Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Belüftung der Altlast Heferlbach Johann FELLNER, Christian BRANDSTÄTTER, Roman PRANTL, David LANER Hintergrund Aufgrund möglicher Deponiegasmigration in angrenzende Wohngebäude wird seit 2012 die Altlast Heferlbach (N58), eine Altablagerung die vor mehr als 40 Jahren mit Hausmüll und Bauschutt geschüttet wurde, mittels kontinuierlicher Niederdruck-Belüftung saniert. Das wesentliche Ziel der Maßnahme ist eine weitgehende Mineralisierung biologisch abbaubarer Verbindungen und damit eine nachhaltige Reduktion der Deponiegasproduktion. Methodik Abbildung 1: Schematische Skizze zur in-situ Belüftung (© Ingeborg Hengl) Zur Untersuchung des Sanierungsfortschritts wird die Belüftungsmaßnahme seit deren Beginn wissenschaftlich begleitet. Neben einer detaillierten Auswertung der Anlagendaten sowie jährlicher Abfallprobenahmen und –analysen, wurden Laborversuche in sogenannten Deponiesimulationsreaktoren durchgeführt um zu evaluieren, inwieweit sich der Abfall unter idealen Bedingungen stabilisieren lässt und welches Restemissionspotential verbleibt. Im Konkreten wurden dazu Versuche unter verschiedenen Bedingungen (belüftet ohne Wasserzugabe, belüftet mit Wasserzugabe und unter anaeroben Bedingungen) durchgeführt. trocken belüftet Resultate feucht anaerob feucht belüftet Abbildung 2: Schematische Skizze zur in-situ Belüftung (© Christian Brandstätter) Mineralisierung des organischen Kohlenstoffs Die Versuche im Labor zeigten, dass unabhängig der Wasserzugabe durch die Belüftung 36% des im Abfall vorhandenen organischen Kohlenstoffs mineralisiert werden konnte. Im Vergleich dazu liegt die Mineralisierungsrate unter anaeroben Bedingungen bei lediglich 17%. Hinzu kommt, dass durch die Belüftung ein Teil des im Abfall verbleibenden Kohlenstoffs (rund 10%) in schwer abbaubare Verbindungen („Huminstoffe“) umgewandelt wird. Im Feld ist nach 4 Jahren Belüftung die Mineralisierungsrate deutlich geringer. Insgesamt wurden bisher rund 1200 Tonnen an organischem Kohlenstoff abgebaut. In Abhängigkeit davon welche organischen Kohlenstoffpools (z.B. trockenes Papier, Holz) als mittelfristig abbaubar angesehen werden, bedeutet dies, dass lediglich zwischen 8 und 16% des Kohlenstoffs bisher ausgetragen wurden. Hauptgrund für die signifikanten Unterschiede zwischen Feld und Labor ist die Heterogenität der Abfallschüttung, die eine gleichmäßige Belüftung nicht zulässt. Labor Gas 36% Feucht belüftet Trocken belüftet Feld Gas 17% Gas 36% Gas 16% Belüftet Belüftet Anaerob Gas 8% TOC Abfall TOC Abfall TOC Abfall TOC Abfall TOC Abfall (Versuchsbeginn) (Versuchsbeginn) (Versuchsbeginn) (ohne Papier/Holz) (mit Papier/Holz) 100% 100% 100% 100% 100% „Huminstoffe“ 10% SIWA 0.2% SIWA 0.1% „Huminstoffe“ 10% TOC 64% TOC 64% TOC 82% TOC Abfall 84% TOC Abfall 92% (Versuchsende) (Versuchsende) (Versuchsende) (nach 4 Jahren Belüftung) (nach 4 Jahren Belüftung) Abbildung 3: Kohlenstoffbilanzen für die Deponiebelüftung im Labor (links) und Feld (rechts) Schlussfolgerung Trotz der Tatsache, dass im Feld vergleichsweise geringe Anteile an Kohlenstoffverbindungen abgebaut wurden, konnte ein beachtliche Menge an organischem Kohlenstoff bisher mineralisiert werden und steht somit einer Deponiegasproduktion nach Beendigung der Belüftung nicht mehr zur Verfügung. Zur Beurteilung inwiefern dadurch bereits die Sanierungsziele (Minimierung der Gefährdung durch Deponiegasmigration) erreicht werden, bedarf es zusätzlich zu Kohlenstoffbilanzen einer mathematischen Modellierung zur Deponiegasproduktion und dessen Migration im Untergrund. Konvektions-Dispersions-Gleichung: Abbildung 4: Konzept zur Modellierung der Deponiegasmigration Kontaktperson zum Poster: Johann FELLNER TU Wien Karlsplatz 13, 1040 Wien Telefonnummer: +43 1 58801 22654 E-Mail: [email protected] Webseite: iwr.tuwien.ac.at/ressourcen