Physik für Chemieingenieure und Restauratoren WS2007/08 Physik Department E18 Technische Universität München PD Dr. F. Joachim Hartmann A. Frei, S. Grabmüller, C. Höppner Blatt 10 09.01.2008 Musterlösung Seite 1 Aufgabe 1: Plasmaanalyse Nebenstehende Skizze zeigt eine Anordnung zur Plasmaanalyse. Ein Zähler Z1 erzeugt beim Durchgang eines ionisierenden Teilchens (Masse m, Ladung Q, Geschwindigkeit v) ein Signal S1 . In einem quadratischen Bereich der Ausdehnung d besteht ein homogenes Magnet~ senkrecht zur Einschußfeld der Flußdichte B richtung. Wenn das Ion um den Winkel α abgelenkt wird, passiert es die Blende Bl und erzeugt im Zähler Z2 das Signal S2 . Die Zeit ∆t zwischen S1 und S2 kann auf einem Oszilloskopschirm abgelesen werden. Die Intensität des Ionenstrahls sei so gering, daß zwei Signale, die von einem Teilchen stammen, einander stets richtig zugeordnet werden können. 1. Bestimmen Sie allgemein den Radius r bei der Bewegung geladenener Teilchen im homogenen Magnetfeld in Abhängigkeit von oben genannten Größen. Lösung: Kräfte bei Kreisbewegung im homogenen Magnetfeld: mv 2 = QvB r mv ⇒ r= QB 2. Zeigen Sie, daß zwischen den oben genannten Größen folgender Zusammenhang besteht: m= QBd v sin α Lösung: Trigonometrie (Winkel α bei M): sin α = d r ⇒ r= d sin α Oben Einsetzen und auflösen: m= QBd v sin α http://www.e18.physik.tu-muenchen.de/chemirest Physik für Chemieingenieure und Restauratoren WS2007/08 Physik Department E18 Technische Universität München PD Dr. F. Joachim Hartmann A. Frei, S. Grabmüller, C. Höppner Blatt 10 09.01.2008 Musterlösung Seite 2 Protonen (Masse m = 938.28 MeV/c2 = 1.67 · 10−27 kg), die nach dem Durchgang durch Z1 eine kinetische Energie von Ekin = 165 keV haben, treten in das homogene Magnetfeld der Ausdehnung d = 20 cm ein und werden um den Winkel α = 15◦ abgelenkt. Bei der gegebenen Einstellung durchlaufen die Protonen zwischen Z1 und Z2 den Gesamtweg s = 11.25 m. 3. Berechnen Sie (nichtrelativistisch) die Flugzeit ∆t für den Weg von Z1 nach Z2 für diese Protonen. Lösung: Geschwindigkeit aus kinetischer Energie: r r 1 2Ekin 2 · 165 · 103 eV m 2 8 m Ekin = mv ⇒ v= = 3 · 10 = 5.63 · 106 2 m s 938.28 · 106 eV s Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit: r r s m 11.25 m 938.28 · 106 eV ∆t = = s = = 2.0 µs m 8 v 2Ekin 3 · 10 s 2 · 165 · 103 eV ~ Zeigt B ~ in die Zeichenebene 4. Bestimmen Sie den Betrag der magnetischen Flußdichte B. hinein oder aus ihr heraus ? Lösung: ~ zeigt senkrecht aus der Zeichenebene heraus. Formel Drei-Finger-Regel der rechten Hand: B von Teilaufgabe 2: B= 1.67 · 10−27 kg ·5.63 · 106 ms · sin 15◦ mv sin α = = 76 mT ed 1.6 · 10−19 As ·0.2 m 5. Zeigen Sie, daß allgemein für die Flugzeit ∆t eines Ions in Abhängigkeit von m, Q, B und den geometrischen Größen d, s und α gilt: ∆t = sm sin α QBd Lösung: Kräftebetrachtung: mv 2 = QvB r ⇒ v= QBr m http://www.e18.physik.tu-muenchen.de/chemirest Physik für Chemieingenieure und Restauratoren WS2007/08 Physik Department E18 Technische Universität München PD Dr. F. Joachim Hartmann A. Frei, S. Grabmüller, C. Höppner Blatt 10 09.01.2008 Musterlösung Seite 3 Trigonometrie: r= d sin α Flugzeit: ∆t = s sm sm sin α = = v QBr QBd Bei der gegebenen Einstellung soll nun ein Plasma aus ionisiertem Wasserstoff analysiert werden, das neben den oben untersuchten Protonen auch Deuteronen D+ (D ist das Wasserstoffisotop 21 H) + und die einfach positiven Ionen H+ 2 und D2 enthalten kann. Auf dem Oszilloskopschirm können dann unterschiedliche Impulsabstände auftreten. 6. Skizzieren Sie für jede Teilchensorte des Plasmas das erwartete Oszilloskopbild (siehe Abbildung) in einem einheitlichen Zeitmaßstab. Erläutern Sie kurz, warum man nicht von jedem Bild eindeutig auf die Art des Ions schließen kann. Lösung: Für alle hier betrachteten Ionen ist Q = e. Also ist nach der Formel von Teilaufgabe 5 die Flugzeit ∆t ∼ m. Die Massen der Ionen sind: m(H+ ) = 1 u, m(D+ ) = m(H+ 2 ) = 2 u, + + + + m(D+ 2 ) = 4 u. Also gilt für die Flugzeiten: ∆t(D2 ) = 2 · ∆t(D , H2 ) = 4 · ∆t(H ). Man kann also nicht von jedem Oszilloskopbild eindeutig auf die Art des Ions schließen, da D+ und H+ 2 das gleiche Oszillogramm erzeugen. Aufgabe 2: Leiter im Magnetfeld Ein Metallstab der Masse m gleite reibungsfrei auf einem Paar horizontaler, paralleler, leitfähiger Schienen, die voneinander den Abstand ` besitzen. Die Schienen sind mit einer Stromquelle verbunden, die den Strom I abgibt. Zusätzlich herrsche ein homogenes Magnetfeld B, welches in die Zeichenebene zeigt. http://www.e18.physik.tu-muenchen.de/chemirest Physik für Chemieingenieure und Restauratoren WS2007/08 Physik Department E18 Technische Universität München PD Dr. F. Joachim Hartmann A. Frei, S. Grabmüller, C. Höppner Blatt 10 09.01.2008 Musterlösung Seite 4 I B l Metallstab 0 y 1. In welche Richung wird sich der Stab bewegen ? Lösung: Drei-Finger-Regel der rechten Hand anwenden: Daumen zeigt in Stromrichtung, Zeigefinger zeigt in Magnetfeldrichtung, Mittelfinder zeigt die Kraftrichtung an. Also bewegt sich der Stab nach rechts. 2. Der Stab starte zum Zeitpunkt t = 0 am Ort y(t = 0) = 0. Berechnen Sie allgemein die Beschleunigung a(t), die der Stab erfährt, sowie die Geschwindigkeit v(t) und den Ort y(t) des Stabes zum Zeitpunkt t ! Lösung: Die Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld ist: F = I`B Diese Kraft führt nach dem 2. Newtonschen Gesetz zu einer Beschleunigung: F = m · a(t) = I`B I`B = const m Wir haben es also mit einer gleichmäßig beschleunigten Bewegung zu tun. Demnach ergibt sich die Geschwindigkeit: ⇒ a(t) = v(t) = at = I`B ·t m Der Ort ist: y(t) = 1 2 I`B 2 at = ·t 2 2m http://www.e18.physik.tu-muenchen.de/chemirest Physik für Chemieingenieure und Restauratoren WS2007/08 Physik Department E18 Technische Universität München PD Dr. F. Joachim Hartmann A. Frei, S. Grabmüller, C. Höppner Blatt 10 09.01.2008 Musterlösung Seite 5 3. Lösen Sie Teilaufgabe 2 mit folgenden Werten: m = 500 g, ` = 1 m, I = 2 A, B = 1 T, t = 5 s. Lösung: Zahlenwerte einsetzen: a(t) = I`B 2 A ·1 m ·1 T m = =4 2 m 0.5 kg s v(t) = I`Bt 2 A ·1 m ·1 T ·5 s m = = 20 m 0.5 kg s y(t) = I`Bt2 2 A ·1 m ·1 T ·52 s2 = = 50 m 2m 2 · 0.5 kg Aufgabe 3: Elektrische Schaltungen 1. Zwei (als bekannt angenommene) Widerstände R1 und R2 werden einmal seriell (Schaltung A), einmal parallel (Schaltung B) geschaltet. (a) Berechnen Sie die Gesamtwiderstände RA und RB der beiden Schaltungen ! Lösung: Bei einer Serienschaltung von Widerständen werden die Einzelwiderstände einfach addiert, also RA = R1 + R2 . Für Parallelschaltung gilt: 1 1 1 = + , RB R1 R2 und somit RB = 1 R1 1 + 1 R2 = R1 · R2 . R1 + R2 (b) Es gelte: RA /RB = 4. Berechnen Sie das Verhältnis x = R1 /R2 ! Lösung: Wir drücken zuerst das Verhältnis durch R1 und R2 aus (R1 + R2 )2 R1 R2 1 RA = = +2+ = x + 2 + = 4. RB R1 · R2 R2 R1 x http://www.e18.physik.tu-muenchen.de/chemirest Physik für Chemieingenieure und Restauratoren WS2007/08 Physik Department E18 Technische Universität München PD Dr. F. Joachim Hartmann A. Frei, S. Grabmüller, C. Höppner Blatt 10 09.01.2008 Musterlösung Seite 6 1 = 0 → x2 − 2x + 1 = 0 x Dies ist ein vollständiges Quadrat: → x−2+ (x − 1)2 = 0 → x=1= R1 R2 → R1 = R2 (c) Welche Gleichspannung U darf man in beiden Fällen jeweils maximal zwischen den Punkten 1 und 2 anlegen, wenn durch jeden Widerstand höchstens I = 1 A fließen darf, und falls gilt: R1 = R2 = 1 k Ω ? Lösung: Bei A fließt durch beide Widerstände der volle Strom, es gilt UA = RA · I = 2 k Ω · 1 A = 2 kV . Da R1 = R2 , wird in Schaltung B der Strom auf beide Äste gleichverteilt I1 = I2 = 0.5 · I12 , deshalb darf durch die gesamte Schaltung der Strom I12 = 2 · I = 2 A fließen. Aus (a) läßt sich der Gesamtwiderstand berechnen zu RB = 500 Ω, daher gilt für die angelegte Spannung UB = RB · 2I = 500 Ω · 2 A = 1 kV 2. Gegeben sei eine Schaltung von sieben Kondensatoren der gleichen Kapazität C0 , wie in der Abbildung gezeichnet. Berechnen Sie (in Abhängigkeit von C0 ) die Gesamtkapazität Cges der Schaltung ! Lösung: Zur Lösung dieser Aufgabe benötigt man lediglich die Formeln für Parallel- und Reihenschaltung von Kondensatoren. P • Parallelschaltung: Cges = i Ci http://www.e18.physik.tu-muenchen.de/chemirest Physik für Chemieingenieure und Restauratoren WS2007/08 Blatt 10 09.01.2008 Physik Department E18 Technische Universität München PD Dr. F. Joachim Hartmann A. Frei, S. Grabmüller, C. Höppner • Reihenschaltung: 1 Cges = P Musterlösung Seite 7 1 i Ci Zunächst bestimmt man die Ersatzkapazitäten in den einzelnen Parallelkreisen: 1 1 1 1 3 = + + = C1 C0 C0 C0 C0 1 1 1 2 = + = ⇒ C2 C0 C0 C0 ⇒ C1 = C2 = 1 C0 2 1 C0 3 C3 = C4 = C0 Also ergibt sich für die Ersatzkapazität des Parallelkreises: µ ¶ 1 1 11 C123 = C1 + C2 + C3 = + + 1 C0 = C0 3 2 6 Die gesuchte Gesamtkapazität ergibt sich aus der Reihenschaltung zwischen der Ersatzkapazität des Parallelkreises C123 und der Kapazität C4 : 1 1 1 6 1 17 = + = + = Cges C123 C4 11C0 C0 11C0 http://www.e18.physik.tu-muenchen.de/chemirest ⇒ Cges = 11 C0 17