Björn Schulz S. 1 / 5 Über die Maxwell-Gleichungen Berlin, den 18.09.2003 — Wahlthema – Maxwellsche Gleichungen — Es gibt 5 Gleichungen: Sie beischreiben das elektromagnetische Feld, seine Erzeugung, Eigenschaften und Wirkungen und geben uns Auskunft über die gesamten Gesetzmäßigkeiten der Elektrodynamik. Es sind die 4 Maxwell-Gleichungen und die Lorentz-Kraft: — Lorentz–Kraft — Elektrostat. Kraft: Magnet. Kraft: Fe = Q ⋅ E Fm = Q ⋅ v × B Gesamtkraft Fges = Fe + Fm = Q (E + v × B ) — Maxwell–Gleichungen — Integrale Form Differentielle Form Gaußsches Gesetz I ∫ DdA = Qinnen S ⇒ ∫ EdA = S 1 ⋅ Qinnen ε0 divD = ρ ⇒ divE = ρ ε0 ∇⋅D = ρ ⇒ ∇⋅E = ρ ε0 Eine ruhende elektrische Ladung Q erzeugt um sich herum ein elektrisches Feld, die Feldlinien münden in der Ladung. elektrisches Quellenfeld Gaußsches Gesetz des Magnetismus Magnetfelder sind quellenfrei, es gibt nur magnetische Wirbelfelder, es gibt keine: - magn. Monopole, divB = 0 ⇒ ∇ ⋅ B = 0 - magn. Ströme, - magn. Ladungen magn. u. elektr. Erscheinungen sind nicht symmetrisch Faradaysches Induktionsgesetz II ∫ BdA = 0 S III d dΦ ∫ Edl = − dt ∫ BdA = − dt C S ∂B ∂t ∂B ∇×E = − ∂t rotE = − Zeitl. veränderte Magnetfelder sind von elektrischen Wirbelfelder umgeben. Ampèresches Gesetz IV d ∫ Bdl = µ0I + µ0ε 0 dt ∫ EdA C S d ∫ Hdl = dt ∫ DdA + I C Physikalische Bedeutung S ∇ × B = µ 0 j + µ 0ε 0 rotH = dD +j dt ∂E ∂t Ströme und zeitl. veränderte Felder sind von magnet. Wirbelfeldern umgeben. Materialgleichungen Symbole / Einheiten / Konstanten D=ε·E B=µ·H 1 c= µ 0ε 0 D – elektr. Flussdichte, elektr. Verschiebung t – Zeit B – magn. Flussdichte, magn. Induktion ρ - Raumladungsdichte E – elektr. Feldstärke I – elektr. Stromstärke j – elektr. Stromdichte H – magn. Feldstärke dA – (vektorielles) Flächenelement Q – Ladung dl – (vektorielles) Längenelement ε – Permittivität ε0 – elektr. Feldkonstante = 8,85 · 10–12 F/m µ – Permeabilität µ0 – magn. Feldkonstante = 1,26 · 10–6 H/m Björn Schulz S. 2 / 5 Über die Maxwell-Gleichungen Berlin, den 18.09.2003 Erläuterung der einzelnen Maxwell–Gleichungen I. Gaußsches Gesetz 1. Definition der Raumladungsdichte ρ: Raumladungsdichte r gibt das Verhältnis von Ladung zu Volumen an: ρ= dq dV A = ∫ dA U = ∫ dA s c 2. Definition des elektrischen Flusses: q Φ ges = ∫ EdA = innen ε0 S Der Gesamtfluss durch eine beliebige Oberfläche beträgt 1/ε0 multipliziert mit der Gesamtladung, die die Oberfläche umschließt. Es ist dabei völlig egal, wie groß die Fläche A der umrandenden Kurve C gewählt wird, es wird immer die gleiche Anzahl an Feldlinien gezählt ( ∞). Das Gaußsches Gesetzt gilt für beliebige Oberflächen, beliebige Ladungsverteilungen, es kann insbesondere bei symmetrischen Sonderfällen zur Vereinfachung herangezogen werden. 3. Berechnung des elektrischen Feldes mit dem Gaußschen Gesetz a. Elektrisches Feld nahe einer Punktladung Φ ges = ∫ E ⋅ n da = ∫ E r dA = E r ∫ dA vereinfachend durch die Symmetrie der Kugel mit der Oberfläche: O = - radiales E-Feld Kugeloberfläche mit Radius r („Igelgleichung“) radialer Anteil des E-Feldes: En = E · n = Er. Daraus folgt: E r 4πr 2 = q ε0 ⇒ Er = ∫ dA = 4πr 1 q . 4πε 0 r 2 Herleitung des Coulombschen Gesetzes mit F = Q · Er. b. Herleitung der differentiellen Form des Gaußschen Gesetzes: E= r3 = 1 4πε 0 1 r V ρ 1 V 3V 4π 1 E= 4πε 0 ρ r 1 dq ∫ r 2 r dq = E = 4πε 0 ∫ r 2 r dV = 4πε 0 ∫ r 3 r dV , da ρ = dV V Einheitsvektor ρ ∫ dV V 3V 4π r= 1 ρ r ε0 3 , da ∫ dV = V V 1 ρ 1 ρ 1 ρ r = ∇⋅r = ε0 3 ε0 3 ε0 3 1 ρ ∂x ∂y ∂z 1 ρ 1 = ⋅ , , = ⋅ (1 + 1 + 1) = ε 0 3 ∂x ∂y ∂z ε 0 3 ε0 divE = ∇ ⋅ E = ∇ ⋅ ∂ ∂ ∂ ⋅ , , ⋅ (x, y , z ) ∂x ∂y ∂z ρ ρ ρ ⋅3 = ⇒ divE = 3 ε0 ε0 In dieser Form wird diese Gleichung auch Poisson-Gleichung genannt wird. . 2 Björn Schulz S. 3 / 5 Über die Maxwell-Gleichungen Berlin, den 18.09.2003 II. Gaußsches Gesetz Viel kann man dazu nicht sagen. Das Gaußsche Gesetz des Magnetismus geht auf die Eigenschaft von magnetischen Feldern ein. - Es gibt keine magnetischen Ladungen. Es gibt keine magnetischen Ströme Es gibt keine magnetischen Monopole Die magnetischen Feldlinien sind stets geschlossen. III. Faradaysches Induktionsgesetz Die Änderung des magnetischen Flusses erzeugt („induziert“) eine Spannung, die Induktionsspannung: U ind = − dΦ m dt mit Φ m = ∫ B dA Dabei wirkt die Regel von Lenz, die das Voreichen erklärt: Die induzierten Ströme sind stets so gerichtet, dass sie ihrer Ursache entgegenwirken. dB/dt Ändert sich der magnetische Fluss, der eine Leiterschleife durchsetzt, dann erzeugt das ein elektrisches Feld, welches seinerseits Ursache einer Spannung ist. Durch die Lenzsche Regel ergibt sich die linke Hand Regel (Linksschraube). Eradial Allgemeine Formulierung des Faradayschen Gesetzes: U ind = ∫ E dl = − C dΦ m dt Das Elektrische Feld verläuft tangential zum Leiter es ist daher nicht konservativ. Beispiel: Leitender Stab mit der Länge l, der sich senkrecht zum Magnetfeld B bewegt induziert eine Spannung mit dem Betrag: d m U = Φ =Blv dt Wird in einem elektrischen Leiter ein Kreisstrom induziert, der aufgrund einer magnetischen Flussänderung erzeugt wird, dann bezeichnet man diese als Wirbelströme. Björn Schulz S. 4 / 5 Über die Maxwell-Gleichungen Berlin, den 18.09.2003 IV. Ampèresches Gesetz (Ampèresches Verkettungsgesetz, Durchflutungsgesetz) Für eine beliebige geschlossene Kurve gilt: ∫ B dl = µ0IC . C Dabei seien die Ströme IC stetig, sie beginnen oder enden nicht an einem bestimmten Raumpunkt. Unendlich langer, gerader, stromdurchflossener Leiter: ∫ B dl = B ∫ dl = µ0IC dl B C C B (2πr ) = µ 0I µ I B= 0 2π r r IC Feldberechnung für eine Zylinderspule (Solenoid) Iaus n d c l B a b Iein x x x x x x x x x x x x x x x x ∫ B dl = µ0IC C b c d a ∫ B dI = l ∫ B dI + ∫ B dI + ∫ B dI + ∫ B dI = µ0 ⋅ n ⋅ IC ⋅ l C b c d a dl ⊥ B H =0 dl ⊥ B B = µ 0 ⋅ n ⋅ IC Außerhalb der Spule ist das magnetische Feld inhomogen, da l ∞ geht H(B) 0. Zu dem gleichen Ergebnis gelangt man mit Hilfe des Biot-Savartschen Gesetzes, welches das magnetische Feld von Strömen beschreibt: µ dB = 0 4π r r = µ 0 I dl × r ⇒ B = µ 0 I dl × r . ∫ 4π r 3 4π r 3 r2 I dl × Björn Schulz S. 5 / 5 Über die Maxwell-Gleichungen Berlin, den 18.09.2003 Maxwellscher Verschiebungsstrom Kondensatorplatten A2 A1 C Das Ampèresche Gesetzt gilt nur für nichtunterbrochene Ströme. Es wird dabei keine Aussage gemacht über die Form der Fläche A, die von der Kurve C umrandet wird. Die Fläche A1 und A2 sind beide von C umrandet, A2 ist jedoch nicht eben. Die Fläche A1 wird vom Ladestrom I durchflossen, jedoch nicht die Fläche A2. Demnach wäre für das Kurvenintegral für A1 der Wert µ0I, für A2 wäre es 0. Die Mehrdeutigkeit für den Wert des Kurvenintegrals ist problematisch. Daher muss das Ampèresche Gesetz dahingehend verallgemeinert werden, dass es dieser Problematik genügt. Maxwell ersetzt I aus µ0I durch die Summe aus Leitungsstrom I und dem Maxwellschen Verschiebungsstrom IV: IV = ε 0 dΦ e . dt Der Maxwellsche Verschiebungsstrom wird so genannt, weil Ladungen verschoben werden (z.B. von den Kondensatorplatten). Verallgemeinertes Ampèresches Gesetz: ∫ B dl = µ0 (I + IV ) = µ0I + µ0ε 0 dΦ e . dt C Die Summe aus I + IV stellt dann einen verallgemeinerten Strom dar. Die Mehrdeutigkeit wird nun darum behebt, dass um die Flächen jeweils der gleiche verallgemeinerte Strom fließen muss. Falls in das Volumen ein Nettoleitungsstrom von I herausfließt, dann muss aus dem zweiten Volumen ein Netto-Verschiebungsstrom IV wieder herausfließen! Elektrische Stromdichte: j := dI dA Differentielle Form der IV. Maxwellgleichung (genaue Herleitung siehe Tipler): ∇ × B = µ 0 ⋅ j + µ 0ε 0 ∂E = I + IV ∂t Björn Schulz, Berlin, 180903, Ausarbeitung zum Wahlthema „Maxwell-Gleichungen“ im Physik-Vordiplom