- Studentshelp

Werbung
BG Steyr
Islam
Islam [arab. ›völlige Ergebung (in Gottes Willen)‹], die jüngste der drei
Weltreligionen, gestiftet von Mohammed. Die Anhänger des I., weltweit etwa 1 Mrd.
Menschen, nennen sich Muslime.
Glaube und Gesetz
Grundlegend für den im Koran, der hl. Schrift des I., niedergelegten Glauben ist die
Überzeugung, daß es nur einen Gott gibt; dieser strenge Monotheismus verbietet
die ›Zugesellung› anderer Götter zu Allah. Gott ist allmächtig, allwissend und
barmherzig; am Jüngsten Tag richtet er die Menschen. Im Laufe der Geschichte hat
Gott zu den Völkern immer wieder Propheten (Abraham, Moses, Jesus Christus)
gesandt, der Bestätiger aller früheren Offenbarungen und der Überbringer der
letztgültigen. Offenbarung aber ist Mohammed.
Der Islam ist Gesetzesreligion. Auf der Grundlage des Korans und des im Hadith
überlieferten exemplar. Handelns des Propheten (Sunna) entwarfen die islam.
Rechtsgelehrten eine umfassende Lehre gottgewollten Verhaltens (Scharia), die
außer Rechtsnormen auch Kultvorschriften, eth. Normen und Verhaltensregeln
umfaßt. Dem Gläubigen sind fünf Hauptpflichten (›Säulen des I.‹) vorgeschrieben:
• Schahada (das Glaubensbekenntnis ›Es gibt keinen Gott außer Allah, und
Mohammed ist der Gesandte Gottes‹)
• Salat (das fünfmal täglich stattfindende Gebet)
• Sakat (Almosengeben)
• Saum (das Fasten während des Monats Ramadan)
• Hadsch, die einmal im Leben ausgeführt werden soll.
Wein, Schweinefleisch und Glücksspiel sind im I. verboten. Die islam.
Glaubensgemeinschaft ist zum Glaubenskrieg (Djihad) verpflichtet. Der I. kennt
weder einen besonderen Priesterstand noch Kult noch oberste Autorität, da die
Regelungen des Koran und der Scharia gelten; die wichtigste Gruppe von
Repräsentanten der Religion sind die Gelehrten (Ulama). Als zentrales Heiligtum gilt
der ›Schwarze Stein‹ in Mekka. Die Moschee ist Stätte des Gebets und der Lehre.
Aus altoriental. Brauchtum übernahm der I. die Beschneidung und den
Frauenschleier.
Geschichtliche Entwicklung
Die ersten gegensätzlichen Auffassungen entzündeten sich an dem Streit um die
Nachfolge Mohammeds. Aus der Partei Alis, dem Vetter und Schwiegersohn
Mohammeds, gingen die Schiiten hervor. Im 9. und 10. Jh. bildete sich im
wesentlichen die traditionalist. Lehre der Sunniten (heute etwa 90)% aller Muslime),
die sich an dem vorbildhaften ›Brauch‹ (Sunna) Mohammeds orientierte. – Seit den
1960er Jahren geriet die gesamte islam. Welt unter den Einfluß des
Fundamentalismus, dessen Ziel der ›Reislamisierung‹ sich auf das staatl. und
gesellschaftl. Leben in ihr bezieht, wozu eine rigorose Wendung gegen als
säkularistisch und modernistisch empfundene Tendenzen in diesem Bereich gehört.
BG Steyr
Ausbreitung
Mangelnde Bekehrungserfolge und wachsende Gegnerschaft in den führenden
Kreisen Mekkas veranlaßten Mohammed 622 zur Auswanderung nach Medina
(›Hedschra‹), von der die islam. Zeitrechnung datiert; dort wurde er Oberhaupt
eines sich rasch über Arabien ausdehnenden Staatswesens. Seine Nachfolger, die
Kalifen, unterwarfen in wenigen Jahrzehnten den Vorderen Orient von Marokko bis
Transoxanien und eroberten im 8. Jh. Spanien. Nach dem Niedergang des
Kalifenreichs begann im 10. Jh. die Islamisierung der Türken Z-Asiens, im 11. Jh.
die muslim. Herrschaft in Indien. Das Osman. Reich vernichtete 1453 das Byzantin.
Reich und trug den I. über den Balkan weit nach Europa. Der I. ist heute die
herrschende Religion im Vorderen Orient, N-Afrika, Pakistan, Irak, Iran und
Indonesien. Starke muslim. Gemeinschaften leben in Albanien, Bosnien und
Herzegowina, Z-Asien, Indien, China, auf den Philippinen und in vielen Ländern
Afrikas. In fast allen Ländern mit überwiegend muslim. Bevölkerung ist der I.
Staatsreligion.
Die islamischen Reiche: Nach der Hedschra (622) übernahm Mohammed die polit.
Führung in Medina. Er einte die Stämme u. begann 624 mekkanische Karawanen
anzugreifen (Schlacht bei Badr). 630 ergab sich Mekka kampflos. Bis zu seinem Tod
632 hatten sich fast alle Beduinenstämme Arabiens seiner Herrschaft unterworfen.
Mohammeds Nachfolger Abu Bakr (632–634) mußte zunächst die abgefallenen
Beduinen wieder unterwerfen. Er sowie Omar I. (634–644) u. Othman (644–656)
dehnten das Reich aus, sie eroberten 633–637 den Irak, 635–637 Syrien, 640/41
Ägypten, 636–642 Persien u. 649 kurzfristig Zypern.
Mit der Ermordung Othmans, der der Familie der Omajjaden angehörte, brachen die
ersten inneren Kämpfe aus. Der 4. Kalif Ali (656–661) mußte sich seiner Rivalen in
Medina erwehren. Er verlegte die Regierung nach Kufa u. behauptete sich gegen
Aïscha, die Witwe Mohammeds. Ein Schiedsgericht setzte sowohl Ali als auch
seinen Rivalen, den omajjadischen Statthalter Syriens, Moawija I., ab. Nachdem Ali
kurz darauf ermordet worden war, ging die Macht an Moawija u. damit an die
Omajjaden in Damaskus über. Unter ihnen breitete sich das Reich Ende des 7. Jh.
nach Nordafrika, 706–715 nach Turkistan, 711/12 im Pandschab sowie 711–713 in
Spanien aus. Die Vorstöße nach Südfrankreich schlug Karl Martell 732 zwischen
Tours u. Poitiers zurück. Im 7. u. 8. Jh. belagerten die Araber Konstantinopel von der
Seeseite. Im Innern wurde das Reich bald durch schwere Kämpfe zwischen nord- u.
südarab. Stämmen erschüttert. In Mekka behauptete sich Abdallah Ibn Az Zubair bis
692 als Gegenkalif. Nach dem Tod Hischams (724–743) verfiel das Ansehen der
Dynastie.
Im Osten, in Khorasan, kamen die Abbasiden an die Macht (750–1258). 749 ließ
sich Abul-Abbas in Kufa als Kalif huldigen. Merwan II. versuchte, die Herrschaft der
Omajjaden zu retten, wurde aber 750 am oberen Zab (Irak) vernichtend geschlagen.
Nur in Córdoba konnte der Omajjade Abd Ar Rahman 756 seine Dynastie erneuern.
Unter den ersten Abbasidenkalifen, bes. Harun Ar Raschid (786–809), blühten
Wissenschaft, Kunst, Handel u. Verwaltung (Post). Das Arabische wurde die das
ganze Reich einigende Bildungssprache. Al Mamun (813 bis 833) begünstigte eine
rationale theolog. Richtung (Mutazila), doch Al Mutawakkil (847–861) unterdrückte
ihre Lehren mit Gewalt. Mutasim verlegte 836 die Residenz zeitweilig nach Samarra,
wo er u. seine Nachfolger bis 883 prächtige Paläste bauen ließen. Die äußeren
BG Steyr
Reichsgrenzen wurden kaum erweitert. Der ununterbrochene Krieg gegen die
Byzantiner blieb ohne Erfolg; 826 wurde Kreta erobert. In Indien dehnte sich das
islam. Gebiet kaum noch aus. Bereits nach dem Tod Harun Ar Raschids begann der
Niedergang der Abbasiden; die Provinzen wurden immer unabhängiger.
Die Generale der von Al Mamun gegründeten türk. Sklavenleibwache gewannen
Einfluß; mächtige Statthalter erhielten ihre Provinz gegen Tributzahlung als
Erblehen. So entstanden die Dynastien der Aghlabiden 800(–909) in Nordafrika, der
Tuluniden 868(–905) in Ägypten u. Syrien. Das Reich zerfiel in zahlreiche
Fürstentümer. Seit 821 herrschten die Tahiriden (bis 873) in Khorasan, 892–999 die
Samaniden in Buchara u. Khorasan, 905–1008 die Hamdaniden in Nordsyrien u.
Mesopotamien, 935–969 die Ichschididen in Ägypten u. Palästina. Sie wurden von
den Fatimiden verdrängt, die 909 bereits die Aghlabiden gestürzt hatten. Im Jemen
machte sich 859 die Dynastie der Zaiditen selbständig. Der schiitische Geheimbund
der Karmaten gründete um 877 in Ostarabien einen Staat mit kommunist.
Tendenzen, der sich etwa bis 1037 hielt. In Persien herrschten 932 –1055 die
schiitischen Bujiden; sie besetzten 945 Bagdad u. entmachteten die Kalifen vollends.
Mit den sunnitischen Seldschuken trat die erste Dynastie der Türken auf; 1040–1090
hatten sie Persien, Buchara, Irak u. Syrien unterworfen u. entrissen den Byzantinern
große Teile Anatoliens. Auch die Kalifen unterstanden ihrer Oberhoheit. Im 12. Jh.
zerfiel ihr Reich wieder. An ihre Stelle traten im W des Reichs die Ajjubiden 1171; sie
drängten in Palästina die Kreuzfahrer zurück (Saladin). Seit der Mitte des 11. Jh.
regierten in Nordafrika u. Spanien die Almoraviden, die 1147 von den Almohaden
(bis 1212 in Spanien) gestürzt wurden. Diesen folgten 1269 in Marokko die
Meriniden. Unter dem Ansturm der Mongolen 1218–1260 brach das Islamische
Reich trotz der klugen, religiös ausgewogenen Politik An Nasirs (1180–1225)
zusammen. Der letzte Abbasiden-Kalif in Bagdad, Al Mustasim (1242 bis 1258),
wurde von dem Mongolenfürsten Hülägü hingerichtet. Allein die Mamluken, die 1252
in Ägypten u. damit auch in Nordafrika zur Macht kamen (bis 1517), widerstanden
den Mongolen (Baibars). Um 1300 rief der Türke Osman zu neuem Glaubenskrieg
gegen die Byzantiner auf.
By [email protected]
Herunterladen