Kaiser Augustus

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Leseprobe aus:
Zvi Yavetz
Kaiser Augustus
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INHALT
VORWORT
7
EINLEITUNG
1. TEIL :
11
Ein Herrscher, der eines natürlichen
Todes starb
KAPITEL 1 :
KAPITEL 2 :
KAPITEL 3 :
KAPITEL 4 :
KAPITEL 5 :
KAPITEL 6 :
KAPITEL 7 :
2. TEIL :
Der Sieg der Propaganda 19
Von Actium bis zur Errichtung des Prinzipats
Bericht über die Geschehnisse 33
Von Actium bis zum Beginn des Prinzipats
Kommentar 46
Die Konzentration der Vollmachten
in den Händen des Augustus 62
Augustus auf der Höhe seiner Macht 83
Die engsten Helfer des Augustus 116
Kummer im Haus und Sorgen im Land 128
Die augusteische Gesellschaft
Vorbemerkung zur Bedeutung der ordines in der
römischen Gesellschaft 153
KAPITEL 8 :
KAPITEL 9 :
KAPITEL 10 :
KAPITEL 11 :
KAPITEL 12 :
Augustus und das Heer 162
Augustus und die Senatoren 174
Augustus und die Ritter 194
Augustus und die Plebs 207
Augustus, Sklaven und Freigelassene 233
KAPITEL 13 :
KAPITEL 14 :
3. TEIL :
Augustus, die Provinzen und die
Grenzen des Imperiums 258
Augustus und die «Außenpolitik» 290
Der Herrscher und sein Erscheinungsbild
KAPITEL 15 :
KAPITEL 16 :
KAPITEL 17 :
ANMERKUNGEN
Augustus und seine Autobiografie 313
Augustus und der Prinzipat in seinem
Tatenbericht 323
Augustus’ Persönlichkeit.
Versuch einer Deutung auf der Basis
seiner Briefe und ihm
zugeschriebener Äußerungen 339
355
VORWORT
1983 wurde Ronald Syme 80 Jahre. Die Universität Oxford
beging den Geburtstag dieses größten aller Forscher römischer Geschichte im 20. Jahrhundert mit einem internationalen Symposium. Sieben Historiker aus sechs Ländern
nahmen teil. Alle sollten über Augustus referieren, jeder Einzelne von einem anderen Gesichtspunkt aus; denn Augustus
steht im Zentrum des herausragenden Werks von Syme, Die
römische Revolution, das zuerst 1939 erschien. Ich war gebeten worden, über Augustus’ Erscheinungsbild in seinem «Tatenbericht » (Res gestae Divi Augusti) zu sprechen, dieser Vortrag ist in die Kapitel 15 und 16 eingegangen.
Um das Referat in Oxford auszuarbeiten, las ich noch einmal alle literarischen, historischen und epigrafischen Quellen, die mit der Epoche des Augustus zu tun haben. Es gelang
mir aber nicht, Rückendeckung für meine Annahme zu finden, der Tatenbericht eines so prominenten Römers müsse in
Bronzetafeln geprägt worden sein, um der Jugend als Vorbild
zu dienen. Ich bemerkte ausdrücklich, meine Worte seien als
Vermutung aufzufassen. Es war mir nichts über eine neue Inschrift bekannt, die gerade zu diesem Zeitpunkt in Spanien
entdeckt worden war (Tabula Siarensis). Dort steht deutlich
zu lesen, Kaiser Tiberius habe befohlen, die Taten des Germanicus in Bronzetafeln einzugravieren, denn das sei nützlich für «die Jugend unserer Kinder und unserer Nachkom-
8 Vorwort
men » (utile iuventuti liberorum posterorumque nostrorum).
Aufgrund dieser Entdeckung schlossen sich einige Wissenschaftler meiner Meinung an, unter ihnen die Professoren
Fergus Millar aus Oxford und Paul Zanker aus München.
Alles in allem war das Lesen der Quellen ein Segen. Ich
nutzte das reichhaltige Material im Unterricht und hielt Vorlesungen über verschiedene Aspekte der Zeit des Augustus
an drei verschiedenen Universitäten: München, Paris und
New York. Im akademischen Jahr 1985/86 wurde mir bewusst, dass ich einen umfassenden Überblick über Augustus
und seine Zeit gewonnen hatte. Auch an der Universität Tel
Aviv beschäftigte ich mich weiter mit diesem Thema, und so
entstand das Buch. Ich hoffe, dass nicht nur Geschichtsstudenten, sondern auch Liebhaber dieses Fachs Interesse daran
finden werden.
Schon an dieser Stelle gestatte ich mir einige Erläuterungen zur Gliederung des Buches, das aus drei Teilen besteht:
Der erste – Ein Herrscher, der eines natürlichen Todes starb –
befasst sich mit der Ereignisgeschichte, die Interpretationen
und Erklärungen stammen von mir. Der zweite Teil – Die
augusteische Gesellschaft – widmet sich sehr ausführlich
der Analyse, denn ich glaube, dass ohne genaueste Analyse
der Gesellschaft weder Augustus noch der Prinzipat zu verstehen sind. Ich habe mir die größte Mühe gegeben, in einfachen Worten Fachbegriffe und Funktionsbezeichnungen
zu erklären und bewusst nicht den in der Fachliteratur gebräuchlichen Jargon verwendet, ohne aber dort, wo es nötig
war, auf die wissenschaftliche Terminologie zu verzichten.
Der dritte Teil – Der Herrscher und sein Erscheinungsbild –
zeigt das Bild, das Augustus selbst von sich geben wollte, in
der in Fragmenten überlieferten, nicht fertiggestellten Autobiografie und vor allem in seinem Tatenbericht.
Es ist nicht anzunehmen, dass ein Buch wie dieses im
Handumdrehen von vorn bis hinten gelesen wird. Überdies
lohnt es sich manchmal, nur bestimmte Abschnitte aus diesem oder jenem Kapitel durchzugehen. Deshalb habe ich
nicht versucht, Wiederholungen zu vermeiden, sondern bin
im Gegenteil auf wichtige Punkte absichtlich in den verschiedenen Kontexten eingegangen und bitte diejenigen um Nachsicht, die den Mut haben, das Buch von Anfang bis Ende zu
lesen.
EINLEITUNG
Aufstieg und Fall von Herrschaftssystemen haben schon immer die historische Forschung beschäftigt. Der Untergang
der römischen Republik bildet da keine Ausnahme.
Die Frage, wie es zum Fall der römischen Republik kam,
hat bereits den Menschen in der Antike keine Ruhe gelassen. Dionysios von Halikarnassos, Historiker des 1. Jahrhunderts v. Chr., schrieb Gaius Gracchus die Schuld zu.
Seiner Meinung nach hatte dieser draufgängerische Tribun
die Eintracht zerstört, die bis dahin in der Römischen Republik geherrscht hatte. Die politischen Führer Roms begannen
sich gegenseitig in die Verbannung zu schicken und umzubringen. Jedes Mittel war ihnen recht, um ihren Machthunger zu stillen.1 Der wilde Wettbewerb zwischen prominenten Männern zerstörte die Strukturen, die bisher für
das Funktionieren des öffentlichen Lebens in Rom gesorgt
hatten. Auch der epikureische Dichter und Zeitgenosse
Ciceros und Julius Caesars, Lukrez, deutete dies in drei Zeilen seines unpolitischen Lehrgedichts Von der Natur der
Dinge an:
[. . .] sodass herabblicken kannst du auf andre und sehen du, wie
sie überall irren und schweifend suchen die Bahnen des Lebens,
wetteifern mit ihrem Geist, sich streiten um Ansehn und Ehre2
12 Einleitung
Cassius Dio, der Historiker aus dem 3. Jahrhundert n. Chr.,
machte dagegen den römischen Senat für die Zerstörung der
Republik verantwortlich. Nach seiner Ansicht hätten die Senatoren begreifen müssen, was in ihrem Umkreis vor sich
ging, und rechtzeitig einen Mann an die Spitze berufen sollen, mit dem sie kooperieren konnten. Doch die Senatoren
fanden keine gemeinsame Sprache. Sie bildeten Parteien und
waren einmal dem einen, einmal dem anderen Führer zugetan. Hatten sie den Eindruck, ein bestimmter Mann sei zu
mächtig geworden, wurde er gestürzt, selbst wenn er sich den
Senatoren gegenüber nicht feindselig gezeigt hatte. Allein die
Tatsache, dass ein Einzelner Hervorragendes leistete, galt ihnen als Beweis seiner Überheblichkeit und versetzte die Führungsgruppe in Angst. Die Folgen ließen nicht auf sich warten: Blutige und lange andauernde Bürgerkriege brachen aus,
und die Republik ging zugrunde.
Spuren dieser beiden entgegengesetzten Auffassungen
lassen sich ebenfalls in der modernen Historiografie finden.
Richard E. Smith macht letztlich die Gracchen für die Zerstörung der Republik verantwortlich, die, wie er schreibt,
machtgierig waren.3 Theodor Mommsen gibt den Senatoren
die Schuld, den eigensinnigen, hochmütigen und kurzsichtigen «römischen Junkern», wie er sie in seiner Römischen Geschichte nennt.
Doch die meisten modernen Geschichtsforscher von
Montesquieu bis zur Gegenwart hüten sich, den Toten Zensuren zu erteilen. Statt moralische Bewertungen vorzunehmen, bemühen sie sich zu verstehen, was die Menschen im
Altertum taten, wie sie agierten und mit welchem Erfolg
sie mit den Problemen fertig wurden (oder nicht). In seinem
großen Werk Die römische Revolution von 1939 betont Ronald Syme, dass die Tragödien in der Geschichte sich nicht
Einleitung
13
wegen des Gegensatzes von Gut und Böse, Recht und Unrecht ereignen und es nicht die Aufgabe des Historikers sei,
die eine oder andere Gestalt zu loben oder zu verurteilen.
Diese Auffassung hat die Geschichtsforschung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt und
kommt nicht zuletzt in den Büchern von Moses Finley zum
Ausdruck, auf den besonders Max Weber Einfluss ausgeübt
hat.
Ich kann in dieser Einleitung keinen Überblick über alle
modernen Forschungsansätze geben; doch es sei mir erlaubt, auf die wichtigsten Stränge hinzuweisen. Einige Historiker betrachten den Zusammenbruch der römischen Republik als einen Prozess im weiten Rahmen der Krise in
der Sklavenhaltergesellschaft; andere sehen in der Entstehung des Berufsheers den Anfang vom Ende der Republik.
Es gibt auch Forscher, die die Geschichte für eine Abfolge
von organischen Vorgängen halten und den Untergang der
Republik als natürlichen Prozess des Alterns und Verkümmerns darstellen. Andere behaupten, die Untauglichkeit
der Polis (des Stadtstaats) Rom, ein großes Imperium anzuführen, sei der Hauptgrund für das Dahinsiechen der republikanischen Institutionen gewesen. Schließlich gibt es
Historiker, die dem Fehlen eines «starken Mannes», der die
Anforderungen der Stunde besser hätte bewältigen können
als die gespaltene, zersplitterte und ohnmächtige senatorische Aristokratie, die Schuld am Untergang der Römischen
Republik geben.
Auch heute noch gibt es Historiker, die den «Niedergang
der Sitten» für das Ende der Republik verantwortlich machen. Sie folgen damit den Ansichten nicht weniger Römer,
die am Ende der Republik und zu Beginn des Kaiserreichs
lebten. Zur Veranschaulichung dieser Auffassung seien hier
14 Einleitung
einige Zeilen von Sallust, dem großen Historiker aus dem
1. Jahrhunderts v. Chr., zitiert, der eine Zeit lang zu Julius
Caesars Anhängern gehört hat. Nach Caesars Tod schrieb
er:
Als aber durch Arbeit und Gerechtigkeit der Staat sich vergrößert
hatte, mächtige Könige durch Krieg bezwungen, wilde Völker
und große Nationen mit den Waffen unterworfen waren [. . .] da
fing das Glück an zu rasen [. . .] Zuerst wuchs Macht- und Geldgier. Dies beides war gleichsam der Grundstoff für alles Unheil.
Denn Habsucht zerstörte Treue, Redlichkeit und die übrigen guten Eigenschaften. Statt deren lehrte sie Hochmut und Grausamkeit, dass sie sich nicht um die Götter kümmerten und alles für
käuflich hielten. Der Ehrgeiz zwang viele Menschen, falsch zu
werden, etwas anderes verschlossen in der Brust, etwas anderes
offen auf der Zunge zu tragen; Freundschaften und Feindschaften
nicht nach ihrem Wert, sondern nach ihrem Nutzen abzuschätzen,
mehr gut zu scheinen als zu sein. Dies breitete sich zuerst nur im
Geheimen aus, bisweilen wurde es auch noch geahndet. Als dann
aber die Fäulnis wie eine Pest eindrang, wandelte sich die Bürgerschaft, und aus der gerechtesten und besten Regierung wurde eine
grausame und unerträgliche.4
Syme übersetzte diese Worte in die Sprache des 20. Jahrhunderts: «The root of trouble lay in the nature of man, [. . .] and
restless, with noble qualities as evil, the style for liberty, glory
and domination. Empire, wealth and individual ambition had
mined the republic long ago.»5 Ich zitiere Syme hier nicht, um
von neuem die Debatte zu eröffnen, was die Gründe für den
Untergang der römischen Republik waren, sondern um darauf hinzuweisen, dass die Republik nicht von heute auf morgen zugrunde ging. Es handelte sich um einen langen historischen Prozess. Schon im Altertum haben die Menschen die
Einleitung
15
Ansicht nicht gelten lassen, Julius Caesars Überschreiten des
Rubikons sei zufällig geschehen. Sofort nach der Ermordung
Caesars konstatierte Cicero, Rom sei von einem Tyrannen,
nicht aber von der Tyrannei befreit worden.6 Und die lakonischen Worte von Tacitus, nach der Schlacht bei Actium sei
die Übergabe der Regierung in die Hände eines Mannes die
Vorbedingung für den Frieden gewesen, hallen bis zum heutigen Tag nach.7 Auch moderne Historiker geben Julius Caesar
nicht allein die Schuld am Untergang der Republik. Mommsen bezeichnete die Epoche zwischen der Schlacht bei Pydna
(168 v. Chr.) und der Zeit Sullas als «Revolution». Und Symes Römische Revolution fängt mit der Beschreibung der Ereignisse des Jahres 60 an, genau wie die Darstellung von Asinius Pollio, die verloren gegangen ist. Christian Meier beginnt
seine aufschlussreiche Analyse des Untergangs der römischen Republik mit dem Jahr 91.8 Einzig der amerikanische
Historiker Erich Gruen vertritt in einem originellen und interessanten Buch die These, der Untergang der Republik sei
nicht unumgänglich gewesen; weder Senatoren noch das einfache Volk seien an ihrer Zerstörung interessiert gewesen,
und die republikanischen Institutionen hätten bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges tadellos funktioniert. «Die Krise»,
die alle modernen Historiker erörtern, sei nichts anderes als
«Weisheit im Nachhinein». Hätte Caesar den Rubikon nicht
überschritten, hätte die Republik noch viele Jahre fortbestehen können.9
In meinem Buch Caesar in der öffentlichen Meinung10 habe
ich mich mit den Gründen für den Untergang der Republik
nicht befasst; doch dem Leser wird es nicht schwerfallen zu
erraten, dass ich anderer Meinung bin als Gruen. Ich habe
versucht zu erklären, weshalb es Julius Caesar nicht gelang,
einen Ausweg aus der komplizierten Situation zu finden,
die Meier eine «Krise ohne Alternative» nennt, und habe behauptet, die Römer hätten «die bittere Arznei lieber aus der
Hand des zartfühlendsten der Ärzte»11 entgegengenommen.
Ich meinte damit natürlich Augustus, er wird im Mittelpunkt
dieses Buches stehen.
1. TEIL
Ein Herrscher, der eines natürlichen
Todes starb
KAPITEL 1
Der Sieg der Propaganda
Im Jahr 42 v. Chr. versuchten die Caesar-Mörder Brutus und
Cassius die römische Republik zum letzten Mal zu verteidigen.1 Brutus verfügte über acht Legionen, Cassius über
neun. Gegen sie stellten Antonius und der junge Octavian
28 Legionen auf. Die Schlacht fand bei Philippi in Ost-Makedonien statt, dort errang eher der Geist Caesars den Sieg
als die militärische Fähigkeit seines Erben. Brutus gelang
es, das Lager Octavians zu erobern, der angeblich krank
war und nicht am Kampf teilnehmen konnte; einer weniger wohlwollenden Version zufolge suchte er das Weite, so
schnell er nur konnte. Inzwischen war Cassius von Antonius geschlagen worden, und da er ohne Nachricht über den
Erfolg des Brutus war, beging Cassius Selbstmord. Brutus,
der seinen Freund den letzten Römer nannte, hielt noch drei
Wochen stand. Doch nach und nach löste sein Heer sich auf.
Die Mehrzahl seiner Soldaten bewahrte ihrem früheren
Feldherrn, Julius Caesar, die Treue und war leicht durch die
Propaganda der Caesar-Rächer zu beeinflussen. Auch die
Herrscher des Ostens, die Cassius unterstützt hatten, ließen ihn im Stich, sodass Antonius Brutus schließlich ohne
große Mühe niederwerfen konnte. Gebrochen nahm auch
dieser sich das Leben.
In zahlreichen Lehrbüchern steht, Antonius und Octavian
hätten sich nach der Schlacht bei Philippi das Imperium ge-
20 Ein Herrscher, der eines natürlichen Todes starb
teilt. Diese Formulierung ist ungenau, denn es handelte sich
nicht um eine territoriale Teilung. In Wirklichkeit ging es
nicht um Gebiete, sondern um Funktionen, und hierüber einigten sie sich vertraglich. Laut diesem Übereinkommen
sollte Octavian weiter gegen Sextus Pompeius, den Sohn des
Gnaeus Pompeius Magnus, kämpfen und ermitteln, ob Lepidus dem Lager Julius Caesars treu geblieben war. Antonius
hatte den Auftrag, die Versöhnung mit all denen in die Wege
zu leiten, die sich vor der Schlacht Brutus und Cassius angeschlossen hatten; außerdem sollte er Gelder für das gemeinsame Ziel – die Beseitigung der Mörder Caesars und ihrer
Unterstützer – aufbringen. Mit der Verantwortung für Italien beauftragten sie niemanden, denn beide kämpften sie für
Italien. Antonius wandte sich dem Osten zu, Octavian kehrte
nach Italien zurück.
Im Stillen hoffte Antonius, der junge, unerfahrene Octavian werde sich im Westen in eine schwierige Lage bringen
und sich nicht gleichzeitig bei den Veteranen und bei den
wohlhabenden Bürgern beliebt machen können. Die Soldaten forderten dringend hohe Entschädigungen sowie Zuteilung von Land; den Bürgern dagegen ging es vor allem darum,
ihren Besitz zu schützen. Außerdem dachte Antonius, Octavian könne nicht gleichzeitig dem Andenken seines Adoptivvaters Julius Caesar treu bleiben, das Vertrauen des Senats
gewinnen und obendrein bei der Plebs, dem einfachen Volk,
weiter gern gesehen sein.
Allein Antonius’ Hoffnungen erwiesen sich als falsch. Octavians Vorhaben misslangen nicht. Im Gegenteil, er festigte
seine Position und ging mit Klugheit und Geschick vor. In
zeitgenössischen Aussagen wird er als gewalttätiger und unsteter junger Mann beschrieben. Über seine Brutalität besteht kein Zweifel, doch kann man sich nur schwer vorstel-
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