Nachweis von Brucella canis - Infektionen in einer Hundezucht in Österreich E. Hofer, Z. Bagó, S. Revilla-Fernández, M. Müller, R. Posch, B. Pohl, F. Schmoll Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling Einleitung Brucella (B.) canis kommt weltweit vor und ist eine potentielle Gefahr für die Gesundheit von Hunden und Menschen. Hier wird erstmals über Infektionen in einer Hundezucht in Österreich berichtet. Nach den Angaben des Tierbesitzers wurde eine Hündin aus diesem Bestand mit Rüden in anderen europäischen Ländern verpaart. Eine Augeninfektion bei einer Hündin und ein daraufhin eingeleiteter serologischer Test mit positivem Ergebnis führte im März/April 2010 zur Einsendung von Proben an das Nationale Referenzlabor für Brucellose in Mödling. Material und Methode Von insgesamt 8 Hunden (1 Großpudel-Hündin, 3 Kleinpudel-Hündinnen, 2 Labrador Retriever-Hündinnen, 2 Golden Retriever-Rüden) standen Proben zur Verfügung. Bei einer Großpudel-Hündin wurde ein operativ entfernter, gravider Uterus bakteriologisch (Alton et al., 1988), pathomorphologisch und immunhistochemisch (ABC-Methode, Perez et al., 1998) untersucht. Bei 7 klinisch unauffälligen Kleinpudeln und Retrievern wurden Blutproben sowohl kulturell mittels Anreicherung als auch serologisch untersucht, bei den Hündinnen zum Teil auch Vaginaltupfer direkt-kulturell. Ergebnisse Bakteriologie und Serologie: Die Kultur von Uterus und Fötus nach Sectio porro bei einem Großpudel ergab ein hochgradiges, uniformes Wachstum von kleinen, runden, grauen Kolonien nach 2 Tagen Bebrütung. Langsam wachsende Kolonien waren auch bei den Blutkulturen von zwei klinisch unauffälligen Kleinpudeln, bei einem dieser Tiere auch bei der Direktkultur des Vaginaltupfers, zu beobachten. Die Subkultur der 5 Wochen lang bebrüteten BlutFlüssigkultur zeigte bei einem der kulturell positiven Hunde ein gegenüber Kolonien von normaler Größe dominierendes Wachstum von CO2abhängigen „Small Colony Variants“ (SCVs) (Abb.1). Alle Isolate zeigten eine deutliche Oxidase- und starke Katalasereaktion sowie rote (Stamp-positive) Kurzstäbchen in der modifizierten ZiehlNeelsen Färbung. Die Ureasereaktion auf Harnstoff-Agar nach Christensen erfolgte sehr rasch innerhalb weniger Minuten. Die Prüfung der Farbstoffempfindlichkeit bei einer Konzentration von 1:50.000 ergab Resistenz gegenüber Thionin und Empfindlichkeit gegenüber basischem Fuchsin. Die Isolate von drei Pudeln zeigten keine Reaktion mit monospezifischem Anti A- und M-Serum und agglutinierten mit Anti RSerum. Von 7 serologisch untersuchten Hunden wurde bei einem von zwei Kleinpudeln mit Bakteriämie ein Titer von 1:20 mittels Serumlamgsamagglutination (SLA) festgestellt. Die bakteriologische und serologische Untersuchung von 5 weiteren klinisch unauffälligen Hunden fiel negativ aus. Abb.1. Dominierendes Wachstum von CO2abhängigen kleinen Kolonien (SCVs) neben Kolonien von normaler Größe nach 5 Tagen Bebrütung in einer 10%igen CO2Atmosphäre (Subkultur einer BlutAnreicherungskultur). Molekulare Analyse der Isolate: Die Bruce-ladder multiplex PCR (Ingenasa) zeigte keine Deletion von 976 bp im BMEI1435 Marker, wie sie bei vielen B. canis - Stämmen nachzuweisen ist (López-Goñi et al., 2008). Mittels INgene Bruce-ladder V und INgene Bruce-ladder suis kit wurden die 3 Isolate daher fälschlicherweise als B. suis Biovar 4 identifiziert. Pathomorphologische und immunhistochemische Untersuchung: Der im Zustand nach Sectio porro vorgelegene gravide Uterus enthielt 5 Feten, welche bereits eine beginnende Mumifizierung aufwiesen (Abb.2). Die Placenta fetalis war mäßig ödemisiert (Abb.3.) und zeigte histologisch eine mittelgradige eitrige Plazentitis (Abb.4). Zudem bestand eine geringgradige eitrige Pneumonie in den fetalen Lungen. Immunhistologisch ließ sich in großer Menge Brucellenantigen in Verbindung mit den eitrigen Veränderungen nachweisen (Abb.5). Die Verteilung des Antigens war teils intra-, teils extrazellulär. Abb.2. Hundefetus mit B. canis - Infektion. Beginnende Mumifikation des Tierkörpers. Abb.3. Außer einer Ödemisierung der Plazenta sind keine relevanten makroskopischen Läsionen sichtbar. Diskussion Der beschriebene Nachweis von B. canis in einer Hundezucht zeigt, dass für die Diagnose der caninen Brucellose verschiedene Proben und Untersuchungsmethoden notwendig sind. Da bei chronisch infizierten Tieren Antikörper-Titer nicht immer nachzuweisen sind, sollten Zuchthunde routinemäßig sowohl mit serologischen als auch mit kulturellen Verfahren getestet werden. Wenn Infektionen aufgrund falsch negativer serologischer Untersuchungsergebnisse oder fehlender bzw. nicht erkannter Symptome unentdeckt bleiben, besteht die Gefahr der Erregerverbreitung durch venereale Übertragung. Bei Zuchthunden mit Uveitis, Störungen der Gravidität bzw. Unfruchtbarkeit oder anderen Symptomen, die auf Brucellose hinweisen könnten, sollte B. canis als mögliche Ursache labordiagnostisch ausgeschlossen werden. * * * * Abb.4. Eitrige Plazentitis i.V.m. mit B. canis - Infektion (*). Mikrofoto, H.E.-Färbung, Balken=500µm Abb.5. Immunhistochemischer Nachweis von Brucellenantigen in der Plazenta (*). Mikrofoto, ABC-Methode, Balken=100µm Danksagung: Wir danken den MitarbeiterInnen der Pathologie und Molekularbiologie für die ausgezeichnete technische Arbeit. Literatur: Alton, G.G., L.M. Jones, R.D. Angus, J.M. Verger (1988): Techniques for the brucellosis laboratory. Institut National de la Recherche Agronomique, Paris, 13 - 61. López-Goñi, I., D. GarcíaYoldi, C.M. Marín, M.J. de Miguel, P.M. Muñoz et al. (2008): Evaluation of a multiplex PCR assay (Bruce-ladder) for molecular typing of all Brucella species, including the vaccine strains, J. Clin. Microbiol. 46 (10), 3484 - 3487. Perez, J., M. Quezada, J. Lopez, O. Casquet, M. A. Sierra, J. Martin De Las Mulas (1998): Immunohistochemical detection of Brucella abortus antigens in tissues from aborted bovine fetuses using a commercially available polyclonal antibody. J. Vet. Diagn. Invest.10, 17 - 21. Kontakt: [email protected]