2. Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren

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Einfluss von Geometrie und magnetischem Feld
auf die Effizienz supraleitender NanodrahtEinzelphotonendetektoren
vorgelegt von
Diplom-Physiker
Robert Lusche
geb. in Weimar
von der Fakultät II - Mathematik und Naturwissenschaften
der Technischen Universität Berlin
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor der Naturwissenschaften
- Dr. rer. nat. genehmigte Dissertation
Promotionsausschuss:
Vorsitzender:
Prof. Dr. Mario Dähne
Gutachter:
Prof. Dr. Heinz-Wilhelm Hübers
Gutachter:
Prof. Dr. Hans-Georg Meyer
Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 24.06.2015
Berlin 2015
i
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ........................................................................................................ 1
2. Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren ................................ 5
2.1 Geschichtliche Entwicklung der Tieftemperatur-Supraleitung ................. 5
2.1.1 London-Theorie ............................................................................. 6
2.1.2 Ginzburg-Landau-Theorie ............................................................. 7
2.1.3 BCS-Theorie.................................................................................. 8
2.1.4 Typ-II-Supraleiter.......................................................................... 8
2.2 Relevante supraleitende Parameter ........................................................... 9
2.2.1 Energielücke ................................................................................ 10
2.2.2 Kohärenzlänge ............................................................................. 10
2.2.3 Magnetische Eindringtiefe .......................................................... 12
2.2.4 Kritischer Paarbrechungsstrom in Nanodrähten ......................... 13
2.3 Funktionsweise und relevante Detektorparameter .................................. 14
2.3.1 Das Hotspot-Modell .................................................................... 15
2.3.2 Detektionseffizienz...................................................................... 18
2.3.3 Dunkelereignisse ......................................................................... 19
2.4 Herstellungsprozess................................................................................. 20
2.4.1 Dünnfilmabscheidung ................................................................. 21
2.4.2 Dünnfilmstrukturierung ............................................................... 22
2.5 Theorie des Photonendetektionsmechanismus ........................................ 23
2.5.1 Erweitertes Hotspot-Modell ........................................................ 24
2.5.2 Quasistatisches Vortexmodell ..................................................... 29
2.5.3 Zeitabhängiges Ginzburg-Landau-Vortexmodell........................ 34
3. Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs ....................... 37
3.1 Motivation ............................................................................................... 37
3.2 Experimenteller Aufbau .......................................................................... 39
3.2.1 Versuchsaufbau ........................................................................... 39
3.2.2 Details zum Tieftemperaturaufbau .............................................. 41
3.2.3 Typischer Verlauf eines Photonenpulses .................................... 42
3.2.4 Vergleich von Photonen- und Dunkelpuls .................................. 43
3.2.5 Photonen- und Dunkelzählraten .................................................. 44
3.3 Untersuchte SNSPDs .............................................................................. 46
3.4 Experimentelle Bestimmung der Photonen- und Dunkelzählraten ......... 48
3.5 Experimentelle Intrinsische Detektionseffizienz .................................... 50
ii
3.5.1 Photonenfluss am Ort des Mäanders, PF(λ) ................................ 50
3.5.2 Absorptionseffizienz der Mäanderstruktur, ABS(λ) .................... 51
3.5.3 Intrinsische Detektionseffizienz, IDE(λ) ..................................... 52
3.5.4 Grenzwellenlänge der intrinsischen Detektionseffizienz ............ 55
3.6 Theoretische Grenzwellenlänge in Abhängigkeit von der Streifenbreite 60
3.6.1 Erweitertes Hotspot-Modell ........................................................ 61
3.6.2 Quasistatisches Vortexmodell ..................................................... 61
3.6.3 Zeitabhängiges Ginzburg-Landau-Vortexmodell........................ 64
3.7 Vergleich des Experiments mit den theoretischen Modellen .................. 65
3.7.1 Parameterauswahl........................................................................ 65
3.7.2 Grenzwellenlänge und Streifenbreite .......................................... 67
3.8 Zusammenfassung ................................................................................... 73
4. Einfluss vom Magnetfeld auf Photonen- und Dunkelzählraten von
SNSPDs.......................................................................................................... 75
4.1 Motivation ............................................................................................... 75
4.2 Experimenteller Aufbau .......................................................................... 77
4.2.1 Versuchsaufbau ........................................................................... 77
4.2.2 Details zum Magnetfeldkryostaten.............................................. 78
4.2.3 Probenstab ................................................................................... 81
4.2.4 Kalibration des Temperatursensors ............................................. 83
4.2.5 Kalibration des Magnetfeldsensors ............................................. 83
4.2.6 Kühlprozedur ............................................................................... 85
4.3 Erste Messungen der Photonen- und Dunkelzählraten ........................... 86
4.4 Untersuchte SNSPDs .............................................................................. 88
4.5 Kritischer Strom im Magnetfeld ............................................................. 89
4.6 Photonenzählraten ................................................................................... 92
4.6.1 Fester Biasstrom und variable Wellenlänge ................................ 92
4.6.2 Feste Wellenlänge und variabler Biasstrom .............................. 101
4.7 Dunkelzählraten bei variablem Biasstrom ............................................ 103
4.8 Vergleich von Photonen- und Dunkelzählraten .................................... 106
4.9 Zusammenfassung ................................................................................. 107
5. Zusammenfassung und Ausblick .............................................................. 109
Symbolverzeichnis........................................................................................... 113
Abkürzungsverzeichnis .................................................................................. 117
Liste eigener Veröffentlichungen................................................................... 119
Referenzliste .................................................................................................... 121
Danksagung ..................................................................................................... 131
1
1.
Einleitung
Die Möglichkeit, geringe Strahlungsleistungen bis hin zu einzelnen Photonen
nachweisen zu können, ist für eine Vielzahl von wissenschaftlichen und technischen
Anwendungen von großer Bedeutung. In der medizinischen Bildgebung, der
Astronomie, der Biolumineszenz und der Spektroskopie beispielsweise ist die emittierte
Strahlungsleistung bzw. die am Nachweisort ankommende Strahlungsleistung häufig
sehr gering [1], [2]. Es gibt auch eine große Anzahl von Anwendungen, bei denen
einzelne Photonen sogar eine Schlüsselrolle spielen. Dies ist zum Beispiel in der
Quanteninformatik, wozu unter anderem die Quantenkryptographie gehört, oder der
Charakterisierung von Einzelphotonenquellen der Fall. Für viele dieser Anwendungen
ist es erforderlich, einzelne Photonen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, über einen
großen Wellenlängenbereich und mit hoher zeitlicher Genauigkeit nachzuweisen.
Deshalb ist es von großer Bedeutung, Detektoren zum Nachweis einzelner Photonen zu
entwickeln und zu verbessern. Diese Arbeit soll durch physikalische Grundlagenforschung einen Beitrag dazu leisten.
Als Einzelphotonendetektoren werden im optischen Wellenlängenbereich vor allem
Photoelektronenvervielfacher und Festkörper-Lawinenphotodioden verwendet, die
aufgrund ihrer langen Tradition sehr weit entwickelt sind. Diese Detektoren werden bei
Raumtemperatur oder elektrothermisch gekühlt betrieben und weisen zum Teil sehr
hohe Detektionseffizienzen (DE) und ein geringes Rauschen auf. Als Beispiel seien
Silizium-Lawinenphotodioden genannt, die eine DE von 65 % bei einer Wellenlänge
von 650 nm erreichen [3]. Im nahen Infrarot werden von diesen Detektortechnologien
hauptsächlich Lawinenphotodioden aus InGaAs/InP verwendet. Diese erzielen
heutzutage Spitzeneffizienzen von bis zu 30% bei einer Wellenlänge von 1,55 µm [4],
weisen aber trotz Kühlung große Rauschwerte auf, was den minimal messbaren
Photonenfluss begrenzt [3]. 1
1
Eine Übersicht über die Spezifikationen von Photoelektronenvervielfachern und FestkörperLawinenphotodioden findet man unter anderem in Ref. [1] und [2].
2
Kapitel: 1 Einleitung
Einen anderen Ansatz zur Detektion einzelner Photonen stellen supraleitende
Einzelphotonendetektoren dar. Im Wesentlichen gibt es heutzutage drei verschiedene
Arten: Einerseits supraleitende Tunnelkontakte, die hohe DEs im optischen Wellenlängenbereich aufweisen. Des Weiteren Übergangskantensensoren, die über einen
großen spektralen Bereich sehr empfindlich sind und beispielsweise eine DE von 95 %
bei einer Wellenlänge von 1,55 µm erreichen. Zwar ist die Dunkelzählrate (DZR), d.h.
die Anzahl der nicht durch Photonen ausgelösten Ereignisse pro Sekunde bei diesen
beiden Arten von supraleitenden Detektoren gering, jedoch müssen sie bei
Temperaturen im Millikelvin-Bereich betrieben werden und weisen eine geringe
maximale Zählrate auf [3], [5].
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der dritten Art von supraleitenden Detektoren und
zwar den supraleitenden Nanodraht-Einzelphotonendetektoren (engl. superconducting
nanowire single-photon detectors (SNSPDs)). Diese wurden erstmals 2001 in ihrer
Funktionsweise demonstriert [6], [7] und werden seitdem von vielen Gruppen weltweit
weiterentwickelt. SNSPDs sind in vielerlei Hinsicht für wissenschaftliche und
technische Anwendungen interessant. Sie erreichen hohe DEs im optischen Wellenlängenbereich und im nahen Infrarot (Spitzenwerte > 90 % um 1,55 µm [8], [9]) und
sind auch für Röntgenphotonen [10] und im mittleren Infrarot (0,4 % bei 5 µm) [11]
sensitiv. Außerdem weisen sie eine sehr geringe DZR und sehr hohe maximale
Zählraten bis in den GHz Bereich [11] auf. Andererseits müssen sie mindestens auf eine
Temperatur unterhalb von etwa 10 K gekühlt werden, um verwendbar zu sein. Dies ist
mit flüssigem Helium (Siedepunkt bei 4,2 K) zu erreichen. Durch die fortgeschrittene
Entwicklung von geschlossenen Kreislaufsystemen ist der Einsatz von SNSPDs für
praktische Anwendungen deutlich vereinfacht worden. Aus den genannten Gründen
eignen sich SNSPDs für den Einsatz in vielen unterschiedlichen Bereichen wie
beispielsweise in optischen Anwendungen, in der Kommunikationstechnologie und in
der Quanteninformatik [12]–[14].
Trotz der weiten Verbreitung von SNSPDs sind fundamentale Fragen der physikalischen
Abläufe des Photonendetektionsmechanismus, d.h. der Erzeugung eines messbaren
Signals als Antwort auf ein absorbiertes Photon, nicht vollständig verstanden und
3
Gegenstand gegenwärtiger experimenteller [15], [16] sowie theoretischer Forschung
[17]–[19].
Das Ziel dieser Arbeit ist es, dass Verständnis des Einzelphotonendetektionsmechanismus durch geeignete Messungen zu vertiefen und zu einer Verbesserung der
vorhandenen theoretischen Modelle beizutragen. Mit der Kenntnis der genauen
physikalischen Abläufe im Detektionsprozess können für Anwendungen relevante
Parameter (wie beispielsweise die DE) gezielt verbessert werden.
Die vorliegende Arbeit beginnt zunächst mit einer Einführung über SNSPDs, die unter
anderem ihr Funktionsprinzip, relevante Parameter zur Beschreibung ihrer Effizienz
sowie die Vorstellung der verfügbaren theoretischen Modelle des Detektionsmechanismus enthält (Kapitel 2). In Kapitel 3 werden Messungen der spektralen
Effizienz von SNSPDs mit unterschiedlicher Breite des Nanodrahts gezeigt und mit den
theoretischen Modellen verglichen. Um den Vergleich der Modelle zu ermöglichen,
werden diese zum Teil angepasst. Eine weitere Möglichkeit den Detektionsmechanismus zu untersuchen, kann mit Hilfe eines an die SNSPDs angelegten
Magnetfeldes vorgenommen werden. Dafür wurde ein spezieller Tieftemperaturaufbau
angefertigt, der zu Beginn von Kapitel 4 detailliert vorgestellt wird. Mit Hilfe dieses
Aufbaus wurden erstmalig Messungen der Photonenzählraten (PZR) und der DZR in
Abhängigkeit des magnetischen Feldes bis zu Flussdichten von ±250 mT an SNSPDs
vorgenommen. Die daraus gewonnenen Daten werden mit einem theoretischen Modell
verglichen.
Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse und einem Ausblick.
4
Kapitel: 1 Einleitung
2.
Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
In diesem Kapitel wird zunächst ein kurzer historischer Abriss der TieftemperaturSupraleitung gegeben. Darauf folgend werden supraleitende Parameter eingeführt, die
für das Verständnis und die Diskussion von SNSPDs in dieser Arbeit notwendig sind.
Im Anschluss daran wird die Funktionsweise der Detektoren, Parameter, die für die
Charakterisierung ihrer Effizienz relevant sind, sowie der Herstellungsprozesses von
SNSPDs beschrieben. Der letzte Abschnitt befasst sich mit verfügbaren theoretischen
Modellen des Einzelphotonendetektionsmechanismus, die in der Auswertung in den
Kapiteln 3 und 4 verwendet werden.
2.1
Geschichtliche Entwicklung der Tieftemperatur-Supraleitung
Dieses Kapitel gibt einen kurzen Überblick der Entwicklung der TieftemperaturSupraleitung, welcher sich im Wesentlichen an das Buch von Tinkham [20] hält.
Die Supraleitung wurde 1911 von Kammerlingh Onnes entdeckt. Drei Jahre nachdem es
ihm gelang Helium zu verflüssigen, beobachtete er, dass der Widerstand diverser
Metalle, wie beispielsweise Quecksilber oder Blei, unterhalb einer gewissen
Temperatur, der sogenannten Sprungtemperatur TC, abrupt auf einen nicht messbar
geringen Wert abfiel. In der Folgezeit wurde festgestellt, dass Ströme, die an
supraleitende Ringe angelegt wurden, auch nach einem Zeitraum von einem Jahr immer
noch ohne messbare Abnahme der Stromstärke flossen. Aus diesem und weiteren
Experimenten wurde gefolgert, dass eine verschwindend geringe Abnahme des
zirkulierenden Stroms in Supraleitern in einem Zeitraum von 10100 Jahren zu erwarten
ist, was einer „perfekten“ Leitfähigkeit gleichkommt. Kammerlingh Onnes beobachtete
weiterhin, dass an einen Supraleiter angelegte Ströme und Magnetfelder ab einer
gewissen Stärke den Zustand „perfekter“ Leitfähigkeit zerstören. 1933 entdeckten
Meißner und Ochsenfeld, dass ein Magnetfeld nicht nur daran gehindert wird, in den
Supraleiter einzudringen, sondern dass ein Feld, das bei Temperaturen oberhalb von TC
in einem Supraleiter (im normalleitenden Zustand) existiert, während des Abkühlens
6
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
unter TC aus diesem heraus gedrängt wird. Diese Tatsache bedeutet, dass Supraleiter
ideale Diamagneten sind und keine perfekte Leitfähigkeit besitzen.
2.1.1
London-Theorie
Eine theoretische Beschreibung des idealen Diamagnetismus von Supraleitern wurde
1935 von den beiden Brüdern Fritz und Heinz London aufgestellt. In ihrer
phänomenologischen Theorie führten sie die folgenden zwei bekannten „LondonGleichungen“ ein:

∂ 
E = µ0 L L
js
∂t
(

 
B = − µ 0 L L ∇ × js
(2.1)
)
(2.2)



wobei E und B die elektrische Feldstärke und die magnetische Flussdichte, js die
elektrische Stromdichte eines Supraleiters und
LL =
me
m 0 ns e 2
(2.3)
einen phänomenologischen Parameter bezeichnet. me bezeichnet die Masse des
Elektrons, µ0 die magnetische Feldkonstante, ns die Dichte der supraleitenden
Elektronen und e die Elementarladung. Gleichung 2.1 ist dabei einfach das zweite
Newtonsche Gesetz für supraleitende Elektronen [21]. Gleichung 2.2 kann mit Hilfe der
 

Maxwell-Gleichung ∇ × B = µ 0 js umgeschrieben werden zu:
  1 
∇ 2 B = 2 B.
λL
(2.4)
2.1 Geschichtliche Entwicklung der Tieftemperatur-Supraleitung
7
Diese Gleichung beschreibt den exponentiellen Abfall eines Magnetfeldes auf der Länge
der Eindringtiefe λL im Inneren einer supraleitenden Probe und damit den idealen
Diamagnetismus. Somit kann λL mit dem phänomenologischen Parameter ΛL identifiziert werden, wobei λ2L = L L .
2.1.2
Ginzburg-Landau-Theorie
1950 entwickelten Ginzburg und Landau (GL) eine phänomenologische Theorie der
Supraleitung, die im Gegensatz zur London-Theorie Quanteneffekte berücksichtigt.
Aufbauend auf Landaus Theorie der Phasenübergänge zweiter Ordnung führten GL eine
komplexe Pseudowellenfunktion ψ als Ordnungsparameter ein, die den quantenmechanischen Zustand der supraleitenden Elektronen beschreibt. Das Betragsquadrat
der Wellenfunktion beschreibt dabei die Dichte der supraleitenden Elektronen ψ
2
= ns .
Das grundlegende Postulat der GL-Theorie ist, dass die freie Energiedichte f eines
Supraleiters in einer Reihe von ψ² entwickelt werden kann. Daraus ergibt sich ein Paar

gekoppelter Differentialgleichungen für ψ und das Vektorpotential A . Aus diesen
Gleichungen lassen sich als wichtige Ergebnisse die Größen der Kohärenzlänge ξGL
(charakteristische Länge auf der sich ψ räumlich ändert) und der Eindringtiefe λGL
(charakteristische Länge auf der ein Magnetfeld in den Supraleiter eindringen kann)
ableiten. λGL entspricht dabei λL, wodurch die London-Theorie diesbezüglich bestätigt
werden konnte. Beide charakteristische Längen haben die gleiche Temperaturabhängigkeit in der Nähe des Phasenübergangs bei TC:
−1

T
ξ (T ) = ξ (0)1 −
 TC




T
λ (T ) = λ (0)1 −
 TC

 .

2
GL
2
GL
2
GL
2
GL
(2.5)
−1
(2.6)
8
2.1.3
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
BCS-Theorie
1957 stellten Bardeen, Cooper und Schrieffer (BCS) [22] die mikroskopische BCSTheorie vor, die auf der Idee Coopers von 1956 [23] beruht, dass zwei Elektronen mit
Energien knapp über der Fermi-Kante einen quasigebundenen Zustand eingehen
können, solange sie eine (auch noch so kleine) Anziehung verspüren. Ein gebundenes
Elektronenpaar wird Cooper-Paar genannt, wobei die Anziehung zwischen den
Elektronen über virtuelle Phononen, d.h. über Wechselwirkungen mit dem Gitter
(Gitterschwingungen) erfolgt. Die Größenordnung des räumlichen Abstands zwischen
den Elektronen des Cooper-Paars beträgt ξ0, was als BCS-Kohärenzlänge bezeichnet
wird. Die BCS-Theorie zeigt weiterhin, dass die Cooper-Paare aufgrund ihres
entgegengesetzten Impulses und Spins in den gleichen Quantenzustand kondensieren
und sich daher eine Energielücke Δ(T) um die Fermi-Kante ausbildet. Die minimale
Energie, die nötig ist, um ein Cooper-Paar aufzubrechen, wurde durch die Theorie mit
2Δ(T) prognostiziert. Δ(T) wächst von dem Wert Null bei TC bis auf den maximalen
Wert von
∆(0) =
π
eγ
k BTC = 1,76 k BTC ,
(2.7)
bei T = 0 K an, wobei γ die Eulersche Konstante und kB die Boltzmann-Konstante
darstellt. Gleichung 2.7 ist eine Näherung und gilt für schwach gekoppelte Supraleiter,
d.h. für schwache Elektron-Phonon-Wechselwirkung. Typische Werte von Δ(0) liegen
im Bereich weniger meV.
2.1.4
Typ-II-Supraleiter
Ebenfalls 1957 wurde der Begriff „Typ-II Supraleiter“ durch Abrikosov [24] eingeführt.
In seiner theoretischen Arbeit, die auf der GL-Theorie basiert, berechnete er, was
passieren würde, wenn der GL-Parameter, der als κ = λGL/ξGL definiert ist, größer als 1
ist, d.h. ξ < λ. Er fand heraus, dass für Materialien mit κ > 1 / 2 ein unteres und ein
2.2 Relevante supraleitende Parameter
9
oberes kritisches Magnetfeld Hc1 und Hc2 existiert. Legt man ein Magnetfeld H an diese
Materialien an, so gilt für H < Hc1, dass das Feld abgeschirmt wird (Meißner-Phase).
Für Feldstärken Hc1 < H < Hc2 dringt das Feld in Form einzelner Flussschläuche in den
Supraleiter ein (Shubnikov-Phase) und für H > Hc2 wird der supraleitende Zustand
zerstört (Normalleitende-Phase). Im folgenden Teil der Arbeit wird ein Flussschlauch
als „Vortex“ bzw. mehrere Flussschläuche als „Vortices“ bezeichnet. Jeder Vortex trägt
ein magnetisches Flussquant Φ0 = h/2e, wobei h das Planksche Wirkungsquantum ist.
Vereinfacht hat ein Vortex eine radialsymmetrische Struktur aus einem normalleitenden
Kern mit Radius ≈ ξGL. Ist das Eindringen von Vortices in den Supraleiter gegenüber der
Verdrängung des Feldes aus dem Supraleiter energetisch günstiger, spricht man von
einem Typ-II-Supraleiter, wobei der GL-Parameter κ > 1 / 2 ist. Im Falle von κ < 1 / 2
ist die Verdrängung des Feldes aus dem Supraleiter begünstigt und man spricht von
einem Typ-I-Supraleiter.
1959 hat Gor’kov [25] die Übereinstimmung der GL-Theorie und BCS-Theorie nahe
des Phasenübergangs bei TC gezeigt, wobei ψ direkt proportional zur Energielücke Δ ist.
Demzufolge kann ψ als Wellenfunktion der Schwerpunktsbewegung der Cooper-Paare
gesehen werden.
2.2
Relevante supraleitende Parameter
In diesem Abschnitt werden relevante supraleitende Parameter eingeführt, die in den
theoretischen Modellen des Photonendetektionsmechanismus von SNSPDs vorkommen
und für spätere Berechnungen notwendig sind. Die Parameter werden dabei so
umformuliert, dass sie neben Konstanten nur messbare Größen wie die Sprungtemperatur TC, den spezifischen Widerstand im normalleitenden Zustand ρn, die
Elektronendiffusivität D oder die Energielücke Δ(0) beinhalten.
Die in dieser Arbeit untersuchten supraleitenden Materialien Niobnitrit (NbN) und
Tantalnitrit (TaN) befinden sich im Grenzfall „extrem schmutziger“ Typ-II Supraleiter
(l ≪ ξ0), da die jeweilige mittlere freie Weglänge der Elektronen l wesentlich kleiner als
10
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
die BCS-Kohärenzlänge ξ0 ist. Für NbN beträgt l ≈ 0,8 nm [26] und ξ0 ≈ 100 nm [27].
Für TaN sind diese Werte nicht bekannt, jedoch ist das Material chemisch und
physikalisch gesehen NbN sehr ähnlich [28], weshalb man davon ausgehen kann, dass
die Bedingung l ≪ ξ0 ebenfalls erfüllt ist.
2.2.1
Energielücke
Die Energielücke am Temperaturnullpunkt Δ(0) = 1,76kBTC, wie sie in Gl. 2.7 bereits
erwähnt wurde, gilt für schwach gekoppelte Supraleiter wie beispielsweise TaN [29].
NbN hingegen ist ein stark gekoppelter Supraleiter (starke Elektron-Phonon-Wechselwirkung), daher trifft der numerische Vorfaktor der BCS-Theorie nicht mehr zu. In
diesem Fall gilt die experimentell bestimmte Relation [29]:
∆(0) = 2,05k BTC .
(2.8)
Da die Temperaturabhängigkeit der Energielücke in der BCS-Theorie lediglich
numerisch berechnet werden kann [20], wurde die folgende Näherung in analytischer
Form verwendet, die mit den numerischen Werten [30] sowie anderen analytischen
Näherungen [31] übereinstimmt:
 T
∆(T ) = ∆(0)1 − 
  TC

2.2.2



2 1/ 2




 T
⋅ 1 + 
  TC




2




3 / 10
.
(2.9)
Kohärenzlänge
In der BCS-Theorie [22] ist die Kohärenzlänge bei T = 0 K wie folgt definiert:
ξ0 =
v F
.
π ∆ ( 0)
(2.10)
2.2 Relevante supraleitende Parameter
11
vF bezeichnet dabei die Fermi-Geschwindigkeit, d.h. die Geschwindigkeit eines
Elektrons mit einer der Fermi-Energie entsprechenden kinetischen Energie. Aus der
Verbindung von BCS-Theorie und der GL-Theorie nahe TC durch Gor’kov [25] wurde
die GL-Kohärenzlänge für den Fall „extrem schmutziger“ Supraleiter abgeleitet. Für T
nahe TC gilt [32]:
 T
ξ (T ) = ξ (0) 1 − 
  TC
2
2
−1

  .


(2.11)
Die Temperaturabhängigkeit für den gesamten Temperaturbereich kann durch die
analytische Näherung [31]
 T
ξ (T ) = ξ (0) 1 − 
  TC
2
2
−1
   T
  ⋅ 1 + 
 
    TC

 


−1 / 2
(2.12)
ausgedrückt werden, wobei der Vorfaktor durch
ξ (0) =
2
π3 2
24eγ
lξ 0
(2.13)
gegeben ist.
Setzt man Gl. 2.7 und Gl. 2.10 zusammen mit der Elektronendiffusivität D = 1/3vf l in
Gl. 2.13 ein, erhält man
ξ (0) 2 =
hD
.
2 8 k BTC
(2.14)
12
2.2.3
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
Magnetische Eindringtiefe
Die London‘sche Eindringtiefe bei T = 0 K ist durch Gl. 2.3 in Abschnitt 2.1.1 gegeben:
λ2L (0) =
me
.
m 0 e 2 ns
(2.15)
Aus dem Vergleich der GL-Theorie mit der BCS-Theorie nahe TC folgt, dass die
London‘sche Eindringtiefe auch als
λ2L (0) =
3
µ 0 e N 0ν F2
2
(2.16)
dargestellt werden kann [25]. N0 bezeichnet dabei die elektronische Zustandsdichte an
der Fermi-Kante im normalleitenden Zustand. Für den Fall „extrem schmutziger“
Supraleiter gilt bei T = 0 K [20],
l2 (0) = l2L (0)
ξ0
l
.
(2.17)
Durch das Einsetzten der Gln. 2.16 und 2.10 in Gl. 2.17 sowie die Verwendung von
D = 1/3vf l und der Einstein-Smoluchowski-Beziehung [33], [34]
N0 =
1
e ρn D
2
,
(2.18)
wobei ρn den spezifischen Widerstand im normalleitenden Zustand bezeichnet, ergibt
sich die Eindringtiefe zu:
λ 2 ( 0) =
ρ n
.
π µ 0 ∆ ( 0)
(2.19)
2.2 Relevante supraleitende Parameter
13
Die Temperaturabhängigkeit der Eindringtiefe ist beispielsweise in Ref. [20] angegeben.
In dieser Arbeit wurde die folgende einfache Näherung in analytischer Form verwendet,
die mit den Werten in Ref. [20] und der Näherung in Ref. [31] übereinstimmt:
 T
λ2 (T ) = λ2 (0)1 − 
  TC




2
−1
  T
 ⋅ 1 + 
   TC
 



3/ 2




−1 / 2
.
(2.20)
Bei der Verwendung von supraleitenden Dünnfilmen (Filmdicke d ≪ λ) weicht die
magnetische Eindringtiefe von der allgemeinen Form für drei Dimensionen Gl. 2.20
stark ab und ist von d abhängig. Die effektive magnetische Eindringtiefe ist dann [35]:
λeff (T ) =
2.2.4
2λ2 (T )
.
d
(2.21)
Kritischer Paarbrechungsstrom in Nanodrähten
In dieser Arbeit wurden Nanodrähte rechteckigen Querschnitts (d ≈ 4 nm, Drahtbreite
w ≈ 70 - 250 nm) verwendet, die nachfolgend auch als Streifen bezeichnet werden. Für
diese ist zum einen λeff(T) ≫ λ(T) und zum anderen λeff(T) bei allen Temperaturen größer
als die Dimensionen des Streifens 2. Daraus folgt, dass die Stromdichteverteilung im
Nanodraht bei allen Temperaturen als homogen angenommen werden kann [31]. Die
maximale Stromdichte ist erreicht, wenn die kinetische Energie der sich bewegenden
supraleitenden Elektronen die Bindungsenergie der Cooper-Paare überschreitet. Dieser
kritische Wert, bei dem der Supraleiter in den Normalzustand wechselt, wird als
Paarbrechungsstrom (engl. depairing current) bezeichnet. Der Paarbrechungsstrom für
einen geraden Streifen im Rahmen des GL-Modells lautet [31]:
2
λeff(0) ≈ 100 µm, λ(0) ≈ 400 nm (vgl. mit Tabelle 3-1 in Abschnitt 3.3), wobei ρn = RSd verwendet
wurde. RS bezeichnet den Flächenwiderstand.
14
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
I dep =
4 p (exp(γ ) )
21ζ (3) 3
2
3
2
β (k BTC )   T
w1 − 
e RS D    TC
2
0



2
3
 T
2
 0,651 − 
  TC




5 1/ 2

 ,

(2.22)
wobei die Temperaturabhängigkeit der Energielücke von Bardeen [36] und eine
Korrektur für „extrem schmutzige“ Supraleiter von Kupriyanov-Lukichev [37]
verwendet
wurden.
ζ(3) = 1,202
bezeichnet
die
Apéry-Konstante,
RS
den
Flächenwiderstand und β0 das folgende Verhältnis: β0 = Δ(0)/kBTC.
Die in dieser Arbeit verwendeten supraleitenden Streifen sind nicht gerade, sondern
weisen 180°-Windungen auf. Für Streifengeometrien, die von der geraden Form
abweichen, wurde theoretisch gezeigt [38] und experimentell bestätigt [39], [40], dass
der experimentelle kritische Strom Ic,e auf einen Wert limitiert ist, der kleiner als der
kritische Paarbrechungsstrom Idep ist. Der Grund dafür ist eine lokal höhere Stromdichte
an den Innenkanten der Windungen (engl. current crowding). Das bedeutet, dass der
supraleitende Streifen normalleitend wird, wenn der angelegte Strom den kritischen
Wert der Windung übersteigt.
2.3
Funktionsweise und relevante Detektorparameter
SNSPDs sind Einzelphotonendetektoren, die hauptsächlich im optischen Wellenlängenbereich und im nahen Infrarot eingesetzt werden. Typischerweise bestehen sie aus
einem supraleitenden Streifen, der aus einem Dünnfilm hergestellt wird, eine Dicke von
wenigen Nanometern und eine Breite im Bereich von 100 nm hat. Um die photoaktive
Fläche des Detektors möglichst effektiv zu nutzen, wird der Streifen mäanderformig
angeordnet. Das bis zum heutigen Zeitpunkt am häufigsten für SNSPDs genutzte und
daher auch am besten untersuchte Material ist NbN. Abbildung 2-1 zeigt die Geometrie
eines typischen, in dieser Arbeit verwendeten SNSPDs.
Um einzelne Photonen zu registrieren, werden SNSPDs auf eine Temperatur deutlich
unterhalb ihrer Sprungtemperatur (TC ≈ 10 K) gekühlt und mit einem konstanten Strom
2.3 Funktionsweise und relevante Detektorparameter
15
gespeist, der sich nahe zum kritischen Strom (siehe Abschnitt 2.2.4) befindet. Typisch
sind Temperaturen von 4,2 K und Ströme von 90 Prozent des kritischen Stroms. Trifft
ein Photon ausreichend großer Energie auf den Supraleiter und wird absorbiert, entsteht
lokal ein normalleitender Bereich über die gesamte Breite des Streifens. Dieser
verursacht eine messbare Widerstandsänderung an den Enden des Mäanders.
Abbildung 2-1: Typische Mäanderform des Nanodrahts eines SNSPDs.
2.3.1
Das Hotspot-Modell
Im Folgenden wird der Photonendetektionsmechanismus vereinfacht und nach der
Vorstellung des ursprünglichen Hotspot-Modells [6], [7] erklärt. Zunächst befindet sich
der gesamte stromdurchflossene Nanodraht im supraleitenden Zustand bei einer
Temperatur deutlich unterhalb von TC. Der dabei fließende Strom wird im folgenden
Teil der Arbeit Biasstrom genannt und mit Ib bezeichnet. In Abbildung 2-2 ist der
Detektionsmechanismus schematisch dargestellt. Die Ausgangssituation (a) zeigt ein
Teilstück des Nanodrahts (grau), durch das Ib fließt (blaue Pfeile). Die Spannung an den
Enden des Drahts
beträgt zu diesem Zeitpunkt Null Volt (durch ein skizziertes
Oszilloskop dargestellt). Im Falle der Absorption eines Photons durch ein Elektron im
16
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
supraleitenden Nanodraht entsteht ein normalleitendes zylindrisches Volumen (roter
Fleck (engl. hot spot)), in dem der supraleitende Ordnungsparameter, d.h. die CooperPaardichte, unterdrückt ist. Folglich wird der durch die Cooper-Paare getragene Strom
aus dem zylindrischen Volumen ausgeschlossen und konzentriert sich an den Seiten
zwischen Zylinder und Streifenkante. Die messbare Spannung beträgt unverändert Null
Volt (b). Ist das verbleibende supraleitende Volumen zwischen Zylinder und
Streifenkante zu klein, so wird dort die kritische Stromdichte überschritten und der
Supraleiter geht lokal über die gesamte Streifenbreite in den normalleitenden Zustand
über, wodurch ein messbarer Spannungspuls ausgelöst wird (c). Nach einer charakteristischen Zeit kühlt der normalleitende Bereich aus und der gesamte Streifen befindet sich
wieder im supraleitenden Zustand, sodass erneut ein Photon detektiert werden kann (a).
Abbildung 2-2: Schematische Darstellung des Photonendetektionsmechanismus eines SNSPDs nach
der Vorstellung des ursprünglichen Hotspot-Modells [6], [7].
Der durch die Absorption eines Photons erzeugte Spannungspuls in einem stromgespeisten SNSPD kann auf einfache Art und Weise durch ein entsprechendes
Ersatzschaltbild nachvollzogen werden (siehe Abbildung 2-3). Dabei wird der Detektor
durch seine kinetische Induktivität LK, einen zeitabhängen Widerstand RN(t) und einen
Schalter S dargestellt. Wird ein Photon ausreichender Energie absorbiert, führt dies zu
2.3 Funktionsweise und relevante Detektorparameter
17
einem normalleitenden Bereich über die gesamte Streifenbreite, was durch das Öffnen
des Schalters im Ersatzschaltbild berücksichtigt wird. Der Widerstand RN(t) des
normalleitenden Bereichs wächst aufgrund der Erwärmung durch den Biasstrom
typischerweise auf einen Wert im Bereich von mehreren hundert Ω bis zu wenigen kΩ
[41]. Folglich wird der Großteil des Stroms in die Lastimpedanz der Zuleitung
Z0 = 50 Ω umgeleitet. Die Zeitkonstante des abfallenden Biasstroms durch den SNSPD
ist durch τ1 = LK/(Z0+Rn(t)) gegeben. Die Amplitude des Spannungspulses ist
proportional zu Ib·Z0. Während der Strom durch die Zuleitung fließt, kühlt der
normalleitende Bereich aus und verschwindet, was durch das Schließen des Schalters in
Abbildung 2-3 erreicht wird. Nun steigt der Strom durch den Mäander mit einer
Zeitkonstante von τ2 = LK/Z0 wieder an. Die Totzeit τtot des Detektors ist durch die
Summe beider Zeitkonstanten gegeben, die wegen des großen Wertes von RN(t)
gegenüber Z0 etwa τ2 entspricht. Typischerweise beträgt LK für die in dieser Arbeit
untersuchten Mäander etwa 500 nH [42]. Daraus ergibt sich τtot ≈ 10 ns.
Abbildung 2-3: Ersatzschaltbild, mit dem der im stromdurchflossenen SNSPD erzeugte
Spannungspuls nach Absorption eines Photons nachvollzogen werden kann. Eine detaillierte
Beschreibung befindet sich im Text. Abbildung in Anlehnung an Ref. [42].
18
2.3.2
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
Detektionseffizienz
Eine wichtige Maßzahl eines Einzelphotonendetektorsystems ist das Verhältnis
zwischen den auf das Detektorsystem einfallenden und den tatsächlich gezählten
Photonen in einem gewählten Zeitintervall. Dieses Verhältnis ist kleiner als eins und
wird Systemdetektionseffizienz (SDE) genannt. Üblicherweise definiert man es
folgendermaßen [26]:
SDE = OCE · ABS · IDE.
Der erste Faktor steht für die optische Kopplungseffizienz (engl. optical coupling
efficiency (OCE)) und beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass die in die Eingangsöffnung des Systems eintretenden Photonen die sensitive Fläche des Detektors
erreichen. Verluste können durch Absorption, Streuung oder Reflektion der Photonen
sowie durch eine Überstrahlung der sensitiven Fläche entstehen.
Der zweite Faktor ist die Absorptionseffizienz (ABS). Diese beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass ein auf der sensitiven Fläche des Detektors auftreffendes Photon von
dieser absorbiert wird. Die ABS ist von der Geometrie (Dicke, Streifenbreite,
Mäanderfüllfaktor) und dem Material (Absorptionskoeffizient) des Detektors sowie von
der Wellenlänge der Photonen und deren Polarisation abhängig [26]. Eine Steigerung
der ABS kann durch eine Änderung der Materialparameter des Dünnfilms [43] oder
durch Vergrößerung der Absorptionslänge erreicht werden. Im letzteren Fall gibt es zwei
Herangehensweisen. Zum einen kann die absorbierende Struktur in einen optischen
Resonator (Multischichtsysteme) eingebettet werden, sodass die Absorption aufgrund
des mehrfachen Durchgangs des Lichts durch das Material gesteigert wird [44].
Andererseits werden hohe Absorptionen dadurch erreicht, dass supraleitende Strukturen
auf einem Wellenleiter abgeschieden werden, wobei das Licht nicht senkrecht auf der
Struktur auftrifft, sondern parallel dazu geleitet wird. In diesem Fall werden SDEs für
bestimmte Wellenlängen von knapp 1, d.h. 100 % erreicht [8], [9], [45].
Der dritte Faktor ist die intrinsische Detektionseffizienz (IDE). Die IDE bezeichnet die
Wahrscheinlichkeit des SNSPDs einen messbaren Spannungspuls nach Absorption eines
2.3 Funktionsweise und relevante Detektorparameter
19
Photons auszulösen. Dieser Parameter ist durch den Photonendetektionsmechanismus
bestimmt und abhängig von der Photonenenergie (siehe Abschnitt 2.5), hingegen aber
unabhängig von der Polarisation der Photonen [26]. Eine Erhöhung dieses Faktors, bzw.
eine Verschiebung der minimal detektierbaren Photonenenergie zu niedrigeren Werten,
kann unter anderem durch eine Änderung der Materialparameter [46], [47] und der
Geometrie des Mäanders bewirkt werden [40].
Das Produkt aus ABS und IDE wird in der Literatur häufig als DE bezeichnet.
2.3.3
Dunkelereignisse
Die vom Einzelphotonendetektorsystem gezählte Anzahl an Pulsen pro Zeiteinheit
stimmt in der Regel nicht mit der Anzahl der pro Zeiteinheit durch Photonen
getriggerten Pulse überein. Der Grund dafür sind Dunkelpulse, die verschiedenen
Ursprungs sein können. Zum einen gibt es ein durch die verwendeten elektronischen
Komponenten hervorgerufenes Rauschniveau, welches das Photonensignal immer überlagert. Dieses ist im Allgemeinen jedoch wesentlich geringer als die Amplitude des
Antwortsignals eines gezählten Photons, die proportional zum angelegten Strom ist
(siehe Abschnitt 2.3.1). Daher kann der Einfluss dieser Rauschquelle durch einen
geeigneten Versuchsaufbau eliminiert werden (siehe Abschnitt 3.2.5). Zum anderen
treten Dunkelpulse auf, die von Photonenpulsen ununterscheidbar sind (siehe Abschnitt
3.2.4). Diese können einerseits durch Photonen ausgelöst werden, die durch Streulicht
in das System eindringen, von schwarzen Körpern im Messaufbau emittiert werden oder
durch Fluktuationen im Supraleiter hervorgerufen werden. Durch geeignete Blenden im
Versuchsaufbau lässt sich der Einfluss der ersten beiden ununterscheidbaren
Dunkelpulse minimieren (siehe Abschnitt 3.2). Durch Fluktuationen hervorgerufene
Dunkelpulse sind vom Biasstrom abhängig und nehmen mit diesem exponentiell zu.
Der Ursprung dieser Fluktuationen wird unter anderem in den Ref. [48], [49] und [50]
diskutiert. Ref. [48] zufolge sind einzelne Vortices, die den supraleitenden Streifen
queren und Energie dissipieren der Grund für diese Dunkelereignisse. Eine genauere
Beschreibung dieses Mechanismus wird in Abschnitt 2.5.2 vorgenommen.
20
2.4
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
Herstellungsprozess
Die in dieser Arbeit verwendeten SNSPDs wurden am IMS 3 in Karlsruhe und am
RPLAB 4 in Moskau hergestellt. In den folgenden zwei Unterkapiteln werden die
Herstellung des Dünnfilms und die Strukturierung dieses Films in einen Mäander
vorgestellt.
Vorab ist es wichtig zu verstehen, welche Anforderungen die Materialien erfüllen
müssen, damit sie als SNSPD funktionieren können. Zum einen muss das Material eine
geringe Elektronendiffusivität aufweisen, sodass sich nach der Absorption eines Photons
ein Hotspot ausbilden kann, bevor die Photonenenergie in das Substrat abgeführt wird.
Zum anderen ist ein Material mit einer möglichst geringen elektronischen
Zustandsdichte an der Fermi-Kante und einer kleinen Energielücke vorteilhaft, da
dadurch die Photonenenergie die Supraleitung am Absorptionsort effektiver unterdrückt
[51]. Das bedeutet, dass schon bei geringeren Photonenenergien ein normalleitender
Bereich bzw. ein Spannungspuls erzeugt wird. Aus technologischer Sicht muss das
Material für den Fabrikationsprozess geeignet sowie mechanisch und zeitlich stabil sein.
Bisher wurden einige unterschiedliche Materialien für die Anwendung als SNSPD
verwendet wie beispielsweise: MgB2 [52], NbSi [53], NbTiN [54], [44], a-WxSi1-x [55],
Nb [56], NbN [57] und TaN [51], [28].
Die in dieser Arbeit untersuchten SNSPDs sind aus NbN und TaN hergestellt. NbN ist
das für SNSPDs am weitesten verbreitete und am besten untersuchte Material, da es die
oben genannten Anforderungen gut erfüllt. Zudem hat es eine große Sprungtemperatur
TC = 17 K (Voll- oder „Bulk“-Material) bzw. TC = 10 - 15 K (3 - 15 nm dicke Dünnfilme
[26]), sodass es in 4He-Kryostaten verwendet werden kann. TaN ist wie bereits erwähnt
(Abschnitt 2.2) NbN chemisch und physikalisch sehr ähnlich. Folglich ähneln sich auch
die intrinsischen Parameter, wobei die Sprungtemperatur TC = 6 - 10,5 K (3 - 15 nm
3
Institut für Mikro- und Nanoelektronische Systeme (IMS) des Karlsruher Instituts für Technologie
(KIT).
4
Radiophysics Laboratory (RPLAB) der Moscow State Pedagogical University (MSPU).
2.4 Herstellungsprozess
21
dicke Dünnfilme [51]) und damit auch die Energielücke sowie die elektronische
Zustandsdichte von TaN geringer sind (siehe Tabelle in Ref. [28]).
Für die Anwendung als SNSPD ist außerdem die Wahl des Substrates, auf dem das
supraleitende Material abgeschieden wird, wichtig. Am häufigsten werden MgO [58],
[59], Si (mit oxidierter Oberfläche, d.h. SiO2) [53], [60] oder Al2O3 (Saphir) [28], [61],
[43] verwendet. MgO (100) und Saphir (R-Ebene) haben eine Kristallstruktur mit einer
Gitterkonstante von a0 = 4,2 Å und a0 = 4,8 Å, die ähnlich zu den Gitterkonstanten der
oben erwähnten supraleitenden „Standardmaterialien“ ist. Das bedeutet, dass die
Dünnfilme nur eine kleine Übergangszone der Gitterkonstanten (Fehlanpassung)
aufweisen und die Sprungtemperaturen der Dünnfilme nicht zu stark von denen der
Vollmaterialien abweichen. Als Beispiel sei NbN genannt, das bei einer kubisch
flächenzentrierten Struktur eine Gitterkonstante von a0 = 4,4 Å aufweist [46]. Die
Gitterkonstante von SiO2 (a0 = 5,4 Å) ist im Vergleich zu denen von MgO (100) und
Saphir (R-Ebene) wesentlich größer, was eine niedrigere Sprungtemperatur der
abgeschiedenen Dünnfilme zur Folge hat. Es eignet sich hingegen besser für die
Integration von Wellenleitern und on-chip Elektronik [61]. Folglich ist die Wahl des
Substrats von der Anwendung abhängig.
2.4.1
Dünnfilmabscheidung
Die Dünnfilme werden in einer reaktiven DC-Magnetronzerstäuberanlage hergestellt.
Das Funktionsprinzip ist wie folgt: In einer Vakuumkammer mit einem Basisdruck von
etwa 10-6 hPa wird das Targetmaterial (hier pures Ta oder Nb) auf einer Kathode und das
Substrat auf einer Anode angebracht. Das Substrat wird zusätzlich auf eine Temperatur
von 750 °C geheizt, was die Dünnfilmqualität verbessert [46]. Nun wird das Arbeitsgas
Ar+ in die Kammer gefüllt. Durch das Anlegen einer DC Spannung (hier U ≈ 375 V)
findet eine Gasentladung statt, wobei die gebildeten Ar+ Gasionen auf das Target
beschleunigt werden und damit Material herauslösen. Zunächst wird das Target auf
diese Weise gereinigt. Danach beginnt man mit der Dünnfilmabscheidung, wofür
zusätzlich das reaktive Gas N2 in die Kammer gefüllt wird, sodass ein Gasgemisch
22
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
entsteht. Es findet nun eine Reaktion des gelösten Targetmaterials mit N2 zu TaN oder
NbN statt, das sich auf dem Substrat abscheidet. Durch Permanentmagnete unter der
Kathode wird der Prozess optimiert, da die Gasionen dadurch auf Kreisbahnen über
dem Target bewegt werden und dies zu höheren Ionisationsraten führt. Durch eine
Änderung des Gasentladungsstroms kann das Verhältnis von Ta oder Nb zu N verändert
werden, was Auswirkung auf Materialparameter wie ρn und D und supraleitende
Parameter wie IC, ξ und Δ der Dünnfilme hat [46]. Die genauen Werte der Partialdrücke
der Gase, des Entladungsstroms und der Abscheidungszeiten finden sich in den
Veröffentlichungen [46], [51], [62]. Die Filmdicken der hier untersuchten Dünnfilme
liegen zwischen 3,6 nm und 4,8 nm. Diese Werte werden aus der Zerstäuberzeit
(Sputterzeit) und der bekannten Abscheidungsrate (nm/s) errechnet.
2.4.2
Dünnfilmstrukturierung
Im Folgenden wird der Strukturierungsprozess eines Dünnfilms beschrieben, wie er am
IMS durchgeführt wird. Eine sehr ausführliche Beschreibung findet man in Ref. [46].
Der am RPLAB durchgeführte Prozess ist vom grundlegenden Ablauf her gleich, jedoch
können einzelne Schritte variieren [62].
Abbildung 2-4: Skizze des Strukturierungsprozesses eines Dünnfilms in einen Mäander. Eine
detaillierte Beschreibung befindet sich im Text. Abbildung mit Änderungen entnommen aus [46].
2.5 Theorie des Photonendetektionsmechanismus
23
Der Strukturierungsprozess umfasst im Wesentlichen zwei Schritte. Zuerst wird an
zentraler Stelle auf dem Dünnfilm die Mäanderstruktur hergestellt und in einem
anschließenden Schritt die Kontakte aufgebracht. Die Ausgangssituation ist der auf
einem Substrat (blau) abgeschiedene Dünnfilm (grau), wie er in Abbildung 2-4a)
dargestellt ist. Für die Mäanderstrukturierung wird zunächst ein 100×100 µm² großer,
etwa 100 nm dicker, positiver Fotolack (rot) auf den Dünnfilm aufgetragen. Danach
wird das negative Bild des Mäanders mit einem fokussierten Elektronenstrahl in den
Fotolack geschrieben (Belichtung). Bei der „Entwicklung“ mit einem Lösungsmittel
werden die zuvor belichteten Bereiche des Fotolacks entfernt. Dadurch erhält man eine
Maske des Mäanders aus Fotolack (b). Durch gezieltes reaktives Ionenätzen wird
ausschließlich der zentrale Bereich des Dünnfilms mit Ionen beschossen, wobei der Teil
des Dünnfilms, der nicht durch die Maske geschützt wird, abgetragen wird. Gleichzeitig
wird auch der wesentlich dickere Lack abgetragen. Dadurch wird das Bild des
Mäanders in den Dünnfilm geätzt (c). Anschließend wird der verbliebene Lack mit
Aceton entfernt, wobei der strukturierte Mäander zum Vorschein kommt (c). In einem
zweiten Schritt werden die Kontakte hergestellt. Dazu wird Fotolack auf dem gesamten
Substrat aufgebracht. Durch einen Fotolithographieprozess wird durch Belichten des
Lacks ein positives Bild der Kontakte hergestellt und der zentrale Mäander geschützt
(d). Die unbelichteten Bereiche werden mit einer Lösung entfernt. Anschließend wird
der unbedeckte Dünnfilm erneut durch reaktives Ionenätzen abgetragen (e). Im letzten
Schritt wird der Fotolack entfernt und man erhält den fertig strukturierten Detektor (f).
2.5
Theorie des Photonendetektionsmechanismus
Im folgenden Kapitel werden die verfügbaren theoretischen Modelle des Einzelphotonen-Detektionsmechanismus in stromdurchflossenen, supraleitenden Nanodrähten
vorgestellt. Diese beschreiben die IDE (siehe Abschnitt 2.3.2) und dienen als
Vergleichsgrundlage für die in den Kapiteln 3 und 4 erhaltenen experimentellen
Ergebnisse.
24
2.5.1
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
Erweitertes Hotspot-Modell
Die mit dem ursprünglichen Hotspot-Modell (Abschnitt 2.3.1) abgeschätzten
maximalen Fleckdurchmesser für ein absorbiertes Photon einer Wellenlänge von etwa
1,2 µm liegen im Bereich der GL-Kohärenzlänge. Dem Modell zufolge ist es in diesem
Fall nicht möglich einen normalleitenden Bereich über die gesamte Streifenbreite zu
erzeugen. Experimentell können Photonen mit diesen und größeren Wellenlängen aber
detektiert werden.
Daraufhin wurde das Modell weiterentwickelt, indem die inhomogene Verteilung des
Ordnungsparameters durch die Diffusion von Nichtgleichgewichts-Quasiteilchen
mitberücksichtigt wurde [63]. Es wurde festgestellt, dass das Photon keinen
normalleitenden Fleck erzeugen muss, um detektiert zu werden. Es reicht hingegen aus,
wenn die Dichte der supraleitenden Elektronen genügend reduziert ist 5. Die Abnahme
des supraleitenden Ordnungsparameters, welcher der Dichte der supraleitenden
Elektronen entspricht (siehe Abschnitt 2.1.2), reduziert die Fähigkeit den supraleitenden
Strom zu tragen, d.h. es reduziert den maximalen supraleitenden Strom (auch
Suprastrom genannt). Wenn der maximale Suprastrom lokal, d.h. auf einer räumlichen
Größe der supraleitenden Kohärenzlänge, reduziert wird und die Stärke des extern
angelegten Stroms erreicht, wird ein Detektionsevent ausgelöst.
Im Folgenden wird der Detektionsmechanismus des erweiterten Hotspot-Modells
detailliert erklärt, wobei sich die Beschreibung eng an die unter Ref. [63] angegebene
Veröffentlichung hält. Es wird davon ausgegangen, dass die Dicke d des
stromtragenden, supraleitenden Streifens wesentlich kleiner als dessen Breite w und
kleiner als die Kohärenzlänge ξ ist. Unter dieser Annahme kann der Streifen als
zweidimensional betrachtet werden. Zusätzlich übertrifft die effektive magnetische
Eindringtiefe (Gl. 2.21) die Breite w selbst bei Temperaturen deutlich unterhalb der
Sprungtemperatur. Für solch eine Streifengeometrie ist die lokale Geschwindigkeit der
5
Im Folgenden Teil der Arbeit wird die lokale Verringerung der Dichte der supraleitenden Elektronen
durch ein Photon im SNSPD als Hotspot bezeichnet.
2.5 Theorie des Photonendetektionsmechanismus
25
Cooper-Paare über den Querschnitt des Streifens konstant. Da w > 4,4ξ [64], ist es
möglich, dass magnetische Vortices schon aufgrund des durch den Biasstrom erzeugten
Eigenfeldes in den Streifen eindringen können, was eine lokale Änderung der Stromdichte zur Folge hätte. Das erweiterte Hotspot-Modell vernachlässigt allerdings
Vortices, weshalb die gemittelte Suprastromdichte als js = e ns vs ausgedrückt wird.
Dabei bezeichnen ns und vs die gemittelte Dichte bzw. Geschwindigkeit der CooperPaare. Die lokale Stromdichte ändert sich nur dann signifikant, wenn sich ns über eine
Strecke von mindestens ξ entlang des Strompfades ändert. Kürzere Strecken werden von
Cooper-Paaren durchtunnelt ohne dabei Energie zu dissipieren. Daraus ergibt sich das
kleinste für Stromänderungen relevante Volumen im Streifen zu V = ξ w d. Wird ein
Photon der Energie Eph ≫ Δ im Streifen absorbiert, führt dies lokal zu einem
Aufbrechen vieler Cooper-Paare, d.h. zu einer Reduzierung der Cooper-Paardichte, was
nachfolgend kurz beschrieben wird.
Abbildung 2-5 stellt die Photonenabsorption in einem supraleitenden Dünnfilm und die
anschließende Relaxation der Energie dar. Die Energie Eph ≫ Δ des Photons wird von
einem Elektron eines Cooper-Paars absorbiert (a). Infolgedessen bricht das Cooper-Paar
auf und es entsteht ein hoch angeregtes heißes Elektron (rot) und ein Elektron niedriger
Energie (a). Elektronen mit Energien oberhalb der Energielücke werden im Folgenden,
wie in der Literatur üblich als Quasiteilchen (QT) bezeichnet. Das heiße QT verringert
seine Energie zunächst über Elektron-Elektron-Wechselwirkung (e-e), wobei weitere
Cooper-Paare aufgebrochen werden, welche ihrerseits über e-e-Wechselwirkung Energie verlieren bis die mittlere Energie der QTs etwa 0,1 eV entspricht. Danach dominiert
die Elektron-Phonon-Wechselwirkung (e-p), wobei die dabei erzeugten Phononen
weitere Cooper-Paare aufbrechen (b). Gleichzeitig kommt es zur Rekombination von
Cooper-Paaren aus QTs. Diese Prozesse laufen parallel ab, wobei nach der sogenannten
Thermalisierungszeit τth (≈ 7 ps, [65]) die maximale Anzahl an QTs erreicht wird, die im
Idealfall Eph/Δ entspricht. Nach dieser Zeit sind die QTs auf das Niveau der
Energielücke Δ relaxiert. Schließlich wandern die Phononen ins Substrat ab (c).
26
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
Abbildung 2-5: Schematische Darstellung der QT-Multiplikation und des Energierelaxationsprozesses in einem supraleitenden Dünnfilm nach der Absorption eines Photons. a) Ein Photon mit
einer Energie, die wesentlich größer als die Energielücke ist (Eph = hυ ≫ Δ), bricht ein Cooper-Paar
auf, wodurch ein hoch angeregtes Elektron und ein Elektron niedriger Energie entstehen. Das hoch
angeregte Elektron verliert seine Energie durch Elektron-Elektron- und Elektron-Phonon-
Wechselwirkung, wobei weitere Cooper-Paare aufgebrochen werden. Gleichzeitig brechen
Phononen ebenfalls Cooper-Paare auf (b). Nach der sogenannten Thermalisierungszeit sind die
angeregten Elektronen auf das Niveau der Energielücke Δ relaxiert. Schließlich wandern die
Phononen in das Substrat ab (c).
Nimmt man an, dass das Photon im Volumen V absorbiert wurde, so nimmt die CooperPaardichte ns aufgrund des Thermalisierungsprozesses um einen Betrag δns ab (siehe
Abbildung 2-6). Wegen der Ladungserhaltung steigt vs in V auf einen Wert vs' , weshalb
man folglich
vs' =
ns
vs
ns − δns
(2.23)
erhält. Die Geschwindigkeit der Cooper-Paare folgt den Änderungen der gemittelten
Cooper-Paardichte auf einer Zeitskala, die wesentlich schneller ist als die
Thermalisierungszeit. Daher kann die Änderung der Cooper-Paargeschwindigkeit im
Volumen V als instantan angenommen werden. Das Volumen V wechselt in den
normalleitenden Zustand, wenn die gemittelte Geschwindigkeit vs' der Cooper-Paare
den kritischen Wert vs,c überschreitet, der der kritischen Stromdichte jc = e ns vs,c
2.5 Theorie des Photonendetektionsmechanismus
27
entspricht. In diesem Modell ist daher kein normalleitender Hotspot notwendig, um die
Detektion eines Photons zu erklären.
Abbildung 2-6: Vereinfachte Illustration des Photonendetektionsmechanismus im erweiterten
Hotspot-Modell. Ein Photon wird im supraleitenden, stromdurchflossenen Streifen mit gemittelter
Cooper-Paardichte ns und –geschwindigkeit vs absorbiert (links). Gekennzeichnet ist außerdem das
kleinste für Stromänderungen relevante Volumen V. Die absorbierte Energie führt lokal in V zu
einer Abnahme der Cooper-Paardichte um δns und einer Erhöhung der Geschwindigkeit der
supraleitenden Elektronen auf v’s (rechts) gemäß Gl. 2.23. Übersteigt die Geschwindigkeit in V den
kritischen Wert vs,c, der der kritischen Stromdichte jc = e ns vs,c entspricht, bricht die Supraleitung
über die gesamte Breite des Streifens zusammen, wobei ein Spannungspuls erzeugt wird. Abbildung
in Anlehnung an Ref. [63].
Setzt man die Geschwindigkeiten der gemittelten Suprastromdichte und der kritischen
Suprastromdichte in Gl. 2.23 ein, so erhält man die minimale Änderung der CooperPaardichte im Vergleich zur mittleren Paardichte, die notwendig ist, um ein Photonenereignis zu erhalten:
δns
ns
=1−
I
.
IC
(2.24)
Weit unterhalb der Sprungtemperatur kann die Cooper-Paardichte durch die
elektronische Zustandsdichte N0 und die Energielücke Δ(T) angenähert werden:
ns ≈ N0Δ(T). Mit Gl. 2.24 erhält man die minimale Anzahl an Nichtgleichgewichts-QTs
δNqt,c, die notwendig ist, um im relevanten Volumen V die Supraleitung zu zerstören:
28
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
dN qt ,c = N 0 ∆(T )ξwd (1 − I / I C ).
(2.25)
Am Photonenabsorptionsort entwickelt sich die Konzentration der NichtgleichgewichtsQTs C(r,t) mit der Zeit aufgrund der lawinenartigen Elektronenmultiplikation M(t) und
räumlich durch deren Diffusion folgendermaßen:
C (r , t ) =
 r2 
M (t )
.
exp −
4p D d t
 4D t 
(2.26)
Nach der Thermalisierungszeit τth, wenn alle Nichtgleichgewichts-QTs auf das
Energieniveau der Energielücke Δ(T) relaxiert sind, erreichen die QTs ihre maximale
Anzahl:
M (t th ) = ς
E ph
∆(T )
.
(2.27)
Der Parameter ς ≤ 1 wird als Quanteneffizienz bezeichnet und steht für die Effektivität
der QT-Multiplikation. Er beschreibt das Verhältnis von der maximalen möglichen
Anzahl von QTs zur tatsächlichen Anzahl, die durch die Photonenenergie Eph erzeugt
werden können. Durch Abwandern von Phononen in das Substrat kann beispielsweise
ein Teil von Eph verloren gehen. Das Produkt ς·Eph wird im Folgenden als effektive
Photonenenergie bezeichnet.
Eine Integration der QT-Konzentration im Volumen V zum Zeitpunkt τth, wenn die
maximale QT-Anzahl erreicht wurde, führt zu
δN qt = M (t th )
ξ
.
π Dt th
(2.28)
Wenn die Anzahl δNqt > δNqt,c ist, erfolgt der Übergang des Volumens V vom
supraleitenden in den normalleitenden Zustand. Dieser Übergang ist abrupt, d.h.
2.5 Theorie des Photonendetektionsmechanismus
29
entweder reicht die Energie des absorbierten Photons aus, um die Supraleitung zu
zerstören oder nicht. Durch Gleichsetzen der Gl. 2.28 mit Gl. 2.25 erhält man den
Grenzwert der Energie, ab der ein Photon vom supraleitenden Streifen detektiert wird:
E ph ,c =
hc
λC
=

I 
N 0 ∆(T ) 2 wd p ∆t th 1 − .
ς
 IC 
1
(2.29)
Da in dieser Arbeit die Grenzwellenlänge λC relevant ist, wurde Gl. 2.29 umgestellt und
mit experimentell zugänglichen Parametern ausgedrückt:
−1
4 RS e 2
Ib 
hc D 
−
1
λC = ς 1/2

 .
2
3 p (b k BTC ) w t th  I dep 
(2.30)
Verwendet wurden Gl. 2.18, ρn = RSd und β = Δ(T)/kBTC.
2.5.2
Quasistatisches Vortexmodell
Das folgende quasistatische Vortexmodell basiert auf den Veröffentlichungen [17] und
[48] und beschreibt die Einzelphotonendetektion als Vortex-assistierten Prozess. In
Abschnitt 2.5.1 wurde bereits erwähnt, dass magnetische Vortices in supraleitende
Streifen der Breite w > 4,4 ξ eindringen können. Da die untersuchten TaN und NbNMäander bei der Betriebstemperatur des SNSPD von 4,5 K nach Gl. 2.12 eine
Kohärenzlänge von ξ(4,5 K) = 6,9 nm bzw. ξ(4,5 K) = 5,4 nm haben, ist die
Berücksichtigung von Vortices relevant.
Zunächst wird die Erzeugung eines normalleitenden Bereichs über die gesamte
Streifenbreite durch einen querenden Vortex ohne Photon (Dunkelpuls) beschrieben.
Aufgrund des Transportstroms im Streifen existiert ein Magnetfeld. Magnetische
Vortices werden am Eindringen in den Streifen durch eine Energiebarriere gehindert, die
Ähnlichkeiten zur Bean-Livingston Barriere hat [66]. In Ref. [17] wird die potentielle
30
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
Energie für einen magnetischen Vortex im supraleitenden Streifen in Anwesenheit eines
homogenen Biasstroms und eines magnetischen Feldes folgendermaßen ausgedrückt:
U V ( I , B, x ) =
 2w
µ 2 Φ 02
xπ  IΦ 0 x BΦ 0
−
−
x(w − x ).
ln
sin
µ 0 leff
w 
w
2 µ 0πleff  πx
(2.31)
Der Vorfaktor vor dem Logarithmus
e0 =
Φ 02 µ 2
.
2πµ0 λeff
(2.32)
bezeichnet die charakteristische Energie eines Vortex im Dünnfilm. ε0 ist proportional
zur Kondensationsenergie in einem zylindrischen Volumen der Größe des Vortexkerns
ξ2d [67]. Der Parameter µ² steht für die Verringerung des Ordnungsparameters aufgrund
des Biasstroms. x bezeichnet die Position im Streifen zwischen den Kanten 0 und w. In
Gl. 2.31 wurde die Änderung des Ordnungsparameters im Vortexkern, d.h. der
normalleitende Zustand des Kerns, vernachlässigt. Außerdem wurde das Potential
aufgrund der endlichen Größe des Vortexkerns für Abstände von den Streifenkanten, die
kleiner als eine Kohärenzlänge ξ sind abgeschnitten. Die Energiebarriere ist dann durch
das Maximum von UV(I,B,x) im Intervall ξ < x < w-ξ gegeben.
Der kritische Strom Ic,B in diesem Modell ist durch das Verschwinden der
Energiebarriere definiert und lautet:
I c ,B =
Φ0w
.
µ 0π e1ξλeff
(2.33)
Die Form der Barriere für verschiedene Biasströme und Magnetfelder ist in Abbildung
2-7a) und b) illustriert. Das Maximum der Barriere ohne Magnetfeld bei einem
relativem Strom von I/Ic,B = 0,5 für einen Mäanderstreifen einer Dicke von d = 4 nm
und einer Breite von w = 100 nm ergibt sich aus der Ableitung von Gl. 2.31 zu
2.5 Theorie des Photonendetektionsmechanismus
31
≈ 80 meV. Dabei wurden eine Kohärenzlänge von ξ = 5 nm und eine effektive Eindringtiefe von λeff = 80 µm bei 4,2 K verwendet.
Abbildung 2-7: Potentielle Energie des Vortex als Funktion der relativen Streifenbreite nach Gl.
2.31 für diverse relative Biasströme und eine magnetische Flussdichte von 0 T (a) bzw. B0 = Φ0/2w²
(b). Aufgrund der endlichen Größe des Vortexkerns wird das Potential für Abstände von den
Streifenkanten, die kleiner als eine Kohärenzlänge sind, abgeschnitten. Abbildung mit Änderungen
entnommen aus Ref. [17].
Für Vortices gibt es eine bestimmte thermodynamische Wahrscheinlichkeit die Barriere
zu überwinden und in den Streifen einzudringen. Dies wird auch als thermische
Anregung des Vortex über die Barriere bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeit ist dabei
proportional zu exp(-UV(I,B,x)/kBT). Dringt ein Vortex in den Streifen ein, so wird er
aufgrund der Lorentzkraft zur anderen Seite des Streifens gedrängt (siehe Abbildung
2-8a)-c)). Um die Vortexquerungsrate zu erhalten, berechnen die Autoren von Ref. [17]
die Vortexdiffusion über die Barriere (Gl. 2.31). Bei der quasistatischen Berechnung
werden die Vortices dabei bei jeder Geschwindigkeit als kreisrunde Objekte betrachtet.
Für die feldabhängige Vortex- und Antivortexquerungsrate RVAV(I,B) erhalten sie:
32
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
I

RVAV ( I , B) 
= 1 + c*,B B 
RV ( I ,0)
BI 

(ν 0 +1)
I


+ 1 − c*,B B 
BI 

(ν 0 +1)
.
(2.34)
RV(I,0) bezeichnet dabei die Vortex- bzw. Antivortexquerungsrate im Nullfeld, die durch
die Gln. 24, 25 und 26 in Ref. [17] gegeben ist. B* = Φ0/πexp(1)ξw und ν0 = ε0/kBT.
Ein querender Vortex setzt die Energie Φ0I in Form von QTs, die aus dem Kern gedrückt
werden frei [68]. Die Querungszeit, innerhalb der diese Energie freigesetzt wird, beträgt
einige Pikosekunden für einen 100 nm breiten Streifen bei einem Biasstrom nahe dem
kritischen Strom Ic,B. Damit hinterlässt der gequerte Vortex ein Volumen mit
reduziertem Ordnungsparameter. Durch das Gleichsetzen von Φ0I mit der Kondensationsenergie in diesem Volumen erhalten die Autoren von Ref. [17] den Wert des
Biasstroms, ab dem ein querender Vortex lokal einen normalleitenden Bereich im
Streifen erzeugt (siehe Abbildung 2-8 c). Dieser Stromwert beträgt I > 0,6Ic,B.
Abbildung 2-8: Vereinfachte Illustration der Entstehung eines Dunkelereignisses (Dunkelpulses) im
quasistatischen Vortexmodell. a) Teilstück des supraleitenden, stromdurchflossenen Streifens.
Aufgrund des Biasstroms existiert ein magnetisches Feld, das in der Form von Vortices (roter Punkt
in b) in den Streifen eindringen kann. Der Vortex wird am Eindringen in den Streifen durch eine
Energiebarriere (nicht eingezeichnet) gehindert, kann diese aber durch thermische Anregung
überwinden. Dringt der Vortex in den Streifen ein, so wird er durch die Lorentzkraft auf die
gegenüberliegende Seite des Streifens gedrängt. Dabei wird die supraleitende Kondensationsenergie
im Volumen, das der Vortex durchquert hat, verringert. Abhängig vom Biasstrom kann die dabei
dissipierte Energie ausreichen, um die Supraleitung lokal zu zerstören und folglich zur Ausbildung
eines normalleitenden Bereichs über die gesamte Streifenbreite führen (roter Bereich in c)).
Abbildung in Anlehnung an Ref. [17].
Die Einzelphotonendetektion im quasistatischen Vortexmodell wird als Vortexassistierter Prozess beschrieben (siehe Abbildung 2-9). Es wird angenommen, dass das
2.5 Theorie des Photonendetektionsmechanismus
33
absorbierte Photon die supraleitende Kondensationsenergie homogen über die ganze
Streifenbreite verringert (a) und folglich die Höhe der thermodynamischen Energiebarriere reduziert. An dieser Stelle ist die Wahrscheinlichkeit für das Eindringen eines
Vortex in den Streifen und die darauf folgende dissipative Vortexbewegung stark erhöht
(b). Die Energie, die lokal durch die Stromquelle aufgrund der Vortexbewegung
dissipiert wird, verringert die supraleitende Kondensationsenergie weiter und kann
schließlich zur Ausbildung eines normalleitenden Bereichs über die gesamte Breite des
Streifens führen (c). Die Ausbildung des normalleitenden Bereichs ist stromabhängig,
wobei Vortex-assistierte Photonenereignisse nur im Strombereich 0,6Ic,Bνh/ν0 <
I < Ic,Bνh/ν0 auftreten. Der Parameter νh ist folgendermaßen definiert: νh = εh/kBT, wobei
εh die charakteristische Energie eines Vortex im Hotspot bezeichnet (vgl. mit Gl. 2.32).
Für Ströme I < 0,6Ic,Bνh/ν0 reicht die Energie eines querenden Vortex nicht aus, um
einen normalleitenden Bereich zu erzeugen. Für I > Ic,Bνh/ν0 verschwindet die Barriere,
daher führt jedes absorbierte Photon zu einem normalleitenden Bereich.
Die Autoren von Ref. [17] berechnen letztlich die Vortexquerungsrate RV(I,νh) durch den
Hotspot und erhalten eine strom- und magnetfeldabhängige Vortex-assistierte PZR
(siehe Gl 43. in Ref. [17]):
RPZR ( I ,ν h , B) = Rh [1 − exp(−2 R * ( I ,ν h ) cosh( B(ν h + 1) I c ,B / B * I ))].
(2.35)
Rh bezeichnet dabei die Photonenabsorptionsrate und R* ist ein zur Relaxationszeit des
Hotpots und zur Vortexquerungsrate RV(I, νh) proportionaler Parameter.
Der Zusammenhang zwischen νh und der Photonenenergie wird nicht angegeben. Um
diesen Zusammenhang zu berechnen, ist die Kenntnis des Volumens, in dem die
Kondensationsenergie durch das absorbierte Photon homogen reduziert wird,
notwendig. Die Berechnung wird an relevanter Stelle in Abschnitt 3.6.2 durchgeführt.
34
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
Abbildung 2-9: Vereinfachte Illustration des Photonendetektionsmechanismus im quasistatischen
Vortexmodell. a) Ein Photon wird im supraleitenden stromdurchflossenen Streifen absorbiert und
führt dazu, dass die supraleitende Kondensationsenergie homogenen über die gesamte
Streifenbreite reduziert wird (blauer Bereich). Dadurch wird die Energiebarriere (nicht
eingezeichnet) für das Eindringen eines Vortex (roter Punkt in b)) in den Streifen verringert, was
die Wahrscheinlichkeit einer thermisch aktivierten Querung erhöht. Dringt der Vortex in den
Streifen ein, so wird er durch die Lorentzkraft auf die gegenüberliegende Seite des Streifens
gedrängt, wobei die supraleitende Kondensationsenergie weiter verringert wird. Abhängig vom
Biasstrom kann dies zur Ausbildung eines normalleitenden Bereichs über die gesamte
Streifenbreite führen (c). Abbildung in Anlehnung an Ref. [17].
2.5.3
Zeitabhängiges Ginzburg-Landau-Vortexmodell
Das folgende Modell [18] basiert ebenfalls auf der Photonendetektion mittels
magnetischen Vortices. Es betrachtet die anfängliche Anregung durch ein absorbiertes
Photon im supraleitenden Streifen als eine gleichmäßige Zunahme ΔT0 der
Elektronentemperatur über der Badtemperatur T in einem zylinderförmigem Volumen
mit Radius R0 ≈ (D tth)1/2 und Dicke d (siehe Abbildung 2-10a)). Die Stärke der
Anregung ist dabei folgendermaßen abhängig von der Wellenlänge λ des absorbierten
Photons:
π dR02 cv ∆T0 = h c / λ ,
(2.36)
cv = π 2 k B2 TC / 3e 2 RS d D
(2.37)
dabei bezeichnet
2.5 Theorie des Photonendetektionsmechanismus
35
die spezifische Wärmekapazität der Elektronen. Diese Anregung entwickelt sich zu
einem zeitabhängigen, zylindrischen Nichtgleichgewichts-Hotspot, in dessen Mitte der
Ordnungsparameter reduziert ist. Die zeitliche und räumliche Entwicklung der
Elektronentemperatur und des Ordnungsparameters werden durch die numerische
Berechnung der Wärmeleitungsgleichung und der zweidimensionalen, zeitabhängigen
GL-Gleichung in Verbindung mit der Ladungserhaltung gefunden. Für Biasströme, die
größer als ein kritischer Wert sind, kann die numerische Lösung so verstanden werden,
dass zwei elongierte (normalleitende) Vortexkerne, d.h. ein Vortex-Antivortexpaar,
periodisch am Absorptionsort des Photons entstehen und in Folge des angelegten
Stroms zu den unterschiedlichen Seiten des Streifens gezogen werden (siehe Abbildung
2-10b). Wie auch im quasistatischen Vortexmodell wird der Supraleiter dadurch lokal
erwärmt, was zur Entstehung eines normalleitenden Bereichs über die gesamte
Streifenbreite führt (siehe Abbildung 2-10c)).
Abbildung 2-10: Vereinfachte Illustration des Photonendetektionsmechanismus im zeitabhängigen
GL-Vortexmodell. a) Ein Photon wird im supraleitenden, stromdurchflossenen Streifen absorbiert
und führt zu einem zeitabhängigen, zylindrischen Nichtgleichgewichts-Hotspot. Für Biasströme, die
größer als ein kritischer Wert sind, entstehen ein Vortex und ein Antivortex an den Rändern des
Hotspots (rote Kreise in b)). Aufgrund der Lorentzkraft werden der Vortex und der Antivortex zu
den gegenüberliegenden Seiten des Streifens gezogen. Die Bewegung führt zur Dissipation von
Energie und zur Ausbildung eines normalleitenden Bereichs über die gesamte Streifenbreite (roter
Bereich in c)). Abbildung in Anlehnung an Ref. [18].
Um die in dieser Arbeit gewonnenen experimentellen Ergebnisse mit den theoretischen
Vorhersagen des Modells zu vergleichen, wurde dessen analytische Erweiterung
verwendet (ebenfalls in Ref. [18]). Diese beinhaltet explizit, dass die Verteilung der
Suprageschwindigkeit und der Stromdichte um die Absorptionsstelle stark inhomogen
ist. Andererseits wird angenommen, dass der Ordnungsparameter im Hotspot homogen
36
Kapitel: 2 Supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren
ist. Die numerischen Berechnungen zeigen, dass der stärkste Effekt auf die
Stromdichteumverteilung erzeugt wird, wenn die Elektronentemperatur im Zentrum des
Hotspots der supraleitenden Sprungtemperatur gleicht. Der effektive Radius R des
Hotspots in diesem Moment ist genau so definiert, wie es bei der ersten Anregung (Gl.
2.36) der Fall war, nämlich (R/R0)² = ΔT0/(TC-T) (siehe Gl. 16 in Ref. [18]). Mit
zunehmendem Strom nimmt die Suprageschwindigkeit am Rand des Spots ebenfalls zu.
Erreicht die Suprageschwindigkeit den kritischen Wert, so sind die Bedingungen erfüllt,
um ein Vortex-Antivortex Paar an den gegenüberliegenden Rändern des Spots entstehen
zu lassen. Dieses Paar wird dann, wie bereits erwähnt, aufgrund der jeweiligen
Polaritäten durch die Lorentzkraft auseinander gezogen, wobei die Vortices zu den
Rändern des Streifens gedrängt werden. Der entsprechende Wert des Stroms I0, bei dem
ein normalleitender Bereich entsteht, hängt von R, w und γ ab, wobei γ das Verhältnis
des supraleitenden Ordnungsparameters innerhalb und außerhalb des Spots darstellt. I0
ist gegeben durch (siehe Gl. 12 in Ref. [18]):
−1
  2 R 2 1 − γ 2  
I0
R 1− γ 2 
.
= 1 − 
1
+


I dep   w  1 + γ 2   R + ξ 1 + γ 2 
(2.38)
Das bedeutet, dass sich nur für Transportströme I > I0 ein normalleitender Bereich
bildet und folglich ein Photon detektiert wird. Für Ströme I < I0 wird kein Photon
detektiert. Dementsprechend hat dieses Modell nur zwei Zustände.
3.
Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
In diesem Kapitel werden die in Abschnitt 2.5 vorgestellten, theoretischen Modelle des
Photonendetektionsmechanismus anhand von Messungen der spektralen IDE von
SNSPDs verschiedener Streifenbreiten überprüft. Dazu wird zunächst motiviert, warum
die Streifenbreite ein sinnvoller, zu variierender Parameter ist. Darauf folgend wird der
experimentelle Aufbau zur Messung der spektralen IDE vorgestellt. Im Anschluss
werden Messungen der spektralen IDE gezeigt und die experimentelle Extraktion der
Grenzwellenlänge λC beschrieben. Um einen Vergleich zwischen Experiment und
theoretischen Modellen durchzuführen, werden diese in Abschnitt 3.6 diskutiert und
Bedingungen gefunden, die dem Wert von λC in der spektralen IDE entsprechen.
Abschließend wird ein Vergleich der experimentell bestimmten Abhängigkeit der
Grenzwellenlänge von der Streifenbreite mit den theoretischen Abhängigkeiten
vorgenommen. 6
3.1
Motivation
Geht man vom erweiterten Hotspot-Modell aus, ändert sich die spektrale IDE in
Abhängigkeit des angelegten Stroms, der Geometrie des supraleitenden Streifens und
(supraleitender) materialspezifischer Parameter bei einer bestimmten Wellenlänge von
100 % zu 0 % (Gl. 2.30 in Abschnitt 2.5.1). Diese wird als Grenzwellenlänge λC (engl.
cut-off wavelength, manchmal auch roll-off [57] oder red boundary [43], [69])
bezeichnet. Die Grenzwellenlänge entspricht der Energie eines vom Mäander
absorbierten Photons, die gerade noch ausreicht, um ein Detektionsereignis, d.h. einen
Spannungspuls, zu erzeugen.
Experimentell wurde der spektrale Grenzwert in der IDE vor über einem Jahrzehnt zum
ersten Mal erwähnt [70] und seitdem von vielen Gruppen mit Detektoren unterschiedlicher Materialien beobachtet [53], [55], [56]. Der experimentell gemessene Grenzwert
6
Teile dieses Kapitels wurden bereits veröffentlicht [RL1], [RL2].
38
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
der Wellenlänge ist nicht scharf und stellt im Gegensatz zur Grenzwellenlänge im
Hotspot-Modell den Anfangswert eines graduellen Abfalls der DE von 100 % zu 0 %
dar. Um einen Vergleich dieses Werts mit den Modellen anzustellen, wurde ein
Parameter gesucht, in dessen Abhängigkeit sich die Grenzwellenlänge der spektralen
IDE ändert, der aber möglichst unabhängig von allen anderen Materialparametern ist. In
Ref. [43] wurde eine Studie vorgestellt, bei der die spektrale Grenzwellenlänge in
Abhängigkeit des Biasstroms mit dem Hotspot-Modell für NbN-Mäander mit
unterschiedlichen Stöchiometrien verglichen wurde. Eine qualitative Übereinstimmung
mit dem Modell konnte gezeigt werden, jedoch gab es beachtliche quantitative
Abweichungen. Diese sind unter anderem durch die Nichtberücksichtigung der
Änderung von materialspezifischen Parametern wie der Energielücke, der Elektronendiffusivität oder der Thermalisierungszeit mit der Stöchiometrie erklärt worden.
Technologisch können diese materialspezifischen Parameter nicht unabhängig
voneinander verändern werden, weshalb sich eine Überprüfung der Theorien
hinsichtlich dieser Größen nicht anbietet.
Des Weiteren kann die Geometrie des Streifens, d.h. dessen Dicke und Breite, geändert
werden. Es wurde bereits gezeigt, dass eine Veränderung der Streifendicke in NbN, eine
Verschiebung der Grenzwellenlänge (bei gleichem Strom und Temperatur) zur Folge hat
und sich qualitativ durch das Hotspot-Modell erklären lässt [43], [57]. Quantitativ
wichen die gemessenen Grenzwellenlängen hingegen ebenfalls deutlich von den im
Rahmen dieses Modells berechneten Werten ab. Die Ursache dafür ist höchstwahrscheinlich, dass durch die Änderung der Materialdicke praktisch alle relevanten
Materialparameter mit beeinflusst werden. Folglich wächst die Unsicherheit im
quantitativen Vergleich der experimentellen Daten mit dem Modell.
Ein technologisch einfach zu erreichender Parameter ist die Streifenbreite. Diese hat im
Gegensatz zur Streifendicke den Vorteil, dass bei einer Variation alle relevanten
Materialparameter gleich bleiben sollten. Folglich ist die Streifenbreite als veränderlicher Parameter von SNSPDs ein idealer Kandidat, um die theoretischen Modelle des
Photonendetektionsmechanismus mit der Grenzwellenlänge in der spektralen IDE zu
vergleichen.
3.2 Experimenteller Aufbau
3.2
39
Experimenteller Aufbau
In diesem Abschnitt wird zunächst der Versuchsaufbau vorgestellt. Danach erfolgt eine
detaillierte Beschreibung des verwendeten Tieftemperaturaufbaus, in dem die SNSPDs
installiert und gemessen wurden. Weiterhin werden, der typische Verlauf eines mit
diesem Aufbaus gemessenen Photonen- und Dunkelpulses gezeigt und verglichen.
Abschließend wird die Messung der PZR und DZR, die zur Bestimmung der IDE nötig
ist, erläutert.
3.2.1
Versuchsaufbau
Abbildung 3-1: Experimenteller Aufbau zur Messung der spektralen IDE. Eine detaillierte
Beschreibung befindet sich im Text.
Im Folgenden wird der in Abbildung 3-1 dargestellte experimentelle Aufbau zur
Messung der spektralen IDE vorgestellt. Zur Beleuchtung des Detektors dient eine
breitbandig emittierende Halogenlampe, der ein Prismen-Monochromator (Carl-
40
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
Zeiss / SPM-2) nachgestellt ist, um Wellenlängen in einem Bereich von 400 nm –
2500 nm auszuwählen. Der aus dem Monochromator austretende divergente Strahl wird
durch einen Parabolspiegel um 90° umgelenkt, fokussiert und auf den sich im
Kryostaten befindenden Detektor abgebildet. Dabei tritt das Licht durch zwei Fenster in
den Kryostaten ein und trifft frontal auf der Vorderseite des Mäanders auf. Der Abstand
zwischen Spiegel und Detektor wurde so gewählt, dass der Lichtstrahl am Ort des
Mäanders die wenige µm² großen Objekte homogen beleuchtet. Zusätzlich wurde ein
Polarisator in den Strahlengang eingebracht, um das Licht parallel zu den Mäanderlinien
zu polarisieren, da dadurch die Absorption der supraleitenden Struktur gesteigert
werden kann [26].
Zur
Spannungsspeisung
des
Detektors
wurde
eine
am
DLR
entwickelte
batteriebetriebene Quelle verwendet, die sehr geringe Störungen aufweist. Die
Versorgungsgleichspannung wird durch die Spule eines Raumtemperatur Bias-Tees und
eine elektrische Durchführung auf das im Kryostat angebrachte Tieftemperatur SMAKoaxialkabel übertragen. Von diesem wird die Spannung über einen Detektorhalter
(siehe Abschnitt 3.2.2) auf den Mäander übertragen. Spannungspulse, die durch
absorbierte Photonen oder Rauschen im Mäander erzeugt werden, gelangen durch das
Koaxialkabel aus dem Kryostat auf die Kondensatorseite des Bias-Tees. Von dort
werden die Pulse über ein Hochfrequenz-SMA-Kabel auf zwei hintereinander
geschaltete Mikrowellenverstärker (MITEQ / AMF-4F-00100400-10-10P und Endwave / JCA0018-502) mit einer Verstärkung von +45 dB bzw. +36 dB übertragen. Um
Reflektionen zwischen den Verstärkern zu unterdrücken und das Ausbilden einer
stehenden Welle zu vermeiden, wurde ein Dämpfungsglied von -20 dB an diese Stelle
eingebaut. Die Gesamtverstärkung dieser Verstärkereinheit beträgt +61 dB bei einer
Bandbreite von 0,1 - 6 GHz. Nach der Verstärkung werden die Pulse über ein weiteres
Hochfrequenzkabel an einen Pulszähler (Stanford Research / SR 400) mit einer
Bandbreite von 200 MHz oder ein Oszilloskop (LeCroy / Wavemaster 8600A) mit einer
Bandbreite von 6 GHz weitergeleitet.
3.2 Experimenteller Aufbau
3.2.2
41
Details zum Tieftemperaturaufbau
Abbildung 3-2: a) Geöffneter Badkryostat mit Blick auf die Kaltplatte und den darauf installierten
Tieftemperaturaufbau. b) Frontalansicht des Detektorblocks mit Leiterplatte, Wellenleiter,
Temperatursensor, SMA-Anschluss und SNSPD. c) Detailansicht des mit Bonddrähten
verbundenen SNSPDs.
Um die supraleitenden Detektoren unter die Sprungtemperatur zu kühlen, werden sie in
der Vakuumkammer eines kommerziellen
4
He-Badkryostaten installiert (Infrared
Laboratories / HDL5). Der Kryostat besteht im Wesentlichen aus einem StickstoffGefäß, einem Stickstoff-Schild, einem Helium-Gefäß sowie einer Vakuum-Kammer.
Auf der Unterseite des Heliumgefäßes befindet sich eine Kupferkaltplatte, die für
experimentelle Aufbauten verwendet werden kann. Die Ansicht des geöffneten
Kryostaten mit Blick auf die Kaltplatte und den verwendeten Tieftemperaturaufbau
zeigt Abbildung 3-2a). Um den Detektor beleuchten zu können, ist der Kryostat mit
zwei zueinander parallelen SiO2-Fenstern ausgestattet, wobei sich das eine auf der
Außenwand und das andere auf dem Stickstoff-Schild befindet. Um das Eindringen von
Streulicht zu reduzieren und die Einkopplung der Wärmestrahlung des äußeren Fensters
weitgehend zu blockieren, wurde eine 2 mm-Lochblende (aus Metallfolie) auf das innen
liegende Fenster aufgebracht. Der Tieftemperaturaufbau besteht weiterhin aus einem
42
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
Koaxialkabel und einem aus Kupfer gefertigten Detektorhalter, der auf der
Kupferkaltplatte vor den Fenstern mit Schrauben montiert ist. Um eine möglichst
schlechte Wärmeleitung der elektronischen Verbindung zwischen der Vakuumdurchführung (300 K) und dem Detektorhalter (4,5 K) zu erreichen wurde ein etwa
60 cm langes Koaxialkabel mit Kupfer-Beryllium-Kern (CuBe) verwendet. Eine gute
thermische Kopplung zwischen Detektorhalter und Kupferplatte ist sehr wichtig, da die
Effizienz des SNSPDs mit sinkender Temperatur zunimmt [16]. Daher wurden die
verwendeten Edelstahlschrauben mit Federringen versehen, um die unterschiedliche
Kontraktion der Materialien beim Abkühlen von 300 K auf 4,5 K auszugleichen. Die
Frontalansicht des Detektorhalters ist in Abbildung 3-2b) dargestellt. Dieser verfügt
über eine Leiterplatte mit einem 50 Ω angepassten Wellenleiter, einen SMA-Anschluss
sowie einen Temperatursensor. Der Detektor selbst ist in eine Aussparung in der
Leiterplatte auf den Probenhalter geklebt. Der elektrische Kontakt zwischen Mäander
und Wellenleiter wurde durch Bonddrähte hergestellt (siehe Abbildung 3-2c)).
3.2.3
Typischer Verlauf eines Photonenpulses
Abbildung 3-3 zeigt die Oszilloskopaufnahme eines typischen Spannungspulses, der
durch die Absorption eines Photons mit der Wellenlänge von 1300 nm im SNSPD bei
einem relativen Biasstrom von 80 % des experimentellen kritischen Stromes und einer
Temperatur von 4,5 K ausgelöst wurde. Die Spannung steigt innerhalb von etwa 400 ps
von ca. 0 V auf den Spitzenwert von 268 mV an und fällt dann mit einer Zeitkonstante
von etwa 1,4 ns ab. Dieser Spannungsverlauf entspricht in etwa dem Signal, das man
durch das Ersatzschaltbild des SNSPDs erhält (siehe Abschnitt 2.3.1). Das negative
Überschwingen des Signals mit einem Spitzenwert bei etwa 5 ns kommt durch den
Bandpass der verwendeten Verstärkerelektronik zustande. In der eingebetteten
Abbildung 3-3 sind zwei überlagerte Spannungspulse unter gleichen Aufnahmebedingungen dargestellt. Der zeitliche Versatz der ansteigenden Flanke liegt im Bereich
weniger ps und der Unterschied in der Pulsamplitude liegt bei wenigen Prozent.
Folglich sind Spannungspulse, die durch Photonen im SNSPD bei gleichem Biasstrom
3.2 Experimenteller Aufbau
43
erzeugt wurden, reproduzierbar und quasi identisch. Eine Änderung des Biasstroms
führt zu einer proportionalen Änderung der Amplitude des Spannungspulses.
0,2
Spannung (V)
Spannung (V)
0,3
Puls 1
Puls 2
0,2
0,1
0,1
0,0
-2
-1
0
1
Zeit (ns)
2
3
0,0
-0,1
-10
0
10
20
30
40
50
Zeit (ns)
Abbildung 3-3: Typischer Spannungspuls, ausgelöst durch die Absorption eines Photons mit der
Wellenlänge von 1300 nm im SNSPD bei einem relativen Biasstrom von 80 % des kritischen
Stromes und einer Temperatur von 4,5 K. Die eingebettete Abbildung zeigt zwei durch Photonen
ausgelöste Spannungspulse bei gleichen Bedingungen.
3.2.4
Vergleich von Photonen- und Dunkelpuls
Um die Spannungspulse, die durch ein Photon und ein Dunkelereignis ausgelöst werden
zu vergleichen, wurde ein relativer Biasstrom von 80 % des experimentellen kritischen
Stromes und eine Temperatur von 4,5 K an den Mäander angelegt. Bei diesem
Biasstrom betrug die Anzahl der Photonenpulse etwa 104/s, während die Anzahl der
Dunkelpulse 10-1/s betrug. Bei der Messung der Dunkelpulse wurde das Fenster des
Kryostaten mit einem Absorber verschlossen. Eine Mittelung über jeweils hundert Pulse
und deren Vergleich ergab, dass die Pulsformen von Photonen- und Dunkelpulsen
ununterscheidbar sind. Abbildung 3-4 zeigt die Aufnahme eines durch ein Photon
erzeugten Spannungspulses (gleicher Puls wie in Abbildung 3-3) und eines Dunkel-
44
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
pulses. In der eingebetteten Abbildung ist die Differenz beider Spannungspulse
dargestellt. Diese weißt keine deutliche Abweichung vom Rauschniveau auf. Die
Zeiträume des Entstehungsprozesses des normalleitenden Bereichs im SNSPD im Falle
der intrinsischen Fluktuation und im Falle eines absorbierten Photons liegen jeweils bei
wenigen ps (siehe Abschnitte 2.5.1 und 2.5.2). Diese Zeit bestimmt die ansteigende
Flanke des Spannungspulses. Die abfallende Flanke wird durch die kinetische
Induktivität bestimmt und ist im Bereich weniger ns (siehe Abschnitt 2.3.1). Die
Ununterscheidbarkeit der Spannungspulse ist daher durch die verwendete Elektronik
(6 GHz) bedingt.
Spannung (V)
Spannung (V)
Photonenpuls
Dunkelpuls
0,3
0,2
0,1
0,0
-0,1
-0,2
0,1
-5
0
5
10
Zeit (ns)
15
0,0
-0,1
-5
0
5
10
15
20
Zeit (ns)
Abbildung 3-4: Vergleich zweier Spannungspulse, wobei einer durch die Absorption eines Photons
und der andere durch eine spontane intrinsische Fluktuation (Dunkelpuls) ausgelöst wurde. Die
eingebettete Abbildung zeigt die Differenz des Photonen- und des Dunkelpulses.
3.2.5
Photonen- und Dunkelzählraten
Die durch absorbierte Photonen oder intrinsische Fluktuationen ausgelösten Spannungspulse pro Zeitintervall werden mit dem Pulszähler aufgenommen. In diesem lässt sich
ein internes Diskriminatorlevel Udisk einstellen, sodass ein Puls als Ereignis gezählt
3.2 Experimenteller Aufbau
45
wird, sobald dessen steigende Flanke Udisk überschreitet. Abbildung 3-5 zeigt die Anzahl
der gemessenen Pulse eines mit dem Licht einer willkürlichen Wellenlänge beleuchteten
SNSPDs in Abhängigkeit des eingestellten Diskriminatorlevels. Für niedrige Udisk
zwischen 0 mV und etwa 5 mV führt das überlagerte Rauschen der Spannungspulse zu
sehr hohen Zählraten. Mit zunehmendem Diskriminatorlevel bildet sich ein Plateau aus,
was der durch das Rauschen nicht beeinflussten Anzahl der Spannungspulse pro
Sekunde entspricht. Höhe und Breite des Plateaus werden durch die Pulsamplitude und
die Zählrate und somit vom Biasstrom beeinflusst. Für geringere Ströme verschiebt sich
das Plateau zu kleineren Zählraten und endet bei einem kleineren Diskriminatorlevel.
Der Übergang der Zählraten vom Wert des Plateaus zu einem Wert von 0/s ist nicht
scharf, was der Amplitudenverteilung der Spannungspulse entspricht. Für die
Messungen der PZRs wurde für jeden in dieser Arbeit untersuchten SNSPD individuell
die Abhängigkeit der Zählrate vom Diskriminatorlevel bestimmt und ein Wert in der
Mitte des Plateaus ausgewählt.
106
105
Zählrate (s-1)
104
103
102
101
100
0
5
10
15
20
25
30
35
40
Diskriminatorlevel (mV)
Abbildung 3-5: Typische Abhängigkeit der Zählrate vom Diskriminatorlevel Udisk des Pulszählers.
Für die Messung der PZR verschiedener Beleuchtungswellenlängen wird ein Wert des
Diskriminatorlevels in der Mitte des Plateaus gewählt.
46
3.3
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
Untersuchte SNSPDs
Für die Untersuchung des Einflusses der Streifenbreite von SNSPDs auf deren spektrale
IDE wurden am IMS 16 TaN- und am RPLAB 13 NbN-Mäanderstrukturen
verschiedener Streifenbreite nach dem in Abschnitt 2.4 beschriebenen Verfahren
hergestellt. Die 4 nm dicken TaN Dünnfilme wurden auf 5×5 mm² großen
Saphirsubstraten abgeschieden, wobei diese nur auf der Vorderseite poliert waren, um
Reflektionen von der Rückseite zu vermeiden. Die Streifenbreite der strukturierten
Mäander variierte zwischen 73 nm und 243 nm. Die photoaktive Fläche F hatte immer
die gleiche Breite B von 4 µm und je nach Streifenbreite w und Breite des
Zwischenraumes s eine Länge L von etwa 4-8 µm.
Abbildung 3-6: REM-Aufnahme des Mäanders TaN2 zur Bestimmung geometrischer Parameter,
wie der Streifenbreite w, des Streifenzwischenraum s und der Fläche des Mäanders F. (Die REMAufnahme stammt vom IMS).
Die Maße sind exemplarisch für den Mäander TaN2 in Abbildung 3-6 dargestellt. Diese
wurde mit einem Rasterelektronenmikroskop (REM) aufgenommen. NbN-Filme
wurden auf 5×5 mm² großen Siliziumsubstraten mit einer zusätzlichen 250 nm dicken
SiO2-Schicht abgeschieden, um die Absorption im nahen Infrarot zu erhöhen. Es
wurden zwei Serien von NbN-Mäandern mit Filmdicken von 3,6 nm und 4,8 nm
3.3 Untersuchte SNSPDs
47
hergestellt. Die erste Serie umfasst dabei Streifenbreiten zwischen 122 nm und 156 nm
und die zweite zwischen 85 nm und 130 nm. Die photoaktiven Flächen hatten immer
eine Größe von etwa F = 4×4 µm². Wie bereits in Abschnitt 2.4.1 beschrieben, wurden
die
Dicken
der
Dünnfilme,
d.h.
die
Streifendicken,
durch
die
bekannte
Abscheidungsrate pro Sekunde und die Abscheidungsdauer bestimmt. Die restlichen
geometrischen Größen, wie w, s, und F wurden anhand von REM-Aufnahmen der
Mäander gemessen.
Tabelle 3-1: Relevante Parameter der untersuchten Mäander. Die Streifendicke aller TaN-Mäander
beträgt 4 nm. Die Streifendicke von NbN1 bis NbN3 beträgt 3,6 nm und von NbN4 bis NbN6
4,8 nm. Die geometrischen Größen wurden anhand von REM-Bildern abgemessen. Die
Sprungtemperatur und der Flächenwiderstand wurden aus R-T Kurven ermittelt. Die Bestimmung
des kritischen Paarbrechungsstroms wurde mit Gl. 2.22 aus Abschnitt 2.2 berechnet.
MäanderNr.
Streifenbreite
w
(nm)
Breite des
Zwischenraums
s
(nm)
Fläche
Sprungtemperatur
Flächenwiderstand
F
(µm²)
TC
(K)
RS
(Ω)
Exp. krit.
Strom
@ 4.5 K
Ic,e
(µA)
Krit. Paarbrechungsstrom
@ 4.5 K
Idep
(µA)
TaN1
73
87
4×4
8,6
386
8,6
21,0
TaN2
92
68
4×4
8,7
376
13,0
27,8
TaN3
112
98
4×5
9,1
396
18,7
36,5
TaN4
133
77
4×5
8,9
414
18,3
39,7
TaN5
146
114
4×5
9,6
517
25,1
42,3
TaN6
179
111
4×5
9,6
559
28,3
48,2
TaN7
220
100
4×8
9,2
470
31,5
62,1
TaN8
243
77
4×8
8,9
433
30,8
69,4
NbN1
122
328
4×4
9,0
586
36,6
59,7
NbN2
130
320
4×4
9,2
580
41,2
61,0
NbN3
156
394
4×4
10,2
878
36,1
48,4
NbN4
85
115
4×4
8,5
569
32,0
56,7
NbN5
98
102
4×4
8,7
453
22,0
48,7
NbN6
130
195
4×4
9,4
424
44,0
81,2
Durch Messungen des Widerstandes der Mäander in Abhängigkeit von der Temperatur
können die für spätere Berechnungen notwendigen Größen der Sprungtemperatur TC,
des Widerstandes im normalleitenden Zustand bei 20 K (R20K) und des Flächenwiderstands RS bestimmt werden (siehe Abbildung 3-7). Diese Messungen wurden
direkt nach der Herstellung der SNSPDs vorgenommen. Als TC wurde der Temperaturwert, bei dem der Widerstandswert 1 % des Normalwiderstands bei 20 K betrug,
verwendet. Der Wert von R20K konnte direkt abgelesen werden und RS wurde mit
48
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
RS = R20Kw/lS berechnet, wobei lS die gesamte Länge des Streifens inklusive der
Windungen bezeichnet. Der kritische Paarbrechungsstrom wurde mit Gl. 2.22 aus
Abschnitt 2.2 berechnet, wobei für die Diffusivität D von NbN D = 0,51 cm2/s [43] und
für TaN D = 0,6 cm2/s [28] verwendet wurde. Alle für diese Studie relevanten Parameter
der gemessenen Mäander sind in Tabelle 3-1 zusammengefasst.
106
Widerstand (Ω)
105
104
103
102
TC = 9,1 K
TaN3
1
10
8
10
12
14
16
18
20
22
Temperatur (K)
Abbildung 3-7: Widerstand von TaN3 als Funktion der Temperatur, um den Normalwiderstand bei
20 K und die Sprungtemperatur zu bestimmen (aufgenommen am IMS).
3.4
Experimentelle Bestimmung der Photonen- und Dunkelzählraten
Die zur Berechnung der spektralen IDE notwendigen PZRs und DZRs in Abhängigkeit
von der Photonenwellenlänge wurden mit dem in Abschnitt 3.2 vorgestellten
Freistrahlaufbau gemessen. Dazu wurden die in Tabelle 3-1 aufgeführten Mäander
nacheinander im Kryostaten installiert und dieser mit flüssigem Stickstoff und flüssigem
Helium befüllt. Die Temperatur am Ort der Probe wurde mit dem eingebauten
Temperatursensor bestimmt und betrug jeweils 4,5 K. Pro Mäander wurden jeweils
PZRs und DZRs bei ein bis fünf unterschiedlichen relativen Biasströmen zwischen
3.4 Experimentelle Bestimmung der Photonen- und Dunkelzählraten
49
0,75Ic,e und 0,97Ic,e gemessen. In Bezug zum kritischen Paarbrechungsstrom (Gl. 2.22)
entsprechen die Biasströme relativen Werten zwischen 0,3Idep und 0,7Idep.
Für die Messung der spektralen PZR wurden die Mäander mit Licht verschiedener
Wellenlängen zwischen 400 nm und 2500 nm beleuchtet. Die Schrittweite der
Wellenlängen wurde folgendermaßen gewählt:
o 10 nm zwischen 400 nm und 500 nm
o 20 nm zwischen 500 nm und 1000 nm
o 50 nm zwischen 1000 nm und 2000 nm
o 20 nm zwischen 2000 nm und 2500 nm
Diese Schrittweiten entsprechen der Skala des Monochromators. Bei jeder Wellenlänge
wurden die Spannungspulse, ausgelöst durch Photonen- und Dunkelereignisse, für
mehrere Sekunden aufgezeichnet. Um eine geringe Unsicherheit (< 1 %) dieser
Pulszählrate zu erhalten, wurden nach Möglichkeit mindestens 10000 Ereignisse
aufgezeichnet, was je nach Lichtintensität, Biasstrom oder Effizienz des Detektors
typischerweise zwischen 1 s und 10 s dauerte.
Zur Aufzeichnung der DZR wurde das Fenster des Kryostaten bei Raumtemperatur mit
einem Schwarzkörperabsorber (Eccosorb) verschlossen. Bei den angelegten Biasströmen lagen die DZRs typischerweise zwischen 0,1/s und 10/s, wobei jeweils 10
Sekunden aufgezeichnet wurden.
Danach wurde die DZR von der Pulszählrate abgezogen, um die PZR zu erhalten.
Abbildung 3-8 zeigt exemplarisch die aufgezeichneten PZRs von TaN3 für vier
verschiedene Biasströme in Abhängigkeit von der Beleuchtungswellenlänge. Für
Wellenlängen zwischen 400 nm und 500 nm ist die PZR für alle angelegten Ströme
annähernd gleich groß, während sie für größere Wellenlängen eine deutliche
Stromabhängigkeit zeigt. Die Kurvenform der spektralen PZR ist durch die
wellenlängenabhängige IDE, die wellenlängenabhängige Absorption des supraleitenden
Materials und die wellenlängenabhängige Lichtleistung des Monochromators bestimmt.
50
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
108
Ib = 0,81Ic,e
Ib = 0,85Ic,e
Ib = 0,88Ic,e
Ib = 0,94Ic,e
7
Photonenzählrate (s-1)
10
106
TaN3
5
10
104
103
102
101
500
1000
1500
2000
2500
Wellenlänge (nm)
Abbildung 3-8: PZRs für vier verschiedene Biasströme in Abhängigkeit von der Beleuchtungswellenlänge für den Mäander TaN3.
3.5
Experimentelle Intrinsische Detektionseffizienz
Um aus den spektralen PZRs die spektrale IDE abzuleiten, müssen der
wellenlängenabhängige Photonenfluss (PF(λ)) am Ort des Mäanders und die
wellenlängenabhängige Absorptionseffizienz (ABS(λ)) der Mäanderstruktur bekannt
sein. Diese beiden Größen werden im Folgenden näher erklärt.
3.5.1
Photonenfluss am Ort des Mäanders, PF(λ)
PF(λ) wurde ermittelt, indem die Leistung des Lichts exakt an der Position des
Mäanders mit kalibrierten Halbleiterdioden gemessen wurde. Da der Lichtfleck an
dieser Position einen Durchmesser von etwa einem Zentimeter hat, wurde eine
Lochblende mit einem Durchmesser von 0,5 mm vor den Dioden installiert, um eine
homogene Verteilung des Lichts auf der gemessenen Fläche zu gewährleisten. Der
Wellenlängenbereich von 400 nm – 2500 nm wurde mit drei verschiedenen Dioden
3.5 Experimentelle Intrinsische Detektionseffizienz
51
vermessen. Eine Si-Diode für 400 nm - 1000 nm, eine Ge-Diode für 800 nm – 1500 nm
und eine PbSe-Diode für 1000 nm – 2500 nm. Da die Empfindlichkeit der Dioden an
ihren spektralen Randbereichen stark abnimmt, ist es notwendig, dass sich diese
überlappen. Zudem erzeugt die PbSe-Diode nur eine zur Lichtleistung proportionale
Spannung, welche erst durch den Vergleich zur Ge-Diode in eine absolute Leistung
umgerechnet werden kann. Die Leistung P wurde für die gleichen, oben genannten
Wellenlängenschritte vermessen und mit der Formel n = P·λ/h·c in einen Photonenfluß
pro µm² und Sekunde umgerechnet (siehe Abbildung 3-9), wobei c die
Lichtgeschwindigkeit bezeichnet.
109
Photonenfluß (s-1µm-2)
108
107
106
105
104
Si-Diode
Ge-Diode
PbSe-Diode
3
10
102
500
1000
1500
2000
2500
Wellenlänge (nm)
Abbildung 3-9: Photonenfluss in Abhängigkeit der Wellenlänge am Ort des Mäanders. Die drei
verschiedenfarbigen Linien stellen Messungen mit unterschiedlichen Dioden für verschiedene
Wellenlängenbereiche dar. Eine genauere Beschreibung der Messungen befindet sich im Text.
3.5.2
Absorptionseffizienz der Mäanderstruktur, ABS(λ)
Die ABS(λ) der Mäanderstrukturen pro Einheitsfläche wurde aus den numerischen
Berechnungen der ABS(λ) pro Einheitsfläche eines unendlich ausgedehnten Gitters unter
52
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
Berücksichtigung des Füllfaktors, der Streifenbreite und -dicke und des Flächenwiderstandes mit der S-Matrix-Technik nach dem in Ref. [26] beschriebenen Ansatz
berechnet [71]. In Abbildung 3-10a) ist die ABS(λ) exemplarisch für TaN3 dargestellt.
Im relevanten Wellenlängenbereich liegt die Absorptionseffizienz in diesem Fall
zwischen 16 % und 31 %. Aufgrund der zusätzlichen SiO2-Schicht bei NbN-Mäandern,
oszilliert die Mäanderabsorption und folglich auch die DE bei Wellenlängen, die eine
mit der Schicht vergleichbare Dicke haben. Daher wurde die ABS(λ) eines
Multischichtsystems, bestehend aus einem unendlich großen Si-Substrat, einer SiO2Schicht und einem NbN-Dünnfilm inklusive der Gitterstruktur, berechnet [71]. Diese ist
in Abbildung 3-10b) als Linie exemplarisch für NbN5 zusammen mit der experimentell
bestimmten DE dargestellt.
100
a)
10-1
Detektionseffizienz
Absorptionseffizienz
0,32
0,28
0,24
0,20
0,16
ABS von TaN3
500
1000
1500
2000
2500
b)
10-2
10-3
10-4
10-5
10-6
10-7
NbN5
Berechnete Multischichtabsorption
Wellenlänge (nm)
500
1000
1500 2000 2500
Wellenlänge (nm)
Abbildung 3-10:a) ABS(λ) im relevanten Wellenlängenbereich, exemplarisch dargestellt für TaN3.
b) Oszillierende DE von NbN5 (Kreise), die aufgrund der zusätzlichen SiO2-Schicht auftritt und
berechnete Absorption ABS(λ) dieses Multischichtsystems (Linie).
3.5.3
Intrinsische Detektionseffizienz, IDE(λ)
Unter Berücksichtigung von PZR(λ), PF(λ), ABS(λ) und der Mäanderfläche F wurde die
spektrale IDE folgendermaßen berechnet:
3.5 Experimentelle Intrinsische Detektionseffizienz
IDE (λ ) =
53
PZR (λ )
.
PF (λ ) ⋅ ABS (λ ) ⋅ F
(3.1)
In Abbildung 3-11 sind die spektralen IDEs aller TaN-Mäander bei gleichem relativem
Biasstrom von 0,94Ic,e dargestellt. Für schmale Streifenbreiten beispielsweise bei TaN1
ist die IDE bei kurzen Wellenlängen konstant. Mit zunehmender Wellenlänge, d.h. mit
abnehmender Photonenenergie, geht der Kurvenverlauf der IDE in einen exponentiellen
Abfall über. Dies ist der charakteristische Verlauf der spektralen IDE, wie er schon
häufig beobachtet wurde (siehe beispielsweise Ref. [16], [43], [51] und [72]).
Intrinsische Detektionseffizienz
100
10-1
10-2
10-3
10-4
10-5
10-6
10-7
TaN1
TaN2
TaN3
TaN4
TaN5
TaN6
TaN7
TaN8
Tan1 IDE Fit mit GL. 3.2
Tan6 IDE Fit mit GL. 3.2
500
1000
1500
2500 3000
Wellenlänge (nm)
Abbildung 3-11: Spektrale IDEs aller TaN-Mäander bei einem relativen Biasstrom von 0,94Ic,e. Die
eingezeichneten Linien stellen den Fit der IDE mit Gl. 3.2 dar.
Mit zunehmender Streifenbreite verschiebt sich diese Charakteristik zu kürzeren
Wellenlängen (siehe Abbildung 3-11). Ein Plateau, das den konstanten Bereich
kennzeichnet, ist hier noch bis zu einer Breite des Mäanderstreifens von etwa 150 nm
(TaN5) deutlich zu erkennen. Für noch breitere Streifen befinden sich die Plateaus
außerhalb des vom Monochromator erreichbaren Wellenlängenbereichs. In Abbildung
3-12 sind Spektren der IDE der dickeren NbN-Serie (d = 4,8 nm) dargestellt, die bei
54
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
einem relativen Biasstrom von 0,95Ic,e aufgenommen wurden. Da die Positionen und
Amplituden der Maxima in der berechneten Absorption stark von der Dicke der SiO2Schicht abhängen und zusätzlich die gemessene DE von der optischen Qualität der
Grenzflächen des Multischichtsystems abhängig ist, vergrößert diese Normierung der
DE die Unsicherheit in der spektralen IDE. Diese Normierung könnte auch die
restlichen Oszillationen in den finalen IDE-Spektren erklären. Insgesamt weisen die
IDE-Spektren von TaN und NbN große Ähnlichkeiten auf.
Intrinsische Detektionseffizienz
100
10-1
10-2
10-3
10-4
10-5
10-6
NbN4
NbN5
NbN6
NbN4 IDE Fit mit Gl. 3.2
NbN5 IDE Fit mit Gl. 3.2
NbN6 IDE Fit mit Gl. 3.2
500
1000
1500
2500 3000
Wellenlänge (nm)
Abbildung 3-12: Spektrale IDEs der NbN-Mäander (d = 4,8 nm) bei einem relativen Biasstrom von
0,95Ic,e. Die durchgezogenen Linien stellen den Fit mit Gl. 3.2 dar.
3.5 Experimentelle Intrinsische Detektionseffizienz
3.5.4
55
Grenzwellenlänge der intrinsischen Detektionseffizienz
Um die spektralen IDEs verschieden breiter SNSPDs miteinander vergleichen zu
können, braucht man eine Kenngröße, die sich in charakteristischer Weise ändert. Dafür
bietet sich der Punkt im Spektrum an, bei dem die IDE vom Wert des Plateaus beginnt
stark abzufallen. Wie bereits erwähnt (siehe Abschnitt 3.1), wird dieser Punkt
Grenzwellenlänge genannt.
Bei Übergängen dieser Art wird häufig der Grenzwert bei einem Abfall der Kurve
auf -3 dB, was der Hälfte des Maximalwertes entspricht, festgelegt. Als Beispiel sei die
Grenzfrequenz von elektronischen Verstärkern genannt. Allerdings lässt sich diese
einfache Methode nicht anwenden, wenn das Plateau außerhalb des Spektrums liegt
oder das Spektrum Oszillationen aufweist, wie im Falle von NbN mit zusätzlicher SiO2Schicht. Daher wurde die Grenzwellenlänge mit folgender empirischer Formel gefittet,
die das Schneiden einer konstanten Funktion mit einer abfallenden Geraden im doppelt
logarithmischen Plot beschreibt:
IDE (λ ) =
IDE0
[1 + (λ / λ
n/2
C)
]
2
.
(3.2)
λC bezeichnet hier die Grenzwellenlänge, IDE0 das Plateau der IDE bei kurzen
Wellenlängen und der Nenner des Ausdrucks den abfallenden Teil des IDE-Spektrums
bei langen Wellenlängen, wobei der Parameter n die Steigung beschreibt. Obwohl es
sich hierbei um einen empirischen Ausdruck handelt, beschreibt die Formel den
Kurvenverlauf sogar im Übergangsbereich zwischen Plateau und abfallender Flanke
sehr gut. In der Literatur sind ähnliche Ausdrücke zu finden (siehe beispielsweise [16]
und [43]), jedoch beschreibt Gl. 3.2 den Kurvenverlauf im Übergangsbereich für diese
Messungen am besten. Dies ist mit einem Fit der IDE von TaN1 in Abbildung 3-11
dargestellt. Für Mäander mit größeren Streifenbreiten, bei denen das Plateau außerhalb
des messbaren Bereichs liegt, hier ab w = 146 nm (TaN5), kann durch das Fitten mit
Gl. 3.2 der Übergangsbereich als zusätzliche Information genutzt werden, um den
Zahlenwert des Plateaus zu schätzen (IDE-Fit von TaN6 in Abbildung 3-11). Für die
56
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
IDE-Spektren der NbN-Mäander ist der Fit mit Gl. 3.2 aufgrund der Oszillationen bei
kurzen Wellenlängen erschwert (siehe Abbildung 3-12). Dennoch führt der Fit zu einer
ausreichend guten Extraktion der Grenzwellenlänge, da diese nicht sehr stark von dem
Wert des Plateaus (IDE0) abhängig ist. Der Fitparameter n gemittelt über alle 24 IDESpektren von TaN beträgt 10,4±0,8. Für die 8 bzw. 9 IDE-Spektren von NbN1-NbN3
bzw. NbN4-NbN6 beträgt n gemittelt 7,0±1,0 und 9,9±1,2. Diese relativ kleine Streuung
von n innerhalb der Mäander-Serien spricht dafür, dass die Bestimmung von λC mit Gl.
3.2 aussagekräftig ist.
E=hc/λC (eV)
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
0,8
0,7
1-Ib/Idep
0,6
0,5
0,4
0,3
TaN1
TaN2
TaN3
TaN4
0,2
0,1
0,0
0,0000
0,0005
0,0010
0,0015
0,0020
TaN5
TaN6
TaN7
TaN8
0,0025
0,0030
-1
Inverse Grenzwellenlänge (nm )
Abbildung 3-13: Abhängigkeit des relativen Biasstroms von der inversen Grenzwellenlänge 1/λC für
TaN1-TaN8. Die durchgezogenen Linien sind lineare Fits an die Datenpunkte. Die gestrichelte Linie
zeigt den Wert des relativen Stroms an, bei dem die inversen Grenzwellenlängen der meisten
Mäander durch eine lineare Interpolation erhalten werden können. Diese Grenzwellenlängen sind
für den späteren Vergleich mit den theoretischen Modellen notwendig. Eine ausführlichere
Erklärung befindet sich im Text in Abschnitt 3.7.
In Abbildung 3-13 sind die inversen Grenzwellenlängen aller gemessenen IDE-Spektren
eines jeden untersuchten TaN-Mäanders in Abhängigkeit des relativen angelegten
3.5 Experimentelle Intrinsische Detektionseffizienz
57
Stroms dargestellt. Die Unsicherheiten der relativen Stromwerte ergeben sich aus den
Unsicherheiten der Biasspannungen und der fehlerbehafteten Größen, die in die
kritischen Paarbrechungsströme eingehen. Da für diese Größen üblicherweise keine
Unsicherheiten angegeben werden, wurde davon ausgegangen, dass sie (RS, TC und D)
mit einer Genauigkeit von 5 % bestimmt werden können. Die Unsicherheiten der
inversen Grenzwellenlängen stammen aus dem Fit der IDE mit Gl. 3.2 und betragen
zwischen etwa 2 % für TaN1 und 10 % für TaN8. Es ist auffallend, dass alle
Abhängigkeiten in Abbildung 3-13 linear sind. Außerdem sind die 1/λC-Werte für TaN5
und TaN6 zu niedrigeren Werten von 1-Ib/Idep verschoben. Dieser Unterschied ist
vermutlich damit zu erklären, dass diese beiden Mäander aus einer anderen
Fabrikationsreihe stammen als die Restlichen, was zu einer abweichenden
Dünnfilmqualität (Homogenität) und verschiedenen Materialparametern der Strukturen
führen kann. Dies ist an den Sprungtemperaturen und Flächenwiderständen dieser
Strukturen zu erkennen (siehe Tabelle 3-1), deren Mittelwerte 7 % bzw. 18 % größer als
die Mittelwerte der restlichen Strukturen sind. Ein Grund für die Abweichung der
Flächenwiderstände könnte in der absoluten Dicke des Dünnfilms liegen. Diese ist zwar
ebenfalls 4 nm dick, jedoch kann sie während des Herstellungsprozesses nur mit einer
Genauigkeit von etwa 20 % kontrolliert werden [71]. Ein Indikator für eine
unterschiedliche Filmqualität könnte das Stromverhältnis Ic,e/Idep dieser beiden Mäander
sein, das im Vergleich zu dem Durchschnittswert der anderen um etwa 20 % größer ist.
Bei den Mäandern mit den größten Streifenbreiten (TaN7 und TaN8) konnte nur jeweils
eine Messung der IDE bei dem größten Stromverhältnis von 0,94Ic,e verwendet werden,
da bei kleineren Strömen die IDE im messbaren Bereich zu stark abfiel, um aus dem
Spektrum eine Grenzwellenlänge zu extrahieren.
Abbildung 3-14 zeigt die inversen Grenzwellenlängen aller gemessenen IDE-Spektren
der untersuchten NbN-Mäander in Abhängigkeit des relativen angelegten Stroms. Wie
schon bei TaN (Abbildung 3-13) zu sehen war, sind auch bei NbN alle Abhängigkeiten
linear. Die relativ große Streuung der Materialparameter in den NbN-Serien hat
Auswirkungen auf Idep und damit auf die Lage der 1/λC-Werte in Abbildung 3-14.
Obwohl alle Mäander der gleichen Dicken aus einer Fabrikationsreihe stammen, weisen
58
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
einzelne teilweise große Abweichungen der Materialparameter im Bezug zu den
anderen Mäandern auf. Ein Beispiel ist NbN3, was eine etwa 10 % höhere
Sprungtemperatur und einen 50 % höheren Flächenwiderstand als die entsprechenden
Mittelwerte von NbN1 und NbN2 hat (siehe Tabelle 3-1).
E=hc/λC (eV)
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
0,8
0,7
1-Ib/Idep
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
NbN1
NbN2
NbN3
0,1
0,0
0,0000
0,0005
0,0010
0,0015
0,0020
NbN4
NbN5
NbN6
0,0025
0,0030
-1
Inverse Grenzwellenlänge (nm )
Abbildung 3-14: Abhängigkeit des relativen Biasstroms von der inversen Grenzwellenlänge für
NbN1-NbN6. Die durchgezogenen Linien sind lineare Fits an die Datenpunkte. Die gestrichelten
Linien zeigen die Werte des relativen Stroms von NbN1-NbN3 (d = 3,6 nm) und NbN4-NbN6
(d = 4,8 nm) an, bei dem die inversen Grenzwellenlängen der Mäander durch eine lineare
Interpolation erhalten werden können. Diese Grenzwellenlängen sind für den späteren Vergleich
mit den theoretischen Modellen notwendig. Eine ausführlichere Erklärung befindet sich im Text in
Abschnitt 3.7.
Diese Abweichungen können durch unterschiedliche Dicken des Dünnfilms zustande
kommen, aus dem alle Mäander einer Serie hergestellt wurden. Ein anderer Grund für
die unterschiedlichen Materialparameter können lokale Verunreinigungen auf dem
Substrat vor der Abscheidung des Dünnfilms sein. Diese führen zu lokal
unterschiedlichen Homogenitäten des Dünnfilms und damit der einzelnen Mäander.
3.5 Experimentelle Intrinsische Detektionseffizienz
59
Die Abhängigkeiten des relativen Biasstroms von der inversen Grenzwellenlänge aller
Proben, die bei mehr als einem Strom gemessen werden konnten, wurden mit einer
linearen Funktion gefittet (siehe Geraden in Abbildung 3-13 und Abbildung 3-14).
Es ist an dieser Stelle erwähnenswert, dass eine lineare Extrapolation in Abbildung 3-13
und Abbildung 3-14 zu einem Wert der inversen Grenzwellenlänge von Null zu einem
relativen Biasstrom Ib/Idep zwischen 0,72 und 0,87 für TaN und 0,79 und 0,91 für NbN
führt. Der lineare Zusammenhang zwischen Ib/Idep und 1/λC sowie vergleichbare
extrapolierte Werte wurden schon für einen einzelnen TaN-Mäander [19], [28] und
NbN-Nanobrücken beobachtet [15]. Aus physikalischer Sicht ist klar, dass ein im
Mäander absorbiertes Photon infinitesimal kleiner Energie nur dann mit einer
Wahrscheinlichkeit von 100% detektiert werden kann, wenn der angelegte Strom den
lokalen kritischen Wert erreicht. Daraus folgt, dass unter der Annahme eines linearen
Zusammenhangs, die extrapolierten Fitgeraden in Abbildung 3-13 und Abbildung 3-14
die Stromachse beim Wert Null schneiden sollten. Die Diskrepanz, dass die
extrapolierten Werte die Stromachse nicht bei dem Wert Null schneiden, könnte gelöst
werden, wenn man annimmt, dass der lokale kritische Strom in einem idealen Streifen
nicht der Paarbrechungsstrom nach Gl. 2.22 sondern ein kritischer Strom IC < Idep ist.
Dies ist beispielsweise im Vortexmodell von Bulaevskii et al. [17] der Fall, wo der
kritische Strom Ic,B etwa 85 % von Idep beträgt. Ic,B wurde im Rahmen des LondonModells berechnet und bezeichnet den Strom, bei dem die Energiebarriere für das
Eindringen der Vortices in den Streifen verschwindet. Engel et al. [19] haben eine
numerische Simulation des Vortexmodells durchgeführt und gezeigt, dass die
Abhängigkeit zwischen 1-Ib/Ic,B und 1/λC für kleine Photonenenergien linear ist und die
Stromachse bei 1-Ib/Ic,B ≈ 0 schneidet. Rechnet man von Ic,B zu Idep um, so ergibt sich
eine Verschiebung des Zusammenhangs zwischen Strom und Photonenenergie, wobei
die Stromachse dann bei etwa 1-Ib/Idep ≈ 0,2 geschnitten wird (siehe Abbildung 9 in Ref.
[19]). Mit dieser Verschiebung können die linearen Extrapolationen der experimentellen
1/λC-Werte hier sowie in den Ref. [28] und [15] erklärt werden. Daraus wurde
geschlussfolgert wurde, dass das Eindringen von Vortices in den Streifen über die
Energiebarriere für die Photonendetektion eine wichtige Rolle spielt. Zu dem gleichen
60
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
Schluss kam man in Ref. [15] im Falle der NbN-Nanobrücken. In einer kürzlich
erschienen Publikation schreibt Vodolazov jedoch, dass die Berechnung der
Energiebarriere im Rahmen des London-Modells quantitativ zu falschen Ergebnissen
führt, wenn sich der Vortex an einer Position kleiner als ≈ 2ξ von der Streifenkante
entfernt befindet. Nach seinen Berechnungen im Rahmen des GL-Modells [73]
verschwindet die Energiebarriere für das Eindringen von Vortices exakt bei Idep.
Eine andere Erklärung, warum der kritische Strom in einem Streifen kleiner als der Idep
sein könnte sind Defekte der Streifenkanten, die während des Ionenätzens entstehen
[74] und durch die der supraleitende Bereich im Streifen verringert wird. Allerdings
handelt es sich dabei nur um 2-3 nm auf beiden Seiten des Streifens, weshalb der
wirkliche Idep dadurch zwar geringer ist, aber die Verschiebung von 1-Ib/Idep ≈ 0,2 nicht
vollständig erklären kann.
Entgegen all diesen Überlegungen zeigt Vodolazov mit Berechnungen der
Photonendetektion im Rahmen des zeitunabhängigen GL-Modells [69], dass der
Zusammenhang zwischen Ib/Idep und 1/λC nichtlinear ist, wodurch er die experimentellen
Daten dieser TaN-Studie (Abbildung 3-13) erklären kann (siehe Abbildung 4 in Ref.
[69]). Um zu überprüfen welches Modell an dieser Stelle korrekt ist, sind Experimente
mit Photonen einer Energie nahe 0 eV bzw. Biasströmen nahe zum kritischen
Paarbrechungsstrom notwendig. Beides ist mit den heutigen SNSPDs nicht möglich, da
die DE für derart geringe Photonenenergien zu gering und der experimentelle kritische
Strom zu weit vom kritischen Paarbrechungsstrom entfernt ist.
3.6
Theoretische Grenzwellenlänge in Abhängigkeit von der Streifenbreite
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit den Grenzwellenlängen der verfügbaren
theoretischen Modelle des Photonendetektionsmechanismus in supraleitenden Streifen.
Innerhalb eines jeden Modells werden Bedingungen gefunden, die der Grenzwellenlänge in der spektralen IDE entsprechen. Des Weiteren wird eine Formel
hergeleitet, die explizit diese Wellenlänge sowie die Streifenbreite enthält. Die
3.6 Theoretische Grenzwellenlänge in Abhängigkeit von der Streifenbreite
61
folgenden Formeln sind in SI-Einheiten dargestellt und derart umgeformt, dass sie
ausschließlich von direkt messbaren Parametern der Mäander abhängig sind.
3.6.1
Erweitertes Hotspot-Modell
Die Grenzwellenlänge (bzw. der Grenzwert der Photonenenergie) wurde im Falle des
erweiterten Hotspot-Modells explizit in der Veröffentlichung [63] ausgerechnet und ist
in Abschnitt 2.5.1 (Gl. 2.30) vorgestellt worden. Diese lautet:
4 R e2
hc D
λC = ς 1/2 S
2
3 p (b k BTC ) w t th
−1

Ib 
1 −
 .
 I dep 
(3.3)
Dieses Zweizustandsmodell kann den experimentellen beobachteten Übergang der
spektralen IDE und den steilen Abfall nach der Grenzwellenlänge nicht erklären. Das
Modell berücksichtigt die Verringerung des Ordnungsparameters durch den externen
Strom, das Eindringen von Vortices in den Streifen sowie die Änderungen der
Geschwindigkeit der supraleitenden Elektronen quer zum Streifen nicht.
3.6.2
Im
Quasistatisches Vortexmodell
quasistatischen
Vortexmodell
(siehe
Abschnitt
2.5.2)
[17]
wurde
die
Grenzwellenlänge nicht explizit berechnet, weshalb sie im Folgenden hergeleitet wird.
Das Modell besagt, dass die IDE den Wert 1 erreicht, wenn die Barriere für
Vortexquerungen lokal verschwindet. Diese Bedingung wurde benutzt, um die
Grenzwellenlänge für bestimmte Werte des Biasstroms und der Streifenbreite zu
definieren. Da die thermodynamische Wahrscheinlichkeit für das Eindringen eines
Vortex in den Streifen für jede Barrierenhöhe möglich ist, könnte dieses Modell den
starken, graduellen Abfall der Detektionseffizient für λ > λC, erklären. Für die
Herleitung der Grenzwellenlänge geht man zunächst von der Vortex-assistierten PZR
ohne Magnetfeldterm aus (Gl. 2.35), die an dieser Stelle nochmals aufgeführt ist:
62
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
RPZR ( I ,ν h ) = Rh [1 − exp(−2 R ∗ ( I ,ν h ))].
(3.4)
Gl. 3.4 beschreibt den Übergang von einem Plateau mit dem Wert Rh (IDE = 1) in einen
exponentiellen Abfall. Um einen Vergleich des Modells mit den experimentell
gewonnenen Grenzwellenlängen vornehmen zu können, muss zunächst eine Verbindung
von Gl. 3.4 mit der Photonenenergie hergestellt und anschließend ein konkreter Wert der
Grenzwellenlänge definiert werden. Da in Ref. [17] keine Formel angegeben ist, welche
explizit die Photonenenergie und die charakteristische Energie eines Vortex im Hotspot
(νh) verbindet, werden physikalische Aussagen, die diesen Zusammenhang beschreiben
(Ref. [17], Sektion 4, Seite 7, (a), (b)) im Folgenden in Formeln ausgedrückt. Die erste
Aussage ist, dass der durch die Photonenabsorption entstandene Hotspot aus QTs die
gesamte Breite w des Streifens der Dicke d ausfüllt. Die zweite besagt, dass der Hotspot
eine homogene Dichte aufweist.
Da die erste Aussage keine Information über die genaue Geometrie des Hotspots im
Streifen enthält, sei daran erinnert, dass ein absorbiertes Photon zur Erzeugung von QTs
und deren Diffusion führt (siehe Abschnitt 2.5.1). Da die QT-Diffusion in zwei
Dimensionen isotrop ist und für NbN und TaN w > (D tth)1/2 > d gilt, muss die effektive
Photonenenergie (ς·Eph) im Volumen V ~ w2d verteilt sein, um die gesamte Breite des
Streifens auszufüllen. Dieses Volumen kann beispielsweise ein Zylinder mit
Durchmesser w und Höhe d sein. Wegen der Geometrie des Streifens wurde ein
quaderförmiges Volumen V = w2d gewählt. Der Unterschied im Volumen zwischen
Zylinder und Quader spielt eine untergeordnete Rolle, weil dadurch die quadratische
Abhängigkeit des Volumens von der Streifenbreite nicht geändert wird.
Die zweite Aussage der homogenen QT-Dichte des Hotspots ist eine Vereinfachung, da
das absorbierte Photon eine gaußförmige Verteilung der QTs erzeugt. Nimmt man
dennoch, wie vom Modell beschrieben, eine homogene QT-Dichte im Volumen w2d an,
bedeutet das, dass die supraleitende Kondensationsenergie F0 = w2dµ0(Hc)2/2 dort
homogen um die effektive Photonenenergie ς·Eph reduziert wird. Hc bezeichnet das
3.6 Theoretische Grenzwellenlänge in Abhängigkeit von der Streifenbreite
63
thermodynamische kritische Feld. Die verringerte Kondensationsenergie Fh in w2d
lautet somit:
Fh = F0 − ς E πh =
w 2 d F 02
hc
−ς .
2 2 2
λ
16 µ0π λ Lξ
(3.5)
Hierbei wurde der in Ref. [17] über Gl. 35 stehende Ausdruck für das
thermodynamische kritische Feld Hc verwendet. Mit Gl. 2.32 aus Abschnitt 2.5.2 folgt
F0 = e0w²/4πξ2. Es sei daran erinnert, dass e0 die charakteristische Vortexenergie in
einem Dünnfilm darstellt. Mit ν0 = e0/kBT findet man dann den reduzierten Wert der
dimensionslosen Vortexenergie im Hotspot:
ν h = ν 0 − 4πς
hc 1 ξ 2
,
λ k BT w 2
(3.6)
wobei
ν0 =
Φ 02 µ 2 d
.
4πµ 0 λ2L (T )k BT
(3.7)
Der Parameter µ² steht für die Verringerung des Ordnungsparameters aufgrund des
Biasstroms. µ² wurde auf den Wert eins gesetzt, da alle in dieser Arbeit an die SNSPDs
angelegten Ströme wesentlich kleiner als der theoretische Paarbrechungsstrom sind. Die
temperaturabhängige Eindringtiefe λL(T) wurde gemäß Gl. 2.20 in Abschnitt 2.2
berechnet.
Die Grenzwellenlänge λC wird dann durch Gl. 3.4 als diejenige Wellenlänge definiert,
bei der der Term in der Exponentialfunktion dem Wert 1 gleicht, d.h. 2R*(I, νh) = 1. Das
bedeutet λC entspricht dem Wert, bei dem RPZR vom Plateau Rh um 1/e1 abgefallen ist.
Diese Definition ähnelt der Definition der experimentell bestimmten Grenzwellenlänge,
welche in einer doppelt logarithmischen Darstellung als Schnittpunkt einer Konstanten
64
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
und einer abfallenden Geraden des IDE-Spektrums festgelegt wurde (siehe Abschnitt
3.5.4). Anschließend wurde bei einem festen relativen Strom die Wellenlänge variiert,
um die Streifenbreite zu finden, bei der der exponentielle Term eins ist. Dadurch konnte
die Streifenbreitenabhängigkeit der Grenzwellenlänge erhalten werden. In den
Berechnungen wurde der Unterschied zwischen kritischem Paarbrechungsstrom und
dem Strom, bei dem die Energiebarriere verschwindet, vernachlässigt. Außerdem wurde
die Temperaturabhängigkeit des Paarbrechungsstroms verwendet (siehe Gl. 2.22).
3.6.3
Zeitabhängiges Ginzburg-Landau-Vortexmodell
Im Folgenden wird die Herleitung der Grenzwellenlänge im zeitabhängigen GLVortexmodell vorgestellt, da in Ref. [18] (siehe Abschnitt 2.5.3) nur eine Abhängigkeit
der Streifenbreite vom Grenzstrom I0 gegeben ist. Dazu ist Gl. 2.38 nachfolgend
nochmals aufgeführt:
−1
  2 R 2 1 − γ 2 
I0
R 1− γ 2 
.
= 1 − 
1
+


I dep   w  1 + γ 2   R + ξ 1 + γ 2 
(3.8)
Die dimensionslose Verringerung des Ordnungsparameters γ in Gl. 3.8 kann durch die
entsprechenden Konzentrationen der supraleitenden Elektronen als γ = (ns’/ ns)1/2
ausgedrückt werden. Für typische Werte der Materialparamater von TaN und NbN und
den hier verwendeten Wellenlängenbereich (400 nm - 2500 nm) ist γ immer kleiner als
0,1 (siehe Gl. 17 in Ref. [18]). Vereinfacht man nun Gl. 3.8 entsprechend und verwendet
die numerische Beziehung (R/R0)2 = ΔT0 /(TC-T) (Gl. (16) in Ref. [18]), wobei ΔT0
durch Gl. 2.36 in Abschnitt 2.5.3 gegeben ist, so erhält man die folgende kubische
Gleichung:
2
2

  I
 2ξ  3  2ξ  2  I 0
− 1u +  0 − 1 = 0.
+
u
  u + 2
 

 
 w
 w

  I dep
 I dep
(3.9)
3.7 Vergleich des Experiments mit den theoretischen Modellen
65
Die Variable u ist dabei folgendermaßen gegeben:
 3e 2 R Dς h c
u = =  3 2 S
ξ  π λ k B (TC − T )TC
R
1/ 2



1
ξ
.
(3.10)
λ bezeichnet hier die Photonenwellenlänge. Um die Grenzwellenlänge zu erhalten,
wurde der experimentelle Biasstrom Ib mit I0 identifiziert und Gl. 3.9 numerisch für das
Set gegebener Werte von Ib/Idep und ξ/w gelöst.
Obwohl das zeitabhängige GL-Vortexmodell aus Ref. [18] Vortices berücksichtigt, ist es
dennoch intern nur ein Zweizustandsmodell, das für einen idealen Streifen für alle
Wellenlängen, die größer als die Grenzwellenlänge sind, IDE = 0 vorhersagt.
In einer kürzlich erschienenen Publikation, in dem das zeitabhängige Vortexmodell
weiterentwickelt wurde, wurde gezeigt, dass der Übergangsbereich zwischen IDE = 1
und dem exponentiellen Abfall durch die Positionsabhängigkeit des Photonenabsorptionsortes quer zum Streifen beschrieben werden kann [75].
3.7
Vergleich des Experiments mit den theoretischen Modellen
Aus den im Abschnitt 3.6 diskutierten theoretischen Modellen wurden Abhängigkeiten
der Grenzwellenlänge von der Streifenbreite supraleitender Nanodrähte abgeleitet. Im
Folgenden werden diese mit den experimentell bestimmten Grenzwellenlängen aus
Abschnitt 3.5.4 verglichen. Für den Vergleich werden die inversen Grenzwellenlängen
aus Abbildung 3-13 und Abbildung 3-14 verwendet.
3.7.1
Parameterauswahl
Zunächst wurde für alle TaN-Mäander, NbN1-NbN3 (d = 3.6 nm) und NbN4-NbN6
(d = 4.8 nm) jeweils ein fester Wert des Stromverhältnisses Ib/Idep gewählt, bei dem der
1/λC-Wert der meisten Mäander durch eine lineare Interpolation der Datenpunkte
66
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
erhalten werden konnte (siehe Abbildung 3-13). Bei TaN wurde als Stromverhältnis
Ib/Idep = 0,42 gewählt. Infolgedessen muss für Mäander TaN1 eine Extrapolation
vorgenommen werden, was die Unsicherheit dieses 1/λC-Wertes um wenige Prozent
vergrößert. Für die Mäander TaN5 und TaN6 wurde kein 1/λC-Wert bestimmt, da man
hier eine Extrapolation über einen weiten Bereich von Ib/Idep durchführen müsste.
Aufgrund des unbekannten Zusammenhangs zwischen dem relativen Strom und der
inversen Grenzwellenlänge lässt sich für diese beiden Mäander keine Aussage über den
1/λC-Wert bei Ib/Idep = 0,42 treffen. Wie in Abschnitt 3.5.4 bereits erwähnt sind TaN5
und TaN6 aus einer anderen Fabrikationsreihe als die restlichen TaN Proben. Dies hat
Auswirkungen auf Materialparameter (siehe Tabelle 3-1) und folglich auch auf ihre
Lage in Abbildung 3-13. Da TaN7 und TaN8 jeweils nur einen Datenpunkt aufweisen
und lediglich der von TaN8 innerhalb der Messunsicherheit mit dem gewählten
Stromverhältnis übereinstimmt, wurde dieser für die Analyse verwendet. Der
Datenpunkt von TaN7 wurde nicht berücksichtigt. Im Falle von NbN1-NbN3
(d = 3,6 nm) und NbN4-NbN6 (d = 4.8 nm) ist eine Interpolation immer möglich
gewesen. Als Stromverhältnisse wurden Ib/Idep = 0,6 bzw. Ib/Idep = 0,45 gewählt (siehe
Abbildung 3-14).
Die Sprungtemperaturen und Flächenwiderstände der Mäander der gleichen Serie
weichen vom gemeinsamen Mittelwert bei TaN jeweils um 3 % bzw. 8 % ab. Bei
NbN1-NbN3 (d = 3,6 nm) beträgt die Abweichung 8 % bzw. 29 % und bei NbN4-NbN6
(d = 4,8 nm) 6 % bzw. 18 %. Variationen in RS kommen, wie bereits erwähnt (siehe
Abschnitt
3.5.4),
höchst
wahrscheinlich
durch
Homogenitätsunterschiede
des
supraleitenden Films und Unterschiede in dessen Dicke zustande. Als gemeinsame
Mittelwerte erhält man für TaN TC = 8,9 K und RS = 413 Ω, für NbN (d = 3,6 nm) und
NbN (d = 4,8 nm) TC = 9,5 K bzw. TC = 8,9 K und RS = 681 Ω bzw. RS = 482 Ω.
Die restlichen (supraleitenden) Materialparameter, die in die Formeln der Modelle
eingehen, sind die Kohärenzlänge ξ, der Koeffizient β, die Elektronendiffusivität D und
die Thermalisierungszeit τth. Für die TaN-Mäander wurde mit Gl. 2.12 eine
Kohärenzlänge von ξ(4,5 K) = 6,9 nm und für die NbN-Mäander von ξ(4,5 K) = 5,4 nm
3.7 Vergleich des Experiments mit den theoretischen Modellen
67
berechnet. Der Koeffizient β = 1,63 für TaN und β = 1,91 für NbN wurde von den
entsprechenden β0 Werten (siehe Abschnitt 2.2.4) und der Temperaturabhängigkeit der
supraleitenden Energielücke errechnet (Gl. 2.9). Die Elektronendiffusivität D beträgt,
wie in Abschnitt 3.3 bereits erwähnt, für TaN bzw. NbN D = 0,6 cm2/s bzw.
D = 0,51 cm2/s. Die Thermalisierungszeit für die hier verwendeten Materialien beträgt
τth = 7 ps [65]. Um den Fit für das in Ref. [17] beschriebene quasistatische Vortexmodell
zu berechnen, wurde für die Lebenszeit des Hotspots (homogener QT-Dichte) der in der
Veröffentlichung angegebene Wert von 40 ps verwendet.
3.7.2
Grenzwellenlänge und Streifenbreite
1750
Grenzwellenlänge (nm)
1500
Erweitertes Hotspot-Modell
Zeitabhängiges GL-Vortexmodell
Quasistatisches Vortexmodell
1250
1000
750
TaN1
TaN2
TaN3
TaN4
TaN8
500
250
0
0,000
0,002
0,004
0,006
0,008
0,010
0,012
0,014
0,016
-1
Inverse Streifenbreite (nm )
Abbildung 3-15: Grenzwellenlängen der ausgewählten TaN-Mäander (Symbole) in Abhängigkeit
der inversen Streifenbreite im Vergleich zu den theoretischen Modellen (Linien). Die gestrichelte
und gepunktete Linie repräsentieren die Vortex assistierten Modelle während die durchgezogene
Linie das erweiterte Hotspot-Modell darstellt.
In Abbildung 3-15 sind die Grenzwellenlängen der ausgewählten TaN-Mäander
(Symbole) mit Streifenbreiten zwischen 73 nm und 243 nm bei gleichem Bias- zu
Paarbrechungsstromverhältnis von 0,42 in Abhängigkeit der inversen Streifenbreite
68
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
dargestellt. Außerdem sind die Fitkurven der drei verschiedenen theoretischen Modelle
(Linien) eingezeichnet. Diese Kurven enthalten ausschließlich die oben genannten
Materialparameter und als einzige anpassbare Größe die Quanteneffizienz ς. Die
Unsicherheiten der experimentellen Datenpunkte stammen größtenteils von der
Interpolationsprozedur. Da für TaN1 eine Extrapolation durchgeführt werden musste, ist
die Unsicherheit etwas größer. Wie man deutlich erkennen kann, nimmt die
experimentell bestimmte Grenzwellenlänge mit steigender Streifenbreite ab, was
qualitativ durch alle Modelle vorhergesagt wird. Eine weitere Gemeinsamkeit der
Modelle ist, dass die Grenzwellenlänge für unendlich breite Streifen zu Null strebt.
Die durchgezogene Linie (in Abbildung 3-15) stellt den Fit des erweiterten HotspotModells dar, welcher einen Wert der Quanteneffizienz von ς = 0,42 liefert. Da die
Grenzwellenlänge in Gl. 3.3 proportional zur inversen Streifenbreite ist, führt eine
Änderung von ς oder der Materialparameter zu einer Veränderung der Steigung der
Geraden.
Die gestrichelte Linie repräsentiert den Fit des zeitabhängigen GL-Vortexmodells,
wobei ς = 0,29 ist. Erwähnenswert ist, dass bei diesem Modell die Fitkurve stark vom
Wert des relativen Stroms sowie der Quanteneffizienz abhängig ist. Um dies zu
verdeutlichen, ist die Kurve für jeweils zwei weitere Werte von ς und des relativen
Stroms in Abbildung 3-16 dargestellt. Wie zu erkennen ist, ändert sich im Wesentlichen
die Steigung. Die Änderung der Kurvenkrümmung ist nur geringfügig. Für den
Modellvergleich (Abbildung 3-15) wurde der Wert von ς gewählt, bei dem die inverse
Grenzwellenlänge von TaN1 von der Kurve geschnitten wird.
Das quasistatische Vortexmodell wird durch die gepunktete Linie in Abbildung 3-15
repräsentiert. Der Fit gibt in diesem Fall ς = 0,11 aus. Die Steigung dieser Kurve wird
maßgeblich durch das Stromverhältnis, die Quanteneffizienz und den Flächenwiderstand bestimmt (siehe Abbildung 3-17). Dabei bewirkt eine zehnprozentige Erhöhung
des Stromverhältnisses (gestrichelte Linie) beispielsweise eine wesentlich geringere
Änderung der Steigung der Kurve als eine zehnprozentige Erhöhung des Flächenwiderstands (gepunktete Linie).
3.7 Vergleich des Experiments mit den theoretischen Modellen
Grenzwellenlänge (nm)
1500
1250
1000
69
Zeitabhängiges GL-Vortexmodell
ς = 0,25
ς = 0,29
ς = 0,29, Ib/Idep = 0,46
ς = 0,29, Ib/Idep = 0,38
ς = 0,35
750
TaN1
TaN2
TaN3
TaN4
TaN8
500
250
0
0,000
0,003
0,006
0,009
0,012
0,015
Inverse Streifenbreite (nm-1)
Abbildung 3-16: Grenzwellenlängen der ausgewählten TaN-Mäander (Symbole) in Abhängigkeit
der inversen Streifenbreite im Vergleich zum zeitabhängigen GL-Vortexmodell für verschiedene
Modellparameter.
Grenzwellenlänge (nm)
1500
1250
1000
Quasistatisches Vortexmodell
ς = 0,09
ς = 0,11
ς = 0,11, Ib/Idep = 0,46
ς = 0,11, RS = 453 Ω
ς = 0,13
ς = 0,15
750
TaN1
TaN2
TaN3
TaN4
TaN8
500
250
0
0,000
0,003
0,006
0,009
0,012
0,015
-1
Inverse Streifenbreite (nm )
Abbildung 3-17: Grenzwellenlängen der ausgewählten TaN-Mäander (Symbole) in Abhängigkeit
der inversen Streifenbreite im Vergleich zum quasistatischen Vortexmodell für verschiedene
Modellparameter.
70
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
Für den Modellvergleich (Abbildung 3-15) wurde ebenfalls der Wert von ς gewählt, bei
dem die Kurve die inverse Grenzwellenlänge von TaN1 schneidet.
Die Werte des hier mit den verschiedenen Modellen erhaltenden Fitparameters ς (0,110,42) liegen beinahe im Bereich der bisher veröffentlichten Werte, die zwischen 0,12
und 0,45 betragen (siehe Ref. [28] , [57] und [76]).
Die Grenzwellenlängen der NbN-Mäander der dünneren Serie (d = 3,6 nm, gefüllte
Symbole) und dickeren Serie (d = 4,8 nm, offene Symbole) bei gleichem Bias- zu
Paarbrechungsstromverhältnis von 0,6 bzw. 0,45 sind in Abbildung 3-18 in Abhängigkeit der inversen Streifenbreite dargestellt. Mit abnehmender Streifenbreite nehmen die
Grenzwellenlängen mit Ausnahme von NbN6 zu, was qualitativ mit der gefundenen
Abhängigkeit der TaN-Mäander übereinstimmt. Allerdings ist bei den IDE-Messungen
der NbN-Mäander die Variation der Streifenbreite wesentlich geringer und die Streuung
der Materialparameter RS und TC erheblich größer (siehe Tabelle 3-1), was eine große
Streuung der inversen Grenzwellenlängen bei gleichem relativem Biasstrom zur Folge
hat.
Die durchgezogenen, gestrichelten und gepunkteten Linien in Abbildung 3-18 stellen
die Fits des erweiterten Hotspot-Modells (ς = 0,38), des quasistatischen Vortexmodells
(ς = 0,09) und des zeitabhängigen GL-Vortexmodells (ς = 0,23) dar. Wie zu erkennen
ist, werden die experimentell bestimmten Grenzwellenlängen innerhalb ihrer Unsicherheiten durch kein Modell korrekt beschrieben. Wie in Abschnitt 3.5.4 bereits erwähnt,
führen lokale Verunreinigungen auf dem Substrat vor der Abscheidung des Dünnfilms
zu einer lokal unterschiedlichen Homogenität des Dünnfilms und damit der einzelnen
Mäander. Diese Fehlerquelle, die zur Streuung der Materialparameter führt, kann nicht
quantifiziert und in der Unsicherheit der Grenzwellenlänge berücksichtigt werden. Es
lässt sich daher für die Grenzwellenlängenabhängigkeit von der Streifenbreite für die
untersuchten NbN-Mäander keine Modellentscheidung fällen.
3.7 Vergleich des Experiments mit den theoretischen Modellen
1600
Grenzwellenlänge (nm)
1400
1200
71
Erweitertes Hotspot-Modell (d = 3,6 nm)
Erweitertes Hotspot-Modell (d = 4,8 nm)
Zeitabhängiges GL-Vortexmodell (d = 4,8 nm)
Quasistatisches Vortexmodell (d = 3,6 nm)
Quasistatisches Vortexmodell (d = 4,8 nm)
1000
800
NbN1
NbN2
NbN3
NbN4
NbN5
NbN6
600
400
200
0
0,000
0,002
0,004
0,006
0,008
0,010
0,012
0,014
0,016
Inverse Streifenbreite (nm-1)
Abbildung 3-18: Grenzwellenlängen der NbN-Mäander der dünneren (gefüllte Symbole) und
dickeren (offene Symbole) Serie in Abhängigkeit der inversen Streifenbreite. Die durchgezogenen
und gestrichelten Linien stellen Fits mit dem erweiterten Hotspot-Modell (ς = 0,38) und dem
quasistatischen Vortexmodell (ς = 0,09) dar. Die gepunktete Linie stellt den Fit mit dem
zeitabhängige GL-Vortexmodell (ς = 0,23) an die dünnere NbN-Serie dar. Bei gleicher
Quanteneffizienz ς liegt die Fitkurve für die dickere NbN-Serie außerhalb des Darstellungsbereichs.
Aufgrund
der
geringen
Variation
der
Streifenbreite
und
der
großen
Streuung
der
Materialparameter dieser Mäander ist eine Modellentscheidung nicht möglich.
Im untersuchten Streifenbreitenbereich der TaN-Mäander von 73 nm bis 243 nm zeigt
der Fit des erweiterten Hotspot-Modells eine sehr gute Übereinstimmung mit den
experimentellen Datenpunkten. Die Fits des zeitabhängigen GL-Vortexmodells und
auch des quasistatischen Vortexmodells weichen deutlich von den Datenpunkten ab,
wobei beide Modelle eine stärkere Zunahme von λC mit abnehmender Streifenbreite w
im Vergleich zum erweiterten Hotspot-Modell voraussagen.
Der Grund für die Abweichung des quasistatischen Vortexmodells von den
experimentellen Daten liegt vermutlich hauptsächlich an der Annahme der homogenen
Reduzierung des Ordnungsparameters durch das absorbierte Photon (siehe Abschnitt
2.5.2). Weitere vereinfachende Annahmen sind beispielsweise die Vernachlässigung der
72
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
Vortexkernenergie oder das Abschneiden der Vortexenergie bei einem Wert von ξ von
der Streifenkante. Diese Faktoren haben einen Einfluss auf die Barrierenhöhe und damit
auf die Vortexquerungsrate.
Die Grenzwellenlänge im zeitabhängigen GL-Vortexmodell wird, wie im Falle des
erweiterten Hotspot-Modells, durch die Überschreitung der kritischen Geschwindigkeit
am Photonenabsorptionsort aufgrund der lokalen Verringerung der Cooper-Paardichte
definiert. Wird die kritische Geschwindigkeit überschritten, folgt die Erzeugung eines
Vortex-Antivortexpaars, das den Streifen quert und Energie dissipiert, wodurch die
Supraleitung lokal zusammenbricht. Der Unterschied zum erweiterten Hotspot-Modell
ist, dass die Geschwindigkeitsverteilung quer zum Streifen nicht konstant ist. Die
Berechnung der Fitfunktion im zeitabhängigen GL-Vortexmodell, die hier verwendet
wurden stammt allerdings aus der analytischen Vereinfachung des Modells. Diese
verwendet explizit eine homogene Cooper-Paardichte innerhalb des Hotspots (siehe
Abschnitt 2.5.3). Darin ist vermutlich die Abweichung der im zeitabhängigen GLVortexmodell berechneten Fitkurve von den experimentellen Daten begründet.
Insgesamt bedeutet dies, dass die vereinfachende Annahme einer homogenen Anregung
der QTs in den Vortexmodellen zu der Abweichung der Fitfunktionen von den
experimentellen Daten führt (siehe Abbildung 3-15). Lediglich das erweiterte HotspotModell berücksichtigt die gaußförmige Anregung der QTs explizit. Aus dem vorgenommenen Vergleich lässt sich daher schließen, dass ein messbarer Spannungspuls
erzeugt wird, wenn die kritische Geschwindigkeit lokal überschritten und die
gaußförmige Anregung der QTs berücksichtigt wird. Weiterhin folgt, dass Vortices im
Photonendetektionsprozess für Wellenlängen λ ≤ λC eine untergeordnete Rolle spielen,
da sie im erweiterten Hotspot-Modell nicht berücksichtigt werden.
Die hier erhaltenen Ergebnisse deuten darauf hin, dass es möglich ist, den Bereich der
IDE von SNSPDs zu längeren Wellenlängen zu vergrößern, indem der experimentelle
kritische Strom bezüglich des kritischen Paarbrechungsstroms vergrößert wird.
3.8 Zusammenfassung
3.8
73
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wurden die spektralen IDEs verschieden breiter TaN- und NbNMäanderstreifen untersucht. Um die IDEs miteinander vergleichen zu können, wurde
eine charakteristische Größe, die Grenzwellenlänge, eingeführt und eine Extraktionsmethode dieser Größe vorgestellt. Darauf folgte die Identifikation von Bedingungen in
den unterschiedlichen theoretischen Modellen des Photonendetektionsmechanismus, die
der Grenzwellenlänge in der spektralen IDE entsprechen. Des Weiteren wurde in jedem
Modell eine Gleichung hergeleitet, welche die Grenzwellenlänge sowie die
Streifenbreite enthält. Anschließend wurden für TaN die experimentell bestimmten
Grenzwellenlängen in Abhängigkeit der Streifenbreite bei einem festen Verhältnis des
relativen Stroms mit denen der theoretischen Modelle verglichen. Daraus ging hervor,
dass das erweiterte Hotspot-Modell im Gegensatz zum zeitabhängigen GLVortexmodell und zum quasistatischen Vortexmodell in der Lage ist die experimentell
bestimmten Grenzwellenlängen zu beschreiben. Im Falle von NbN war die Streuung der
Materialparameter zu groß, um eine Modellentscheidung zuzulassen. Aus der
Übereinstimmung des erweiterten Hotspot-Modells mit den Daten wurde gefolgert, dass
Vortices im Detektionsprozess für Wellenlängen kleiner als die Grenzwellenlänge eine
untergeordnete Rolle spielen.
74
Kapitel: 3 Einfluss der Streifenbreite auf die Effizienz von SNSPDs
4.
Einfluss vom Magnetfeld auf Photonen- und
Dunkelzählraten von SNSPDs
In diesem Kapitel wird das in Abschnitt 2.5.2 vorgestellte quasistatische Vortexmodell
der Photonendetektion und der Erzeugung von Dunkelereignissen anhand von
Messungen der PZR und DZR von SNSPDs im Magnetfeld überprüft. Dazu wird zuerst
erläutert, warum das Vortexmodell die Magnetfeldabhängigkeiten der Zählraten erklären
könnte. Anschließend werden der experimentelle Aufbau zur Messung der Zählraten bei
tiefen Temperaturen und starken Magnetfeldern und notwendige Kalibrationsmessungen
verschiedener Sensoren vorgestellt. Des Weiteren wird eine erste Testmessung der PZR
und DZR für einen TaN-Mäander aus Kapitel 3 gezeigt. Darauf folgt die Beschreibung
der in diesem Kapitel detaillierter untersuchten NbN-Mäander. Außerdem werden die
experimentellen Feldabhängigkeiten der PZR und DZR separat bestimmt und mit der
Theorie verglichen. Zuletzt erfolgt ein Vergleich der Abhängigkeiten der PZR und DZR
vom Magnetfeld. 7
4.1
Motivation
Die Vortexbewegung ist von besonderer Bedeutung in supraleitenden Mäanderstrukturen. Zum einen können Vortices zur Entstehung von Dunkelereignissen beitragen
[31], [50], [48]. Zum anderen kann damit möglicherweise die Detektion von NIRPhotonen (λ > λC) erklärt werden [17], [18], [57]. Die Stromtransporteigenschaften
schmaler und dünner supraleitender Streifen, die sich in einem Magnetfeld befinden,
wurden in den vergangenen Jahren intensiv untersucht [77]–[79]. Es wurde unter
anderem herausgefunden, dass ab einer bestimmten Feldstärke in einem Typ-IISupraleiter magnetische Vortices in den Streifen eindringen und den Stromtransport
beeinflussen. Ab einer bestimmten Stärke des an eine supraleitende Mäanderstruktur
angelegten Transportstroms dringen Vortices auch aufgrund des Eigenfeldes in diese
7
Teile dieses Kapitels sind bereits veröffentlicht [RL1], [RL3].
76
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
ein. Allerdings werden die Vortices am Eindringen durch eine Energiebarriere gehindert.
Diese ist neben dem Biasstrom und der Streifengeometrie auch vom Magnetfeld
abhängig (siehe Abschnitt 2.5.2) [80]. Bulaevskii et al. [17] zufolge soll das Anlegen
einer magnetischen Flussdichte weniger Millitesla die Energiebarriere bereits merklich
reduzieren, wodurch die Vortexquerungsrate deutlich erhöht wird.
Im vorherigen Kapitel 3 wurde gezeigt, dass die spektrale IDE von SNSPDs bis zur
Grenzwellenlänge λC konstant und 100 %, d.h. unabhängig von Wellenlänge des
absorbierten Photons ist (siehe Abbildung 3-11). Das bedeutet, dass jedes absorbierte
Photon zu einem messbaren Spannungspuls führt. Für Photonen mit Wellenlängen
λ > λC fällt die spektrale IDE exponentiell ab. In diesem Fall, wenn die Photonenenergie
selbst nicht ausreicht, um einen normalleitenden Bereich über die gesamte Streifenbreite
hervorzurufen, wurde die Einzelphotonendetektion durch die Assistenz von Vortices
erklärt (siehe Abschnitt 2.5.2). Durch das absorbierte Photon wird die Kondensationsenergie lokal verringert, was dazu führt, dass die Energiebarriere für Vortexquerungen
an dieser Stelle sinkt. Daraus folgt eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für die
Überwindung der Barriere durch den Vortex an diesem Ort und dessen anschließende
Querung des Streifens. Quert der Vortex den Streifen, setzt er oberhalb eines
Grenzstromes genügend Energie frei, um zusammen mit der Photonenenergie den
supraleitenden Zustand lokal zu zerstören und einen messbaren Spannungspuls zu
erzeugen. Die Berechnungen im Rahmen dieses Modells zeigen, dass DZRs und Vortexassistierte PZRs unterschiedliche Magnetfeldabhängigkeiten haben und deshalb
unterschieden werden können. Des Weiteren schlussfolgern die Autoren von Ref. [17],
dass das Magnetfeld keinen Einfluss auf die Entstehung des Hotspots durch Photonen,
sondern nur auf die Vortexquerungsrate hat, was eindeutig die Beteiligung von Vortices
im Photonendetektionsmechanismus belegen soll.
Experimentell untersuchten bisher nur Engel et al. [81] die Magnetfeldabhängigkeit von
DZR und PZR eines TaN-Mäanders bis zu Werten von |B| = 10 mT. Ihre Ergebnisse
zeigen, dass die Feldabhängigkeit der DZR mit den Vorhersagen des Modells aus Ref.
[17], welches querende Vortices als Ursprung der Dunkelereignisse annimmt,
übereinstimmen. Im Falle der Magnetfeldabhängigkeit der PZR konnte allerdings kein
4.2 Experimenteller Aufbau
77
Beleg dafür gefunden werden, dass Vortices im Detektionsprozess assistieren, wenn
Photonen mit einer Wellenlänge λ > λC absorbiert werden.
Um den Einfluss des magnetischen Feldes auf die PZRs und DZRs über einen größeren
Feldstärkebereich zu untersuchen und der Fragestellung nachzugehen, ob die Assistenz
von Vortices im Photonendetektionsprozess eine Rolle spielt, wurde ein Versuchsaufbau
realisiert und Messungen der PZRs und DZRs im Magnetfeld bis zu 250 mT
durchgeführt.
4.2
Experimenteller Aufbau
Dieser Abschnitt umfasst eine allgemeine Beschreibung des experimentellen Aufbaus
sowie eine detaillierte des gebauten Tieftemperaturkryostaten. Weiterhin wird der
Probenstab vorgestellt, auf dem die SNSPDs im Kryostat montiert und untersucht
wurden. Anschließend werden Kalibrationsmessungen von auf dem Probenstab
installierten Sensoren gezeigt und die Kühlprozedur des Kryostaten beschrieben.
4.2.1
Versuchsaufbau
Der Aufbau zur Messung der PZRs und DZRs von SNSPDs in Abhängigkeit vom
Magnetfeld ist in Abbildung 4-1 dargestellt. Zur Beleuchtung dient der gleiche Aufbau,
wie zur Messung der spektralen IDE in Abschnitt 3.2. Dieser besteht aus einer
Halogenlampe, einem Prismen-Monochromator und einem Umlenkspiegel. Am
Brennpunkt des Umlenkspiegels wird das Licht in diesem Aufbau allerdings nun mit
Hilfe eines Kollimators in die Faser eines Magnetfeldkryostaten eingekoppelt. Dieser
Verdampferkryostat befindet sich in einem 4He-Dewargefäß und besteht aus einem
variablen Temperatureinsatz (engl. variable temperature insert (VTI)) mit supraleitender
Spule und einem Probenstab, auf dem die zu untersuchenden SNSPDs installiert
werden. Das im Kryostat aus der Faser austretende Licht trifft senkrecht auf die zu
untersuchenden Strukturen auf. Der elektrische Aufbau zur Stromspeisung der SNSPDs
und zur Messung der Photonen- oder Dunkelpulse ist mit dem in Abschnitt 3.2
78
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
beschriebenen Aufbau identisch. Um die supraleitende Spule zur Erzeugung starker
Magnetfelder zu speisen, wurde eine spezielle Stromquelle (Cryomagnetics, Inc. / IPS100 Magnet Power System) verwendet.
Abbildung 4-1: Vereinfachte Skizze des experimentellen Aufbaus zur Messung der PZR und DZR
von SNSPDs in Abhängigkeit des Magnetfelds.
4.2.2
Details zum Magnetfeldkryostaten
Im Folgenden werden das Funktionsprinzip eines VTIs und anschließend der am DLR
aufgebaute VTI vorgestellt.
Ein üblicher Aufbau, mit dem die oben genannten Bedingungen tiefer Temperaturen und
eines starken Magnetfeldes realisiert werden können, ist ein VTI mit zusätzlich
angebrachter supraleitender Spule, der in ein mobiles 100L
4
He-Dewargefäß
eingebracht werden kann. Als Kühlmittel für diesen Verdampferkryostat fungiert
Helium. Der VTI gleicht im Prinzip einer Thermoskanne bestehend aus einem
4.2 Experimenteller Aufbau
79
geschlossenen Außen- und Innenrohr, deren Zwischenraum evakuiert ist. Dieses
Vakuum entkoppelt den Innenraum thermisch vom Außenraum. Zusätzlich verbindet
eine Kapillare mit kleinem Innendurchmesser den Außen- mit dem Innenraum. Bei
einem VTI gibt es grundlegend zwei Temperaturbereiche. Für Temperaturen T < 4,2 K
wird der Druck im Probenraum reduziert, sodass flüssiges 4He durch die Kapillare in
den Innenraum gelangt und dort verdampft, was zu einer Abkühlung führt. Abhängig
vom Druck können auf diesem Weg Temperaturen bis zu 1 K erreicht werden. Für
Temperaturen T > 4,2 K wird der Innenraum (Probenraum) mit einem Heizwiderstand
erwärmt.
Innerhalb dieser Arbeit wurde ein existierender VTI mit einer supraleitenden Spule für
das Experiment angepasst und verbessert. Der Aufbau des VTI und die Verbesserungen
werden im Folgenden näher erläutert. Der VTI ist in Abbildung 4-2a) zusammen mit
dem Probenstab dargestellt. Er besteht aus einer Konstruktion von zwei ineinander
befindlichen Edelstahlrohren unterschiedlichen Durchmessers (Abbildung 4-2b)). Um
den Zwischenraum evakuieren zu können, sind die Rohre am unteren Ende mit Kappen
verschlossen und am oberen Ende mit einem Kreuzungsstück verbunden, sodass eine
Vakuumpumpe angeschlossen werden kann. Die Pumpe wird über ein Vakuumventil mit
dem VTI verbunden, das in Abbildung 4-2c) unten links dargestellt ist. Aus
Sicherheitsgründen wurde dem Vakuumventil gegenüber ein Überdruckventil
angebracht. Da die ursprünglich verwendeten Kappen undicht waren, wurden neue
entworfen und vakuumdicht verlötet. Außerdem wurde eine neue Kapillare mit einem
Innendurchmesser von 0,1 mm eingesetzt. Dazu wurden Löcher in die Kappen gebohrt
und die Kapillare mit diesen verlötet. Die Temperatur konnte dann im Innenraum durch
Absenken des Drucks erniedrigt werden. Dazu wurde eine Drehschieberpumpe an das
entsprechende Ventil angeschlossen (Abbildung 4-2c)) oben rechts). Auch hier wurde
auf der gegenüberliegenden Seite ein Überdruckventil angebracht. Die Wahl des
Innendurchmessers der Kapillare war ein Kompromiss zwischen einem zu großen
Durchgangsloch, das zur Überflutung des Probenraums mit flüssigem He führen würde
und einem zu kleinen Loch, bei dem die Pumpleistung nicht ausreichend wäre, um
genügend He in den Probenraum zu führen.
80
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
Abbildung 4-2: a) Foto des Magnetfeld-Verdampferkryostaten (VTI) mit Probenstab, der speziell
für die Messung der PZRs und DZRs von SNSPDs im Magnetfeld hergestellt wurde. Für
Messungen wird der Probenstab in den VTI eingeführt, wobei sich der SNSPD dann etwa in der
Mitte der Spule befindet. b) Schematische Zeichnung des Probenraumes. c) Detailabbildung der
Vakuum- und Überdruckventile für das Isolationsvakuum sowie den Probenraum. d)
Detailabbildung des Probenstabkopfes auf dem der SNSPD angebracht wird. e) Detailabbildung
des oberen Endes des Probenstabes mit einem SMA-Anschluss zur Stromspeisung und elektrischen
Auslese des SNSPDs, einem 9-Pin-Anschluss für diverse Sensoren und einer Glasfaser zur
Beleuchtung der SNSPDs.
4.2 Experimenteller Aufbau
81
Der VTI besaß kein Nadelventil an der Kapillare, um eine akkurate Regulierung des
Heliumflusses zu gewährleisten. Aufgrund des Platzmangels konnte dies auch nicht
nachträglich eingebaut werden. Nichtsdestotrotz kann durch die Regulierung der
Vakuumpumpleistung der Drehschieberpumpe der Druck im Innenraum stabil
eingestellt und soweit erniedrigt werden, dass Temperaturen bis zu 2 K erreicht werden
können. Durch die supraleitende Spule können magnetische Flussdichten bis zu 2 T an
den Probenraum angelegt werden. Um die PZRs und DZRs von SNSPDs im Magnetfeld
untersuchen zu können, wurde ein Probenstab aufgebaut, der im folgenden Abschnitt
vorgestellt wird.
4.2.3
Probenstab
Der für experimentelle Untersuchungen nutzbare Innenraum des VTI ist ein
zylindrisches Volumen mit einem Durchmesser von 15 mm. Um Messungen innerhalb
dieses Volumens durchzuführen, wurde ein Probenstab aufgebaut (siehe Abbildung
4-2a)). Dieser besteht aus einem Edelstahlrohr mit einem Außendurchmesser von
12 mm und einer Wanddicke von 0,5 mm. Im Inneren verlaufen eine Glasfaser, ein
Koaxialkabel und acht Kupferkabel (4 Twisted-Pair-Kabel) mit einem Durchmesser von
100 µm. Am unteren Ende des Stabes befindet sich ein 24 mm langer Probenkopf, der in
Abbildung 4-2d) dargestellt ist. Dieser wurde aus sauerstofffreiem Kupfer gefertigt, um
wegen der hohen thermischen Leitfähigkeit eine gleichmäßige Temperatur am Ort der
Probe zu gewährleisten. Der Kopf ist mit einem Allen-Bradley Widerstand zur
Temperaturmessung, einem 100 Ω Heizwiderstand und einem Mikro-Hall-Sensor
(MHS) (ChenYang Technologies / CY-P15-A) zur Magnetfeldbestimmung ausgestattet.
Diese sind mit den Kupferkabeln verbunden, um angesteuert bzw. ausgelesen werden zu
können. Die Sensoren wurden möglichst nah am Probenort angebracht (siehe Abbildung
4-3). Außerdem enden die Glasfaser sowie das Koaxialkabel am Probenkopf. Die
Glasfaser (Thorlabs / FT200EMT) hat einen Kerndurchmesser von 200 µm, eine
numerische Apertur von 0,39 und ein Transmissionsfenster von 400 nm - 2200 nm
(Transmission > 90 %) [82]. Wegen seiner geringen Wärmeleiteigenschaften wurde ein
Tieftemperatur-Koaxialkabel mit Kupferberyllium-Kern verwendet. Die SNSPDs
82
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
werden auf einem separaten Kupferscheibchen, das mit einer Leiterplatte verklebt ist,
angebracht (siehe Abbildung 4-2d)), wobei sie so orientiert sind, dass die Dünnfilmebene senkrecht zum Magnetfeld steht. Auf der Kupferscheibe befindet sich der SNSPD
über einem Loch, um von der Rückseite durch das Substrat vom Licht der Faser
beleuchtet werden zu können. Zusätzlich wurde ein zweites Kupferscheibchen
entworfen, mit dem eine Beleuchtung des SNSPDs von der Vorderseite möglich ist. Das
Scheibchen wird dann auf den Probenkopf geschraubt. Die elektrische Verbindung des
SNSPDs wird über Bonddrähte zu zwei separierten Bereichen auf der Leiterplatte
hergestellt. Der eine Bereich ist über die Schrauben mit der Masse verbunden. Der
andere wird mit einem kurzen Kupferkabel mit dem Kern des Koaxialkabels verbunden,
wobei ein Tropfen Silberleitpaste verwendet wird, um einen guten elektrischen Kontakt
zu gewährleisten. Am oberen Ende des Probenstabes befinden sich ein SMA-Anschluss
für den SNSPD, ein 9-Pin-Anschluss für den Temperatursensor, den MHS und den
Heizer und eine Durchführung für die Glasfaser (Abbildung 4-2e)). Der Temperatursensor und der Heizer werden mit einem Temperaturcontroller (Lakeshore / 340
Temperature Controller) angesprochen und der MHS mit einem digitalen Multimeter
(DMM) (Keithley / 2010 Multimeter). Die Glasfaser wurde durch ein Loch im Deckel
des Probenstabes aus diesem herausgeführt. Um den Probenstab vakuumdicht zu verschließen, wurde das Loch mit Dichtmasse (Apiezon / sealing compound Q) versiegelt.
Abbildung 4-3: Skizze des Probenstabkopfes. Eingezeichnet sind die Sensoren, die Glasfaser zur
Beleuchtung und das Koaxialkabel zur elektronischen Verbindung des angebrachten SNSPDs.
4.2 Experimenteller Aufbau
4.2.4
83
Kalibration des Temperatursensors
Für die Kalibration des Allen-Bradley Widerstandes wurde der Widerstandswert R bei
297 K (Raumtemperatur), 77 K (flüssiger Stickstoff) und 4,2 K (flüssiges Helium)
bestimmt und in die folgende Temperatur-Widerstandsabhängigkeit eingesetzt [83]:
1
1
+ C.
= A ln( R) + B
ln( R)
T
(4.1)
Durch die resultierenden drei Gleichungen ließen sich die Parameter A, B und C
bestimmen. Anschließend konnte T bei jedem gegebenen R mit Gl. 4.1 berechnet
werden. Es wurde eine Liste von 500 Temperatur-Widerstandspaaren zwischen 2,5 K
und 300 K erstellt, die in den Temperaturcontroller zur Berechnung von T eingelesen
wurde. Damit konnte zum einen die Temperatur angezeigt sowie zusammen mit dem
angeschlossenen Heizer eine PID-Temperaturregelung realisiert werden.
4.2.5
Kalibration des Magnetfeldsensors
Vor der Kalibration des MHS wurde zunächst eine Vermessung des Magnetfeldes
entlang der Spulenachse des supraleitenden Magneten mit einem kalibrierten Hallsensor
(Cryomagnetics, Inc. / GM-40 Hall Effect Gaussmeter) durchgeführt. Ziel war es zu
überprüfen, ob die Spule korrekt funktioniert und wie groß der homogene Bereich des
Feldes ist. Wie in Abbildung 4-4 zu sehen, ist das Feld auf einer Länge von 60 mm
konstant. Die Abweichung der Messwerte dieses konstanten Bereichs von deren
Mittelwert beträgt weniger als 0,1 %.
Da der kalibrierte Hallsensor zu groß war, um auf dem Probenstab im VTI eingesetzt
werden zu können, wurde der wesentlich kleinere MHS verwendet. Die Abmessungen
dieses Sensors betragen lediglich 1,4 × 3,0 × 1,1 mm³. Die Kalibration des MHS wurde
mit Hilfe des kalibrierten Hallsensors durchgeführt.
84
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
1,4
Magnetfeld (T)
1,2
1,0
Position der probe
0,8
0,6
0,4
Länge der Spule
0,2
0,0
-2
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
Spulenachse (cm)
Abbildung 4-4: Magnetfeld entlang der Spulenachse als Funktion der Position. Die Homogenität
des Feldes beträgt dabei 99,9 % auf einer Länge von 6 cm. Die Position des SNSPDs ist durch die
vertikale Linie bei etwa 6,5 ± 0,5 cm gekennzeichnet.
Dazu wurden beide Sensoren planparallel zusammengeklebt und am Probenort in der
Spule (siehe Abbildung 4-4) bei 4,2 K einem Magnetfeld bis zu einer Flussdichte von
2 T ausgesetzt. Um den MHS mit Strom zu speisen, wurde ein DMM (4-PunktMessung) verwendet. Durch den Hall-Effekt [84] baut sich im stromdurchflossenen

Hallsensor eine zur magnetischen Flussdichte B proportionale Spannung UMHS auf. Da
der Sensor senkrecht zur Flussdichte Bz in der Spule angebracht ist, bewegt sich der
Strom IMHS ebenfalls senkrecht zum Magnetfeld, sodass der folgende vereinfachte
Zusammenhang gilt:
U MHS = RH I MHS Bz ,
(4.2)
wobei RH einen Proportionalitätsfaktor bezeichnet. Mit dem DMM wurde der
Widerstand des Hallsensors RMHS = UMHS/IMHS = RHBz bei konstantem Strom von
IMHS = 100 µA bestimmt.
4.2 Experimenteller Aufbau
85
Abbildung 4-5 zeigt den Zusammenhang zwischen dem Widerstand RMHS des MHS und
dem Magnetfeld der Spule, das mit dem kalibrierten Hallsensor gemessen wurde. Wie
man sieht ist die Abhängigkeit von RMHS vom angelegten Magnetfeld linear, wobei RH
mit einem linearen Fit zu RH = 977 Ω/T bestimmt wurde.
1800
MHS Widerstand (Ω)
1600
1400
1200
1000
800
600
400
200
0
0,0
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
Magnetfeld (T)
1,6
1,8
2,0
0
Abbildung 4-5: Widerstand des MHS in Abhängigkeit vom Magnetfeld. Die rote Linie stellt einen
linearen Fit dar, um den Proportionalitätsfaktor RH zu bestimmen.
4.2.6
Kühlprozedur
Für die Messung der PZR und DZR sowie des kritischen Stroms in Abhängigkeit des
magnetischen Feldes wurden die zu untersuchenden Proben zunächst auf dem
Probenstab (Abschnitt 4.2.3) installiert. Der Probenstab wurde anschließend in den VTI
eingeführt. Bevor der VTI in das 4He-Dewargefäß eingelassen werden konnte, wurde
der Druck im Zwischenraum der Rohre auf einen Wert von 10-5 hPa abgepumpt
(Isolationsvakuum). Außerdem wurde der Probenraum mehrmals mit gasförmigem
Helium geflutet und wieder evakuiert, um das Zufrieren der Kapillare durch das Wasser
in der Luft beim Abkühlen zu vermeiden. Das Einführen des VTIs in das 4HeDewargefäß wurde langsam vorgenommen und dauerte etwa eine Stunde, um eine
86
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
gleichmäßige Abkühlung zu gewährleisten. Um eine Temperatur von 4,2 K im
Probenraum zu erreichen, musste dem Isolationsvakuum eine kleine Menge
Austauschgas (He) beigemischt werden, da der Innenraum sonst zu stark vom
Außenraum entkoppelt gewesen wäre. Durch Heizen bzw. Abpumpen des Probenraums
sind Temperaturen zwischen 2 K und 20 K stabil einstellbar.
4.3
Erste Messungen der Photonen- und Dunkelzählraten
Erste Messungen der PZRs und DZRs in schwachen Feldern bis ≈ 100 mT wurden an
Mäander TaN4 aus Kapitel 3 (siehe Tabelle 3-1 in Abschnitt 3.3) durchgeführt. Dazu
wurde der Mäander auf dem Probenstab installiert und wie in der Kühlprozedur
beschrieben auf eine Temperatur von 4,2 K abgekühlt. Um die Zählraten aufzunehmen,
wurde ein Biasstrom von Ib = 0,9Ic,e(0) an den Mäander angelegt und ein
Diskriminatorlevel des Photonenzählers eingestellt, das in der Mitte des Plateaus
(Abschnitt 3.2.5) liegt. Danach wurde ein Strom an die Spule angelegt, um einen
bestimmten Wert des Magnetfeldes am Ort des Mäanders zu erreichen. Die magnetische
Flussdichte wurde mit dem MHS gemessen und aufgezeichnet. Das Magnetfeld wurde
in ≈ 5 mT-Schritten bis zu einer Flussdichte von ≈ 30 mT erhöht und anschließend in
≈ 10 mT-Schritten bis ≈ 100 mT. Bei jeder Flussdichte wurde zunächst der kritische
Strom Ic,e(B) bestimmt, in dem der Biasstrom durch den Mäander langsam erhöht
wurde, bis die Supraleitung zusammenbrach. Anschließend wurde ein Biasstrom von
Ib = 0,9Ic,e(B) angelegt, bei dem abwechselnd die DZR und die PZR bei einer
Beleuchtung des Mäanders mit Licht einer Wellenlänge von 450 nm und von 1500 nm
aufgezeichnet wurden. Die Abhängigkeiten der Zählraten vom Magnetfeld sind in
Abbildung 4-6 dargestellt. Wie zu sehen ist, nehmen die Zählraten im Magnetfeld bei
festem relativen Biasstrom Ib/Ic,e(B) ab. Allerdings ist die Abnahme bis zu einer
Flussdichte von etwa 50 mT im Falle der PZR bei 450 nm wesentlich schwächer als im
Falle der DZR und PZR bei 1500 nm. Zum einen bedeutet dies, dass die Sensitivität von
SNSPDs für einen festen relativen Biasstrom bei kurzen Wellenlängen und geringen
Flussdichten
verbessert
wird.
Zum
anderen
deuten
die
unterschiedlichen
Magnetfeldabhängigkeiten der PZR bei verschiedenen Wellenlängen darauf hin, dass
4.3 Erste Messungen der Photonen- und Dunkelzählraten
87
für diese beiden Fälle der Detektionsmechanismus verschieden ist. Bei dem angelegten
Biasstrom von Ib = 18,6 µA beträgt die Grenzwellenlänge λC = 535 nm (siehe Gl. 2.20
mit ς = 0,42). Das bedeutet, dass man sich bei der Beleuchtung mit Photonen einer
Wellenlänge von 450 nm im Bereich mit konstanter IDE ≈ 1 befindet. Dieses wird durch
das erweiterte Hotspot-Modell beschrieben. Im Falle der Beleuchtung mit Photonen
einer Wellenlänge von 1500 nm ist die IDE deutlicher kleiner als 1 (siehe beispielsweise
Abbildung 3-11). Für IDE < 1 wird die Photonendetektion im quasistatischen
Vortexmodell durch die Assistenz von Vortices beschrieben. Um der Fragestellung
nachzugehen, ob Vortices im Photonendetektionsprozess für λ > λC beteiligt sind, wurde
eine detaillierte Untersuchung der PZRs und DZRs in Abhängigkeit des Magnetfeldes
durchgeführt, die in den folgenden Abschnitten beschrieben und diskutiert wird.
DZR
PZR, λ = 450 nm
PZR, λ = 1500 nm
104
Zählrate (s-1)
103
102
101
100
0
20
40
60
80
100
Magnetfeld (mT)
Abbildung 4-6: DZR und PZR bei zwei verschiedenen Beleuchtungswellenlängen in Abhängigkeit
vom Magnetfeld. Die Zählraten wurden bei einem festen relativen Biasstrom von Ib = 0,9Ic,e(B) mit
dem Mäander TaN4 aus Kapitel 3 gemessen.
88
4.4
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
Untersuchte SNSPDs
Für die detaillierte Untersuchung des Einflusses eines magnetischen Feldes auf die
PZRs und DZRs von SNSPDs wurden am RPLAB 4 nm dicke NbN-Mäanderstrukturen
nach dem in Abschnitt 2.4 beschriebenen Verfahren hergestellt. Da die Mäander von der
Rückseite beleuchtet werden sollten, wurde als Substrat 1 mm dickes, beidseitig
poliertes Saphir (R-Ebene) mit einer Größe von 5×5 mm² verwendet. Die photoaktive
Fläche der Mäander beträgt 5,3×5,0 µm². Abbildung 4-7 zeigt die Rasterkraftmikroskop-Aufnahme eines NbN-Mäanders (blau eingefärbt).
Abbildung 4-7: Rasterkraftmikroskop-Aufnahme eines am RPLAB hergestellten NbN-Mäanders.
Der Mäander ist zur besseren Erkennung blau eingefärbt.
Wichtige Parameter der untersuchten Mäander sind in Tabelle 4-1 zusammengefasst.
Die geometrischen Größen der Streifenbreite w, des Streifenzwischenraums s und der
Mäanderfläche wurden anhand von REM-Bildern abgemessen. Die Sprungtemperatur
und der Flächenwiderstand wurden anhand von R-T Kurven der Mäander ermittelt (vgl.
siehe Abschnitt 3.3).
4.5 Kritischer Strom im Magnetfeld
89
Tabelle 4-1: Relevante Detektorparameter der im Magnetfeld untersuchten Mäander. Zur
Bestimmung
der
geometrischen
Parameter
wurden
REM-Aufnahmen
verwendet.
Die
Sprungtemperatur und der Flächenwiderstand wurden anhand von R-T Kurven ermittelt.
MäanderNr.
Streifendicke
d
(nm)
Streifenbreite
w
(nm)
NbN1
4
NbN2
4
4.5
Breite des
Zwischenraums
s
(nm)
Fläche
104
96
5,0×5,3
9,2
519
15,2
148
102
5,0×5,3
9,3
607
31,8
F
(µm²)
Sprungtemperatur
TC
(K)
Flächenwiderstand
RS
(Ω)
Exp. krit. Strom
@ 4,2 K
Ic,e
(µA)
Kritischer Strom im Magnetfeld
Um die Symmetrie des angelegten Feldes und mögliche Hysterese-Effekte zu
bestimmen, wurden Messungen des experimentellen kritischen Stromes Ic,e von NbN1
und NbN2 in Abhängigkeit vom magnetischen Feld durchgeführt. Dazu wurden die
Mäander nacheinander auf dem Probenstab installiert und auf eine Temperatur von
4,2 K abgekühlt. Danach wurden Magnetfelder in 5 mT bis 100 mT-Schritten für
Flussdichten zwischen 0 mT und 2000 mT an die Mäander angelegt. Bei jeder
Flussdichte wurde der kritische Strom bestimmt, indem, wie im vorigen Abschnitt
beschrieben, der Biasstrom durch die Mäander langsam erhöht wurde, bis die
Supraleitung zusammenbrach. Diese Prozedur wurde mindestens drei Mal wiederholt,
um die Genauigkeit des Ic,e Wertes zu verbessern. Die Messunsicherheit ist dabei durch
die statistischen Variationen und die Anzeigegenauigkeit von 0,1 µA der BiasStromquelle gegeben.
In Abbildung 4-8a) und b) sind die Abhängigkeiten des kritischen Stromes Ic,e(B) vom
Magnetfeld für NbN1 und NbN2 dargestellt. Die Stromwerte Ic,e(B) sind dabei auf den
Wert im Nullfeld Ic,e(0) normiert. Außerdem wurden die Werte Ic,e(-B), die im negativen
Feld gemessen wurden (offene Quadrate), an der y-Achse gespiegelt, um potentielle
Asymmetrien sichtbar zu machen. Wie man sieht, sind beide Kurven bis auf einen
kleinen Bereich zwischen etwa 400 mT und 700 mT symmetrisch. Von kleinen Feldern
kommend nimmt Ic,e(B)/Ic,e(0) zunächst linear bis zu einer Flussdichte von ≈ 120 mT
(NbN1) bzw. ≈ 90 mT (NbN2) stark ab, was die Meißner-Phase, d.h. den vortexfreien
Zustand, charakterisiert.
90
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
a)
1,0
gemessen in positivem Magnetfeld
gemessen in negativem Magnetfeld
(gespiegelt an y-Achse)
Fit mit Gl 4.3
0,9
Ic,e(B)/Ic,e(0)
0,8
0,7
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0
250
500
750
1000
1250
1500
1750
2000
Magnetfeld (mT)
b)
1,0
gemessen in positivem Magnetfeld
gemessen in negativem Magnetfeld
(gespiegelt an y-Achse)
Fit mit Gl 4.3
0,9
Ic,e(B)/Ic,e(0)
0,8
0,7
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0
250
500
750
1000
1250
1500
1750
2000
Magnetfeld (mT)
Abbildung 4-8: Abhängigkeit des normierten kritischen Stroms Ic,e(B)/Ic,e(0) vom Magnetfeld für
den Mäander NbN1 (a) und NbN2 (b). Die gefüllten Symbole repräsentieren Messungen von
Ic,e(B)/Ic,e(0) in positivem Magnetfeld und die offenen Symbole in negativem Magnetfeld. Letztere
wurden an der y-Achse gespiegelt, um potentielle Asymmetrien beider Kurven sichtbar zu machen.
Die durchgezogenen Linien zeigen den Fit mit Gl. 4.3 im Meißner-Zustand zur Bestimmung des
Korrekturfaktors K. Die Pfeile zeigen Stufen in der Magnetfeldabhängigkeit des kritischen Stroms
an, die durch die Erzeugung einer neuen Vortexreihe im Mäanderstreifen entsteht.
4.5 Kritischer Strom im Magnetfeld
91
Mit zunehmender Feldstärke dringen Vortices in den Streifen ein, wobei der kritische
Strom durch einen wesentlich flacheren Abfall gekennzeichnet ist (Shubnikov-Phase).
Bei einer Flussdichte von ≈ 340 mT ist eine deutliche Stufe in der Feldabhängigkeit des
kritischen Stroms von NbN1 zu erkennen (Pfeil in Abbildung 4-8a)). Bei NbN2 ist die
Stufe bei ≈ 310 mT zu sehen und ist gefolgt von einer weiteren, schwächer
ausgeprägten bei ≈ 660 mT (Pfeile in Abbildung 4-8b)). Solche Stufen wurden bereits
früher in supraleitenden Dünnfilmen experimentell beobachtet [85]–[87]. Theoretisch
werden die Stufen durch das Eindringen einer neuen Reihe von Vortices bzw. durch die
strukturelle Umordnung der Vortices im Dünnfilm bzw. im Mäander beschrieben, die
auftritt, wenn das Magnetfeld genügend erhöht wurde [86], [88].
Die Abhängigkeit des kritischen Stromes vom Magnetfeld in der Meißner-Phase wurde
theoretisch unter anderem in den Ref. [17] und [77] untersucht und lautet:
I C ( B)
B
K,
= 1−
I C (0)
BS ,t
(4.3)
wobei Ic(B) und Ic(0) die kritischen Ströme in einem geraden Streifen in Anwesenheit
und Abwesenheit des magnetischen Feldes sind. K ist ein Korrekturfaktor. Nach Ref.
[77] ist BS,t = 2λ²µ0IC(0)/w²d die berechnete magnetische Flussdichte, bei der der erste
Vortex in einen geraden Streifen eindringt. Im Idealfall ist der kritische Strom in einem
Mäander der kritische Strom in den Windungen, da dort die Stromdichte am größten ist.
In realen Mäandern können lokale Verunreinigungen und geometrische Fehlstellen in
der Mäanderlinie den kritischen Strom allerdings weiter verringern. Damit Gl. 4.3 für
Mäander angewendet werden kann, wurde deshalb der Korrekturfaktor K eingeführt.
Clem et al. [79] zufolge ist eine Verringerung des kritischen Stromes von ≈ 50 % bei
rechteckigen 180°-Windungen zu erwarten, was zu einem Wert von K ≈ 0,5 führen
würde. Geht man von Ref. [17] aus, so ist das Feld, was dem Eindringen des ersten
Vortex in den Streifen entspricht folgendermaßen definiert: BS,t = Φ0/eπξw. Nach
Gl. 2.12 ist ξ(4,2 K) = 5,93 nm und dementsprechend BS,t = 393 mT für NbN1 und
BS,t = 276 mT für NbN2. Um den Faktor K zu erhalten wurde Gl. 4.3 mit den
92
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
entsprechenden BS,t-Werten an die Stromabhängigkeit im Meißner-Zustand gefittet
(siehe Abbildung 4-8a) und b)). Daraus ergibt sich K = 0,7 für NbN1 und K = 0,83 für
NbN2. Diese Werte stimmen mit den Korrekturfaktoren überein, die man durch
K = Ic,e(0)/Ic,s(0) erhält, wobei Ic,s(0) = wΦ0d/2e1πµ0ξλ² nach Ref. [17] der kritische
Strom im Nullfeld in gerade Streifen ist. Für die gleiche Mäandergeometrie wurde in
Ref. [81] ein vergleichbarer Wert von K = 0,75 gefunden. Die hier erhaltenen K-Werte
sind größer als die nach Ref. [79] berechneten, was vermutlich dadurch zustande
kommt, dass die Windungen der verwendeten Mäander nicht rechteckig sondern leicht
abgerundet sind. Im Folgenden wird die experimentell bestimmte Flussdichte
BS = BS,t/K für die weiteren Berechnungen verwendet.
4.6
Photonenzählraten
PZRs wurden aufgenommen, indem bei einem bestimmten Biasstrom, einer
monochromatischen Beleuchtung und bei einem konstanten Magnetfeld drei Mal
jeweils eine Sekunde lang die vom Mäander erzeugten Spannungspulse (mit dem
Pulszähler) gemessen wurden. Danach wurde der Lichtstrahl vor dem Kollimator mit
einem Schwarzkörperabsorber (Eccosorb) blockiert, um bei gleichen Bedingungen die
DZR aufzunehmen. Die DZR, die typischerweise so gering war, dass sie nicht gemessen
werden konnte oder weniger als 1% der aufgezeichneten Spannungspulse ausgemacht
hat, wurde von der Pulszählrate abgezogen, um die PZR zu erhalten. Die magnetische
Flussdichte wurde in Schritten von 3 mT bei schwachen Magnetfeldern bis hin zu
10 mT erhöht.
4.6.1
Fester Biasstrom und variable Wellenlänge
Der Mäander NbN1 wurde mit einem Strom von Ib = 11,0 µA = 0,72Ic,e(0) gespeist, da
dies den besten Kompromiss zwischen einer ausreichend hohen PZR, die mit
steigendem Strom steigt und einer starken Feldabhängigkeit, die stärker für schwächere
4.6 Photonenzählraten
93
Ströme ausgeprägt ist, darstellt. Im Fall von NbN2 wurde dieser Kompromiss mit einem
Strom von Ib = 18,2 µA = 0,57Ic,e(0) erreicht.
Um die nach Ref. [17] vorhergesagte „Assistenz“ von Vortices im Photonendetektionsprozess deutlich erkennen zu können, wurden die Mäander mit verschiedenen
Wellenlängen λ ≳ λC beleuchtet. Da für diese Mäander keine IDE-Spektren mit dem
Freistrahlaufbau (siehe Abschnitt 3.2.1) aufgenommen wurden, sind die Grenzwellenlängen theoretisch mit Gl. 2.30 des erweiterten Hotspot-Modells berechnet
worden. Die Grenzwellenlängen beider Mäander liegen bei λC = 560 nm (NbN1) bzw.
λC = 550 nm (NbN2) bei den angelegten Biasströmen, was unter der Annahme einer
Quanteneffizienz von ς = 0,42 ausgerechnet wurde. Diese Grenzwellenlängen dienen
lediglich als Schätzung, da hier der Wert der Quanteneffizienz von TaN verwendet
wurde (siehe Abschnitt 3.7.2). NbN ist nach Ref. [28] weniger effizient als TaN,
weshalb ς geringer und damit λC auch geringer ist.
Abbildung 4-9a) und b) zeigt die gemessenen Abhängigkeiten der normierten PZRs von
der magnetischen Flussdichte für Beleuchtungswellenlängen zwischen 800 nm und
1100 nm für NbN1 und zwischen 450 nm und 900 nm für NbN2. Wie schon bei der
Studie von Engel et al. [81] zu sehen war, ist die PZR bis zu Flussdichten von ± 10 mT
magnetfeldunabhängig. Mit der Genauigkeit des hier verwendeten Aufbaus sind keine
nennenswerten Änderungen der PZRs im Feld bis ± 25 mT zu erkennen (siehe
eingebetteter Graph in Abbildung 4-9b)).
Für stärkere Felder allerdings steigt die Zählrate stark an. Es ist deutlich zu sehen, dass
die Abhängigkeit der normierten PZR vom Magnetfeld für Photonen niedrigerer Energie
stärker ausgeprägt ist als für Photonen mit einer größeren Energie. Beispielsweise
steigen die normierten PZRs von NbN2 mit dem Magnetfeld im Falle der Beleuchtung
mit Photonen einer Wellenlänge von 900 nm um drei bis vier Größenordnungen an,
wohingegen sie bei 450 nm Wellenlänge nur um ein bis zwei Größenordnungen
ansteigen.
94
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
40
a)
35
RPZR(B)/RPZR(0)
30
25
20
λ = 800 nm
λ = 900 nm
λ = 1100 nm
15
10
Ib = 0,72Ic,e(0)
5
0
-150
-100
-50
0
50
100
150
Magnetfeld (mT)
b)
8
RPZR(B)/RPZR(0)
500
RPZR(B)/RPZR(0)
400
300
6
4
2
0
-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50
λ = 450 nm
λ = 600 nm
λ = 800 nm
λ = 900 nm
200
100
Magnetfeld (mT)
Ib = 0,57Ic,e(0)
0
-250
-200
-150
-100
-50
0
50
100
150
200
250
Magnetfeld (mT)
Abbildung 4-9: a) Normierte PZRs von NbN1 in Abhängigkeit des magnetischen Feldes,
aufgenommen bei drei verschiedenen Beleuchtungswellenlängen und einem Biasstrom von 0,72Ic,e.
b) Normierte PZRs von NbN2 in Abhängigkeit des magnetischen Feldes, aufgenommen bei vier
verschiedenen Beleuchtungswellenlängen und einem Biasstrom von 0,57Ic,e. Die durchgezogenen
Linien stellen Fits mit Gl. 4.5 dar. Im eingebetteten Graph ist die detaillierte Ansicht von b) für
schwache Felder bis ± 50mT dargestellt.
4.6 Photonenzählraten
95
Dies lässt sich mit einem Blick auf die spektrale IDE verstehen (siehe Abbildung 4-10).
Da die spektrale IDE für Photonen mit einer Wellenlänge nahe der Grenzwellenlänge im
Nullfeld schon fast 100% beträgt, ist die erreichbare Steigerung der IDE auf einen Wert
von 100 % durch das Magnetfeld wesentlich geringer als für Photonen mit einer
Wellenlänge deutlich größer als dem Grenzwert. Außerdem stimmt eine ansteigende
PZR auch mit den theoretischen Aussagen aus Ref. [17] überein. Diese besagen, dass
die Vortexquerungsrate aufgrund der Verringerung der Energiebarriere durch das
Magnetfeld erhöht wird und folglich auch die Vortex-assistierte Photonenzählrate.
Aufgrund des höheren relativen Biasstroms mit dem NbN1 im Vergleich zu NbN2
gespeist wurde, ist folglich die Magnetfeldabhängigkeit der PZRs insgesamt weniger
stark ausgeprägt.
Abbildung 4-10: IDE als Funktion der Beleuchtungswellenlänge eines mäanderförmigen SNSPDs.
Für verschiedene Wellenlängen, die größer als die Grenzwellenlänge λC sind, ist die Steigerung der
IDE verschieden groß. Für λ3 beispielsweise lässt sich die IDE durch ein angelegtes Magnetfeld
stärker Steigern als für λ2 und λ1.
Bevor die experimentell gewonnene Abhängigkeit der normierten PZR vom Magnetfeld
mit der Theorie aus Ref. [17] verglichen wird, muss bemerkt werden, dass die
Berechnungen in diesem Modell für gerade Streifen durchgeführt wurden. In einem
Mäander können die Photonenereignisse allerdings in den geraden Bereichen sowie den
Windungen entstehen [89], [90]. Des Weiteren spielt die Stromrichtung (im oder gegen
96
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
den Uhrzeigersinn) in den Windungen in Bezug auf die Feldrichtung eine wichtige
Rolle. Blickt man aus der Feldrichtung auf den Mäander so ist die Stromdichte in
Windungen entgegen des Uhrzeigersinns (linke Windungen) durch das externe Feld
aufgrund von Abschirmströmen erhöht, während sie in Windungen in Richtung des
Uhrzeigersinns (rechte Windungen) erniedrigt ist. Ein idealer Mäander hat bezüglich der
Photonen- und der Dunkelereignisse demnach drei verschiedene Bereiche, die in
Abbildung 4-11 farblich markiert sind. Linke Windungen (grün) weisen dabei im
Vergleich zu den geraden Bereichen (blau) und den rechten Windungen (rot) die
niedrigste Energiebarriere auf und haben somit die höchste Wahrscheinlichkeit für das
Eindringen von Vortices.
Abbildung 4-11: Skizze eines Mäanders im Magnetfeld, wobei das Magnetfeld in die Zeichenebene
geht (durch Kreuze markiert). Markiert sind die geraden Bereiche des Mäanderstreifens (blau),
sowie rechte (rot) und linke (grün) Windungen in Bezug auf die Stromrichtung, in denen die
Barriere für das Eindringen von Vortices in den Streifen unterschiedlich hoch ist. Eine detaillierte
Beschreibung befindet sich im Text.
Obwohl die Photonenabsorptionsorte gleichmäßig über den Mäander verteilt sind,
entstehen Vortex-assistierte Photonenereignisse hauptsächlich an den Orten, wo die
4.6 Photonenzählraten
97
Barrierenhöhe am stärksten verringert ist. Die stärkste Verringerung hängt von der
Photonenenergie des absorbierten Photons ab. Für große Photonenenergien, d.h.
Energien die ausreichen, um den supraleitenden Zustand lokal zu zerstören, kommen
die Photonenereignisse hauptsächlich von den geraden Bereichen, da ihre Fläche im
Verhältnis zu den Windungen wesentlich größer ist. Dies gilt natürlich nur, wenn der
angelegte Biasstrom ausreichend groß ist, um eine IDE von 100 % bei dieser
Photonenenergie zu erreichen. Des Weiteren kann das vom Biasstrom erzeugte
Magnetfeld einen Einfluss auf die Barriere haben. Die Flussdichte dieses Feldes in
einem geraden Streifen des Mäanders, das durch die Flussdichten aller benachbarten
Streifen teilweise kompensiert wird, beträgt allerdings nur wenige zehn Mikrotesla [81].
Daher werden die Streifen, welche sich am Rand der Mäanderstruktur befinden, die
gleiche Energiebarriere haben wie die Streifen in der Mitte der Struktur.
Im Folgenden werden nun die experimentellen PZRs mit dem quasistatischen
Vortexmodell gefittet (siehe Abschnitt 2.5.2). Dazu wird von der feldabhängigen Vortexassistierten PZR ausgegangen (Gl. 2.35), die nachfolgend nochmals aufgeführt ist:
RPZR ( I ,ν h , B ) = Rh [1 − exp(−2 R ∗ ( I ,ν h ) cosh( B (ν h + 1) I c ,e / BS I ))].
(4.4)
In Gl. 4.4 wurde die durch fitten der kritischen Stromabhängigkeit im Magnetfeld
erhaltene magnetische Flussdichte BS anstelle des theoretischen Werts B* verwendet
(siehe Abschnitt 4.5). Außerdem wurde der experimentelle kritische Strom Ic,e mit dem
Strom identifiziert, bei dem die Energiebarriere in den geraden Streifen verschwindet.
Es sei an dieser Stelle daran erinnert, dass Rh die Photonenabsorptionsrate bezeichnet.
Folgt man den Argumenten in Ref. [81], dass für Biasströme nahe dem experimentellen
kritischen Strom und hohe Photonenenergien die maximale DE ≈ Rh erreicht ist, so lässt
sich schließen, dass für einen Biasstrom von 0,72Ic,e bzw. 0,57Ic,e und jede Wellenlänge
zwischen 800 nm und 1100 nm bzw. 450 nm und 900 nm die Zählrate bezüglich der
maximalen DE wesentlich kleiner als eins ist. Setzt man dies in Gl. (4.4) ein, folgt
(exemplarisch für NbN2): RPZR(0,57Ic,e)/Rh = 1-exp(-2R*)≤10-3 ≈ R*. Für R* ≪ 1 kann
98
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
die normierte, feldabhängige, Vortex-assistierte PZR zu folgendem Ausdruck
vereinfacht werden:
 (ν + 1) I c ,e 
RPZR ( B)
≈ cosh h
B .
RPZR (0)
B
I
S
b


(4.5)
Zur Erinnerung sind nachfolgend die Gln. 3.6 und 3.7 aus Abschnitt 3.6.2 für die
Parameter νh und ν0 nochmals aufgeführt:
ν h = ν 0 − 4πς
ν0 =
hc 1 ξ 2
,
λ k BT w 2
Φ 02 µ 2 d
.
4πµ 0 λ2L (T )k BT
(4.6)
(4.7)
Gl. 4.5 wurde bis zu einem Magnetfeld von ≈ 125 mT an die experimentellen PZRs
gefittet, da bis zu dieser Flussdichte davon ausgegangen werden kann, dass sie keinen
Einfluss auf den Biasstrom hat (siehe Abbildung 4-9a) und b)). Oberhalb von ≈ 125 mT
zeigen die gemessenen, normierten PZRs vor allem von NbN2, in negativem wie auch
positivem Feld, Abweichungen von der erwarteten Feldabhängigkeit. Diese Abweichungen sind besonders deutlich für die drei größten Raten bei der Beleuchtung mit
einer Wellenlänge von 450 nm zu erkennen. Der Grund für diese Abweichung liegt
vermutlich am Einfluss des Feldes auf den Biasstrom. Mit steigendem Magnetfeld wird
der experimentelle kritische Strom reduziert bis er dem Biasstrom gleicht. An dieser
Stelle ist man nahe am Übergang vom supraleitenden Zustand zum normalleitenden
Zustand. Bereits kurz bevor man diesen Punkt erreicht, dringen wahrscheinlich viele
Vortices in den Mäander ein, weshalb sich der durchschnittliche Widerstand des
Mäanders erhöht. Da für diese Experimente eine Konstantspannungsquelle verwendet
wurde, führt dieser erhöhte Widerstand zu einer kleinen Verringerung des Stroms, der
ausreicht, um signifikant kleinere Zählraten zu erhalten.
4.6 Photonenzählraten
99
Es wird deutlich, dass die Abhängigkeit der normierten PZR verschiedener
Beleuchtungswellenlängen vom Magnetfeld sehr gut durch das Modell aus Ref. [17]
beschrieben werden kann. Im vergrößerten Bereich bis ± 50 mT (siehe Abbildung 4-9b))
gibt es lediglich für die zwei längsten Wellenlängen auf der negativen Magnetfeldseite
kleine Abweichungen des Fits von den Datenpunkten. Da die Photonenenergie als
Variable nicht explizit im Modell von Ref. [17] eingearbeitet ist, wurde νh als
Fitparameter benutzt. Die Abhängigkeit des Parameters νh von der Beleuchtungswellenlänge für beide Mäander ist in Abbildung 4-12 zu sehen. Diese Abhängigkeit ist
linear und hat eine Steigung von 3,5νh/100 nm für NbN1 und 1,2νh/100 nm für NbN2.
Ref. [17] zufolge ist νh proportional zum Verhältnis der charakteristischen Vortexenergie
im Volumen des Hotspots VHS und der thermischen Energie kBT. Die charakteristische
Vortexenergie stimmt dabei mit der Kondensationsenergie im Kern des Vortex überein.
Außerdem erstreckt sich VHS über die gesamte Streifenbreite. Folglich bedeutet ein
Zunehmen von νh mit zunehmender Beleuchtungswellenlänge (siehe Abbildung 4-12),
dass die Kondensationsenergie in VHS steigt. Dies ist sinnvoll, da größere Beleuchtungswellenlängen geringeren Photonenenergien entsprechen, die in VHS deponiert werden.
Um die aus den Fits extrahierten νh-Werte mit dem Modell aus Ref. [17] zu vergleichen,
wurde der in Abschnitt 3.6.2 hergeleitete Zusammenhang zwischen νh und der
Photonenwellenlänge λ verwendet (siehe Gl. 4.6). Dieser ist in Abbildung 4-12 für
NbN1 (gestrichelte Linie) und NbN2 (gepunktete Linie) dargestellt, wobei ς als
Fitparameter benutzt wurde. In beiden Fällen ist ς = 0,6. Eine Änderung von ς von
kleinen zu großen Werten verschiebt die beiden Linien bei etwa gleicher Steigung von
oben links nach unten rechts in der Abbildung. Der Grund der großen Abweichung in
den Steigungen der experimentell bestimmten νh-Werte von denen des Modells liegt
vermutlich in der Annahme, dass die Dichte der QTs im Hotspot (VHS) homogen ist. In
Abschnitt 3.7 wurde ebenfalls argumentiert, dass diese Annahme im quasistatischen
Vortexmodell zur Abweichung zwischen den theoretischen und den experimentellen
Grenzwellenlängen führt.
100
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
20
NbN2
Linearer Fit
Gl. 4.6 (ς = 0.6)
νh
15
10
5
0
NbN1
Linearer Fit
Gl. 4.6 (ς = 0.6)
400
600
800
Wellenlänge (nm)
1000
1200
Abbildung 4-12: νh als Funktion der Beleuchtungswellenlänge der SNSPDs. Die Symbole sind die
aus den Fits mit Gl. 4.5 erhaltenen Werte für NbN1 (Quadrate) bzw. NbN2 (Kreise). Die
durchgezogenen Linien sind lineare Fits an die experimentellen Datenpunkte und die gepunktete
und die gestrichelte Linie sind theoretische νh-Kurven (Gl. 4.6) für NbN1 bzw. NbN2.
Tatsächlich ist die Abweichung in der Steigung für den schmaleren Streifen (NbN1)
geringer als für den breiteren (NbN2). Dies könnte daran liegen, dass die Verteilung der
QT-Dichte im Hotspot bzw. quer zum Streifen durch ein Photon mit der gleichen
Energie in einem schmaleren Streifen homogener, also näher an der Annahme des
Modells ist als in einem breiten.
Des Weiteren stimmt die experimentell bestimmte Abhängigkeit des Parameters νh von
der Wellenlänge qualitativ damit überein, dass die Grenzwellenlänge (νh = 0) für
schmalere Streifen größer ist als für breitere. Da die Barriere für νh = 0 verschwindet,
kostet es keine Energie einen Vortex in den Streifen zu bringen. Daher löst jedes
absorbierte Photon eine Vortexquerung aus und wird detektiert.
4.6 Photonenzählraten
4.6.2
101
Feste Wellenlänge und variabler Biasstrom
Um das quasistatische Vortexmodell ohne die in Gl. 4.6 eingehende Annahme einer
homogenen Dichte von QTs im Hotspot mit den magnetfeldabhängigen PZRs zu
vergleichen, wurden Messungen bei konstanter Wellenlänge und unterschiedlichen
Biasströmen durchgeführt. Wegen der konstanten Wellenlänge ist es nicht notwendig,
den Zusammenhang zwischen der Photonenenergie hc/λ und νh zu kennen. Dieser Idee
folgend wurden PZRs für unterschiedliche Ströme zwischen 0,57Ic,e und 0,85Ic,e bei
einer Wellenlänge von λ = 900 nm gemessen (siehe Abbildung 4-14a) und b)). Die
große Wellenlänge wurde gewählt, da sie für jeden angelegten Strom größer als die
Grenzwellenlänge ist. Wie zu erkennen ist, wird die Feldabhängigkeit der PZRs mit
zunehmendem Biasstrom schwächer. Diese Erkenntnis stimmt mit der Tatsache überein,
dass die Grenzwellenlänge mit zunehmendem Biasstrom größer wird. Folglich nimmt
die Steigerung der maximal möglichen IDE durch das Magnetfeld mit dem Biasstrom
ab. Dieser Zusammenhang ist in Abbildung 4-13 veranschaulicht. Die Situation ist
analog zu der in Abschnitt 4.6.1 beschriebenen, wo eine größere Photonenwellenlänge
bei festem Biasstrom zu einer stärkeren Feldabhängigkeit der normierten PZR führt.
Abbildung 4-13: IDE als Funktion der Beleuchtungswellenlänge eines mäanderförmigen SNSPDs.
Für verschiedene Biasströme und eine feste Beleuchtungswellenlänge ist die Steigerung der IDE
verschieden groß. Für den geringsten Biasstrom Ib1 (mit Grenzwellenlänge λC1) beispielsweise lässt
sich die IDE durch ein angelegtes Magnetfeld stärker steigern als für Ib2 und Ib3.
102
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
a)
10
11 µA = 0.72Ic,e
12 µA = 0.79Ic,e
13 µA = 0.85Ic,e
RPZR(B)/RPZR(0)
8
λ = 900nm
6
4
2
0
-125
-100
-75
-50
-25
0
25
50
75
100
125
Magnetfeld (mT)
b)
18.2 µA = 0.57Ic,e
20.2 µA = 0.63Ic,e
22.9 µA = 0.72Ic,e
24.8 µA = 0.78Ic,e
30
RPZR(B)/RPZR(0)
25
λ = 900 nm
20
10
9
8
7
6
5
4
NbN1
3
NbN2
2
0,55 0,60 0,65 0,70 0,75 0,80 0,85
νh
35
Ib/Ic,e
15
10
5
0
-125
-100
-75
-50
-25
0
25
50
75
100
125
Magnetfeld (mT)
Abbildung 4-14: a) Normierte PZRs von NbN1 für drei verschiedene Biasströme, als Funktion des
Magnetfeldes bei einer Beleuchtungswellenlänge von 900 nm. b) Normierte PZRs von NbN2 für
vier verschiedene Biasströme, als Funktion des Magnetfeldes bei einer Beleuchtungswellenlänge
von 900 nm. Der eingebettete Graph in b) zeigt die durch den Fit mit Gl. 4.5 erhaltenen νh-Werte
der PZRs von NbN1 und NbN2 als Funktion des relativen Biasstroms.
4.7 Dunkelzählraten bei variablem Biasstrom
103
Abbildung 4-14a) und b) zeigen die Fits der experimentellen Daten mit Gl. 4.5. Auch
hier ist eine gute Übereinstimmung für alle Ströme beider Mäander zu erkennen. Der
aus den Fits extrahierte Parameter νh nimmt deutlich mit zunehmendem Biasstrom ab,
wie in dem eingebetteten Graph von Abbildung 4-14b) zu sehen ist. Da νh = εh/kBT und
εh der Vorfaktor der Energiebarriere im Hotspot ist, bedeutet ein geringerer Wert von νh
eine stärker unterdrückte Energiebarriere bzw. eine geringere Kondensationsenergie.
Folglich lässt sich der gefundene Trend von νh im Rahmen des quasistatischen
Vortexmodells so interpretieren, dass ein Photon bei kleineren Strömen die
Energiebarriere weniger stark unterdrückt als ein Photon gleicher Energie bei größeren
Strömen. Das bedeutet, dass die Photonenereignisse für kleinere Ströme vermutlich aus
den Windungen stammen, da dort die Photonenenergie auf eine größere Fläche verteilt
werden muss als in den geraden Bereichen. Wird die Photonenenergie auf einer
größeren Fläche verteilt ist die Reduzierung der Kondensationsenergie geringer bzw.
wird die Barriere weniger stark reduziert.
4.7
Dunkelzählraten bei variablem Biasstrom
Im folgenden Abschnitt wird die Abhängigkeit der DZR vom Magnetfeld für
verschiedene Ströme untersucht. Die DZRs wurden auf die gleiche Weise gemessen wie
die im vorherigen Kapitel gemessenen PZRs, wobei die Glasfaser lichtdicht
verschlossen wurde. Die DZRs konnten für NbN1 im gleichen relativen Strombereich
wie die PZRs zuvor gemessen werden. Das bedeutet bei Biasströmen zwischen 0,72Ic,e
und 0,85Ic,e. In diesem Strombereich lagen die DZRs im Nullfeld zwischen 3/s und
100/s. Im Falle von NbN2 waren DZRs für Biasströme bis 0,63Ic,e praktisch nicht
vorhanden bzw. messbar. Daher wurden sie im Strombereich zwischen 0,72Ic,e und
0,91Ic,e gemessen. In diesem betrugen sie zwischen 3/s und 25/s im Nullfeld. Zur
Bestimmung der magnetfeldabhängigen DZRs beider Mäander wurde aufgrund der
geringen Zählraten mehrere Male 10 s lang integriert. Die normierten DZRs sind für
drei (NbN1) bzw. vier (NbN2) verschiedene Biasströme in Abbildung 4-15 gegenüber
dem angelegten Magnetfeld dargestellt. Es ist auszumachen, dass die Feldabhängigkeit
der DZRs mit zunehmendem Strom für beide Mäander ein wenig schwächer wird.
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
3
2
1
0
2
1
0
2
1
0,72Ic,e
NbN1
0,79Ic,e
0,85Ic,e
6
4
2 0,72I
c,e
0
4
2 0,78I
c,e
0
4
2 0,84I
c,e
0
4
2 0,91I
c,e
0
-100
-80
NbN2
RDZR(B)/RDZR(0)
104
-60
-40
-20
0
20
40
60
80
100
Magnetfeld (mT)
Abbildung 4-15: Normierte DZRs als Funktion des Magnetfeldes für drei (NbN1) bzw. vier (NbN2)
verschiedene Biasströme. Die durchgezogenen Linien stellen Fits mit Gl. 4.8 dar.
Um die experimentell bestimmten, normierten, magnetfeldabhängigen DZRs mit dem
quasistatischen Vortexmodell zu vergleichen wurde die feldabhängige Vortex- und
Antivortexquerungsrate aus Abschnitt 2.5.2 verwendet. Diese ist durch folgende Formel
gegeben (Gl. 2.34):
I

RDZR ( I , B) 1 
= 1 + c ,e B 
RDZR ( I ,0) 2 
BS I b 
(ν 0 +1)
I

1
+ 1 − c ,e B 
2
BS I b 
(ν 0 +1)
.
(4.8)
In Gl. 4.8 wurden, analog zu Gl.4.4 in Abschnitt 4.6.1, die magnetische Flussdichte BS
anstelle von B* verwendet und der experimentelle kritische Strom Ic,e mit dem Strom,
bei dem die Barriere verschwindet, identifiziert. Aus den geringen Zählraten resultiert
eine relativ große Streuung der experimentellen Datenpunkte. Zusätzlich ist die
Magnetfeldabhängigkeit der DZRs vor allem bei großen Biasströmen sehr schwach. Die
Fits der normierten DZRs mit Gl 4.8 liefern daher relativ große Unsicherheiten des
Fitparameters ν0. Dennoch ist zu erkennen, dass die ν0-Werte für beide Mäander
stromunabhängig sind (siehe Abbildung 4-16). Es gilt ν0 = ε0/kBT, wobei ε0 der
Vorfaktor der Energiebarriere ist. Dieser ist proportional zur Energie die notwendig ist,
4.7 Dunkelzählraten bei variablem Biasstrom
105
um einen Vortex in den Film zu bringen. Dieser Faktor ist der Theorie zufolge ebenfalls
stromunabhängig (siehe Gl. 4.7), was eine Bestätigung des quasistatischen Vortexmodells darstellt. Die theoretischen Werte liegen allerdings bei ν0 = 96 für NbN1 und
ν0 = 82 für NbN2. Der Grund für diese große Abweichung liegt vermutlich an den
idealisierten Annahmen des Modells bezüglich der Streifenqualität und an dem Fakt,
dass, um die Energiebarriere zu berechnen, die Vortexenergie bei einem Wert von ξ von
der Streifenkante abgeschnitten wird (siehe Abschnitt 2.5.2). In einem realen Mäander
treten Inhomogenitäten und Defekte des Streifens auf, welche die Streifenbreite effektiv
reduzieren. Dadurch wird die Barrierenhöhe an diesen Stellen, an denen auch die
Vortices in den Streifen eindringen, reduziert, d.h. ν0 wird reduziert. In anderen
Publikationen, beispielsweise in Ref. [73], wird gezeigt, dass die Vortexenergie bei
einem größeren Abstand von der Streifenkante abgeschnitten werden sollte, was die
Barrierenhöhe zusätzlich reduziert.
Zusammenfassend können die hier gewonnenen Ergebnisse für die normierten DZRs
dennoch als gute Bestätigung für das quasistatische Vortexmodell angesehen werden.
9
NbN1
NbN2
8
7
ν0
6
5
4
3
2
0,70
0,75
0,80
0,85
0,90
Ib/Ic.e
Abbildung 4-16: Werte des Parameters ν0, die aus Fits der feldabhängigen DZRs (Abbildung 4-15)
mit Gl. 4.8, als Funktion des relativen Biasstroms erhalten wurden.
106
4.8
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
Vergleich von Photonen- und Dunkelzählraten
Die unterschiedlichen Stromabhängigkeiten der dimensionslosen Vortexenergie νh der
PZRs und ν0 der DZRs lassen eine plausible Interpretation zu, wenn man davon ausgeht,
dass die Photonen- und Dunkelereignisse in unterschiedlichen Bereichen des Mäanders
ausgelöst werden. Wenn Vortex-assistierte Photonenereignisse von Vortices im gleichen
Bereich des Mäanders ausgelöst würden, wie diejenigen, die Dunkelereignisse
erzeugen, so würde man eine ähnliche Abhängigkeit der Parameter νh und ν0 vom
Biasstrom erwarten. Ohne Beleuchtung sind Vortexquerungen in den Windungen des
Mäanders aufgrund der höheren Stromdichte und folglich der niedrigeren Barriere
wesentlich wahrscheinlicher als in den geraden Bereichen. Da der Biasstrom die
Barriere überall verringert, ist diese in den Windungen immer kleiner als in den geraden
Bereichen. Dementsprechend stammen Dunkelereignisse, die durch Vortexquerungen
entstehen, mit einer viel höheren Wahrscheinlichkeit aus den Windungen bzw. aus deren
Nähe. Eine Abschätzung in Ref. [81] ergibt eine um einen Faktor ≈ 105 größere
Vortexquerungsrate nahe den Windungen als in den geraden Bereichen.
Bevor diskutiert wird, wo die Photonenereignisse stattfinden, ist es wichtig zu
verstehen, dass die gesamte Fläche der geraden Bereiche des Streifens mehr als eine
Größenordnung größer als die gesamte Fläche der Windungen ist. Die Abschätzung der
Flächen lässt sich beispielsweise anhand von NbN1 durchführen. Dieser SNSPD hat
eine Fläche von 5,0×5,3 µm², 27 parallele gerade Bereiche mit der Streifenbreite von
104 nm und 26 etwa quadratische Windungen einer Breite und Länge von 304 nm
(2×104 nm + 96 nm Streifenzwischenraum). Um eine Vorstellung der geometrischen
Verhältnisse zu bekommen, sei auf Abbildung 4-7 eines ähnlichen NbN-Mäanders
verwiesen. Die Fläche der geraden Bereiche des Streifens beträgt somit 14,04 µm² und
die der Windungen 0,82 µm². Diese kleine Windungsfläche ergibt sich, da aufgrund der
Stromdichteverteilung in den Windungen nur der Bereich der Windungen mit einer zur
Streifenbreite vergleichbaren Länge zur Photonendetektion beitragen kann.
Da die Photonenabsorption im Mäander überall gleich wahrscheinlich ist, dominieren
folglich die Absorptionsorte in den geraden Bereichen des Streifens. Geht man nun
4.9 Zusammenfassung
107
davon aus, dass ein Photon geringer Energie im Mäander absorbiert wird, so reicht die
Verringerung der Kondensationsenergie um den Absorptionsort in den geraden
Bereichen nicht aus, um die Barriere, auch mit Hilfe bzw. Assistenz eines Vortex,
komplett
zu
unterdrücken.
Demzufolge
werden
Photonen
geringer
Energie
hauptsächlich in den Windungen detektiert. Für größere Photonenenergien führt die
Verringerung der Kondensationsenergie am Absorptionsort in den geraden Bereichen zu
einer Barrierenhöhe, die mit den Barrierenhöhen in den Windungen vergleichbar ist.
Daraus
folgt,
dass
ein
nun querender Vortex
zu
einer Vortex-assistierten
Photonendetektion in den geraden Bereichen führen kann. In dieser Situation
konkurrieren die Windungen mit den über den Mäander verteilten Photonenabsorptionsorten. Bei noch größeren Photonenenergien dominieren schließlich aufgrund der
größeren Fläche die Photonenereignisse aus den geraden Bereichen des Streifens.
Diese Überlegung ging von einem festen Stromwert und unterschiedlichen
Photonenenergien aus. Bei fester Photonenenergie und variablem Strom ist die Situation
analog. Dann stammen die Photonenereignisse bei kleinen Strömen hauptsächlich aus
den Windungen und mit steigendem Strom zunehmend aus den geraden Bereichen.
Um der Frage des Entstehungsorts von Photonen- und Dunkelereignisse im Mäander
weiter nachzugehen, sind Messungen der PZR und DZR an Strukturen mit lediglich
einseitig orientierten Windungen im Magnetfeld notwendig.
4.9
Zusammenfassung
In diesem Unterkapitel wurde der Einfluss des magnetischen Feldes auf die PZRs und
DZRs dünner NbN-Mäanderstrukturen bei Beleuchtung mit Strahlung unterschiedlicher
Wellenlängen und bei unterschiedlichen Biasströmen untersucht. Es wurde gezeigt, dass
die Feldabhängigkeiten der PZRs und DZRs sehr gut durch das quasistatische
Vortexmodell beschrieben werden können. Dieses besagt, dass die Vortexquerung des
Mäanderstreifens zum einen der Mechanismus der Dunkelereignisse und zum anderen
der assistierende Mechanismus der Photonenereignisse ist. Durch das Fitten der
108
Kapitel: 4 Einfluss vom Magnetfeld auf die PZR und DZR von SNSPDs
experimentellen Daten mit dem quasistatische Vortexmodell wurde herausgefunden,
dass die Vortexenergie an den Orten, von denen die Ereignisse stammen, für
Dunkelereignisse stromunabhängig ist, während sie für Photonenereignisse mit
ansteigendem Strom abfällt. Diese Tatsache wurde so interpretiert, dass Dunkelereignisse hauptsächlich aus den Windungen stammen, während Photonenereignisse je
nach Photonenenergie und angelegtem Strom aus unterschiedlichen Teilen des
Mäanders stammen können. Wird die Photonenenergie und der Strom erhöht, so wächst
der Anteil der Photonenereignisse, die aus den geraden Bereichen des Mäanders
stammen, bis dieser schließlich dominiert.
5.
Zusammenfassung und Ausblick
In dieser Arbeit wurden supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren mit dem
Ziel untersucht, das Verständnis des Einzelphotonendetektionsmechanismus zu
vertiefen. Dazu wurden Photonen- und Dunkelzählraten von mäanderförmigen SNSPDs
aus den Materialien TaN und NbN bei verschiedenen Beleuchtungswellenlängen und
Transportströmen gemessen und mit theoretischen Modellen des Detektionsmechanismus verglichen. Um diesen Vergleich anzustellen, wurden die Abhängigkeiten
der Photonen- und Dunkelzählraten zum einen von der Streifenbreite des Nanodrahts
und zum anderen vom magnetischen Feld untersucht.
Im ersten Fall wurden die Zählraten von SNSPDs mit Streifenbreiten zwischen 73 nm
und 243 nm gemessen und daraus spektrale intrinsische Detektionseffizienzen
bestimmt. Diese IDE-Spektren zeigten eine charakteristische Grenzwellenlänge λC, die
mit zunehmender inverser Streifenbreite linear zunahm. Anschließend wurden in den
theoretischen Modellen des Photonendetektionsmechanismus Bedingungen identifiziert,
die der Grenzwellenlänge entsprachen. Aus dem Vergleich der gemessenen und der aus
den Modellen bestimmten Grenzwellenlängen in Abhängigkeit der Streifenbreite ging
hervor, dass das erweiterte Hotspot-Modell die experimentellen Daten am besten
beschreibt. Daraus wurde geschlossen, dass der Photonendetektionsmechanismus für
den Fall λ ≤ λC im Rahmen dieses Modells verstanden werden kann. Die zwei weiteren
in Erwägung gezogenen Modelle des Photonendetektionsmechanismus – das
quasistatische Vortexmodell und das zeitabhängige Ginzburg-Landau-Vortexmodell –
wichen dagegen deutlich von den experimentellen Daten ab.
Um das Verständnis des Detektionsmechanismus weiter zu vertiefen, wurden im
zweiten
Teil
der
Arbeit
Messungen
der
Photonen-
und
Dunkelzählraten
mäanderförmiger SNSPDs in Magnetfeldern mit Flussdichten bis zu 250 mT
durchgeführt. Dazu wurde in einem ersten Schritt ein variabler Temperatureinsatz
(Verdampferkryostat) für mobile 4He Dewargefäße neu aufgebaut. Innerhalb des
Kryostaten bestand die Möglichkeit, Proben bei Temperaturen zwischen 2 K und 20 K
110
Kapitel: 5 Zusammenfassung und Ausblick
magnetischen Flussdichten bis 2 T auszusetzten. Damit die Photonen- und
Dunkelzählraten von SNSPDs in diesem Aufbau untersucht werden konnten, wurde ein
Probenstab hergestellt und unter anderem mit einer Glasfaser zur Beleuchtung und
einem Mikro-Hall-Sensor zur Bestimmung des Magnetfeldes am Detektorort
ausgestattet. Mit Hilfe dieses Aufbaus konnte erstmals gezeigt werden, dass die
Photonenzählrate von NbN-Mäandern eine Magnetfeldabhängigkeit aufweist. Die
Magnetfeldabhängigkeit der Dunkelzählrate wurde bereits durch andere Wissenschaftler
nachgewiesen und konnte im Rahmen dieser Arbeit bestätigt werden. Des Weiteren
wurde gezeigt, dass die Feldabhängigkeit beider Zählraten sehr gut durch das
quasistatische Vortexmodell beschrieben werden kann. Somit konnte die in dem Modell
aufgestellte Behauptung, dass Vortices am Photonendetektionsprozess beteiligt sind,
bestätigt werden. Weiterhin zeigte der Vergleich der experimentellen, magnetfeldabhängigen Photonen- und Dunkelzählraten mit dem Modell, dass die Vortexenergie für
Dunkelereignisse stromunabhängig ist, während sie für Photonenereignisse mit
zunehmendem Biasstrom abnimmt. Aus dieser unterschiedlichen Abhängigkeit wurde
geschlussfolgert, dass Dunkelereignisse hauptsächlich aus dem Bereich der Windungen
stammen, während Photonenereignisse je nach Photonenenergie und angelegtem
Transportstrom aus unterschiedlichen Teilen des Mäanders stammen.
Messungen der Photonen- und der Dunkelzählrate bei einem festem Verhältnis von
Bias- zum maximal anlegbaren Strom eines Mäanders im Magnetfeld haben gezeigt,
dass die Dunkelzählrate für magnetische Flussdichten bis zu wenigen zehn Millitesla
mit steigendem Magnetfeld stärker abnimmt als die Photonenzählrate für Photonenwellenlängen λ < λC. Für ein praktisch einsetzbares Einzelphotonendetektorsystem kann
sich daher die Sensitivität steigern lassen, indem beispielsweise ein kleiner Permanentmagnet in der Nähe des Mäanders angebracht wird.
Wie bereits erwähnt, wird der Bereich, in dem die intrinsische Detektionseffizienz
100 % beträgt, d.h. für Photonen mit Wellenlängen λ < λC, durch das erweiterte
Hotspot-Modell beschrieben. Daraus lässt sich schließen, dass eine Vergrößerung dieses
Bereichs zu längeren Wellenlängen, d.h. weiter in Richtung des nahen Infrarots, erzielt
111
werden kann, indem der maximal anlegbare Strom vergrößert, d.h. näher an den
theoretischen Paarbrechungsstrom herangebracht wird. Da der maximal anlegbare
Strom in einem Mäander durch die Windungen limitiert ist, kann eine Vergrößerung
dieses
Stromwerts
beispielsweise
technologisch
durch
eine
Änderung
der
Windungsgeometrie bewirkt werden. Eine Verbesserung der intrinsische Detektionseffizienz im nahen Infrarot ist vor allem für Anwendungen in der Kommunikationstechnologie erstrebenswert.
Mit den in dieser Arbeit durchgeführten Messungen wurde der Wissensstand des
Einzelphotonendetektionsmechanismus in SNSPDs deutlich erweitert. Ausgehend von
den hier gewonnenen Erkenntnissen kann die Verbesserung der Detektoreigenschaften
weiter vorangetrieben werden. Durch weitere magnetfeldabhängige Messungen der
Photonen- und Dunkelzählrate an Strukturen mit nur einseitig orientierten Windungen,
sollte es möglich sein, die in dieser Arbeit vermuteten Entstehungsorte von Photonenund Dunkelereignissen im SNSPD zu bestätigen. Als Geometrie für einen solchen
SNSPD bietet sich eine Spirale an. Lässt sich nachweisen, dass Dunkelereignisse
hauptsächlich aus den Windungen stammen, kann durch das Anlegen eines
Magnetfeldes an spiralförmige SNSPDs die Dunkelzählrate reduziert und dadurch die
Sensitivität gesteigert werden. Dies ist besonders für Anwendungen, bei denen geringe
Photonenflüsse detektiert werden müssen wichtig.
112
Kapitel: 5 Zusammenfassung und Ausblick
113
Symbolverzeichnis

E

B
Elektrische Feldstärke
V/m
Magnetische Flussdichte
T
Elektrische Stromdichte des Supraleiters
A/m²

A
Vektorpotential
Vs/m
a0
Gitterkonstante
m
B
Breite des Mäanders
m
BS
Verhältnis von BS,t und K
T
BS,t
Magnetische Flussdichte, bei der der erste Vortex in den Streifen T
eindringt
c
Lichtgeschwindigkeit
m/s
C(r,t)
Konzentration der Nichtgleichgewichts-QTs
1/m³
Cv
Spezifische Wärmekapazität der Elektronen
J/Km³
D
Elektronendiffusivität
m²/s
d
Dicke des Dünnfilms
m
e
Elementarladung
C
Eph
Photonenenergie
J
F
Fläche des Mäanders
m²
F0
Kondensationsenergie
J
Fh
Kondensationsenergie im Hotspot
J
h
Planksches Wirkungsquantum
Js
H
Magnetische Feldstärke
A/m
ħ
Reduziertes Planksches Wirkungsquantum
m/s
Hc
Thermodynamisches kritisches Magnetfeld
A/m
Hc1
Unteres kritisches Magnetfeld
A/m
Hc2
Oberes kritisches Magnetfeld
A/m
I
Strom
A

js
114
I0
Grenzstrom im GL-Vortexmodell
A
Ib
Biasstrom
A
IC
Kritischer Strom
A
Ic,B
Kritischer Strom, bei dem die Energiebarriere verschwindet
A
Ic,e
Experimenteller kritischer Strom
A
Ic,s
Kritischer Strom in geraden Streifen
A
IDE0
Plateau der IDE bei kurzen Wellenlängen
1
Idep
Kritischer Paarbrechungsstrom (engl. critical depairing current)
A
IMHS
Hallstrom, der an den Hallsensor angelegt wird
A
jc
Kritische Stromdichte der supraleitenden Elektronen
A/m²
K
Korrekturfaktor des kritischen Strom im Mäander
1
kB
Boltzmann-Konstante
J/K
l
Mittlere freie Weglänge der Elektronen
m
lS
Länge des Nanodrahts (Streifens) inklusive der Windungen
m
L
Länge des Mäanders
m
LK
Kinetische Induktivität
Vs/A
M(t)
Elektronenmultiplikationsfaktor
1
me
Masse des Elektrons
kg
n
Fitparameter, der den abfallenden Teil der IDE beschreibt
1
N0
Elektronische Zustandsdichte an der Fermi-Kante
1/m³
Nqt
Anzahl von Nichtgleichgewichts-QTs
1
Nqt,c
Kritische Anzahl von Nichtgleichgewichts-QTs
1
ns
Dichte der supraleitenden Elektronen
1/m³
R
Effektiver Radius des Hotspots im GL-Vortexmodell
m
R0
Anfänglicher Radius des Hotspots im GL-Vortexmodell
m
R20K
Widerstand des Mäanders bei 20 K
Ω
Rh
Photonenabsorptionsrate im quasistatischen Vortexmodell
1/s
RH
Proportionalitätsfaktor der Hallspannung
Ω/T
115
RMHS
Hallwiderstand
Ω
RN(t)
Zeitabhängiger Widerstand
Ω
RS
Flächenwiderstand
Ω
RV
Vortexquerungsrate
1/s
RVAV
Vortex- und Antivortexquerungsrate
1/s
s
Streifenzwischenraum des Mäanders
m
T
Temperatur
K
TC
Sprungtemperatur des Supraleiters
K
U
Spannung
V
Udisk
Diskriminatorlevel des Pulszählers
V
UMHS
Hallspannung im MHS
V
UV
Potentielle Energie eines Vortex im Streifen
J
V
Volumen
m³
vF
Fermi-Geschwindigkeit
m/s
VHS
Volumen des Hotspots im quasistatischen Vortexmodell
m³
vs
Geschwindigkeit der supraleitenden Elektronen
m/s
vs,c
Kritische Geschwindigkeit der supraleitenden Elektronen
m/s
w
Breite des Supraleitenden Streifens
m
Z0
Lastimpedanz
Ω
β
Verhältnis von Δ(T) und kBTC
1
β0
Verhältnis von Δ(0) und kBTC
1
γ
Eulersche-Konstante
1
Δ
Supraleitende Energielücke
J
ΔT0
Temperaturzunahme im Hotspot im Gl-Vortexmodell
T
ε0
Charakteristische Vortexenergie
J
εh
Charakteristische Vortexenergie im Hotspot
J
ζ(3)
Apéry-Konstante
1
κ
GL-Parameter
1
116
λ
Eindringtiefe „extrem schmutzige“ Supraleiter
m
λeff
Effektive Eindringtiefe
m
λGL
GL-Eindringtiefe
m
λL
London‘sche Eindringtiefe
m
ΛL
Phänomenologischen Parameter
m²
µ0
Magnetische Feldkonstante
N/A²
µ²
Verringerung des Ordnungsparameters aufgrund des Biasstroms
1
ν0
Dimensionslose charakteristische Vortexenergie
1
νh
Dimensionslose charakteristische Vortexenergie im Hotspot
1
ξ
Kohärenzlänge „extrem schmutzige“ Supraleiter
m
ξ0
BCS-Kohärenzlänge
m
ξGL
GL-Kohärenzlänge
m
ρn
Spezifischer Widerstand
Ωm
ς
Quanteneffizienz
1
τ
Zeitkonstante
1/s
τth
Thermalisierungszeit
s
Φ0
Magnetisches Flussquant
Vs
ψ
Ordnungsparameter
1
117
Abkürzungsverzeichnis
ABS
Absorptionseffizienz
BCS
Bardeen, Cooper und Schrieffer
DE
Detektionseffizienz
DLR
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
DMM
Digitales Multimeter
DZR
Dunkelzählrate
GL
Ginzburg-Landau
IDE
Intrinsische Detektionseffizienz
IMS
Institut für Mikro- und Nanoelektronische Systeme
MHS
Mikro Hall-Sensor
NbN
Niobnitrid
NIR
Nahes Infrarot
OCE
Optische Kopplungseffizienz (engl. optical coupling efficiency)
PF
Photonenfluss
PMT
Photoelektronenvervielfacher (engl. photo multiplier tube)
PZR
Photonenzählrate
REM
Rasterelektronenmikroskop
RPLAB
Radiophysics Laboratory
SDE
Systemdetektionseffizienz
SNSPD
Supraleitender Nanodraht-Einzelphotonendetektor
(engl. superconducting nanowire single-photon detector)
SPAD
Lawinenphotodiode (engl. single photon avalanche diode)
TaN
Tantalnitrid
VTI
Variabler Temperatureinsatz (engl. variable temperature insert)
118
119
Liste eigener Veröffentlichungen
Veröffentlichungen in Fachzeitschriften
[RL1] R. Lusche, A. D. Semenov, K. Il’in, M. Siegel, Y. Korneeva, A. Trifonov, A.
Korneev, G. N. Gol’tsman, D. Vodolazov, and H.-W. Hübers, “Effect of the Wire Width
and Magnetic Field on the Intrinsic Detection Efficiency of Superconducting Nanowire
Single-Photon Detectors,” IEEE Trans. Appl. Supercond., vol. 23, no. 3, pp. 1–5, 2013.
[RL2] R. Lusche, A. D. Semenov, K. Il’in, M. Siegel, Y. Korneeva, A. Trifonov, A.
Korneev, G. N. Gol’tsman, D. Vodolazov, and H.-W. Hübers, “Effect of the wire width
on the intrinsic detection efficiency of superconducting-nanowire single-photon
detectors,” J. Appl. Phys., vol. 116, no. 4, p. 043906, Jul. 2014.
[RL3] R. Lusche, A. D. Semenov, Y. Korneeva, A. Trifonov, A. Korneev, G. N.
Gol’tsman, and H.-W. Hübers, “Effect of magnetic field on the photon detection in thin
superconducting meander structures,” Phys. Rev. B, vol. 89, no. 10, p. 104513, Mar.
2014.
[RL4] A. Engel, K. Inderbitzin, A. Schilling, R. Lusche, A. D. Semenov, H.-W. Hübers,
D. Henrich, M. Hofherr, K. S. Il’in, and M. Siegel, “Temperature-dependence of
detection efficiency in NbN and TaN SNSPD,” IEEE Trans. Applied Supercond.2013,
vol. 23, p. 2300505, 2012.
Konferenzbeiträge
R. Lusche, A. D. Semenov, Y. Korneeva, G. N. Gol’tsman, and H.-W. Hübers,
“Development of a mobile, fiber coupled superconducting nanowire single photon
detector system,” Tagung Kryoelektronische Bauelemente, Berlin, Deutschland, (2123.09.2014).
120
R. Lusche, A. D. Semenov, K. Il’in, M. Siegel, Y. Korneeva, A. Trifonov, A. Korneev,
G. N. Gol’tsman, D. Vodolazov, and H.-W. Hübers, “Effect of the wire width on the
intrinsic detection efficiency of superconducting-nanowire single-photon detectors,”
Tagung Kryoelektronische Bauelemente, Bad Herrenalb, Deutschland, (6-8.10.2013).
R. Lusche, A. D. Semenov, Y. Korneeva, A. Trifonov, A. Korneev, G. N. Gol’tsman,
and H.-W. Hübers, “Effect of an externally applied magnetic field on the detection
efficiency
of
superconducting
nanowire
single-photon
detectors,”
Tagung
Kryoelektronische Bauelemente, Bad Herrenalb, Deutschland, (6-8.10.2013).
R. Lusche, A. D. Semenov, K. Il’in, M. Siegel, Y. Korneeva, A. Trifonov, A. Korneev,
G. N. Gol’tsman, D. Vodolazov, and H.-W. Hübers, “Effect of the wire width on the
intrinsic detection efficiency of superconducting-nanowire single-photon detectors,”
European Conference on Applied Superconductivity (EUCAS), Genua, Italien, (1015.09.2013).
R. Lusche, A. D. Semenov, Y. Korneeva, A. Trifonov, A. Korneev, G. N. Gol’tsman,
and H.-W. Hübers, “Effect of an externally applied magnetic field on the detection
efficiency of superconducting nanowire single-photon detectors,” European Conference
on Applied Superconductivity (EUCAS), Genua, Italien, (10-15.09.2013).
R. Lusche, A. D. Semenov, K. Il’in, M. Siegel, Y. Korneeva, A. Trifonov, A. Korneev,
G. N. Gol’tsman, and H.-W. Hübers, “Effect of the wire geometry and an externally
applied magnetic field on the detection efficiency of superconducting nanowire singlephoton detectors”, DPG Frühjahrstagung, Regensburg, Deutschland, (10-15.03.2013).
R. Lusche, A. D. Semenov, K. Il’in, M. Siegel, Y. Korneeva, A. Trifonov, A. Korneev,
G. N. Gol’tsman, and H.-W. Hübers, “Effect of the wire width on the intrinsic detection
efficiency
of
superconducting-nanowire
single-photon
detectors,”
Superconductivity Conference (ASC), Portland, USA, (07-12.10.2012).
Applied
121
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Danksagung
Zuerst möchte ich mich herzlich bei Herr Prof. Dr. Heinz-Wilhelm Hübers für die
Vergabe des sehr interessanten Promotionsthemas, die wissenschaftliche Betreuung,
sowie für die Möglichkeit in seiner Arbeitsgruppe am DLR an diesem Thema zu
forschen bedanken. Außerdem konnte ich dank seiner Unterstützung wertvolle
Erfahrungen auf Konferenzen, Summer Schools und bei Besuchen in anderen
Forschungsgruppen sammeln.
Für die Finanzierung der Arbeit möchte ich der Helmholtz Research School unter der
Leitung von Herr Prof. Dr. Heinz-Wilhelm Hübers danken.
Mein Dank gilt ebenso Herr Prof. Dr. Alexey Semenov für die wissenschaftliche
Betreuung und den großen Einsatz, mit dem er mir auch schwierige theoretische
Zusammenhänge näher brachte. Seine Unterstützung bei den Berechnungen half mir
sehr dabei diese Arbeit voranzubringen.
Vielen Dank an Dr. Andreas Engel für die konstruktiven Diskussionen am Telefon und
die Möglichkeit bei ihm vor Ort in Zürich Messungen zu begleiten.
Weiterhin danke ich Dr. Konstantin Il’in aus der Arbeitsgruppe von Herr Prof. Dr.
Michael Siegel am IMS in Karlsruhe für die Herstellung der TaN und NbN Mäander.
Für die Herstellung der NbN-Mäander für die Magnetfeldmessungen danke ich Yuliya
Korneeva, Andrey Trifonov und Alexander Korneev aus der Arbeitsgruppe von Herr
Prof. Dr. Gregory Gol’tsman vom RPLAB in Moskau.
Außerdem möchte ich mich bei allen Doktoranden in unserer Arbeitsgruppe bedanken.
Insbesondere bei Dr. Heiko Helmut Richter und Nils Deßmann für die Anmerkungen zu
dieser Arbeit, die motivierenden Worte während der gesamten Promotionszeit und die
lustigen Abende auch außerhalb des DLRs.
Für die technische Unterstützung danke ich Klaus Morgenstern aus der mechanischen
Werkstatt und Michael Greiner Bär.
132
Meiner Mutter Gitta Lusche danke ich für die Fürsorge und die seelische Unterstützung,
die sie mir jederzeit gibt. Danke Mutsen.
Ganz besonders danke ich Meike Gasser, die mich immer motiviert und auch in
schwierigen Momenten für mich da ist. Zusammen mit dir macht alles viel mehr Spaß.
Danke, dass es dich gibt!
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