L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Jan H. Bruinier Fachbereich Mathematik Technische Universität Darmstadt [email protected] 30. Januar 2008 Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Leonhard Euler (1707–1783) Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Bernhard Riemann (1826-1866) Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die rationalen Zahlen Prinzahlen Die Riemannsche Zetafunktion Der Primzahlsatz Zahlkörper Quadratische Zahlkörper Primidealzerlegung Die Dedekindsche Zeta-Funktion Die Klassenzahl Elliptische Kurven Die L-Funktion von E Die Vermutung von Birch und Swinnerton-Dyer Die Gross–Zagier-Formel Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die ganzen Zahlen I Natürliche Zahlen: N = {1, 2, 3, . . . }. I Ganze Zahlen: Z = {0, ±1, ±2, ±3, . . . }. I Rationale Zahlen: Q. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die ganzen Zahlen I Natürliche Zahlen: N = {1, 2, 3, . . . }. I Ganze Zahlen: Z = {0, ±1, ±2, ±3, . . . }. I Rationale Zahlen: Q. Ziel Verstehe die additive und multiplikative Struktur in Z und Q. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Primzahlen Definition Eine natürliche Zahl n > 1 heißt irreduzibel (Primzahl), falls n genau 2 positive Teiler besitzt. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Primzahlen Definition Eine natürliche Zahl n > 1 heißt irreduzibel (Primzahl), falls n genau 2 positive Teiler besitzt. Beispiel Die ersten Primzahlen sind: 2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23, 29, 31, 37, . . . . Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Warum sind Primzahlen interessant? I Primzahlen sind die “Atome” der natürlichen Zahlen. I Satz (Euklid): Jede natürliche Zahl n > 1 kann in eindeutiger Weise als Produkt von Primzahlen geschrieben werden. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Warum sind Primzahlen interessant? I Primzahlen sind die “Atome” der natürlichen Zahlen. I I Satz (Euklid): Jede natürliche Zahl n > 1 kann in eindeutiger Weise als Produkt von Primzahlen geschrieben werden. Lösung von Polynom-Gleichungen mit ganzen Koeffizienten. I Reduktion modulo p, lokal-global-Prinzipien. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Warum sind Primzahlen interessant? I Primzahlen sind die “Atome” der natürlichen Zahlen. I I Lösung von Polynom-Gleichungen mit ganzen Koeffizienten. I I Satz (Euklid): Jede natürliche Zahl n > 1 kann in eindeutiger Weise als Produkt von Primzahlen geschrieben werden. Reduktion modulo p, lokal-global-Prinzipien. Anwendungen in der Kryptographie. I I Multiplikation zweier Primzahlen ist “einfach”. Faktorisierung von ganzen Zahlen ist “hart”. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Der Satz von Euklid Satz (Euklid, ca. 300 v. Chr.) Es gibt unendlich viele Primzahlen. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Der Satz von Euklid Satz (Euklid, ca. 300 v. Chr.) Es gibt unendlich viele Primzahlen. I Neben Euklids Beweis gibt es unzählige weitere. I Heute: Eulers Beweis. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Riemannsche Zetafunktion I Betrachte die Riemannsche Zetafunktion (L-Funktion von Q) ∞ X 1 ζ(s) = ns (s ∈ C, Re(s) > 1). n=1 Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Riemannsche Zetafunktion I Betrachte die Riemannsche Zetafunktion (L-Funktion von Q) ∞ X 1 ζ(s) = ns (s ∈ C, Re(s) > 1). n=1 I Eindeutige Primfaktorzerlegung führt zu Eulerprodukt: ζ(s) = Y p prim 1 1 − p −s Jan H. Bruinier (Re(s) > 1). L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Riemannsche Zetafunktion I Betrachte die Riemannsche Zetafunktion (L-Funktion von Q) ∞ X 1 ζ(s) = ns (s ∈ C, Re(s) > 1). n=1 I Eindeutige Primfaktorzerlegung führt zu Eulerprodukt: ζ(s) = Y p prim I 1 1 − p −s (Re(s) > 1). Singularität bei s = 1: ζ(1) = ∞ X 1 n=1 Jan H. Bruinier n = ∞. L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Eulers Beweis I Angenommen es gibt nur endlich viele Primzahlen. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Eulers Beweis I Angenommen es gibt nur endlich viele Primzahlen. I Dann ist lim ζ(s) = s→1 Y p prim Jan H. Bruinier 1 1 − p −1 endlich. L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Eulers Beweis I Angenommen es gibt nur endlich viele Primzahlen. I Dann ist lim ζ(s) = s→1 I Y p prim Widerspruch zu ζ(1) = 1 1 − p −1 ∞ X 1 n=1 Jan H. Bruinier n endlich. = ∞. L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Primzahlanzahlfunktion π(x) Frage Wie sind die Primzahlen in den natürlichen Zahlen verteilt? Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Primzahlanzahlfunktion π(x) Frage Wie sind die Primzahlen in den natürlichen Zahlen verteilt? I Betrachte dazu die Primzahlanzahlfunktion π(x) = #{p ∈ N prim; Jan H. Bruinier p ≤ x}. L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Der Graph von π(x) 4 3 2 1 0 2 4 6 8 10 x pi(x) Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Der Graph von π(x) 160 140 120 100 80 60 40 20 0 200 400 600 800 1000 x pi(x) Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Der Graph von π(x) 8000 6000 4000 2000 0 20000 40000 60000 80000 100000 x pi(x) Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Der Primzahlsatz Frage Läßt sich π(x) durch eine “einfache” Funktion approximieren? Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Der Primzahlsatz Frage Läßt sich π(x) durch eine “einfache” Funktion approximieren? Vermutung (Gauss 1792, Legendre 1798) π(x) ∼ x , log(x) Jan H. Bruinier x → ∞. L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Der Primzahlsatz Frage Läßt sich π(x) durch eine “einfache” Funktion approximieren? Vermutung (Gauss 1792, Legendre 1798) π(x) ∼ I x , log(x) x → ∞. 1896 bewiesen durch Hadamard und de la Vallée-Poussin. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Der Primzahlsatz Frage Läßt sich π(x) durch eine “einfache” Funktion approximieren? Vermutung (Gauss 1792, Legendre 1798) π(x) ∼ x , log(x) x → ∞. I 1896 bewiesen durch Hadamard und de la Vallée-Poussin. I Entscheidender Schritt: ζ(1 + it) 6= 0 Jan H. Bruinier für alle t ∈ R. L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Riemannsche Zetafunktion ζ(s) = P∞ 1 n=1 ns 4 3 2 1 0 –20 –1 0 –10 1 0 2 Im(s) 10 Re(s) 3 20 Jan H. Bruinier 4 L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Zahlkörper I Betrachte Unterkörper K von C. I Es ist Q ⊂ K . Folglich ist K ein Q-Vektorraum. I K heißt Zahlkörper, falls dimQ (K ) < ∞. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Zahlkörper I Betrachte Unterkörper K von C. I Es ist Q ⊂ K . Folglich ist K ein Q-Vektorraum. I K heißt Zahlkörper, falls dimQ (K ) < ∞. Beispiel (Quadratische Zahlkörper) Sei d ∈ Z quadratfrei, d 6= 0, 1. Betrachte √ √ K = Q( d) = {a + b d; a, b ∈ Q}. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Quadratische Zahlkörper I I √ Diskriminante von K = Q( d): ( d, d ≡ 1 (mod 4), DK = 4d, d ≡ 2, 3 (mod 4). Ring der ganzen Zahlen in K : ( √ Z + 1+2 d Z, √ OK = Z + dZ, Jan H. Bruinier d ≡ 1 (mod 4), d ≡ 2, 3 (mod 4). L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Quadratische Zahlkörper I I √ Diskriminante von K = Q( d): ( d, d ≡ 1 (mod 4), DK = 4d, d ≡ 2, 3 (mod 4). Ring der ganzen Zahlen in K : ( √ Z + 1+2 d Z, √ OK = Z + dZ, d ≡ 1 (mod 4), d ≡ 2, 3 (mod 4). Ziel Verstehe die additive und multiplikative Struktur in OK und K . Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Irreduzible Elemente I I x ∈ OK heißt irreduzibel, falls x keine Einheit ist und x keine nichttriviale Faktorisierung x = y · z mit y , z ∈ OK besitzt. Fakt: Jedes x ∈ OK läßt sich als Produkt von irreduziblen Elementen schreiben: x = q1 q2 · · · qr . Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Irreduzible Elemente I I x ∈ OK heißt irreduzibel, falls x keine Einheit ist und x keine nichttriviale Faktorisierung x = y · z mit y , z ∈ OK besitzt. Fakt: Jedes x ∈ OK läßt sich als Produkt von irreduziblen Elementen schreiben: x = q1 q2 · · · qr . Frage Ist solch eine Faktorisierung eindeutig? Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Irreduzible Elemente I I x ∈ OK heißt irreduzibel, falls x keine Einheit ist und x keine nichttriviale Faktorisierung x = y · z mit y , z ∈ OK besitzt. Fakt: Jedes x ∈ OK läßt sich als Produkt von irreduziblen Elementen schreiben: x = q1 q2 · · · qr . Frage Ist solch eine Faktorisierung eindeutig? I Das kommt darauf an. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Irreduzible Elemente I I x ∈ OK heißt irreduzibel, falls x keine Einheit ist und x keine nichttriviale Faktorisierung x = y · z mit y , z ∈ OK besitzt. Fakt: Jedes x ∈ OK läßt sich als Produkt von irreduziblen Elementen schreiben: x = q1 q2 · · · qr . Frage Ist solch eine Faktorisierung eindeutig? I I I Das kommt darauf an. √ Für d = −1 ist OK = Z + Z −1. Antwort: Ja. √ Für d = −5 ist OK = Z + Z −5. Antwort: Nein, denn √ √ 6 = 2 · 3 = (1 + −5) · (1 − −5). Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Irreduzible Elemente I I x ∈ OK heißt irreduzibel, falls x keine Einheit ist und x keine nichttriviale Faktorisierung x = y · z mit y , z ∈ OK besitzt. Fakt: Jedes x ∈ OK läßt sich als Produkt von irreduziblen Elementen schreiben: x = q1 q2 · · · qr . Frage Ist solch eine Faktorisierung eindeutig? I I I I Das kommt darauf an. √ Für d = −1 ist OK = Z + Z −1. Antwort: Ja. √ Für d = −5 ist OK = Z + Z −5. Antwort: Nein, denn √ √ 6 = 2 · 3 = (1 + −5) · (1 − −5). Man hat eindeutige Faktorisierung ⇔ OK ist Hauptidealring. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Ernst Eduard Kummer (1810–1893) Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Ideale Idee Ersetze Zahlen in OK durch Ideale (OK -Untermoduln von OK ). Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Ideale Idee Ersetze Zahlen in OK durch Ideale (OK -Untermoduln von OK ). I Für x ∈ OK hat man das Hauptideal (x) = {ax; a ∈ OK }. I Es gibt im allgemeinen Ideale, die nicht so entstehen. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Ideale Idee Ersetze Zahlen in OK durch Ideale (OK -Untermoduln von OK ). I Für x ∈ OK hat man das Hauptideal (x) = {ax; a ∈ OK }. I Es gibt im allgemeinen Ideale, die nicht so entstehen. I p heißt Primideal, falls: a·b ∈p ⇒ Jan H. Bruinier a ∈ OK oder b ∈ OK . L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Ideale Idee Ersetze Zahlen in OK durch Ideale (OK -Untermoduln von OK ). I Für x ∈ OK hat man das Hauptideal (x) = {ax; a ∈ OK }. I Es gibt im allgemeinen Ideale, die nicht so entstehen. I p heißt Primideal, falls: a·b ∈p ⇒ a ∈ OK oder b ∈ OK . Satz (Kummer) Jedes Ideal a ⊂ OK hat eine eindeutige Zerlegung in Primideale a = p1 p2 · · · pr . Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Dedekindsche Zetafunktion I Betrachte die Dedekindsche Zetafunktion (L-Funktion von K ) X ζK (s) = N(a)−s (s ∈ C, Re(s) > 1). a⊂OK Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Dedekindsche Zetafunktion I Betrachte die Dedekindsche Zetafunktion (L-Funktion von K ) X ζK (s) = N(a)−s (s ∈ C, Re(s) > 1). a⊂OK I Eindeutige Primidealzerlegung führt zu Eulerprodukt: Y ζK (s) = p ⊂ OK prim Jan H. Bruinier 1 . 1 − N(p)−s L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Dedekindsche Zetafunktion I Betrachte die Dedekindsche Zetafunktion (L-Funktion von K ) X ζK (s) = N(a)−s (s ∈ C, Re(s) > 1). a⊂OK I Eindeutige Primidealzerlegung führt zu Eulerprodukt: Y ζK (s) = p ⊂ OK prim 1 . 1 − N(p)−s I Hat meromorphe Fortsetzung auf ganz C. I Pol der Ordnung 1 bei s = 1 (⇒ es gibt ∞ viele Primideale). Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Klassenzahlformel Frage Was ist das Residuum von ζK (s) bei s = 1. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Klassenzahlformel Frage Was ist das Residuum von ζK (s) bei s = 1. Satz √ Sei DK < 0 die Diskriminante von K = Q( d). Es gilt 2π ress=1 (ζK (s)) = p h . ∗ K |DK |#OK I Hier ist hK = # Cl(K ) die Klassenzahl von OK . I Sie mißt, wie weit OK davon weg ist Hauptidealring zu sein. I OK ist Hauptidealring genau dann, wenn hK = 1. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Wie groß ist hK in Abhängigkeit von DK ? 8 7 6 5 hK 4 3 2 1 0 0 20 40 KDK 60 Jan H. Bruinier 80 100 L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Wie groß ist hK in Abhängigkeit von DK ? 140 120 100 80 hK 60 40 20 0 0 2.000 4.000 KK 6.000 8.000 10.000 D Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Wie groß ist hK in Abhängigkeit von DK ? 140 120 100 80 hK 60 40 20 0 0 2.000 4.000 KK 6.000 8.000 10.000 D Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Das Gaußsche Klassenzahlproblem Vermutung (Gauß, ca. 1800) Sei n ∈ N. Es gibt nur √ endlich viele imaginär quadratische Zahlkörper K = Q( d) mit Klassenzahl n. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Das Gaußsche Klassenzahlproblem Vermutung (Gauß, ca. 1800) Sei n ∈ N. Es gibt nur √ endlich viele imaginär quadratische Zahlkörper K = Q( d) mit Klassenzahl n. I 1934 bewiesen durch Hans A. Heilbronn. I Dies ist ineffektiv! Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Das Gaußsche Klassenzahlproblem Vermutung (Gauß, ca. 1800) Sei n ∈ N. Es gibt nur √ endlich viele imaginär quadratische Zahlkörper K = Q( d) mit Klassenzahl n. I 1934 bewiesen durch Hans A. Heilbronn. I Dies ist ineffektiv! I Problem: Finde für gegebenes n vollständige Liste. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Das Gaußsche Klassenzahlproblem Vermutung (Gauß, ca. 1800) Sei n ∈ N. Es gibt nur √ endlich viele imaginär quadratische Zahlkörper K = Q( d) mit Klassenzahl n. I 1934 bewiesen durch Hans A. Heilbronn. I Dies ist ineffektiv! I Problem: Finde für gegebenes n vollständige Liste. Satz (Heegner, 1952) K hat Klassenzahl 1 genau für d = −1, −2, −3, −7, −11, −19, −43, −67, −163. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Lösung des Klassenzahlproblems Satz (Goldfeld 1976, Gross–Zagier 1984, Oesterlé 1985) Es gilt √ [2 p] 1 Y∗ 1− log(|DK |). hK > 7000 p+1 p|DK Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Lösung des Klassenzahlproblems Satz (Goldfeld 1976, Gross–Zagier 1984, Oesterlé 1985) Es gilt √ [2 p] 1 Y∗ 1− log(|DK |). hK > 7000 p+1 p|DK n 1 2 3 DK < 0 mit hK = n −3, −4, −7, −8, −11, −19, −43, −67, −163 −15, −20, −24, −35, −40, −51, −52, −88, −91, −115, −123, −148, −187, −232, −235, −267, −403, −427 −23, −31, −59, −83, −107, −139, −211, −283, −307, −331, −379, −499, −547, −643, −883, −907 Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Lösung des Klassenzahlproblems Satz (Goldfeld 1976, Gross–Zagier 1984, Oesterlé 1985) Es gilt √ [2 p] 1 Y∗ 1− log(|DK |). hK > 7000 p+1 p|DK n 1 2 3 I DK < 0 mit hK = n −3, −4, −7, −8, −11, −19, −43, −67, −163 −15, −20, −24, −35, −40, −51, −52, −88, −91, −115, −123, −148, −187, −232, −235, −267, −403, −427 −23, −31, −59, −83, −107, −139, −211, −283, −307, −331, −379, −499, −547, −643, −883, −907 Goldfeld: Verbindung zu L-Funktionen von elliptischen Kurven. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Elliptische Kurven Sei E elliptische Kurve über Q, gegeben durch E : y 2 = x 3 + ax + b (a, b ∈ Z, ∆ := −4a3 − 27b 2 6= 0). Ziel Beschreibe die Lösungen dieser Gleichung. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Elliptische Kurven Sei E elliptische Kurve über Q, gegeben durch E : y 2 = x 3 + ax + b (a, b ∈ Z, ∆ := −4a3 − 27b 2 6= 0). Ziel Beschreibe die Lösungen dieser Gleichung. E (R): I E (R) ist abelsche Gruppe. I P + Q + R = 0, falls die Punkte auf einer Geraden liegen. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Rationale Punkte Betrachte Lösungen mit (x, y ) ∈ Q2 . Satz (Mordell-Weil) E (Q) ist endlich erzeugte abelsche Gruppe. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Rationale Punkte Betrachte Lösungen mit (x, y ) ∈ Q2 . Satz (Mordell-Weil) E (Q) ist endlich erzeugte abelsche Gruppe. Folgerung E (Q) ∼ = Zr ⊕ T , wobei r ∈ N0 und T endliche abelsche Gruppe. Frage Was ist r ? Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die L-Funktion von E Für eine Primzahl p betrachte E (Fp ), also Lösungen der Kongruenz y 2 ≡ x 3 + ax + b I (mod p). Heuristik: #E (Fp ) ≈ p + 1. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die L-Funktion von E Für eine Primzahl p betrachte E (Fp ), also Lösungen der Kongruenz y 2 ≡ x 3 + ax + b I (mod p). Heuristik: #E (Fp ) ≈ p + 1. Satz (Hasse 1936) √ Für ap := p + 1 − #E (Fp ) gilt |ap | ≤ 2 p. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die L-Funktion von E Für eine Primzahl p betrachte E (Fp ), also Lösungen der Kongruenz y 2 ≡ x 3 + ax + b I (mod p). Heuristik: #E (Fp ) ≈ p + 1. Satz (Hasse 1936) √ Für ap := p + 1 − #E (Fp ) gilt |ap | ≤ 2 p. Definition Für Re(s) > 3/2 ist die (unvollständige) L-Funktion von E : Y L(E , s) = (1 − ap p −s + p 1−2s )−1 . p-2∆ Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Vermutung von Birch und Swinnerton-Dyer Der Satz von Wiles (1995) impliziert: I L(E , s) hat holomorphe Fortsetzung auf C. I Komplettierte L-Funktion L∗ (E , s) hat Funktionalgleichung L∗ (E , 2 − s) = εL∗ (E , s), ε ∈ {±1}. Vermutung (um 1960) Für den Rang r von E (Q) gilt r = ords=1 L(E , s). Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Vermutung von Birch und Swinnerton-Dyer Der Satz von Wiles (1995) impliziert: I L(E , s) hat holomorphe Fortsetzung auf C. I Komplettierte L-Funktion L∗ (E , s) hat Funktionalgleichung L∗ (E , 2 − s) = εL∗ (E , s), ε ∈ {±1}. Vermutung (um 1960) Für den Rang r von E (Q) gilt r = ords=1 L(E , s). I Gross–Zagier (1983) und Kolyvagin (1990): Dies gilt, falls ords=1 L(E , s) ∈ {0, 1}. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Gross–Zagier-Formel Annahme L∗ (E , 2 − s) = −L∗ (E , s). Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Gross–Zagier-Formel Annahme L∗ (E , 2 − s) = −L∗ (E , s). I Dies impliziert L(E , 1) = 0. I BSD sagt vorher: r ≥ 1. I Kann man einen Punkt unendlicher Ordung in E (Q) angeben? Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Die Gross–Zagier-Formel Annahme L∗ (E , 2 − s) = −L∗ (E , s). I Dies impliziert L(E , 1) = 0. I BSD sagt vorher: r ≥ 1. I Kann man einen Punkt unendlicher Ordung in E (Q) angeben? Satz (Gross–Zagier) Sei K /Q imaginär quadratischer Körper der Diskriminante D < 0. Die Höhe des Heegner-Punktes PD ∈ E (Q) ist gegeben durch p ĥ(PD ) = ∗ |D|L(E , χD , 1)L0 (E , 1). Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Das Gaußsche Klassenzahl-Problem Folgerung Für geeignetes D < 0 gilt L0 (E , 1) 6= 0 ⇐⇒ ord(PD ) = ∞. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Das Gaußsche Klassenzahl-Problem Folgerung Für geeignetes D < 0 gilt L0 (E , 1) 6= 0 ⇐⇒ ord(PD ) = ∞. Folgerung Die elliptische Kurve E : −139y 2 = x 3 + 10x 2 − 20x + 8 hat ords=1 L(E , s) = 3. I Goldfeld: Impliziert effektive Lösung des Klassenzahlproblems. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Zusammenfassung I Primzahlen verstehen heißt ζ(s) verstehen. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Zusammenfassung I Primzahlen verstehen heißt ζ(s) verstehen. I Zahlkörper verstehen heißt ζK (s) verstehen. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik Zusammenfassung I Primzahlen verstehen heißt ζ(s) verstehen. I Zahlkörper verstehen heißt ζK (s) verstehen. I Elliptische Kurven verstehen heißt L(E , s) verstehen. Jan H. Bruinier L-Funktionen in Geometrie und Arithmetik