Landesamt für Gesundheit und Soziales Zika-Virus-Epidemie in Latein- und Mittelamerika Stand: 30.06.2016 Abteilung Gesundheit Dezernat für Infektionsschutz und Prävention Seite 1 von 3 Ansprechpartner - Telefonnummer - E-Mail Adresse Dr. J. Sinha - 03 81 / 4 95 53 46 - [email protected] Das Zika- Virus kommt ursprünglich aus in Afrika (erster Nachweis im Zika-Wald Ugandas) und ist ebenfalls in Südostasien beheimatet. Es gehört zur Familie der Flaviviridae, zu der auch das Gelbfiebervirus gehört. Durch den Stich einer virustragenden Stechmücke der Gattung Aedes kommt es nach ca. 3-7 (-12) Tagen zu einer Infektion, die sehr unterschiedlich in der Ausprägung sein kann. Häufig verläuft sie asymptomatisch oder nur mit milden Symptomen. Eine sexuelle Übertragung durch virushaltiges Sperma wurde ebenfalls beschrieben. Typische Symptome sind Fieber, Hautausschlag, Gelenkschmerzen, eine Entzündung der Augenbindehaut sowie seltener Muskel- bzw. Kopfschmerzen und Erbrechen. Der Hautausschlag hält im Mittel sechs Tage an, andere Symptome nehmen früher ab. In der Regel heilt die Erkrankung schnell und folgenlos ab; Todesfälle kommen nur sehr selten im Zusammenhang mit anderen Grunderkrankungen vor. Vermutlich wurde das Virus durch die Fußball-WM in Brasilien 2015 eingeschleppt und von den Mücken der Gattung Aedes in weite Teile Latein- und Mittelamerikas verbreitet. Landesamt für Gesundheit und Soziales Stand: 30.06.2016 Abteilung Gesundheit Dezernat für Infektionsschutz und Prävention Seite 2 von 3 Der rasante Anstieg von Krankheitsfällen bzw. Virus- Nachweisen sowie der Verdacht, dass die Infektion beim Menschen ein gehäuftes Auftreten des Guillian- Barrè´-Syndroms (Nervenlähmung) sowie bei ungeborenen Kindern Mikrozephalie (zu kleiner Kopf) hervorzurufen vermag, ließ es verstärkt in die Schlagzeilen aller Medien geraten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am 1. Februar 2016 eine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ (engl. public health emergency of international concern – PHEIC) erklärt. Der PHEIC gilt für die „Häufung von Mikrozephalie bei Neugeborenen und anderen neurologischen Erkrankungen“, die aktuell in mehreren Staaten Amerikas auftritt. Der Zusammenhang wird inzwischen als sicher eingestuft. Aus Veröffentlichungen des RKI, des DTG und des Auswärtigen Amtes zum Thema werden derzeit folgende Empfehlungen für Reisende in bzw. Rückkehrer aus Endemiegebieten formuliert: Reisende in Ländern, in denen das Zikavirus lokal übertragen wird, sollten sich vor der Reise durch einen Tropenmediziner oder Reisemediziner mit Kenntnis der jeweiligen aktuellen epidemiologischen Situation beraten lassen. Reisende sollten sich in geschlossenen Räumen und im Freien gegen Stechmücken schützen, u. a. durch Insektenschutzmittel, lange Kleidung, vor allem in der Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, wenn die Tiere am aktivsten sind. Reisende, die innerhalb von 3 Wochen nach der Rückkehr aus einem betroffenen Gebiet Symptome entwickeln, die auf eine Infektion mit dem Zikavirus hindeuten, sollten einen Arzt aufsuchen und auf die Reise hinweisen. Bei Reisenden aus den genannten Gebieten mit einer entsprechenden Symptomatik sollte eine Zikavirus- Infektion differentialdiagnostisch abgeklärt werden, insbesondere wenn eine Infektion mit Dengue und Chikungunya ausgeschlossen werden kann. Schwangere, die in Gebieten unterwegs waren, in denen das Zikavirus übertragen wird, sollten ihren Frauenarzt darauf hinweisen, damit bei den Schwangerschaftsuntersuchungen auf eine mögliche Infektion geachtet werden kann. Das Auswärtige Amt empfiehlt daher Schwangeren und Frauen, die schwanger werden wollen (in Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) und dem Robert-Koch-Institut) von vermeidbaren Reisen in ZIKV-Ausbruchsgebiete abzusehen, da das Risiko frühkindlicher Fehlbildungen bei einer Infektion der Frau als sicher eingestuft wird. Bei unvermeidbaren Reisen muss auf eine ganztägige konsequente Anwendung persönlicher Schutzmaßnahmen zur Vermeidung von Mückenstichen geachtet werden, siehe: http://www.auswaertigesamt.de/cae/servlet/contentblob/726576/publicationFile/212974/Expositio nsprophylaxeInsektenstiche.pdf Landesamt für Gesundheit und Soziales Stand: 30.06.2016 Abteilung Gesundheit Dezernat für Infektionsschutz und Prävention Seite 3 von 3 Da eine sexuelle Übertragbarkeit der Zika-Virus-Infektion möglich ist, wird nach einer Exposition in Brasilien bei Sexualverkehr mit Schwangeren Kondomgebrauch für die Dauer der Schwangerschaft empfohlen. Frauen sollten für 8 Wochen nach Rückkehr aus den Ausbruchsgebieten eine Schwangerschaft verhindern. Sind auf der Reise oder kurz danach Symptome einer möglichen Zika-Virus-Infektion (z.B. Fieber, Hautauschlag, Gelenkschmerzen) aufgetreten, sollte eine Schwangerschaft für 6 Monate verhindert werden. Männliche Reiserückkehrer sollten darüber hinaus bewerten, ob die Dauer des Aufenthaltes und das persönliche Risikoprofil vor Ort es rechtfertigen, nach Rückkehr seinen Sexualpartner für die Dauer von 2 Monate durch Kondomgebrauch zu schützen. Sind auf der Reise oder kurz danach Symptome einer möglichen Zika-Virus-Infektion (z.B. Fieber, Hautauschlag, Gelenkschmerzen) aufgetreten, sollten sie auf jeden Fall 6 Monate Kondome gebrauchen. Insbesondere schwangeren Reisenden oder Frauen, die eine Schwangerschaft planen, wird eine Beratung durch einen Tropen- oder Reisemediziner mit Kenntnis der jeweiligen aktuellen epidemiologischen Situation vor Abreise dringend empfohlen. Schwangere Reiserückkehrer in Sorge sollten ihren Gynäkologen konsultieren. Aktuelle Änderungen in den Reisehinweisen des Auswärtigen Amts finden Sie unter: http://www.auswaertiges-amt.de/sicherreisen Quellen: Auswärtiges Amt, RKI, DTG