Plastische Gestaltung und Fassadengliederung konkrete Umsetzung Die Farbgestaltung war im 18. Jahrhundert sehr unterschiedlich, doch alle Fassaden Fenster und Türen und weiterer Bauteile aus verschiedenen Materialien entwickelt. Für das gesamte Areal wurde ein Spektrum für die Farbigkeiten der Fassaden, der wurden plastisch ausgeführt. Dabei waren in der bürgerlichen Architektur Putzbauten die Regel. Werkstein blieb auf bestimmte Elemente wie Gewände, Gesimse und Ansicht Neumarkt /Augustusstraße Darstellung: Kai von Döring Architekten unter Verwendung der Entwürfe verschiedener Verfasser Schmuck beschränkt. Oft wurden alle Teile bemalt, um ein einheitliches Bild zu erreichen. Den Wandflächen mit gebrochen weißem Fond wurden Gewände, Gesimse, Pilaster in einer zweiten Farbe, meist Ocker, entgegengesetzt (oder umgekehrt). Erdgeschosse waren oft illusionistisch mit Nutungen oder einer Rustizierung in dunklen Man unterscheidet dabei die Anwendung im Bereich der besser belichteten Platzflächen und der engeren und deshalb dunkleren Gassenräume. Mit Festlegung der konkreten Architektur der Quartiere werden dann die jeweiligen Fassadenfarben abgestimmt. Bemusterungen vor Ort dienen während des Bauprozesses der Überprüfung, manchmal der Korrektur der Planungsansätze. Intensive fachliche Unterstützung für die Investoren geben die Mitarbeiter des Stadtpanungsamtes und des Landesamtes für Denkmalpflege. Tönen gemalt. Oft kam als dritte Farbe ein helles Grau hinzu. Um 1710/20 wurde es Mode, die Fondfarben entsprechend ihrer Anwendung an Risaliten, Rücklagen oder Baukörpern zu wechseln (helles oder dunkles Ocker oder Ocker und Grau). So Ansicht Töpferstraße Darstellung: Kai von Döring Architekten unter Verwendung der Entwürfe verschiedener Verfasser Ansicht An der Frauenkirche Darstellung: Kai von Döring Architekten unter Verwendung der Entwürfe verschiedener Verfasser Typisch sächsische Farbigkeit Für die Fassadengestaltung wurden im 18. Jahrhundert häufig Erdfarben verwendet, als Bindemittel Kalk-, Kasein- oder Ölfarben. Die Häuserfronten wirkten dadurch weniger bunt und monoton als moderne Fassaden, denn der weiße Kalkgrund und die Art des Farbauftrages sorgten für eine spezielle Leuchtkraft und Wirkung der Farbtöne. Im frühen 18. Jahrhundert hatten viele Gebäude kräftige, starke Farben, zum Beispiel entstand ein besonders reiches farbiges Bild, zu dem auch grün oder blau bemalte Anwendung am Platz Dächer gehörten. Diese Darstellung vermittelt einen abstrakten Eindruck von der farblichen Mit der Tätigkeit des französischen Architekten Zacharias Longeulune im Dresdner Oberbauamt setzte sich um 1720 ein neues Stil-Ideal in Dresden durch, die zarte Lisenengliederung der Fassaden. Sie wurde bei Steinfassaden häufig in Putz ausgeführt, bei Putzfassaden fast immer illusionistisch angedeutet. Die Gliederung wurde allein durch gemalte Licht- und Schattentöne erzielt, oft in der gleichen Farbe. Schmuckteile Vielfalt an den freistehenden Platzfassaden. Sie entsteht durch eine einfache Mischung der Farbtöne aus der systematischen Übersicht. So wird ein harmonischer Farben­reichtum erreicht, der die grundsätzliche Gestaltungsabsicht für den Neumarkt verdeutlicht: eine möglichst klein­ teilige Bebauung mit mannigfaltigem Gestaltungsreichtum. waren oft in einem dunkleren Ton herausgehoben. Schlusssteine wurden manchmal intensiv blau bemalt, Laubwerk grün, Inschriften vergoldet. Materialien Metall- und Fenstertöne Rot (gebranntes Siena) oder dunkle Ockertöne. Der plastische Schmuck wurde kräftig gegenüber dem Fassadenfond abgesetzt. In der bürgerlichen Architektur setzten sich die monochrom bräunlichen Töne nicht überall durch. Modefarben waren mitunter Vorgaben Für Farben und Oberflächen ein helles Ocker (paille = strohfarben), ein helles Grün oder ein heller rötlicher Ton. Das städtebaulich-gestalterische Konzept formuliert konkrete Vorgaben für die Wahl Hier lagen Fond- und Gliederungstöne nah beieinander. Man strebte einen harmo- von Oberflächen und Farben der Gebäude am Neumarkt. So sollen vor allem regional- nischen, zarten Farbklang an. In den 1780er Jahren kamen Rosé und Apfelgrün in Mode. typische Materialien zum Einsatz kommen. Ortstypische Farbtöne dominieren den Platz Erst in den 90er Jahren setzte sich auch bei bürgerlichen Bauten ein Sandstein-Ton und sorgen für die typisch sächsische Farbigkeit. Die Vorgaben sind von historischen bei Putzfassaden allgemein durch. Diese spezielle Farbigkeit blieb vor allem auf Vorbildern abgeleitet. Das Farbkonzept bezieht sich auf zahlreiche Quellen. Dazu zählen Dresden beschränkt. Schon in der Oberlausitz wurden unter böhmischem Einfluss an- die berühmten Stadtansichten Canalettos, aber auch Texte oder die Analyse von Fassa- dere Farbtöne verwendet, zum Beispiel Rot und Weiß oder Ocker und Rosa. denfragmenten, die aus den Trümmern des zerstörten Platzes geborgen wurden. Dachfarbtöne Sandstein Dach: Biberschwanz, rotbraun (dunkler Brand) Straßenbelag Metallfarbtöne Fassade: getöntes Kalkweiß: Fassadenfarbtöne Weiß als Grundfarbe, Farbton Nr. 90 als Lasur Gewände, Gesimse, Erdgeschoss: Ocker: Farbton Nr. 122 Fenster: Lasur Eiche mittlere Helligkeit Fassade, Spiegelfelder: Untergrund Weiß, Farbton Nr. 35 als Lasur Gewände, Gesimse, Ornamentik, Spiegelrahmen: Warmes Grau: Farbton Nr. 84 als Grundfarbe, Farbton Nr. 179 als Lasur Fenster: RAL 9001, Cremeweiß Medaillon: NCS S 4040-R80B, Buchstaben ­vergoldet Gesamtdarstellung der Fassaden des Heinrich-Schütz-Hauses (links) und des Köhlerschen Hauses (rechts) an der Frauenstraße Zeichnung: Andreas Hummel mit Unterstützung durch die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden; Farbgestaltung: Claudia Freudenberg Architekt: feddersen architekten, Berlin Heinrich-Schütz-Haus Köhlersches Haus Fondtöne Systematische Farb­übersicht (Ausschnitt) Darstellung: C. Freudenberg, Dresden Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, »Die Frauenkirche in Dresden«, um 1751 Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Foto: Hans-Peter Klut ©Stadtplanungsamt Dresden 08 / 2009 · Tafel 6 · Gestaltung: www.sandstein.de Fensterfarbtöne Neumarkt Dresden > Das Farbkonzept