Experimentalpsychologisches Praktikum, WS 06/07

Werbung
Auswirkungen der Käfigposition auf das
Angstverhalten von Wistar-Ratten
Experimentalpsychologisches Praktikum, WS 06/07
Katrina Cebulla, Katharina König, Sabine König, Antonius Meier, Marie-Luise Müller, Alexandra Nadler,
Christina Rakel, Andrea Rückels, Kati Trümmer, Eugen Wassiliwizky, Nadine Weber, Stefanie Werning
Einführung
Werden Ratten im Labor gehalten, muss berücksichtigt werden, dass verschiedene
Haltungsbedingungen das Verhalten der Ratten in der Testung beeinflussen können.
Umweltfaktoren, wie Luftzirkulation, Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Lärmpegel und
Lichtbedingungen unterscheiden sich je nach Käfigposition im Tierstall.
Allgemein ist bekannt, dass Ratten in ihrem natürlichen Lebensraum sowohl freie
Flächen als auch Licht meiden und dunkle Winkel und Ecken, in denen sie sich
verstecken können, bevorzugen.
Vorherige Studien im Rattenlabor der Universität Marburg haben die Käfigposition als
mögliche Einflussgröße nicht berücksichtigt.
Ziel der Untersuchung war es die Hypothese, dass die Käfigposition und die damit
verbundenen Unterschiede in den Umweltbedingungen, speziell in der Beleuchtung,
einen Einfluss auf das Angstverhalten der Laborratten haben, zu untersuchen.
Der Versuch fand in einer, für die Untersuchung von Angstverhalten häufig
verwendeten Testungsapparatur, dem Offenfeld (vgl. Methoden, Abb. 1), statt.
Gäbe
es
einen
Unterschied
im
Testergebnis
zwischen
den
beiden
Versuchsbedingungen, müssten bislang gewonnene Ergebnisse vorheriger Studien der
Universität Marburg neu hinterfragt werden.
Ergebnisse
Zonenwechsel
Aufenthaltszeit Zentrum
Abb 1: Mit der Zeit immer weiter
abnehmende
Lokomotion
der
Ratten, keine signifikanten Unterschiede in der Aktivität zwischen
den Versuchsbedingungen (p=0.31)
Abb 2: Tendenziell längere Aufenthaltszeit der oberen Gruppe,
keine signifikanten Unterschiede
(p=0.433)
Aufrichtverhalten Rand
Abb 3: Ratten aus der oberen
Käfigbedingung zeigten allgemein
größere Tendenz zum Aufrichten,
aber Unterschied nicht signifikant
(p=0.051)
Aufrichtverhalten Zentrum
Abb 4: ähnlich zu Abb. 3, geringere
Aussagekraft aufgrund der geringen
Anzahl der Aufrichter (p=0.167)
Methoden
Diskussion
Der Versuch wurde durchgeführt mit 24 adulten männlichen Wistar-Ratten im Alter von ca. 10
Wochen (Gewicht: 313-385 Gramm). Jeweils einer der 12 Versuchsleiter war für zwei Laborratten
zuständig.
Vor der Testung fand eine dreitägige Handlingsphase statt, in der die Tiere an die jeweiligen
Versuchsleiter gewöhnt wurden.
Die Haltung der Ratten, die bezüglich Laborexperimenten noch völlig naiv waren, fand in 6
Gruppenkäfigen à 4 Ratten statt.
Per Zufall wurden die Tiere auf die zwei Versuchsbedingungen aufgeteilt. Zwölf Ratten wurden in
den oberen Käfigen gehalten, die anderen zwölf Ratten in den unteren Käfigen (vgl. Abb.2).
Diese Unterschiede in der Käfigposition im Tierstall gingen mit verschiedenen Umwelteinflüssen,
wie Variabilität in der Luftzirkulation, Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Lärmpegel und Beleuchtung,
einher. Betrachtet wurden in diesem Versuch in erster Linie die unterschiedlichen Lichtverhältnisse
als mögliche Einflussgröße auf das Verhalten der Ratte, wobei keine Manipulation der
Lichtverhältnisse vorgenommen, sondern die im Tierstall bestehende Beleuchtung belassen wurde.
Während der 30 minütigen Testung in einem Offenfeld (Corral, vgl. Abb.1), konnte anhand der
Lokomotion, der Zentrumsaufenthaltsdauer und der Anzahl der Aufrichter, eine Aussage über das
Angstmaß der Ratte getroffen werden.
Allgemein besteht die Annahme, dass ängstliche Tiere sich eher am Rand des Corrals aufhalten
und weniger lokomotorische Aktivität aufweisen. Außerdem ist davon auszugehen, dass die
Aktivität der Tiere mit zunehmender Zeit im Corral abnimmt.
Zur Auswertung des Angstverhaltens wurde das Corral in eine äußere und eine innere Zone
eingeteilt.
Die Daten wurden mittels einer Videoanalyse von den Versuchsleitern aufgrund der vorher
festgelegten Kriterien ausgewertet. Die Gesamtzeit einer Videoaufnahme einer Ratte wurde in
Intervalle unterteilt, sodass sechs 5-Minuten-Blöcke separat analysiert werden konnten.
In dieser Untersuchung sollte der Frage nachgegangen werden, ob sich die Käfigposition im Tierstall auf
das Angstverhalten im Corral auswirkt.
Abb. 1:
Testanordnung
Abb. 2:
Versuchsumgebung
1. Das Explorationsverhalten der Ratten bezüglich der Angstmaße Aufenthaltszeit im Zentrum, Anzahl
des Aufrichtens in der inneren und äußeren Zone und Anzahl der Zonenwechsel nahm signifikant ab.
2. Bei der Überprüfung des Unterschiedes im Explorationsverhalten zwischen den Käfigpositionen
zeigte sich in der deskriptiven Auswertung ein allgemeiner Trend in Richtung aktiverem Verhalten der
Ratten aus der Bedingung „Oben“. Dieser erwies sich jedoch inferenzstatistisch als nicht signifikant.
3. Die Interaktion zwischen Käfigposition und Zeitpunkt (5Min-, 15Min-Blöcke & Gesamtzeit) wurde
hinsichtlich keiner der Angstmaße signifikant.
Ein Grund für dieses gezeigte Verhalten könnten die Lichtverhältnisse während der Testung sein. Die
Ratten in der oberen Käfigposition sind höheren Luxintensitäten ausgesetzt als die unteren. Daraus
resultiert die Tatsache, dass für die Ratten in der oberen Käfigposition bei der Testung im Corral mit 30
Lux „angenehmere“ Bedingungen herrschten, verglichen mit den Haltungsbedingungen im Tierstall.
Da das Experiment im Rahmen eines Experimentellen Praktikums ablief, können trotz standardisiertem
Handlings- und Testungsablauf Versuchsleitereffekte nicht ausgeschlossen werden.
Die gewonnenen Ergebnisse geben Anlass zu weiteren Untersuchungen.
Literatur
- Ian Q. Wishaw & Bryan Kolb, The Behaviour of the Laboratory Rat:
A Handbook with Tests, 2005 bei Oxford University Press
- Jeanette Löhn, Diplomarbeit, Striatale Mikroinjektion bei der Laborratte:
Auswirkung des Interleukin-2 auf das Verhalten im Offenfeld, Marburg 2006
Herunterladen