ME - BA4 Meßbrückenverstärker für vier unabhängige Meßbrücken mit Konstantstromspeisung ©Meilhaus Electronic GmbH, Whitepaper Ausgabe Juli 2009 www.meilhaus.com Einführung Das Signal-Konditionierungsmodul ME - BA4 dient zum Anschluß von bis zu vier Wheatstone - Meßbrücken. Zur Speisung der Brücken ist pro Kanal eine unabhängige Stromquelle vorhanden. Dies ist gegenüber einer spannungsgespeisten Brücke vorteilhaft, da keine Linearitätsfehler durch die Widerstandsänderung selbst entstehen. Die Stromquelle kann die Brücke wahlweise mit 1mA, 2mA oder 10mA versorgen. Es lassen sich so Brücken mit 0Ω bis 24kΩ versorgen. Die Stromquellen sind unbegrenzt kurzschlußfest. Der Signalverstärker verstärkt das Brückensignal um einen festen Faktor von 100. Widerstandsveränderliche Sensoren kommen in vielen Bereichen vor. Die häufigsten Einsatzbebiete sind: ● Dehnungsmeßstreifen für die Messung von Längenänderungen ● Kraftaufnehmer ● Drucksensoren ● Hall-Sensoren, Feldplatten und Giant Magnetoresistance- (GMR-) Sensoren zur Messung von Magnetfeldern ● impedanzveränderliche Temperatursensoren ● thermische Durchfluß-Sensoren ● resistive Gassensoren Im Zuge der Entwicklung von organischen Sensoren und solcher aus KohlenstoffNanoröhrchen erweitert sich die Palette stetig. All diese Sensoren werden entweder direkt in Brückenschaltung gefertigt oder lassen sich in Meßbrücken verschalten. Auswahl des Sensorelements Die Stromquellen des ME - BA4 sind für ohmsche Meßbrücken ausgelegt. Durch die drei wählbaren Ströme kann ein breites Spektrum an Meßbrücken eingesetzt werden. Bei der Auswahl kann diejenige Brücke gewählt werden, die die besten Eigenschaften für die konkrete Anwendung aufweist. Die drei wählbaren Ströme garantieren für alle üblichen Sensoren einen Betrieb mit maximalem Signal bei minimaler Eigenerwärmung. Dabei ist zu beachten, daß für einige Meßgrößen spezielle mikromechanische (MEMS-) Sensoren angeboten werden. Diese weisen einerseits die Charakteristik einer normalen Meßbrücke auf, können jedoch aufgrund interner Korrektur-Schaltungen in ihrer Speisespannung beschränkt sein. Solche Sensoren finden sich z.B. im Bereich der barometrischen und hydrostatischen Druckaufnehmer. Hall-Sensoren werden sowohl für den Betrieb mit Konstant-Strom wie auch mit Konstant-Spannung produziert. Bitte beachten Sie daher immer genau die Herstellerangaben. Steigt die Stromaufnahme näherungsweise linear mit der Betriebsspannung und überschreitet die Betriebsspannung bei gewähltem Strom nicht die maximale Betriebsspannung (Ub,max > RBr ∙ Ib), so kann auch eine Brücke für Konstantspannung am Modul betrieben werden. Impedanzveränderliche Luftfeuchte-Sensoren müssen zur Vermeidung von Elektrolyse mit Wechselstrom betrieben werden. Sie sind nicht für den dauerhaften Betrieb am Modul ME - BA4 geeignet. Wheatstonesche Brücke Die Grundschaltung von Brückensensoren ist völlig unabhängig von der Meßgröße. Eine allgemeine Betrachtung ist daher sinnvoll, um das zugrunde liegende Prinzip zu verstehen und Probleme sowie Lösungen vorzustellen. Die sogenannte „Wheatstonesche Brücke“ besteht immer aus vier Widerständen. Ii Il R1 R2 Ir Ua R3 R4 Die Brücke bildet einen Stromteiler. Durch den linken und den rechten Zweig fließt je ein Teil des Meßstroms Ii. Ii = Il + Ir Die Ströme sind abhängig von den Widerstandsverhältnissen in den Zweigen. R1R2 R3R 4 ⋅I i und I r= ⋅I R1R 2R3 R4 R1 R2R3 R4 i Da die Zweige verbunden sind, ist der Spannungsabfall über beide gleich. I l= (R1 + R2) ∙ Il = (R3 + R4) ∙ Ir = Ui Ui ist die Betriebsspannung der Brücke. Bitte stellen Sie bei vollständigen Meßbrücken sicher, daß sie im zulässigen Bereich liegt. Im abgeglichenen Zustand soll die Ausgangsspannung Ua zu Null werden. Ua = R1 ∙ Il – R3 ∙ Ir Diese Randbedingungen lassen viele Möglichkeiten für die Wahl der Widerstände. Es genügt, daß die Verhältnisse in beiden Zweigen gleich sind. R1 R3 = R2 R 4 Zulässig ist beispielsweise die Kombination R1 = 500Ω , R2 = 1kΩ, R3 = 10kΩ und R4 = 20kΩ. Die sehr unterschiedlichen Widerstände weisen eine entsprechend stark unterschiedliche Temperaturdrift auf. In der Praxis ist eine solche Brücke daher nicht stabil. Der Aufbau sollte so symmetrisch wie möglich sein. Dies betrifft sowohl die Werkstoffe der Widerstände wie auch deren mechanische und ohmsche Größe. Ebenso ist auf eine gute thermische Koppelung zu achten. Als Minimalanforderung sollten die Widerstände paarweise gleich sein. R1 = R3 und R2 = R4 oder R1 = R2 und R3 = R4. Dies gewährleistet oft schon hinreichende Stabilität. Die Paarung R1 = R2 und R3 = R4 bietet sich an, wenn eine sogenannte „Halbbrücke“ aufgebaut werden soll. Der linke Zweig wird an der Meßstelle plaziert, der rechte dagegen kann auch unmittelbar am Verstärker aufgebaut werden. Eine solche Brücke wird im Folgenden als „horizontal symmetrisch“ bezeichnet. Bei der Kombination R1 = R3 und R2 = R4 kann erreicht werden, daß sehr kleine oder sehr große Widerstände betrieben werden können. Eine solche Brücke wird im Folgenden als „vertikal symmetrisch“ bezeichnet. Genauere Anwendungsbeispiele entnehmen Sie bitte dem Abschnitt „Hardware und Konfiguration“. Meist werden alle vier Widerstände identisch gewählt. Im Idealfall ist die gesamte Meßbrücke in einem Arbeitsgang aus einem einzigen Werkstoff und auf einem gemeinsamen Substrat hergestellt. Dies ist bei Dehnungsmeßbrücken immer gegeben. Auch viele Halbleiter-Brücken bieten diese Eigenschaften. Zur Vereinfachung gehen wir im Folgenden von solchen voll symmetrischen Brücken mit vier identischen Widerständen aus, also R1 = R2 = R3 = R4 = R. Horizontal oder vertikal symmetrische Brücken lassen sich äquivalent, jedoch aufwändiger berechnen. Brückensensoren können in vier verschiedenen Schaltungstechniken arbeiten. Es wird unterschieden, wie viele und welche Widerstände veränderlich sind. Die Schaltungen werden im Folgenden vorgestellt. Voll symmetrische Konfigurationen lassen sich in allen Varianten einsetzen. Rein vertikal symmetrische kann nur die Viertelbrücke sein. Eine rein horizontal symmetrische Brücke ist als Viertel- oder Halbbrücke möglich. Gänzlich unsymmetrisch kann nur die Viertelbrücke gewählt werden. Bei entfernten Sensoren kann die Meßbrücke durch Induktionsspannung, herrührend von Stromkabeln oder Blitzschlag zerstört werden. Sind alle Leitungen eng verdrillt, ist die Induktionsfläche klein, die Felder innerhalb des Leiters gegenläufig. Störungen können so minimiert werden. Flachbandkabel dagegen weisen aufgrund fehlender Kreuzung eine nennenswerte Fläche auf. Standardkabel mit einem Rastermaß von 1,27mm hat eine Fläche von 1m2 pro 790m Länge. Die Leitungen sind immer getrennt von anderen Kabeln zu führen. Darüber hinaus können sie in einem mehrfach geerdeten Rohr zusätzlich abgeschirmt werden. Die Symmetrie hat ebenfalls Einfluß auf die Störfestigkeit. Die größte Immunität bietet die Vollsymmetrie. Störungen finden hier identische Impedanzen vor und erzeugen daher identische Ströme oder Spannungen, die sich im Idealfall vollständig kompensieren. Werden nur geringe Störungen induziert, lassen sich diese durch das Einfügen von Ferriten dämpfen. Stromkompensierte Drosseln können jeweils in die Zuleitungen und in die Meßleitungen eingefügt werden. Dabei ist die Drossel der Zuleitungen nahe der Brücke, die Drossel der Meßleitungen nahe dem Verstärker zu plazieren. Zur Vermeidung von Rückwirkungen kann eine weitere Drossel am Verstärker in die Zuleitung eingefügt werden. Die Induktivität ist dabei an die Gegebenheiten anzupassen. Es ist möglich, daß im ungünstigen Fall Drossel und Kabelkapazität zusammen mit der Stromquelle einen Schwingkreis bilden. Dann ist die Induktivität zu variieren. Keinesfalls darf ein Kondensator zum Entstören der Zuleitungen genutzt werden. Bei kurzen Kabeln treten in der Regel aufgrund der hohen Störunterdrückung des Meßverstärkers keine Probleme auf. Viertelbrücke Die Viertelbrücke ist die Schaltungsvariante mit der geringsten Empfindlichkeit. Es werden drei Festwiderstände mit einem einzigen veränderlichen Sensor-Widerstand kombiniert. Prinzipiell kann jeder der vier Widerstände die Verstimmung herbeiführen. Bevorzugt wird jedoch der Widerstand R1. Der veränderte Widerstand betrage R' = R ∙ (1+δ). Ii R' R Ua R R Steigt der Widerstandswert, so steigt die Spannung nicht proportional. Sie beträgt 4⋅U a δ U a= ⋅I i⋅R . Die Veränderung errechnet sich zu δ= . Bei Versorgung mit 4δ I i⋅R−U a einer konstanten Spannung wäre der Linearitätsfehler doppelt so groß. Diese Schaltung sollte nur dann eingesetzt werden, wenn sie die einzige Möglichkeit darstellt oder der Sensor eine hohe Empfindlichkeit aufweist. Bei kleinsten Meßstellen kann bisweilen nur ein Sensor-Widerstand plaziert werden kann. Wenn möglich sollte beim Aufbau R2 mit dem gleichen Sensor, bestückt sein, um thermische Drift zu kompensieren. R2 darf dabei kein Signal aufnehmen. Die Viertelbrücke kann vertikal symmetrisch aufgebaut werden. Die Spannung Ua ist durch das Signal und die Brücke bestimmt. Das Potential gegen Masse ist jedoch von der Schaltung der Stromquelle abhängig. Ist die Brücke sehr niederohmig, so kann es über den zulässigen Eingangsbereich hinaus steigen. Dies kann durch hohe Widerstandswerte oben oder unten ausgeglichen werden. Beim Meßmodul ME - BA4 kann dies auch durch eine Steckbrücke kompensiert werden. Es besteht nur in Ausnahmefällen die Notwendigkeit, eine vertikal symmetrische Brücke einzusetzen, die die Temperaturdrift erhöhen würde. Sie ist dennoch zulässig. Auch horizontale Symmetrie ist bei der Viertelbrücke möglich. Wenn es der Sensor erfordert, darf der eine Zweig niederohmig, der andere dagegen hochohmig aufgebaut sein. Besonderer Beachtung bedarf die Anschlußtechnik. Viertelbrücken werden oft eingesetzt, um einen einzigen weit entfernen Sensor über lange Kabel anzuschließen. Der Eigenwiderstand dieser Kabel ist in einer solchen Konstellation unbedingt zu berücksichtigen. Dabei ist auch zu beachten, daß die Kabel selbst einen durchaus relevanten Temperaturgang aufweisen. Es kann, um den Preis zweier weiterer Kabel, sinnvoll sein, die gesamte Brücke an den Meßort zu verlegen. Bei einer stromgespeisten Brücke werden die Messungen durch die Einfügung der Kabel nicht verfälscht. Sehr sinnvoll ist auch eine Blindschleife. Ist R1 (hier R') der Sensor, so sind R3 zwei parallel geführte Kabel vorzuschalten, die bis zur Meßstelle zu führen und dort kurzzuschließen sind. Damit läßt sich eine nahezu vollständige Kompensation von Leitungswiderstand und Temperaturgang sowie Störfeldern erreichen. Sogar das unsymmetrische Verlängern der Kabel mit Kabeln anderer Hersteller kann zu Fehlern führen. Unterschiedliche Kupferlegierungen können eine Thermospannung von bis zu 0,2µV/K erzeugen. Quasi-Halbbrücke Diese Variante weist die doppelte Empfindlichkeit gegenüber der Viertelbrücke auf. Es kommen zwei Sensor-Widerstände zum Einsatz, die diagonal auf den Plätzen R1 und R4 betrieben werden. Die anderen beiden Widerstände sind ohne Signal und dienen der Temperaturkompensation, die nun ebenfalls in beiden Zweigen erforderlich ist. Die Zweige der Brücke werden durch das Meßsignal gegenläufig verstimmt. Die Quasi-Halbbrücke ist in der Praxis nur mit einer voll symmetrischen Brücke realisierbar. Dies ist beispielsweise die Standardkonfiguration der meisten Dehnungsmeßbrücken. Die Meßgitter sind paarweise längs und quer ausgerichtet. An einem Ort kann so die Dehnung zweifach aufgenommen werden. Gleichzeitig kompensieren die dazu senkrechten Gitter den Temperaturgang. Auch Feldplatten werden in dieser Form gebaut. δ Die Ausgangsspannung beträgt U a= ⋅I i⋅R und die Rückrechnung auf das Meßsignal liefert 2 2⋅U a δ= . Die Linearität ist nur aufgrund der Stromspeisung gegeben. Spannungsgespeiste I i⋅R Quasi-Halbbrücken sind nicht linear. Ii R' R Ua R R' Beim mechanischen Aufbau ist genau darauf zu achten, daß beide Sensorelemente wirklich dasselbe Signal aufnehmen. Bei DMS muß beispielsweise die Abmessung des Trägers groß gegenüber dem Sensor sein. Bei einem Durchflußsensor muß das Medium beide Widerstände direkt hintereinander umfließen. Ebenso ist auf gute thermische Koppelung zu achten. Dies kann durch gute Wärmeleitung aber auch durch Kapselung erreicht werden. Beim Anschluß über lange Kabel ist das Verlegen der gesamten Brücke an die Meßstelle die einzig sinnvolle Schaltungsweise. Kabeleinflüsse werden so auf ein Minimum reduziert. Ohnehin werden Quasi-Halbbrücken oft als integrierter Brückensensor mit allen vier Widerständen produziert. Manchmal werden weitere Kompensationswiderstände integriert. Sie sind für den Ausgleich bei spannungsgespeisten Brücken vorgesehen. Beim Brückenverstärker ME - BA4 haben sie keine Funktion, jedoch auch keinen störenden Einfluß. Halbbrücke Halbbrücken lassen sich dort realisieren, wo neben dem Signal ein ebenso großes negatives Signal entsteht. Kraftaufnehmer, als einfachstes Beispiel, können auf einer Seite des Biegebalkens Druck, auf der anderen Zug erzeugen. Die Empfindlichkeit und damit das Ausgangssignal sind bei Stomspeisung identisch mit der Quasi-Halbbrücke mit zwei positiven Auslenkungen. Zum positiven Widerstandsverhalten R' = R ∙ (1 + δ) kommt hier noch das gegenläufige R'' = R ∙ (1 − δ) hinzu. So wird eine doppelte Verstimmung erreicht, die jedoch nur von einem Zweig der Brücke bestimmt ist. Der andere Zweig kann aus normalen Festwiderständen aufgebaut sein. Eine zweifache Temperaturkompensation ist nicht erforderlich. Ii R' Ua R'' R R Die Halbbrücke kann selbstverständlich auch horizontal halb-symmetrisch aufgebaut sein, so daß beide Zweige verschiedene Impedanzen aufweisen. Eine Potentialverschiebung durch verschiedene Widerstände oben und unten ist nicht möglich. Die Signale der Widerstände R' und R'' müssen exakt gegenläufig sein, will man Stabilität gewährleisten und die Berechnung einfach halten. Der mechanische Aufbau ist anspruchsvoll. Genügte bei der Quasi-Halbbrücke noch die absolute Gleichheit der Auslenkungen, so müssen in diesem Fall negative Signale der gleichen Stärke gefunden werden. Wiederum spielen die Größenverhältnisse von Sensor und Meßobjekt eine entscheidende Rolle. Die Verformung eines Biegebalkens kann als umgekehrt gleich angesehen werden, wenn die Sensoren klein gegen die Abmessungen des Balkens sind, die Auslenkung gering bleibt und der Balken symmetrisch ist. Die Halbbrücke wird oftmals aus zwei räumlich getrennten Zweigen auf gebaut. Der Meßzweig kann über lange Kabel an einem weit entfernten Ort aufgebaut sein. Dieser Fall hat nicht so deutliche Auswirkungen wie bei der Viertelbrücke. Bei der Halbbrücke sind die Spannungsabfälle vor R1 und nach R2 nahezu identisch. Dennoch ist eine Plazierung der gesamten Brücke am Meßort vorzuziehen. Ebenso sind auch für die frei wählbaren Widerstände zur Störkompensation identische Werte vorzuziehen. Die bei langen Kabeln unvermeidliche Induktionsschleife ist jedem Fall zu beachten. Hinweise zur Minimierung von Störungen finden sich am Ende des Abschnitts der Viertelbrücke. Vollbrücke Ua . Es gilt das für die I i⋅R Halbbrücke gesagte. Allerdings werden in diesem Fall beide Zweige und darin alle vier Widerstände gegenläufig verstimmt. Bietet die Anwendung ohnehin sowohl das positive wie auch das negative Meßsignal an, ist dies die ideale Meßschaltung. Sie ist gegenüber jeder äußeren ungewollten Beeinflussung nahezu immun. Bei der Vollbrücke ist in der Praxis nur ein voll symmetrischer Aufbau realisierbar. Die Vollbrücke liefert das stärkste Signal. Ua = δ ∙ Ii ∙ R oder δ= Ii R' R'' Ua R'' R' Beim Anschluß über lange Kabel sind die Hinweise zur Störunterdrückung und Induktion am Beginn dieses Kapitels zu beachten. Vollbrücken werden fast immer als integrierter Brückensensor mit allen vier Widerständen produziert. Manchmal werden weitere Kompensationswiderstände integriert. Sie sind für den Ausgleich bei spannungsgespeisten Brücken vorgesehen. Beim Brückenverstärker ME - BA4 sind sie ohne Bedeutung, können jedoch das Ruhepotential verschieben. Brückensensoren In diesem Abschnitt sollen exemplarisch die wichtigsten resistiven Sensoren vorgestellt, der Umgang mit ihnen veranschaulicht und Berechnungsgrundlagen bereitgestellt werden. Dehnungsmeßstreifen Dehnungsmeßstreifen (DMS) nehmen Längenänderungen als Meßwert auf. Dazu werden sie auf das zu vermessende Objekt geklebt oder geschweißt. Der Meßstreifen ist im Vergleich zum Meßobjekt sehr elastisch und verformt sich mit diesem. DMS werden in allen vier Brückenkonfigurationen angeboten. Die einfachste Konstruktion ist der uniaxiale Meßstreifen. Er stellt das Grundelement dar. Er kann in Viertelbrücken genutzt oder kombiniert werden. Halbbrücken stellen das Gros der Meßgitter, aber auch Vollbrücken werden produziert. Daneben gibt es viele Geometrien mit speziellen Anwendungen wie z.B. Fliehkraft, Kraft eines Achslagers, Spannungsanalyse usw. Einige Typen sind nachfolgend abgebildet. uniaxialer Meßstreifen 90° T-Muster V-Muster Viertelbrücke oder beliebig Viertel-/Halb-/Vollbrücke Viertel-/Halb-/Vollbrücke Zug/Druck Biegung Scherungs- und Drehmoment Vollbrücke, Zug unbekannte Scherung unbekannte Scherung, inhomogener Druck Scherung drei Viertelbrücken drei Viertelbrücken Vollbrücke Die DMS werden vom Hersteller insbesondere mit ihrer Gitterlänge und -breite sowie mit ihrem Nennwiderstand im ungedehnten Zustand charakterisiert. l mit der Querschnittsfläche A, der Länge l und A dem spezifischen Widerstand ρ. Die relative Längenänderung wird als Dehnung bezeichnet dl und ist definiert als ε = . Sie verändert die Gitterlänge des DMS geringfügig. Gleichzeitig l wird der Querschnitt des Leiters durch die Streckung reduziert. Beide Veränderungen führen zu einer Erhöhung des Widerstandes. Da ε von der Kraft F und dem Elastizitätsmodul E nach F ε= abhängig ist, lassen sich bei Kenntnis des Trägermaterials auch Kräfte messen. Die A⋅E dR =k⋅ε=δ und entspricht der zuvor für die relative Widerstandsänderung ergibt sich als R Wheatstone-Brücke besprochenen Verstimmung δ. Der k-Faktor ist eine materialabhängige Konstante. Sie wird auch als „Gage-Faktor“ bezeichnet. Einige Richtwerte für StandardMaterialien sind in der Tabelle aufgeführt. Der exakte Wert ist auch von Geometrie und Herstellungstechnik abhängig. Hersteller von DMS liefern Meßstreifen zusammen mit ihren spezifischen Daten aus. Der Widerstand ist gegeben durch R= ρ⋅ Material Zusammensetzung k-Faktor Temperaturbereich Konstantan Cu54 Ni45 Mn 2,05-2,1 -72°C - 232°C Konstantan Cu60 Ni 2,05-2,1 -72°C - 232°C NiChrome V Ni80 Cr 2,2 870°C Karma (Stabiloy) Ni74 Cr20 Fe3 Al 2,1 -268°C - 315°C Chromol C Ni65 Fe20 Cr 2,5 Platin-Wolfram Pt92 W 4,0 Platin-Wolfram Pt8W Platin-Iridium Pt90 Ir 6,0 Platin Pt 6,0 -195°C - 315°C 980°C Neben den Angaben, die für die Berechnung des Meßwerts erforderlich sind, spezifizieren Hersteller ihre Produkte mit der maximal zulässigen Spannung. Das Modul ME - BA4 versorgt die Meßbrücke mit einem konstanten Strom. Die Spannung paßt sich dadurch automatisch an die angeschlossene Meßbrücke an. Fast alle marktüblichen DMS können von 1mA bis 10mA betrieben werden. Lediglich Gitterlängen unter 1mm bedürfen genauer Kontrolle. Hier finden sich vereinzelt Typen, die nur mit 1mA zu versorgen sind. Bitte beachten Sie, daß sich der Strom bei einer voll symmetrischen Brücke gleichmäßig auf beide Zweige verteilt. Bei einer Viertel- oder Halbbrücke kann die Stromverteilung anders sein. Die Rückrechnung des Meßsiganls aus der Brückenspannung erfolgt nach folgenden Gleichungen: Meßgröße ε Viertelbrücke ε= 4⋅U a I i⋅R−U a ⋅k 4⋅U a ε≈ I i⋅R⋅k 4⋅U a⋅A⋅E I i⋅R−U a ⋅k 4⋅U a⋅A⋅E F≈ I i⋅R⋅k Quasi-Halbbrücke ε= F= F F= 2⋅U a I i⋅R⋅k 2⋅U a⋅A⋅E I i⋅R⋅k Halbbrücke 2⋅U a I i⋅R⋅k ε= 2⋅U a⋅A⋅E I i⋅R⋅k F= ε= F= Vollbrücke Ua I i⋅R⋅k U a⋅A⋅E I i⋅R⋅k Weitere Informationen zur Applikation, Kriech- und Temperaturkompensation von DMS entnehmen Sie bitte der einschlägigen Fachliteratur sowie den Datenblättern und Applikationsschriften der Hersteller. Kraftaufnehmer Kraftaufnehmer für hohe Kräfte beruhen im Allgemeinen auf den oben vorgestellten Dehnungsmeßstreifen. Kraftmeßdosen, Biegebalken, Wägezellen und andere Ausformungen werden in der Regel als abgeglichene Vollbrücke angeboten. Die Relation von Spannung und Kraft gibt der Hersteller an. Bitte richten Sie sich nach diesen Angaben. Bei geringen Kräften kommen bevorzugt Halbleitersensoren zum Einsatz. Sie nutzen den piezoresistiven Effekt zur Verstimmung einer monolithischen Meßbrücke. Das Prinzip ist dem der Dehnungsmeßstreifen sehr ähnlich. In eine homogene dünne Siliziumschicht werden vier Widerstände implantiert. Wenn auf den Chip Druck ausgeübt wird, verformt er sich, was zu Erhöhung bzw. Verringerung der Widerstandswerte führt. Kraftaufnehmer werden meist als Vollbrücke realisiert, da dies die empfindlichste Konfiguration darstellt und aufgrund der Halbleitertechnologie leicht herstellbar ist. Die Bauweise ist bei einigen Herstellern identisch mit Drucksensoren. Einzig die mechanische Übertragung auf den Chip wird unterschiedlich realisiert. Im Bild dargestellt ist ein Chip mit vollständiger Brücke. Vereinzelt werden bereits Quanten-Tunnel-Verbundmaterialien (QTC) eingesetzt. Bei Deformation ändern diese Werkstoffe ihre Leitfähigkeit in extremer Weise. Ohne Belastung liegt der Widerstand bei ca. 108Ω und sinkt mit zunehmendem Druck etwa logarithmisch auf unter 1Ω. Gerade bei solch extremen Änderungen ist der Betrieb an einer Stromquelle, wie sie das Modul ME - BA4 bietet, besonders vorteilhaft. Leider läßt sich selbst mit diesem Verstärker der Dynamik-Bereich nicht voll ausschöpfen. Als Schaltung ist nur die Viertelbrücke nötig und möglich. Halbleitersensoren ohne eigene Auswerte-Elektronik können am ME - BA4 ebenso betrieben werden wie QTC- und DMS-basierte Typen. Drucksensoren Zur Messung von Drücken werden neben Sensoren auf Basis von Dehnungsmeßstreifen vielfach ebenfalls piezoresistive Sensoren eingesetzt. Sie werden von allen Herstellern als integrierte Brücke mit oder ohne Auswerte-Elektronik gefertigt. Reine Meßbrücken lassen sich am ME - BA4 betreiben. Drucksensoren sind oft identisch mit Kraftsensoren. Lediglich die Übertragung des mechanischen Signals ist an die Erfordernisse für Gas- oder Flüssigkeitsmessung angepaßt. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem vorhergehenden Abschnitt. Hall-Sensoren Hall-Sensoren nutzen die Lorentzkraft, die Magnetfelder auf bewegte Elektronen ausüben um die magnetische Flußdichte zu messen. Eine dünne Metallplatte oder Halbleiterchip wird in Längsrichtung von Strom durchflossen. In Querrichtung wird durch die abgelenkten Elektronen eine Spannung erzeugt. Die weitaus meisten Hall-Sensoren sind als Halbleiterchip aus Silizium oder Gallium-Arsenid ausgeführt. Der Effekt kann durch Stärke und Tiefe der Dotierung optimiert werden, so daß ein sehr großes Verhältnis von Spannung und Flußdichte (typ. 100mV/mT) möglich ist. Hall Sensoren sind keine Wheatstone-Brücken, auch wenn manche Datenblätter dies suggerieren. Dennoch produzieren sie aus einem Konstantstrom ein Spannungssignal. Daher lassen sie sich an das Modul ME - BA4 anschließen. Leider sind Hall-Sensoren weder genormt noch hat sich ein Industrie-Standard durchgesetzt. Es ist nicht möglich, pauschale Aussagen über die Nutzung zu machen. Feldplatten, Magnetoresistance Sensoren Feldplatten (englisch: Magnetoresistance Sensors) nutzen ebenfalls wie Hall-Sensoren die Lorentzkraft des zu messenden Magnetfeldes um die magnetische Feldstärke zu ermitteln. Die Auslenkung der Elektronen dient bei diesem Meßverfahren jedoch nur dazu, deren Weg durch die Platte zu verlängern, was einer Erhöhung des Widerstands entspricht. Feldplatten werden als Wheatstone-Brücke verschaltet. Aufgrund der hohen Integration können zwei Feldplatten gegenläufig zu einer Quasi-Halbbrücke kombiniert werden. Feldplatten sind nicht linear. Bei schwachen Feldern kann Linearität jedoch näherungsweise als gegeben angesehen werden. Die Hersteller weisen darauf hin, daß die Sensitivität bei Speisung mit konstanter Spannung stark temperaturabhängig ist. Bei Stromspeisung durch das Modul ME - BA4 steigen Sensitivität und Stabilität um bis zu einer Größenordnung. Typische µV /V Sensoren liegen bei 40 . Auch für Feldplatten existiert kein Standard. Vielfach A/m integrieren Hersteller sehr schlichte Sensoren zusammen mit einem Komparator. So lassen sich leicht digitale Tacho-Signale erzeugen. Sensoren mit integrierten Auswerte-Schaltungen sind an diesem Modul nicht nutzbar. Giant Magneto Resistance Sensoren Der Giant Magneto Resistance (GMR) - Effekt ist ein quantenmechanischer Effekt. Er tritt in sehr dünnen Stapeln magnetischer und nicht magnetischer Schichten auf. Elektronen werden an den Übergängen abhängig von ihrem Spin und vom benachbarten Magnetfeld gestreut. Streuung ist in metallischen Leitern die Ursache des elektrischen Widerstandes. Er kann sich um bis zu 50% reduzieren. Bei Zimmertemperatur erfaßbar sind Feldstärken bis zu 2 Tesla. Darüber hinaus geht der Sensor in Sättigung. Nahe dem Nullpunkt ist der Effekt ebenfalls stark nichtlinear. Auch weisen diese Sensoren eine Hysterese bis zu 15% auf. Marktübliche Sensoren haben einen nahezu linearen Bereich von 100µT bis 20mT. Sie werden meist als Quasi-Halbbrücke produziert. Bitte beachten Sie, daß GMR-Sensoren mit sehr hohen Widerstandswerten produziert werden. Sie lassen sich meist nur mit 1-2mA betreiben. Die Entwicklung solcher Sensoren wird seit 1986 intensiv vorangetrieben. Die Fortschritte auf diesem Gebiet lassen eine Standardisierung in nächster Zukunft nicht sinnvoll erscheinen. Bitte beachten Sie daher die Datenblatt-Angaben. Zur Abgrenzung sei hier auch der Tunnel Magneto Resistance (TMR) – Effekt erwähnt. Er ist dem GMR-Effekt eng verwand. Er beruht auf spin-abhängigen Tunnelströmen durch isolierende Schichten und kann zum Erfassen kleiner Feldstärken bis 10mT eingesetzt werden. Der Widerstand sinkt ebenfalls bei angelegtem Feld. TMR-Sensoren sind derzeit (2006) noch nicht als Serienprodukte erhältlich. Temperatursensoren Es gibt verschiedene Technologien, mit denen die Temperatur gemessen werden kann. Einfache Halbleiterwiderstände, wie sie NTC- und PTC-Widerstände darstellen sind in der Meßtechnik ungeeignet. Ihr Meßbereich ist klein, das Verhalten stark unlinear und die Exemplarstreuung oft beträchtlich. Oft werden Halbleitersensoren mit Widerstandscharakteristik eingesetzt. Obwohl nicht genormt, haben sich die Baureihen KTxxx und KTYxx durchgesetzt. Sie weisen eine große Sensitivität auf. Es genügt im allgemeinen, sie in einer Viertelbrücke zu betreiben. Die anderen drei Widerstände werden in der Größe des Sensor-Widerstands im Arbeitspunkt gewählt. Zum Einstellen eines gewünschten Stromes durch den Sensor, kann die Meßbrücke in diesem Fall unsymmetrisch gewählt werden. So ist ein im Vergleich zum Sensor-Zweig hochohmiger Kompensationszweig sinnvoll. Die Änderung mit der Temperatur ist nicht genau linear. Die Datenblätter geben Auskunft über die Kennlinie. Sie wird entweder als direkt berechenbares Polynom oder als Wertetabelle bereitgestellt. Die Toleranzangaben sind mit bis zu ±3% im industriellen Temperaturbereich und ±13% bei 150°C recht hoch. Jedoch beziehen sich diese Werte auf den gesamten zulässigen Strombereich des Sensors von 0mA bis 2mA (150°C) bzw. 10mA. Ein einmal geeichter Sensor ist ausreichend langzeitstabil. Die bekannteste und genormte Sensorenklasse für die Temperaturmessung ist das PlatinWiderstands-Thermometer. Die Typen beginnen mit der Buchstabenkombination „PT“, gefolgt von ihrem Nennwiderstand. Ein Platinwiderstand mit 100Ω bei 0°C gehört demnach in die Produktklasse „PT-100“. Daneben gibt es noch die Typen PT-10, PT-500 und PT-1000. Je größer der Nennwiderstand, desto empfindlicher ist der Sensor. Andererseits ist die Eigenerwärmung mit zunehmendem Wert ebenfalls ansteigend. Ein PT-1000-Widerstand setzt bei 10mA eine Leistung von 100mW um. Platinsensoren sind nur elektrisch, nicht jedoch mechanisch genormt. Bei einem sehr kleinen PT-1000-Widerstand kann die Erwärmung durch 100mW eine Messung unmöglich machen. Platinsensoren werden als Einzelwiderstände produziert. Sie können als Viertel- oder Quasi-Halbbrücke verschaltet werden. Manche Typen bringen einen Anschluß für eine Blindschleife mit. Sie sollte in Viertelbrücken unbedingt genutzt werden. Herstellerangaben zielen meist darauf ab, die Blindschleife als Spannungskompensation in den gleichen Zweig wie den Meßwiderstand zu schalten. Diese Form ist für Konstantstromquellen unwirksam. Die Blindschleife muß symmetrisch in den anderen Zweig eingefügt werden. Andere Typen bieten andere Anschlüsse für Ausgleichsleitungen. Sie werden in WheatstoneBrücken nicht benötigt und können unbeschaltet bleiben. Die Kennlinie der Widerstände wird gemäß DIN EN 60751 durch zwei Polynome zweiten bzw. dritten Grades beschrieben. Es gilt R() = R0 ∙ (1 + A ∙ + B ∙ 2 + C ∙ [ − 100°C] ∙ 3) für −200°C < ≤ 0°C und R() = R0 ∙ (1 + A ∙ + B ∙ 2) für 0°C < ≤ 850°C mit A = 3,9083 ∙ 10-3°C−1, B = −5,775 ∙ 10−7°C−1 und C = −4,183 ∙ 10−12°C−1 bei StandardWiderständen. Industrielle Widerstände haben leicht abweichende Koeffizienten. Umgerechnet auf die Verstimmung δ ergibt dies R() = R0 ∙ (1 + δ) mit δ = −4,183∙10−12 ∙ 4 + 4,183∙10−10 ∙ 3 − 5,775∙10−7 ∙ 2 + 3,9083∙10−3 ∙ (−200°C < ≤ 0°C) δ = − 5,775∙10−7 ∙ 2 + 3,9083∙10−3 ∙ (0°C < ≤ 850°C) Wie leicht zu erkennen ist, tragen die Terme der Ordnungen 3 und 4 kaum zum Ergebnis bei. Tatsächlich liegen sie noch unter der Meßgenauigkeit. Bei -200°C beträgt der Anteil 1,25%. Es ist daher üblich, sie zu vernachlässigen. Zur Berechnung wird im allgemeinen nur die Gleichung für positive Temperaturen genutzt. Die Temperatur ergibt sich direkt durch Auswerten der Spannung für den eingestellten Strom und Nennwiderstand. Brückentyp Viertelbrücke Viertelbrücke = 3383.80952381 − Halbbrücke = 3383.80952381 − 11450166,8934 11450166,8934 Ua −7 1,44375⋅10 ⋅ I i⋅R−U a Ua −7 2,8875⋅10 ⋅I i⋅R Durchflußsensoren Durchflußsensoren mit Widerständen beruhen auf einem der oben bereits vorgestellten Prinzipien. Es werden Staudruck, Unterdruck, Wärmetransport oder Wärmeabfuhr gemessen. Je nach Medium (Viskosität, Wärmekapazität) und Geschwindigkeit müssen unterschiedliche Meßmethoden eingesetzt werden. Zur Messung des Staudrucks wird ein Drucksensor, meist mittels eines Staurohrs (Prandtlsches Rohr), in den Gas oder Flüssigkeitsstrom eingebracht. Staudruck-Messungen sind je nach Medium mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten möglich. Die Dynamik ist nicht sehr groß. Insbesondere sehr kleine Mengen können so nicht erfaßt werden. Ist A die Querschnittsfläche des Rohrs, ∆p der Druckunterschied, ρ die Dichte des Mediums 2⋅∆ p und Q der Volumenstrom, so ist Q= A⋅ . Die Erfassung des Drucks ist ρ sensorabhängig und kann hier nicht allgemein beschrieben werden. Schnelle Strömungen in Flüssigkeiten lassen sich mittels eines Drucksensors in einem Venturi-Rohr messen. Es ist ebenfalls in seiner Dynamik begrenzt. Nach unten wird der Bernoulli-Effekt immer geringer. Er nimmt quadratisch mit der Fließgeschwindigkeit ab. Bei zu großer Geschwindigkeit wird der laminare Bereich verlassen und die Gesetzmäßigkeit damit ungültig. Die führt zunächst zu verstärktem Rauschen des Meßsignals, bei höherer Geschwindigkeit zu unbrauchbaren Ergebnissen. Der Volumenstrom ergibt sich zu [ ] Q= A1⋅ 2⋅∆ p 2 . A1 ρ⋅ −1 A2 Für kleine Volumenstöme bieten sich thermische Sensoren an. Die Temperaturabhängigkeit von Widerstände wird dabei auf zwei Arten ausgenutzt. Beim selbst heizenden System werden zwei der vier Brückenwiderstände in das Medium eingebracht und beheizt. Die Erwärmung ist im ruhenden Zustand gleich. Bewegt sich das Medium, kühlt es den vorderen Widerstand. Der Hintere wird hingegen durch das erwärmte Medium weiter aufgeheizt. Bei anderen Herstellern wird der zweite Widerstand auch nur als Temperaturfühler eingesetzt. Dies hat Auswirkungen auf die Position der Widerstände in der Brücke. Im ersten Fall werden sie als Halbbrücke verschaltet, da sie gegenläufige Signale erzeugen. Im zweiten Fall wird nur die absolute Temperatur des Mediums kompensiert. Der Referenzwiderstand kann dabei sowohl die Position R2 wie auch R3 einnehmen. R3 hat dabei den Vorzug, weil der andere Zweig hochohmig aufgebaut sein kann, was die Eigenerwärmung reduziert. Die andere Meßmethode besteht darin, eine thermische Blase zu vermessen. Ein dritter unabhängiger Widerstand heizt mit konstanter Leistung. Um ihn herum erwärmt sich das Medium. In Ruhe bildet sich ein symmetrischer Bereich mit höherer Temperatur. Die Meßwiderstände sind vor und hinter dem Heizelement plaziert. Bewegt sich das Medium, so wird die Wärme abtransportiert, die Wärmeblase dabei verformt. Gegen den vorderen Widerstand strömt das normal temperierte Medium. Der hintere Widerstand liegt im Wärmestrom des Heizelements. Daraus lassen sich die Geschwindigkeit und der Volumenstrom berechnen. Diese Methode eignet sich nur für sehr geringe Strömungsgeschwindigkeit. Gassensoren Eine Reihe von Gasen läßt sich mittels resistiver Gassensoren quantitativ erfassen. Dazu gehören derzeit ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Kohlenmonoxid Kohlendioxid Sauerstoff Ozon Ammoniak Stickstoffmonoxid Stickstoffdioxid Schwefeldioxid Schwefelwasserstoff Fluor Chlorwasserstoff (Wasserstoffchlorid) Cyanwasserstoff (Blausäure) Chlor Methan (Erdgas) ● Propan ● Butan ● Hexan ● Methanol ● Benzol ● Benzin ● Diesel ● Ethanol ● Toluol ● Xylol ● Wasserdampf Das Prinzip dieser Sensoren besteht darin, ein Halbleitermaterial, meist ein n-leitendes Metalloxid, mit Sauerstoffatomen aus der Luft anzureichern. Der Halbleiterchip wird im Betrieb auf 120°C bis 600°C durch ein darunter liegendes Heizelement erwärmt. Die freien Sauerstoffatome binden bei dieser Temperatur die Leitungselektronen. Die Leitfähigkeit sinkt. Die zu messenden Gase entziehen den eindiffundierten Sauerstoff und werden oxydiert. Dadurch werden proportional zur Stoffmenge die Leitungselektonen wieder freigegeben. Der Widerstand sinkt. ● Die Sensitivität ist abhängig von Sensortyp, Gas und relativer Luftfeuchtigkeit. Sie ist nicht linear. Über den gesamten Meßbereich schwankt der Widerstand um Faktoren bis zu 20. Wenn solche Sensoren in Brückenschaltung eingesetzt werden, erreichen sie mit dem Modul ME - BA4 nicht die volle Dynamik. Zur Erfassung schwacher Konzentrationen bietet sich die Viertelbrücke an. Die Meßbereiche liegen zwischen 5-100ppm und 500-10000ppm Die Sensoren müssen extern mit Heizstrom versorgt werden. Eine Versorgung aus dem Brückenverstärker-Modul ist nicht möglich. Die resistiven Sensoren müssen von anderen Technologien unterschieden werden. Auf ganz ähnliche Weise funktionieren Sensoren, die eine proportionale Spannung erzeugen. Auch diese besitzen ein Heizelement und werden in den Gleichen Bauformen geliefert. Einige Hersteller geben erst im Datenblatt die Ausgangsgröße an. Sensoren mit Spannungsausgang sind mit diesem Modul nicht nutzbar. Die Halbleiter geben eine maximale Betriebsspannung vor. Sie ist bei der Auslegung der Brücke zu beachten. Ebenfalls damit verbunden ist der Nennwiderstand ohne Meßgas. Es liegt bei einigen Typen erheblich höher als die maximal zulässige Brückenimpedanz. Die Dauer bis zur zuverlässigen Messung ist aufgrund der oben dargelegten Wirkung des Luft-Sauerstoffs sehr hoch. Hersteller empfehlen mindestens eine Woche. Sensoren für die quantitative chemische Analyse Diverse Substanzen lassen sich mit Hilfe chemisch sensitiver Feld-Effekt-Transistoren detektieren. Der Sensor besteht dabei aus einem Transistor, dessen Gate passend zur Meßaufgabe beschichtet ist. Ein Beispiel ist Silberbromid. An eine solche Schicht lagern sich bevorzugt Ag+-Ionen an. Das Gate lädt sich positiv auf und reduziert so den Widerstand der Source-Drain-Strecke. Der Effekt kann entweder direkt oder in einer Brücke gemessen werden. Die Meßmethode ist stark temperaturabhängig. Für Sensoren dieser Technologie existieren keinerlei Standards. Bitte richten Sie sich nach den Daten des Herstellers. Auch Bio-Sensoren, z.B. zum Aufspüren von Proteinen werden in FET-Technologie produziert. Ebenso sind pH-Sensoren in der Markteinführung. Hardware und Konfiguration Grundlagen und voll symmetrische Brücken Das Modul ME - BA4 bietet vier Kanäle zum Anschluß von vollständigen Meßbrücken. Jede Brücke wird über vier Klemmen angeschlossen. Je zwei Klemmen dienen der Speisung, die beiden anderen sind die Signaleingänge. Bei ungenutzten Kanälen sind diese mit Masse zu verbinden. Klemmen dafür befinden sich ebenfalls auf der Leiste. Die Anschlußbelegung entnehmen Sie bitte der Tabelle. Pin Kanal 1 1 2 3 Funktion S− S+ B+ 4 5 2 6 7 B− S− S+ B+ 8 9 3 B− S− 10 S+ 11 B+ 12 13 4 B− S− 14 S+ 15 B+ 16 17 18 GN GN B− D D Die vier Brücken haben keinen gemeinsamen Bezugspunkt. Die Brücken dürfen untereinander nicht verbunden werden. Die Konfiguration der vier Kanäle erfolgt mit Hilfe von Jumpern. Jeder Kanal ist individuell einstellbar. Dazu ist der Jumperblock in vier gekennzeichnete Gruppen unterteilt. Gruppe 1 konfiguriert den ersten Meßkanal, Gruppe 2 den zweiten usw. Der Brückenstrom wird mit den ersten drei Jumpern jeder Gruppe gewählt. Wenn die Brücke angeschlossen ist, leuchtet die zugehörige rote Leuchtdiode. Die Helligkeit variiert mit der gewählten Stromstärke. Ein weitere Jumper dient zur Anpassung der Stromquelle an die Impedanz der Brücke. Bei sehr geringer Impedanz steigt das Ruhepotential der Brücke in Bereiche, die vom Verstärker nicht mehr erfaßt werden können. Die Jumper mit der Kennzeichnung „U“ senkt in diesem Fall das Potential. Die LED kennzeichnet diese Einstellung mit zusätzlichem grünen Leuchten. Die Tabelle gibt Aufschluß über die möglichen Ströme und die zulässigen Impedanzbereiche bei offenem und geschlossenem Potential-Jumper. Der maximale Widerstand für R1 bzw. R3 soll helfen, bei frei konstruierten Brücken eine Vorauswahl der Widerstände zu treffen. Auch die Spannung an der roten Leuchtdiode ist angegeben. Sie wird ebenfalls später für Berechnungen frei konfigurierter Brücken benötigt. Brückenstrom Jumper gesteckt 1mA 2mA 3mA 10mA 11mA 12mA 13mA 1 2 1+2 10 1 + 10 2 + 10 1 + 2 + 10 Brückenimpedanz Jumper „U“ offen 0Ω - 18,5kΩ 0Ω - 9,2kΩ 0Ω - 6,1kΩ 0Ω - 1,8kΩ 0Ω - 1,6kΩ 0Ω - 1,5kΩ 0Ω - 1,4kΩ Brückenimpedanz Jumper „U“ gesteckt 15kΩ - 25kΩ 7,5kΩ - 12,5kΩ 5kΩ - 8,4kΩ 1,5kΩ - 2,5kΩ 1,4kΩ - 2,3kΩ 1,25kΩ - 2,1kΩ 1,2kΩ - 1,9kΩ maximaler Widerstand R1/R3 TBD TBD TBD TBD TBD TBD TBD ULED 1,7V 1,75V TBD TBD TBD TBD TBD Der tatsächlich eingestellte Strom kann geringfügig abweichen. Bei Messungen mit höchster Präzision ist der Strom im Arbeitspunkt zu messen. Alle Berechnungen müssen dann mit dem ermittelten Wert erfolgen. Damit ist die Konfiguration der voll symmetrischen Brücke abgeschlossen. Die Messungen können nun durchgeführt werden. Hinweise zur Meßwerterfassung und Umrechnung von Spannungen in die Meßgröße sind im Kapitel „Brückensensoren“ für viele Sensor-Typen gegeben. Bei vertikal symmetrischen Brücken muß das Ruhepotential berechnet werden. U 0=15V−U LED − R1 R2 R3R4 ⋅R 1⋅I i=15V−U LED− ⋅R ⋅I R1R2 R3R 4 R1 R2R3 R4 3 i Für Berechnungen der oberen Grenze ist mit der positiven Toleranz zu rechnen, für die untere Grenze gilt das negative Vorzeichen. Ist das Ergebnis für die Obergrenze größer als 6V, so muß der Jumper „U“ abgezogen werden. Die Spannung wird dann um ca. 8,7V herabgesetzt. Erreicht das Ergebnis für die Untergrenze eine Spannung kleiner als -7,9V, so muß die Brücke verändert werden. Frei konstruierte Brücken Die Konstruktion einer Brücke ist nicht aufwendig. Sogar für scheinbar aussichtslose Gegebenheiten lassen sich in der Regel Lösungen finden. Als Beispiel sei ein Sensor in einer Viertelbrücke angenommen. Er habe einen Maximalwiderstand von R1 = 21,1kΩ und soll mit Il = 1mA betrieben werden. Der Widerstand selbst ist etwa doppelt so groß wie die zulässige Brückenimpedanz. Da jedoch nur die Widerstandsverhältnisse zu berücksichtigen sind, kann auch für diesen Fall eine Lösung berechnet werden. Am Sensor fällt in Ruhe eine Spannung von 21,1V ab. Die Verlustleistung der Brücke soll nicht unnötig hoch sein. Der Brückenstrom wird entweder 2mA oder 3mA betragen. Das Ruhepotential der Brücke liegt dann mit etwa U0 = 13,25V – 21,1V = -7,85V noch im zulässigen Bereich. Die Brücke ist also realisierbar. Der Jumper „U“ bleibt aufgrund des niedrigen Ruhepotentials gesteckt. Da ein Widerstand vorgegeben ist, werden die anderen danach berechnet. Die erste Randbedingung resultiert aus dem Nennstrom des Sensors Il = 1mA. Setzt man dies in die Gleichung des Stromteilers ein, so ergibt sich R 3= Ii I −1 ⋅R1 und damit R2= l ⋅R 4 . Il I i−I l Die zweite Randbedingung liegt in der maximalen Brückenimpedanz. Sie sollte ausgenutzt werden, um die anderen Widerstände möglichst hochohmig zu machen. Es folgt I i⋅ R1− RB R4 =R1− . Il Diese Gleichung läßt eine einzige Wahlmöglichkeit. Der Speisestrom Ii bestimmt gemäß der obigen Tabelle die maximale Brückenimpedanz RB. Es müssen Wertepaare gefunden werden, aus denen eine realisierbare Brücke resultiert. R4 muß gewählt werden zu 3,9kΩ bei Ii = 2mA. Für Ströme ab 3mA läßt sich kein Widerstand ermitteln. Da Ii nun festgelegt ist, können ebenso R3 = R1 = 21,1kΩ und R2 = R4 = 3,9kΩ berechnet werden. Diese Berechnung ist so ausführlich dargestellt, um alle nötigen Gleichungen bereitzustellen. Es stellte sich in diesem Beispiel heraus, daß die Brücke vertikal symmetrisch sein muß. Das ist nicht zwangsläufig der Fall. Für R1 = 10kΩ bieten sich mehr Freiheiten. Es stehen zwei mögliche Ströme zur Wahl. Die zugehörigen Widerstandswerte sind nach Berechnung mit den obigen Gleichungen aufgelistet. Widerstand Ii = 2mA Ii = 3mA R1 10kΩ 10kΩ R2 15kΩ 2,6kΩ R3 10kΩ 30kΩ R4 15kΩ 5,2kΩ Offenbar bietet dieser Sensor die Freiheit, eine vertikal symmetrische oder auch eine unsymmetrische Brücke einzusetzen. Welche Ausführung realisiert wird, hängt von der Meßaufgabe ab. Es empfiehlt sich jedoch meist, die symmetrische Version zu wählen. Gleiche Widerstände stabilisieren die Brücke bei Temperaturschwankungen, bieten Kompensation bei Störeinstrahlungen und sind leichter zu berechnen. Technische Daten Sofern nicht anders gekennzeichnet, beziehen sich alle Angaben auf eine Temperatur von 25°C. Brücke Speisespannung mit Jumper „U“ 27,5V ± 0,5V Speisespannung ohne Jumper „U“ 18,5V ± 0,5V Grundgenauigkeit Strom Ii mittlere relative Stromänderung (–40°C - +85°C) 0,4% 71ppm/K Verstärker Verstärkungsfaktor 100V/V zulässiges Ruhepotential maximales Ruhepotential (zerstörungsfrei) –7,9V - +6V ±50V Verstärkungsfehler, typisch ±0,01% Verstärkungsfehler (–40°C - +85°C) ±0,15% Offset-Fehler, typisch ±100µV Offset-Fehler (–40°C - +85°C) Offset-Spannungs-Drift Bias-Strom (Ruhepotential im zulässigen Bereich) Ausgangsspannung Bandbreite (–3dB) ±1mV ±500nV/K 5pA ±7,5V 950Hz ± 5Hz