegen Dänemark geschickt. Unter anderem
waren auch 40 STUKAs dabei. Die Briten und Franzosen hatten
in aller Eile eine paar Verbände aufgestellt, die den deutschen
Einheiten jedoch kaum Widerstand entgegensetzen konnten.
Die Bomber wurden gegen Ziele in Norwegen eingesetzt. Sie
überquerten dabei jedoch absichtlich und sehr tief fliegend Dänemark. Zusätzlich überschritten deutsche Truppen die dänische Grenze. Die entschlossen Haltung der angreifenden Truppen verfehlte ihre Wirkung nicht. Dänemark kapitulierte noch
am gleichen Tag.
Auch beim Blitzkrieg gegen Norwegen wurde den deutschen
Verbände kein großer Widerstand von alliierter Seite entgegengebracht. Dies war zum einen auf die (noch) erfolgreiche Blitzkriegstrategie zurückzuführen und zum anderen waren die
deutschen Truppen wesentlich besser organisiert. Die in aller
Eile zusammengewürfelten alliierten Verbände waren unterlegen. Die Briten mußten zum ersten Mal größere Verluste bei
der Marine hinnehmen. Diese Verluste wurden durch gezielte
Angriffe von STUKAs verursacht. Hier zeigte sich der Vorteil
der Sturzkampfbomber gegenüber konventionellen Bombern.
Ihre Trefferquote lag, sofern sie nicht behindert wurden, bei
über 70%.Besonders schlimm war für die Engländer die Versenkung der Afridi. Die Afridi war eines der modernsten britischen Schlachtschiffe und das Flaggschiff der 4. Flottille unter
Kapitän Philip Vian.
Es stellte sich aber heraus, daß sich die Schlachtschiffe die
STUKAs einigermaßen vom Leibe halten konnte, sofern sie die
Flak richtig einsetzten und gut koordinierten. Besonders die
Vierlingsflak erwies sich als sehr erfolgreich in der Abwehr von
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feindlichen Flugzeugen. Allerdings fielen STUKAs sehr oft wie
Hornissen über ein Schlachtschiff her. Da half dann auch die
beste Flak nichts mehr. Dies mußten besonders die britischen
Schlachtschiffe bei den Schlachten im Mittelmeer feststellen.
Die Vertreibung der alliierten Truppen
Hitler, der einem Zweifrontenkrieg verhindern wollte, beschloß
Holland, Belgien und Frankreich anzugreifen. Die Taktik des
Blitzkrieges war abermals, wie auch schon in Polen, Dänemark
und Norwegen, von Erfolg gekrönt. Er erwischte die alliierten
Truppen auf dem falschen Fuß. Nahezu vom ersten Tag an befanden sich die französischen Truppen und die englischen Verbündeten in der Defensive. Besonders die JU 87 hatte in diesem
Krieg eine besondere Bedeutung. Über 320 Flugzeuge dieses
Typs wurden eingesetzt. Sie hatten die Aufgabe, den deutschen
Bodentruppen Hindernisse in Form von Bunkern und Panzern
aus dem Weg zu räumen. Aber auch feindliche Truppenansammlungen wurden von den STUKA-Besatzungen bombardiert. Die alliierten Truppen wurden immer weiter in Richtung
der Küste abgedrängt. Nachdem die Lage als hoffnungslos angesehen worden war, wurde beschlossen, die französischen
und britischen Truppen mit Schiffen nach England zu evakuieren. Dabei spielten sich wahre Dramen in und vor den französischen Häfen ab.
Dünkirchen ist ein Name, der den Franzosen und Engländern
dabei besonders in Erinnerung ist. In Dünkirchen wurde im
Mai 1940 zunächst versucht, die alliierten Truppen am Tage mit
englischen Schiffen nach England zu evakuieren. Dies erwies
sich jedoch als unmöglich. Die deutschen STUKAs bewiesen ihre hohe Treffgenauigkeit und versenkten ein britisches Schiff
nach dem anderen. Dabei kam es zu sehr hohen Verlusten, da
die Schiffe mit Soldaten überfüllt waren.
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Dabei war die Evakuierung am Anfang sehr erfolgreich. Am
20.Mai 1940 wurde mit der Evakuierung der Truppen begonnen. Nachdem bereits über 80.000 Mann evakuiert waren,
tauchten die STUKAs am 30. Mai am Himmel auf. An diesem
und den nachfolgenden Tagen wurden über 30 britische Schiffe
von den STUKAs versenkt. Die britische Marine hatte einen beträchtlichen Teil ihrer Flotte verloren und begriff nun, daß gegen die STUKAs nur eine bessere Flak etwas nützte. Es gelang
ihnen aber trotz der Angriffe, fast 300.000 Mann nach England
zu evakuieren. Dies wurde dadurch erreicht, daß der Abtransport der Truppen im weiteren Verlauf der Evakuierung am Abend erfolgt; und abends konnten die deutschen Flugzeuge
nicht angreifen, da keine Sicht vorhanden war.
Der Angriff auf England
Die Schlacht um England ist kaum in zeitliche Grenzen zu fassen. Sie begann mit einzelnen Gefechten und Störmanövern der
Deutschen. Dann wurden verstärkt Bomberverbände eingesetzt, um England kapitulationsreif zu bomben. Als dies nicht
gelang, wurden die großen Bombenangriffe wieder eingestellt.
Was dann kam waren wieder einzelne Gefechte und Störmanöver.
Am 2.JUli 1940 begann die Luftwaffe damit, den englischen
Kanal zu "säubern". Sie bombardierte Schiffe, die Versorgungsgüter nach England bringen wollten. Diese Schiffe fuhren meistens mit Geleitschutz in Form von Zerstörern und anderen
Kriegsschiffen. Zunächst einmal erachtete die englische RAF
(Royal Airforce) es nicht für nötig, britischen Schiffskonvois mit
ihren Flugzeugen zu schützen. Dann aber wurde der erste
Konvoi mit der Bezeichnung O.A. 168 von STUKAs angegriffen. Bei diesem Angriff wurden vier Schiffe versenkt und neun
teilweise erheblich beschädigt. Dies zwang die RAF zum Umdenken. Sie schützte von nun an die Konvois. Trotz des Schutzes der Schiffe durch die RAF konnten sehr viele Schiffe durch
STUKAs vernichtet werden. Dies zwang die Briten zunächst
dazu, keine Schiffe mehr durch den Kanal zu lassen.
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Ein weiterer Schlag stand den Briten noch bevor. Einige Konvois wurden von Zerstörern begleitet. Die Marine glaubte, daß
die Zerstörer durch ihre hohe Geschwindigkeit, den Bomben
der STUKAs ausweichen könnten. Dies erwies sich als Irrtum.
Am 20.JUli 1940 wurde der Zerstörer Brazen so schwer beschädigt, daß er wenige Tage später sank. Nachdem die STUKAs
mehrere Zerstörer der Briten bei Dünkirchen und danach im
Englischen Kanal vernichtet hatten, verboten die Briten zunächst den weiteren Einsatz von Zerstören im Kanal. Auch
Konvois durften nur noch Nachts durch den Kanal fahren.
Als besonders wirksam Schutz der Konvois erwiesen sich Fesselballone, die mit Stahlseilen an den Schiffen befestigt wurden.
Sie sollten verhindern, daß sich feindliche Flugzeuge den Schiffen nähern konnten.
Am 13. August 1940 änderte die Luftwaffe ihre Angriffsstrategie. Nicht mehr Schiffe waren ihr Ziel, sondern Städte in England. Der "Adlertag" war ausgerufen worden. Mit dieser Aktion
sollte durch massive Angriffe auf englische Militäreinrichtungen und Städte die Invasion durch deutsche Truppen vorbereitet werden. Hierbei spielten die STUKA-Verbände aber keine
große Rolle mehr. Zum ersten Mal mußte die Luftwaffe erkennen, daß die JU 87 auch Schwächen hatte. Die Flieger der RAF
erkannten nämlich, daß die STUKA-Piloten während des Abfangen der JU 87 eine leichte Beute waren. Dies hatte damit zu
tun, daß der STUKA-Pilot viele Handgriffe machen mußte, um
den Sturzflug korrekt zu beenden. Der Pilot war sehr großen
Beschleunigungskräften ausgesetzt, die ihn bis zur Bewußtlosigkeit brachten und das Steuern der Maschine erschwerten.
Außerdem folgten die Jäger des Begleitschutzes den STUKAs
während des Sturzfluges nicht. Deshalb waren die Maschinen
den feindlichen Jägern ausgeliefert. Zudem erreichten die JU
87-Bomber nur eine horizontale Geschwindigkeit von knapp
400 km/h. Das war zu wenig. Innerhalb weniger Tage verlor
die Luftwaffe 20% ihrer eingesetzten JU 87-Maschine. Daraufhin wurden die meisten JU 87-Verbände verlegt. Der groß angelegten Bombardierungen auf englischen Einrichtungen wurde
im November 1940 aufgrund des einsetzenden Winters eingestellt und nicht wieder aufgenommen.
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Einsätze im Mittelmeer, Kreta und Afrika
Im Mittelmeerraum beherrschten 1940 zunächst italienische
STUKA-Einheiten die Szene. Sie waren genauso erfolgreich wie
die STUKA-Einheiten der Luftwaffe. Als aber im November
1940 der britische Flugzeugträger Illustrious drei italienischen
Schlachtschiffe versenkte, griff Hitler ein. Fast 330 deutsche
Flugzeuge wurden für den Einsatz am Mittelmeer bereitgestellt. Darunter waren auch 150 STUKAs. Die Illustrious war
ein begehrtes Objekt der STUKAs und erhielt am 10. Januar
1940 sechs Volltreffer. Daß das Schiff nicht sank, hatte es der
Panzerung des Flugdecks zu verdanken. Allerdings war das
Schiff ein Jahr lang nicht mehr einsatzfähig. Am 11.Januar 1940
wurde die Southampton versenkt. Die Erfolge der STUKAs bei
der Bombardierung der englischen Schiffe lies die englische
Marine immer besorgter werden. Es war so, als ob es gegen die
STUKAs kein geeignetes Mittel gab, um sie wirksam aufzuhalten.
Beim Angriff auf Jugoslawien und Griechenland, am 6.April
1941, waren wieder STUKAs zur Unterstützung der Bodentruppen eingesetzt. Über 150 Flugzeuge kamen zum Einsatz.
Sie schalteten fast die gesamte Marine der Griechen aus.
Die alliierten Kräfte beschlossen nach dem Fall von Jugoslawien
und Griechenland die Insel Kreta, die sie bereits besetzt hatten,
zu einer Festung auszubauen. Diese Insel war strategisch sehr
wichtig, da sie als Flugzeugbasis eingesetzt werden konnte, um
Ziele in Europa anzufliegen. Hitler wollte deshalb, daß deutsche Einheiten Kreta überrennen.
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Die Militärs schlossen eine Invasion mit Landungsbooten aus.
Statt dessen sollten Fallschirmjäger auf der Insel landen. Diese
sollten von JU 87-Einheiten unterstützt werden, die alle militärischen Hindernisse zerstören sollten. Am 20. Mai 1941 begann
der Angriff auf Kreta. Gleichzeitig begannen STUKA-Einheiten
damit, die Versorgungskonvois der Briten zu bombardieren, so,
daß die Truppen auf Kreta keine Versorgung mehr erhielten.
Die Verbände waren sehr erfolgreich Unter anderem vernichteten sie zwei weitere britische Zerstörern. Am 27. Mai wurde beschlossen, die britischen Einheiten auf Kreta zu evakuieren.
Dabei spielte sich die Evakuierung in etwa so ab, wie die in
Frankreich 1940 bei Dünkirchen. Die STUKAs griffen jedes
feindliche Schiff an, das sich in der Nähe von Kreta aufhielt.
Dabei wurden viele Soldaten getötet, die bereits von Kreta
weggebracht worden waren. Auch hier wurde die Evakuierung
wie in Dünkirchen in die Nacht verlegt, um so vor den Bombern geschützt zu sein. Aber, dabei mußte das Timing stimmen.
Wenn nur eine Stunde Zeit verlorenging, so hatten die STUKAs
wieder die Möglichkeit, bei Tagesanbruch die Schiffe anzugreifen; was sie auch taten.
Unternehmen Barbarossa
Am 22.JUni 1941 wurde mit dem Angriff auf die Sowjetunion
begonnen. Das Unternehmen "Barbarossa" war angelaufen. Das
Heer konnte mit einer atemberaubende Geschwindigkeit vorgehen. Die STUKAs waren zur Unterstützung der Bodentruppen eingesetzt und erledigten ihre Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit der Truppe. Die Verluste der Russen waren alarmie-
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rend. Mehrere Armeen wurden komplett aufgerieben, vernichtet oder in Kesselschlachten geschlagen. Fast 2000 russische
Flugzeuge wurden den ersten Monaten vernichtet. Aber nur
etwa 40 Maschinen der Luftwaffe wurden abgeschossen. Sollten die katastrophalen Verluste der russischen Einheiten so
weitergehen, dann wäre der Rußlandfeldzug in der Tat ein
kurzer Krieg geworden. Aber es kam anders.
Die JU 87 wurde unter anderem auch wieder für die Bekämpfung von russischen Panzern vom Typ T34 eingesetzt. Diese
Panzer waren aber, aufgrund ihrer starken Panzerung, mit den
MGs der STUKAs kaum zu zerstören. Junkers entwickelte daraufhin die JU 97G (Panzerknacker). Diese mit 3,7 cm Kanonen
ausgerüsteten Flugzeuge kamen 1943 erstmals zum Einsatz und
waren nicht nur beim Einsatz gegen sowjetische Panzer ein Erfolg. Auch Flak-Stellungen ließen sich mit diesem Kanonenvögel erfolgreich bekämpfen. Der Erfolg der STUKAs war es dann
auch, daß das Heer schon einmal ein paar sowjetische Panzer
an den Flanken passieren ließ, da man davon ausging, daß die
STUKAs diese schon vernichten würden. Das klappte auch sehr
gut; bis Stalingrad.
Der Einschluß der 6. Armee unter Paulus ist maßgeblich dadurch gefördert worden, daß es sowjetischen Panzern gelang,
die deutschen Truppen zu überrennen. Es waren so viele Panzer an dieser Aktion beteiligt, daß die STUKAs nicht mehr in
der Lage waren, diese Panzerinvasion zu stoppen. Der Kessel
schloß sich, die 6. Armee kapitulierte.
Durch die harten russischen Winter blieb der deutsche Angriff
immer wieder im Schnee, Eis und Schlamm stecken. Auch die
Luftwaffe konnte nur noch einen Teil ihrer Flugzeuge gefechtsbereit halten. In dieser Zeit wurde die JU 87 D5 entwickelt, die
über ein Fahrwerk verfügte, daß abgesprengt werden konnte.
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Nachdem die 6. Armee unter Paulus am 31. Januar 1943 kapituliert hatte, wurden die deutschen Truppen immer weiter zurückgedrängt. Auch gegen die STUKAs hatten die Russen inzwischen Waffen und Strategien gefunden, die es diesen Flugzeugen immer schwerer machten, ihre Ziele zu erreichen und
zu bombardieren. Die Flak wurde auf fahrbare Lafetten gesetzt
und brachten den STUKA-Einheiten hohe Verluste bei.
Auch die Briten hatten aus ihren schweren Verlusten bei Dünkirchen und Kreta gelernt. Die Schiffe wurden mit einer schlagkräftigeren Flag, Schnellfeuergewehren und Vielingsgeschützen
ausgerüstet. Die STUKAs bekamen immer öfters Probleme, überhaupt in die Nähe der Schiffe zu kommen, ohne Treffer zu
erhalten oder gar abgeschossen zu werden.
Die Invasion in der Normandie und die
Nachtschlachtverbände
Die Deutschen bekamen immer mehr Probleme. Zum einen
gingen die Bezin-Reserven zur Neige, was den Einsatz von
Panzern und Flugzeugen auf ein Minimum beschränkte. Zum
anderen ging die Luftüberlegenheit über Deutschland verloren.
Am 10.JUni 1944 landeten dann die Alliierten in der Normandie. Die JU 87 war inzwischen bei Tag ein leichtes Ziel geworden und kaum noch als Bomber einzusetzen, da inzwischen erfolgreiche Strategien zu ihrer Abwehr gefunden worden waren.
Deshalb entschloß sich die Luftwaffe ende 1944 JU 87-Verbände
für Nachteinsätze umrüsten zu lassen, da man damit rechnete,
daß im Schutz der Nacht weniger Verluste eintreten würden. Es
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wurden sogenannte Nachtschlachtverbände aufgestellt. Insgesamt wurden fünf Nachtschlachtgruppen mit JU 87 ausgerüstet.
Es gab auch zwei Nachtschlachtgruppen, die mit anderen Maschinen bestückt wurden.
Der Einsatz bei Nacht erforderte von den Piloten extreme Leistungen und ihre vollste Konzentration. Schließlich mußte jeder
Einsatz komplett nach Instrumenten geflogen werden, da keine
Wegemarkierungen am Boden erkannt und verfolgt werden
konnten. Die Berechnung der Flugbahn erfolgte anhand von
Karte, Kompaß und Uhr. Eine sehr ungenaue Methode. So war
es üblich, über dem vermuteten Einsatzgebiet zunächst Leuchtkörper abzuschießen, um dann das befohlene Ziel zu bombardieren, wenn man es denn überhaupt erreicht hatte.
Damit die Maschinen nicht abgeschossen werden konnten,
durfte bei Vollmond nicht geflogen werden, um der Flak aus
dem Weg zu gehen. Aber auch mit feindlichen Jägern mußte
dann gerechnet werden, die, so wie die STUKA-Piloten, speziell
für den Einsatz bei Nacht ausgebildet worden waren.
Die Nachtschlachtgruppen konnten sich nicht behaupten. Der
Vormarsch der Alliierten von Westen , die russische Dampfwalze von Osten, sie waren nicht mehr aufzuhalten. Ende 1944
standen nur noch etwa 70 STUKAs für die Nachteinsätze zur
Verfügung. Kurz vor Ende des Zeiten Weltkrieges, am 8. Mai
1945, konnten die meisten Flugzeuge nicht mehr starten, da
kein Flugbenzin mehr vorhanden war. Am 8. Mai 1945 endet
der Zweite Weltkrieg und die Geschichte der JUnker 87, genannt STUKA.
Leider können wir in diesem kurzen Abriß nicht alle Kriegsschauplätze, auf denen die JU 87 eingesetzt wurde, erwähnen.
Wir haben uns deshalb auf die wichtigsten Ereignisse konzentriert. Es sei auch noch erwähnt, daß die STUKAs unter anderem
auch den Afrikafeldzug unter Rommel unterstützten und auch
bei Einsätzen in Malta den Himmel dominierten.
Sie haben sicher gemerkt, daß auch wir immer wieder als Synonym für die JU 87 die Bezeichnung STUKA (Sturzkampfbom-
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ber) verwendet haben. Am Anfang dieses Kapitels haben wir
noch darauf hingewiesen, daß mit STUKA eine besondere Art
von Kampfflugzeugen bezeichnet wird. Im Zweiten Weltkrieg
aber wurde die JU 87 so bekannt -und auch gefürchtet-, daß
sich der Ausruf "STUKA" faßt ausschließlich auf dieses Flugzeugmodell bezog. Die Geräuschkulisse dieser Maschine im
Sturzflug war markant und versetzte Menschen in Angst und
Schrecken.
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