1 von 34 Buddhismus Religionen und Weltanschauungen • Beitrag 3 IV Der Buddhismus – eine Weltreligion Der Buddhismus als Weltreligion und „Lebensanleitung“ fasziniert die westliche Bevölkerung zunehmend. Bei Umfragen fallen die Sympathiewerte, die dem Buddhismus entgegengebracht werden, augenscheinlich hoch aus, gilt er doch als ausgesprochen friedliche Religion. Besonders große Wertschätzung erfährt der tibetische Dalai Lama, den viele Deutsche für den „weisesten Mann“ der Gegenwart halten. Medienauftritte prominenter Persönlichkeiten, die sich zum Buddhismus bekennen, oder Reisen in asiatische Länder tragen ebenso zur vermehrten Wahrnehmung der buddhistischen Lehre bei. Auch junge Menschen nehmen bei ihrer Suche nach Orientierung und Lebenssinn zunehmend die buddhistische Glaubenslehre in ihren Blick. Einzelne Elemente werden „herausgepickt“ und individuell in den eigenen Glauben eingebaut (Trend zur „Patchwork-Religiosität“). © Thinkstock Von Dr. Petra Müller-Uebele, Korntal-Münchingen t h c i s n a r o V In dieser Einheit beschäftigen sich Ihre Schülerinnen und Schüler mit dem Themenfeld Buddhismus und erarbeiten sich Antworten zu folgenden Fragestellungen: Wer war der Religionsgründer Siddhartha Gautama? Was hat er gelehrt? Welche buddhistischen Schulen gibt es und wo haben sie sich ausgebreitet? Wie wird buddhistisches Leben gestaltet? Buddhismus im Westen – eine „Modeerscheinung“? Inhalt Eine Weltreligion und ihr Gründer Siddhartha Gautama – Buddha Grundlagen buddhistischer Lehre Buddhistische Vielfalt Mönchtum und Feste Buddhismus im deutschsprachigen Raum Mandala und Gitterrätsel Dauer 5–7 Schulstunden Minimalplan: Eine Weltreligion und ihr Gründer Siddhartha Gautama – Buddha; Grundlagen buddhistischer Lehre; Buddhistische Vielfalt; Buddhismus im deutschsprachigen Raum Ihr Plus Methodisch abwechslungsreiche Einführung in eine Weltreligion (Comic, Quiz, Gitterrätsel usw.) 2 Folien 4 RAAbits Religion und Werte • Berufliche Schulen • Dezember 2012 IV Religionen und Weltanschauungen • Beitrag 3 Buddhismus 2 von 34 Fachliche Hinweise Der Buddhismus – eine Weltreligion Der Buddhismus gehört neben dem Judentum, Christentum, Hinduismus und Islam zu den fünf großen Weltreligionen. Der ursprüngliche Buddhismus kennt keinen allmächtigen Schöpfergott wie etwa das Judentum oder Christentum. Deshalb wird die buddhistische Lehre auch gerne als „Erfahrungsreligion“ bezeichnet im Gegensatz zu einer „Offenbarungsreligion“, wie es zum Beispiel das Christentum darstellt. Nach einer Schätzung von 2007 gibt es weltweit 385 Millionen buddhistische Gläubige. Der Religionsgründer Siddhartha Gautama Der Buddhismus geht auf Siddhartha Gautama, den Sohn einer Adelsfamilie aus Indien, zurück. Er lebte etwa zwischen 560 und 480 v. Chr. (manche neuere Forschungen setzen seine Geburt 100 Jahre später an). Sein Ehrentitel „Buddha“ wurde ihm nach seiner „Erleuchtung“ (Buddha: der Erwachte, der Erleuchtete) zuteil, die er in tiefer Meditation erlangte. Er predigte daraufhin seine Erfahrungen und gewann und gewann immer mehr Anhänger. Es entstanden Ordensgemeinschaften aus Mönchen und Nonnen, die von Laienanhängern mit Nahrung versorgt wurden. Die buddhistische Gemeinschaft wird Sangha genannt. t h c Karma und Wiedergeburt Buddha hatte die brahmanische Tradition vom Kreislauf der Wiedergeburt und von der Tatvergeltung aus seiner Umgebung übernommen. Jedes Wesen bestimmt demnach durch seine Gedanken, seine Einstellung, sein Handeln (Karma) das nächste Leben. Gute Taten führen zu einem guten Karma und so zu einer guten Wiedergeburt. Schlechte Taten bewirken das Gegenteil. Dieser endlose Kreislauf (Samsara) wird als leidvoll empfunden. i s n Die Lehre Buddhas – Befreiung vom Leiden a r o Auf der Erkenntnis, dass alles Leben aus Leiden besteht, basiert Buddhas Lehre (Dharma). Dieses Leiden soll wahrgenommen und überwunden werden. Zentral sind dabei die vier edlen Wahrheiten, die die Herkunft des Leidens und seine Überwindung erklären: 1. Alles Leben ist Leiden. 2. Leiden wird durch Gier hervorgerufen. 3. Befreiung von der Gier beendet das Leiden. 4. Der edle achtfache Weg führt zur Befreiung von der Gier und somit zum Ende des Leidens. V Der edle achtfache Pfad besteht aus acht Verhaltensregeln, die im Alltag umgesetzt werden sollen. Die fortwährende Vertiefung dieser Anordnungen im eigenen Leben zielt hin auf die Aufhebung des Begehrens, auf innere Leere und Freiheit, auf die eigene Erleuchtung, die ins Nirwana führt. Die verschiedenen Schulrichtungen und die „drei Juwelen“ Die buddhistische Lehre fand weite Verbreitung in verschiedensten Ländern Asiens. Die dort bereits vorhandenen Traditionen, Rituale oder Götter ansässiger Religionen haben den Buddhismus unterschiedlich beeinlusst. Die drei bedeutendsten Schulrichtungen heißen: – Hinayana- oder Theravada-Buddhismus („kleines Fahrzeug“) – Mahayana-Buddhismus („großes Fahrzeug“) – Vajrayana-Buddhismus („diamantenes Fahrzeug“). Trotz aller landestypischen Erscheinungsformen des Buddhismus beziehen sich alle Gruppierungen auf die „drei Juwelen“: d. h. sie bekennen sich zu Buddha, zur Lehre (Dharma) und zur Gemeinschaft (Sangha). 4 RAAbits Religion und Werte • Berufliche Schulen • Dezember 2012 IV Religionen und Weltanschauungen • Beitrag 3 Buddhismus 4 von 34 Verlaufsübersicht Stunde 1 Eine Weltreligion und ihr Gründer Siddhartha Gautama – Buddha M1 Buddhismus – eine Weltreligion / Einstieg in das Thema Buddhismus mit einem Weltreligionen-Quiz. Die Schülerinnen und Schüler beantworten verschiedene Fragestellungen zu den Weltreligionen, insbesondere zum Buddhismus M2 Buddhas Leben und Wirken / Beschäftigung mit Buddhas Leben anhand eines Comics M3 Buddha-Darstellungen / Wahrnehmung und Vergleich verschiedener BuddhaAbbildungen Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler werden in das Themenfeld „Buddhismus“ eingeführt. Stunde 2/3 Grundlagen buddhistischer Lehre M4 Die vier edlen Wahrheiten / Kritische Auseinandersetzung mit der buddhistischen These vom „Leben als Leiden“ M5 Der edle achtfache Pfad / Kennenlernen der acht Verhaltensaufforderungen, durch die das Leiden überwunden werden kann. Die Schülerinnen und Schüler vergleichen diese Gebote mit ihren eigenen Lebensregeln und Werten M6 Der mittlere Weg / Klärung des Begriffs als Lebensweg zwischen Askese und Luxus M7 Karma und Nirwana / Erarbeitung des Reinkarnations- und Karma-Begriffs Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit Grundlagen der buddhistischen Lehre und setzen sich damit kritisch auseinander. Stunde 4 Buddhistische Vielfalt M8 Drei große Schulrichtungen im Buddhismus / Vorstellung buddhistischer Hauptströmungen. Die Schülerinnen und Schüler suchen nach einer Erklärung für die Beliebtheit des Dalai Lama im Westen (bekanntester Vertreter der dritten Schulrichtung) t h c i s n a r o V M9 Die Verbreitung des Buddhismus in Asien / Erarbeitung der Ausbreitungsgebiete der buddhistischen Schulen anhand von Kartenmaterial M 10 Die drei Juwelen und fünf Shilas / Verbindende Grundinhalte der buddhistischen Gruppierungen werden erörtert und Vergleiche zu christlichen Normen gezogen Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler lernen den Buddhismus in seiner Vielfalt kennen und nehmen Grundinhalte wahr, die alle buddhistischen Gruppierungen miteinander verbinden. 4 RAAbits Religion und Werte • Berufliche Schulen • Dezember 2012 Buddhismus 5 von 34 Religionen und Weltanschauungen • Beitrag 3 IV Stunde 5 Mönchtum und Feste M 11 Nonnen und Mönche / Die Schülerinnen und Schüler schreiben anhand vorgegebener Stichpunkte einen „Wikipedia-Artikel“ zum buddhistischen Mönchtum und ziehen Vergleiche zum christlichen Ordensleben M 12 Ein großes Fest im Buddhismus / Exemplarische Vorstellung des Vesak-Festes. Die Lernenden ordnen den Ritualen des Festes die passenden Erklärungen zu Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler befassen sich mit dem Ordensleben und Festbräuchen im Buddhismus. Stunde 6 Buddhismus im deutschsprachigen Raum M 13 Buddhismus im deutschsprachigen Raum / Entwicklung des Buddhismus im deutschsprachigen Raum und Vorstellung eines Klosters in Österreich. Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Beliebtheit des Buddhismus unter „Promis“ M 14 Buddhismus im Westen – ein Selbstbedienungsladen? / Wahrnehmung der zunehmenden Bedeutung von Buddhismus im Zusammenhang von „PatchworkReligion“ Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der Stellung und Bedeutung des Buddhismus im deutschsprachigen Raum kritisch auseinander. Stunde 7 Mandala und Gitterrätsel M 15 Mandala – eine Meditationsform / Das Mandala als eine Möglichkeit der Meditation wird in das Blickfeld der Lernenden gerückt. Ein Bezug zu asiatischen Kampfkünsten wird hergestellt t h c i s n a r o M 16 Stundenziel: V Gitterrätsel / Kontrolle des Lernerfolgs anhand eines Gitterrätsels Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass Meditation im Buddhismus verschiedene Formen annehmen kann. Zum Abschluss der Einheit überprüfen die Lernenden mit einem Rätsel ihr neu gewonnenes Wissen zum Buddhismus. 4 RAAbits Religion und Werte • Berufliche Schulen • Dezember 2012 7 von 34 Buddhismus Religionen und Weltanschauungen • Beitrag 3 IV M1 Buddhismus – eine Weltreligion Auf unserer Erde gibt es viele Religionen. Einige davon sind schon Jahrtausende alt, andere dagegen entstanden deutlich später. Auch die Anzahl ihrer Gläubigen geht stark auseinander. Fünf dieser Religionen werden aufgrund ihrer hohen Anhängerzahl, ihrer weitläuigen Verbreitung oder ihres allgemeinen Geltungsanspruchs üblicherweise als Weltreligionen bezeichnet: Eine davon ist der Buddhismus. Weltreligionen-Quiz 1. Der Buddhismus entstand vor ungefähr 2500 Jahren (um 550 v. Chr.) in Indien. Welche Weltreligion ist älter, welche jünger? (Bitte ankreuzen) Christentum älter jünger Hinduismus älter jünger Islam Judentum älter jünger älter jünger 2. Schreiben Sie die zeitliche Abfolge der Weltreligionen – Ihrer Vermutung entsprechend – in den Zahlenstrahl. Ungefähre Jahreszahlen: 6000 v. Chr. 2500 v. Chr. 550 v. Chr. t h c 0 Buddhismus 630 n. Chr. i s n 3. 2007 wurden weltweit 385 Millionen Buddhisten gezählt. Welcher Weltreligion gehören mehr, welcher weniger Gläubige an? (Bitte ankreuzen) Christentum mehr weniger a r o Islam mehr weniger Hinduismus mehr weniger Judentum mehr weniger 4. Welche Symbole oder Gegenstände gehören zum Buddhismus? Kreisen Sie die entsprechenden Zeichnungen ein. V Aufgabe Lesen Sie die Texte und füllen Sie das Weltreligionen-Quiz aus. 4 RAAbits Religion und Werte • Berufliche Schulen • Dezember 2012 IV Religionen und Weltanschauungen • Beitrag 3 Buddhismus 8 von 34 M2 Buddhas Leben und Wirken Siddhartha Gautama, der Sohn einer adligen Familie in Nordindien, führt ein sorgenfreies und behütetes Leben im Überluss und Luxus. Er wohnt in einem Palast und ist von schönen und gesunden Menschen umgeben. Alles Leid wird von ihm ferngehalten. Es folgen weitere Ausfahrten … Eines Tages macht Siddhartha mit seinem Wagenlenker eine Ausfahrt und begegnet dabei in der Welt „da draußen“ zum ersten Mal in seinem Leben dem Leid … t h c i s n a r o V Siddhartha wird nach seinen Ausfahrten bewusst, dass das Leben auch aus Leiden besteht. Er grübelt über dessen Grund und Sinn nach. Schließlich begegnet er einem Bettelmönch. Siddhartha beschließt, selbst ein Leben in Armut zu führen. Er möchte das menschliche Leiden überwinden. Heimlich verlässt Siddhartha seine Frau und seinen neugeborenen Sohn und lieht aus dem Palast. 4 RAAbits Religion und Werte • Berufliche Schulen • Dezember 2012 Buddhismus 15 von 34 Religionen und Weltanschauungen • Beitrag 3 IV M5 Der edle achtfache Pfad Wie sieht nun der Weg zur endgültigen Befreiung vom Leiden aus, den Buddha seinen Anhängern lehrt? Acht verschiedene Verhaltensaufforderungen sollen den buddhistischen Gläubigen zu einem disziplinierten, bewussten, mitfühlenden Handeln und Denken bewegen. Das Speichenrad – ein Symbol für Buddhas Lehre – wird als bildliche Darstellung verwendet, da die acht Speichen die acht Verhaltensregeln in Erinnerung rufen. Rechtes Erkennen: die „vier edlen Wahrheiten“ verstehen Rechtes Sich-Versenken: durch Meditation den Geist vom Alltäglichen freimachen und der Weisheit und Erleuchtung näherkommen Rechtes Wollen: Gier, Leid und Grausamkeiten verhindern wollen Rechte Rede: keine Lügen und Verleumdungen, keine Beschimpfungen, kein unnützes Geschwätz Rechte Achtsamkeit: der Gläubige soll sein Leben konzentriert und bewusst wahrnehmen und dabei auf sich und andere achten Rechte Anstrengung: unheilvolle Wünsche vermeiden, gute Gedanken entwickeln und beibehalten t h c i s n Rechtes Tun: kein Leben zerstören, nicht stehlen, keine sexuellen Ausschweifungen Rechtes Leben: einen Beruf ausüben, der anderen nicht schadet. Unterlassen soll man zum Beispiel den Handel mit Waffen, Alkohol oder Lebewesen a r o V Aufgaben 1. Notieren Sie in einer Tabelle die Gebote des „edlen achtfachen Pfades“, indem Sie den Satzanfang „Ein Buddhist soll ...“ ergänzen. Ein Buddhist soll ... − die „vier edlen Wahrheiten“ verstehen − ... 2. Welche Berufe könnte ein gläubiger Buddhist Ihrer Meinung nach ausüben? Welche sollte er meiden? Nennen Sie je drei Beispiele. 3. Denken Sie über Lebensregeln oder Werte nach, die Ihnen in Ihrem Leben wichtig sind. Gibt es Überschneidungen oder Unterschiede zum edlen achtfachen Pfad? Notieren Sie Ihre Ergebnisse. 4 RAAbits Religion und Werte • Berufliche Schulen • Dezember 2012 IV Religionen und Weltanschauungen • Beitrag 3 Buddhismus 22 von 34 M9 Die Verbreitung des Buddhismus in Asien Etwa 385 Millionen Menschen bekennen sich weltweit zum Buddhismus. Obwohl diese Religion inzwischen auf der ganzen Welt Anhänger indet, lebt der Großteil der buddhistischen Gläubigen nach wie vor in Asien. t h c i s n a r o V Legende: farbig markieren Theravada-Buddhismus farbig markieren Mahayana-Buddhismus farbig markieren Vajrayana-Buddhismus Aufgaben 1. Lesen Sie auf M 8 die Verbreitungsgebiete der einzelnen buddhistischen Schulrichtungen nach. Erstellen Sie eine Legende, indem Sie den „Fahrzeugen“ verschiedene Farben zuordnen (siehe oben). Markieren Sie die entsprechenden Länder in der jeweiligen Farbe auf der Asienkarte. 2. In der Literatur wird immer wieder zwischen nördlichem und südlichem Buddhismus unterschieden. Warum? 4 RAAbits Religion und Werte • Berufliche Schulen • Dezember 2012 29 von 34 Buddhismus M 13 5 10 Religionen und Weltanschauungen • Beitrag 3 IV Buddhismus im deutschsprachigen Raum Im 19. Jahrhundert befassten sich westliche Gelehrte mit buddhistischen Texten und übersetzten sie. Dadurch wurde der Buddhismus nach und nach auch in Europa bekannt. Die breite Öffentlichkeit nimmt jedoch erst in den letzten Jahrzehnten wirklich Notiz von diesem Lebensweg. Reisen in buddhistische Länder, Einwanderer aus Asien, die Faszination am „Exotischen“, Medienauftritte prominenter Persönlichkeiten, die sich zum Buddhismus bekennen, oder Filme über Buddhas Leben haben stark dazu beigetragen. Auch in Deutschland, der Schweiz oder in Österreich indet der Buddhismus immer mehr Zuspruch. Zahlreiche buddhistische Zentren und Gemeinschaften sind in diesen Ländern bereits entstanden. Sie organisieren sich in verschiedenen Dachverbänden*. Von den etwa 250 000 in Deutschland lebenden Buddhisten haben etwas mehr als die Hälfte deutsche Wurzeln, die anderen Gläubigen sind asiatischer Herkunft. Erläuterung: * In Deutschland: Deutsche Buddhistische Union; in Österreich: Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft; in der Schweiz: Schweizerische Buddhistische Union. Ein Beispiel: Tashi Rabten – das buddhistische Kloster Letzehof in Österreich 5 10 Das erste buddhistische Kloster in Österreich wurde 1983 vom tibetischen Meister Gesche Rapten Rinpotsche bei Feldkirch in Vorarlberg gegründet. Gesche Rapten war der persönliche philosophische Berater vom Dalai Lama. Etwa zehn buddhistische Mönche wohnen ständig im Kloster. Der Orden wird gerne von interessierten Vereinen, Gruppen und Schulklassen besucht, die sich einen Einblick in das buddhistische Denken und Leben verschaffen möchten. Außerdem indet dort alle zwei Wochen buddhistischer Religionsunterricht für Schülerinnen und Schüler statt. Für Erwachsene werden Seminare zu verschiedenen Themen und Meditationsunterricht angeboten. Wer den Klosteralltag miterleben, mehr über den Buddhismus erfahren oder auch einfach nur zur Ruhe kommen möchte, kann sich für eine beliebige Zeit ins Gästehaus einmieten. t h c i s n a r o V Auf einer Anhöhe des Klosteranwesens beindet sich ein Stupa. Die ersten Stupas im Buddhismus wurden als kuppelförmige Grabmale gebaut, um die Asche des verstorbenen Buddhas an verschiedenen Stätten aufzubewahren. Sie entwickelten sich schnell zu Wallfahrtsorten und stehen symbolisch für Buddha und seine Lehre. Heute werden in Stupas Reliquien* von herausragenden Mönchen aufbewahrt. Die Denkmäler fördern nach buddhistischem Verständnis Harmonie und Frieden zwischen den Lebewesen. Buddhisten umkreisen sie als Ritual im Uhrzeigersinn, Räucherstäbchen und Kerzen werden davor entzündet. Der Stupa vom Letzehof wurde 1987 im Gedenken an den verstorbenen Klostergründer Gesche Rapten Rinpotsche erbaut. Erläuterung: * Reliquie, die = Überreste der Gebeine, Asche, Zähne, Kleider oder Ähnliches eines Heiligen. Sie dienen der religiösen Verehrung. Text und Fotos: Petra Müller-Uebele Aufgaben 1. Welche prominente Persönlichkeiten aus westlichen Ländern sind Ihnen bekannt, die sich zum Buddhismus bekennen oder davon inspirieren lassen? Informieren Sie sich im Internet. 2. Warum scheint der Buddhismus gerade auf „Promis“ eine besondere Anziehung auszuüben? 3. Nehmen Sie selbst zum Buddhismus Stellung. Was gefällt Ihnen an dieser Religion? Was stößt Sie ab? 4. Führen Sie in Gruppenarbeit eine Recherche zu einem buddhistischen Zentrum oder Kloster in Ihrer Nähe durch. Notieren Sie Ihre Ergebnisse. 5. Nennen Sie mögliche Gründe, warum jemand für einige Tage als Gast in ein buddhistisches Kloster geht, um sich eine „Auszeit“ zu nehmen. 4 RAAbits Religion und Werte • Berufliche Schulen • Dezember 2012 15 20