FACTSHEET: FSME UND BORRELIOSE Krankheiten durch Zeckenstich Zecken können beim Blutsaugen gefährliche Krankheiten übertragen, allen voran Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose. Im Jahr 2014 wurden dem Robert Koch-Institut 265 Fälle gemeldet. Aktuell sind in Deutschland 142 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert. Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine durch Zecken übertragene VirusErkrankung, die in verschieden schweren Stadien verlaufen kann. Das FSME-Virus greift das zentrale Nervensystem des Menschen an. FSME-Viren werden in erster Linie von Zecken auf den Menschen übertragen. Die FSME-Viren sind im Speichel der Zecke und können nach dem Stich sofort in die Wunde übergehen. Auch wenn eine Zecke sofort nach dem Stich entfernt wird, kann es bereits zu einer FSME-Infektion gekommen sein. 2014 wurden 265 klinische Fälle in Deutschland gemeldet. Aktuell gibt es 142 Kreise, die FSME-Risikogebiete sind. In den FSME-Endemiegebieten sind laut dem Robert Koch-Institut (RKI) ca. 0,1 bis 5 Prozent der Zecken mit dem FSME-Virus infiziert.1 Die Gefahr, nach einem Zeckenstich in diesen Risikogebieten an FSME zu erkranken, liegt neuen Erkenntnissen zufolge bei 1 zu 150.2 Symptome und Verlauf der FSME FSME kann in zwei Phasen verlaufen. Die erste Phase beginnt etwa zwei bis zwanzig Tage nach der Infektion und ähnelt einer leichten Sommergrippe mit erhöhter Temperatur, Kopfund Gliederschmerzen. Für manche Betroffene ist die Krankheit danach überstanden. Bei einem Teil der Patienten schließt sich eine zweite, gefährliche Krankheitsphase an. Hierbei kommt es zur Hirnhaut-, Gehirn- oder Rückenmarksentzündung. Es kann neben den Symptomen einer Hirnhautentzündung auch zu Bewusstseins-, Sprach- und Schluckstörungen, zu psychischen Veränderungen oder bestimmten Lähmungen am Körper kommen.3 4 Medizinische Behandlung Die FSME kann nicht ursächlich behandelt werden. Da das Virus nicht mit Medikamenten bekämpft werden kann, beschränkt sich die Behandlung auf die Linderung der Symptome. 1 RKI-Ratgeber für Ärzte (2011): Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Leitlinien Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Stand: September 2012. 3 Kaiser R, Vollmer H, Schmidtke K et al. Verlauf und Prognose der FSME. Nervenarzt 1997; 68: 324–330. 4 Leitlinie Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), S1, Stand: September 2012, AWMF-Registernummer: 030/035. 2 1 Hier werden vor allem fiebersenkende und schmerzstillende Mittel eingesetzt. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Bewohnern von Risikogebieten und Personen, die in ein solches reisen, sich gegen FSME impfen zu lassen. Borreliose Die Borreliose wird vom spiralförmigen Bakterium „Borrelia burgdorferi“ ausgelöst. Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Deutschland. Eine Erkrankung mit Borreliose ist nach heutigem Wissensstand nur nach einer Infektion durch Zeckenstich möglich. Je nach Region tragen laut dem Robert Koch-Institut zwischen 5 und 35 Prozent der Zecken in Deutschland Borrelien in sich.5 Im Schnitt beträgt die Wahrscheinlichkeit, sich nach einem Zeckenstich mit Borreliose zu infizieren, etwa 5 Prozent.6 Da sich Borrelien zunächst im Mitteldarm der Zecke befinden, dauert es eine gewisse Zeit, bis diese in das Blut des Menschen gelangen. Je schneller die Zecke entfernt wird, umso niedriger ist das Risiko, an Borreliose zu erkranken.7 Nicht jeder Zeckenstich von einer mit Borreliose verseuchten Zecke führt zur Erkrankung. In vielen Fällen gelingt es dem Körper, die Bakterien in Schach zu halten – die Infektion verursacht dann keine Beschwerden und heilt folgenlos aus. Daher lassen sich bei vielen gesunden Menschen Abwehrstoffe gegen Borrelien im Blut nachweisen. Symptome und Verlauf der Borreliose Symptome einer Borreliose können vielseitig sein. Das macht es schwierig, eine Borreliose zu diagnostizieren. Ein charakteristisches Symptom ist die Wanderröte („Erythema migrans“). Die ringförmige Hautrötung kann einige Tage bis Wochen nach einem Zeckenstich rund um die Einstichstelle auftreten. Allerdings tritt sie nicht bei allen BorreliosePatienten auf.8 Im frühen Stadium werden neben der Wanderröte auch Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber und Kopfschmerzen beobachtet. Im späteren Stadium können Krankheitszeichen wie starke Schmerzen, Herzprobleme oder eine Hirnhautentzündung auftreten. Relativ häufig wird eine Gesichtslähmung beobachtet. Im chronischen Spätstadium treten oftmals Gelenkentzündungen auf.9 An Borreliose erkrankte Personen sind nicht ansteckend. Personen, die einmal mit einer Borreliose infiziert wurden, sind nicht gegen die Bakterien immun. Eine erneute Infektion ist möglich. Behandlung der Borreliose Da die Borreliose eine bakterielle Erkrankung ist, lässt sie sich vor allem im Frühstadium gut antibiotisch behandeln. Bei später auftretenden und chronischen Symptomen sind oft 5 RKI-Ratgeber für Ärzte (2013): Lyme-Borreliose. Robert Koch-Institut: Borreliose: Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Borreliose, Stand: 20.08.2014. 7 Hügli D., Moret J., Rais O., Moosmann Y., Erard P.,Malinverni R., Gern L., 2009. Tick bites in a Lyme borreliosis highly endemic area in Switzerland. Int J of Med Microbiol;299(2): 155-160. 8 RKI-Ratgeber für Ärzte (2013): Lyme-Borreliose. 9 RKI-Ratgeber für Ärzte (2013): Lyme-Borreliose. 6 2 Antibiotikagaben durch mehrwöchige Infusionen notwendig. Gegen Borreliose gibt es derzeit noch keine Impfung. 3