Ergebnisse als PDF - Interkulturelle Ehen

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Interkulturelle Ehen
Deutsch-polnische Ehen in ihrem sozialen Umfeld
Magisterarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
einer Magistra Artium
der Universität Hamburg
vorgelegt von
Karolina Joanna Korth
aus Kwidzyn (Polen)
Hamburg, den 10. Juli 2006
-1INHALTSÜBERSICHT
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
4
TABELLENVERZEICHNIS
6
1 EINLEITUNG
7
1.1 Fragestellung und Ziel der Arbeit
7
1.2 Gliederung der Arbeit
9
2 THEORETISCHER TEIL
11
2.1 Terminologie: „Mischehe“ und „Interkulturelle Ehe“
11
2.1.1
Der Begriff „Mischehe“
11
2.1.2
Der Begriff „Interkulturelle Ehe“
16
2.2 Forschungsstand zu Mischehen
18
2.2.1
Das Konzept der Liebe
18
2.2.2
Forschungsgeschichte zu Mischehen
18
2.2.3
Existenz allgemeiner Partnerwahlregeln
19
2.2.4
Zentrale Kategorien der Partnerwahlregeln
20
2.2.4.1
Endogamie und Exogamie
21
2.2.4.2
Homogamie/ Heterogamie
23
2.2.5
2.2.6
Erklärungsmodelle zu Mischehen
25
2.2.5.1
Homogamiekonzepte
25
2.2.5.2
Heterogamiekonzepte
28
Spezielle Erklärungsansätze zu Mischehen
29
2.2.6.1
Inter-Gruppen-Situation
29
2.2.6.2
Summations- und Devianztheorie
30
2.2.6.3
Austauschtheorie
31
2.2.6.4
Mertons Theorie - Intermarriage
34
2.3 Geschichte der Mischehen in Deutschland
36
2.4 Statistischer Überblick
43
-22.5 Faktoren, die eine interkulturelle Eheschließung begünstigen
3 EMPIRISCHER TEIL
50
54
3.1 Methodisches Vorgehen
54
3.1.1
Konsequenzen des Forschungsdesigns
55
3.1.2
Konzeption des Fragebogens und der Pre-Test
57
3.1.3
Fragebogengestaltung
58
3.2 Beschreibung der Feldarbeit und der Online Befragung
58
3.2.1
Stichprobenauswahl
58
3.2.2
Ablauf der Online Befragung
60
3.3 Auswertung und Analyse der Befragungsergebnisse
3.3.1
3.3.2
3.3.3
65
Beschreibung der Stichprobe
65
3.3.1.1
Alter der Befragten
65
3.3.1.2
Heiratsjahr
66
3.3.1.3
Altersunterschied
67
3.3.1.4
Heiratsalter
68
3.3.1.5
Länge der Bekanntschaft
69
3.3.1.6
Familienstand vor der Eheschließung
70
3.3.1.7
Ort des Kennenlernens
70
3.3.1.8
Sprachkenntnisse
71
Prüfung der Theorien
74
3.3.2.1
Wohnort vor dem Kennenlernen
74
3.3.2.2
Bildungsabschluss der Befragten
75
3.3.2.3
Religiosität
78
3.3.2.4
Ähnlichkeit der sozialen Schicht
79
Reaktion des Umfeldes
80
3.3.3.1
Reaktion und Bedenken der Großeltern
81
3.3.3.2
Reaktion der Eltern
84
-3-
3.3.4
3.3.3.3
Reaktion der Gleichaltrigen
87
3.3.3.4
Zusammenhang der Sozialschichtszugehörigkeit
mit der Reaktion des Umfeldes
90
3.3.3.5
Reaktionen des Umfeldes im Kohortenvergleich
91
3.3.3.6
Kulturvergleich der Bedenken
98
Bewertung der empirischen Ergebnisse
100
4 ZUSAMMENFASSUNG/ FAZIT
101
APPENDIX: FRAGEBOGEN
104
APPENDIX: BEISPIELANSCHREIBEN ZUR UMFRAGE
113
APPENDIX: LISTE DER STARTKONTAKTE DES SCHNEEBALLVERFAHRENS
115
LITERATURVERZEICHNIS
116
-4-
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 2-1:
Bereitschaft unverheirateter ausländischer Frauen und
Männer zu einer Ehe mit Deutschen
41
Einstellung ausländischer Eltern zur Heirat Ihrer Kinder
mit Deutschen
42
Die Entwicklung der Eheschließungen von deutschen
Männern mit ausländischen Frauen
46
Die Entwicklung der Eheschließungen von deutschen
Frauen mit ausländischen Männern
47
Nationalitäten, die am häufigsten in eine gemischtnationale Ehe mit den Deutschen eingehen
49
Abbildung 3-1:
Fragebogen, Generelle Fragen zum Kennenlernen
60
Abbildung 3-2:
Fragebogen, Frage zur Reaktion der Familien
61
Abbildung 3-3:
Fragebogen, Beispielfrage in Tabellenform I
62
Abbildung 3-4:
Fragebogen, Beispielfrage in Tabellenform II
62
Abbildung 3-5:
Alter der Befragten
66
Abbildung 3-6:
Heiratsjahr der Befragten
67
Abbildung 3-7:
Altersunterschied der Befragten
68
Abbildung 3-8:
Länge der Bekanntschaft vor der Eheschließung
69
Abbildung 3-9:
Familienstand der Befragten vor der Eheschließung
70
Abbildung 2-2:
Abbildung 2-3:
Abbildung 2-4:
Abbildung 2-5:
Abbildung 3-10: Ort des Kennenlernens
71
Abbildung 3-11: Kenntnis der Muttersprache des Partners
72
Abbildung 3-12: Reaktionen auf die Ehe differenziert nach
Sprachkenntnissen
73
Abbildung 3-13: Wohnort vor dem Kennenlernen
75
Abbildung 3-14: Bildungsabschluss der Befragten
75
Abbildung 3-15: Unterschiede bezüglich des Bildungsniveaus der
Befragten
77
Abbildung 3-16: Korrelation der Reaktion des Umfeldes mit der
Bildungsdifferenz
78
Abbildung 3-17: Religiosität der Befragten
79
Abbildung 3-18: Ähnlichkeit der sozialen Schicht der Befragten
80
Abbildung 3-19: Familie mit positiverer Reaktion
81
Abbildung 3-20: Reaktion der Großelterngeneration
82
Abbildung 3-21: Begründung der Bedenken der Großelterngeneration
83
Abbildung 3-22: Reaktionen der Mütter
85
Abbildung 3-23: Reaktionen der Väter
86
-5Abbildung 3-24: Begründung der Bedenken in der Elterngeneration
87
Abbildung 3-25: Reaktionen der Gleichaltrigen
88
Abbildung 3-26: Begründung der Bedenken der Gleichaltrigen
88
Abbildung 3-27: Reaktion der Freunde nach Geschlecht
90
Abbildung 3-28: Reaktion der Eltern nach Sozialschichtszugehörigkeit
91
Abbildung 3-29: Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld nach Kohorte
92
Abbildung 3-30: Positive Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld nach
Kohorte
93
Abbildung 3-31: Negative Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld
94
Abbildung 3-32: Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld nach Kohorte
95
Abbildung 3-33: Positive Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld nach
Kohorte
96
Abbildung 3-34: Negative Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld
nach Kohorte
97
Abbildung 3-35: Anteil negativer Reaktionen nach Herkunftsland
98
Abbildung 3-36: Begründung der negativen Einstellung im
Kohortenvergleich je nach Herkunft
99
-6-
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 2-1:
Typologie der Partnerwahl im Einwanderungskontext
17
Tabelle 2-2:
Gruppierung der Ehen nach Norm und Praxis
23
Tabelle 2-3:
Häufigkeiten deutsch-ausländischer Eheschließungen im
Jahr 1997
45
Tabelle 3-1:
Herkunftsland und Geschlecht der Befragten
65
Tabelle 3-2:
Kreuztabelle zu Sprachkenntnissen in der Ehe
73
-7-
1 EINLEITUNG
1.1 Fragestellung und Ziel der Arbeit
„Die geöffneten Grenzen, die Auflösung der jahrhundertealten
Kultur- und Konfessionsgrenzen in Europa und die rapide Zunahme
der Mobilität und Modernisierung verursachen einen Bruch in der
alten Einstellung.“ (Swiatkowski 1997: 259)
Die Frage, ob die steigende Anzahl interkultureller Ehen zu einer Veränderung
der Einstellung diesen gegenüber führt, oder ob es vielleicht vielmehr die durch
neue Rahmenbedingungen geänderte Einstellung ist, die deren höhere Anzahl
bewirkt, ist schwer zu beantworten. Das in der letzten Zeit häufiger aufgetretene
Phänomen der Ehen zwischen Partnern mit unterschiedlichen kulturellen
Hintergründen hat die soziologische Forschung schon viele Jahrzehnte
beschäftigt.
Wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Thema der interkulturellen,
interethnischen oder internationalen Ehen stellen theoretische Modelle auf, die
erklären, warum diese Ehen geschlossen werden, und welche Auswirkungen
sie auf Ihr Umfeld haben. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, am Beispiel
deutsch-polnischer Ehen die Anwendbarkeit dieser theoretischen Modelle zu
überprüfen.
Die verschiedenen Erklärungsansätze, wie es zu diesen Ehen kommt,
charakterisieren bestimmte Merkmale der Eheleute und Ihres sozialen
Umfeldes. Daher können sie in dieser Arbeit für deutsch-polnische Ehen
validiert werden, indem die Merkmale der Stichprobe einer Befragung unter
deutsch-polnischen Eheleuten analysiert und mit den Ergebnissen der
Erklärungsansätze verglichen werden.
Darüber hinaus gibt es eine umfassende Literatur zum Thema der „Mischehen“,
die sich mit der Definition auseinander setzen. Aus dieser Literatur lässt sich
ableiten, dass es in der Geschichte immer Ehen gab, die von der Gesellschaft
als „Mischehen“ kategorisiert wurden. Allerdings haben z.B. politische und
historische
Entwicklungen
dazu
geführt,
dass
sich
die
Kriterien
zur
Kategorisierung als „Mischehe“ geändert haben. D.h., dass z.B. eine bayrisch-
-8niedersächsische Ehe vor einhundert Jahren als eine „Mischehe“ galt, heute
aber nicht mehr zu dieser Kategorie gehört.
Ferner schildert die Literatur eine untrennbare Verbindung einer „Mischehe“ mit
der Reaktion des Umfeldes und betont, dass eine Mischehe zwangsweise eine
Reaktion der Gesellschaft hervorruft. Wenn sich die Kategorisierung einer Ehe
ändert,
ändert
sich
auch
die
Reaktion
der
Gesellschaft.
Das
heißt
beispielsweise, dass die Reaktion der Gesellschaft auf eine bayrischniedersächsische Ehe vor einhundert Jahren anders war als heute, da diese
damals im Gegensatz zu heute durch die Gesellschaft als „Mischehe“
kategorisiert wurde.
Die Übertragbarkeit dieser Theorien auf deutsch-polnische Ehen soll in dieser
Arbeit getestet werden. Auf Basis der Theorien ist zu erwarten, dass die
ereignisreiche Geschichte der letzten hundert Jahre auch die Reaktionen auf
deutsch-polnische Ehen in ihrem Umfeld geändert hat. Es wird die Frage
gestellt, ob es tatsächlich aufgrund der politischen und kulturellen Änderungen1
zu einem Wandel der Einstellung gegenüber deutsch-polnischen Ehen kam.
Diese Änderung kann mit einer einmaligen empirischen Untersuchung nicht
direkt gezeigt werden, da es in der Vergangenheit keine Erhebungen zu diesem
Thema gegeben hat. Die Untersuchung dieser Arbeit basiert auf der Annahme,
dass die Kategorisierung einer Mischehe durch eine Person von deren
Sozialisation geprägt ist. Das heißt, dass eine ältere Person eine neu
geschlossene deutsch-polnische Ehe anderes kategorisiert als eine jüngere. In
der Untersuchung spiegelt sich das Alter in den unterschiedlichen Generationen
(Großeltern, Eltern, Gleichaltrige) wieder. Diese drei Generationen sind durch
unterschiedliche
beeinflussende
historische
Ereignisse
die
(unter
deutsch-polnischen
anderem
Krieg,
Verhältnisse
Kommunismus
vs.
Kapitalismus, Osterweiterung der Europäischen Union) geprägt worden und
kategorisieren
deutsch-polnische
Ehen
daher
aus
unterschiedlichen
Perspektiven. Es ist daher zu erwarten, dass die Reaktionen der Generationen
unterschiedlich ausgeprägt sind. Diese Unterschiede der Reaktionen sind
Gegenstand der empirischen Untersuchung dieser Arbeit und ermöglichen es,
1
Beseitigung des polnischen Kommunismus, Globalisierung, Osterweiterung der Europäischen
Union
-9mit einer einmaligen Kohortenerhebung die angesprochene Änderung zu
untersuchen.
Die durch die Erhebung gewonnen Daten dienen sowohl der Belegung bzw.
Widerlegung der Theorien zum Thema interkultureller Ehen als auch zur
Gewinnung neuer Informationen über bestimmte Tendenzen bezüglich
Akzeptanz der deutsch-polnischen Ehen in Deutschland.
1.2 Gliederung der Arbeit
Um einen Bezugsrahmen für das Thema der interkulturellen Ehen und der
Reaktion des Umfeldes darzustellen, werden im ersten, theoretischen Teil der
Arbeit die Ergebnisse der Untersuchungen zu diesen Themen und die darauf
basierenden Partnerwahltheorien dargestellt. Eine ausführliche Darstellung und
ein Vergleich der Begriffe wird vorgenommen, denn „in der deutschsprachigen
Literatur gibt es eine Fülle von Begriffen, die das untersuchte Phänomen
umfassen wollen“ (Kienecker 1993: 9). In diesem Teil wird auch der
Zusammenhang
der
Reaktionen
des
Umfeldes
mit
interkulturellen
Eheschließungen erläutert. Ziel dieses Abschnittes ist es, sich dem in der
Literatur kaum thematisierten Thema der Reaktion des sozialen Umfeldes auf
eine interkulturelle Ehe systematisch zu nähern und auch den Hintergrund für
eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik zu liefern.
Ferner werden Theorien zu heterogenen Ehen aufgezeigt, die sich mit diesem
Phänomen beschäftigen und den Aspekt der hervorgerufenen Reaktionen
thematisieren. Da der Forschungsstand zum Thema interkultureller Ehen in
Deutschland sehr spärlich ist, wird diese Problematik anhand genereller
Theorien zu Mischehen dargestellt, mit einer vorherigen Überprüfung von deren
Übertragbarkeit. Das bedeutet, dass in dieser Arbeit lediglich die Theorien
präsentiert werden, die einen Beitrag zur Klärung des Themas deutschpolnischer Ehen im Kontext ihres sozialen Umfelds leisten.
Danach wird die Geschichte der Mischehen mit Fokus auf deutsch-polnische
Ehen präsentiert, um die Wandelbarkeit des Begriffes und der in der
Gesellschaft
verdeutlichen.
herrschenden
Anschließend
Partnerwahlregeln
werden
im
statistische
Laufe
der
Daten
Zeit
zu
bezüglich
- 10 internationaler2 und deutsch-polnischer Ehen ausgewertet. Auch die Ergebnisse
einer Untersuchung zur Einstellung zu Mischehen werden präsentiert, um
Tendenzen in den Reaktionen aufzuzeigen.
Der zweite und methodische Teil der Arbeit beschäftigt sich explizit mit deutschpolnischen Ehen. Für die Erforschung des Themas wurde eine Umfrage
durchgeführt. Die Begründung der Entscheidung über das Forschungsdesign
und der Ablauf aller Etappen der Forschung werden in diesem Teil beschrieben.
Danach werden die Ergebnisse der Untersuchung präsentiert, die mit der
Stichprobenbeschreibung anfangen. Ferner wird die Übertragbarkeit der
theoretischen Aufsätze auf die für die Untersuchung gewonnene Stichprobe
überprüft. Danach werden Fragen nach den Reaktionen des Umfeldes auf die
deutsch-polnische Eheschließung ausgewertet und die Antworten sowohl
interkulturell als auch zwischen den Generationen verglichen.
Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit zusammenfassend dargestellt
und eine Reihe von Fragen präsentiert, die durch diese Arbeit nicht beantwortet
werden konnten, jedoch eine relevante Rolle für das Thema spielen.
2
Leider ermöglichen statistische Daten nur die Analyse internationaler Ehen. Interkulturelle
Eheschließungen werden nicht statistisch erfasst.
- 11 -
2 THEORETISCHER TEIL
Obwohl interkulturelle Ehen in letzter Zeit häufiger thematisiert wurden, ist der
Stand der Literatur im deutschsprachigen Raum ziemlich dürftig. In der
polnischen
Literatur
wurde
das
Thema
bis
vor
kurzem3
konsequent
ausgeblendet. Aus diesem Grund wurde englisch- und französischsprachige
Literatur als Grundlage herangezogen. Als Basis dieser Arbeit gelten
theoretische Aufsätze zum Thema Mischehen4, einige Materialien, die
interkulturelle oder deutsch-polnischen Ehen thematisieren, statistische Daten
zu internationalen Ehen und empirische Untersuchungen. Die bisherigen
wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Thema der interkulturellen,
interethnischen oder internationalen Ehen beschäftigen sich vor allem mit der
Frage, warum es „bestimmte Menschen vorziehen, ihre Partner außerhalb der
eigenen Gruppe zu wählen“ (Kienecker 1993: 6). Im Folgenden werden die in
der Arbeit und Literatur verwendeten Begriffe erläutert.
2.1 Terminologie: „Mischehe“ und „Interkulturelle Ehe“
2.1.1 Der Begriff „Mischehe“
„Mischehe ist ein vielfältig verwendeter Terminus, der jedoch in
unterschiedlichen Bedeutungen verwendet wird. Dabei entsteht die
Gefahr, dass die umgangssprachliche Bedeutung dieses Begriffes in
der wissenschaftlichen Diskussion übernommen wird.“ (Kienecker
1993: 10)
Inzwischen findet man in der Literatur eine Vielzahl von Begriffen, die dieses
Phänomen bezeichnen. Mischehe gilt als ein Oberbegriff für Beschreibungen
aller Arten von Ehen, die gegen die Endogamieregel5 verstoßen. Als Lautman
(vgl. Lautman 1973: 105) in dem Zentralblatt für Ehe- und Familienkunde eine
umfassende Auseinandersetzung mit dem Thema „Mischehe“ publizierte, hat er
an allererster Stelle das Problem der Mehrdeutigkeit dieses Begriffes
thematisiert.
3
2002 hat Emilia Jaroszewska ihr Buch „Deutsch-polnische Ehen“ veröffentlicht. Es ist dabei
jedoch zu beachten, dass die polnische Wissenschaftlerin als DAAD Stipendiatin in
Deutschland geforscht hat.
4
Hier wird der Begriff Mischehe als Oberbegriff für den Begriff „interkulturelle Ehen“ verstanden.
5
Der Begriff wird ausführlich Im Kapitel 2.2.4 Zentrale Kategorien der Partnerwahlregeln, Seite:
20 beschrieben.
- 12 „....es ist keineswegs eindeutig, nach welchen Gesichtspunkten eine
Ehe als gemischt deklariert werden kann, nach soziologischen,
psychologischen, ethnischen je für sich, oder nach allen zusammen?
Der Begriff Mischehe ist sehr relativ.“ (Lautman 1973: 105)
Um Klarheit zu schaffen, ist daher eine Klärung der in der Diskussion über
Mischehen verwendeten Begriffe notwendig.
Obwohl
jede
Ehe
durch
viele
Unterschiede
zwischen
den
Partnern
gekennzeichnet ist, tragen diese Differenzen nicht immer dazu bei, dass solche
Ehen als Mischehen betrachtet werden.
„Individuals vary in an infinite number of ways but most of these ways
do not seem to affect the patterns of one’s behaviour or the
evaluation that one places on another. For example the are blue,
brown, green, and a variety of eye colours, but it hasn’t occurred to
anyone to consider the marriage of a blue-eyed women to a greeneyed man as a mixed marriage and therefore an alliance that might
be fraught with special problems. Neither has it occurred to anyone
that the marriage of a chubby person to a thin one is to be
considered a mixed marriage.“ (Nye/Bernardo 1973: 137f)
Nun stellt sich die Frage, was eine Ehe zur Mischehe macht, wenn aus der
soziologischen Perspektive die bloße Existenz von Unterschieden zwischen
den Partnern nicht ausreicht, eine Ehe als Mischehe zu bezeichnen. Die
Einordnung einer Ehe in die Kategorie der Mischehen ist vor allem mit der
gesellschaftlichen Einschätzung der Relevanz der Unterschiede zwischen den
Herkunftsgruppen der Eheleute verknüpft:
“Intermarriage will be defined as marriage of persons deriving from
different in-groups and out-groups other than family which are
culturally conceived as relevant to the choice of a spouse.” (Merton
1966: 219)
Das bedeutet, dass die Differenzen bezüglich der Gruppenzugehörigkeit von
der Gesellschaft wahrgenommen und für wichtig gehalten werden müssen.
Zusammenfassend:
- 13 „It is not the existence of a difference- whatever that difference may
be- that defines mixedness but the existence of an endogamous
social group which operates according to a social definition of
‘difference’ and accepts the notion of interdict”. (Bensimon/Lautmann
1975: 39)
Die Erfüllung der oben genannten Bedingungen, also die Zugehörigkeit der
Partner zu Gruppen, deren Unterschiede im Umfeld der Eheleute sowohl
wahrgenommen als auch für wichtig gehalten werden, genügt aber nicht, um
eine Ehe als Mischehe bezeichnen zu können. Ausschlaggebend ist der Fakt,
dass die Ehe gegen die in der bestimmten Gesellschaft geltenden
Partnerwahlregeln geschlossen wurde, die es vorschreiben, innerhalb der
eigenen Gruppe zu heiraten. Entscheidend für eine Mischehe ist also nicht eine
Mischung per se, sondern eine Durchbrechung der Heiratsregeln, die
Zusammenhalt und Überleben der eigenen Gruppe garantieren sollen. Die
Personen, die geltende Endogamieregeln durchbrechen, führen aus der Sicht
der Gruppe zu ungewollten Überschreitungen von Gruppengrenzen, und
verletzen dadurch in ihren jeweiligen In-Groups herrschende Interessen,
Vorschriften, und Traditionen.
“Mixed marriage is then the union between two people who should
not
have
married.
Their
marriage
infringes
upon
principles
considered as important for the survival and cohesion of the group.“
(Bensimon/Lautman 1975: 39)
Die Durchbrechung der geltenden Heiratsregeln ist die Erklärung, warum eine
Mischehe per se eine Reaktion der Gesellschaft hervorruft. Diesen Punkt hat
Müller-Dincu (vgl. Müller-Dincu 1981: 48) schon in ihrer Definition der
Mischehen berücksichtigt: Sie bezeichnete Mischehen als Ehen, deren
Schließung
aufgrund
der
unterschiedlichen
Gruppenzugehörigkeit
„eine
Reaktion in dem sozialen Umfeld auslösen“ (Müller-Dincu 1981: 48). Diese
Aussage sollte beweisen, dass Mischehen zu einem anerkannten Problem
gehören (vgl. Lautman 1973: 106).
Die Reaktion auf eine Ehe, die gegen soziale Regeln verstößt, ist „nicht
zwangsläufig feindselig (…), aber kann zumindest ambivalent sein“ (Lautman
- 14 1973: 108). Der Widerstand, der gegenüber einer heterogenen Ehe gezeigt
wird, die aus zwei Partnern besteht, die „sich nicht hätten heiraten sollen“
(Lautman 1973: 108), sollte dazu dienen, die geltenden Heiratsregeln aufrecht
zu erhalten.
Zusammenfassend: Es wurde festgestellt, dass eine Ehe als Mischehe
betrachtet werden kann, wenn sie wegen bestehender und wahrgenommener
Unterschiede in der Gruppenzugehörigkeit eine Reaktion der sozialen
Umgebung erregt, weil sie gegen die in der Gesellschaft herrschenden
Heiratsregeln verstößt.
Diese Verknüpfung der Definition mit der sozialen Bewertung der Differenzen
macht sie sehr wandelbar. Daher kann die Definition der Mischehe weder
unveränderlich, noch allgemein gültig sein, sie wechselt zur gleichen Zeit je
nach Gebiet und variiert je nach Ort und der dort üblichen Normen und Werte
(Lautman, 1973: 106).
So, wie sich die Gesellschaft entwickelt, ändert sich auch die Definition der
Mischehe.
„Eine Ehe zwischen einem Bayer und einer Holsteinerin ist im
Allgemeinbewusstsein keine Mischehe mehr, und in bestimmten
gesellschaftlichen
Kreisen,
gilt
das
schon
für
Ehepaare
verschiedener Nationalität.“ (Groeger,1974: 118)
Der Punkt, dass der Begriff „Mischehe“ sowohl kulturbedingt ist, als auch von
der Bewertung der sozialen Gruppe und von sozialen und politischen
Entscheidungen abhängig ist, zeigt deutlich seine Ungenauigkeit. Auf die
Wahrnehmung der Mischehen haben viele politische Geschehnisse einen
zusätzlichen Einfluss. Im sich einigenden Europa zum Beispiel, sind durch
Eheschließungen verursachte Verbindungen zwischen den Kulturen weniger
mit einer Gefahr verbunden, wie sie es noch am Anfang des zwanzigsten
Jahrhundert gewesen wären. Die durch die politischen und historischen
Geschehnisse bedingte Wandelung der Definition der Mischehen spielt eine
ganz relevante Rolle für heutige deutsch-polnische Ehen. Denn die deutschpolnische Geschichte der letzten hundert Jahre war sehr abwechslungsreich.
Die älteren Generationen haben die deutsch-polnischen Verhältnisse unter den
- 15 Kriegsbedingungen des zweiten Weltkriegs erlebt, danach wurden die
Beziehungen durch den kommunistisch- kapitalistischen Rahmen beeinflusst,
und in den letzten Jahren wurden die Länder im Zuge der Osterweiterung der
Europäischen Union nicht mehr gegenüber sondern nebeneinander gestellt. Es
ist zu erwarten, dass die sich wandelnde gegenseitige Wahrnehmung des
jeweiligen Nachbarlandes zu einer Veränderung der Einstellung gegenüber
deutsch-polnischen Ehen führte. Diese auf der Definition der Mischehen
basierende Annahme wird im methodischen Teil der Arbeit geprüft.
Der Begriff „Mischehe“ wird heutzutage in der Literatur vermieden. Die
folgenden Faktoren und Argumente spielen bei dem bewussten Verzicht auf
diesen Begriff eine erhebliche Rolle:
1. Die belastende und aus dem zweiten Weltkrieg stammende Vergangenheit6
des Begriffs führt dazu, dass man ihn ungern benutzt.
„Unbehaglich klingen schon die Bezeichnungen ‚binationale Ehen’,
‚bikulturelle Familien’, ‚Interethnische Lebensgemeinschaften’ –
umständliche, künstliche Begriffe voll Berührungsangst, mit denen
man wenig verbindet, bis man sie insgeheim übersetzt hat in das,
was gemeint ist: ‚Mischehen’.“ (Elschenbroich 1988: 187)
2. Eine große Unschärfe und Mehrdeutigkeit des Begriffs trägt dazu bei, dass
er heutzutage durch präzisere Begriffe ersetzt wird. Den Entschluss über die
benutzte Definition bestimmt in diesem Fall, welchen Aspekt der Mischehen
man analysiert. Dies bedeutet, dass es sich häufig nicht um ein Ersetzen
des Begriffes handelt, sondern um eine Begrenzung des Begriffes und um
ein Fixieren auf einen speziellen Gesichtspunkt.
3. Manche Autoren lehnen diesen Begriff grundsätzlich ab, weil sie ihn als
falsch bezeichnen. Er würde implizieren, das es auch „nicht-gemischteEhen“ gibt, was gegen die Definition einer Ehe ist, laut derer eine Ehe eine
Mischung von zwei Persönlichkeiten ist (vgl. Varro 2002: 15).
Die angesprochene Unschärfe und der negative Beiklang des Begriffes waren
auch die Argumente, die dazu geführt haben, dass auch in der vorliegenden
Arbeit der Begriff Mischehe nur als Oberbegriff benutzt wird. Die Gleichstellung
6
Thematisiert im Kapitel 2.3 Geschichte der Mischehen, Seite: 36.
- 16 der deutsch-polnischen Ehe mit Mischehen würde dazu führen, dass begrifflich
nicht
klar
wird,
welches
Merkmal
zu
dieser
Zuordnung
geführt
hat
(Staatsangehörigkeit, Religion oder Kultur). Der Begriff Mischehen beinhaltet
jedoch zwei relevante Aspekte, die ich in meiner Arbeit aufgreife und im
methodischen Teil untersuche. Dazu gehört die Wandelbarkeit des Begriffes
durch sowohl politische als auch historische Geschehnisse und die untrennbare
Verbindung zwischen der Definition einer Ehe als Mischehen und der Reaktion,
die diese im Umfeld der Eheleute auslöst.
Es ist ferner zu beachten, dass sogar diejenigen Autoren, die den Begriff
„Mischehe“ missbilligen, diesen in ihren theoretischen Aufsätzen zur Hilfe
nehmen, weil er trotz aller Bedenken immer noch als allgemein anerkannter
Oberbegriff gilt. Diese Tatsache spiegelt sich in dieser Arbeit wieder: Die
Ansätze, die im Original der Texte den Begriff „Mischehe“ als Synonym für
heterogene Ehen benutzten, werden in dieser Arbeit mit einer unveränderten
Begrifflichkeit wiedergegeben.
2.1.2 Der Begriff „Interkulturelle Ehe“
Diese
Arbeit
betrachtet
deutsch-polnische
Ehen
unabhängig
von
der
Staatsangehörigkeit der Partner. Das heißt, dass deutsch-polnisch in diesem
Fall kein Unterbegriff von „binational“ ist. Wenn man die Begrifflichkeit von
Bossard (vgl. Bossard 1939: 792) benutzt, wäre für diesen Fall „Nationality“ ein
passender Begriff. Unter „Nationality“ versteht Bossard nationale Herkunft, die
auf kulturelle Abstammung bezogen ist7.
Aus Tabelle 2-1 wird ersichtlich, dass sich Paare bezüglich ihrer Partnerwahl in
vier Gruppen einteilen lassen. Auf dieser Unterteilung basierend beschäftigt
sich diese Arbeit sowohl mit nationalitätsinternen, interethnischen (bikulturellen)
als auch binationalen interethnischen (bikulturellen) Ehen. In dieser Arbeit wird
der Begriff deutsch-polnische Ehen als Unterbegriff von interkulturellen Ehen
gebraucht. Als interkulturelle Ehen werden wiederum Ehen verstanden, die eine
unterschiedliche ethnische Zugehörigkeit der Partner aufweisen.
7
Der Begriff kann jedoch irreführend sein, weil „Nationality“ auf Deutsch und Englisch sowohl
Staatsangehörigkeit, als auch kulturelle (ethnische) Zugehörigkeit bedeutet (Duden 2003,
Cambridge 1995).
- 17 -
Tabelle 2-1:
Typologie der Partnerwahl im Einwanderungskontext
(Sechster Familienbericht 2000: 79)
Der Begriff „interkultureller Ehen“ wurde zur Vermeidung von Verzerrungen, die
durch Einbürgerungen entstehen, gewählt. Zusätzlich umfasst er eine große
Bandbreite von Mischungen (auch sprachliche, religiöse). Die analysierten
Mischungen sollten jedoch immer auf ethnische Zugehörigkeit zurückführbar
sein. Dies heißt, dass eine Nord-Süddeutsche Ehe nicht als interkulturelle Ehe
verstanden wird. Die in der Arbeit benutzte Definition entspricht der Definition
von Gordon. Interkulturelle Ehen versteht man laut diesem Ansatz als Ehen „in
which each of the parties to the marriage was reared in a cultural and national
environment which differs from that of the other.“ (Gordon 1964: 1). Eheleute,
die einen unterschiedlichen kulturellen (ethnischen) Hintergrund haben, „haben
verschiedene „Welten“ internalisiert, die sich auch auf die Definition und
Erwartungen in Bezug auf die Ehebeziehung und auf die familialen Rollen
erstrecken. Sie haben jeweils ein eigenes Konzept der Ehe.“ (Müller-Dincu
1981: 45). Dies kann zu einer Reaktion des sozialen Umfeldes führen. Die
Benutzung des Begriffs „interkulturelle Ehen“ bietet im Gegensatz zu dem
Begriff der Mischehen die Möglichkeit der klareren Eingrenzung des Themas
durch die Schärfe des Begriffes.
Dieser Begriff verhindert auch die Verzerrungen die durch die große Anzahl von
Einbürgerungen der polnischen Staatsbürger in Deutschland entstehen
könnten. Wenn man die konstant hohe Anzahl (vgl. Beauftragte der
Bundesregierung für Migration 2005:9) der Einbürgerungen berücksichtigt,
würde z.B. die Entscheidung für das Aufbauen der Studie auf den Begriff
„binational“ die Ausblendung vieler Ehen bedeuten, die für das Thema
interessant sein können. Auch die große Anzahl Ehen, die zwischen
- 18 Spätaussiedlern8 mit polnischen Staatbürgern geschlossen werden, spricht
dafür, auf den Begriff binational9 zu verzichten und ihn durch den Begriff
bikulturell zu ersetzten.
2.2 Forschungsstand zu Mischehen
2.2.1 Das Konzept der Liebe
Es kann die Frage gestellt werden, warum Mischehen aus der soziologischen
Perspektive
Überzeugung,
betrachtet
dass
werden.
Ehen
Schließlich
aufgrund
von
herrscht
Liebe
(die
heutzutage
alle
die
anderen
Beziehungsgrundlagen außer Kraft setzt) geschlossen werden. Obwohl
Eheschließungen mehr und mehr in den privaten Bereich des Lebens gerückt
sind, steigt das Interesse der Soziologie an Erklärungen, warum sich bestimmte
Personen ineinander verlieben, und warum manche Liebesbeziehungen zu
einer Ehe führen. Die soziologische Analyse moderner Heiratsmuster zeigt
deutlich, dass trotz zunehmender Individualisierung kein Rückgang der sozialen
Strukturierung festzustellen ist (vgl. Hill, Kopp 2001: 11ff). Partnerwahl ist „kein
Phänomen, das dem Zufallsprinzip folgt.“ (Müller-Dincu 1981: 53). “Although a
person is `free´ to marry someone considerably older or younger, most single
persons select a member of opposite sex from a closely related age group”
(Eshleman 1978: 287).
Weil die romantische Vorstellung der Partnerwahl aus sozialwissenschaftlicher
Sicht nicht ausreichend ist, wurden soziologische Theorien entwickelt, die
sowohl Homogenität als auch Heterogenität der Partner thematisieren und
außerhalb der individuellen Persönlichkeit liegende Faktoren10 analysieren.
2.2.2 Forschungsgeschichte zu Mischehen11
Die Debatte über Mischehen wurde anfangs stark durch eine „melting-pot of
nations“ Vorstellung beeinflusst. Dieses Konzept betrachtet geschlossene
heterogame Ehen als „präzises quantitatives Maß für Assimilation und als
Indikator für die Auflösung und Durchlässigkeit “rassischer“, religiöser und
8
Spätaussiedler werden statistisch als Deutsche erfasst.
In diesem Begriff ist die Staatsangehörigkeit der Hauptfaktor zur Klassifikation dieser Gruppe.
10
U.a. Herkunft, Kultur, Religion, Status oder Rasse
11
In der Originalsprache „Intermarriage“
9
- 19 ethnischer Grenzen“ (Kienecker 1993: 28). Seit die „Melting-pot“12 Theorie für
unzutreffend erklärt wurde, haben Soziologen13 versucht, dass Phänomen der
Mischehen anhand strukturell-funktioneller Analysen neu zu erforschen.
In diesem Kapitel werden lediglich die Theorien dargestellt, die eine
Anwendbarkeit für interkulturelle Ehen aufweisen.
Im nächsten Abschnitt werden Forschungsergebnisse und theoretische
Grundlagen thematisiert, die sich mit der Heterogenität der Ehepartner
befassen. Die Forschung untersucht in diesem Bereich unterschiedliche
Formen der heterogenen Eheschließungen und versucht allgemein gültige
Thesen aufzustellen.
2.2.3 Existenz allgemeiner Partnerwahlregeln
Trotz der angesprochenen allgemeinen Überzeugung, dass Eheschließungen
zur Privatsphäre gehören, werden in einer Gesellschaft Heiratsregeln und
Vorstellungen vermittelt, die eine so genannte „Grammatik für interpersonale
Beziehungen“ (Maretzki 1977: 3) bilden.
Jede Partnerwahl wird in einer Gesellschaft bewertet, und es lässt sich ein
gesellschaftliches Interesse daran erkennen, die Partnerwahl zu beeinflussen.
Soziale Regeln bestimmen, welche Beziehungen gut oder schlecht sind, welche
Partner zu einander passen und wer überhaupt heiratsfähig ist. Und da fast alle
Partnerschaften
sich
hinsichtlich
eines
Merkmals
voneinander
deutlich
unterscheiden, werden auch die Regeln, die über die Reinheit der Ehe
entscheiden, in der Gesellschaft bestimmt (vgl. Elschenbroich 1988: 189).
„There is probably no society in which people do choose their
marriage partner on a completely individual basis. Only when
persons consider the socialisation processes that lead them to prefer
certain types of persons for marriage, consider the social pressures
to marry certain types of persons, and investigate the extent of
monogamy and endogamy within a given society, do they become
12
Melting pot - Begriff, der die Assimilation und die Integration von Einwanderern beschreibt.
Die verschiedenen Kulturen und Werte sollen sich zu einer gemeinsamen integrierten
nationalen Kultur mischen. Kennedy hat 1944 mit einer Studie, in der er Daten von
Eheschließungen in New Haven, Connecticut von 1870 bis 1940 untersuchte festgestellt, dass
die ethnischen Grenzen nur innerhalb der drei großen Glaubensrichtungen überwunden
wurden, aber keine rassischen Grenzen durchbrochen hatten (vgl. Kennedy 1944: 331-339).
13
U.a. Merton und Davis
- 20 aware of the limited freedom of choice that does exist.” (Eshleman
1974: 280)
Anders gesagt: „No society lacks a system of marriage. In no society is the
selection of a marriage partner unregulated and indiscriminated.” (Merton, 1966:
217)
Das große Interesse an der Beeinflussung der Partnerwahl, die sich in allen
Gesellschaften zeigt, kann dadurch erklärt werden, dass jede geschlossene
Ehe eine Beziehung zwischen unterschiedlichen Gruppen schafft. Deswegen
kann die persönliche Entscheidung über die Wahl des Partners für die ganze
Gesellschaft relevant sein.
Der gesellschaftliche Druck, der Partnerwahlregeln diktiert, spielt eine
erhebliche Rolle bei der Partnerwahl, die im großen Teil tatsächlich durch die
herrschende Gesellschaftsschicht mitbestimmt wird. Diese Annahme haben
Hendrickx, Schreuder und Ultee anhand einer Analyse bikonfessioneller
Eheschließungen bestätigt. Sie haben gezeigt, dass die Schwächung der
großen Religionsgemeinschaften, die allgemeine Abnahme an Religiosität in
der Gesellschaft, sowie die Lockerung der herrschenden Heiratsregeln, stark
mit der zunehmenden Anzahl der konfessionellen Mischehen in Deutschland
korrelieren (vgl. Hendrickx/Schreuder/Ultee 1994: 634ff). Es wurde vermutet,
dass sich im Laufe der Zeit auch die herrschenden Regeln bezüglich anderer
Merkmale lockern werden, was dann zu einer steigenden Anzahl solcher
Eheschließungen führen kann (vgl. von Fürstenberg 1997: 11).
Ähnlich
wie
die
Definitionen
einer
heterogenen
Ehe
sind
auch
die
Partnerwahlregeln sehr diffus: erstens sind sie kulturabhängig, zweitens, wie
alle gesellschaftlichen Phänomene, veränderbar im zeitlichen Ablauf. Die
Analyse der existierenden Partnerwahlregeln ist für das Thema der deutschpolnischen Ehen notwendig, weil die Reaktion auf eine interkulturelle
Eheschließung
von
der
Existenz
und
Stärke
der
Ausprägung
von
Partnerwahlregeln abhängt.
2.2.4 Zentrale Kategorien der Partnerwahlregeln
Grob
betrachtet
lassen
sich
bei
grundlegende Prinzipien erkennen:
allgemeinen
Partnerwahlregeln
zwei
- 21 1. Endogamie: Regeln, die die Wahl eines Partners innerhalb der eigenen
Gruppe vorschreiben
2. Exogamie: Regeln, die die Wahl eines Partners außerhalb der eigenen
Gruppe vorschreiben
In den Partnerwahlregeln kommen sowohl Elemente der Endogamie als auch
der Exogamie vor. „Exogamy and heterogamy are often used interchangeably.
However, technically speaking, exogamy requires differences whereas
heterogamy denotes differences.” (Eshleman 1974: 280)
2.2.4.1
Endogamie und Exogamie
Endogamie ist eine soziale Regel, nach der man innerhalb der gegebenen
Gruppe heiraten sollte. Als Kriterien der Zugehörigkeit zur Gruppe dienen unter
anderem Religion, Nationalität, Ethnie oder Hauptfarbe. Die Endogamieregeln
gelten als eine Garantie der Loyalität gegenüber der eigenen Gruppe und als
eine Gewährleistung des Status der nächsten Generationen.
“Endogamy is a device which serves to maintain social prerogatives
and immunities within a social group. It helps prevent the diffusion of
power, authority and preferred status to persons who are not
affiliated with a dominant group. It serves further to accentuate and
symbolize the reality of the group by setting it off against other
discriminable social units. Endogamy serves as an isolation and
exclusion device, with the function of increasing group solidarity and
supporting the social structure by helping to fix social distances
which obtain between groups.” (Merton 1966: 219)
Durch Endogamie soll auch eine mögliche Spaltung innerhalb der Familie, und
Probleme, die durch eine Verschiedenheit der kulturellen Hintergründe
entstehen, verhindert werden. Die Strenge der Endogamieregeln kann in
unterschiedlichen Gesellschaften ungleich stark ausgeprägt sein, und auch die
Reaktionen auf eine Mischehe können in endogamen Gesellschaften stark
variieren.
„These regulations vary in many respects: in the degree of control –
permission, preference, prescription, proscription, in the social
- 22 statuses which are thus categorized – for example kinship, race,
class, and religion, in the sanctions attached to the regulations, in the
machinery for carrying the rules into effect, in the degree to which the
rules are effective.” (Merton 1964: 130)
Aus der endogamen Sicht stellen interkulturelle Ehen eine Bedrohung für die
eigene Kultur und Solidarität dar. Sie werden als ein Zeichen der Unloyalität
gegenüber der eigenen Gruppe bezeichnet, weil Mischehen Bräuche und
Gewohnheiten stören, und soziale und kulturelle Traditionen verletzen. (vgl.
Müller-Dincu 1981: 49). Obwohl man heutzutage eine Lockerung der Regeln
feststellen kann, gelten Endogamieregeln heutzutage immer noch (vgl. Gomez
Tutor 1995: 17).
Dem Endogamiegebot werden jedoch Grenzen gesetzt. Durch das Inzesttabu
werden zum Beispiel die engsten Blutsverwandten als Partner ausgeschlossen.
Dieses Tabu ist ein Bestandteil der Exogamiegebote, die als Regeln die Heirat
zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen vorschreiben und damit für
sozialen Wandel und die Verhinderung von Konflikten sorgen. Es gibt Hinweise,
dass einige Gesellschaften Exogamieregeln benutzten, um Inzuchtprobleme zu
vermeiden und vor allem, um gute Kontakte und soziale Integration zwischen
den Gruppen zu erzeugen (vgl. Hill/Kopp 2001: 12).
“When, with a changing social structure, the functional significance of
certain norms governing choice of a spouse diminishes, the
antagonism towards violations and finally the norms themselves will
tend to disappear.” (Merton 1966: 221)
Die in Gesellschaften herrschenden Normen und Werte setzten jedoch der
Exogamie genaue Grenzen, die mit der Zeit und auch aufgrund der
Globalisierung unaufhörlich ausgeweitet werden. Dort wo Exogamieregeln
vorherrschen, darf von Mischehen keine Rede sein. Schließlich sind Mischehen
per Definition Ehen, die gegen vorgeschriebene Regeln geschlossen wurden.
Wenn die Partnerwahlregeln eine exogame Eheschließung aufzwingen sind
solche Ehen nicht als Mischehen verstehbar, weil sie dadurch, dass sie in
Übereinstimmung mit den vorherrschenden Heiratsregeln geschlossen werden,
keine für die Mischehen typischen Reaktionen verursachen.
- 23 2.2.4.2
Homogamie/ Heterogamie
Die oben beschriebenen Begriffe der Endogamie und Exogamie beziehen sich
auf die in der Gesellschaft präsenten Verhaltensregeln. Sie sind als abstrakte
Normen und Verhaltenserwartungen zu verstehen und machen keine Aussagen
über ihre Umsetzung. Für die Diskussionen über das tatsächliche Verhalten
werden andere Begriffe gebraucht, die für die real erfolgte Partnerwahl stehen:
1. Homogamie, um die erfolgte Partnerwahl zwischen homogenen Partnern zu
bezeichnen. Dieses Konzept wird in der Literatur am meisten gestützt (vgl.
Müller-Dincu 1981: 57).
2. Heterogamie, um die erfolgte Partnerwahl zwischen heterogenen Partnern
zu bezeichnen.
Die Merkmale, die über die Homogamie oder Heterogamie der Partnerschaft
entscheiden, werden in der Gesellschaft definiert. Zu den häufig genannten
Eigenschaften, die die Einordnung der Ehen festlegen, gehören Kultur,
Staatsangehörigkeit, Rasse, Religion etc. (Müller-Dincu 1983: 59).
Laut Merton lassen sich wegen der Unterteilung zwischen Norm und Praxis
zwei Gruppen der Ehen erkennen (siehe Tabelle 2-2).
Konformität mit der
Regel: Agathogamie14
Vorgeschriebene
In-Gruppen-Ehe
(Heirat nach außen
verboten)
Verbotene
In-Gruppen Ehe
(Heirat nach außen
vorgeschrieben)
Endogamie
Exogamie
Intergruppen Mesalliance Intragruppen Mesalliance
Abweichung von der
Regel: Kakogamie15
Tabelle 2-2:
Gruppierung der Ehen nach Norm und Praxis (Merton 1966:
220)
In die erste Gruppe gehören Ehen, die den in der Gesellschaft vorherrschenden
Regeln entsprechen und von Merton als „Agathogamie“ also als „gute Ehen“
bezeichnet wurden. In der zweiten Gruppe befinden sich Paare, die gegen
vorherrschende Regeln geheiratet haben. Diese werden „Kakogamie“ also
„schlechte Ehen“ genannt (vgl. Merton 1966: 220).
Anhand dieser Tabelle ist ersichtlich, dass die führenden Partnerwahlregeln
entscheiden, ob eine Ehe eine schlechte oder eine gute Ehe ist. Aus Mertons
14
15
Agathos= good, virtuos + gamos= marriage
Kakos= bad + gamos= marriage
- 24 Diagramm lässt sich ableiten, dass „eine Mischehe zwar immer heterogam,
aber nicht jede heterogame Ehe unbedingt eine Mischehe ist“16 (Samama 1977:
8 in Kienecker 1993: 31).
Anhand dieser Abbildung wird ferner deutlich, dass eine Mischehe sowohl in
erlaubter (vorgeschriebener) als auch unerlaubter Form vorkommen kann (vgl.
Lautman 1974: 108, Merton 1966: 362). Solch eine Aussage wurde von MüllerDincu als irreführend bezeichnet, weil lediglich die unerlaubte Form einer
Mischehe eine Reaktion des Umfeldes auslöst (vgl. Müller-Dincu 1981: 60).
Eine Ehe wird dann zu einer Mischehe, wenn sie Endogamieregeln verletzt und
eine Rektion des Umfeldes auslöst. In den Gesellschaften, die Exogamieregeln
vorschreiben, stellen Mischehen keine Ausnahmen dar, sondern entsprechen
den Regeln und lösen somit keine Reaktion aus.
Deutsch-polnische Ehen werden in diesem Fall als eine Doppelabweichung
gesehen: sie weichen sowohl von Endogamie- als auch Homogamieregeln ab,
daher können sie als „schlechte Ehen“ im Sinne Mertons bezeichnet werden.
Die oben präsentierte Einleitung von Merton wurde von Simon für unvollständig
befunden, weil „der Gegenstand auf Extremfälle (Gebote und Verbote) reduziert
wird, und die nur schwer abgrenzbaren Zwischenformen (Präferenzen
bezüglich der Partnerwahlregeln und geduldetes Verhalten) fehlen.“ (Simon,
1985: 31).
„Mischehen (...) ergeben sich aus den Heiraten zwischen Partnern
mit
unterschiedlichen
sozialen
Gruppenbindungen,
deren
Aufeinandertreffen kulturell weder vorgeschrieben noch erwünscht
ist, sondern von der Umwelt verboten sein kann oder lediglich
geduldet wird.“ (Simon, 1985: 32)
Diese Aussage ist für den deutsch-polnischen Fall sehr zutreffend. Die
verbreitete Überzeugung, dass die Eheschließung in die Privatsphäre gehört,
führt dazu, dass sich die Partnerwahlregeln häufiger in Form in der Gesellschaft
geäußerter Präferenzen denn als Vorschriften zeigen.
16
Die Heterogenität der Partner reicht nicht aus, um eine Ehe als Mischehen zu bezeichnen,
notwendig ist dafür eine Reaktion, die diese Ehe auslöst.
- 25 Hinsichtlich der Mischehen wird in der deutschsprachigen Literatur am
häufigsten das Homogamiekonzept angewendet (vgl. Kienecker 1993: 42).
Nach diesem Konzept stellen interkulturelle Ehen eine Abweichung von der
Regel dar, die es vorschreibt, einen ähnlichen Partner zu heiraten. Daher finden
sich auch viele Arbeiten, die auf der Devianztheorie basieren und Mischehen
als Missehen bezeichnen (vgl. Ponce 1977: 23).
2.2.5 Erklärungsmodelle zu Mischehen
Erklärungsmodelle (Konzepte) versuchen die Existenz der unterschiedlichen
Partnerwahlregeln (Homogenitäts- und Heterogenitätsregeln) zu begründen.
Die allgemeinen Konzepte zur Erläuterung der Partnerwahlregeln können in
drei Gruppen (Homogamie-, Heterogamie- und Phasenkonzepte17) unterteilt
werden.
Dieser
Absatz
soll
dazu
dienen,
sie
detaillierter
und
mit
Berücksichtigung ihrer Anwendbarkeit auf deutsch-polnische Ehen darzustellen.
2.2.5.1
Homogamiekonzepte
Dieser Absatz soll der Erklärung der Homogamieregeln dienen, die in fast allen
Gesellschaften vorherrschen.18 Schließlich zeigen zahlreiche Befunde, dass
Eheleute eine große Ähnlichkeit hinsichtlich einer Vielzahl von Merkmalen
aufweisen. Dies lässt sich mit der durch das Homogamiekonzept erklärten
Leitregel „Gleich und Gleich gesellt sich gern“19 (bzw. „Likes marries like“, „bird
of feather flock together“) (vgl. Hollingshead 1950: 619) in Verbindung bringen.
Obwohl die Partner selbst viele Gründe angeben können, warum sie sich
attraktiv finden, weisen Untersuchungen deutlich darauf hin, dass eine große
und häufig von den Partnern nicht wahrgenommene Homogenität hinsichtlich
des
kulturellen
Hintergrundes,
der
religiösen
Überzeugung
oder
des
Bildungsniveaus festzustellen ist (vgl. de Haan/Uunk 2001: 78).
Die Theorie des Wertkonsens (vgl. Parsons 1951: 213ff), die sich mit
Homogamie in der Partnerwahl befasst, betont, dass der Bedarf nach
Ähnlichkeit bezüglich der Wertorientierungen eine erhebliche Rolle bei der
Partnerwahl spielt. Es wird angenommen, dass die Ähnlichkeit der Partner eine
17
Phasenkonzepte werden wegen ihrer geringen Anwendbarkeit für das Thema der deutschpolnischen Ehen nicht weiter dargestellt.
18
Deshalb wird eine homogame Ehe als die Regel und eine Mischehe als eine Ausnahme
gesehen.
19
Homogenität (Gleichheit) bezieht sich auf die in der Gesellschaft festegelegte Merkmale.
- 26 gute Voraussetzung für effektive Kommunikation darstellt. Die Idee des
Minimierens der Spannungen aufgrund unerfolgreicher Kommunikation dient in
den Theorien des Wertkonsenses als eine Erklärung der vorherrschenden
Homogamieregeln. Diese sorgen dafür, dass
„Personen mit gleichem sozialen Hintergrund ähnliche Werte
entwickeln, die Interaktion zwischen Personen mit ähnlichen Werten
belohnend ist und eine effektive Kommunikation sowie ein Minimum
an Spannungen ermöglicht, und, dass diese Tatsache zu einem
Gefühl der Zufriedenheit mit dem Partner führt und zum Wunsch, die
Beziehung aufrechtzuerhalten oder weiterzuentwickeln.“ (MüllerDincu 1981: 61)
Darüber hinaus sollte die Ähnlichkeit dazu dienen, Konsens zwischen den
Partnern zu verstärken und die Möglichkeit der Entstehung von intrafamiliären
Konflikten zu verringern. Dieses Konzept geht von der Überzeugung aus, dass
Homogamie die Stabilität der Ehe gewährleistet, und dass die homogene
Eheschließung den Normalfall darstellt. (vgl. Fischer 1990: 30ff).
Auch Jäckel behauptet, dass die Homogamie eine notwendige Voraussetzung
sowohl für den Beginn als auch für die Weiterführung einer Partnerschaft ist.
Ohne Homogamie (oder Vermutung der Homogamie) kann es nicht zur
Paarbildung kommen (vgl. Jäckel 1980: 32ff).
Da (nach Homogamiekonzepten) Homogamieregeln als Gewährleistung der
Stabilität und des Konsens zu verstehen sind20, sind aus dieser Perspektive
interkulturelle Ehen und damit auch deutsch-polnische Ehen als konflikthafter
und unstabiler verstehbar (vgl. Müller-Dincu 1981: 63). Dieser Ansatz bedeutet
für deutsch-polnische Ehen, dass eine Reaktion des Umfeldes nach der
Eheschließung vor allem durch eine weit verbreitete Überzeugung von deren
Unstabilität
beeinflusst
wird.
Schließlich
stellen
aus
Sicht
des
Homogamiekonzeptes alle interkulturelle Ehen eine Abweichung von den
herrschenden Partnerwahlregeln dar, „deren Gelingen kaum eine Chance
gegeben wird.“ (vgl. Kienecker 1993: 32; Müller-Dincu 1981: 62).
20
In vorstaatlichen Gesellschaften sind nach dem Endogamieprinzip geschlossene Ehe
seltener von Scheidungen betroffen als exogame Ehen (Lévis-Strauss 1968: 37ff)
- 27 Es ist jedoch zu beachten, dass sich der Homogamiebegriff durch eine sehr
große Relativität auszeichnet. Es kann sogar geschehen, dass eine Ehe
Anfangs bezüglich eines Merkmals als heterogen gilt, sich im Laufe der Zeit
aber in der Richtung Homogamie entwickelt21.
Die möglichen Veränderungen erschweren eine Aussage über Homogenität. Es
ist schließlich nicht eindeutig, ob Homogenität Ursache oder eher Wirkung des
Zusammenlebens ist (vgl. Müller-Dincu 1982: 62). Zwar ist das Herkunftsland
ein unveränderliches Merkmal, es gibt jedoch eine ganze Reihe von
Merkmalen, die sich durch das eheliche Leben stark verändern können, z.B.
Werte und Rollenerwartungen, also zwei Merkmale, die in den präsentierten
Homogamie-Erklärungsmodellen als Grundlage dienten. Dies bedeutet, dass
die Homogenität der Partner in Hinsicht auf viele Merkmale mit der Zeit
zunimmt.
Bezüglich
der
interkulturellen
Ehen
konnte
Motumbo,
trotz
unterschiedlicher kultureller Herkunft der Partner, Homogenität bezüglich vieler
Merkmale (Alter oder Sozialschicht) aufzeigen (vgl. Mutombo 1995 zit. nach
Burian 1999). Die Ähnlichkeiten waren nicht auf Äußerlichkeiten bezogen, wie
Staatsbürgerschaft oder Hautfarbe, sondern auf Ähnlichkeiten bedingt durch
ähnliche Erfahrungen. Auch andere Persönlichkeitstests, die an Partnern
interkultureller Ehen vorgenommen wurden (vgl. von Ahern et al 1981: 181ff)
haben ähnliche Resultate ergeben.
Die Paare werden zwar aus Sicht der Gesellschaft als gemischt gesehen,
folgen aber gewissermaßen auch der Regel der Homogenität. Diese Relativität
bedeutet aber auch, dass sogar wenn eine quantitative Übereinstimmung
bezüglich vieler Merkmale feststellbar ist, keine qualitativen Aussagen gemacht
werden können. Schließlich ist nicht auszuschließen, dass der Bereich, in dem
die Partner Unterschiede aufweisen, einen signifikanten Wert in der
Gesellschaft hat (vgl. Müller-Dincu 1981: 62). Diese Relativität führt dazu, dass
die Entscheidung, ob eine Ehe als homogen bezeichnet wird oder nicht, vom
Standpunkt des Betrachters abhängt (vgl. Kienecker 1993: 32). In diesem Fall
wäre es möglich, dass eine sich durch überdurchschnittliche Homogenität
auszeichnende interkulturelle Ehe auf eine andere Reaktion stößt, als eine
interkulturelle Ehe in der Heterogamie auch auf anderen Ebenen vorherrscht.
21
Die Partner werden gleich stark religiös oder gesellschaftlich engagiert.
- 28 Leider kann eine so vielseitige Auswertung lediglich nach einer qualitativen
Untersuchung durchgeführt werden, die für diese Arbeit nicht vorgesehen ist. In
dem methodischen Teil werden jedoch einige Eckdaten (z.B. Ähnlichkeit der
Sozialschicht und des Bildungsabschlusses) abgefragt, die aus Sicht des
Homogamiekonzeptes einen Einfluss auf die Wahrnehmung deutsch-polnischer
Ehen haben können.
2.2.5.2
Heterogamiekonzepte
Heterogamiekonzepte nehmen als Ausgangspunkt den Satz „Gegensätze
ziehen an“ („Opposites attract“) (vgl. Hollingshead 1950: 619). Sie basieren auf
der Überzeugung, dass jede Ehe trotz vieler Gleichartigkeiten durch
Unterschiede zwischen den Partner charakterisiert ist.
Nach der Theorie der komplementären Bedürfnisse von Winch erfüllen die
Differenzen zwischen den Partnern eine ganz wichtige Aufgabe (vgl. Winch
1958: 88). Laut Winch wird bei der Partnerwahl nach solchen Merkmalen
gesucht, die einem selbst fehlen oder in der eigenen Gesellschaft seltener
vertreten sind:
"In mate-selection each individual seeks within his or her field of
eligibles for that person who gives the greatest promise of providing
him or her with maximum need gratification." (Winch 1958: 89f).
Ganz ähnliche Erklärungsmöglichkeiten bietet die Theorie des Austauschs von
Davis (vgl. Davis 1964: 119), die eine Ehe als einen reziproken Handel von
Eigenschaften und Merkmalen betrachtet.
„Dieses bargaining beruht beispielsweise darauf, dass hoher
sozioökonomischer Status gegen psychische und physische Vorteile
des anderen Partners getauscht wird.“ (Müller-Dincu 1982: 64)
Eine Untersuchung von Elders bestätigt diese These. Sie zeigte, dass Frauen,
die sich durch große Attraktivität auszeichnen, durch die Eheschließung einen
höheren gesellschaftlichen Status erlangen.
„Girls who became upwardly mobile through marriage were
characterized by physical attractiveness, a desire to impress and
- 29 control others, high aspirations for the future, and an avoidance of
steady dating. Among women from the working class, physical
attractiveness was more predictive of marriage to a high-status man
than was educational attainment, while the relative affects were
reversed among women of middle-class origins.“ (Eshleman 1974:
300)
Der Aspekt der Suche nach Eigenschaften, die in der eigenen Gruppe seltener
vertreten sind, kann auch das Phänomen der deutsch-polnischen Ehen
erläutern.
Unter
Polinnen
wird
die
Nachfrage
nach
bestimmten
Persönlichkeitsmerkmalen häufig genannt. Sie nennen häufig Respekt
gegenüber der Frau und Ruhe als Merkmale deutscher Männer, die polnischen
Männer werden im Gegenteil dazu als aggressiv und mit einer starken Neigung
zum Alkohol bezeichnet (vgl. Jaroszewska 2003: 67).
Diese Heterogamiekonzepte sind für die Analyse von interkulturellen Ehen von
Bedeutung, weil sie Heterogenität nicht als Normabweichung, sondern als
legitimes Verlangen nach Ergänzung und Andersartigkeit betrachten (vgl.
Kienecker 1993: 32, Müller-Dincu 1981: 64). In dem deutsch-polnischen Fall
würde diese Theorie bedeuten, dass sie ein anerkanntes Modell der Ehe
darstellen, in dem die Partner unabhängig von der Nationalherkunft gegenseitig
ihre Bedürfnisse erfüllen. So eine Ehe sollte laut Theorie keine negativen
Reaktionen verursachen.
2.2.6 Spezielle Erklärungsansätze zu Mischehen
2.2.6.1
Inter-Gruppen-Situation
Biesanz und Smith betrachten in ihren Ansätzen Mischehen nicht nur als
Kontakt zwischen Individuen, sondern als ein Zeichen des Kontaktes und der
Anpassung zwischen den Gruppen (vgl. Biesanz/Smith 1951: 819ff). Diesen
Standpunkt vertritt auch Müller-Dincu mit ihrer Annahme, dass die Bereitschaft
zu einer interkulturellen Eheschließung vom gegenseitigen Verhältnis der
Gruppen zueinander und den ethnischen Normen der Gruppen abhängig ist
(vgl.
Müller-Dincu,
1974:
70f).
Die
Bewertung
von
interkulturellen
Partnerschaften wird aus der Sicht der Inter-Gruppen Situation als ein Indikator
- 30 dafür gesehen, wie die Beziehungen zwischen den jeweiligen Gruppen gestaltet
sind.
„While the role of intermarriage is important for intergroup relations,
intermarriage patterns must be seen as one of many influences on,
and indicators of, intergroup relations in society.” (Lee 1988: 264)
Laut dieses Ansatzes ist eine steigende Anzahl deutsch-polnischer Ehen als
Ausdruck des zunehmenden Kontaktes zwischen Polen und Deutschland zu
verstehen. Um diese Theorie zu überprüfen, wird in dem methodischen Teil
untersucht, ob sich positiv ändernde deutsch-polnische politische Beziehungen
auch einen Einfluss auf die Akzeptanz deutsch-polnischer Ehen haben. Die
Ergebnisse der quantitativen Untersuchung können jedoch lediglich bestimmte
Tendenzen aufzeigen. Um die Anwendbarkeit dieser Theorie auf deutschpolnische Ehen genau zu testen, wäre eine qualitative Studie notwendig, die im
ersten Schritt nach der Wahrnehmung der Entwicklung der deutsch-polnischen
Verhältnissen fragt und dann im zweiten Schritt die Korrelation der gewonnen
Antworten mit der Einstellung gegenüber den deutsch-polnischen Ehen
analysiert.
2.2.6.2
Summations- und Devianztheorie
Aus Sicht der Devianztheorie (Kuo/Hassan 1976: 549) stellen Mischehen eine
Abweichung
von
Heiratsnormen
dar.
Die
Abweichung
bezüglich
der
Partnerwahl ist bei diesem Ansatz jedoch nicht nur in einem Aspekt
festzustellen, sondern in vielen Bereichen22 (vgl. Müller-Dincu 1982: 71,
Kienecker 1993: 39). Aus dieser Sicht stellen Menschen die interkulturelle Ehen
eingehen eine untypische und von der Norm abweichende Kategorie der
Bevölkerung. Eshleman stellte zum Beispiel fest, dass die Gruppe, die am
häufigsten eine heterogene Ehe schließt, aus „intellectuals and bohemians who
are not responsive to social restriction...“ besteht (Eshleman 1974: 318). Auch
Lautmann betonte, dass Personen, die eine interkulturelle Ehe eingehen,
weniger unter kulturellen Zwängen der Gesellschaft stehen.
Die Argumentation der Vertreter dieses Ansatzes würde für deutsch-polnische
Ehe bedeuten, dass sich nicht nur diese Ehen sondern auch die Eheleute in
22
zum Beispiel ein untypisches Heiratsalter
- 31 vielen Bereichen des Lebens von der „normalen“ Bevölkerung unterscheiden.
Diese Abweichung kann natürlich eine Reaktion auf solch eine Ehe verstärken.
Als Gegenposition zur Devianztheorie betrachtet man die Summationstheorie
von Boalt, deren zentrale These davon ausgeht, dass Verschiedenheiten
bezüglich z.B. kulturellen Hintergrundes durch Ähnlichkeiten in anderen
Bereichen kompensiert werden. Boalt glaubte, dass zu viele Unterschiede
zwischen den Partnern in einer Gesellschaft nicht akzeptiert werden können
(vgl. Boalt 1959 und 1965).
„Boalt combines the theories of homogamy and heterogamy by
saying that the main principle in mate selection is that the final result
is the equality of partners. Negative characteristic in one respect are
compensated by positive characteristics in others.“ (Haavio-Manila
in: Kienecker 1993: 39)
Nach dieser Theorie sollten Personen in deutsch-polnischen Ehen in
bestimmten Bereichen mehr Ähnlichkeiten als Eheleute in „normalen Ehen“
haben. Diese Ähnlichkeiten sollten Unterschiede ausgleichen und damit zur
Veränderung der Einstellung gegenüber der interkulturellen Eheschließung
führen. In der Summationstheorie ist leider die Frage nicht beantwortet, ob eine
große Übereinstimmung bezüglich anderer Merkmale unterschiedliche kulturelle
Hintergründe der Eheleute „ausgleichen“ kann, sodass diese nicht als
Mischehen betrachtet werden. Bei der Übertragung der Summations- und
Devianztheorie auf deutsch-polnische Ehen müsste überprüft werden, welche
Merkmale Eheleute aufweisen, und ob sich Ähnlichkeiten innerhalb einer Ehe
(Summationstheorie)
beziehungsweise
Unterschiede
zur
Gesellschaft
(Devianztheorie) feststellen lassen.
2.2.6.3
Austauschtheorie
Davis erklärt seine Austauschtheorie anhand von Beispielen aus Indien, USA,
Südafrika, Madagaskar, Brasilien, Hawaii und Deutschland in der NS-Zeit.
Davis fragte sich nach der Rolle der Mischehen in den Gesellschaften, die sich
streng (und zwecks einer Garantie der Aufrecherhaltung der gegebenen
Struktur) nach dem Endogamieprinzip richten und in denen ein absolutes
Mischehenverbot gilt (vgl. Davis 1964: 107). Davis versuchte die Frage zu
- 32 beantworten, warum Personen sich entscheiden, eine Mischehe einzugehen,
obwohl sie danach in der Gesellschaft häufig stigmatisiert werden. Laut Davis
unterliegen Mischehen sowohl herrschenden Partnerwahlregeln als auch
sozialer Kontrolle. Davis’ Analysen verdeutlichen, dass sich ein Trend
feststellen lässt, dass Frauen ’nach oben’ heiraten (Hypergamie). Das kann
dadurch erklärt werden, dass sich in den gesellschaftlichen Geschlechterrollen
der Status einer Frau nach dem Status des Mannes richtet. Dieses beobachtete
Phänomen
erklärte
Davis
mit
seiner
Theorie
des
kompensatorischen
Austausches: ein hoher sozialer Status des Mannes wird gegen andere Werte
getauscht, die in Form einer Mitgift überreicht werden.
Anders ausgedruckt: Eine Mischehe kommt dann zu Stande, wenn beide
Personen in einem kompensatorischen Austauschverhältnis stehen. Auf
interkulturelle Ehe bezogen kann das z.B. bedeuten, dass
„der ausländische Mann seine Kultur der Frau anbietet, die diese
wünscht um der Spießigkeit ihrer eigenen sozialen Gruppe entgehen
zu können; die deutsche Frau ihrem ausländischen Mann durch die
Eheschließung dafür soziale und rechtliche Absicherung bietet.“
(Hecht-El Mishawi 1988: 247)
Heutzutage kann die Anwendbarkeit der Theorie in Frage gestellt werden.
Schließlich betraf die Untersuchung von Davis Mischehen in Gesellschaften, die
sie ausdrücklich verboten. Jedoch wurde ein von Davis angesprochener
Aspekt, nämlich das auf Austausch basierende Muster der Eheschließung,
später in Untersuchungen von Winch bestätigt. (vgl. Winch 1958: 85).
Aus der Perspektive der Austausch-Theorie kann die Frage beantwortet
werden, warum Polinnen sich dafür entscheiden, einen ausländischen Partner
zu heiraten und gegen die in Polen stark verbreiteten Homogamieregeln zu
verstoßen.
Ihre
Entscheidung
wird
sehr
häufig,
ähnlich
wie
die
Migrationproblematik aus der Perspektive eines „Push-Pull-Konzepts“ erklärt. In
diesem Konzept wird Migration durch das Verhältnis von Abstoßung (vom
Herkunftsland) und Anziehung (durch das Aufnahmeland) erläutert. Die
Einkommensunterschiede werden ins Zentrum des Erklärungsmodells gestellt.
Es
wird
davon
ausgegangen,
dass
Migranten
durch
ökonomischen
Rationalismus betrieben sind und durch eine Auswanderung ihre Lebens- und
- 33 Arbeitssituation verbessern möchten. Ökonomische Motive scheinen besonders
in der älteren Gruppe der polnischen Frauen eine Hauptrolle in der
Entscheidung für eine interkulturelle Eheschließung gespielt zu haben.
Manchmal wurde die bessere finanzielle Lage des Partners nicht als
Hauptfaktor wahrgenommen, sondern als etwas, was die Attraktivität des
Partners deutlich steigert. Ein sehr unterschätzter Faktor, der von polnischen
Frauen häufig genannt wird, ist genau wie auf der Seite des Mannes die
Nachfrage nach bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen. Ruhe und Respekt
gegenüber der Frau wurden häufig als Merkmale deutscher Männer genannt.
Diese Merkmale wurden mehrmals im Kontrast zu polnischen Männern
genannt, die als aggressiv bezeichnet und mit einer starken Neigung zum
Alkohol gesehen wurden (vgl. Jaroszewska 2003: 67).In der Untersuchung von
Jaroszewska wurde festegestellt, dass vor allem die Personen mit dem
niedrigeren Bildungsgrad sehr häufig den ausländischen Partner mit der Hilfe
einer Vermittlungsbüros gefunden haben. Dies bedeutet, dass die Personen
gezielt nach bestimmten Merkmalen gesucht haben. Die zunehmende
Bedeutung dieser Büros in Deutschland wird normalerweise durch steigende
Emanzipation der deutschen Frauen und die Armut der Osteuropäerinnen
erklärt (vgl. Hedwig/Morokvasic 1994: 189ff). Die Männer, die „polnische Bräute
auf Bestellung“ ausfindig machen möchten, sehnen sich normalerweise nach
einer traditionellen Rollenverteilung (vgl. Buhr 1988: 25). Das heißt, dass die
Verbesserung der eigenen finanziellen Lage der Frau gegen die Möglichkeit der
traditionellen Gestaltung der Ehen getauscht wird. Laut Jaroszewska werden
unterschiedliche Nationalitäten durch Vermittlungsbüros ungleich dargestellt
(vgl. Jaroszewska 2003: 60). Polinnen sollen besonders wegen ihrer Zielgruppe
der deutschen Bauern als arbeitsam und sparsam präsentiert werden (vgl.
Röben/Wilß 1996: 161ff). Die Leistungen der Vermittlungsbüros nutzen jedoch
nicht nur deutsche Bauern, sondern auch Rentner und Behinderte. Auch
polnische Aussiedler suchen sehr häufig mit Hilfe eines Büros nach polnischen
Frauen. Osteuropäerinnen werden häufig wegen ihres nicht als ausländisch
auffallenden Aussehens gegenüber Asiatinnen oder Südamerikanerinnen
vorgezogen. Wie viele Ehen mit Hilfe eines Vermittlungsbüros geschlossen
werden ist nicht bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass die Zahlen eine
beträchtliche Große haben können, weil es selbst in Nordrhein-Westfallen 27
- 34 Vermittlungsbüros gibt, davon sind 13 spezialisiert auf die Vermittlung von
Kontakten mit Polinnen (vgl. Lenz/Thiemann 1993: 135).
2.2.6.4
Merton
Mertons Theorie - Intermarriage
definiert
Mischehe
als
eine
Ehe
zwischen
den
Mitgliedern
unterschiedlicher In- und Out-Gruppen, die im Allgemeinbewusstsein als
relevant für die Partnerwahl gelten. „Intermarriage (...) will be defined as a
marriage of persons deriving from (…) different in-groups and out-groups (other
then the family) which are culturally conceived as relevant to the choice of a
spouse.“ (Merton 1964: 130). Die gesellschaftliche Abwehr von Ehen, die
Endogamieregeln durchbrechen, stellt einen Mechanismus zur Verhinderung
von Konflikten innerhalb eines Sozialsystems dar.
Mischehen kommen trotz der Reaktionen, die sie per se auslösen, zustande.
Merton suchte nach den Ursachen und kam zu dem Ergebnis, dass bei der
Zusammensetzung der Gruppe bestimmende Faktoren einen erheblichen
Einfluss auf die Anzahl der Eheschließungen mit Mitgliedern außerhalb der
eigenen Gruppe haben. Merton stellte fest, dass Mischehen vor allem von
Menschen geschlossen werden, die von der eigenen Gruppe entfremdet sind.
Es konnten sowohl sozial benachteiligte Personen sein, die in die Sozialstruktur
nicht integriert worden sind, als auch sozial bevorzugte, die den Sinn der
ganzen Sozialstruktur bezweifeln. Dies widerspricht jedoch Lautmanns These,
nach der Mischehen weder Randerscheinungen noch eine Angelegenheit von
Außenseitern sind (vgl. Lautman 1973: 109).
Laut Merton werden bei einer heterogenen Eheschließung die vorherrschenden
Prinzipien von Nähe und Distanz zwischen den beiden Gruppen beeinflusst,
was eine Neuanpassung der Struktur der sozialen Beziehungen erfordert. Diese
Anpassungsnotwendigkeit und das Infragestellen der vorgegebenen Struktur
seien
Gründe
der
Tabuisierung
oder
Stigmatisierung
der
Mischehen.
Mischehen tragen auch zur Verstärkung und Intensivierung des Bewusstseins
der eigenen Gruppe bei, weil solche Eheschließungen als Verletzungen
kultureller Gruppenwerte interpretiert werden.
Deutsch-polnische Ehen werden aus Mertons’ Sicht als Kakogamie bezeichnet,
weil sie eine Minderheit darstellen und damit eine Abweichung von der Regel
bedeuten. Laut dieser These würden nur sozial benachteiligte oder bevorzugte
- 35 Personen eine deutsch-polnische Ehe schließen. Diese These kann im
methodischen Teil nicht geprüft werden, weil sich diese zwei Merkmale schwer
operationalisieren lassen.
Seit der Veröffentlichung der Ansätze von Merton und Davis stieg das Interesse
an dem Thema. 1963 publizierte Barnett einen Artikel, in dem alle bisherigen
Ergebnisse zum Thema Mischehen zusammengefasst wurden (vgl. Barnett
1963: 105ff). Viele von denen sind nicht von Interesse für diese Arbeit, weil sie
z.B. lediglich rassische Ehen in Betracht nehmen. Die Feststellungen, die für
interkulturelle Ehen relevant sein können, sind hier zusammengefasst:
1. Streng religiöse Personen gehen Mischehen seltener ein, als diejenigen, die
nicht so streng religiös sind.
2. In Städten werden Mischehen häufiger geschlossen als in ländlichen
Gebieten.
3. In
Mischehen
haben
die
Partner
sehr
häufig
die
gleiche
Klassenzugehörigkeit und die gleiche Religion.
Der Überblick über die allgemeinen Theorien der Partnerwahl hat gezeigt, dass
fast alle Konzepte annehmen, dass homogene Ehen den Normalfall darstellen
und heterogene Eheschließungen eine Form der Abweichung sind. Der Aspekt,
dass bikulturelle Ehen überdurchschnittlich häufig als eine abweichende Form
dargestellt werden, wird in einigen Aufsätzen als eine Ursache der
Stigmatisierung angesehen. Nur wenige Ansätze thematisieren den Bezug
zwischen interkulturellen Eheschließungen und Reaktionen des Umfeldes. Die
grundlegende Annahme, dass diese Ehen eine Form des abweichenden
Verhaltens darstellen, deutet schon an, dass interkulturelle Eheschließungen
mit einer Reaktion verbunden sind.
Um die angesprochene Wandelbarkeit der in der Gruppe herrschenden
Partnerwahlregeln und der damit verbundenen Änderung der Kategorisierung
der Ehen als Mischehen zu schildern, wird im folgenden Abschnitt die
Geschichte der Partnerwahlregeln und damit auch die Geschichte der
Mischehen geschildert.
- 36 2.3 Geschichte der Mischehen in Deutschland
Das Kapitel soll dazu dienen, allgemeine Tendenzen der Partnerwahl zu
zeigen, welche anhand aller Typen heterogener Ehen untersucht wurden.
Heterogene Ehen in Deutschland sind kein Phänomen, das erst mit einer
verstärkten Arbeitmigration angefangen hat. „Mischehen hat es immer gegeben,
nicht bloß religiöse, sondern rassische, nationale, ständische. Wo immer Kultur
bestand, hat es Ehebeschränkungen, Regelungen und Verbote in der
Partnerwahl gegeben.“ (Görres 1971 in: Kienecker 1994: 21).
Schon in der Antike gab es strenge Verbote, einen Angehörigeren eines
anderen Stammes zu heiraten. Nichtsdestotrotz ließ sich ein langsam
fortschreitendes und nicht alle Völkerschichten betreffendes aber stabiles
Phänomen der Aufhebung der Heiratsschranken beobachten. Diese Aufhebung
tritt aufgrund des Vertrautwerdens der Gruppen sowohl durch Handel als auch
durch Krieg auf (vgl. Groeger 1974: 117f).
Im Mittelalter hat das Volk schon wegen der starken Kontrolle nicht gewagt,
eine Ehe einzugehen, die gegen das Homogamieprinzip verstieß. In weiten
Teilen der bäuerlichen Bevölkerung wurde die Überzeugung vertreten, dass die
Dorfgrenze eine legitime Einschränkung der Partnerwahl darstellt. Häufig wurde
sogar die Bevölkerung der benachbarten Orte abgelehnt und beinahe als
andere Ethnie behandelt (vgl. Groeger 1974: 118f).
„Ist eine Gruppe klein, hat sie ein Interesse, zu überleben und zu
wachsen, dann übt sie Kontrolle aus, dass entweder nur innerhalb
der Gruppe geheiratet wird oder die Personen denen man die
Einheirat gestattet, zur Assimilation bereit und fähig sind. Die
ursprüngliche Tendenz aber ist diejenige der Abwehr aller Gruppen(Stammens-, Religions-) Fremden. In solchem Fall fließen die
Abwehrmechanismen der einzelnen Gruppenmitglieder (deren Ich oft
nur eines von der Gruppe geliehenes ist) zu einer kollektiven Abwehr
zusammen:
Fremde
werden
geduldet,
vorübergehend
aufgenommen, es kann Handel mit ihnen getrieben werden und
Ähnliches mehr- als Ehepartner sind sie außerhalb der Diskussion.“
(Groeger, 1974: 118)
- 37 Für den Adel dagegen erstreckte sich der Heiratsmarkt über die Landesgrenze
hinweg. Alle Völker, Sprachen und Stämme waren frei sich miteinander zu
vermischen, solange beide Partner vom gleichen Rang waren (vgl. Groeger
1974: 118f). Schon vor Jahrhunderten waren Eheschließungen zwischen
deutschen und polnischen Königen oder Fürsten relativ verbreitet und hatten oft
einen strategischen oder politischen Grund. Diese bewusste Exogamie sollte
damals als ein Zeichen des Friedens gelten. Aus dem Mittelalter stammt die
Krakauer Legende über eine polnische Königin Wanda, die sich von einem Fels
in die Weichsel stürzte, um die Heirat mit dem deutschen Ritter Rüdiger zu
vermeiden. Diese Legende wurde zum ersten Mal um die Wende des 12. und
13. Jahrhunderts von Wincent Kadlubek23 festgehalten und danach mehrmals
erweitert, sodass es schon im 16. Jahrhundert mehr als 170 Dramen, Opern,
Romanzen, Balladen, Gedichte als auch Gemälde gab, die die Legende „Von
der Wanda, die keinen deutschen wollte“ betrachteten (Lück 1943: 431). Aus
dieser Zeit stammt auch der polnische Spruch: „Wenn ein Deutscher eine Polin
heiratet, das ist als wenn sich der Teufel mit einem Engel vereint.“ (Swiatkowski
2001: 255).
Erst mit der Entstehung von Fürstentümern und Ländern wurden die Grenzen
der Partnerwahl erweitert und dadurch auch die Endogamieregeln relativiert.
Die Ausdehnung der Grenzen jedoch hob nur einige Grenzen auf, einige
Heiratsschränken sind unberührt geblieben: Religion und Kultur blieben nach
wie vor definitive Grenzen der Partnerwahl (vgl. Groeger 1974: 119).
Mit der Zeit ließ sich die deutliche Tendenz feststellen, dass das Interesse der
Individuen auf die Aufrechterhaltung der Heiratsregeln deutlich abgenommen
hat und lediglich Institutionen Schließungen der heterogenen Ehen verhindern
wollten. Deshalb führte die Schwächung der Institutionen dazu, dass die
Betroffenen selbst, ohne auf Erlaubnis von Herrschenden in Staat oder Kirche
zu warten, für sich die Grenze aufgehoben haben und häufiger heterogene
heirateten (vgl. Groeger, 1974: 119).
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich die negative Einstellung
gegenüber interkulturellen Ehen wieder verstärkt. Solche Ehen wurden als ein
Zeichen der „Entnationalisierung“ gesehen und sind deswegen auf scharfe
23
Ein polnischer Chronist
- 38 Kritik gestoßen. Nicht desto trotz wurde festgestellt, dass trotz gesellschaftlicher
Missachtung die Anzahl der deutsch-polnischen Ehen stieg (vgl. Swiatkowski
2001: 256).
Diese steigende Tendenz konnte in der NS-Zeit und während des zweiten
Weltkrieges trotz der tiefen Zäsur, die es in den deutsch-polnischen
Beziehungen gab, nicht verhindert werden (Swiatkowski 2001: 256). Deutschpolnische Ehen wurden sowohl auf der polnischen als auch auf der deutschen
Seite noch stärker als bisher stigmatisiert. Deutsche Frauen, die eine Ehe mit
einem Polen eingegangen sind, waren es bei solch einer Heirat damals nach
den „Mischehe-Vorschriften“ „nicht wert, geschützt zu werden“ (Scheibler 1993:
81).
Aus dieser Zeit stammt die bereits angesprochene historische Belastetheit des
Begriffes „Mischehe“. In den Zeiten des Nationalsozialismus wurden Ehen
zwischen einem Angehörigen mit deutschem oder artverwandtem Blut und
einer Person anderer rassischer Zugehörigkeit, vor allem eine Ehe zwischen
Deutschen und Juden (vgl. Kienecker 1993: 24, Davis 1964: 124) als Mischehe
bezeichnet. Mischehen galten als Rassenschande und wurden durch die
Nürnberger Gesetze verboten. Erst in diesen Zeiten bekam das Wort Mischehe
einen abwertenden Beiklang.
Nach dem Krieg und damit befreit von nationalistischen Schikanen stieg die
Anzahl der deutsch-polnischen Ehen wieder an. Es ist dabei jedoch zu
betrachten, dass die Ehen zwar rechtlich zugelassen worden sind, sie jedoch
eine stark ablehnende Reaktion ihres Umfeldes auslösten. Ein Beispiel dafür ist
ein Artikel der Migrantenzeitschrift „Echo Polskie“, in dem man über in deutschpolnischen Ehen lebende Partner lesen konnte: „diese Leute müssen wissen,
dass sie (...) nicht im Einklang mit der nationalen Ehre handeln und ihre Ehen
ungültig sind.“ (Luczak 1993:52).
Mit dem Eisernen Vorhang sind deutsch-polnische Eheschließungen praktisch
verhindert worden. Hier spielten vor allem strukturelle24 Schwierigkeiten eine
entscheidende Rolle. Auf der polnischen Seite ist die Bereitschaft, eine solche
Ehe zu schließen, wegen des in den Zeiten des polnischen Kommunismus
häufig benutzten Feindbildes der Deutschen geschrumpft. Diejenigen, die sich
24
Wie erschwerte Reisemöglichkeit
- 39 für solch eine Eheschließung entschieden haben, wurden nicht nur mit der
Ablehnung des Umfeldes, sondern vor allem mit politischen Sanktionen
konfrontiert. In Deutschland dagegen hat die Anzahl der internationalen Ehen
durch die steigende Anzahl der Ausländer zugenommen. 1955, als die erste
Vereinbarung zum Anwerbeabkommen mit Italien geschlossen wurde, kamen
viele Gastarbeiter nach Deutschland. Danach folgende Abkommen mit Spanien
und Griechenland (1960), mit der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal
(1964), Tunesien (1965) und dem damaligen Jugoslawien (1968) führten zur
schnellen Erhöhung der Anzahl der Ausländer in der Bundesrepublik. Auch
heutzutage,
zurückgekehrt
obwohl
die
ist,
stellen
Mehrzahl
sie
eine
der
“Gastarbeiter”
große
Gruppe
ins
der
Heimatland
ausländischen
Bevölkerung dar (vgl. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2004: 49). Die
steigende Zahl der Ausländer ist vor allem deswegen bedeutend, da sie häufig
in die deutsche Gesellschaft heiraten und damit heterogene Ehen schließen
(vgl. Sechster Familienbericht 2000: 80). Laut vieler Ansätze ist andererseits die
Anzahl bestimmter binationaler Kombinationen nicht als ein Zeichen einer
bestimmten Präferenz zu interpretieren, sondern hängt zu einem großen Teil
mit der Anzahl der in Deutschland lebenden Ausländer bestimmter Nationalität
zusammen (vgl. Ausländische Bevölkerung in Deutschland, 1995: 28). Die
These, dass die Anzahl der bikulturellen Eheschließungen von der Anzahl der
Migranten abhängt, kann an dem Beispiel der deutsch-polnischen Ehen
Bestätigung finden. Länderspezifisch betrachtet korreliert die Anzahl der
deutsch-polnischen Ehen mit der Anzahl der polnischen Staatsbürger.
Nordrhein-Westfallen als das Land mit der größten Anzahl der dort lebenden
Polen weißt die größte Anzahl deutsch-polnischer Ehen auf. 1999 wurde jede
dritte deutsch-polnische Ehe in diesem Land geschlossen. Ungefähr 10% der
Ehen werden jeweils in Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg und Hessen
geschlossen. Eine sehr große Anzahl der deutsch-polnischen Ehen in
Nordrhein-Westfallen ist auch darauf zurückzuführen, dass das Ruhrgebiet eine
sehr lange Migrationstradition aufweist. Es ist legitim zu behaupten, dass es
sich häufig um deutsch-polnische Ehen handelt, in denen beide Partner einen
gemeinsamen kulturellen Hintergrund haben. Diese Ehen sind zwar binational,
aber nicht bikulturell, was natürlich einen gravierenden Unterschied für die
Reaktion des Umfeldes macht. Scheibler betont jedoch, dass die Anzahl der
- 40 Ausländer nicht unbedingt zu einer erhöhten Anzahl Mischehen führen muss.
Seine Annahme kann durch den Fakt bestätigt werden, dass deutsch-polnische
Ehen häufiger als deutsch-türkische vorkommen, was deutlich zeigt, dass man
unabhängig von der Anzahl bestimmte Präferenzen oder Barrieren finden kann.
Laut Lell ähnelt die heutige Regelung den römischen Vorschriften, nach denen
Ausländer zwar weitgehend akzeptiert werden und man mit ihnen Geschäfte
machen kann, aber sie werden nicht als mögliche Heiratspartaner anerkannt
(vgl. Scheibler 1994: 24ff). Diese Einstellung ändert sich jedoch langsam über
die Jahre, was man anhand folgender Daten sehen kann.
Wie sich bei der Analyse des Begriffes „Mischehe“ zeigte, ist dieser Ausdruck
weder allgemein gültig, noch absolut. Bevölkerungsumfragen geben Auskünfte
darüber, „in welchem Ausmaß soziale Distanz zwischen einheimischen und
zugewanderten Bevölkerungsgruppen interethnische Heiraten beeinflusst“
(Sechster Familienbericht 2000: 83). Zwei solcher Umfragen wurden vom
Bundesministerium
für
Arbeit
und
Sozialordnung
beauftragt.
Bei
den
Erhebungen wurden heiratsfähige Ausländer und ausländische Eltern gefragt,
ob sie sich vorstellen könnten, dass sie selbst bzw. Ihr Kind einen Deutschen
oder eine Deutsche heiratet. Es ist zu beachten, dass die Antworten keine
Aussagen über die allgemeine Einstellung zur Aufnahmegesellschaft machen,
weil die Bereitschaft, einen Angehörigen einer anderen Nationalität zu
akzeptieren, in allen Gruppen am geringsten ist, wenn es um die Mitgliedschaft
in der eigenen Familie geht (vgl. Mehrländer/Ascheberg/Ueltzhöffer 1996: 224).
Die zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten (1985 und 1995) durchgeführte
Datenerhebung ermöglicht eine Analyse bezüglich der allgemeinen Änderung
der Einstellung gegenüber heterogenen Ehen.
In der Befragung wurde den unverheirateten Ausländern25 die Frage gestellt, ob
sie einen deutschen Partner oder eine deutsche Partnerin wählen würden.
25
Die noch nicht verheiratet sind, aber heiraten möchten.
- 41 -
Abbildung 2-1: Bereitschaft unverheirateter ausländischer Frauen und
Männer zu einer Ehe mit Deutschen (Sechster
Familienbericht, 2000: 84)
Wie aus Abbildung 2-1 ersichtlich, ist die Bereitschaft einen deutschen
Staatsbürger zu heiraten in fast allen Gruppen stark gestiegen. Lediglich bei
türkischen Männern26 ist im Laufe der Zeit die Bereitschaft gesunken, eine
deutsche Frau zu heiraten. Obwohl die Bereitschaft generell gestiegen ist,
variiert sie stark nach Nationalität und Geschlecht. Türkische Staatsbürger habe
die geringste Bereitschaft zur Eheschließung mit einem Deutschen, obwohl sie
unter türkischen Frauen erheblich gestiegen ist. Die stärkste Änderung der
Einstellung zu Gunsten binationaler Ehen konnte man in der griechischen
Gruppe feststellen. Auch die Anzahl der Personen, die eine bikulturelle Ehe
negativ beurteilen, ist gefallen. Allerdings beurteilte 1995 noch immer jede dritte
türkische Befragte eine solche Ehe negativ, während es unter den Griechinnen
lediglich jede Vierzehnte war.
Weil die Einstellung der Eltern gegenüber einer interkulturellen Eheschließung
die tatsächlich erfolgte Partnerwahl beeinflusst, soll sie auch kurz thematisiert
werden.
26
Obwohl sie überdurchschnittlich häufig eine Ehe mit einer deutschen Frau schließen.
- 42 -
Abbildung 2-2: Einstellung ausländischer Eltern zur Heirat Ihrer Kinder mit
Deutschen (Sechster Familienbericht 2000: 84)
Die Gegenüberstellung beider Ergebnisse in Abbildung 2-2 zeigt deutlich, dass
in diesem relativ kurzen Zeitraum die Akzeptanz der Mischehen bei den Eltern
ausländischer Herkunft um etwa 20 Prozent zugenommen hat. Die Differenzen
zwischen den Türken auf der einen Seite und den Italienern und Griechen auf
der anderen Seite können auf die Länge der Aufenthaltsdauer in Deutschland
zurückgeführt werden. Es wurde festgestellt, dass mit zunehmendem Alter der
befragten Eltern deren Bereitschaft zur Akzeptanz einer bikulturellen Ehe
zunimmt (vgl. Mehrländer/Ascheberg/Ueltzhöffer 1996: 224). Die Ergebnisse
zeigen
auch
deutlich,
dass
die
Einstellung
der
Eltern
nicht
geschlechterspezifisch ist.
Ein Vergleich der Antworten beider Generationen ermöglicht Aussagen über die
Geschwindigkeit der Einstellungsänderung im generativen Vergleich. Die
Änderung der Einstellung gegenüber binationalen Eheschließungen unter
Frauen scheint nicht Generationenabhängig zu sein, was sich in der ganz
großen Ähnlichkeit der gegebenen Antworten zeigt. Die Analyse der Ergebnisse
der unverheirateten ausländischen Männer und Frauen zeigt dagegen
erhebliche Geschlechtsunterschiede, die in der Generation der Eltern nicht
nachweisbar gewesen sind. Die Einstellung der Frauen hat sich im Laufe der
letzten 10 Jahre sehr geändert. Unter Männern dagegen (bis auf die Griechen)
wurden lediglich kleine Meinungsänderungen festgestellt, was auch damit
zusammenhängen kann, dass in dieser Gruppe schon 1985 die Einstellung
vergleichsweise viel positiver gewesen ist.
- 43 Die allgemeinen Ergebnisse ermöglichen die Aussage, dass deutsch-türkische,
deutsch-italienische oder deutsch-griechische Ehen trotz der sich ändernden
Einstellung als „Mischehen“ zu betrachten sind. Dass ein erheblicher Teil der
Bevölkerung solch eine Ehe negativ bewertet und sie sogar ablehnen würde,
bedeutet, dass solch eine Eheschließung eine Reaktion auslösen würde.
Jedoch ist auch damit zu rechnen, dass die Anzahl der binationalen Ehen
steigen wird, denn die Erhebungen zeigen, dass sich die Einstellung zu
Gunsten interkultureller Eheschließungen ändert.
Diese Änderung der Einstellung gegenüber grenzüberschreitenden Ehen, und
die
zunehmende
Bereitschaft,
solch
eine
Ehe
einzugehen,
ist
der
Ausgangspunkt für den methodischen Teil der Arbeit, in dem in einer kohortenund ländervergleichenden Analyse geprüft wird, ob sich in der Einstellung zu
deutsch-polnischen Ehen eine Änderung feststellen lässt.
Die Relativierung der Partnerwahlgrenzen, die im Laufe der Zeit stattgefunden
hat, ist deutlich bemerkbar und führte dazu, dass
„eine Fülle von Ehen geschlossen wurden und werden, die noch vor
einem Jahrhundert entweder nicht hätten geschlossen werden
können, oder falls doch, als Mischehen verschrien worden wären“
(Groeger 1974: 118).
Die Analyse statistischer Daten ermöglicht es, eine aktuelle Tendenz und
Änderung der Partnerwahlregeln festzustellen. Daher geht das nächste Kapitel
näher auf diese ein.
2.4 Statistischer Überblick
Statistische
Daten
ermöglichen
zwar
eine
genaue
Analyse
des
Heiratsverhaltens, jedoch ist zu beachten, dass die statistisch gelieferten Daten
sich
lediglich
auf
Heterogenität
oder
Homogenität
bezüglich
der
Staatsangehörigkeit beschränken und dadurch die ethnische Zugehörigkeit und
den kulturellen Hintergrund außer Acht lassen. Nicht desto trotz ist die
Auseinandersetzung mit der Anzahl der gemischt-nationalen Ehen deshalb
relevant, weil sie Informationen über die Strenge der Endogamieregeln in der
- 44 Gesellschaft liefert27. Leider sind die verfügbaren Daten veraltet, allerdings
ausreichend, um Tendenzen und Trends aufzuzeigen.
Die Analyse statistischer Daten zeigt, dass im Laufe der Zeit die Anzahl der
binationalen Ehen sehr stark zugenommen hat. Insgesamt wurden 1999 in
Deutschland 430.674 Ehen geschlossen, davon 83,7% (360.556) von zwei
Ehepartnern deutscher Nationalität. In 26.234 Fällen heirateten deutsche
Frauen einen ausländischen Mann, in 32.335 Fällen deutsche Männer eine
ausländische Frau. Das bedeutet, dass beinahe jede sechste Ehe binational
war (vgl. Sechster Familienbericht 2000: 80).
Bei der Partnerwahl ist ein starkes und geschlechtsspezifisches Muster der
Partnerselektion erkennbar. Dieses Muster lässt sich schon in der neuesten
Geschichte der binationalen Ehen erkennen.
Bis zu den Neunzigerjahren war selbst die Einstellung zur binationalen
Eheschließung stark Geschlechterspezifisch: Frauen waren wesentlich stärker
an binationalen Eheschließungen beteiligt. 1955 heirateten zum Beispiel
lediglich 2.708 deutsche Männer eine ausländische Partnerin, aber schon
15.074 deutsche Frauen einen ausländischen Partner. 1955 stellten binationale
Ehen in denen die Frau eine deutsche Staatangehörigkeit hatte 85% aller
binationalen Ehen dar. Und das, obwohl noch bis 1976 ein Kind aus einer Ehe,
in der nur die Frau die deutsche Staatsangehörigkeit aufweisen konnte, keinen
Anspruch auf die deutsche Staatsangehörigkeit hatte.
Überraschenderweise fand Mitte der Neunzigerjahre eine große Änderung statt,
sodass heutzutage deutsche Männer und Frauen genauso häufig einen
ausländischen Partner heiraten (vgl. Kienecker 1993: 48). Bei der Analyse der
Häufung binationaler Eheschließungen unter deutschen Männern ist aber zu
beachten, dass es sich bei den am häufigsten vorkommenden Nationalitäten
(Polen und Russland) zu großen Teil um Ehen von Aussiedlern mit Frauen aus
dem gleichen Herkunftsland handelt. Dies ermöglicht die These, dass Männer
zwar häufiger als Frauen binationale Ehen schließen, jedoch seltener eine
interkulturelle Ehe eingehen (vgl. Sechster Familienbericht 2000: 82).
27
In Deutschland werden binationale Eheschließungen seit den frühen Fünfzigerjahren vom
Statistischen Bundesamt erfasst (vgl. Bundesamt Wiesbaden). In Polen werden binationale
Eheschließungen gar nicht erfasst.
- 45 Die Unterschiede bezüglich der bevorzugten Nationalitäten bei der Partnerwahl
unter Frauen und Männern erfordern eine geschlechtsspezifische Analyse der
Eheschließungen. Überschneidungen zwischen Männern und Frauen gibt es
lediglich bei der Wahl von spanischen, österreichischen, französischen oder
niederländischen Partnern. Diese vier Nationalitäten werden von beiden
Geschlechtern gleich häufig geheiratet, gehören jedoch in beiden Gruppen nicht
zu
den
am
häufigsten
vorkommenden
Ehepartnern
(vgl.
Sechster
Familienbericht 2000: 83).
Wie aus Tabelle 2-3 ersichtlich schlossen Männer überdurchschnittlich häufig
Ehen mit Frauen aus Polen, der ehemaligen Russischen Föderation28 und
Thailand. Unter deutschen Frauen dagegen, ließ sich ein Übergewicht der
Beteiligung bei Eheschließungen mit Jugoslawen, Italienern, Türken und
Amerikanern verzeichnen.
Tabelle 2-3:
Häufigkeiten deutsch-ausländischer Eheschließungen im
Jahr 1997 (Sechster Familienbericht 2000: 82)
Sowohl die Popularität binationaler Ehen selbst, als auch die bestimmter
Nationalitäten durchlaufen durchaus „Konjunkturen“ und Zyklen. Das heißt,
dass sich die Anzahl bestimmter internationaler Ehen im Laufe der Zeit ändert
(Siehe Abbildung 2-3 und Abbildung 2-4). Diese Zyklen verlaufen auf eine
28
Bei Polen und der Russischen Föderation handelt es sich häufig um Aussiedler
- 46 geschlechterspezifische Art, das heißt, dass Frauen und Männer Partner aus
unterschiedlichen Nationalitäten wählen.
Abbildung 2-3: Die Entwicklung der Eheschließungen von deutschen
Männern
mit
ausländischen
Frauen
(Sechster
Familienbericht 2000: 82)
Bei der Berücksichtigung des Aspektes, dass es sich bei Ehen mit Polinnen und
Russinnen überdurchschnittlich häufig um Ehen von Aussiedlern mit Frauen
aus der gleichen Herkunftsregion handelt, wird deutlich, dass ausländische
Frauen nur zu einem geringen Maß als potenzielle Heiratspartner für deutsche
Männer gelten. Irreführend kann die steigende Anzahl der Ehen mit türkischen
Frauen sein. Bei diesen Ehen handelt es sich häufig um eine Eheschließung mit
eingebürgerten Männern türkischer Herkunft (vgl. Sechster Familienbericht
2000: 83).
- 47 Wie man der Abbildung 2-4 entnehmen kann, schließen deutsche Frauen
dagegen häufiger interkulturelle Ehen.
Abbildung 2-4: Die Entwicklung der Eheschließungen von deutschen
Frauen
mit
ausländischen
Männern
(Sechster
Familienbericht 2000: 83)
Die Analyse der binationalen Partnerwahlen unter deutschen Frauen gibt
deutliche Hinweise, dass binationale Ehen, die von deutschen Frauen
geschlossen
werden,
viel
stärker
von
den
„diesbezüglichen
Gelegenheitsstrukturen in Deutschland bestimmt (sind), denn außer den
klassischen Anwerbestaaten der Arbeitsmigranten finden sich auch die Staaten
mit
ausländischen
Streitkräften
in
Deutschland
unter
den
wichtigsten
Nationalitäten“ (Sechster Familienbericht 2000: 83).
Schon aus Abbildung 2-3 und Abbildung 2-4 wurde ersichtlich, dass deutschpolnische Ehen durch eine sehr starke Asymmetrie gekennzeichnet sind und
Anzahlmäßig erst Anfang der Neunzigerjahre an Bedeutung gewonnen haben.
- 48 Die große Anzahl der deutsch-polnischen Ehen ist ein ziemlich neues Ereignis.
In den Sechziger- und Siebziger Jahren wurden durchschnittlich jährlich 200300 deutsch-polnische Ehen geschlossen. Obwohl die Anzahl sich Mitte der
Achtziger Jahre verdoppelte und Ende der Achtziger sogar 1,000 überschritten
hat, kamen diese Ehen im Vergleich mit der Häufigkeit anderer binationaler
Eheschließungen selten vor. Die erschwerten politischen und kulturellen
Kontakte zwischen den beiden Ländern führten dazu, dass bis zu den 1980er
Jahren binationale Ehen in Deutschland häufiger mit einem Partner aus USA,
Türkei und Italien (Frauen) oder aus Österreich, den Niederlanden und
Jugoslawien (Männer) vorkamen (vgl. Kienecker 1994: 48).
In den Jahren 1981-87 ließ sich eine stetige, aber langsame Zunahme deutschpolnischer Ehen feststellen. Im Jahr 1988 hat die Anzahl der Ehen rapide
zugenommen und hat die 2,000er Marke erreicht. Nach der Wende ist die
Häufigkeit der deutsch-polnischen Eheschließungen noch weiter gestiegen. In
den darauf folgenden Jahren wurden noch mehr deutsch-polnische Ehen
geschlossen. 1989 waren es 3,000, 1990 4,000, 1993 mehr als 5,000, und 1996
mehr als 6,000.
Wie aus dem folgenden Diagramm (Abbildung 2-5) ersichtlich ist, stellten 1997
deutsch-polnische Ehen (in denen entweder die Frau oder der Mann deutsch
ist) 19% aller internationalen Ehen dar, lediglich deutsch-jugoslawische Ehen
waren häufiger.
- 49 -
Polen
Türkei
2%
2%
5% 2%
2%
Rüssische Föderation
19%
Jugoslawien
4%
Österreich
2%
Italien
9%
Niederlande
16%
6%
Verenigte Staaten
Griechenland
8%
23%
Großbritannien
Philipinnen
Thailand
Frankreich
Abbildung 2-5: Nationalitäten, die am häufigsten in eine gemischt-nationale
Ehe mit den Deutschen eingehen (eigene Analyse basierend
auf Daten des Sechsten Familienberichts 2000: 80ff)
Die Anzahl der deutsch-polnischen Ehen sowohl mit den deutschen Männern
als auch Frauen ist in dreißig Jahren29 gestiegen. Die Zunahme war jedoch in
beiden Gruppen unterschiedlich stark. Die Anzahl der Ehen mit einem Polen
nahm konstant zu und ist in den Neunzigerjahren achtmal so hoch gewesen wie
die Anzahl in den Sechzigern. Die Anzahl der Ehen mit einer Polin
verfünfzigfachte sich im gleichen Zeitraum. Deswegen sind die Aussagen über
die steigende Anzahl deutsch-polnischer Ehen deutlich mehr auf binationale
Ehen mit einer Polin bezogen (vgl. Jaroszewska 2003: 23). Ein Faktor, der zu
dieser Entwicklung beigetragen hat, waren die politischen Änderungen Ende
der Achtziger, die darin resultierten, dass die Reisebeschränkungen teilweise
aufgehoben wurden. Obwohl die Heiratsblockade zwischen Deutschland und
Polen, die ein großes Heiratspotenzial für viele Jahre blockierte, nach der
Wende ganz verschwunden ist, ging über die folgenden Jahre die Anzahl der
deutsch-polnischen Ehen nicht zurück. Man kann die Hypothese aufstellen,
dass die Kontakte zwischen Polen und Deutschland an Intensität gewannen,
was ein begünstigender Faktor für die Schließung solcher Ehen ist.
Generell zeigen die Statistiken, dass die Osteuropäer bereiter sind eine Ehe mit
einem Deutschen zu schließen, als die Westeuropäer. Man kann zwei Thesen
aufstellen, die eine Erklärung dafür bieten.
29
Zwischen 1960-90
- 50 Erstens: Osteuropäer werden eher dazu tendieren eine Ehe (auch Scheinehe)
zu schließen, um eine Aufenthaltgenehmigung zu erhalten. Zweitens:
Westeuropäer können auch mit einem Partner leben ohne die Partnerschaft
legalisieren zu müssen. Legalisierung ist für viele Osteuropäer notwendig, wenn
sie in Deutschland bleiben wollen. Wenn man diese Hypothese für wahr erklärt,
bedeutet dies, dass die Anzahl der Partnerschaften zwischen Deutschen und
Westeuropäern nicht unbedingt niedriger als die Anzahl der Partnerschaften
zwischen Deutschen und Osteuropäern sein muss. Der Unterschied liegt nur
darin, dass Partnerschaften zwischen Deutschen und Westeuropäern statistisch
als nichteheliche Lebensgemeinschaften nicht erfasst werden. Diese Hypothese
kann man auch durch das Argument stützen, dass in Westeuropa die generelle
Heiratsneigung schwächer geprägt als in Osteuropa ist. Aufgrund der Stärke
der katholischen Kirsche ist besonders in Polen die Akzeptanz nichtehelicher
Lebensgemeinschaften gering (vgl. Jaroszewska 2003: 45).
Die statistische Lage ist zwar gut, jedoch liegen viele Erhebungen schon eine
lange Zeit (10 Jahre) zurück. Aktuelle Ergebnisse der Panneluntersuchung zur
Änderung der Einstellung zu internationalen Eheschließungen sind noch nicht
bekannt, deshalb wurden die Daten von vor 20 und 10 Jahren durchgeführten
Umfragen (siehe Seite 41ff) zur Hilfe genommen, um einen Trend zu erkennen.
Selbstverständlich
würde
eine
bessere
Datenlage
zur
Thematik
der
interkulturellen Ehen die Aktualität dieser Arbeit stärken.
Es
wäre
vereinfachend
zu
behaupten,
dass
die
Anzahl
bestimmter
internationaler Ehen lediglich mit den Präferenzen bezüglich der Partnerwahl
verbunden sind. Schließlich gibt es eine ganze Reihe an Faktoren (auch
strukturellen), die eine interkulturelle Eheschließung begünstigen. Diese werden
im nächsten Abschnitt dargestellt.
2.5 Faktoren, die eine interkulturelle Eheschließung begünstigen
Neben einer Reihe von Theorien zu Partnerwahlregeln gibt es auch viele
strukturelle Faktoren30, die das Zustandekommen einer Mischehe entweder
begünstigen oder verhindern können.
30
Die begünstigenden Faktoren werden in dem folgenden Unterkapitel behandelt
- 51 „Comparisons between rates of intermarriage in different populations
should take into account the relative numbers of population in-groups
mates, as affected by size, sex and age composition, territorial
distribution,
and
technologically
determined
opportunities
for
contact.“ (Merton 1964: 221)
Interkulturelle Eheschließungen sollten nicht ausschließlich als ein Zeichen für
die Lockerung der Partnerwahlregeln und die gegenseitige Offenheit der
Länder, sondern auch als ein Ergebnis der Kontaktmöglichkeit interpretiert
werden. Die Tatsache, dass in Deutschland interkulturelle Ehen die Minderheit
darstellen, und die Partner in einer Ehe normalerweise über einen
gemeinsamen kulturellen Hintergrund verfügen, kann auch durch eine
erschwerte Kontaktmöglichkeit erklärt werden. Diese Möglichkeit, die erheblich
durch den Wohnort und Arbeitsplatz beeinflusst wird, spielt in diesem Fall eine
wesentliche Rolle.
„National homogene Beschäftigungs- und Wohnverhältnisse erhöhen
(...) die Wahrscheinlichkeit, einem Partner gleicher Herkunft zu
begegnen und vermindern die Wahrscheinlichkeit einer binationalen
Partnerwahl.“ (Sechster Familienbericht, 2000: 79)
Der Besuch von Universitäten erhöht zum Beispiel die Chance, ausländische
Partner kennen zu lernen (vgl. Sechster Familienbericht, 2000: 86).
Nach Eshleman können folgende Faktoren die heterogene Eheschließung
begünstigen:
1. Als notwendig für eine heterogene Eheschließung hat Eshleman die bloße
Existenz einer Minderheitsgruppe in einer Gesellschaft gezeigt. Dabei hat
Eshleman die Größe der Minderheitsgruppe nicht berücksichtigt, diese
wurde in dem Sechsten Familienbericht thematisiert (vgl. Sechster
Familienbericht, 2000: 78). Eine kleine Minderheit greift wegen der
beschränkten Partnerwahl auf der nationalitätsbezogenen Ebene auf andere
Ebenen und Merkmale (z.B. Bildung, Religion) potenzieller Partner zurück.
Eine größere ausländische Bevölkerungsgruppe ermöglicht eine größere
Auswahl an Partnern mit dem gleichen Hintergrund, was zu einer
- 52 Verringerung der Exogamierate beiträgt (vgl. Sechster Familienbericht 2000:
79).
2. Eshleman stellte fest, dass kulturelle Ähnlichkeit, die sich wegen räumlicher
Nähe zwischen den Gruppen entwickelt und die damit zusammenhängende
Übereinstimmung bezüglich kultureller Werte “encourages intermarriage,
since people tend to marry those who are culturally similar to themselves.“
(Eshleman 1978: 286)
3. Auch ein Ungleichgewicht der Geschlechter kann zu einer Erhöhung der
Anzahl der heterogenen Ehen führen. Laut dem Sechsten Familienbericht
stellt ein unausgewogenes Zahlenverhältnis häufig ein Problem unter
Arbeitsmigranten dar. Da sie nur unter Umständen auf den Heiratsmarkt im
Herkunftsland zurückgreifen können, neigen sie häufiger dazu, in die
einheimische Bevölkerung einzuheiraten (vgl. Sechster Familienbericht,
2000: 78).
4. Auch die Entkräftung institutioneller Kontrollen ermöglicht eine steigende
Zahl der heterogenen Ehen. Dies kann man am Beispiel der abnehmenden
Rolle der Kirchen sehen, die von der Schließung einer bikonfessionellen
Ehe abraten.
Darüber hinaus wurde in dem Sechsten Familienbericht betont, dass die
Etablierung des internationalen Heiratsmarktes eine begünstigende Rolle spielt
(vgl. Sechster Familienbericht, 2000: 79ff). Die Erleichterung von Reisen, die zu
der Durchsetzung eines internationalen Lebensstils in bestimmten Kreisen
beigetragen hat, hat zur Entwicklung des internationalen Heiratsmarkts
beigetragen. Damit ist aber auch ein Problem der Wahrnehmung interkultureller
Ehen verbunden. Die Form der „Sensationsberichterstattung“, die in Medien
praktiziert wird, führt dazu, dass „binationale Ehen insgesamt in den Kontext
von Sex- Tourismus, ‚Katalogbräute’, Frauenhandel und Prostitution gestellt
worden sind.“ (Sechster Familienbericht, 2000: 80).
Die bereits aufgelisteten Faktoren sollten für den deutsch-polnischen Fall durch
andere für den Fall typische ergänzt werden. Bei den deutsch-polnischen Ehen
kann ein tendenziell längerer Aufenthalt der Polen vor der Ehe in der
Bundesrepublik eine begünstigende Rolle spielen, der den Aufbau der
langfristigen Kontakte erleichtert. Außerdem muss beachtet werden, dass es
- 53 sich in diesem Fall um die Nachfrage bestimmter Persönlichkeitsmerkmale, die
die erwünschte Rollenverteilung in der Ehe ermöglichen und die in der eigenen
Gruppen seltner vertreten sind, handeln kann. Jaroszewska vertritt die
Meinung, dass der polnische „soziale Genotyp“ von Frau einen erheblichen
Einfluss haben kann (vgl. Jaroszewska 2003: 29). Dieser Genotyp der Polin
sollte einerseits die höchsten Ansprüche erfüllen, andererseits sollte sie die
eigenen Aspirationen und Wünsche den Bedürfnissen der Familie unterordnen,
ohne eine Anerkennung dafür zu erwarten (vgl. Domanski/Janicka 1992: 161).
In dem deutsch-polnischen Fall sollte man die Rolle der wirtschaftlichen
Unterschiede zwischen den Ländern nicht ausblenden. Diese konnte (nach der
Austauschtheorie) die Attraktivität einer interkulturellen Eheschließung zwecks
Statuserhöhung besonders zu Zeiten des polnischen Kommunismus steigern.
- 54 -
3 EMPIRISCHER TEIL
Im empirischen Teil wird untersuchet, ob sich die generelle Wahrnehmung der
interkulturellen Ehen im Laufe der Zeit geändert hat. Diese Frage wird anhand
eines deutsch-polnischen Fallbeispiels geklärt. Anhand der Ergebnisse der
Umfrage wurde die Hypothese geprüft, ob sich die Einstellung gegenüber
deutsch-polnischen Ehen aufgrund des politischen Wandels in Deutschland und
Polen geändert hat, und ob die im theoretischen Teil präsentierten
wissenschaftlichen Ansätze für deutsch-polnische Ehen zutreffend sind. Die
mögliche Änderung der Einstellung wurde durch Fragen nach den Reaktionen
bestimmter Generationen festgehalten. Es ist davon auszugehen, dass
bestimmte Generationen wegen der unterschiedlich erlebten Geschichte der
deutsch-polnischen Beziehungen unterschiedlich darauf reagieren, dass eine
Verbindung zwischen diesen zwei Kulturen durch eine Eheschließung
hergestellt wird. Die Unterscheidung zwischen den Generationen führt dazu,
dass es sich bei dieser Untersuchung um eine Kohortenuntersuchung handelt.
Unter Kohorte versteht man eine Gruppe von Personen, die zum gleichen
Zeitpunkt ein bestimmtes Lebensereignis erfahren hat (vgl. Ryder 1965: 843861). In der vorliegenden Studie werden Krieg, Kommunismus, Wende und die
EU
Osterweiterung
als
Differenzierungsmerkmale
genutzt,
um
die
Kohortenzugehörigkeiten zu bestimmen. Natürlich ist zu beachten, dass alle
Generationen die Änderung der politischen Verhältnisse zwischen Polen und
Deutschland erlebt haben, die Unterschiede zwischen den Generationen jedoch
konstant bleiben (vgl. Falkowski/Popko 2002: 4). Ferner entsteht durch diese
Form der Untersuchung die Gefahr der Verwechselung der Kohorteneffekte
(Wirkungen auf Personen, die sich aus ihrer Kohortenzugehörigkeit ergeben)
mit Alterseffekten, die sich aus der Tatsache des Älterwerdens ergeben, wie
z.B. eine mit der Zeit wachsende Neigung zum Konservatismus.
3.1 Methodisches Vorgehen
Zwar eignet sich für die Beschreibung eines Wandels im Bereich der
Familienforschung
am
besten
eine
Paneluntersuchung,
die
sehr
viel
aussagekräftiger ist, da sie dieselben Personen mit den gleichen Variablen zu
verschiedenen Zeiten befragt und damit eventuell eine Entwicklung oder
Veränderung im Verhalten aufzeigen könnte. Dies war jedoch allein schon
- 55 wegen der auf sechs Monate festgelegten, und nicht über Jahre geplanten
Forschungszeit
unmöglich.
Darüber
hinaus
wären
sogar
für
eine
Paneluntersuchung bestimmte Informationen, wie z.B. über eine Änderung der
Einstellung kurz nach der Wende, nicht zugänglich, weil dies bedeuten würde,
dass man über die Ergebnisse von Untersuchungen zur Einstellung gegenüber
deutsch-polnischen Ehen aus diesem Zeitraum verfügt. Solche Untersuchungen
wurden aber nicht durchgeführt. Ein Panel würde allerdings die Möglichkeit
bieten, eine Trendanalyse zu erstellen, weil man die Entwicklungen über die
Zeit besser verfolgen kann. Die Repräsentanten der drei Generationen wurden
nicht selbst befragt, sondern die Eheleute haben Angaben über deren
Reaktionen auf die Eheschließung gemacht.
3.1.1 Konsequenzen des Forschungsdesigns
Bedingt durch die Konstruktion des Fragebogens beschrieben die Befragten
nicht ihr eigenes Verhalten, sondern das Verhalten ihrer Familiemitglieder und
Freunde. Dieses Verfahren kann helfen, Effekte der sozialen Erwünschtheit
auszuschließen, aber natürlich werden dadurch lediglich die von den Eheleuten
wahrgenommenen Reaktionen festgehalten. Dies sollte nicht unbedingt als
Nachteil gesehen werden. Denn schließlich können nur die wahrgenommenen
Reaktionen des sozialen Umfeldes für die Partnerwahl relevant sein und
entweder belohnende oder bestrafende Wirkung haben. Denn das Interesse der
Gesellschaft, die Partnerwahl zu beeinflussen, wird auf eine Art und Weise
ausgeübt, die den Partnern bewusst wird (vgl. Lautman 1973: 110).
Das Interview ist so aufgebaut, dass es nach den Reaktionen unter
Familienmitgliedern und in dem Freundeskreis fragt, weil diese Personen durch
die bikulturellen Eheschließung betroffen sind und eine Position dazu
einnehmen müssen. „Die Familie stellt in allen Gesellschaften eine zentrale
soziale Instanz dar. In ihr werden gesellschaftliche Normen vermittelt, über
deren Einhaltung auch im späteren Leben gewacht wird“ (Kienecker 1993: 78).
Die Abhängigkeit der Einzelnen von der Familie nimmt mit der Zeit ab, jedoch
kann dem Urteil der Familie eine große Bedeutung zugeschrieben werden. In
dem Fragebogen wird auch nach der Einstellung der Freunde gefragt, weil
deren Einfluss gleichzeitig mit der Rückgang des Einflusses der Familie an
Wichtigkeit gewinnt.
- 56 Die Entscheidung über das Forschungsdesign wurde durch die vorher
festgelegte Fragestellung geprägt. Es ist davon auszugehen, dass die
Fragestellung dieser Arbeit von einigen Befragten als heikel empfunden werden
kann. Schließlich werden die Reaktionen auf die eigene Ehe, besonders wenn
sie negativ und ablehnend sind, als ein Problem innerhalb der Familie
empfunden. Besonders in Polen ist das Tabu des Sprechens über familiäre
Probleme sehr stark verbreitet. Rund 80% der polnischen Befragten einer
Studie von Jaroszewska vertraten die Meinung, dass man über die eigene
Familie nicht schlecht reden darf (vgl. Jaroszewska 2003: 11).
Aufgrund dessen wurde eine Methode ausgewählt, die einen face-to-face
Kontakt ausschließt, damit
“Interviewee might be protected from embarrassment by the physical
absence of the interviewer, which could be of particular benefit when
sensitive issues are being discussed. This might be particularly
valuable when researching sensitive topics (…) where it might be
important for the interviewer not to appear judgmental or censorious.”
(Bampton/Cowton 2002: 5)
Die Abwesenheit der Interviewer, die das Gefühl der Anonymität verstärken
sollte, spiegelt sich natürlich auch deutlich in der Zeitdimension wider. “In
relation to time, the interactions between interviewer and interviewee are likely
to be asynchronous, with pauses of varying lengths between bursts of
communication or ‘episodes’. (…) The time to consider their response might
reduce the pressure felt by nervous interviewees” (Bampton/Cowton 2002: 6).
Die Asynchronität, die durch Abwesenheit entsteht, hat auch eine Kehrseite: Es
muss ein relativ großer Anreiz geschaffen werden, um die potenziellen
Befragten zum Zurücksenden des Fragebogens zu motivieren. In dieser
Untersuchung wurde daher viel Wert darauf gelegt, das Anschreiben so zu
formulieren, dass die Befragten Interesse an dem Thema entwickeln. Das
kostenlose Zuschicken der Ergebnisse wurde angeboten und darüber hinaus
wurde in dem Anschreiben auch angekündigt, dass unter allen Teilnehmern
Amazon Gutscheine verlost werden. In dem Anschreiben wurde auch
ausführlich das Schneeballverfahren dargestellt (siehe Kapitel 3.2.1), was dazu
- 57 beitragen sollte, dass der Empfänger des Briefes sich nicht als ein Endkontakt,
sondern als Quelle potenzieller weiterer Kontakte sieht.
Darüber hinaus und als Vorteil nicht zu unterschätzen bietet die ausgewählte
Form der standardisierten Befragungsbögen die besten Voraussetzungen, um
vergleichbare und leicht auswertbare Ergebnisse zu erzielen.
3.1.2 Konzeption des Fragebogens und der Pre-Test
Der Fragebogen wurde nach der Durchführung von vier qualitativen Interviews
mit deutsch-polnischen Ehen zusammengestellt. Die Auswertung der aus den
Interviews gewonnenen Antworten hat dazu beigetragen, den ersten Entwurf
des Fragebogens zu konzipieren. Dieser erste Entwurf wurde in einem Pre-Test
überprüft, der geholfen hat unscharfe oder schlechte Formulierung der Fragen
zu erkennen. In der Konstruktion des Fragebogens wurde darauf geachtet
doppelte
Verneinungen
zu
vermeiden
und
die
Formulierung
der
Fragestellungen einfach und leicht verständlich zu machen, um es den
Interviewten nicht mit unverständlichen Fachbegriffen zu erschweren, die
Fragen zu beantworten (vgl. Schnell/Hill/Esser 1999: 312). Der Pre-Test wurde
bei
Anwesenheit
der
Interviewerin
durchgeführt,
so
dass
potenzielle
Schwierigkeiten oder Ungenauigkeiten erkannt werden konnten. Denn die für
die Untersuchung vorgesehene Form (E-Mail, Web-survey, Brief) würde den
Austausch von Kommentaren und Verbesserungsvorschlägen erschweren.
Dank des Pre-Tests konnten ein paar nach Meinung der Befragten zu komplexe
Sätze vereinfacht werden. Da die Zielgruppe der Untersuchung zur Hälfte aus
Ausländern bestand, war es notwendig, die Fragen möglichst einfach zu
formulieren. Der Fragenkomplex wurde noch einmal überarbeitet und
überflüssige Fragen gestrichen, sowie einige umformuliert. Auch die Anzahl der
offenen Fragen wurde wegen eines möglichen abschreckenden Effektes auf die
Personen, die Deutsch nicht so gut beherrschen, reduziert. Nach dem Pre-Test
wurde ferner eine tabellarische Form der Antworten eingeführt, um den
Fragebogen auch optisch zu verkürzen.
- 58 3.1.3 Fragebogengestaltung
So entstand ein Fragebogen, der zum größten Teil aus geschlossenen Fragen,
so genannten „Multiple-Choice-Questions“ (vgl. Schnell/Hill/Esser 1999: 312).
bestand, wobei bei einigen Fragen Mehrfachantworten möglich waren.
3.2 Beschreibung der Feldarbeit und der Online Befragung
3.2.1 Stichprobenauswahl
Da kein Register zu deutsch-polnischen Ehen zur Verfügung steht, wurde die
Entscheidung getroffen, ein „Schneeballverfahren“ zu nutzen, um möglichst
viele
deutsch-polnische
Ehen
für
die
Befragung
zu
erreichen.
Ein
„Schneeballverfahren“ wird häufig zur Befragung einer seltenen Population
benutzt (vgl. Fuchs 2000: 65ff). "Schneeballverfahren" bezeichnet eine Technik,
die einen oder mehrere bekannte Ausgangspunkte sucht, und von deren
Hinweisen aus weiterforscht. Für die vorliegende Untersuchung dienten vor
allem
die
Kontaktdaten
der
Deutsch-Polnischen
Gesellschaften
als
Ausgangspunkt. Es wurde angenommen, dass die dort aktiven Personen einige
deutsch-polnische Ehen kennen und die Anfrage an diese weiterleiten. Ein
Schneeballverfahren bietet keinen Zugang zu einer zufälligen Stichprobe,
deshalb sind die Aussagen der Untersuchung lediglich für die Stichprobe gültig.
Die Befragung deutsch-polnischer Ehen wurde Anfangs ausschließlich in
Hamburg gestartet und dann wegen der nicht genügenden Zahl der Antworten
Deutschlandweit durchgeführt. Im Rahmen des Schneeballverfahrens wurden
alle deutsch-polnische Gesellschaften, Organisationen, die in ihrer Arbeit
deutsch-polnische Beziehungen thematisieren, und einige Sprachschulen, die
Deutsch- oder Polnischkurse anbieten, angeschrieben. Für eine Liste siehe
Appendix: Liste der Startkontakte des Schneeballverfahrens, Seite 115.
In dem Anschreiben (siehe Appendix: Beispielanschreiben zur Umfrage, Seite
113) wurde das Ziel der Arbeit und der Verlauf des Schneeballverfahrens
erklärt, und es beinhaltete die Bitte, den Brief an bekannte deutsch-polnische
Ehen weiterzuleiten. Es wurde angekündigt, dass ein Web-Survey auf der
Webseite www.deutsch-polnische-ehen.de zugänglich ist, und es wurde
angeboten, den Fragebogen alternativ auch als PDF Datei oder in Papierform
zu verschicken. Deutsch-Polnische Gesellschaften, die lediglich postalisch zu
- 59 erreichen
waren,
haben
auch
einen
Fragebogen
mit
der
Bitte
um
Vervielfältigung in Papierform zugeschickt bekommen.
Die Reichweite des Forschungsdesigns hängt mit der Heterogenität bezüglich
des Alters der angeschriebenen Personen zusammen. Da die Mitglieder der
Deutsch-Polnischen Gesellschaften tendenziell älter sind31, wurden auch die
„Jungen Ost-Europa Experten“ (www.joe-list.de) angeschrieben, darüber hinaus
wurden die Informationen an Universitäten und in Sprachschulen verteilt. Die
Rücklaufquote war sehr hoch, auch die Schnelligkeit der Antworten und Anzahl
der Nachfragen war viel höher als erwartet.
Leider wurde sehr schnell festgestellt, dass die Personen, die den Fragebogen
ausgefüllt haben, überdurchschnittlich häufig einen Studienabschluss hatten.
Da ein Zusammenhang mit der Auswahl der Adressen vermutet wurde, die am
Anfang des Schneeballverfahrens angeschrieben worden waren, wurde eine
neue Adressenliste angefertigt. Diese Liste beinhaltete polnische Zeitungen und
Radiosender, Polonia-Klubs, polnische Sport-Vereine, polnische Restaurants
und polnische Kirchen in der Hoffnung, dadurch mehr Personen ohne
Hochschulabschluss anzusprechen. Leider wurde schnell deutlich, dass im
Gegenteil
zu
den
Deutsch-Polnischen
Gesellschaften
und
anderen
Organisationen, die sich für deutsch-polnische Verhältnisse interessieren, die
Rücklaufquote sehr gering gewesen ist.
Vermutlich lag der hohe Anteil an Hochschulabsolventen auch daran, dass die
postalische Befragung, die für ältere bzw. weniger gebildete Befragte32 gedacht
gewesen ist, wenig in Anspruch genommen wurde. Dies könnte unter anderem
daran gelegen haben, dass die Befragten selbst die Porto-Kosten für die
Rücksendung übernehmen mussten. Der Web-Survey hingegen hat den
Befragten die Möglichkeit gegeben, die Umfrage schnell und ohne zusätzliche
Ausgaben auszufüllen. Ferner waren die durch den Web-Survey im Gegensatz
zu den postalisch gewonnenen Daten zu 100 Prozent auswertbar, weil dieser
ein Auslassen, Übersehen oder undeutliches Markieren der Fragen verhindert
hat. Leider kann ein Web-Survey nicht für Befragungen aller Personengruppen
angewendet werden. Denn um ältere Personen oder Personen, die keinen
31
Die Deutsch-Polnischen Gesellschaften wurden verstärkt in den 70er Jahren gegründet und
bestehen noch heute aus vielen Mitgliedern aus den Gründungzeiten.
32
Es wird vermutet, dass diese Personen seltener einen Rechner besitzen.
- 60 Rechner oder keinen Internetanschluss haben, zu befragen ist ein Web-Survey
ungeeignet. Deswegen wurden in dieser Untersuchung unterschiedliche
Techniken benutzt, um möglichst viele Personen anzusprechen.
3.2.2 Ablauf der Online Befragung
Bei einer Online-Befragung ist es von Wichtigkeit, ein übersichtliches und
robustes Design zu verwenden (vgl. Welker/Werner/Scholz 2005: 89). Deshalb
wurden in der Befragung Scrollbalken möglichst vermieden und um die
Lesbarkeit zu erhöhen auf eine Hintergrundfarbe und sonstige Verzierungen
verzichtet33.
Im ersten Teil wurde die Anonymität der Befragung versichert. Danach wurden
generelle Fragen bezüglich der deutsch-polnischen Eheschließung gestellt (vgl.
Abbildung 3-1).
Abbildung 3-1: Fragebogen, Generelle Fragen zum Kennenlernen
Im zweiten Teil folgten Fragen zur Akzeptanz der Ehe im sozialen Umfeld. Sie
wurden anfangs ganz generell gehalten, um es den Befragten zu erleichtern,
33
Die präsentierten Sceenshots (siehe Abbildung 3-1 bis Abbildung 3-4 auf den Seiten 60 bis
62) dienen der beispielhaften Schilderung des Forschungsdesigns, der vollständige
Fragebogen befindet sich im Appendix: Fragebogen auf Seite 104.
- 61 sich an die Zeit, in der die Eheschließung bekannt gemacht wurde, zu erinnern
(vgl. Abbildung 3-2).
Abbildung 3-2: Fragebogen, Frage zur Reaktion der Familien
Im Pre-Test wurde festgestellt, dass ein sehr langer Fragebogen die
Abbruchwahrscheinlichkeit deutlich erhöht. Deshalb wurde in der Untersuchung
darauf geachtet, dass sogar komplexe Fragen möglich knapp und übersichtlich
dargestellt werden. Dies gelang durch ein Tabellenformat (vgl. Abbildung 3-3
und Abbildung 3-4):
- 62 -
Abbildung 3-3: Fragebogen, Beispielfrage in Tabellenform I
Abbildung 3-4: Fragebogen, Beispielfrage in Tabellenform II
Während der Untersuchung wurde ein Vorteil der schriftlichen Version der
Umfrage deutlich: die Befragten haben häufiger die Möglichkeit benutzt, etwas
- 63 durchzustreichen oder eine ausführliche Beschreibung auf die Rückseite zu
schreiben. Daraus konnte man z.B. ersehen, dass der jüngere Bruder positiv
reagiert hat, der ältere eher negativ. Da im Web-survey alle Brüder als eine
Kategorie erfasst wurden, ist davon auszugehen, dass die Befragten die
durchschnittliche
Einstellung
angegeben
haben.
Auch
erst
dank
den
schriftlichen Umfragen ist eine Unvollständigkeit in der Kategorisierung der
Familienmitglieder aufgefallen. Vor allem für zum zweiten Mal heiratende
Geschiedene und Verwitwete war die Reaktion Ihrer Kinder sehr relevant. Dies
wurde aus zwei Gründen in der folgenden Analyse außer Acht gelassen:
Erstens, weil die Anzahl der Geschiedenen und Verwitweten in der Stichprobe
sehr klein gewesen ist und die Aufzeichnung eines Trends unmöglich wäre.
Zweitens, weil die negativen Reaktionen der Kinder auf eine bikulturelle
Eheschließung eines Elternteils nicht unbedingt durch die Bikulturalität, sondern
durch eine generelle Ablehnung des zweiten Partners verursacht werden
können (vgl. Becker 2001: 14).
Als sehr nützlich hat sich das leere Feld am Ende der Umfrage erwiesen. Fast
80%
der
Befragten
haben
die
Möglichkeit
genutzt,
um
zusätzliche
Anmerkungen mitzuteilen. Sehr häufig waren es Informationen, die anhand der
Umfrage nicht geprüft wurden, die jedoch eine ausschlaggebende Rolle für die
Einstellung gegenüber der deutsch-polnischen Ehe spielten (z.B. eine
Schwangerschaft).
Der Zeitraum der Erhebung wurde an das Format der Untersuchung angepasst
und betrug zwei Monate (von Anfang Februar bis zum Ende März).
„Feldzeit von Online-Befragungen sollte untersuchungsspezifisch so
ausreichend bemessen werden, dass alle zur Zielgruppe gehörenden
Personen eine Chance haben, an der Befragung teil zu nehmen.“
(Welker/Werner/Scholz 2005: 78)
Kurze Feldzeiten können zu einer Verzerrung der Stichprobe führen, weil
Personen, die das Internet lediglich unregelmäßig benutzten, zwangsläufig eine
geringere Auswahlwahrscheinlichkeit aufweisen. Untersuchungen bestätigen,
dass es bei Online-Befragungen zu einer bestimmten Form von Drop-outs34
34
Personen, die den Fragebogen gar nicht oder nicht vollständig ausgefüllt haben.
- 64 kommt. Laut Bosnjak treten insbesondere „Luker“, also Personen, die den
Fragebogen aus Neugier anschauen, jedoch keine einzige Frage beantworten,
bei Online-Befragungen auf (vgl. Bosnjak 2003: 60). Um dies zu verhindern
wurden in der Umfrage Blockaden eingebaut, die das Anschauen der nächsten
Frage nur dann ermöglichten, wenn die vorherige Frage vollständig beantwortet
worden ist. Da auch die Zeit eine ausschlaggebende Rolle bei der Befragung
spielt, wurde in der Untersuchung ein Fortschrittsbalken eingebaut, der
„während der Befragung positiv auf die Motivation der Befragten wirkt.“
(Welker/Werner/Scholz 2005: 79). Um die Benutzer zum vollständigen
Ausfüllen der Unfrage zu bewegen, wurden zusätzliche Anreize geschaffen.
Erst am Ende der Umfrage wurde das Hinterlassen der Adresse ermöglicht, die
eine Voraussetzung für die Teilnahme an der Verlosung der Amazon
Gutscheine gewesen ist. Auch der Erhalt der Ergebnisse der Untersuchung
wurde mit der Vollständigkeit des Fragebogens verknüpft. Die Einführung von
Abbruchbarrieren war bei der schriftlichen Version der Befragung unmöglich,
was sichtlich die Qualität der Daten beeinflusst hat. Viele Fragebogen wurden
unvollständig zurückgeschickt, was ihre Auswertung erschwerte. Dies steht im
Widerspruch zu zahlreichen Untersuchungen, die nahezu gleiche Qualität von
Online und Paper und Pencil- Umfragen aufweisen (vgl. Batinic 2003: 145ff).
Die Online-Befragung hat viele Vorteile. Sie ermöglicht sowohl Laufzeit- und
Fehlerkontrolle als auch Plausibilitätstests, ohne Kosten für den Versand zu
verursachen. Es gibt jedoch eine Reihe von Nachteilen, die nicht ausgeblendet
werden dürfen. Bei einer Online-Befragung ist keine Incentivierung im Voraus
möglich, und es besteht auch der Anspruch, dass der Befragte die Technik
beherrscht. Diese Nachteile führen dazu, dass die Antwortrate bei der OnlineBefragung häufiger geringer ist (vgl. Welker/Werner/Scholz 2005: 80f). Die
Rücklaufquote der Online-Befragung, die für diese Arbeit durchgeführt worden
ist, kann wegen des Schneeballverfahrens nicht ermittelt werden. Bei der
Befragung sind die angeschriebenen Personen gebeten worden, die Umfrage
weiterzuleiten. Daher ist nicht feststellbar, wie viele Personen von der Umfrage
erfahren haben. Es war jedoch ein großer Vorteil der Online-Befragung, dass
das Schneeballverfahren einfach und ohne zusätzliche Kosten genutzt werden
konnte.
- 65 3.3 Auswertung und Analyse der Befragungsergebnisse
3.3.1 Beschreibung der Stichprobe
An der Untersuchung zum Thema deutsch-polnische Ehen haben 208
Personen teilgenommen, die selbst von der Thematik betroffen sind bzw.
waren. Bei der Umfrage lässt sich ein kleiner Frauenüberschuss verzeichnen
(56% zu 44%), was überraschend ist, wenn man die Form der Umfrage
berücksichtigt. Schließlich wird häufig behauptet, dass die elektronische Form
der Untersuchung zu einer Verzerrung der Stichprobe zu Gunsten der Männer
führt (vgl. Welker/Werner/Schloz 2005: 81). Sehr ähnlich waren auch die
Herkunftsländer in der Stichprobe vertreten. Polen haben mit 53% häufiger die
Umfrage ausgefüllt. Diese Kombination (Frauenüberschuss und mehr polnische
Befragungsteilnehmer) sollte nicht überraschend sein, wenn man die große
geschlechterspezifische Asymmetrie des Heiratsverhaltens berücksichtigt. Laut
des Sechsten Familienberichts werden nahezu sechsmal häufiger Ehen
zwischen einem deutschen Mann und einer polnischen Frau geschlossen als
Ehen, in denen der Mann aus Polen und die Frau aus Deutschland kommt (vgl.
Sechster Familienbericht 2000: 82f). Diese Asymmetrie konnte auch in dieser
Untersuchung festgestellt werden, in der Ehen unter deutschen Männern und
polnischen Frauen 4,7 mal häufiger vorkamen als Ehen, in denen die Frau
deutscher Herkunft war.
Herkunftsland und Geschlecht der Befragten
% der Gesamtzahl
Geschlecht
Männlich Weiblich
Herkunftsland Deutschland 36,6%
10,2%
Polen
7,3%
45,9%
Gesamt
43,9%
56,1%
Tabelle 3-1:
3.3.1.1
Gesamt
46,8%
53,2%
100,0%
Herkunftsland und Geschlecht der Befragten
Alter der Befragten
Das durchschnittliche Alter betrug 37,2 Jahre. Unter weiblichen Befragten war
es 34,8 und unter männlichen 40,3 Jahre.
- 66 -
Alter der Befragten
60
50
40
30
Prozent
20
10
0
1920-1929
1940-1949
1930-1939
1960-1969
1950-1959
1980-1989
1970-1979
Geburtsjahr
Abbildung 3-5: Alter der Befragten
In den Siebzigern geborene Befragte waren deutlich überrepräsentiert. Die
Verteilung der Befragten in Altersgruppen spiegelt ziemlich genau die zeitliche
Entwicklung deutsch-polnischer Ehen wieder, deren Anzahl in den Neunzigern
angefangen hat deutlich zu steigen. Natürlich sollte man in diesem Fall eine
mögliche Verzerrung durch das Format der Untersuchung ansprechen. Die
jüngeren Personen, die häufiger über einen Internetanschluss verfügen,
konnten die Umfrage Online ausfüllen und schnell und ohne zusätzliche Kosten
verschicken. Ältere Personen die häufiger keinen Internetzugang haben
mussten die Papier-Version anfordern und nach dem Ausfüllen auch
zurückschicken. Es ist zu vermuten, dass die größere Hürde die Anforderung
der Umfrage stellte, da die Rücklaufquote unter den angeforderten Fragebögen
mit 80 Prozent sehr hoch war, was heißt, dass diejenigen, die eine Umfrage
schriftlich angefordert und erhalten haben, sie in den meisten Fällen auch
zurück gesandt haben.
3.3.1.2
Heiratsjahr
Das Alter der Personen in der Stichprobe hängt mit der zeitlichen Verteilung der
Eheschließungen zusammen, d.h. dass Personen, die vor etlichen Jahren
geheiratet haben, sind heute tendenziell älter als diejenigen, die erst vor kurzem
geheiratet haben. Ehen, die ab dem Jahr 2000 geschlossen worden sind,
stellten die Mehrheit dar (siehe Abbildung 3-6).
- 67 -
Heiratsjahr
50
40
30
Prozent
20
10
0
1960-1964
1970-1974
1965-1969
1980-1984
1975-1979
1990-1994
1985-1989
2000-2004
1995-1999
2005-
Heiratsjahr
Abbildung 3-6: Heiratsjahr der Befragten
Die Rückmeldungen und das Interesse der Deutsch-Polnischen Gesellschaften,
die als Ausgangsquellen für das Schneeballverfahren dienten, waren deutlich
spürbar, während aus anderen potenziellen Quellen (polnische Webseiten,
polnische Restaurants, Sprachschulen und Aushänge an der Universität)
wenige Rückmeldungen wie Nachfragen, Bemerkungen etc. kamen. Der
Überschuss junger Menschen und junger Ehen war wider den Erwartungen,
denn die Deutsch-Polnischen Gesellschaften haben unter ihren Mitgliedern
häufiger ältere Personen. Dies bedeutet, dass die Umfrage entweder von den
Deutsch-Polnischen Gesellschaften auch an jüngere Paare weitergeleitet
wurde,
oder
die
genannten
alternativen
Quellen,
aus
denen
kaum
Rückmeldungen kamen, doch viele jüngere Menschen erfolgreich erreicht
haben.
3.3.1.3
Ein
Altersunterschied
weiteres
Ergebnis
verschiedener
Untersuchungen
ist,
dass
der
Altersunterschied zwischen den Partnern in interkulturellen Ehen größer ist als
in homogenen Ehen. Vor allem deutsch-ausländische Partnerschaften mit
deutschen Männern weisen einen im Durchschnitt größeren Altersabstand auf
(Sechster Familienbericht 2000: 87). Da deutsch-polnische Ehen eine sehr
stark ausgeprägte Asymmetrie zugunsten der Ehen zwischen Polinnen und
- 68 deutschen Männern zeigen, war in diesem Fall zu erwarten, dass der
Altersabstand höher als bei homogenen Ehen sein wird. Der im Durchschnitt
nachgewiesene Altersunterschied von über fünf Jahren ist fast Doppelt so groß
wie der Altersabstand in homogenen Ehen (siehe Abbildung 3-7).
Altersunterschied
50
40
30
20
Prozent
10
0
0-2
3-5
6-8
9-11
12-14
15-17
18-20
24-26
Abbildung 3-7: Altersunterschied der Befragten
3.3.1.4
Heiratsalter
Das durchschnittliche Heiratsalter betrug unter Frauen 28 und unter Männern
32 Jahre. Damit entspricht es ziemlich genau dem durchschnittlichen
Heiratsalter im Jahr 2000 unter homogenen deutschen Ehen (Familie im
Spiegel der amtlichen Statistik 2003: 7). Es ist jedoch zu beachten, dass sich in
der Stichprobe auch Ehen befanden, die vor dem Jahr 1990 oder in der ersten
Hälfte der Neunziger Jahre geschlossen wurden, als Eheschließungen
durchschnittlich noch über zwei Jahre früher geschlossen wurden. Das führt zu
der Aussage, dass das Heiratsalter in der Stichprobe höher als das
bundesweite durchschnittliche Heiratsalter gewesen ist. Dies sollte allerdings
nicht überraschend sein, wenn man die Zusammensetzung der Stichprobe
bezüglich des höchsten Bildungsabschlusses berücksichtigt (thematisiert im
Kapitel 3.3: Auswertung und Analyse der Befragungsergebnisse). Schließlich
- 69 heiraten Akademiker später als geringer qualifizierte35 (vgl. Nave-Herz 1999:
37ff).
3.3.1.5
Länge der Bekanntschaft
Man konnte feststellen, dass sich die Personen tendenziell vor der
Eheschließung ziemlich kurz kannten: 45 Prozent der Befragten kannten sich
weniger als drei Jahre bevor sie ihre Ehe geschlossen haben (siehe Abbildung
3-8).
Länge der Bekanntschaft vor der Eheschließung
30
20
Prozent
10
0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
>10
Abbildung 3-8: Länge der Bekanntschaft vor der Eheschließung
Die kürzere Zeitspanne zwischen dem Kennenlernen und der Eheschließung
bei deutsch-polnischen Eheschließungen kann auf das Aufenthaltsrecht
zurückgeführt werden, nach dem es bis zur Osterweiterung der EU den
polnischen Bürgern nicht erlaubt war, länger als sechs Monate in Deutschland
zu bleiben. Auch die gesetzliche Erschwerung der Arbeitsaufnahme schränkt
die Möglichkeit zum Zusammenleben und Führen einer nicht- ehelichenLebensgemeinschaft stark ein (vgl. Swiatkowski 2001: 258).
35
Längere Bildungs- und Ausbildungsphasen ermöglichen erst in höherem Lebensalter
materielle Sicherheit und führen dadurch zu einem höheren Heiratsalter.
- 70 3.3.1.6
Familienstand vor der Eheschließung
Die Stichprobe zeigte eine große Homogenität bezüglich des Familienstandes
vor der Eheschließung. Wider Erwarten gab es in der Stichprobe sehr wenige
Geschiedene und Verwitwete. Schließlich wurde häufig vermutet, dass diese
Personen verstärkt eine interkulturelle Ehe eingehen (vgl. Eshleman 1974:
280ff). Darüber hinaus bestätigte die Untersuchung deutsch-polnischer Ehen
von Jaroszewska diese Aussage eindeutig (vgl. Jaroszewska 2003: 102).
Familienstand der Befragten vor der Eheschließung
100
80
60
40
Herkunftsland
Prozent
20
Deutschland
Polen
0
Getrennt/geschieden
Ledig
Verwitwet
Abbildung 3-9: Familienstand der Befragten vor der Eheschließung
Wie aus Abbildung 3-9 ersichtlich ist, stellen in beiden Gruppen ledige
Personen die überwiegende Mehrheit dar. Mit fast 90% haben sie um 10% den
Anteil der Ledigen unter homogenen Partnern überschritten (vgl. Statistik:
Familienwissenschaftliche
Forschungsstellen
im
Statistischen
Landesamt
Baden-Württemberg). Der kleine Anteil der geschiedenen Personen in der
Untersuchung unterscheidet sich deutlich von Ergebnissen, die Jaroszewska
(vgl. Jaroszewska 2003: 102) in ihrem Aufsatz zum Thema deutsch-polnische
Ehen erzielte, in dem sie eine hohe Rate der Geschiedenen gezeigt hat.
3.3.1.7
Ort des Kennenlernens
Die Partner haben sich zum großen Teil in Deutschland kennen gelernt (siehe
Abbildung 3-10). Überraschend ist jedoch, dass diese Tendenz unter
polnischen Staatsbürgern stärker als unter den deutschen ausgeprägt war, die
- 71 wiederum um fast 10% häufiger dem Ehepartner in Polen begegnet sind. Jedes
zehnte Paar hat Ihre Bekanntschaft weder in Polen noch in Deutschland
angefangen, sei es in einem anderen Land (8%) oder im Internet (2%).
Ort des Kennenlernens
80
70
60
50
40
30
Prozent
20
Herkunftsland
10
Deuts chland
Polen
0
A ndere
In Deuts chland
In Polen
Abbildung 3-10: Ort des Kennenlernens
3.3.1.8
Sprachkenntnisse
Bei der Antwort auf die Frage nach der Kenntnis der Muttersprache des
Partners war zu erwarten, dass deutsche Sprachkenntnisse auf der polnischen
Seite stärker geprägt sein werden, weil die Sprache in der Schule und auf
zahlreichen Sprachkursen in Polen gelernt wird. Die polnische Sprache gehört
ganz im Gegenteil dazu zu den wenig populären in Deutschland.
- 72 -
Kenntnis der Muttersprache des Partners
60
50
40
30
20
Prozent
Herkunftsland
10
Deuts chland
0
Polen
Gar nicht
Sc hlecht
Gut
Sehr gut
Abbildung 3-11: Kenntnis der Muttersprache des Partners
Die Untersuchung hat gezeigt (siehe Abbildung 3-11), dass jeder zweite
Deutsche überhaupt keine Kenntnisse der polnischen Sprache hatte. In der
polnischen Gruppe dagegen sprach jede zweite Person sehr gut und jede
Vierte gut deutsch. 10% der Deutschen gaben an, zur Zeit der Eheschließung
die polnische Sprache sehr gut zu beherrschen. In diesem Fall ist es nicht
auszuschließen, dass es sich um Spätaussiedler handelt. Schließlich sollen
diese laut dem Sechsten Familienbericht verstärkt Ehen mit polnischen Bürgern
eingehen (vgl. Sechster Familienbericht 2000:83). Wenn man die Verteilung der
Sprachkenntnisse innerhalb der Ehe analysiert, kommt man zu folgenden
Ergebnissen: In fast jeder vierten Ehe, in der der deutsche Partner keine
Kenntnisse der polnischen Sprache hatte, hat auch der polnische Partner kein
Deutsch gesprochen bzw. die deutsche Sprache nur schlecht gekannt (vgl.
Tabelle 3-2).
- 73 -
Sprachkentnisse in der Ehe - Kreuztabelle
% von Sprachkenntnisse
Kenntnis der
polnischen Sprache
unter Deutschen
Gesamt
Tabelle 3-2:
Gar nicht
Schlecht
Gut
Sehr gut
Kenntnis der deutschen Sprache unter Polen
Gar nicht
Schlecht
Gut
Sehr gut
11,5%
12,5%
29,8%
46,2%
2,1%
16,7%
22,9%
58,3%
5,9%
14,7%
29,4%
50,0%
5,3%
10,5%
15,8%
68,4%
7,8%
13,7%
26,8%
51,7%
Kreuztabelle zu Sprachkenntnissen in der Ehe
Es ist vorzustellen, dass Ehen, in denen die Kommunikation durch die
gegenseitigen geringen Kenntnisse der Muttersprache des Partners erschwert
ist, negativere Reaktionen hervorrufen werden, weil nicht nur die Eheleute
selbst, sondern auch die Familien nur begrenzte Möglichkeiten haben, den
Partner aus Polen bzw. aus Deutschland kennen zu lernen.
Die Überprüfung dieser These wurde vorgenommen. Die Stichprobe wurde in
drei Gruppen unterteilt: Zur ersten Gruppe gehören die Ehen, in der beide
Eheleute vor der Eheschließung die Sprache des Partners schlecht oder gar
nicht kannten. Zu der zweiten Gruppe wurden die Ehen zugeordnet, in der
beide Personen die Sprache des Partners sehr gut oder gut kannten. Die dritte
Gruppe bilden alle übrigen Ehen, in denen nur einer der Partner die Sprache
des anderen sehr gut oder gut kennt. Die Analyse betrachtet die ersten zwei
Gruppen im direkten Vergleich. Die Ergebnisse der Ausprägungen der
Reaktionen im sozialen Umfeld sind in Abbildung 3-12 gegenübergestellt.
Reaktionen auf Ehen in denen beide Ehepartner vor der Eheschließung die Sprache
der Partner sehr gut oder gut kannten
30
30
20
20
10
10
Prozent
Prozent
Reaktionen auf Ehen in denen beide Ehepartner vor der Eheschließung die Sprache
der Partner gar nicht oder schlecht kannten
0
)
++
(+
tiv
si
po
hr
Se
+)
(+
t iv
si
)
Po
(+
tiv
si
po
er
Eh
o)
l(
ra
ut
)
(Ne
tiv
ga
ne
er
Eh
-)
(tiv
)
ga
-(Ne
t iv
ga
ne
hr
Se
)
++
(+
tiv
si
po
hr
Se
+)
(+
t iv
si
)
Po
(+
tiv
si
po
er
Eh
o)
l(
ra
ut
)
(Ne
tiv
ga
ne
er
Eh
-)
(tiv
)
ga
-(Ne
t iv
ga
ne
hr
Se
Abbildung 3-12: Reaktionen
auf
Sprachkenntnissen
0
die
Ehe
differenziert
nach
- 74 Die aufgestellte These konnte in der Untersuchung Bestätigung finden. Zwar
betrug der Anteil der positiven Reaktionen auf Ehen, in denen beide Eheleute
die Muttersprache des Partners gar nicht oder schlecht beherrschen fast 25%.
Ein Vergleich mit den Reaktionen auf Ehen, in denen beide Eheleute die
Sprache des Partners beherrschen gibt aber einen eindeutigen Hinweis darauf,
dass die Kenntnis der Muttersprache des Partners eine positive Auswirkung auf
die Reaktionen des sozialen Umfeldes hat.
3.3.2 Prüfung der Theorien
Anhand der erworbenen Daten sollte überprüft werden, wie zutreffend die
bereits präsentierten Theorien zu Mischehen auch für den Fall der deutschpolnischen Ehen sind.
3.3.2.1
Wohnort vor dem Kennenlernen
Laut der Untersuchungen von Jaroszewska und Swiatkowski kommt die
Mehrheit der nach Deutschland gezogenen polnischen Ehepartner aus
Großstädten. Ehemalige Einwohner der Kleinstädte und Dörfer sind dagegen
sehr selten vertreten (vgl. Jaroszewska 2003: 43, Swiatkowski 1997: 258).
Die These, dass die Personen, die eine interkulturelle Ehe eingehen, zum
großen Teil vor dem Kennenlernen in Großstädten gewohnt haben, konnte
auch in dieser Untersuchung bestätigt werden (siehe Abbildung 3-13).
Sowohl unter polnischen als auch deutschen Befragten hat mehr als die Hälfte
vor dem gegenseitigen Kennenlernen in Großstädten36 gewohnt. Jede vierte
Person lebte in einer Mittelgroßenstadt. Lediglich 18% der Polen und 25% der
Deutschen nannten „Kleinstadt“ oder „Land“ als ihren Wohnort vor dem
Kennenlernen. Die geringe Anteil ehemaliger Einwohner von Kleinstädten und
Dörfern ist durch die geringe Möglichkeit der Begegnung mit Ausländern zu
erklären.
36
Aufgrund der strukturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Polen (polnische Städte
sind tendenziell kleiner), die auch eine Auswirkung auf die Zuordnung einer Stadt (als Großoder Mittelgroß- oder Kleinstadt) hat, wurden in der Umfrage keine Angaben zur Anzahl der
Einwohner gemacht (siehe Umfrage Seite 104). In der Antwort war die individuelle
Einschätzung relevant.
- 75 -
Wohnort vor dem Kennenlernen
70
60
50
40
30
20
Prozent
Herkunftsland
10
Deutschland
0
Polen
Ländlich
Stadt: Klein
Stadt: Mittel
Stadt: Groß
Abbildung 3-13: Wohnort vor dem Kennenlernen
3.3.2.2
Bildungsabschluss der Befragten
Die in dem sechsten Familienbericht aufgestellte These (vgl. Sechster
Familienbericht 2000: 86), dass interkulturelle Ehen vor allem unter Personen
mit einem höheren Bildungsabschluss geschlossen werden, konnte anhand der
Daten bestätigt werden37 (siehe Abbildung 3-14).
Bildungsabschluss der Befragten
80
60
40
Prozent
20
0
Keiner
Mittlere Reife
Haupt-/ Volks schule
Abitur
Fachhochschulreife
Hochschulabs chluss
Abbildung 3-14: Bildungsabschluss der Befragten
37
Fast 80% der Befragten haben einen Hochschulabschluss als ihren höchsten Abschluss
genannt, und der Anteil der Personen, die weder Hochschulabschluss noch Abitur haben war
mit ca. 15% sehr gering.
- 76 In diesem Fall kann es sich aber um eine Verzerrung handeln. Das
Schneeballverfahren wurde verstärkt unter Vereinen, die sich für deutschpolnische Verhältnisse einsetzen (deutsch-polnische Gesellschaften, Junge
Osteuropaexperten), aktiviert. Da das soziale Engagement zum großen Teil mit
einem höheren Bildungsabschluss korreliert, kann der große Anteil der
Akademiker
in
der
Stichprobe
auf
die
primären
Quellen
des
Schneeballverfahrens zurückgeführt werden. Der Versuch, die geringe Anzahl
Personen mit einem niedrigeren Bildungsniveau auszugleichen, wurde
vorgenommen, indem polnische Zeitschriften und Internetforen angeschrieben
wurden. Allerdings wurden dadurch lediglich vereinzelte Antworten gewonnen entweder wurde kein großes Interesse erweckt, oder die Zielgruppe nicht
erreicht.
3.3.2.2.1
Homogenität der Bildungsniveaus der Partner
Die in dem Sechsten Familienbericht aufgestellte These, laut derer eine
Asymmetrie der Bildung38 unter Mischehen sehr häufig festzustellen ist
(Sechster Familienbericht 2000: 86) konnte nicht bestätigt werden39.
Die deutsch-polnischen Ehen in dieser Untersuchung zeigen eine eindeutige
Homogenität bezüglich des Bildungsniveaus. Wie man der Abbildung 3-15
entnehmen kann, hatten 65% der Befragten das gleiche Bildungsniveau.
38
Mit einem höheren Bildungsstand der ausländischen Partner
In der Untersuchung von Jaroszewska waren die Unterschiede ganz deutlich: die polnischen
Partner haben zur Hälfte einen Hochschulabschluss gehabt, unter den Deutschen hatten
dagegen lediglich 30% der Befragten einen höheren Bildungsabschluss.
39
- 77 -
Unterschiede bezüglich des Bildungsniveaus
70
60
50
40
30
Prozent
20
10
0
Gleiche Bildung
Kleiner Unter schied Großer Unter schied
Abbildung 3-15: Unterschiede bezüglich des Bildungsniveaus der Befragten
Mehr als 20% der befragten Ehepaare weisen einen kleinen Unterschied40
bezüglich des Bildungsabschlusses auf, in fast 20% der Fälle war der
Bildungsunterschied groß41.
3.3.2.2.2
Homogenität der Bildungsniveaus der Partner und die Reaktion des
Umfeldes
Interessent ist es, zu untersuchen, ob die Homogenität oder Heterogenität der
Bildung mit den Ausprägungen der Reaktionen des Umfeldes korreliert.
40
Als eine kleine Bildungsdifferenz wurde ein Unterschied um einen Bildungsgrad bezeichnet
Als eine große Bildungsdifferenz wurde ein Unterschied um mehr als einen Bildungsgrad
bezeichnet
41
- 78 -
Korrelation der Reaktion des Umfeldes
mit der Bildungsdifferenz
30
20
Bildungsdifferenz
Prozent
10
Gleiche Bildung
Kleiner Unter schied
Großer Unter schied
0
)
++
(+
tiv
si
po
hr
Se
+)
(+
t iv
)
si
(+
Po
tiv
si
po
er
Eh
o)
l(
ra
)
(ut
Ne
tiv
ga
ne
er
Eh
-)
()
tiv
-ga
(Ne
t iv
ga
ne
hr
Se
Abbildung 3-16: Korrelation der
Bildungsdifferenz
Reaktion
des
Umfeldes
mit
der
Wie aus Abbildung 3-16 ersichtlich, hängen die Reaktionen des Umfeldes leicht
mit der Bildungsdifferenz zusammen. Die Ehen, in denen Partner sich bezüglich
des Bildungsabschlusses deutlich voneinander unterscheiden, sind tendenziell
mit einer leicht negativeren Reaktion konfrontiert worden.
3.3.2.3
Religiosität
In der Forschung zum Thema Intermarriage wurde festgestellt, dass besonders
wenig oder gar nicht religiöse Personen eine interkulturelle Ehe eingehen.
Diese These wurde nicht nur mit der Tatsache erklärt, dass die negative
Einstellung der Kirchen zu konfessionsverschiedenen42 Ehen die gläubigen
Kirchenmitglieder von solch einer Eheschließung abhalten kann, sondern auch
damit, dass religiöse Personen ein stärker ausgeprägtes Kollektivismusgefühl
haben und sie deshalb seltener gegen in der Gesellschaft akzeptierte und
vorgeschriebene Regeln handeln (Religiousness of Poles on the turn of the
century 2001: 4).
42
Deutsch-polnischen Ehen müssen nicht zwingend konfessionsverschieden sein.
- 79 -
Religiösität
60
50
40
30
20
Prozent
Herkunftsland
10
Deuts chland
0
Polen
Keine A ngabe
Eher nicht
Überhaupt nicht
Sehr r eligiös
Religiös
Abbildung 3-17: Religiosität der Befragten
Wie aus Abbildung 3-17 ersichtlich haben sich mehr als 60% der polnischen
Befragten als religiös bzw. sehr religiös bezeichnet. Hingegen haben sich 60%
der Deutschen und 30% der Polen als überhaupt nicht oder eher nicht religiös
bezeichnet. Der Anteil der Ungläubigen ist für Polen tatsächlich höher als
erwartet, jedoch lässt sich dies auf den großen Anteil der Akademiker
zurückführen. Der Anteil der gläubigen Personen an der Gruppe mit einem
höheren Bildungsabschluss ist auch in Polen geringer (vgl. Religiousness of
Poles on the turn of the century 2001: 6).
Die These, dass eher wenig religiöse Personen eine interkulturelle Ehe
eingehen, fand in diesem Fall keine Bestätigung. Es ist jedoch zu beachten,
dass sie am Anfang der Forschungsgeschichte zum Thema Intermarriage
aufgestellt wurde. Seitdem hat sich die Rolle der Kirche in der Gesellschaft
deutlich geändert, und es wäre überhaupt zu untersuchen, ob diese These bei
den heutigen geänderten Verhältnisse noch zutreffend ist.
3.3.2.4
Ähnlichkeit der sozialen Schicht
Laut der Summations-Theorie (siehe Kapitel 2.2.6.2: 30) beeinträchtigt eine
Vielzahl von Unterschieden zwischen den Eheleuten die Ehestabilität. Die
Differenzen bezüglich der Nationalität werden deshalb durch Ähnlichkeiten
bezüglich
anderer
Merkmale
ausgeglichen.
Gleichartigkeit
der
Sozialschichtzugehörigkeit sollte eine wichtige ausgleichende Rolle spielen und
- 80 es gibt schon Aufsätze, die ihr sogar eine größere Rolle als der
Nationalherkunft zuschreiben (vgl. Müller-Dincu 1981:45). In der Untersuchung
lässt sich eine starke Homogenität der sozialen Herkunft erkennen43:
Ähnlichkeit der sozialen Schicht
60
50
40
30
Prozent
20
10
0
Gar nicht ähnlich
Unentsc hieden
Nicht ähnlich
Sehr ähnlich
Ä hnlich
Abbildung 3-18: Ähnlichkeit der sozialen Schicht der Befragten
Wie man aus Abbildung 3-18 entnehmen kann, haben 75% der Befragten sich
und ihren Partner als ähnlich bzw. sehr ähnlich bezüglich der sozialen Herkunft
beschrieben, und nur jeder Fünfte als nicht ähnlich oder gar nicht ähnlich. Nach
der These von Boalt sollte eine geringe Ähnlichkeit mit einer größeren
Ablehnung konfrontiert werden (vgl. Boalt 1965: 56). Diese Aussage fand ihre
Bestätigung, jedoch ist die Akzeptanz in Polen und Deutschland ziemlich
unterschiedlich geprägt (Analysiert im Kapitel Akzeptanz, siehe Abbildung 3-28
auf Seite 91).
3.3.3 Reaktion des Umfeldes
In
der
ersten
Frage
zum
Thema
Akzeptanz
der
deutsch-polnischen
Eheschließung wurde die generelle Einstellung festgehalten.
43
Die Ähnlichkeit oder Unterschiedlichkeit wurde von den Befragten selbst eingeschätzt, Siehe
Frage 11 in der Umfrage auf Seite 104.
- 81 -
Familie mit positiverer Reaktion
70
60
50
40
30
Prozent
20
10
0
Deutlich deutsche
Keine Unters chiede
Deutsche
Deutlich polnische
Polnische
Abbildung 3-19: Familie mit positiverer Reaktion
Anhand der Antworten sowohl der deutschen als auch der polnischen Partner
wird ersichtlich (vgl. Abbildung 3-19), dass keine systematischen und
kulturbezogenen
Unterschiede
festzustellen
sind.
In
der
folgenden
Untersuchung werden die Reaktionen ausführlicher analysiert.
Nach der einführenden Frage nach der generellen Akzeptanz wurde nach den
Reaktionen der verschiedenen Generationen im Umfeld gefragt.
3.3.3.1
Reaktion und Bedenken der Großeltern
Bei der Reaktion der Großeltern war zu erwarten, dass sie aufgrund der
kriegerischen Vergangenheit negativer ausgeprägt sein wird als die Reaktion
der jüngeren Generationen. Die folgende Abbildung 3-20 zeigt die Verteilung
der Reaktionen bei der Großelterngeneration. Die Stichprobe war in diesem Fall
kleiner als bei den übrigen Generationen, da die Großeltern selten noch gelebt
haben, als die deutsch-polnischen Eheschließungen angekündigt wurden.
Jedoch kann man anhand der vorhandenen Daten einige Trends für die
Stichprobe erkennen.
- 82 -
Reaktion der Großelterngeneration
40
30
20
Herkunftsland
Prozent
10
Deuts chland
0
Polen
)
++
(+
tiv
si
po
hr
Se
+)
(+
t iv
)
si
(+
Po
tiv
si
po
er
Eh
o)
l(
ra
)
ut
(Ne
tiv
ga
ne
er
Eh
-)
(tiv
)
-ga
(Ne
t iv
ga
ne
hr
Se
Abbildung 3-20: Reaktion der Großelterngeneration
Die festgehaltenen Reaktionen waren auf der polnischen Seite ein wenig
negativer als auf der deutschen, jedoch waren die Reaktionen generell
betrachtet auf beiden Seiten eher positiv. Jede vierte Person aus der
Generation der Großeltern hat auf die deutsch-polnische Eheschließung sehr
positiv reagiert. 70% der Großelterngeneration auf der deutschen Seite haben
eher positiv bis sehr positiv reagiert, unter den Polen waren es 10% mehr. Die
Polen haben häufiger Neutralität gezeigt (in 10% der Fälle) und jeder Fünfte hat
sehr negativ bis eher negativ reagiert. In der deutschen Gruppe waren negative
und neutrale Reaktionen zu Gunsten der positiven seltener als in der
polnischen Gruppe vertreten.
In der nächsten Phase sind die Befragten gebeten worden, die geäußerten
Bedenken der Großelterngeneration zu nennen.
- 83 -
Begründung der Bedenken der Großelterngeneration
20
15
10
Herkunftsland
Prozent
5
Deuts chland
Polen
0
irt
W
ft
ha
G
en
yp
ot
sc
e
er
St
he
ac
he
lic
ön
n
io
ig
el
r
Sp
R
rs
Pe
r
ltu
Ku
g
ie
Kr
e
nd
rü
Abbildung 3-21: Begründung der Bedenken der Großelterngeneration
Wenn man die Gründe der Bedenken gegenüber deutsch-polnischen
Eheschließung analysiert, wird ein relevanter Unterschied in der Häufigkeit der
Benennung einiger Faktoren deutlich (vgl. Abbildung 3-21). In der polnischen
Stichprobe wurde die kriegerische Vergangenheit zwischen den beiden Ländern
zweimal häufiger als in der deutschen Gruppe genannt. Jeder fünfte Pole der
Großelterngeneration, der Bedenken äußerte, hatte den Krieg als Grund des
Missfallens angegeben. Auch die Religionsunterschiede zwischen den Partnern
wurden häufiger in der polnischen Gruppe thematisiert. In der deutschen
Gruppe spielten dagegen Stereotypen über die polnischen Leute eine
relevantere Rolle. Mehr als jede zehnte Person hat sie als Bedenkensgrund
genannt. Die Stereotypen zwischen den Ländern haben sich im Laufe der
Nachbarschaft in beiden Gesellschaften ziemlich stark verankert.
"Für die Deutschen sind die Polen z.B. unfähig, die eigene Wirtschaft
zu organisieren, sie werden als faul und unsystematisch bezeichnet.
Dem Stereotyp folgend sind die Polen romantische Hitzköpfe,
übertrieben stolz und überheblich. Gleichzeitig bewundern die
Deutschen die Polen aber auch ein bisschen als Überlebenskünstler,
Patrioten, perfekte Improvisatoren, vor allem aber schätzen sie die
polnische Herzlichkeit und Gastfreundschaft (…) [die Polen hingegen
sehen
Deutsche
als]
unerträgliche
Besserwisser,
kühle
und
- 84 gefühlslose Menschen. (…) Bewundernswert erscheint den Polen
dagegen
deutsches
Organisationstalent,
(die)
funktionierende
Wirtschaft und gesellschaftliche Disziplin.“ (Konopka 1993: 16)
Wenn
man
existierende
Stereotypen
analysiert,
kommt
man
zu
der
Schlussfolgerung, dass der Nachbar für den anderen eine Art magischen
Spiegel darstellt. Das heißt, dass die kulturellen Unterschiede zwischen den
Ländern als groß wahrgenommen werden, was eine erhebliche Rolle in der
Wahrnehmung der deutsch-polnischen Ehen spielt. Denn je größer die
Differenzen zwischen den Ländern, desto stärker ist die Ablehnung der
Mischehen aus diesen Kulturkreisen (vgl. Lautman 1973: 105).
Auch die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen beiden Ländern wurden auf
der deutschen Seite viermal häufiger als auf der polnischen Seite genannt.
Andere
Faktoren
wie
kulturelle
Differenzen,
Sprachunterschiede
und
persönliche Gründe wurden von beiden Seiten gleich häufig genannt.
Überraschend ist, dass sich die Bedenken bezüglich der Sprachunterschiede
nicht als kulturspezifisch erwiesen haben. Es war zu erwarten, dass die
Bedenken bezüglich der Sprachunterschiede häufiger im polnischen Umfeld
geäußert werden, weil Kenntnisse der Muttersprache des Partners in der
deutschen und polnischen Gruppe deutlich zu Gunsten der deutschen
Sprachen vertreten sind.
3.3.3.2
Reaktion der Eltern
Bei der Generation der Eltern war zu erwarten, dass die Einstellung weniger
durch den Krieg und mehr durch das Spannungsfeld KommunismusKapitalismus beeinflusst sein würde. Weil die Reaktion der Elterngeneration für
fast alle Fälle erfasst wurde, und die Stichprobe dadurch groß ist, kann man
versuchen geschlechtsspezifische Differenzen zu erfassen.
- 85 -
Reaktionen der Mütter
40
30
20
Herkunftsland
Prozent
10
Deuts chland
Polen
0
)
++
(+
tiv
si
po
hr
Se
+)
(+
t iv
)
si
(+
Po
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po
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Eh
o)
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ra
)
ut
(Ne
tiv
ga
ne
er
Eh
-)
(tiv
)
-ga
(Ne
t iv
ga
ne
hr
Se
Abbildung 3-22: Reaktionen der Mütter
Bei den Reaktionen der Mütter lässt sich keine kulturspezifische Tendenz
feststellen (vgl. Abbildung 3-22). In beiden Gruppen (der deutschen und der
polnischen) waren fast 60% der Reaktionen positiv bis sehr positiv. Negative
Reaktionen dagegen wurden sehr selten festgestellt, lediglich jede zehnte
Mutter hat eher negativ bis sehr negativ reagiert. In beiden Gruppen hat ein
gleicher Anteil der Mütter auf die Eheschließung neutral reagiert.
Wenn man dem die Reaktionen der Väter gegenüberstellt (siehe Abbildung
3-23), fällt eine große Ähnlichkeit der Reaktionen auf.
- 86 -
Reaktionen der Väter
40
30
20
Herkunftsland
Prozent
10
Deuts chland
0
Polen
)
++
(+
tiv
si
po
hr
Se
+)
(+
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(Ne
tiv
ga
ne
er
Eh
-)
(tiv
)
-ga
(Ne
t iv
ga
ne
hr
Se
Abbildung 3-23: Reaktionen der Väter
Sowohl die deutsche als auch die polnische Gruppe der Elterngeneration hat,
unabhängig vom Geschlecht annähernd die gleichen Reaktionen gezeigt. Im
Vergleich mit anderen Generationsgruppen ist der Anteil der neutralen
Reaktionen deutlich geringer. Diese Tendenz konnte vorhergesehen werden,
weil die Eltern durch ihre emotionale Nähe eher eine klare wertende Einstellung
annehmen. Anhand dieser Daten ist die Frage legitim, ob es sich in diesem Fall
nicht um einen starken Kohorteneffekt handelt. Ein Kohorteneffekt würde
bedeuten,
dass
Vergangenheit
die
Generation
deutliche
der
Ähnlichkeiten
Eltern
aufgrund
aufweist,
die
der
ähnlichen
unabhängig
von
Geschlecht oder Herkunft sind.
Die Befragten wurden auch darum gebeten, die von ihren Eltern geäußerten
Bedenken zu nennen, siehe Abbildung 3-24.
- 87 -
Begründung der Bedenken in der Elterngeneration
20
15
10
Herkunftsland
Prozent
5
Deuts chland
0
Polen
irt
W
ft
ha
G
en
yp
ot
sc
e
er
St
he
ac
he
lic
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n
io
ig
el
r
Sp
R
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Pe
r
ltu
Ku
g
ie
Kr
e
nd
rü
Abbildung 3-24: Begründung der Bedenken in der Elterngeneration
Wie man feststellten kann, ist der Anteil der Personen, die Bedenken geäußert
haben, im Vergleich zu der Großelterngeneration geschrumpft. Auch die
Gründe haben sich im Laufe der Zeit geändert. Der Krieg wurde zwar in beiden
Gruppen viel seltener als ein Grund möglicher Bedenken genannt, jedoch kam
er in der polnischen Gruppe fünfmal häufiger vor. Religionsunterschiede wurden
nach wie vor zweimal häufiger unter Polen genannt. Stereotypen und
wirtschaftliche Unterschiede zwischen Polen und Deutschland wurden, ähnlich
wie in der früheren Generation, vor allem in deutschen Familien genannt. Die
Unterschiede bezüglich des kulturellen und sprachlichen Hintergrunds wurden
sowohl in der deutschen als auch in der polnischen Elterngeneration häufiger
als in der Großelterngeneration thematisiert.
3.3.3.3
Reaktion der Gleichaltrigen
Aus der Analyse der Reaktionen der Gleichaltrigen wird ersichtlich (vgl.
Abbildung 3-25), dass der Anteil der eher negativen bis sehr negativen
Reaktion im Vergleich zu den anderen Generationen deutlich abgenommen hat
und in beiden Gruppen unter 5% betrug, dafür sind positive und neutrale
Reaktionen entsprechend häufiger vorgekommen.
- 88 -
Reaktionen in der Generation der Gleichaltrigen
40
30
20
Herkunftsland
Prozent
10
Deuts chland
0
Polen
)
++
(+
tiv
si
po
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Se
+)
(+
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tiv
ga
ne
er
Eh
-)
(tiv
)
-ga
(Ne
t iv
ga
ne
hr
Se
Abbildung 3-25: Reaktionen der Gleichaltrigen
Schon auf dem ersten Blick (siehe Abbildung 3-26) wird ersichtlich, dass auch
Bedenken deutlich seltener geäußert wurden.
Begründung der Bedenken der Gleichaltrigen
20
15
10
Herkunftsland
Prozent
5
Deuts chland
0
Polen
irt
W
ft
ha
G
en
yp
ot
sc
e
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St
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he
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r
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Ku
g
ie
Kr
e
nd
rü
Abbildung 3-26: Begründung der Bedenken der Gleichaltrigen
- 89 Krieg als ein mögliches Argument gegen die deutsch-polnischen Ehen ist fast
nicht genannt worden. Niemand auf der deutschen und lediglich 3% auf der
polnischen Seite haben die deutsch-polnische Vergangenheit im Bezug auf
deutsch-polnische
Ehen
thematisiert.
Auch
Religion,
wirtschaftliche
Unterschiede und Stereotypen wurden viel seltener als in den älteren
Generationen genannt. Wie man der Grafik entnehmen kann, scheint die
Bedenkenfreiheit der deutschen Befragten größer zu sein als die, die man auf
der polnischen Seite erkennen kann. Dies spiegelt sich jedoch nicht in der
generellen Einstellung zu deutsch-polnischen Ehen wider, die wiederum nicht
kulturspezifisch ist. Es bedeutet, dass die Personen, die problematische Felder
andeuten, nicht zwingend eine negativere Meinung vertreten.
Heine-Wiedenmann und Ackermann haben die These aufgestellt, dass vor
allem deutsche Frauen deutsch-polnische Eheschließungen negativ betrachten,
weil diese eine Umkehrung des Feminisierungsprozesses symbolisieren. Viele
Männer, die sich für die Heirat einer Polin entschieden haben, betonen deren
Weiblichkeit und Verbundenheit mit familiären Werten im Gegenteil zu
deutschen Frauen, die sie als zu emanzipiert bezeichnen. Diese häufig
genannten Argumente führen zu einer negativen Einstellung der deutschen
Frauen gegenüber den Osteuropäerinnen. Osteuropäerinnen werden nicht nur
als Konkurrenz, sondern auch als Saboteurinnen der Erfolge der feministischen
Bewegung wahrgenommen (vgl. Heine-Wiedenmann/Ackermann 1991: 31).
Deshalb ist auch in der Untersuchung damit zu rechnen, dass besonders
jüngere deutsche Frauen, die sich einer eher traditionellen Rollenverteilung
widersetzen möchten, auf eine deutsch-polnische Eheschließung negativer
reagieren können.
- 90 Deswegen wurde die Gruppe der Gleichaltrigen auch geschlechterspezifisch
analysiert:
Prozent
Reaktion von männlichen Freunden
Reaktion von weiblichen Freunden
40
40
30
30
20
20
10
10
0
0
Herkunftsland
Deuts chland
Polen
)
++
(+
tiv
si
po
hr
Se
+)
(+
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(+
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tiv
ga
ne
er
Eh
-)
(tiv
)
ga
-(Ne
t iv
ga
ne
hr
Se
Abbildung 3-27: Reaktion der Freunde nach Geschlecht
Wie aus Abbildung 3-27 ersichtlich, waren die Reaktionen der Frauen, vor allem
der polnischen Frauen, positiver. Neben den geschlechterspezifischen
Unterschieden in den Reaktionen lassen sich auch deutliche kulturspezifische
Unterschiede erkennen. Über 65% der Polinnen hatten eine positive bzw. sehr
positive Einstellung zu einer deutsch-polnischen Ehe eingenommen, unter den
deutschen Frauen waren es dagegen 50%. Wider Erwarten waren negative
Reaktionen unter deutschen Frauen seltener als unter Männern. Die polnischen
Männer zeigten positivere Reaktionen als die Deutschen. Der Anteil der
Personen, die negativ reagiert haben, betrug unter ihnen 15%, und es ist
erkennbar, dass deutsche Männer und Frauen häufiger als polnische negativ
reagiert haben.
3.3.3.4
Zusammenhang der Sozialschichtszugehörigkeit mit der Reaktion
des Umfeldes
In der Literatur wurde die These aufgestellt, dass bei der Betrachtung der Ehen
Homogenität bezüglich der sozialen Herkunft häufig eine wesentlichere Rolle
spielt als die Homogenität bezüglich des ethnischen Hintergrunds. Die folgende
Auswertung sollte die These überprüfen. Auf den folgenden Grafiken sind die
Reaktionen
der
Elterngeneration
bei
ähnlicher
und
unterschiedlicher
Sozialschichtszugehörigkeit gegenübergestellt. Auf der linken Grafik ist die
Reaktion
bei
ähnlicher,
auf
der
rechten
Grafik
bei
unterschiedlicher
- 91 Sozialschichtzugehörigkeit dargestellt, sodass man beide Fälle gut miteinander
vergleichen kann.
Reaktionen der Eltern
Reaktionen der Eltern
Prozent
Ehe bei ähnlicher Sozialschichtszugehörigkeit
Ehe bei unterschiedlicher Sozialschichtszugehör igkeit
35
35
30
30
25
25
20
20
15
15
10
10
Herkunftsland
5
5
Deuts chland
0
0
Polen
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++
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Se
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(+
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t iv
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)
++
(+
tiv
si
po
hr
Se
+)
(+
t iv
si
)
Po
(+
tiv
si
po
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)
(Ne
tiv
ga
ne
er
Eh
-)
(tiv
)
ga
-(Ne
t iv
ga
ne
hr
Se
Abbildung 3-28: Reaktion der Eltern nach Sozialschichtszugehörigkeit
Die These aus der Literatur konnte für die Stichprobe in dieser Untersuchung
bestätigt werden. Die Reaktionen auf deutsch-polnische Eheschließungen
waren deutlich häufiger negativ, wenn die Partner große Unterschiede
bezüglich
der
Sozialschicht
aufwiesen.
Bei
unterschiedlichen
sozialen
Schichten hat fast jede vierte Person der deutschen Familien negativ oder sehr
negativ reagiert. Bei Ehen unter Personen aus ähnlichen Sozialschichten
hingegen waren negative Reaktionen deutlich seltener (unter 10%). Aus der
Grafik (siehe Abbildung 3-28) für unterschiedliche Sozialschichten können
große kulturspezifische Unterschiede in den Reaktionen abgelesen werden, die
für homogene Sozialschichten nicht erkennbar sind. Die Polen haben deutlich
positiver als die Deutschen reagiert. Dies kann man mit der Annahme
Begründen, dass solch eine Eheschließung für den polnischen Partner einen
sozialen Aufstieg bedeutet. Die Analyse der Bedenken zeigt, dass vor allem
kulturelle Unterschiede eine wichtige Rolle spielen. Sie wurden in jedem
zehnten Fall thematisiert.
3.3.3.5
Reaktionen des Umfeldes im Kohortenvergleich
Um die Änderung der Einstellung in der polnischen und deutschen Gruppe über
die Zeit zu erkennen sollen die Reaktionen der Kohorten miteinander verglichen
werden. Wie schon im theoretischen Teil festgestellt, ist die Akzeptanz deutschpolnischer Ehen stark mit politischen Entscheidungen verknüpft und ändert sich
im Laufe der Zeit. Da bei dieser Untersuchung drei Generationen verglichen
- 92 werden können, die unterschiedliche Erfahrungen mit dem Nachbarland
machen konnten, ist zu erwarten, dass eine Änderung festzustellen ist. Zuerst
werden die Reaktionen für das deutsche Sozialumfeld ausgewertet:
3.3.3.5.1
Analyse der Reaktionen im deutschen Umfeld
Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld
40
30
20
Kohorte
Gleichaltrige
Prozent
10
Elterngeneration
Großelterngeneration
0
)
++
(+
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+
(+
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Ne
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ga
ne
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Se
Abbildung 3-29: Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld nach Kohorte
Wie aus Abbildung 3-29 ersichtlich sind die Reaktionen in den Kohorten zwar
unterschiedlich ausgeprägt, die Unterschiede sind jedoch nicht besonders groß.
Das bedeutet, dass die Kohorteneffekte auf die generelle Reaktion nicht
außerordentlich stark sind. Daher werden in diesem Fall die positiven und
negativen Reaktionen getrennt betrachtet, um die Ergebnisse detaillierter
analysieren zu können.
- 93 -
Positive Reaktionen
im deutschen sozialen Umfeld
40
30
Kohorte
Prozent
20
Gleichaltrige
Elterngeneration
10
Großelterngeneration
+)
(+
tiv
si
po
hr
Se
t iv
si
Po
tiv
si
po
er
Eh
)
++
(+
)
(+
Abbildung 3-30: Positive Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld nach
Kohorte
Wie
man
sie
auf
der
Abbildung
3-30
sieht,
ist
die
deutsche
Großelterngeneration zurückhaltender mit positiven Reaktionen als die zwei
übrigen. Die Großelterngeneration hat im Vergleich zu den anderen
Generationen häufiger eher positiv und seltener sehr positiv reagiert. Am
positivsten hat die Elterngeneration reagiert, jeder dritte Befragte hat die
Reaktion als sehr positiv bezeichnet. Insgesamt waren im deutschen
Sozialumfeld die Reaktionen aller Kohorten zum großen Teil positiv. Die
genauere Betrachtung der negativen Reaktionen zeigt keine überraschenden
Ergebnisse.
- 94 -
Negative Reaktionen
im deutschen sozialen Umfeld
12
10
8
6
Kohorte
Prozent
4
Gleichaltrige
2
Elterngeneration
0
Großelterngeneration
(-)
tiv
ga
ne
er
Eh
tiv
ga
Ne
t iv
ga
ne
hr
Se
(-
--
)
()
Abbildung 3-31: Negative Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld
Die Großelterngeneration hat deutlich häufiger „sehr negativ“ oder „eher
negativ“ reagiert (vgl. Abbildung 3-31). Unter Gleichaltrigen waren negative
Reaktionen am seltensten vertreten, weniger als 7% der Befragten hat die
Einstellung der Gleichaltrigen als sehr bis eher negativ bezeichnet. Bei der
Großelterngeneration kam dies hingegen zweimal häufiger vor. Die negativen
Reaktionen der Elterngeneration stehen gerade in der Mitte zwischen der
Einstellung der Großelterngeneration und der Gleichaltrigen.
Eindeutig ist die Reaktion der Gleichaltrigen positiv ausgeprägt, negative
Reaktionen wurden sehr selten angegeben. Allerdings wurden sehr positive
Reaktionen häufiger bei den älteren Generationen festgestellt. Dies kann auch
dadurch erklärt werden, dass die Eltern aufgrund ihrer emotionalen Nähe eine
stärker
ausgeprägte
Bekanntenkreis.
Reaktion
zeigen
als
die
übrigen
Personen
im
- 95 -
Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld
40
30
20
Kohorte
Gleichaltrige
Prozent
10
Elterngeneration
0
Großeletrngeneration
)
++
(+
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po
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+
(+
)
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Ne
tiv
ga
ne
er
Eh
-)
()
tiv
-(ga
Ne
t iv
ga
ne
hr
Se
3.3.3.5.2
Analyse der Reaktionen im polnischen Umfeld
Abbildung 3-32: Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld nach Kohorte
Schon auf den ersten Blick ist in Abbildung 3-32 die erstaunliche Ähnlichkeit der
Einstellung der Elterngeneration und der Generation der Gleichaltrigen
ersichtlich.
Die
Großelterngeneration
kann
man
vergleichsweise
als
zurückhaltender beschreiben. Ähnlich wie in der Analyse der Einstellung im
deutschen Umfeld werden auch hier die positiven und negativen Reaktionen
getrennt betrachtet.
- 96 -
Positive Reaktionen
im polnischen sozialen Umfeld
40
30
Kohorte
Prozent
20
Gleichaltrige
Elterngeneration
Großeletrngeneration
10
+)
(+
tiv
si
po
hr
Se
t iv
si
Po
tiv
si
po
er
Eh
)
++
(+
)
(+
Abbildung 3-33: Positive Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld nach
Kohorte
Wie aus Abbildung 3-33 ersichtlich haben Elterngeneration und Gleichaltrige
zum überwiegenden Teil positiv oder sehr positiv reagiert. Die Zurückhaltung
der Großelterngeneration ist vergleichsweise stark.
Um ein vollständiges Bild zu bekommen sollen jetzt die negativen Reaktionen
dargestellt werden.
- 97 -
Negative Reaktionen
im polnischen sozialen Umfeld
10
8
6
Kohorte
4
Prozent
Gleichaltrige
2
Elterngeneration
Großelterngeneration
0
er
Eh
tiv
ga
ne
)
(--
tiv
ga
ne
iv
at
eg
N
hr
Se
(-)
-)
(--
Abbildung 3-34: Negative Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld nach
Kohorte
Abbildung 3-34 zeigt einen starken Zusammenhang des Alters mit der
Akzeptanz. Je jünger die Bezugspersonen waren, desto seltener reagierten sie
negativ. In der Großelterngeneration wurden in 20% der Fälle „eher negative“
bis „sehr negative“ Reaktionen festgestellt.
Aus der generellen Gegenüberstellung der Reaktionen dreier Generationen
sowohl auf der polnischen als auch auf der deutschen Seite wird ersichtlich,
dass
der
Anteil
der
Personen
mit
negativen
Reaktionen
stark
kohortenspezifisch ist. Für das polnische und deutsche Sozialumfeld gilt eines:
je jünger die genannten Personen gewesen sind, desto seltener haben sie sich
negativ über eine deutsch-polnische Eheschließung geäußert.
- 98 3.3.3.6
Kulturvergleich der Bedenken
Anteil negativer Reaktionen
20
15
10
Prozent
5
Herkunftsland
Deuts chland
Polen
0
Gleichaltrige
Großelterngeneration
Elterngeneration
Abbildung 3-35: Anteil negativer Reaktionen nach Herkunftsland
Wie aus Abbildung 3-35 ersichtlich ist, gab es keine sehr großen Unterschiede
im Anteil der negativen Reaktion der verschiedenen Generationen im Vergleich
Polen mit Deutschland. Lediglich für die Großelterngeneration ist ersichtlich,
dass eine negative Reaktion im polnischen Umfeld ca. 4% häufiger als im
deutschen aufgetreten ist.
Interessant ist allerdings ein Vergleich der Begründungen dieser negativen
Reaktionen, denn wenn man die Bedenken, die vom deutschen und polnischen
Umfeld geäußert wurden, gegenüberstellt, werden starke kulturspezifische
Unterschiede ersichtlich. Zur Auswertung der sowohl kultur- als auch
kohortenspezifischen Effekte wurde eine zusätzliche Analyse vorgenommen.
Die Ergebnisse sind in Abbildung 3-36 gegenübergestellt.
- 99 -
Begrüngung der negativen Einstellung
Begründung der negativen Einstellung
Prozent
im deutschen Umfeld
im polnischen Umfeld
80
80
70
70
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
10
10
0
0
Kohorte
Gleichaltrige
Elterngeneration
Großelterngeneration
n
rü
G
de
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ha
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W
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St
e
ch
ra
he
lic
n
io
r
ön
rs
ltu
ig
el
Sp
R
Pe
Ku
g
ie
Kr
Abbildung 3-36: Begründung
der
negativen
Kohortenvergleich je nach Herkunft
Einstellung
im
Krieg, Religion und Sprache wurden unter Polen häufiger thematisiert. Die
Ausprägung die letzten zwei Argumente war zu erwarten, weil Polen stark durch
den Katholizismus beeinflusst ist (vgl. Ochmann 2002: 229) und weil, wie aus
den Ergebnissen ersichtlich, der deutsche Partner sehr selten die polnische
Sprache beherrscht hat. Die ganz unterschiedlichen Anteile des deutschen und
polnischen Umfeldes, die den Krieg als Bedenkengrund genannt haben,
hängen vor allem mit einer unterschiedlichen Einstellung zur kriegerischen
Vergangenheit und einer sehr starken Emotionalisierung des Themas während
des Kommunismus zusammen (vgl. Lempp 1993/1994: 10ff).
Wie aus den Graphen ersichtlich spielen sowohl die im deutschen Umfeld
verbreiteten Stereotypen als auch wirtschaftliche Unterschiede eine erhebliche
Rolle. Es lässt sich jedoch erkennen, dass die jüngeren Generationen
(Gleichaltrige) beide Argumente viel seltener als Begründung der negativen
Einstellung benutzt haben. Im polnischen Umfeld dagegen steigt die (immer
noch
unerhebliche)
Rolle
der
wirtschaftlichen
Unterschiede
über
die
Generationen an. Auch Stereotypen werden im polnischen Umfeld von
Gleichaltrigen häufiger als von Großeltern genannt. Krieg wird in beiden
Ländern häufig von der Großelterngeneration als Grund von Bedenken
angeführt, jüngere Generationen erwähnen ihn allerdings nur im polnischen
Umfeld, im deutschen spielt der Krieg keine signifikante Rolle. Kulturelle
Unterschiede verursachen in beiden Ländern vor allem bei den Eltern
Bedenken, Religionsunterschiede werden in beiden Ländern gleich stark
thematisiert, mit der Ausnahme der deutschen Gleichaltrigen, für die dies kein
- 100 Thema ist. Sprachunterschiede beschäftigen vor allem die Eltern und die
Gleichaltrigen im polnischen Umfeld.
3.3.4 Bewertung der empirischen Ergebnisse
Den Ergebnissen kann man entnehmen, dass die Einstellung gegenüber
deutsch-polnischen Eheschließungen positiver geworden ist. Überraschend ist
jedoch die Tatsache, dass positive Reaktionen in allen Generationen stark
vertreten waren. Bevor man diese Ergebnisse anerkennt, sollte man
überdenken, ob dies an der Stichprobe liegen könnte. An der Untersuchung
nahmen vor allem Akademiker teil, die tendenziell in einem vorurteilsfreieren
und offeneren Umfeld leben (vgl. Jasinska-Kania/Skarzynska 2001: 47). Auch
die nachgewiesene Ähnlichkeit der Partner bezüglich ihrer sozialen Schicht und
Bildung können einen erheblichen positiven Einfluss auf die Ausprägung der
Reaktionen haben. Es ist auch durchaus vorstellbar, dass Partnerschaften, die
eine stark negative Reaktion des Umfeldes ausgelöst haben, häufig nicht mit
einer Eheschließung enden. Es wäre noch zu untersuchen, ob das Thema der
Umfrage dazu geführt hat, dass Eheleute, die die negative Einstellung ihres
Umfeldes
gegenüber
teilgenommen haben.
ihren
Ehen
tabuisieren,
an
der
Umfrage
nicht
- 101 -
4 ZUSAMMENFASSUNG/ FAZIT
Im theoretischen Teil wurde gezeigt, dass Mischehen immer eine Reaktion des
Umfeldes auslösen. Dadurch, dass sich die Definition der Mischehe durch die
Gesellschaft im Laufe der Zeit ändert, wandelt sich auch die Einstellung zu
bestimmten Formen der Eheschließung. Das bedeutet, dass sich damit auch
die Akzeptanz und die Reaktion auf eine bestimmte Form der Eheschließung
ändern.
Interkulturelle Ehen, die das Thema dieser Arbeit sind, können als eine Form
der Mischehe (Intermarriage) verstanden werden. Existierende Theorien zeigen
auf, dass bestimmte Gruppen in der Bevölkerung verstärkt interkulturelle Ehen
eingehen. Dazu gehören z.B. vor allem Personen aus Großstädten,
Akademiker, wenig religiöse und auch Geschiedene.
Das Hauptproblem und Ziel dieser Arbeit war es, die Übertragbarkeit der
Theorien zu Mischehen auf deutsch-polnische Ehen zu überprüfen. Dazu
wurden zwei Aspekte untersucht, zum einen, welche Personen eine deutschpolnische Ehe schließen und zum anderen, ob und wie sich die Akzeptanz
dieser Ehen mit der Zeit geändert hat.
Dazu wurde eine schriftliche Umfrage unter deutsch-polnischen Ehepaaren
durchgeführt. Diese Umfrage bestand aus zwei Teilen: Im ersten Teil wurden
Fragen zur Beschreibung des Ehepaares gestellt, und im zweiten Teil nach den
Reaktionen
des
Schneeballverfahren
Umfeldes
gefragt.
gefunden
wurde
Da
die
und
Stichprobe
keinen
über
ein
Anspruch
auf
Repräsentativität erhebt, sind die Ergebnisse nur in der Stichprobe gültig und
können lediglich zum Aufzeigen allgemeiner Trends dienen.
An der Untersuchung haben 208 von der Thematik persönlich betroffene
Personen teilgenommen. Bei der Auswertung der Ergebnisse44 wurde
festgestellt, dass die Verteilung sowohl nach Geschlecht (44% Männer zu 56%
Frauen) als auch nach Herkunftsland (47% Deutsche zu 53% Polen) sehr
ausgeglichen war. Die bekannte Asymmetrie der Geschlechter in deutschpolnischen Ehen zugunsten von Ehepaaren mit deutschen Männern (Sechster
44
Die Umfrage wurde mit SPSS ausgewertet.
- 102 Familienbericht 2002: 82f) konnte auch in der Untersuchung nachgewiesen
werden. Diese Ehen waren fünfmal häufiger als Ehen mit polnischen Männern.
Die Stichprobe war vermutlich durch das Schneeballverfahren zugunsten von
Akademikern verzerrt, deren Anteil an der Stichprobe fast 80% betrug. Die
Ehepartner hatten tendenziell homogene Bildungsabschlüsse und eine ähnliche
soziale Herkunft. Ferner waren Personen aus Großstädten in der Stichprobe
überrepräsentiert. Lediglich der Anteil der Geschiedenen war wider Erwarten in
der Untersuchung sehr gering (unter 15%). Anhand der Untersuchung wurde
auch deutlich, dass Partner aus ungleichen Sozialschichten deutlich negativere
Reaktionen vor allem im deutschen Umfeld hervorgerufen haben. Dadurch
wurde gezeigt, dass die Theorien zu Mischehen auf das Beispiel übertragbar
sind, da die Merkmale der Stichprobe weitestgehend den auf der Theorie
basierenden Erwartungen entsprechen.
Bei der Analyse der Reaktionen wurde zum einen das deutsche mit dem
polnischen Umfeld verglichen, und zum anderen ein Kohortenvergleich45
durchgeführt.
Aus der Gegenüberstellung der Kulturen konnte man ableiten, dass keine Seite
– weder die polnische noch die deutsche – deutlich positiver oder negativer
reagiert hat. Nur die Reaktionen der Großeltern waren auf der polnischen Seite
ein wenig negativer als auf der deutschen, bei den Reaktionen der Eltern und
Gleichaltrigen war keine kulturspezifische Tendenz festzustellen.
Die Einstellung variierte jedoch ziemlich stark je nach Kohortenzugehörigkeit
und zwar unabhängig vom Herkunftsland. Die Reaktion der Großeltern war auf
beiden Seiten eher positiv geprägt (65%). Die Reaktionen der Eltern waren
noch positiver, bei ihnen waren 78% der Reaktionen positiv. Bei den
Gleichaltrigen war der Anteil der positiven Reaktion gleich hoch (78%), dafür
waren aber negative Reaktionen im Vergleich zu den anderen Generationen am
niedrigsten (6%, bei den Eltern 9%, Großeltern 15%). Generell gilt: je jünger
das Mitglied des Umfeldes war, desto weniger negativ war die Reaktion.
Neben der Reaktion an sich wurde auch nach der Ursache der negativen
Reaktion gefragt. Bei der Analyse der Bedenken gegenüber deutsch-polnischen
Eheschließungen, wurde ein relevanter Unterschied in der Häufigkeit der
45
Als Kohorte wurden Großeltern, Eltern und Gleichaltrige gegenübergestellt.
- 103 Benennung einiger Faktoren deutlich. Die Bedenken zeigten im Gegensatz zu
den Reaktionen nicht nur kohortenspezifische, sondern auch kulturspezifische
Effekte. In der polnischen Stichprobe wurde die kriegerische Vergangenheit
zwischen den beiden Ländern in allen Gruppen häufiger als in der deutschen
genannt. Auch die Religionsunterschiede zwischen den Partnern wurden
häufiger in den polnischen Gruppen thematisiert. In den deutschen Gruppen
spielten dagegen Stereotypen über die polnischen Leute und wirtschaftliche
Unterschiede zwischen den Ländern eine relevantere Rolle. Diese Bedenken
wurden von Großeltern häufiger als von Eltern genannt, die Eltern wiederum
äußerten sie häufiger als die Gleichaltrigen.
In
der
Arbeit
konnte
nachgewiesen
werden,
dass
unabhängig
vom
Herkunftsland der Anteil der negativen Reaktionen abnimmt, je jünger die
Kohorte ist. Die Kohortenunterschiede bei den Reaktionen und auch bei den
Bedenken können auf die sich ändernde Einstellung zu deutsch-polnischen
Mischehen zurückgeführt werden. Dies bestätigt existierende Theorien zu
Mischehen, die somit auf die Stichprobe übertragbar sind. Die These, dass sich
die Definition der Mischehe ändert, und sich damit die Reaktion auf deutschpolnische Ehen mit der Zeit wandelt, konnte somit für die Stichprobe bestätigt
werden. Jedoch ist wegen der Verzerrung der Stichprobe zu bezweifeln, dass
die Ergebnisse vollständig auf die Gesamtpopulation übertragbar sind.
Während der Arbeit zeigten sich einige Themenbereiche, die in dieser Arbeit
nicht thematisiert werden konnten, aber für das Thema der interkulturellen Ehen
interessante Fragestellungen bieten:
1. Die Ausprägung der Reaktionen in Ehen unter Nicht-Akademikern und unter
Eheleuten, die sich bezüglich der sozialen Herkunft deutlich voneinander
unterschieden
2. Die Korrelation der politischen Meinungen mit der Einstellung zu deutschpolnischen Ehen
3. Ein Vergleich der Änderung der Einstellung zu deutsch-polnischen Ehen
gegenüber anderer interkultureller Ehen mit einer Trennung zwischen
deutsch-westeuropäisch und deutsch- osteuropäisch
- 104 -
APPENDIX: FRAGEBOGEN
Fragebogen zu interkulturellen Ehen
Herzlich willkommen zu dieser Umfrage zu deutsch-polnischen Ehen!
Unter allen Teilnehmern werden fünf Amazon-Gutscheine à 20 Euro verlost. Ferner
können Sie die Ergebnisse der Untersuchung auf Wunsch zugeschickt bekommen.
Diese Umfrage wird anonym durchgeführt.
1. Leben Sie in einer deutsch-polnischen Ehe, bzw. haben Sie in einer deutschpolnischen Ehe gelebt?
Ja
Nein
2. Sie sind
Männlich
Weiblich
3. Welches ist Ihr Herkunftsland?
Polen
Deutschland
Andere (bitte angeben)
Wenn Sie andere gewählt haben, bitte hier angeben:
..........................................................................
4. In welchem Jahr sind Sie geboren?
.....................................................
5. Welches ist das Herkunftsland Ihres Partners?
Polen
Deutschland
Andere (bitte angeben)
- 105 Wenn Sie andere gewählt haben, bitte hier angeben:
...............................................
6. In welchem Jahr ist Ihr Partner geboren?
.........................................
7. Was ist Ihr höchster Bildungsabschluss?
Keiner (Szkola podstawowa / zaden)
Haupt-/ Volksschule (Szkola zawodowa)
Mittlere Reife
Fachhochschulreife (Technikum)
Abitur (Liceum)
Hochschulabschluss (Studia)
8. Was ist der höchste Bildungsabschluss Ihres Ehepartners?
Keiner (Szkola podstawowa / zaden)
Haupt-/ Volksschule (Szkola zawodowa)
Mittlere Reife
Fachhochschulreife (Technikum)
Abitur (Liceum)
Hochschulabschluss (Studia)
9. Wo haben Sie Ihren Partner kennen gelernt?
In Polen
In Deutschland
Andere (bitte angeben)
Wenn Sie andere gewählt haben, bitte hier angeben:
..........................
10. In welchem Jahr haben Sie Ihren Partner kennen gelernt?
................................
- 106 -
11. Denken Sie bitte an die Zeit vor dem Kennenlernen. Wie ähnlich waren Sie und
Ihr Partner sich hinsichtlich Ihrer sozialen Schicht?
Sehr ähnlich
Ähnlich
Nicht ähnlich
Gar nicht ähnlich
Ich habe keine Meinung
12. Wo haben Sie vor dem Kennenlernen gelebt?
Im ländlichen Bereich
In einer Kleinstadt
In einer mittelgroßen Stadt
In einer Großstadt
13. Wo hat Ihr Partner vor dem Kennenlernen gelebt?
Im ländlichen Bereich
In einer Kleinstadt
In einer mittelgroßen Stadt
In einer Großstadt
14. In welchem Jahr haben Sie Ihre Ehe geschlossen?
..................................
15. Welchen Familienstand hatten Sie vor der Eheschließung?
Ledig
Getrennt oder geschieden
Verwitwet
16. Welchen Familienstand hatte Ihr Ehepartner vor der Eheschließung?
Ledig
Getrennt oder geschieden
Verwitwet
- 107 17. Wie gut sprachen Sie die Muttersprache Ihres Ehepartners zur Zeit der
Eheschließung?
Sehr gut
Gut
Schlecht
Gar nicht
18. Wie gut sprach Ihr Ehepartner Ihre Muttersprache zur Zeit der Eheschließung?
Sehr gut
Gut
Schlecht
Gar nicht
19. Würden Sie sich als religiös bezeichnen?
Ja, sehr religiös
Ja, religiös
Nein, eher nicht religiös
Nein, überhaupt nicht religiös
Keine Angabe
20. Würden Sie Ihren Partner als religiös bezeichnen?
Ja, sehr religiös
Ja, religiös
Nein, eher nicht religiös
Nein, überhaupt nicht religiös
Keine Angabe
21. Gehören Sie und Ihr Partner der gleichen Religionsgemeinschaft an?
Ja
Nein
Trifft nicht zu
- 108 Denken Sie bitte an die Zeit zurück, in der Sie Ihrer Familie mitgeteilt
haben, dass Sie den Partner aus Polen bzw. aus Deutschland heiraten
möchten.
22. In welcher Familie war die Reaktion auf Ihre Ehe generell positiver?
In meiner Familie war die Reaktion deutlich positiver als in der Familie meines
Partners
In meiner Familie war die Reaktion positiver als in der Familie meines Partners
Es gab keine Unterschiede zwischen den Reaktionen der beiden Familien
In der Familie meines Partners war die Reaktion positiver als in meiner Familie
In der Familie meines Partners war die Reaktion deutlich positiver als in meiner
Familie
23. Bitte kreuzen Sie in der folgenden Tabelle an, wie die verschiedenen
Mitglieder Ihrer Familie reagiert haben. Wenn die Person z.B. nicht existiert
(weil Sie z.B. keinen Bruder haben), vor der Hochzeit verstorben ist oder Sie keinen
Kontakt zu Ihr hatten, kreuzen Sie bitte "Trifft nicht zu" an.
Sehr
positiv
(+++)
Positiv
(++)
Eher
positiv
(+)
Neutral
(o)
Eher
negativ
(-)
Negativ
(--)
Sehr
negativ
(---)
Trifft
nicht zu
Ihre Großmutter
mütterlicherseits
Ihr Großvater
mütterlicherseits
Ihre Großmutter
väterlicherseits
Ihr Großvater
väterlicherseits
Ihre Mutter
Ihr Vater
Ihre Schwester
Ihr Bruder
Ihre weiblichen Freunde
Ihre männlichen
Freunde
Weitere Kommentare:
....................................................................................................................
- 109 24. Bitte kreuzen Sie in der folgenden Tabelle an, wie die verschiedenen
Mitglieder der Familie Ihres Partners reagiert haben. Wenn die Person z.B.
nicht existiert (weil Sie z.B. keinen Bruder haben), vor der Hochzeit verstorben ist
oder Sie keinen Kontakt zu Ihr hatten, kreuzen Sie bitte "Trifft nicht zu" an.
Sehr
positiv
(+++)
Positiv
(++)
Eher
positiv
(+)
Neutral
(o)
Eher
negativ
(-)
Negativ
(--)
Sehr
negativ
(---)
Trifft
nicht zu
Großmutter Ihres
Partners mütterlicherseits
Großvater Ihres Partners
mütterlicherseits
Großmutter Ihres
Partners väterlicherseits
Großvater Ihres Partners
väterlicherseits
Mutter Ihres Partners
Vater Ihres Partners
Schwester Ihres Partners
Bruder Ihres Partners
Weibliche Freunde Ihres
Partners
Männliche Freunde Ihres
Partners
Weitere Kommentare:
....................................................................................................................
....................................................................................................................
................
- 110 25. Falls Ihre Familienmitglieder Bedenken gegenüber Ihrer Eheschließung
hatten, kreuzen Sie bitte in der folgenden Tabelle an, welche Gründe Ihnen
bekannt sind.
Falls mehrere Begründungen zutreffen, kreuzen Sie bitte alle zutreffenden
Begründungen an. Wenn die Person z.B. keine Bedenken hatte, nicht existiert (weil
Sie z.B. keinen Bruder haben), vor der Hochzeit verstorben ist oder Sie keinen
Kontakt zu Ihr hatten, kreuzen Sie bitte "Trifft nicht zu" an.
Kulturelle
Unterschiede
Deutschland
und Polen
Wirtschaftliche
Unterschiede
Deutschland
und Polen
Kriegerische
Vergangenheit
Deutschland
und Polen
Religionsunterschiede
zwischen
Ihnen und
Ihrem Partner
Stereotype
n über
Landsleute
Ihres
Partners
Sprachunterschiede
Ihre Großmutter
mütterlicherseits
Ihr Großvater
mütterlicherseits
Ihre Großmutter
väterlicherseits
Ihr Großvater
väterlicherseits
Ihre Mutter
Ihr Vater
Ihre Schwester
Ihr Bruder
Ihre weiblichen
Freunde
Ihre männlichen
Freunde
Weitere Kommentare:
....................................................................................................................
....................................................................................................................
................
Persönliche
Gründe
Trifft
nicht
zu
- 111 -
26. Falls die Familienmitglieder der Familie Ihres Partners Bedenken
gegenüber Ihrer Eheschließung hatten, kreuzen Sie bitte in der folgenden
Tabelle an, welche Gründe Ihnen bekannt sind.
Falls mehrere Begründungen zutreffen, kreuzen Sie bitte alle zutreffenden
Begründungen an. Wenn die Person z.B. keine Bedenken hatte, nicht existiert (weil
Sie z.B. keinen Bruder haben), vor der Hochzeit verstorben ist oder Sie keinen
Kontakt zu Ihr hatten, kreuzen Sie bitte "Trifft nicht zu" an.
Kulturelle
Unterschiede
Deutschland
und Polen
Wirtschaftliche
Unterschiede
Deutschland
und Polen
Kriegerische
Vergangenheit
Deutschland
und Polen
Religionsunterschiede
zwischen
Ihnen und
Ihrem
Partner
Stereotypen
über
Landsleute
Ihres
Partners
Sprachunterschiede
Persönliche
Gründe
Großmutter
Ihres Partners
mütterlicherseits
Großvater Ihres
Partners
mütterlicherseits
Großmutter
Ihres Partners
väterlicherseits
Großvater Ihres
Partners
väterlicherseits
Mutter Ihres
Partners
Vater Ihres
Partners
Schwester Ihres
Partners
Bruder Ihres
Partners
Weibliche
Freunde Ihres
Partners
Männliche
Freunde Ihres
Partners
Weitere Kommentare:
....................................................................................................................
....................................................................................................................
................
Trifft
nicht
zu
- 112 Bitte geben Sie an, falls noch andere Bedenken in Ihrer Familie oder der Familie
Ihres Partners vorkamen, welche Bedenken dies waren und welchen
Verwandtschaftsgrad diese Person mit Ihnen hat. Auch andere Kommentare
jeglicher Art sind willkommen.
....................................................................................................................
....................................................................................................................
....................................................................................................................
....................................................................................................................
....................................................................................................................
....................................................................................................................
....................................................................................................................
........................................................
Wenn Sie an der Verlosung teilnehmen möchten, oder Sie wünschen, dass Ihnen
die Ergebnisse der Studie kostenlos zugesandt werden, können Sie hier Ihre
Adresse angeben.
Alternativ werden die Ergebnisse auch auf dieser Webseite www.deutsch-polnischeehen.de veröffentlicht werden.
Selbstverständlich wird Ihre Adresse/Emailadresse nicht weitergegeben und auch
für keine sonstigen Zwecke genutzt.
Sollten Sie noch Fragen haben, können Sie uns gerne eine Email schicken:
[email protected]
Ihre Adresse (Angabe freiwillig):
...............................................................
...............................................................
...............................................................
Vielen Dank für Ihre Teilnahme!
- 113 -
APPENDIX: BEISPIELANSCHREIBEN ZUR UMFRAGE
Email an: (Name)
Betreff: Umfrage zu deutsch-polnischen Ehen
Sehr geehrter Herr (Name),
Ich wende mich an Sie als den Repräsentanten der Deutsch-PolnischenGesellschaft, der sich für Verhältnisse zwischen diesen zwei Ländern
interessiert und einsetzt. Ich verfasse gerade eine wissenschaftliche Arbeit an
dem
Institut
für
Soziologie
der
Universität
Hamburg
zur
Akzeptanz
interkultureller Ehen an dem Fallbeispiel deutsch-polnischer Ehen.
Dafür suche ich Personen, die in einer deutsch-polnische Ehe leben
(unabhängig von bereits erworbener Staatsangehörigkeit) und bereit sind, eine
kurze (15 min.) Umfrage auszufüllen. Der Fragebogen ist auf der Webseite
www.deutsch-polnische-ehen.de zu finden und ist möglichst von beiden
Ehepartnern auszufüllen.
Bitte helfen Sie mir, deutsch-polnische Ehepaare zu finden, indem Sie
diese Nachricht an Ihre Mitglieder und andere Ihnen bekannte Interessenten
weiterleiten. Die Umfrage läuft noch bis zum Ende des Jahres.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung,
Karolina Korth
Weitergehende Informationen:
Das Register der deutsch-polnischen Ehen wird von Standesämtern aus
Datenschutzgründen nicht zur Verfügung gestellt. Daher ist die einzige
Methode,
deutsch-polnische
Ehen
ausfindig
zu
machen
das
Schneeballverfahren. Bei diesem Verfahren findet man die Quellen potenzieller
Kontakte, die wiederum andere für die Umfrage relevante Personen
- 114 informieren. Ich bin mir bewusst, das sich vielleicht unter Ihren Mitgliedern keine
deutsch-polnischen Paare befinden. Jedoch glaube ich, dass man Aufgrund des
Engagements für deutsch-polnische Beziehungen Bekannte haben könnte, die
ursprünglich aus Polen kommen und vielleicht eine deutsch-polnische
Beziehung eingegangen sind.
Wenn Sie Interessenten kennen, die keinen Internetzugang haben, kann
ich Ihnen auch gerne auf Wunsch die Umfrage in ausgedruckter Form oder als
PDF-Datei zusenden.
Als Dank für Ihre Mithilfe werden sie Ergebnisse der Befragung nach
dessen Abschluss zugeschickt bekommen, fernen werde ich unter allen
Teilnehmern Amazon Gutscheine verlosen. Falls sie Fragen haben oder mehr
über das wissenschaftliche Vorhaben der Arbeit erfahren möchte, zögern Sie
bitte nicht, mich einfach anzurufen oder mir zu schreiben. Ich stehe Ihnen unter
der Telefonnummer 040 54 80 3210 und der Emailadresse [email protected] zur Verfügung.
- 115 -
APPENDIX: LISTE DER STARTKONTAKTE DES SCHNEEBALLVERFAHRENS
Deutsch-Polnische Akademische Gesellschaft
Deutsch-Polnische Alternative 1989 eV
Deutsch-Polnische Auslandsgesellschaft NRW e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Bad Segeberg-Wahlstedt e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Baden-Württemberg e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin
Deutsch-Polnische Gesellschaft Bielefeld eV
Deutsch-Polnische Gesellschaft Bonn eV
Deutsch-Polnische Gesellschaft Bonn-Köln e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Brandenburg e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Bremen e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Buchholz
Deutsch-Polnische Gesellschaft Bundesverband e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Die Bremen eV
Deutsch-Polnische Gesellschaft Essen e.V
Deutsch-Polnische Gesellschaft Göttingen eV
Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg
Deutsch-Polnische Gesellschaft Hannover e.V
Deutsch-Polnische Gesellschaft in der Region Osnabrück e.V
Deutsch-Polnische Gesellschaft in der Region Schleswig
Deutsch-Polnische Gesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern eV.
Deutsch-Polnische Gesellschaft in Nürnberg
Deutsch-Polnische Gesellschaft Kiel eV
Deutsch-Polnische Gesellschaft Mainz-Wiesbaden
Deutsch-Polnische Gesellschaft Mülheim an der Ruhr e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft München e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Oldenburg e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Pforzheim-Enzkreis e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Sachsen e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Sachsen-Anhalt eV
Deutsch-Polnische Gesellschaft Schneverdingen e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Thüringen e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Tostedt/Nordheide e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Trier eV - Foyer
Deutsch-Polnische Gesellschaft Verden/Aller e.V.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Vorpommern e.V.
Deutsch-Polnische Jugendakademie e.V. Münster
Deutsch-Polnische Juristen Vereinigung
Deutsch-Polnische Kulturgesellschaft eV "Polonica"
Deutsch-Polnisches Jugendwerk
Förderverein Münster-Lublin e.V.
Fraueninitiative Berlin-Warschau e.V
Kopernikus
Mailingliste der Jungen Osteuropaexperten (JOE-List)
Polen-News - Deutsch-Polnische Gesellschaft der BRD eV
Polnisches Wochenblatt
Stiftung Für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit
Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.V.
- 116 -
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Ich versichere gemäß §13(4) der Magisterprüfungsordnung, dass ich die
Magisterarbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen
Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.
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