■ Krankheiten und Schädlinge an Gehölzen Saugschäden der Rhododendron-Wanze und RhododendronZikade sind ähnlich: schwarze Kottröpfchen blattunterseits Schädlinge an Rhododendron bekämpfen B ➜ Rhododendron-Zikade (Graphocephala coccinea): Wenn sich im Frühjahr die Blütenknospen des Rhododendron nicht weiter entwickeln, sondern grau bis braun verfärben und absterben, kann dem ein Befall mit der RhododendronZikade vorausgegangen sein. Die vertrockneten Knospen sind ein Indiz dafür, dass ab Anfang Mai aus den in den Knos- er weit verbreitete und bekannte Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata) gilt als „Glücksbringer“. Er ist von halbkugeliger Gestalt, hat leuchtend rote Flügeldecken und darauf sieben schwarze Punkte. Sein Halsschild ist schwarz mit weißen Punkten. Die Arten dieser Käferfamilie (Coccinellidae) sind in Färbung und Anzahl der Punkte sehr variabel. So gibt es rot gefärbte Tiere mit unterschiedlicher Zahl von schwarzen Punkten ebenso wie gelb gefärbte Käfer mit schwarzen Punkten und weitere Arten. Weltweit gibt es etwa 5 500 Arten, die vor allem in den Tropen und Subtropen leben. In Europa sind 100 Arten zu finden (in Deutschland etwa 80). Davon ernähren sich 37 Arten vorwiegend von Blattläusen. Andere Arten bevorzugen Spinnmilben, Schildläuse oder Pilze. D 50 pen überwinterten Eiern der Zikade nun die gelblichen Junglarven schlüpfen. Die Larven und ihre weißlichen Häutungsreste sind blattunterseits zu finden. Sie halten sich, wie auch später die erwachsenen Zikaden vor allem an den Spitzen der Jungtriebe auf. Durch ihre Saugtätigkeit kommt es zu einer gelblichen Sprenkelung der Blätter. An den Saugstellen können auch Bakterien eindringen, was zu einer Braunfärbung führt. Bedeutsamer als die Blattschäden ist jedoch die Übertragung der Pycnostysanus-Knospenfäule durch die Zikade. Die 9 mm lange, grün gefärbte und seitlich rot gestreifte Zikade ist ab Juli zu beobachten, wenn sie – beson- Fraßschaden durch Käfer des gefurchten Dickmaulrüsslers ders bei Störung – mit kräftigen Sprüngen ihren Platz wechselt. Das Weibchen legt die Eier von August bis Oktober in flache Schlitze an den Knospenschuppen, wo sie den Winter überdauern. Bei der Eiablage werden besonders Knospen mittlerer Größe bevorzugt. Der Schädling hat eine Generation jährlich. Bekämpfung: Zunächst ist es ratsam, die abgestorbenen Knospen zu entfernen und zu vernichten, denn sie bleiben infektiös. Um die Ausbreitung des Knospensterbens zu verhindern, ist es wichtig, schon gegen die Zikaden-Larven im Frühjahr mit zugelassenen Präparaten vorzugehen. Von Juli bis Oktober können zusätz- ■ Insekt des Jahres 2006 Der Siebenpunkt-Marienkäfer Bild: Wendebourg ereits in DEGA 23 beziehungsweise 29/2006 wurden parasitäre Krankheiten und nichtparasitäre Schäden an Rhododendron behandelt. Aber auch Schädlinge können Rhododendron befallen und Schäden oder Schmuckwertbeeinträchtigungen hervorrufen. Marienkäferpärchen im Frühling an Cornus mas Die Marienkäfer, so auch der bis 8 mm große Siebenpunkt, überwintern als erwachsene Käfer an geschützten Stellen, etwa in der Bodenstreu, unter Laub von Bäumen und Sträuchern oder in Grasbüscheln. Im März, bei anhaltenden Temperaturen Bild: Alf Preuss, Lahr PFLANZENSCHUTZ um 10 °C, werden die Käfer munter, und tanken an sonnigen Stellen Kraft. Flugaktiv werden die Tiere aber erst bei Temperaturen über 15 °C. Den Höhepunkt ihrer Aktivität erreichen sie bei 25 °C. Blattläuse dienen den Käfern im Frühjahr lich Maßnahmen gegen die ausgewachsenen Zikaden durchgeführt werden. ➜ Gefurchter Dickmaulrüssler (Otiorrhynchus sulcatus): Auf den Befall mit dem Gefurchten Dickmaulrüssler, einem 1 cm langen, schwarzen, flugunfähigen Rüsselkäfer wird man aufmerksam durch buchtenförmig vom Rande her befressene Blätter. Die im Frühjahr erscheinenden Käfer fressen nachts an den Blättern, Knospen und an der Rinde. Am Tage leben die Tiere in Verstecken an der Bodenoberfläche. Die Schäden durch die an den Wurzeln fressenden, etwa 1,2 cm langen, gelblichweißen, fußlosen Larven sind als Reifungsfraß. Ein Käfer vertilgt ungefähr 500 Blattläuse. Marienkäfer legen ihre ovalen gelben bis orangegelben Eier in Gruppen von 10 bis 30 Stück meist in der Nähe der Blattlauskolonien ab. Pro Weibchen können es bis zu 1 000 Stück sein. Die länglichen, graublauen, mit gelben Punkten versehenen krokodilähnlichen Larven sind „gut zu Fuß“ und sehr gefräßig. Eine Larve vertilgt in ihrem Leben etwa 200 bis 600 Blattläuse. Die meisten Blattläuse werden im letzten, vierten Larvenstadium gefressen. Nach mehreren Wochen verpuppen sich die Larven in einem kugeligen „Nest“ am Blatt. Nach einer Puppenruhe von etwa einer Woche erscheinen ab Mitte Juli die Jungkäfer. Sie ernähren bis zum Aufsuchen der Winterverstecke weiter von Blattläusen. In unseren Breitengraden tritt in der Regel nur eine Generation auf. km 35/2006 Blattläuse an Rhododendron ‘Ariel’ größer. Sie können vor allen Dingen bei jungen Pflanzen zum Welken und Absterben führen. Die Verschleppung des Schädlings erfolgt mit Erde oder befallenen Pflanzen. Außer an Rhododendren tritt er noch an Eibe, Kiefer, Fichte, Wacholder, Scheinzypresse, Forsythie, Rose, Hortensie, Efeu und an einer Reihe krautiger Zierpflanzen auf. Bekämpfung: Gegen die Dickmaulrüsslerlarven, die meist im April/Mai und August/September im Boden vorhanden sind, ist der Einsatz von insektenparasitischen HM-Nematoden (Heterorhabditis sp.) möglich. Diese Nematodenart ist dann erfolgreich, wenn die Bodentemperaturen möglichst über 15 °C liegen, auf keinen Fall aber unter 12 °C absinken. Der Boden muss einige Tage nach der Anwendung ausreichend feucht gehalten werden. Diese Nematoden werden in Deutschland von verschiedenen Firmen vertrieben und sind zum Teil sogar über den Gartenfachhandel zu bestellen. Weitere Informationen gibt es beim amtlichen Pflanzenschutzdienst. ➜ Rhododendron-Wanze (Stephanitis rhododendri): Die Blätter bekommen ein fahlgelbes Aussehen oder sind gelblich gesprenkelt. Bei starkem Befall rollen sie sich ein, verdorren und fallen ab. An den 35/2006 Rhododendron-Zikade (Graphocephala coccinea) Blattunterseiten saugen die 3,5 bis 4 mm lang werdenden, abgeplatteten Wanzen. Sie haben weit über den Körper hinausragende, schillernde und netzartig geaderte Flügel. Die Wanzen legen ihre Eier vom Juli/August bis in den Oktober blattunterseits entlang der Mittelrippe ab und überziehen sie mit Exkrementen. Bevorzugt werden dabei die Blätter an den Trieb- violette Sorten. Die meisten Arten mit filziger Behaarung an den Blattunterseiten werden ebenfalls nicht befallen. Bekämpfung: Sollten direkte Maßnahmen gegen den Schädling nötig werden, so müssen sie sich gegen die Larven zur Zeit des Schlupfs im Mai/Juni richten. Die Präparate sind beim amtlichen Pflanzenschutzdienst zu erfragen. Rhododendron wird von zahlreichen Krankheiten und SCHÄDLINGEN bedoht spitzen. Im Mai/Juni des folgenden Jahres schlüpfen die 0,7 bis 2,2 mm großen, gelblich gefärbten und mit dunklen Flecken versehenen Larven. Sie saugen ebenfalls an den Unterseiten der Blätter den Pflanzensaft. Auffällig wird dann hier der bräunlich-schwarze Kot der Wanzen. Im Freiland ist der Befall besonders an geschützten warmen Standorten wie an Häuserwänden zu finden. Offensichtlich scheinen die einzelnen Rhododendron-Arten unterschiedlich stark befallen zu werden. So sind beispielsweise Hybriden von R. catawbiense besonders empfindlich. Ferner scheinen weiß blühende, teilweise auch rot blühende, frühe Sorten weniger befallen zu werden als später blühende, ➜ Blattläuse (Illinoia (Masonaphis) lambersi) und andere Arten: Durch die Saugtätigkeit von Blattläusen kommt es zu Blattverdrehungen sowie zu einer Beeinträchtigung des Triebzuwachses und der Blütenanlage. Bei starkem Befall ist Kümmerwuchs zu beobachten. Bekämpfung: Wenn keine Marienkäfer die Läuse bekämpfen, können die gegen saugende Insekten zugelassenen Präparate angewendet werden. ➜ Weiße Fliege (Dialeurodes chittendeni und Trialeurodes vaporariorum): Die Weißen Fliegen sind etwa 1,5 mm groß und haben je vier weiße, bepuderte und in Ruhestellung dachförmig stehende Flügel. Die Larven sind unge- flügelt, schildlausähnlich und von gelblichgrüner Farbe. Sie setzen sich zum Saugen auf der Blattunterseite fest. Von diesen Mottenschildläusen saugt Dialeurodes chittendeni vorwiegend im Freiland und Trialeurodes vaporariorum vorwiegend unter Glas an den Rhododendron-Blättern. Dadurch bekommen diese ein gelblich-gesprenkeltes Aussehen. Auf den Honigtauausscheidungen der Tiere siedeln sich sekundär Rußtaupilze an, die die Pflanzen erheblich verschmutzen und die Assimilation der Blätter beeinträchtigen. Im Freiland werden hauptsächlich die blattunterseits unbehaarten, großblättrigen und immergrünen Rhododendron befallen. In der Literatur werden als besonders bevorzugte Arten R. catawbiense, R. caucasicum und R. ponticum genannt. Aber auch zum Beispiel die Sorten ‘Cleopatra’, ‘C. S. Sargent’, ‘Cynthia’, ‘Dairy Maid’, ‘Doncaster’, ‘Goldsworth Yellow’, ‘Handsworth White’, ‘Jackson’, ‘John Waterer’, ‘Mrs. E. C. Stirling’, ‘Mrs. R. S. Holford’, ‘Mrs. W. Agnew’, ‘Pink Pearl’, ‘Purple Splendor’ und ‘Sigismund Rucker’ sind bevorzugte Wirtspflanzen. Bekämpfung: Bei einer Bekämpfung ist eine Beratung beim amtlichen Pflanzenschutzdienst anzuraten. Text und Bilder: Dr. Klaus Margraf, Berlin 51