BGIA/BGFE-Workshop „Sicherheit in elektromagnetischen Feldern an Arbeitsplätzen“ Ermittlung der Exposition durch Messung Autor: Dipl.-Ing. Hans-Peter Steimel Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik, Köln Messverfahren Als Grundlage gilt die Norm DIN VDE 0848-1 für Mess- und Berechnungsverfahren zur Beurteilung der Sicherheit in elektrischen, magnetischen oder elektromagnetischen Feldern im Frequenzbereich von 0 Hz bis 300 GHz. Hinweise zum praktischen Vorgehen sind in dieser Norm jedoch nur kurz behandelt. Die nachfolgenden Ausführungen sollen diese theoretischen Ansätze praxisnah ergänzen. Messgeräte Die zum Einsatz kommenden Messgeräte sollen den Anforderungen nach DIN VDE 0848-1 „Gefährdung durch elektromagnetische Felder“ genügen. Messgeräte zur Beurteilung von elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern müssen je nach Frequenzbereich so eingerichtet sein, dass sie die elektrische Feldstärke E, die magnetische Feldstärke H, die magnetische Flussdichte B oder die Leistungsdichte S messen. Die gesamte Messunsicherheit sollte ± 20 % nicht überschreiten. Je nach Frequenz und Feldkomponente kommen unterschiedliche Messgeräte/ -methoden zum Einsatz: Niederfrequenzbereich • E-Feld o Messplatten > 0 - Prinzip Verschiebungsflussdichte • Hz – 30 kHz 0 Hz – 10 kHz 0 Hz – 30 kHz H/B-Feld o Hallsonde o Induktionsspule > Hochfrequenzbereich o Induktionsspule 30 kHz – 30 MHz o Thermoelement 300 kHz – 40 GHz o Dioden 100 kHz – 40 GHz Statische und niederfrequente Felder Elektrische Felder Die Messung elektrischer Felder ist auf drei verschiedenen Arten möglich: die erdfreie Messung, die erdbezogene Messung und das elektro-optische Messverfahren. Das erdbezogene Messverfahren wird häufig zur Messung von Bodenfeldstärken oder zur Kalibrierung eingesetzt. Im Rahmen arbeitsplatzbezogener Feldstärkebestimmung ist dieses Verfahren ungeeignet. Das elektro-optische Messverfahren nutzt den Effekt der Doppelbrechung in dielektrischen Kristallen. Dieses Verfahren ist zwar einsetzbar, aber aufgrund des Aufwandes unattraktiv und findet kaum noch Anwendung. Moderne Systeme messen erdfrei. Dabei wird der influenzierte Verschiebestrom zwischen zwei isolierenden Elektroden gemessen und nutzt so das physikalische Prinzip der festen Beziehung zwischen influenziertem Verschiebestrom und auftretender Feldstärke. Wichtig für eine korrekte Messung ist, dass die Elektroden so gewählt werden, dass die Feldverzerrung möglichst klein ist und alle Raumrichtungen erfasst (isotrope Messsonde) werden können, gleichzeitig sollte der Abstand zwischen dem Messenden und der Sonde 3,5 m nicht unterschreiten. Mit dem vorab beschriebenen Messverfahren lassen sich nur Wechselfelder ermitteln, da die influenzierten Ladungen durch die Änderung des Feldes im Zusammenspiel mit der Frequenz erzeugt werden. E-Feld-Messaufbau in einer Hochspannungsfreiluftschaltanlage 2 Bei statischen elektrischen Feldern, wie sie z. B. an Anlagen zur großflächigen Lackierung in der Automobilindustrie Anwendung finden, müssen die Influenzflächen mechanisch verändert werden. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Feldmühlen“. Zur Messung von statischen elektrischen Feldern werden auch „Statimeter“ eingesetzt, die überwiegend auf der Basis von Raumladungseffekten funktionieren. Magnetische Felder Die Messung magnetischer Felder, die sowohl statischer als auch wechselnder Natur sein können, bereitet weniger Schwierigkeiten und ist schon mittels einfachster Lösungen möglich. Hall-Effekt Zur Messung statischer Magnetfelder macht man sich den von Edwin Hall 1879 entdeckten gleichnamigen „Hall-Effekt“ zunutze. Er fand Folgendes heraus: Setzt man ein dünnes leitendes Plättchen, welches gleichzeitig von einem Strom I durchflossen wird, einem senkrecht zur Fließebene stehenden magnetischen Feld B aus, so erfahren die mit der Driftgeschwindigkeit v strömenden Leitungselektronen eine Kraftwirkung, die LorenzKraft, in der Querrichtung des Plättchens. Dadurch kommt es zu einer Anhäufung der Elektronen an einer Seite, welches gleichbedeutend einer Potenzialdifferenz ist und somit als Spannung gemessen werden kann. Man nennt diese Spannung Hallspannung UH. UH B I I Hall-Effekt Die so genannte Hallkonstante RH charakterisiert jeden Leiter, sie liegt bei den meisten Materialien in einer Größenordnung von ± 10-11 m3/As. Bei Halbleitermaterialien wie z. B. Wismut, Germanium und besonders bei Indiumantimonid ist die Hallkonstante um ein Vielfaches größer. Sie liegt im Bereich 5 ⋅ 10-7 bis 10-3 m3/As. U H = RH ⋅ I ⋅B d Die Formel für die Hallspannung zeigt: Je größer die ohnehin schon sehr kleine Materialkonstante RH, umso größer die Hallspannung, umso kleiner die notwendige Verstärk3 ung und umso kleiner die dadurch entstehenden Fehler. Zudem sind Halbleitermaterialien wie Indiumarsenid temperaturunempfindlicher – eine zweite wichtige Materialeigenschaft zur Verhinderung von Messfehlern. Durch die zur Messung notwendige Elektronenbewegung besitzen Hallsonden eine obere Grenzfrequenz, aber keine untere. Daher sind Hallsensoren vor allem zur Messung von Gleichfeldern geeignet. Je nach oberer Grenzfrequenz können aber auch mit Hallsensoren Flussdichten mit Frequenzen bis zu mehreren Kilohertz gemessen werden. Induktionsgesetz Einfacher noch ist die Messung magnetischer Wechselfelder. Hierzu wird das am häufigsten angewendete Messverfahren eingesetzt. Es beruht auf dem Prinzip des Induktionsgesetzes. Die Höhe einer in einer Leiterschleife induzierten Spannung UInd ist proportional zu dem auf diese Leiterschleife wirkenden magnetischen Wechselfeld dB/dt, wobei sie gleichzeitig auch von der Frequenz des Feldes abhängig ist. Wie die nachfolgende Formel zeigt, hängt die Höhe der induzierten Spannung auch von der wirksamen, sprich der durchfluteten Fläche A und der Anzahl der Windungen N ab. U Ind = − N ⋅ dB ⋅A dt Um die in der Industrie durchaus üblichen Inhomogenitäten magnetischer Flussdichten vernünftig zu korrigieren, wurde als Vergleichsfläche zu den zulässigen Werten eine Spulenfläche von 100 cm2 gewählt. Die DIN VDE 0107 zeigt eine einfache Bauanleitung zu einer Luftspule (s. Bild unten). Die induzierte Spannung kann mittels eines Vielfachmessgerätes gemessen werden und entspricht folgender Beziehung: 1 mV entspr. 1 µT (bei 50 Hz) Nachteil ist, wie die Beziehung zeigt, die Abhängigkeit der ermittelten Spannung von der Frequenz des einwirkenden Magnetfeldes. Dieser Fehler muss im Ergebnis korrigiert werden, führt aber im Bereich der Energiefrequenzen (nicht 16 2/3 Hz), die immer mit Oberwellen behaftet sind, zu zu hohen Werten. Für den ersten Überblick ist dieser Fehler vernachlässigbar, da dieser höhere Wert zu einer im Zusammenhang mit dem Personenschutz zu guten Bewertung führt. Kurz gesagt, man liegt auf der sicheren Seite. Zweiter Nachteil dieser Anordnung ist der eindimensionale Aufbau, der es notwendig macht, die Spulenfläche senkrecht zum Feldvektor auszurichten. Luftspule DIN VDE 0107 4 Die Spule darf auch in anderer Form, z. B. quadratisch, aufgebaut sein, wenn die technischen Daten der Spule eingehalten sind. Die Spule darf keine ferromagnetischen Teile enthalten. Technische Daten der Spule: • Effektive Windungsfläche 100 cm2 • Wicklung 2 x 159 Windungen • Drahtdurchmesser 0,28 mm • Mittlerer Windungsdurchmesser 113 mm • Gleichstromwiderstand der Wicklung ~ 32 Ω • (318 Windungen) Moderne Messsysteme zur Messung magnetischer Wechselfelder haben einen dreidimensionalen (isotropen) Spulenaufbau und bewerten die gemessenen Feldstärken entsprechend ihrer Frequenzen. Durch den Einsatz von Filtern, die frei wählbar zur Verfügung stehen, kann der Messende eine exaktere Bewertung des gemessenen Signals vornehmen. Aus der messprinzipbedingten unteren Grenzfrequenz der auf Spulenbasis wirkenden Wechselfeldsonde kann bei sehr niedrigen Frequenzen bei der Anzeige auf einem Oszilloskop ein Nullinienversatz entstehen. Real ist das Feld gleich Null. Der Einsatz solcher Spulensysteme liefert im Frequenzbereich wenige Hertz bis zu mehreren zehn Megahertz verlässliche Ergebnisse. Hochfrequenz Messgeräte zur Messung von hochfrequenten Feldern arbeiten fast ausschließlich breitbandig (z. B. in einem Frequenzband zwischen 10 MHz und 18 GHz), sind isotrop aufgebaut und bestehen meist aus folgenden Komponenten: • Messwertaufnehmer, z. B. elektrisch kurzer (auch belasteter) Dipol, Rahmen, Hornantenne • Messwandler (Detektor), z. B. Diode, Thermokoppler, Bolometer • Messwertübertragungsleitung, z. B. Widerstandsleitung, Lichtwellenleiter, Koaxialkabel • Anzeigeeinheit. Messwertaufnehmer und Messwandler sind oft konstruktiv in der so genannten Sonde (engl. Probe) zusammengefasst. Dabei gibt es verschiedene Systeme der Verbindung von Sonde und Anzeigeeinheit. Bei einigen Feldstärkemesssystemen kann die Sonde wahlweise über eine der oben beschriebenen Messwertübertragungsleitungen oder direkt an die Anzeigeeinheit angeschlossen werden. Daneben gibt es auch kompakte Bauweisen, bei denen Sonden und Anzeigegerät eine komplette Baueinheit bilden. Nach der Art des Messwandlers (Detektors) lassen sich drei Arten unterscheiden: Dioden-Detektor, 5 Thermokoppler, Bolometer. Die aktuellen Messgeräte arbeiten überwiegend mit den beiden erstgenannten Detektoren. Dioden-Detektoren Feldmessgeräte mit Dioden-Detektoren nutzen als Messwertaufnehmer elektrisch kurze Dipole (d < λ/4) bei der höchsten zu messenden Frequenz oder kleine, entsprechend der Messbandbreite dimensionierte und frequenzkorrigierte Spulen, an welche die Dioden direkt oder über Frequenzkorrekturglieder angeschlossen werden. Die Dioden-Richtspannung wird verstärkt und als Feldgröße zur Anzeige gebracht. Aufgrund der hohen Empfindlichkeit ist dieses System für niedrige Feldstärken am besten geeignet. Gleichzeitig ist dieser Messwandleraufbau gutmütig bei Überlastung, hat eine kurze Ansprechzeit und eine gute Nullpunktstabilität. Ein weiterer Vorteil liegt in der einfachen Technologie der Sondenfertigung. Nachteilig ist die Empfindlichkeit gegen Licht-Infrarotstrahlung (Fotoeffekt) und Temperaturschwankung (Diffusionsspannung), wodurch sich eine Nullpunktverschiebung ergeben kann. Ebenfalls ist eine echte Effektivwertmessung, wie sie zum Vergleich mit den zulässigen Werten notwendig ist, nicht für alle Signalformen möglich. Bei gepulsten Feldern sowie bei gleichzeitigem Vorhandensein mehrerer Signale können sich Fehlmessungen ergeben. Thermokoppler Bei diesem Messwandlersystem werden als Detektoren Dünnfilm-Thermokoppler verwendet, die gleichzeitig als Messwertaufnehmer und Absorber für die Hochfrequenzenergie wirken. Die von den Thermokopplern gelieferte Gleichspannung ist proportional dem Quadrat der elektrischen Feldstärke, sodass sich dieses Messprinzip sowohl für Feldstärke- als auch für Leistungsdichtemessungen eignet. Die Vorteile liegen in der Breitbandigkeit, der echten Effektivwertmessung für beliebige Signalformen und der relativen Unempfindlichkeit gegenüber schwankender Umgebungstemperatur. Die Absorption der Hochfrequenzenergie führt zu einem entscheidenden Nachteil. Thermokopplersysteme sind nur sehr gering überlastbar. Dies ist besonders bei gepulsten Signalen (z. B. Radar) und hohen Feldgradienten (Spitzenwerten) zu beachten. Messdurchführung Allgemeine Hinweise Zur Messvorbereitung empfiehlt sich folgende Vorgehensweise: • Einholen von technischen Angaben über die Feldquellen (Frequenzen, Generatorleistung, Strahlungseigenschaften, ggf. Modulation, Leiterströme und -spannungen) beim Betreiber 6 • Ermittlung von Expositionsbedingungen und Angaben zu den Exponierten (Aufenthaltsorte und -zeiten, Schichtregime, Personengruppen) • Festlegung eines bewertbaren Betriebszustandes bei Anlagen mit wechselnden Betriebsparametern • Auswahl von Messverfahren und -geräten entsprechend den technischen Bedingungen • Abschätzung der zu erwartenden maximalen Feldstärke oder Leistungsdichte vor Beginn der Messungen bzw. vor Inbetriebnahme einer Anlage; erreicht der Schätzwert die für den Personenschutz relevanten zulässigen Werte, sind für das Messpersonal Schutzmaßnahmen (z. B. Leistungsabsenkung, zeitliche Aufenthaltsbeschränkung, persönliche Schutzausrüstung wie Schutzkleidung/-brille) vorzusehen • parallele Berücksichtigung des Messgeräteschutzes, da Überschreitungen des maximalen Messbereichs häufig zur Zerstörung des Feldsensors führen • Messung, Protokollierung und Auswertung. Die Messungen sind bei der maximal möglichen Leistung durchzuführen; anderenfalls sind die Werte entsprechend hochzurechnen. Gemessen wird grundsätzlich am unbesetzten Arbeitsplatz. Die Beurteilung der Messergebnisse erfolgt auf der Basis der maximalen, in der gedachten Körperachse des Beschäftigten gemessenen Werte der Feldstärke oder Leistungsdichte am Messort. Die das Messgerät bedienende Person hat darauf zu achten, dass sie sich während der Messung nicht zwischen Feldquelle und Feldsonde bzw. Messantenne befindet und sich alle nicht mit der Messung beauftragten Personen aus dem Bereich des Messortes entfernen. Feldsonden mit isotroper Empfangscharakteristik, die durch eine orthogonale Anordnung von drei Messwertaufnehmer-Detektor-Kombinationen im Sondenkopf erzielt wird, liefern einen von Einfallsrichtung und Polarisation des zu messenden Feldes weitgehend unabhängigen Messwert. Feldsonden mit nur einer Messwertaufnehmer-Detektor-Kombination oder Messantennen weisen eine Richtcharakteristik auf und erfordern eine Orientierung der Sonde bzw. Antenne im Feld auf Maximumanzeige am Messgerät. Dieser Maximalwert entspricht in vielen Fällen der Ersatzfeldstärke nach DIN VDE 0848-1. Nur bei bestimmten Feldkonfigurationen, z. B. 50-Hz-Drehstromfelder, ist zur exakten Bestimmung der Ersatzfeldstärke die Sonde nacheinander in x-, y- und z-Richtung auszurichten und aus den Einzelmesswerten die Ersatzfeldstärke zu berechnen. Treten am Messort gleichzeitig Felder von mehr als einer Feldquelle auf, ist Folgendes zu berücksichtigen: • Sind die Grenzwerte im zu untersuchenden Frequenzbereich gleich, so können die resultierenden Feldstärken mit breitbandigen Messeinrichtungen direkt gemessen werden. 7 • Arbeiten die Feldquellen in Frequenzbereichen mit unterschiedlichen Grenzwerten, so darf mit breitbandigen Geräten nur bei Einzelbetrieb der Feldquellen gemessen werden, anderenfalls sind frequenzselektive Messsysteme einzusetzen. • Bei Verwendung von Feldsonden oder Messantennen mit Richtcharakteristik ist nur die Messung in den drei orthogonalen Achsen mit nachfolgender Berechnung der Ersatzfeldstärke (resultierende Feldstärke) zulässig. Besonderheiten In den einzelnen Frequenzbereichen ergeben sich im Umgang mit den Messgeräten und Feldverteilungen einige Besonderheiten. Niederfrequenzbereich Bei zeitabhängiger Richtung der Feldvektoren, z. B. Drehfelder von dreiphasigen Leiteranordnungen, ist die mit eindimensionalen Messwertaufnehmern (Feldsonden mit Richtcharakteristik) gemessene maximale Feldstärke immer kleiner als die Ersatzfeldstärke. In diesem Fall muss in drei orthogonalen Achsen gemessen und aus den Einzelmesswerten die Ersatzfeldstärke berechnet werden. Elektrische Feldstärke Es ist bei der Messung der elektrischen Feldstärke besonders darauf zu achten, dass die Messergebnisse nicht durch die feldverzerrende Wirkung von Personen oder Gegenständen, z. B. Messleitungen, unzulässig hoch beeinflusst werden. Deshalb werden die Geräte zur Messung der elektrischen Feldstärke entweder an einer Isolierstange ins Feld gehalten oder das Messgerät befindet sich auf einem Stativ, und die Messwertübertragung erfolgt über einen Lichtwellenleiter zu einem abgesetzten Anzeigeteil. Gesamtkörperableitstrom Bei inhomogenen elektrischen Feldern sind Verfahren zur Bestimmung der elektrischen Ersatzfeldstärke (DIN VDE 0848-1) über die Messung des Gesamtkörperableitstroms im ungestörten homogenen Feld zugelassen, wenn der dabei entstehende Fehler bekannt ist. Die Ersatzfeldstärke E des äquivalenten homogenen Feldes kann mit dem gemessenen Gesamtkörperableitstrom I bei der Frequenz f mithilfe der folgenden Beziehung näherungsweise ermittelt werden. E ≈ 5,6 ⋅ I f Die Größen der o. a. Formel sind in folgenden Einheiten einzusetzen: E [kV/m]; I [µA]; f [Hz] Diese ist mit dem zulässigen Wert zu vergleichen. 8 Die Grundlage dieser Gleichung bilden Messungen des Gesamtkörperableitstromes mithilfe einer leitfähigen Körpernachbildung, die einer aufrecht stehenden Person von 1,65 m Größe entspricht. Magnetische Feldstärke Bei inhomogenen magnetischen Feldern dürfen die maximalen Feldstärken, gemittelt über eine kreisförmige Fläche von 100 cm2, den zulässigen Wert nicht überschreiten. Nennenswerte Verzerrungen des magnetischen Feldes sind nur durch Gegenstände aus ferromagnetischen Metallen (Stahlträger, Armierungen, Blechtüren und -bedachungen, Fahrzeuge) zu erwarten. Personen beeinflussen das magnetische Feld nicht, sodass die Messgeräte vom Messenden direkt ins Feld gebracht werden dürfen. Hochfrequenzbereich Für die Messung der elektrischen Feldstärke gelten nicht die strengen Abstandsforderungen von Personen und Gegenständen zur Feldsonde wie im Niederfrequenzbereich. Bei Feldsonden, die vom Anzeigeteil getrennt und mit einem Handgriff ausgerüstet sind, sollte ein Mindestabstand von 0,8 m zwischen Sondenkopf und Messenden nicht unterschritten werden. Höchstfrequenzbereich Bei der Messung pulsmodulierter Felder mit Thermokoppler-Feldsonden, insbesondere an Radaranlagen, sollte 1/10 des maximalen Messbereichs nicht überschritten werden, da die Impuls-Spitzenleistung den Detektor zerstören kann (Warnhinweise des Herstellers beachten!). Das gilt auch für Messungen mit Kombinationen aus Höchstfrequenz-Leistungsmessern und angepassten Antennen, sofern nicht zum Schutz des Leistungsmesskopfes und zur Messbereichserweiterung zwischen Antenne und Leistungsmesskopf Dämpfungsglieder geschaltet wurden. Radarmessungen Die Messung der Exposition im Strahlungsbereich einer Radaranlage ist wie folgt vorzunehmen: • Die Rotations- oder Schwenkautomatik der Radarantenne wird außer Betrieb gesetzt und die Antenne nacheinander so auf jeden der zu untersuchenden Messorte gerichtet, dass sich dieser im Strahlungsmaximum befindet. • Bei umschaltbarer Antennen- und Modulationscharakteristik ist diejenige mit der höchsten Leistungsdichte am jeweiligen Messort zu wählen. • Zur Kontrolle der Einhaltung der Spitzenwerte können diese aus den Messwerten der mittleren Leistungsflussdichte und den Parametern Impulsbreite und Pulsfolgefrequenz errechnet werden, wenn keine dafür geeigneten Messgeräte zur Verfügung stehen. Mobilfunk (s. Vortrag Mobilfunk – Fr. Dr. Heinrich) 9 Messorte und Messpunkte Messorte und Messpunkte werden nach Erfordernis am Arbeitsplatz und im Aufenthaltsbereich von Personen festgelegt. Die Lage des Messortes sollte durch Entfernungsangaben zu mindestens zwei Bezugspunkten und/oder Bezugslinien in horizontaler Ebene angegeben werden. Um die Vergleichbarkeit der Messergebnisse für identische Anlagen zu gewährleisten, sollten einheitliche Messpunkthöhen über Standfläche entsprechend den ergonomischen Maßen für Sitz- und Steharbeitsplätze (jeweils Kopf-, Brust- und Beckenhöhe) verwendet werden. Bei Steharbeitsplätzen wird empfohlen, in Höhen von 1,55, 1,25 und 0,90 m und bei Sitzarbeitsplätzen von 1,20, 0,90 und 0,45 m über Standfläche zu messen. Bei Messungen niederfrequenter Felder im Freien, insbesondere unter Hochspannungsleitungen, genügt im Allgemeinen an einem Messort ein Messpunkt in einer Höhe von 1 bis 1,5 m über Standfläche. Messprotokoll Für reproduzierbare Messergebnisse sollten im Messprotokoll Angaben enthalten sein, wie z. B.: • Standort/Betreiber • Ort und Zeit der Messung • Anlagen- und/oder Generatorbezeichnung • Typ, Fabriknummer • Hersteller • Baujahr • Feldquelle • Verwendungszweck • Betriebsart • HF-Arbeitsfrequenz • HF-Ausgangsleistung • Betriebsspannung und -strom, Mastbild und Bodenabstand der Leiterseile (Energieversorgungs- und Bahnstromanlagen) • effektive Expositionszeit • verwendete Messgeräte • klimatische Bedingungen • Lage der Messorte und Messpunkte • Lageplan oder -skizze • Messwerte • Name des Messenden. 10 Fehlerbetrachtung Bevor eine genaue Fehlerbetrachtung, mitunter als theoretische Abhandlung, angefertigt wird, sollte man sich über die möglichen Fehlerquellen und deren Dimensionen im Klaren sein. Geht es um den Bereich Messfehler, so entscheidet meist schon die Art der Bestimmung des Messpunktes das Gros der späteren Genauigkeit. Gleichzeitig ergibt sich, gerade bei Messungen im industriellen Bereich, dass starke Feldgradienten die Genauigkeit der Messung wirksam beeinflussen. Bei der Betrachtung der Fehler, die sich aus der eingesetzten Messtechnik ergeben, sind diese gegenüber den vorab beschriebenen Fehlerquellen doch als gering einzuschätzen. Zudem muss darauf hingewiesen werden, dass bei den meisten Messungen mit Werten gerechnet werden kann, die z. T. deutlich unterhalb der zulässigen Werte liegen, die oben angegebene Abweichung von 20 % alle Fehler, auch die der Messung selbst, gut kompensiert und damit oben beschriebene Fehlerquellen sinnvoll einbezieht. Diese Betrachtung führt bei Einigen zu der Meinung, hier werde mit dem Daumen eine Abschätzung vorgenommen und keine reale Messung durchgeführt. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man die vorangegangenen Ausführungen beherzigt. Im Fall der Festlegung von Grenzwerten muss hingegen sehr genau gearbeitet werden. Nachkalibrierung Auch Feldmessgeräte unterliegen einer gewissen Alterung und müssen aus diesem Grund in regelmäßigen Abständen durch ein anerkanntes Kalibrierlabor nachkalibriert werden. Die Praxis zeigt dabei, dass maximal ein Zeitabstand von 2 Jahren realistisch ist. Messgeräteaustattung Aus den vorangegangenen Ausführungen wird schnell deutlich, dass zur Messung elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder präzises, technisch ausgereiftes und sicheres Messequipment benötigt wird. Der Finanzmitteleinsatz für eine vernünftige Messgeräteaustattung für den Niederfrequenzbereich (10 Hz bis 30 kHz) kann so schnell einen Umfang von ca. 10 bis 20 Tausend EUR erreichen. Die Summe lässt sich mit dem Anspruch, alle Frequenzbereiche abzudecken, beliebig in Bereiche von 40 bis 50 Tausend EUR erweitern. Hinzu kommen die laufenden Kosten für die notwendigen Kalibrierungen. Messdienste Neben der Ausstattung mit dem richtigen Messmaterial ist ein zweiter wichtiger Punkt ausgebildetes, qualifiziertes und mit den vielen Unsicherheiten, die mit der Feldmesstechnik verbunden sind, vertrautes Personal. Neben einigen anderen Dienstleistern, Instituten und Laboren bieten die meisten Berufsgenossenschaften diese Dienstleistungen an. Die Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik in Köln hat dazu schon in den 1990er-Jahren den EMF-Messdienst eingerichtet. Im Rahmen dieses Messdienstes stehen zwei sozusagen „Feld“-erfahrene Ingenieure der Dienstleistung zur Verfügung. 11 Beide sind mit den einschlägigen Arbeitschutzvorschriften sehr gut vertraut und beteiligen sich aktiv an deren Gestaltung sowohl auf berufsgenossenschaftlicher Ebene als auch im Bereich der Normung. Das Messequipment umfasst den weiten Spektrenbereich von statischen (0 Hz) Feldern über Felder im Bereich der Energiefrequenzen, der Mittelfrequenzen bis zu den Höchstfrequenzfeldern (Mikrowellen; 40 GHz). Kontaktmöglichkeiten: Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik, Gustav-Heinemann-Ufer 130, 50968 Köln, Fax: 0221 3778-6035 oder per E-Mail: [email protected]. 12