Interkulturelle Ehen Deutsch-polnische Ehen in ihrem sozialen Umfeld Magisterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra Artium der Universität Hamburg vorgelegt von Karolina Joanna Korth aus Kwidzyn (Polen) Hamburg, den 10. Juli 2006 -1INHALTSÜBERSICHT ABBILDUNGSVERZEICHNIS 4 TABELLENVERZEICHNIS 6 1 EINLEITUNG 7 1.1 Fragestellung und Ziel der Arbeit 7 1.2 Gliederung der Arbeit 9 2 THEORETISCHER TEIL 11 2.1 Terminologie: „Mischehe“ und „Interkulturelle Ehe“ 11 2.1.1 Der Begriff „Mischehe“ 11 2.1.2 Der Begriff „Interkulturelle Ehe“ 16 2.2 Forschungsstand zu Mischehen 18 2.2.1 Das Konzept der Liebe 18 2.2.2 Forschungsgeschichte zu Mischehen 18 2.2.3 Existenz allgemeiner Partnerwahlregeln 19 2.2.4 Zentrale Kategorien der Partnerwahlregeln 20 2.2.4.1 Endogamie und Exogamie 21 2.2.4.2 Homogamie/ Heterogamie 23 2.2.5 2.2.6 Erklärungsmodelle zu Mischehen 25 2.2.5.1 Homogamiekonzepte 25 2.2.5.2 Heterogamiekonzepte 28 Spezielle Erklärungsansätze zu Mischehen 29 2.2.6.1 Inter-Gruppen-Situation 29 2.2.6.2 Summations- und Devianztheorie 30 2.2.6.3 Austauschtheorie 31 2.2.6.4 Mertons Theorie - Intermarriage 34 2.3 Geschichte der Mischehen in Deutschland 36 2.4 Statistischer Überblick 43 -22.5 Faktoren, die eine interkulturelle Eheschließung begünstigen 3 EMPIRISCHER TEIL 50 54 3.1 Methodisches Vorgehen 54 3.1.1 Konsequenzen des Forschungsdesigns 55 3.1.2 Konzeption des Fragebogens und der Pre-Test 57 3.1.3 Fragebogengestaltung 58 3.2 Beschreibung der Feldarbeit und der Online Befragung 58 3.2.1 Stichprobenauswahl 58 3.2.2 Ablauf der Online Befragung 60 3.3 Auswertung und Analyse der Befragungsergebnisse 3.3.1 3.3.2 3.3.3 65 Beschreibung der Stichprobe 65 3.3.1.1 Alter der Befragten 65 3.3.1.2 Heiratsjahr 66 3.3.1.3 Altersunterschied 67 3.3.1.4 Heiratsalter 68 3.3.1.5 Länge der Bekanntschaft 69 3.3.1.6 Familienstand vor der Eheschließung 70 3.3.1.7 Ort des Kennenlernens 70 3.3.1.8 Sprachkenntnisse 71 Prüfung der Theorien 74 3.3.2.1 Wohnort vor dem Kennenlernen 74 3.3.2.2 Bildungsabschluss der Befragten 75 3.3.2.3 Religiosität 78 3.3.2.4 Ähnlichkeit der sozialen Schicht 79 Reaktion des Umfeldes 80 3.3.3.1 Reaktion und Bedenken der Großeltern 81 3.3.3.2 Reaktion der Eltern 84 -3- 3.3.4 3.3.3.3 Reaktion der Gleichaltrigen 87 3.3.3.4 Zusammenhang der Sozialschichtszugehörigkeit mit der Reaktion des Umfeldes 90 3.3.3.5 Reaktionen des Umfeldes im Kohortenvergleich 91 3.3.3.6 Kulturvergleich der Bedenken 98 Bewertung der empirischen Ergebnisse 100 4 ZUSAMMENFASSUNG/ FAZIT 101 APPENDIX: FRAGEBOGEN 104 APPENDIX: BEISPIELANSCHREIBEN ZUR UMFRAGE 113 APPENDIX: LISTE DER STARTKONTAKTE DES SCHNEEBALLVERFAHRENS 115 LITERATURVERZEICHNIS 116 -4- ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 2-1: Bereitschaft unverheirateter ausländischer Frauen und Männer zu einer Ehe mit Deutschen 41 Einstellung ausländischer Eltern zur Heirat Ihrer Kinder mit Deutschen 42 Die Entwicklung der Eheschließungen von deutschen Männern mit ausländischen Frauen 46 Die Entwicklung der Eheschließungen von deutschen Frauen mit ausländischen Männern 47 Nationalitäten, die am häufigsten in eine gemischtnationale Ehe mit den Deutschen eingehen 49 Abbildung 3-1: Fragebogen, Generelle Fragen zum Kennenlernen 60 Abbildung 3-2: Fragebogen, Frage zur Reaktion der Familien 61 Abbildung 3-3: Fragebogen, Beispielfrage in Tabellenform I 62 Abbildung 3-4: Fragebogen, Beispielfrage in Tabellenform II 62 Abbildung 3-5: Alter der Befragten 66 Abbildung 3-6: Heiratsjahr der Befragten 67 Abbildung 3-7: Altersunterschied der Befragten 68 Abbildung 3-8: Länge der Bekanntschaft vor der Eheschließung 69 Abbildung 3-9: Familienstand der Befragten vor der Eheschließung 70 Abbildung 2-2: Abbildung 2-3: Abbildung 2-4: Abbildung 2-5: Abbildung 3-10: Ort des Kennenlernens 71 Abbildung 3-11: Kenntnis der Muttersprache des Partners 72 Abbildung 3-12: Reaktionen auf die Ehe differenziert nach Sprachkenntnissen 73 Abbildung 3-13: Wohnort vor dem Kennenlernen 75 Abbildung 3-14: Bildungsabschluss der Befragten 75 Abbildung 3-15: Unterschiede bezüglich des Bildungsniveaus der Befragten 77 Abbildung 3-16: Korrelation der Reaktion des Umfeldes mit der Bildungsdifferenz 78 Abbildung 3-17: Religiosität der Befragten 79 Abbildung 3-18: Ähnlichkeit der sozialen Schicht der Befragten 80 Abbildung 3-19: Familie mit positiverer Reaktion 81 Abbildung 3-20: Reaktion der Großelterngeneration 82 Abbildung 3-21: Begründung der Bedenken der Großelterngeneration 83 Abbildung 3-22: Reaktionen der Mütter 85 Abbildung 3-23: Reaktionen der Väter 86 -5Abbildung 3-24: Begründung der Bedenken in der Elterngeneration 87 Abbildung 3-25: Reaktionen der Gleichaltrigen 88 Abbildung 3-26: Begründung der Bedenken der Gleichaltrigen 88 Abbildung 3-27: Reaktion der Freunde nach Geschlecht 90 Abbildung 3-28: Reaktion der Eltern nach Sozialschichtszugehörigkeit 91 Abbildung 3-29: Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld nach Kohorte 92 Abbildung 3-30: Positive Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld nach Kohorte 93 Abbildung 3-31: Negative Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld 94 Abbildung 3-32: Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld nach Kohorte 95 Abbildung 3-33: Positive Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld nach Kohorte 96 Abbildung 3-34: Negative Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld nach Kohorte 97 Abbildung 3-35: Anteil negativer Reaktionen nach Herkunftsland 98 Abbildung 3-36: Begründung der negativen Einstellung im Kohortenvergleich je nach Herkunft 99 -6- TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 2-1: Typologie der Partnerwahl im Einwanderungskontext 17 Tabelle 2-2: Gruppierung der Ehen nach Norm und Praxis 23 Tabelle 2-3: Häufigkeiten deutsch-ausländischer Eheschließungen im Jahr 1997 45 Tabelle 3-1: Herkunftsland und Geschlecht der Befragten 65 Tabelle 3-2: Kreuztabelle zu Sprachkenntnissen in der Ehe 73 -7- 1 EINLEITUNG 1.1 Fragestellung und Ziel der Arbeit „Die geöffneten Grenzen, die Auflösung der jahrhundertealten Kultur- und Konfessionsgrenzen in Europa und die rapide Zunahme der Mobilität und Modernisierung verursachen einen Bruch in der alten Einstellung.“ (Swiatkowski 1997: 259) Die Frage, ob die steigende Anzahl interkultureller Ehen zu einer Veränderung der Einstellung diesen gegenüber führt, oder ob es vielleicht vielmehr die durch neue Rahmenbedingungen geänderte Einstellung ist, die deren höhere Anzahl bewirkt, ist schwer zu beantworten. Das in der letzten Zeit häufiger aufgetretene Phänomen der Ehen zwischen Partnern mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen hat die soziologische Forschung schon viele Jahrzehnte beschäftigt. Wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Thema der interkulturellen, interethnischen oder internationalen Ehen stellen theoretische Modelle auf, die erklären, warum diese Ehen geschlossen werden, und welche Auswirkungen sie auf Ihr Umfeld haben. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, am Beispiel deutsch-polnischer Ehen die Anwendbarkeit dieser theoretischen Modelle zu überprüfen. Die verschiedenen Erklärungsansätze, wie es zu diesen Ehen kommt, charakterisieren bestimmte Merkmale der Eheleute und Ihres sozialen Umfeldes. Daher können sie in dieser Arbeit für deutsch-polnische Ehen validiert werden, indem die Merkmale der Stichprobe einer Befragung unter deutsch-polnischen Eheleuten analysiert und mit den Ergebnissen der Erklärungsansätze verglichen werden. Darüber hinaus gibt es eine umfassende Literatur zum Thema der „Mischehen“, die sich mit der Definition auseinander setzen. Aus dieser Literatur lässt sich ableiten, dass es in der Geschichte immer Ehen gab, die von der Gesellschaft als „Mischehen“ kategorisiert wurden. Allerdings haben z.B. politische und historische Entwicklungen dazu geführt, dass sich die Kriterien zur Kategorisierung als „Mischehe“ geändert haben. D.h., dass z.B. eine bayrisch- -8niedersächsische Ehe vor einhundert Jahren als eine „Mischehe“ galt, heute aber nicht mehr zu dieser Kategorie gehört. Ferner schildert die Literatur eine untrennbare Verbindung einer „Mischehe“ mit der Reaktion des Umfeldes und betont, dass eine Mischehe zwangsweise eine Reaktion der Gesellschaft hervorruft. Wenn sich die Kategorisierung einer Ehe ändert, ändert sich auch die Reaktion der Gesellschaft. Das heißt beispielsweise, dass die Reaktion der Gesellschaft auf eine bayrischniedersächsische Ehe vor einhundert Jahren anders war als heute, da diese damals im Gegensatz zu heute durch die Gesellschaft als „Mischehe“ kategorisiert wurde. Die Übertragbarkeit dieser Theorien auf deutsch-polnische Ehen soll in dieser Arbeit getestet werden. Auf Basis der Theorien ist zu erwarten, dass die ereignisreiche Geschichte der letzten hundert Jahre auch die Reaktionen auf deutsch-polnische Ehen in ihrem Umfeld geändert hat. Es wird die Frage gestellt, ob es tatsächlich aufgrund der politischen und kulturellen Änderungen1 zu einem Wandel der Einstellung gegenüber deutsch-polnischen Ehen kam. Diese Änderung kann mit einer einmaligen empirischen Untersuchung nicht direkt gezeigt werden, da es in der Vergangenheit keine Erhebungen zu diesem Thema gegeben hat. Die Untersuchung dieser Arbeit basiert auf der Annahme, dass die Kategorisierung einer Mischehe durch eine Person von deren Sozialisation geprägt ist. Das heißt, dass eine ältere Person eine neu geschlossene deutsch-polnische Ehe anderes kategorisiert als eine jüngere. In der Untersuchung spiegelt sich das Alter in den unterschiedlichen Generationen (Großeltern, Eltern, Gleichaltrige) wieder. Diese drei Generationen sind durch unterschiedliche beeinflussende historische Ereignisse die (unter deutsch-polnischen anderem Krieg, Verhältnisse Kommunismus vs. Kapitalismus, Osterweiterung der Europäischen Union) geprägt worden und kategorisieren deutsch-polnische Ehen daher aus unterschiedlichen Perspektiven. Es ist daher zu erwarten, dass die Reaktionen der Generationen unterschiedlich ausgeprägt sind. Diese Unterschiede der Reaktionen sind Gegenstand der empirischen Untersuchung dieser Arbeit und ermöglichen es, 1 Beseitigung des polnischen Kommunismus, Globalisierung, Osterweiterung der Europäischen Union -9mit einer einmaligen Kohortenerhebung die angesprochene Änderung zu untersuchen. Die durch die Erhebung gewonnen Daten dienen sowohl der Belegung bzw. Widerlegung der Theorien zum Thema interkultureller Ehen als auch zur Gewinnung neuer Informationen über bestimmte Tendenzen bezüglich Akzeptanz der deutsch-polnischen Ehen in Deutschland. 1.2 Gliederung der Arbeit Um einen Bezugsrahmen für das Thema der interkulturellen Ehen und der Reaktion des Umfeldes darzustellen, werden im ersten, theoretischen Teil der Arbeit die Ergebnisse der Untersuchungen zu diesen Themen und die darauf basierenden Partnerwahltheorien dargestellt. Eine ausführliche Darstellung und ein Vergleich der Begriffe wird vorgenommen, denn „in der deutschsprachigen Literatur gibt es eine Fülle von Begriffen, die das untersuchte Phänomen umfassen wollen“ (Kienecker 1993: 9). In diesem Teil wird auch der Zusammenhang der Reaktionen des Umfeldes mit interkulturellen Eheschließungen erläutert. Ziel dieses Abschnittes ist es, sich dem in der Literatur kaum thematisierten Thema der Reaktion des sozialen Umfeldes auf eine interkulturelle Ehe systematisch zu nähern und auch den Hintergrund für eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik zu liefern. Ferner werden Theorien zu heterogenen Ehen aufgezeigt, die sich mit diesem Phänomen beschäftigen und den Aspekt der hervorgerufenen Reaktionen thematisieren. Da der Forschungsstand zum Thema interkultureller Ehen in Deutschland sehr spärlich ist, wird diese Problematik anhand genereller Theorien zu Mischehen dargestellt, mit einer vorherigen Überprüfung von deren Übertragbarkeit. Das bedeutet, dass in dieser Arbeit lediglich die Theorien präsentiert werden, die einen Beitrag zur Klärung des Themas deutschpolnischer Ehen im Kontext ihres sozialen Umfelds leisten. Danach wird die Geschichte der Mischehen mit Fokus auf deutsch-polnische Ehen präsentiert, um die Wandelbarkeit des Begriffes und der in der Gesellschaft verdeutlichen. herrschenden Anschließend Partnerwahlregeln werden im statistische Laufe der Daten Zeit zu bezüglich - 10 internationaler2 und deutsch-polnischer Ehen ausgewertet. Auch die Ergebnisse einer Untersuchung zur Einstellung zu Mischehen werden präsentiert, um Tendenzen in den Reaktionen aufzuzeigen. Der zweite und methodische Teil der Arbeit beschäftigt sich explizit mit deutschpolnischen Ehen. Für die Erforschung des Themas wurde eine Umfrage durchgeführt. Die Begründung der Entscheidung über das Forschungsdesign und der Ablauf aller Etappen der Forschung werden in diesem Teil beschrieben. Danach werden die Ergebnisse der Untersuchung präsentiert, die mit der Stichprobenbeschreibung anfangen. Ferner wird die Übertragbarkeit der theoretischen Aufsätze auf die für die Untersuchung gewonnene Stichprobe überprüft. Danach werden Fragen nach den Reaktionen des Umfeldes auf die deutsch-polnische Eheschließung ausgewertet und die Antworten sowohl interkulturell als auch zwischen den Generationen verglichen. Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit zusammenfassend dargestellt und eine Reihe von Fragen präsentiert, die durch diese Arbeit nicht beantwortet werden konnten, jedoch eine relevante Rolle für das Thema spielen. 2 Leider ermöglichen statistische Daten nur die Analyse internationaler Ehen. Interkulturelle Eheschließungen werden nicht statistisch erfasst. - 11 - 2 THEORETISCHER TEIL Obwohl interkulturelle Ehen in letzter Zeit häufiger thematisiert wurden, ist der Stand der Literatur im deutschsprachigen Raum ziemlich dürftig. In der polnischen Literatur wurde das Thema bis vor kurzem3 konsequent ausgeblendet. Aus diesem Grund wurde englisch- und französischsprachige Literatur als Grundlage herangezogen. Als Basis dieser Arbeit gelten theoretische Aufsätze zum Thema Mischehen4, einige Materialien, die interkulturelle oder deutsch-polnischen Ehen thematisieren, statistische Daten zu internationalen Ehen und empirische Untersuchungen. Die bisherigen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Thema der interkulturellen, interethnischen oder internationalen Ehen beschäftigen sich vor allem mit der Frage, warum es „bestimmte Menschen vorziehen, ihre Partner außerhalb der eigenen Gruppe zu wählen“ (Kienecker 1993: 6). Im Folgenden werden die in der Arbeit und Literatur verwendeten Begriffe erläutert. 2.1 Terminologie: „Mischehe“ und „Interkulturelle Ehe“ 2.1.1 Der Begriff „Mischehe“ „Mischehe ist ein vielfältig verwendeter Terminus, der jedoch in unterschiedlichen Bedeutungen verwendet wird. Dabei entsteht die Gefahr, dass die umgangssprachliche Bedeutung dieses Begriffes in der wissenschaftlichen Diskussion übernommen wird.“ (Kienecker 1993: 10) Inzwischen findet man in der Literatur eine Vielzahl von Begriffen, die dieses Phänomen bezeichnen. Mischehe gilt als ein Oberbegriff für Beschreibungen aller Arten von Ehen, die gegen die Endogamieregel5 verstoßen. Als Lautman (vgl. Lautman 1973: 105) in dem Zentralblatt für Ehe- und Familienkunde eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Thema „Mischehe“ publizierte, hat er an allererster Stelle das Problem der Mehrdeutigkeit dieses Begriffes thematisiert. 3 2002 hat Emilia Jaroszewska ihr Buch „Deutsch-polnische Ehen“ veröffentlicht. Es ist dabei jedoch zu beachten, dass die polnische Wissenschaftlerin als DAAD Stipendiatin in Deutschland geforscht hat. 4 Hier wird der Begriff Mischehe als Oberbegriff für den Begriff „interkulturelle Ehen“ verstanden. 5 Der Begriff wird ausführlich Im Kapitel 2.2.4 Zentrale Kategorien der Partnerwahlregeln, Seite: 20 beschrieben. - 12 „....es ist keineswegs eindeutig, nach welchen Gesichtspunkten eine Ehe als gemischt deklariert werden kann, nach soziologischen, psychologischen, ethnischen je für sich, oder nach allen zusammen? Der Begriff Mischehe ist sehr relativ.“ (Lautman 1973: 105) Um Klarheit zu schaffen, ist daher eine Klärung der in der Diskussion über Mischehen verwendeten Begriffe notwendig. Obwohl jede Ehe durch viele Unterschiede zwischen den Partnern gekennzeichnet ist, tragen diese Differenzen nicht immer dazu bei, dass solche Ehen als Mischehen betrachtet werden. „Individuals vary in an infinite number of ways but most of these ways do not seem to affect the patterns of one’s behaviour or the evaluation that one places on another. For example the are blue, brown, green, and a variety of eye colours, but it hasn’t occurred to anyone to consider the marriage of a blue-eyed women to a greeneyed man as a mixed marriage and therefore an alliance that might be fraught with special problems. Neither has it occurred to anyone that the marriage of a chubby person to a thin one is to be considered a mixed marriage.“ (Nye/Bernardo 1973: 137f) Nun stellt sich die Frage, was eine Ehe zur Mischehe macht, wenn aus der soziologischen Perspektive die bloße Existenz von Unterschieden zwischen den Partnern nicht ausreicht, eine Ehe als Mischehe zu bezeichnen. Die Einordnung einer Ehe in die Kategorie der Mischehen ist vor allem mit der gesellschaftlichen Einschätzung der Relevanz der Unterschiede zwischen den Herkunftsgruppen der Eheleute verknüpft: “Intermarriage will be defined as marriage of persons deriving from different in-groups and out-groups other than family which are culturally conceived as relevant to the choice of a spouse.” (Merton 1966: 219) Das bedeutet, dass die Differenzen bezüglich der Gruppenzugehörigkeit von der Gesellschaft wahrgenommen und für wichtig gehalten werden müssen. Zusammenfassend: - 13 „It is not the existence of a difference- whatever that difference may be- that defines mixedness but the existence of an endogamous social group which operates according to a social definition of ‘difference’ and accepts the notion of interdict”. (Bensimon/Lautmann 1975: 39) Die Erfüllung der oben genannten Bedingungen, also die Zugehörigkeit der Partner zu Gruppen, deren Unterschiede im Umfeld der Eheleute sowohl wahrgenommen als auch für wichtig gehalten werden, genügt aber nicht, um eine Ehe als Mischehe bezeichnen zu können. Ausschlaggebend ist der Fakt, dass die Ehe gegen die in der bestimmten Gesellschaft geltenden Partnerwahlregeln geschlossen wurde, die es vorschreiben, innerhalb der eigenen Gruppe zu heiraten. Entscheidend für eine Mischehe ist also nicht eine Mischung per se, sondern eine Durchbrechung der Heiratsregeln, die Zusammenhalt und Überleben der eigenen Gruppe garantieren sollen. Die Personen, die geltende Endogamieregeln durchbrechen, führen aus der Sicht der Gruppe zu ungewollten Überschreitungen von Gruppengrenzen, und verletzen dadurch in ihren jeweiligen In-Groups herrschende Interessen, Vorschriften, und Traditionen. “Mixed marriage is then the union between two people who should not have married. Their marriage infringes upon principles considered as important for the survival and cohesion of the group.“ (Bensimon/Lautman 1975: 39) Die Durchbrechung der geltenden Heiratsregeln ist die Erklärung, warum eine Mischehe per se eine Reaktion der Gesellschaft hervorruft. Diesen Punkt hat Müller-Dincu (vgl. Müller-Dincu 1981: 48) schon in ihrer Definition der Mischehen berücksichtigt: Sie bezeichnete Mischehen als Ehen, deren Schließung aufgrund der unterschiedlichen Gruppenzugehörigkeit „eine Reaktion in dem sozialen Umfeld auslösen“ (Müller-Dincu 1981: 48). Diese Aussage sollte beweisen, dass Mischehen zu einem anerkannten Problem gehören (vgl. Lautman 1973: 106). Die Reaktion auf eine Ehe, die gegen soziale Regeln verstößt, ist „nicht zwangsläufig feindselig (…), aber kann zumindest ambivalent sein“ (Lautman - 14 1973: 108). Der Widerstand, der gegenüber einer heterogenen Ehe gezeigt wird, die aus zwei Partnern besteht, die „sich nicht hätten heiraten sollen“ (Lautman 1973: 108), sollte dazu dienen, die geltenden Heiratsregeln aufrecht zu erhalten. Zusammenfassend: Es wurde festgestellt, dass eine Ehe als Mischehe betrachtet werden kann, wenn sie wegen bestehender und wahrgenommener Unterschiede in der Gruppenzugehörigkeit eine Reaktion der sozialen Umgebung erregt, weil sie gegen die in der Gesellschaft herrschenden Heiratsregeln verstößt. Diese Verknüpfung der Definition mit der sozialen Bewertung der Differenzen macht sie sehr wandelbar. Daher kann die Definition der Mischehe weder unveränderlich, noch allgemein gültig sein, sie wechselt zur gleichen Zeit je nach Gebiet und variiert je nach Ort und der dort üblichen Normen und Werte (Lautman, 1973: 106). So, wie sich die Gesellschaft entwickelt, ändert sich auch die Definition der Mischehe. „Eine Ehe zwischen einem Bayer und einer Holsteinerin ist im Allgemeinbewusstsein keine Mischehe mehr, und in bestimmten gesellschaftlichen Kreisen, gilt das schon für Ehepaare verschiedener Nationalität.“ (Groeger,1974: 118) Der Punkt, dass der Begriff „Mischehe“ sowohl kulturbedingt ist, als auch von der Bewertung der sozialen Gruppe und von sozialen und politischen Entscheidungen abhängig ist, zeigt deutlich seine Ungenauigkeit. Auf die Wahrnehmung der Mischehen haben viele politische Geschehnisse einen zusätzlichen Einfluss. Im sich einigenden Europa zum Beispiel, sind durch Eheschließungen verursachte Verbindungen zwischen den Kulturen weniger mit einer Gefahr verbunden, wie sie es noch am Anfang des zwanzigsten Jahrhundert gewesen wären. Die durch die politischen und historischen Geschehnisse bedingte Wandelung der Definition der Mischehen spielt eine ganz relevante Rolle für heutige deutsch-polnische Ehen. Denn die deutschpolnische Geschichte der letzten hundert Jahre war sehr abwechslungsreich. Die älteren Generationen haben die deutsch-polnischen Verhältnisse unter den - 15 Kriegsbedingungen des zweiten Weltkriegs erlebt, danach wurden die Beziehungen durch den kommunistisch- kapitalistischen Rahmen beeinflusst, und in den letzten Jahren wurden die Länder im Zuge der Osterweiterung der Europäischen Union nicht mehr gegenüber sondern nebeneinander gestellt. Es ist zu erwarten, dass die sich wandelnde gegenseitige Wahrnehmung des jeweiligen Nachbarlandes zu einer Veränderung der Einstellung gegenüber deutsch-polnischen Ehen führte. Diese auf der Definition der Mischehen basierende Annahme wird im methodischen Teil der Arbeit geprüft. Der Begriff „Mischehe“ wird heutzutage in der Literatur vermieden. Die folgenden Faktoren und Argumente spielen bei dem bewussten Verzicht auf diesen Begriff eine erhebliche Rolle: 1. Die belastende und aus dem zweiten Weltkrieg stammende Vergangenheit6 des Begriffs führt dazu, dass man ihn ungern benutzt. „Unbehaglich klingen schon die Bezeichnungen ‚binationale Ehen’, ‚bikulturelle Familien’, ‚Interethnische Lebensgemeinschaften’ – umständliche, künstliche Begriffe voll Berührungsangst, mit denen man wenig verbindet, bis man sie insgeheim übersetzt hat in das, was gemeint ist: ‚Mischehen’.“ (Elschenbroich 1988: 187) 2. Eine große Unschärfe und Mehrdeutigkeit des Begriffs trägt dazu bei, dass er heutzutage durch präzisere Begriffe ersetzt wird. Den Entschluss über die benutzte Definition bestimmt in diesem Fall, welchen Aspekt der Mischehen man analysiert. Dies bedeutet, dass es sich häufig nicht um ein Ersetzen des Begriffes handelt, sondern um eine Begrenzung des Begriffes und um ein Fixieren auf einen speziellen Gesichtspunkt. 3. Manche Autoren lehnen diesen Begriff grundsätzlich ab, weil sie ihn als falsch bezeichnen. Er würde implizieren, das es auch „nicht-gemischteEhen“ gibt, was gegen die Definition einer Ehe ist, laut derer eine Ehe eine Mischung von zwei Persönlichkeiten ist (vgl. Varro 2002: 15). Die angesprochene Unschärfe und der negative Beiklang des Begriffes waren auch die Argumente, die dazu geführt haben, dass auch in der vorliegenden Arbeit der Begriff Mischehe nur als Oberbegriff benutzt wird. Die Gleichstellung 6 Thematisiert im Kapitel 2.3 Geschichte der Mischehen, Seite: 36. - 16 der deutsch-polnischen Ehe mit Mischehen würde dazu führen, dass begrifflich nicht klar wird, welches Merkmal zu dieser Zuordnung geführt hat (Staatsangehörigkeit, Religion oder Kultur). Der Begriff Mischehen beinhaltet jedoch zwei relevante Aspekte, die ich in meiner Arbeit aufgreife und im methodischen Teil untersuche. Dazu gehört die Wandelbarkeit des Begriffes durch sowohl politische als auch historische Geschehnisse und die untrennbare Verbindung zwischen der Definition einer Ehe als Mischehen und der Reaktion, die diese im Umfeld der Eheleute auslöst. Es ist ferner zu beachten, dass sogar diejenigen Autoren, die den Begriff „Mischehe“ missbilligen, diesen in ihren theoretischen Aufsätzen zur Hilfe nehmen, weil er trotz aller Bedenken immer noch als allgemein anerkannter Oberbegriff gilt. Diese Tatsache spiegelt sich in dieser Arbeit wieder: Die Ansätze, die im Original der Texte den Begriff „Mischehe“ als Synonym für heterogene Ehen benutzten, werden in dieser Arbeit mit einer unveränderten Begrifflichkeit wiedergegeben. 2.1.2 Der Begriff „Interkulturelle Ehe“ Diese Arbeit betrachtet deutsch-polnische Ehen unabhängig von der Staatsangehörigkeit der Partner. Das heißt, dass deutsch-polnisch in diesem Fall kein Unterbegriff von „binational“ ist. Wenn man die Begrifflichkeit von Bossard (vgl. Bossard 1939: 792) benutzt, wäre für diesen Fall „Nationality“ ein passender Begriff. Unter „Nationality“ versteht Bossard nationale Herkunft, die auf kulturelle Abstammung bezogen ist7. Aus Tabelle 2-1 wird ersichtlich, dass sich Paare bezüglich ihrer Partnerwahl in vier Gruppen einteilen lassen. Auf dieser Unterteilung basierend beschäftigt sich diese Arbeit sowohl mit nationalitätsinternen, interethnischen (bikulturellen) als auch binationalen interethnischen (bikulturellen) Ehen. In dieser Arbeit wird der Begriff deutsch-polnische Ehen als Unterbegriff von interkulturellen Ehen gebraucht. Als interkulturelle Ehen werden wiederum Ehen verstanden, die eine unterschiedliche ethnische Zugehörigkeit der Partner aufweisen. 7 Der Begriff kann jedoch irreführend sein, weil „Nationality“ auf Deutsch und Englisch sowohl Staatsangehörigkeit, als auch kulturelle (ethnische) Zugehörigkeit bedeutet (Duden 2003, Cambridge 1995). - 17 - Tabelle 2-1: Typologie der Partnerwahl im Einwanderungskontext (Sechster Familienbericht 2000: 79) Der Begriff „interkultureller Ehen“ wurde zur Vermeidung von Verzerrungen, die durch Einbürgerungen entstehen, gewählt. Zusätzlich umfasst er eine große Bandbreite von Mischungen (auch sprachliche, religiöse). Die analysierten Mischungen sollten jedoch immer auf ethnische Zugehörigkeit zurückführbar sein. Dies heißt, dass eine Nord-Süddeutsche Ehe nicht als interkulturelle Ehe verstanden wird. Die in der Arbeit benutzte Definition entspricht der Definition von Gordon. Interkulturelle Ehen versteht man laut diesem Ansatz als Ehen „in which each of the parties to the marriage was reared in a cultural and national environment which differs from that of the other.“ (Gordon 1964: 1). Eheleute, die einen unterschiedlichen kulturellen (ethnischen) Hintergrund haben, „haben verschiedene „Welten“ internalisiert, die sich auch auf die Definition und Erwartungen in Bezug auf die Ehebeziehung und auf die familialen Rollen erstrecken. Sie haben jeweils ein eigenes Konzept der Ehe.“ (Müller-Dincu 1981: 45). Dies kann zu einer Reaktion des sozialen Umfeldes führen. Die Benutzung des Begriffs „interkulturelle Ehen“ bietet im Gegensatz zu dem Begriff der Mischehen die Möglichkeit der klareren Eingrenzung des Themas durch die Schärfe des Begriffes. Dieser Begriff verhindert auch die Verzerrungen die durch die große Anzahl von Einbürgerungen der polnischen Staatsbürger in Deutschland entstehen könnten. Wenn man die konstant hohe Anzahl (vgl. Beauftragte der Bundesregierung für Migration 2005:9) der Einbürgerungen berücksichtigt, würde z.B. die Entscheidung für das Aufbauen der Studie auf den Begriff „binational“ die Ausblendung vieler Ehen bedeuten, die für das Thema interessant sein können. Auch die große Anzahl Ehen, die zwischen - 18 Spätaussiedlern8 mit polnischen Staatbürgern geschlossen werden, spricht dafür, auf den Begriff binational9 zu verzichten und ihn durch den Begriff bikulturell zu ersetzten. 2.2 Forschungsstand zu Mischehen 2.2.1 Das Konzept der Liebe Es kann die Frage gestellt werden, warum Mischehen aus der soziologischen Perspektive Überzeugung, betrachtet dass werden. Ehen Schließlich aufgrund von herrscht Liebe (die heutzutage alle die anderen Beziehungsgrundlagen außer Kraft setzt) geschlossen werden. Obwohl Eheschließungen mehr und mehr in den privaten Bereich des Lebens gerückt sind, steigt das Interesse der Soziologie an Erklärungen, warum sich bestimmte Personen ineinander verlieben, und warum manche Liebesbeziehungen zu einer Ehe führen. Die soziologische Analyse moderner Heiratsmuster zeigt deutlich, dass trotz zunehmender Individualisierung kein Rückgang der sozialen Strukturierung festzustellen ist (vgl. Hill, Kopp 2001: 11ff). Partnerwahl ist „kein Phänomen, das dem Zufallsprinzip folgt.“ (Müller-Dincu 1981: 53). “Although a person is `free´ to marry someone considerably older or younger, most single persons select a member of opposite sex from a closely related age group” (Eshleman 1978: 287). Weil die romantische Vorstellung der Partnerwahl aus sozialwissenschaftlicher Sicht nicht ausreichend ist, wurden soziologische Theorien entwickelt, die sowohl Homogenität als auch Heterogenität der Partner thematisieren und außerhalb der individuellen Persönlichkeit liegende Faktoren10 analysieren. 2.2.2 Forschungsgeschichte zu Mischehen11 Die Debatte über Mischehen wurde anfangs stark durch eine „melting-pot of nations“ Vorstellung beeinflusst. Dieses Konzept betrachtet geschlossene heterogame Ehen als „präzises quantitatives Maß für Assimilation und als Indikator für die Auflösung und Durchlässigkeit “rassischer“, religiöser und 8 Spätaussiedler werden statistisch als Deutsche erfasst. In diesem Begriff ist die Staatsangehörigkeit der Hauptfaktor zur Klassifikation dieser Gruppe. 10 U.a. Herkunft, Kultur, Religion, Status oder Rasse 11 In der Originalsprache „Intermarriage“ 9 - 19 ethnischer Grenzen“ (Kienecker 1993: 28). Seit die „Melting-pot“12 Theorie für unzutreffend erklärt wurde, haben Soziologen13 versucht, dass Phänomen der Mischehen anhand strukturell-funktioneller Analysen neu zu erforschen. In diesem Kapitel werden lediglich die Theorien dargestellt, die eine Anwendbarkeit für interkulturelle Ehen aufweisen. Im nächsten Abschnitt werden Forschungsergebnisse und theoretische Grundlagen thematisiert, die sich mit der Heterogenität der Ehepartner befassen. Die Forschung untersucht in diesem Bereich unterschiedliche Formen der heterogenen Eheschließungen und versucht allgemein gültige Thesen aufzustellen. 2.2.3 Existenz allgemeiner Partnerwahlregeln Trotz der angesprochenen allgemeinen Überzeugung, dass Eheschließungen zur Privatsphäre gehören, werden in einer Gesellschaft Heiratsregeln und Vorstellungen vermittelt, die eine so genannte „Grammatik für interpersonale Beziehungen“ (Maretzki 1977: 3) bilden. Jede Partnerwahl wird in einer Gesellschaft bewertet, und es lässt sich ein gesellschaftliches Interesse daran erkennen, die Partnerwahl zu beeinflussen. Soziale Regeln bestimmen, welche Beziehungen gut oder schlecht sind, welche Partner zu einander passen und wer überhaupt heiratsfähig ist. Und da fast alle Partnerschaften sich hinsichtlich eines Merkmals voneinander deutlich unterscheiden, werden auch die Regeln, die über die Reinheit der Ehe entscheiden, in der Gesellschaft bestimmt (vgl. Elschenbroich 1988: 189). „There is probably no society in which people do choose their marriage partner on a completely individual basis. Only when persons consider the socialisation processes that lead them to prefer certain types of persons for marriage, consider the social pressures to marry certain types of persons, and investigate the extent of monogamy and endogamy within a given society, do they become 12 Melting pot - Begriff, der die Assimilation und die Integration von Einwanderern beschreibt. Die verschiedenen Kulturen und Werte sollen sich zu einer gemeinsamen integrierten nationalen Kultur mischen. Kennedy hat 1944 mit einer Studie, in der er Daten von Eheschließungen in New Haven, Connecticut von 1870 bis 1940 untersuchte festgestellt, dass die ethnischen Grenzen nur innerhalb der drei großen Glaubensrichtungen überwunden wurden, aber keine rassischen Grenzen durchbrochen hatten (vgl. Kennedy 1944: 331-339). 13 U.a. Merton und Davis - 20 aware of the limited freedom of choice that does exist.” (Eshleman 1974: 280) Anders gesagt: „No society lacks a system of marriage. In no society is the selection of a marriage partner unregulated and indiscriminated.” (Merton, 1966: 217) Das große Interesse an der Beeinflussung der Partnerwahl, die sich in allen Gesellschaften zeigt, kann dadurch erklärt werden, dass jede geschlossene Ehe eine Beziehung zwischen unterschiedlichen Gruppen schafft. Deswegen kann die persönliche Entscheidung über die Wahl des Partners für die ganze Gesellschaft relevant sein. Der gesellschaftliche Druck, der Partnerwahlregeln diktiert, spielt eine erhebliche Rolle bei der Partnerwahl, die im großen Teil tatsächlich durch die herrschende Gesellschaftsschicht mitbestimmt wird. Diese Annahme haben Hendrickx, Schreuder und Ultee anhand einer Analyse bikonfessioneller Eheschließungen bestätigt. Sie haben gezeigt, dass die Schwächung der großen Religionsgemeinschaften, die allgemeine Abnahme an Religiosität in der Gesellschaft, sowie die Lockerung der herrschenden Heiratsregeln, stark mit der zunehmenden Anzahl der konfessionellen Mischehen in Deutschland korrelieren (vgl. Hendrickx/Schreuder/Ultee 1994: 634ff). Es wurde vermutet, dass sich im Laufe der Zeit auch die herrschenden Regeln bezüglich anderer Merkmale lockern werden, was dann zu einer steigenden Anzahl solcher Eheschließungen führen kann (vgl. von Fürstenberg 1997: 11). Ähnlich wie die Definitionen einer heterogenen Ehe sind auch die Partnerwahlregeln sehr diffus: erstens sind sie kulturabhängig, zweitens, wie alle gesellschaftlichen Phänomene, veränderbar im zeitlichen Ablauf. Die Analyse der existierenden Partnerwahlregeln ist für das Thema der deutschpolnischen Ehen notwendig, weil die Reaktion auf eine interkulturelle Eheschließung von der Existenz und Stärke der Ausprägung von Partnerwahlregeln abhängt. 2.2.4 Zentrale Kategorien der Partnerwahlregeln Grob betrachtet lassen sich bei grundlegende Prinzipien erkennen: allgemeinen Partnerwahlregeln zwei - 21 1. Endogamie: Regeln, die die Wahl eines Partners innerhalb der eigenen Gruppe vorschreiben 2. Exogamie: Regeln, die die Wahl eines Partners außerhalb der eigenen Gruppe vorschreiben In den Partnerwahlregeln kommen sowohl Elemente der Endogamie als auch der Exogamie vor. „Exogamy and heterogamy are often used interchangeably. However, technically speaking, exogamy requires differences whereas heterogamy denotes differences.” (Eshleman 1974: 280) 2.2.4.1 Endogamie und Exogamie Endogamie ist eine soziale Regel, nach der man innerhalb der gegebenen Gruppe heiraten sollte. Als Kriterien der Zugehörigkeit zur Gruppe dienen unter anderem Religion, Nationalität, Ethnie oder Hauptfarbe. Die Endogamieregeln gelten als eine Garantie der Loyalität gegenüber der eigenen Gruppe und als eine Gewährleistung des Status der nächsten Generationen. “Endogamy is a device which serves to maintain social prerogatives and immunities within a social group. It helps prevent the diffusion of power, authority and preferred status to persons who are not affiliated with a dominant group. It serves further to accentuate and symbolize the reality of the group by setting it off against other discriminable social units. Endogamy serves as an isolation and exclusion device, with the function of increasing group solidarity and supporting the social structure by helping to fix social distances which obtain between groups.” (Merton 1966: 219) Durch Endogamie soll auch eine mögliche Spaltung innerhalb der Familie, und Probleme, die durch eine Verschiedenheit der kulturellen Hintergründe entstehen, verhindert werden. Die Strenge der Endogamieregeln kann in unterschiedlichen Gesellschaften ungleich stark ausgeprägt sein, und auch die Reaktionen auf eine Mischehe können in endogamen Gesellschaften stark variieren. „These regulations vary in many respects: in the degree of control – permission, preference, prescription, proscription, in the social - 22 statuses which are thus categorized – for example kinship, race, class, and religion, in the sanctions attached to the regulations, in the machinery for carrying the rules into effect, in the degree to which the rules are effective.” (Merton 1964: 130) Aus der endogamen Sicht stellen interkulturelle Ehen eine Bedrohung für die eigene Kultur und Solidarität dar. Sie werden als ein Zeichen der Unloyalität gegenüber der eigenen Gruppe bezeichnet, weil Mischehen Bräuche und Gewohnheiten stören, und soziale und kulturelle Traditionen verletzen. (vgl. Müller-Dincu 1981: 49). Obwohl man heutzutage eine Lockerung der Regeln feststellen kann, gelten Endogamieregeln heutzutage immer noch (vgl. Gomez Tutor 1995: 17). Dem Endogamiegebot werden jedoch Grenzen gesetzt. Durch das Inzesttabu werden zum Beispiel die engsten Blutsverwandten als Partner ausgeschlossen. Dieses Tabu ist ein Bestandteil der Exogamiegebote, die als Regeln die Heirat zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen vorschreiben und damit für sozialen Wandel und die Verhinderung von Konflikten sorgen. Es gibt Hinweise, dass einige Gesellschaften Exogamieregeln benutzten, um Inzuchtprobleme zu vermeiden und vor allem, um gute Kontakte und soziale Integration zwischen den Gruppen zu erzeugen (vgl. Hill/Kopp 2001: 12). “When, with a changing social structure, the functional significance of certain norms governing choice of a spouse diminishes, the antagonism towards violations and finally the norms themselves will tend to disappear.” (Merton 1966: 221) Die in Gesellschaften herrschenden Normen und Werte setzten jedoch der Exogamie genaue Grenzen, die mit der Zeit und auch aufgrund der Globalisierung unaufhörlich ausgeweitet werden. Dort wo Exogamieregeln vorherrschen, darf von Mischehen keine Rede sein. Schließlich sind Mischehen per Definition Ehen, die gegen vorgeschriebene Regeln geschlossen wurden. Wenn die Partnerwahlregeln eine exogame Eheschließung aufzwingen sind solche Ehen nicht als Mischehen verstehbar, weil sie dadurch, dass sie in Übereinstimmung mit den vorherrschenden Heiratsregeln geschlossen werden, keine für die Mischehen typischen Reaktionen verursachen. - 23 2.2.4.2 Homogamie/ Heterogamie Die oben beschriebenen Begriffe der Endogamie und Exogamie beziehen sich auf die in der Gesellschaft präsenten Verhaltensregeln. Sie sind als abstrakte Normen und Verhaltenserwartungen zu verstehen und machen keine Aussagen über ihre Umsetzung. Für die Diskussionen über das tatsächliche Verhalten werden andere Begriffe gebraucht, die für die real erfolgte Partnerwahl stehen: 1. Homogamie, um die erfolgte Partnerwahl zwischen homogenen Partnern zu bezeichnen. Dieses Konzept wird in der Literatur am meisten gestützt (vgl. Müller-Dincu 1981: 57). 2. Heterogamie, um die erfolgte Partnerwahl zwischen heterogenen Partnern zu bezeichnen. Die Merkmale, die über die Homogamie oder Heterogamie der Partnerschaft entscheiden, werden in der Gesellschaft definiert. Zu den häufig genannten Eigenschaften, die die Einordnung der Ehen festlegen, gehören Kultur, Staatsangehörigkeit, Rasse, Religion etc. (Müller-Dincu 1983: 59). Laut Merton lassen sich wegen der Unterteilung zwischen Norm und Praxis zwei Gruppen der Ehen erkennen (siehe Tabelle 2-2). Konformität mit der Regel: Agathogamie14 Vorgeschriebene In-Gruppen-Ehe (Heirat nach außen verboten) Verbotene In-Gruppen Ehe (Heirat nach außen vorgeschrieben) Endogamie Exogamie Intergruppen Mesalliance Intragruppen Mesalliance Abweichung von der Regel: Kakogamie15 Tabelle 2-2: Gruppierung der Ehen nach Norm und Praxis (Merton 1966: 220) In die erste Gruppe gehören Ehen, die den in der Gesellschaft vorherrschenden Regeln entsprechen und von Merton als „Agathogamie“ also als „gute Ehen“ bezeichnet wurden. In der zweiten Gruppe befinden sich Paare, die gegen vorherrschende Regeln geheiratet haben. Diese werden „Kakogamie“ also „schlechte Ehen“ genannt (vgl. Merton 1966: 220). Anhand dieser Tabelle ist ersichtlich, dass die führenden Partnerwahlregeln entscheiden, ob eine Ehe eine schlechte oder eine gute Ehe ist. Aus Mertons 14 15 Agathos= good, virtuos + gamos= marriage Kakos= bad + gamos= marriage - 24 Diagramm lässt sich ableiten, dass „eine Mischehe zwar immer heterogam, aber nicht jede heterogame Ehe unbedingt eine Mischehe ist“16 (Samama 1977: 8 in Kienecker 1993: 31). Anhand dieser Abbildung wird ferner deutlich, dass eine Mischehe sowohl in erlaubter (vorgeschriebener) als auch unerlaubter Form vorkommen kann (vgl. Lautman 1974: 108, Merton 1966: 362). Solch eine Aussage wurde von MüllerDincu als irreführend bezeichnet, weil lediglich die unerlaubte Form einer Mischehe eine Reaktion des Umfeldes auslöst (vgl. Müller-Dincu 1981: 60). Eine Ehe wird dann zu einer Mischehe, wenn sie Endogamieregeln verletzt und eine Rektion des Umfeldes auslöst. In den Gesellschaften, die Exogamieregeln vorschreiben, stellen Mischehen keine Ausnahmen dar, sondern entsprechen den Regeln und lösen somit keine Reaktion aus. Deutsch-polnische Ehen werden in diesem Fall als eine Doppelabweichung gesehen: sie weichen sowohl von Endogamie- als auch Homogamieregeln ab, daher können sie als „schlechte Ehen“ im Sinne Mertons bezeichnet werden. Die oben präsentierte Einleitung von Merton wurde von Simon für unvollständig befunden, weil „der Gegenstand auf Extremfälle (Gebote und Verbote) reduziert wird, und die nur schwer abgrenzbaren Zwischenformen (Präferenzen bezüglich der Partnerwahlregeln und geduldetes Verhalten) fehlen.“ (Simon, 1985: 31). „Mischehen (...) ergeben sich aus den Heiraten zwischen Partnern mit unterschiedlichen sozialen Gruppenbindungen, deren Aufeinandertreffen kulturell weder vorgeschrieben noch erwünscht ist, sondern von der Umwelt verboten sein kann oder lediglich geduldet wird.“ (Simon, 1985: 32) Diese Aussage ist für den deutsch-polnischen Fall sehr zutreffend. Die verbreitete Überzeugung, dass die Eheschließung in die Privatsphäre gehört, führt dazu, dass sich die Partnerwahlregeln häufiger in Form in der Gesellschaft geäußerter Präferenzen denn als Vorschriften zeigen. 16 Die Heterogenität der Partner reicht nicht aus, um eine Ehe als Mischehen zu bezeichnen, notwendig ist dafür eine Reaktion, die diese Ehe auslöst. - 25 Hinsichtlich der Mischehen wird in der deutschsprachigen Literatur am häufigsten das Homogamiekonzept angewendet (vgl. Kienecker 1993: 42). Nach diesem Konzept stellen interkulturelle Ehen eine Abweichung von der Regel dar, die es vorschreibt, einen ähnlichen Partner zu heiraten. Daher finden sich auch viele Arbeiten, die auf der Devianztheorie basieren und Mischehen als Missehen bezeichnen (vgl. Ponce 1977: 23). 2.2.5 Erklärungsmodelle zu Mischehen Erklärungsmodelle (Konzepte) versuchen die Existenz der unterschiedlichen Partnerwahlregeln (Homogenitäts- und Heterogenitätsregeln) zu begründen. Die allgemeinen Konzepte zur Erläuterung der Partnerwahlregeln können in drei Gruppen (Homogamie-, Heterogamie- und Phasenkonzepte17) unterteilt werden. Dieser Absatz soll dazu dienen, sie detaillierter und mit Berücksichtigung ihrer Anwendbarkeit auf deutsch-polnische Ehen darzustellen. 2.2.5.1 Homogamiekonzepte Dieser Absatz soll der Erklärung der Homogamieregeln dienen, die in fast allen Gesellschaften vorherrschen.18 Schließlich zeigen zahlreiche Befunde, dass Eheleute eine große Ähnlichkeit hinsichtlich einer Vielzahl von Merkmalen aufweisen. Dies lässt sich mit der durch das Homogamiekonzept erklärten Leitregel „Gleich und Gleich gesellt sich gern“19 (bzw. „Likes marries like“, „bird of feather flock together“) (vgl. Hollingshead 1950: 619) in Verbindung bringen. Obwohl die Partner selbst viele Gründe angeben können, warum sie sich attraktiv finden, weisen Untersuchungen deutlich darauf hin, dass eine große und häufig von den Partnern nicht wahrgenommene Homogenität hinsichtlich des kulturellen Hintergrundes, der religiösen Überzeugung oder des Bildungsniveaus festzustellen ist (vgl. de Haan/Uunk 2001: 78). Die Theorie des Wertkonsens (vgl. Parsons 1951: 213ff), die sich mit Homogamie in der Partnerwahl befasst, betont, dass der Bedarf nach Ähnlichkeit bezüglich der Wertorientierungen eine erhebliche Rolle bei der Partnerwahl spielt. Es wird angenommen, dass die Ähnlichkeit der Partner eine 17 Phasenkonzepte werden wegen ihrer geringen Anwendbarkeit für das Thema der deutschpolnischen Ehen nicht weiter dargestellt. 18 Deshalb wird eine homogame Ehe als die Regel und eine Mischehe als eine Ausnahme gesehen. 19 Homogenität (Gleichheit) bezieht sich auf die in der Gesellschaft festegelegte Merkmale. - 26 gute Voraussetzung für effektive Kommunikation darstellt. Die Idee des Minimierens der Spannungen aufgrund unerfolgreicher Kommunikation dient in den Theorien des Wertkonsenses als eine Erklärung der vorherrschenden Homogamieregeln. Diese sorgen dafür, dass „Personen mit gleichem sozialen Hintergrund ähnliche Werte entwickeln, die Interaktion zwischen Personen mit ähnlichen Werten belohnend ist und eine effektive Kommunikation sowie ein Minimum an Spannungen ermöglicht, und, dass diese Tatsache zu einem Gefühl der Zufriedenheit mit dem Partner führt und zum Wunsch, die Beziehung aufrechtzuerhalten oder weiterzuentwickeln.“ (MüllerDincu 1981: 61) Darüber hinaus sollte die Ähnlichkeit dazu dienen, Konsens zwischen den Partnern zu verstärken und die Möglichkeit der Entstehung von intrafamiliären Konflikten zu verringern. Dieses Konzept geht von der Überzeugung aus, dass Homogamie die Stabilität der Ehe gewährleistet, und dass die homogene Eheschließung den Normalfall darstellt. (vgl. Fischer 1990: 30ff). Auch Jäckel behauptet, dass die Homogamie eine notwendige Voraussetzung sowohl für den Beginn als auch für die Weiterführung einer Partnerschaft ist. Ohne Homogamie (oder Vermutung der Homogamie) kann es nicht zur Paarbildung kommen (vgl. Jäckel 1980: 32ff). Da (nach Homogamiekonzepten) Homogamieregeln als Gewährleistung der Stabilität und des Konsens zu verstehen sind20, sind aus dieser Perspektive interkulturelle Ehen und damit auch deutsch-polnische Ehen als konflikthafter und unstabiler verstehbar (vgl. Müller-Dincu 1981: 63). Dieser Ansatz bedeutet für deutsch-polnische Ehen, dass eine Reaktion des Umfeldes nach der Eheschließung vor allem durch eine weit verbreitete Überzeugung von deren Unstabilität beeinflusst wird. Schließlich stellen aus Sicht des Homogamiekonzeptes alle interkulturelle Ehen eine Abweichung von den herrschenden Partnerwahlregeln dar, „deren Gelingen kaum eine Chance gegeben wird.“ (vgl. Kienecker 1993: 32; Müller-Dincu 1981: 62). 20 In vorstaatlichen Gesellschaften sind nach dem Endogamieprinzip geschlossene Ehe seltener von Scheidungen betroffen als exogame Ehen (Lévis-Strauss 1968: 37ff) - 27 Es ist jedoch zu beachten, dass sich der Homogamiebegriff durch eine sehr große Relativität auszeichnet. Es kann sogar geschehen, dass eine Ehe Anfangs bezüglich eines Merkmals als heterogen gilt, sich im Laufe der Zeit aber in der Richtung Homogamie entwickelt21. Die möglichen Veränderungen erschweren eine Aussage über Homogenität. Es ist schließlich nicht eindeutig, ob Homogenität Ursache oder eher Wirkung des Zusammenlebens ist (vgl. Müller-Dincu 1982: 62). Zwar ist das Herkunftsland ein unveränderliches Merkmal, es gibt jedoch eine ganze Reihe von Merkmalen, die sich durch das eheliche Leben stark verändern können, z.B. Werte und Rollenerwartungen, also zwei Merkmale, die in den präsentierten Homogamie-Erklärungsmodellen als Grundlage dienten. Dies bedeutet, dass die Homogenität der Partner in Hinsicht auf viele Merkmale mit der Zeit zunimmt. Bezüglich der interkulturellen Ehen konnte Motumbo, trotz unterschiedlicher kultureller Herkunft der Partner, Homogenität bezüglich vieler Merkmale (Alter oder Sozialschicht) aufzeigen (vgl. Mutombo 1995 zit. nach Burian 1999). Die Ähnlichkeiten waren nicht auf Äußerlichkeiten bezogen, wie Staatsbürgerschaft oder Hautfarbe, sondern auf Ähnlichkeiten bedingt durch ähnliche Erfahrungen. Auch andere Persönlichkeitstests, die an Partnern interkultureller Ehen vorgenommen wurden (vgl. von Ahern et al 1981: 181ff) haben ähnliche Resultate ergeben. Die Paare werden zwar aus Sicht der Gesellschaft als gemischt gesehen, folgen aber gewissermaßen auch der Regel der Homogenität. Diese Relativität bedeutet aber auch, dass sogar wenn eine quantitative Übereinstimmung bezüglich vieler Merkmale feststellbar ist, keine qualitativen Aussagen gemacht werden können. Schließlich ist nicht auszuschließen, dass der Bereich, in dem die Partner Unterschiede aufweisen, einen signifikanten Wert in der Gesellschaft hat (vgl. Müller-Dincu 1981: 62). Diese Relativität führt dazu, dass die Entscheidung, ob eine Ehe als homogen bezeichnet wird oder nicht, vom Standpunkt des Betrachters abhängt (vgl. Kienecker 1993: 32). In diesem Fall wäre es möglich, dass eine sich durch überdurchschnittliche Homogenität auszeichnende interkulturelle Ehe auf eine andere Reaktion stößt, als eine interkulturelle Ehe in der Heterogamie auch auf anderen Ebenen vorherrscht. 21 Die Partner werden gleich stark religiös oder gesellschaftlich engagiert. - 28 Leider kann eine so vielseitige Auswertung lediglich nach einer qualitativen Untersuchung durchgeführt werden, die für diese Arbeit nicht vorgesehen ist. In dem methodischen Teil werden jedoch einige Eckdaten (z.B. Ähnlichkeit der Sozialschicht und des Bildungsabschlusses) abgefragt, die aus Sicht des Homogamiekonzeptes einen Einfluss auf die Wahrnehmung deutsch-polnischer Ehen haben können. 2.2.5.2 Heterogamiekonzepte Heterogamiekonzepte nehmen als Ausgangspunkt den Satz „Gegensätze ziehen an“ („Opposites attract“) (vgl. Hollingshead 1950: 619). Sie basieren auf der Überzeugung, dass jede Ehe trotz vieler Gleichartigkeiten durch Unterschiede zwischen den Partner charakterisiert ist. Nach der Theorie der komplementären Bedürfnisse von Winch erfüllen die Differenzen zwischen den Partnern eine ganz wichtige Aufgabe (vgl. Winch 1958: 88). Laut Winch wird bei der Partnerwahl nach solchen Merkmalen gesucht, die einem selbst fehlen oder in der eigenen Gesellschaft seltener vertreten sind: "In mate-selection each individual seeks within his or her field of eligibles for that person who gives the greatest promise of providing him or her with maximum need gratification." (Winch 1958: 89f). Ganz ähnliche Erklärungsmöglichkeiten bietet die Theorie des Austauschs von Davis (vgl. Davis 1964: 119), die eine Ehe als einen reziproken Handel von Eigenschaften und Merkmalen betrachtet. „Dieses bargaining beruht beispielsweise darauf, dass hoher sozioökonomischer Status gegen psychische und physische Vorteile des anderen Partners getauscht wird.“ (Müller-Dincu 1982: 64) Eine Untersuchung von Elders bestätigt diese These. Sie zeigte, dass Frauen, die sich durch große Attraktivität auszeichnen, durch die Eheschließung einen höheren gesellschaftlichen Status erlangen. „Girls who became upwardly mobile through marriage were characterized by physical attractiveness, a desire to impress and - 29 control others, high aspirations for the future, and an avoidance of steady dating. Among women from the working class, physical attractiveness was more predictive of marriage to a high-status man than was educational attainment, while the relative affects were reversed among women of middle-class origins.“ (Eshleman 1974: 300) Der Aspekt der Suche nach Eigenschaften, die in der eigenen Gruppe seltener vertreten sind, kann auch das Phänomen der deutsch-polnischen Ehen erläutern. Unter Polinnen wird die Nachfrage nach bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen häufig genannt. Sie nennen häufig Respekt gegenüber der Frau und Ruhe als Merkmale deutscher Männer, die polnischen Männer werden im Gegenteil dazu als aggressiv und mit einer starken Neigung zum Alkohol bezeichnet (vgl. Jaroszewska 2003: 67). Diese Heterogamiekonzepte sind für die Analyse von interkulturellen Ehen von Bedeutung, weil sie Heterogenität nicht als Normabweichung, sondern als legitimes Verlangen nach Ergänzung und Andersartigkeit betrachten (vgl. Kienecker 1993: 32, Müller-Dincu 1981: 64). In dem deutsch-polnischen Fall würde diese Theorie bedeuten, dass sie ein anerkanntes Modell der Ehe darstellen, in dem die Partner unabhängig von der Nationalherkunft gegenseitig ihre Bedürfnisse erfüllen. So eine Ehe sollte laut Theorie keine negativen Reaktionen verursachen. 2.2.6 Spezielle Erklärungsansätze zu Mischehen 2.2.6.1 Inter-Gruppen-Situation Biesanz und Smith betrachten in ihren Ansätzen Mischehen nicht nur als Kontakt zwischen Individuen, sondern als ein Zeichen des Kontaktes und der Anpassung zwischen den Gruppen (vgl. Biesanz/Smith 1951: 819ff). Diesen Standpunkt vertritt auch Müller-Dincu mit ihrer Annahme, dass die Bereitschaft zu einer interkulturellen Eheschließung vom gegenseitigen Verhältnis der Gruppen zueinander und den ethnischen Normen der Gruppen abhängig ist (vgl. Müller-Dincu, 1974: 70f). Die Bewertung von interkulturellen Partnerschaften wird aus der Sicht der Inter-Gruppen Situation als ein Indikator - 30 dafür gesehen, wie die Beziehungen zwischen den jeweiligen Gruppen gestaltet sind. „While the role of intermarriage is important for intergroup relations, intermarriage patterns must be seen as one of many influences on, and indicators of, intergroup relations in society.” (Lee 1988: 264) Laut dieses Ansatzes ist eine steigende Anzahl deutsch-polnischer Ehen als Ausdruck des zunehmenden Kontaktes zwischen Polen und Deutschland zu verstehen. Um diese Theorie zu überprüfen, wird in dem methodischen Teil untersucht, ob sich positiv ändernde deutsch-polnische politische Beziehungen auch einen Einfluss auf die Akzeptanz deutsch-polnischer Ehen haben. Die Ergebnisse der quantitativen Untersuchung können jedoch lediglich bestimmte Tendenzen aufzeigen. Um die Anwendbarkeit dieser Theorie auf deutschpolnische Ehen genau zu testen, wäre eine qualitative Studie notwendig, die im ersten Schritt nach der Wahrnehmung der Entwicklung der deutsch-polnischen Verhältnissen fragt und dann im zweiten Schritt die Korrelation der gewonnen Antworten mit der Einstellung gegenüber den deutsch-polnischen Ehen analysiert. 2.2.6.2 Summations- und Devianztheorie Aus Sicht der Devianztheorie (Kuo/Hassan 1976: 549) stellen Mischehen eine Abweichung von Heiratsnormen dar. Die Abweichung bezüglich der Partnerwahl ist bei diesem Ansatz jedoch nicht nur in einem Aspekt festzustellen, sondern in vielen Bereichen22 (vgl. Müller-Dincu 1982: 71, Kienecker 1993: 39). Aus dieser Sicht stellen Menschen die interkulturelle Ehen eingehen eine untypische und von der Norm abweichende Kategorie der Bevölkerung. Eshleman stellte zum Beispiel fest, dass die Gruppe, die am häufigsten eine heterogene Ehe schließt, aus „intellectuals and bohemians who are not responsive to social restriction...“ besteht (Eshleman 1974: 318). Auch Lautmann betonte, dass Personen, die eine interkulturelle Ehe eingehen, weniger unter kulturellen Zwängen der Gesellschaft stehen. Die Argumentation der Vertreter dieses Ansatzes würde für deutsch-polnische Ehe bedeuten, dass sich nicht nur diese Ehen sondern auch die Eheleute in 22 zum Beispiel ein untypisches Heiratsalter - 31 vielen Bereichen des Lebens von der „normalen“ Bevölkerung unterscheiden. Diese Abweichung kann natürlich eine Reaktion auf solch eine Ehe verstärken. Als Gegenposition zur Devianztheorie betrachtet man die Summationstheorie von Boalt, deren zentrale These davon ausgeht, dass Verschiedenheiten bezüglich z.B. kulturellen Hintergrundes durch Ähnlichkeiten in anderen Bereichen kompensiert werden. Boalt glaubte, dass zu viele Unterschiede zwischen den Partnern in einer Gesellschaft nicht akzeptiert werden können (vgl. Boalt 1959 und 1965). „Boalt combines the theories of homogamy and heterogamy by saying that the main principle in mate selection is that the final result is the equality of partners. Negative characteristic in one respect are compensated by positive characteristics in others.“ (Haavio-Manila in: Kienecker 1993: 39) Nach dieser Theorie sollten Personen in deutsch-polnischen Ehen in bestimmten Bereichen mehr Ähnlichkeiten als Eheleute in „normalen Ehen“ haben. Diese Ähnlichkeiten sollten Unterschiede ausgleichen und damit zur Veränderung der Einstellung gegenüber der interkulturellen Eheschließung führen. In der Summationstheorie ist leider die Frage nicht beantwortet, ob eine große Übereinstimmung bezüglich anderer Merkmale unterschiedliche kulturelle Hintergründe der Eheleute „ausgleichen“ kann, sodass diese nicht als Mischehen betrachtet werden. Bei der Übertragung der Summations- und Devianztheorie auf deutsch-polnische Ehen müsste überprüft werden, welche Merkmale Eheleute aufweisen, und ob sich Ähnlichkeiten innerhalb einer Ehe (Summationstheorie) beziehungsweise Unterschiede zur Gesellschaft (Devianztheorie) feststellen lassen. 2.2.6.3 Austauschtheorie Davis erklärt seine Austauschtheorie anhand von Beispielen aus Indien, USA, Südafrika, Madagaskar, Brasilien, Hawaii und Deutschland in der NS-Zeit. Davis fragte sich nach der Rolle der Mischehen in den Gesellschaften, die sich streng (und zwecks einer Garantie der Aufrecherhaltung der gegebenen Struktur) nach dem Endogamieprinzip richten und in denen ein absolutes Mischehenverbot gilt (vgl. Davis 1964: 107). Davis versuchte die Frage zu - 32 beantworten, warum Personen sich entscheiden, eine Mischehe einzugehen, obwohl sie danach in der Gesellschaft häufig stigmatisiert werden. Laut Davis unterliegen Mischehen sowohl herrschenden Partnerwahlregeln als auch sozialer Kontrolle. Davis’ Analysen verdeutlichen, dass sich ein Trend feststellen lässt, dass Frauen ’nach oben’ heiraten (Hypergamie). Das kann dadurch erklärt werden, dass sich in den gesellschaftlichen Geschlechterrollen der Status einer Frau nach dem Status des Mannes richtet. Dieses beobachtete Phänomen erklärte Davis mit seiner Theorie des kompensatorischen Austausches: ein hoher sozialer Status des Mannes wird gegen andere Werte getauscht, die in Form einer Mitgift überreicht werden. Anders ausgedruckt: Eine Mischehe kommt dann zu Stande, wenn beide Personen in einem kompensatorischen Austauschverhältnis stehen. Auf interkulturelle Ehe bezogen kann das z.B. bedeuten, dass „der ausländische Mann seine Kultur der Frau anbietet, die diese wünscht um der Spießigkeit ihrer eigenen sozialen Gruppe entgehen zu können; die deutsche Frau ihrem ausländischen Mann durch die Eheschließung dafür soziale und rechtliche Absicherung bietet.“ (Hecht-El Mishawi 1988: 247) Heutzutage kann die Anwendbarkeit der Theorie in Frage gestellt werden. Schließlich betraf die Untersuchung von Davis Mischehen in Gesellschaften, die sie ausdrücklich verboten. Jedoch wurde ein von Davis angesprochener Aspekt, nämlich das auf Austausch basierende Muster der Eheschließung, später in Untersuchungen von Winch bestätigt. (vgl. Winch 1958: 85). Aus der Perspektive der Austausch-Theorie kann die Frage beantwortet werden, warum Polinnen sich dafür entscheiden, einen ausländischen Partner zu heiraten und gegen die in Polen stark verbreiteten Homogamieregeln zu verstoßen. Ihre Entscheidung wird sehr häufig, ähnlich wie die Migrationproblematik aus der Perspektive eines „Push-Pull-Konzepts“ erklärt. In diesem Konzept wird Migration durch das Verhältnis von Abstoßung (vom Herkunftsland) und Anziehung (durch das Aufnahmeland) erläutert. Die Einkommensunterschiede werden ins Zentrum des Erklärungsmodells gestellt. Es wird davon ausgegangen, dass Migranten durch ökonomischen Rationalismus betrieben sind und durch eine Auswanderung ihre Lebens- und - 33 Arbeitssituation verbessern möchten. Ökonomische Motive scheinen besonders in der älteren Gruppe der polnischen Frauen eine Hauptrolle in der Entscheidung für eine interkulturelle Eheschließung gespielt zu haben. Manchmal wurde die bessere finanzielle Lage des Partners nicht als Hauptfaktor wahrgenommen, sondern als etwas, was die Attraktivität des Partners deutlich steigert. Ein sehr unterschätzter Faktor, der von polnischen Frauen häufig genannt wird, ist genau wie auf der Seite des Mannes die Nachfrage nach bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen. Ruhe und Respekt gegenüber der Frau wurden häufig als Merkmale deutscher Männer genannt. Diese Merkmale wurden mehrmals im Kontrast zu polnischen Männern genannt, die als aggressiv bezeichnet und mit einer starken Neigung zum Alkohol gesehen wurden (vgl. Jaroszewska 2003: 67).In der Untersuchung von Jaroszewska wurde festegestellt, dass vor allem die Personen mit dem niedrigeren Bildungsgrad sehr häufig den ausländischen Partner mit der Hilfe einer Vermittlungsbüros gefunden haben. Dies bedeutet, dass die Personen gezielt nach bestimmten Merkmalen gesucht haben. Die zunehmende Bedeutung dieser Büros in Deutschland wird normalerweise durch steigende Emanzipation der deutschen Frauen und die Armut der Osteuropäerinnen erklärt (vgl. Hedwig/Morokvasic 1994: 189ff). Die Männer, die „polnische Bräute auf Bestellung“ ausfindig machen möchten, sehnen sich normalerweise nach einer traditionellen Rollenverteilung (vgl. Buhr 1988: 25). Das heißt, dass die Verbesserung der eigenen finanziellen Lage der Frau gegen die Möglichkeit der traditionellen Gestaltung der Ehen getauscht wird. Laut Jaroszewska werden unterschiedliche Nationalitäten durch Vermittlungsbüros ungleich dargestellt (vgl. Jaroszewska 2003: 60). Polinnen sollen besonders wegen ihrer Zielgruppe der deutschen Bauern als arbeitsam und sparsam präsentiert werden (vgl. Röben/Wilß 1996: 161ff). Die Leistungen der Vermittlungsbüros nutzen jedoch nicht nur deutsche Bauern, sondern auch Rentner und Behinderte. Auch polnische Aussiedler suchen sehr häufig mit Hilfe eines Büros nach polnischen Frauen. Osteuropäerinnen werden häufig wegen ihres nicht als ausländisch auffallenden Aussehens gegenüber Asiatinnen oder Südamerikanerinnen vorgezogen. Wie viele Ehen mit Hilfe eines Vermittlungsbüros geschlossen werden ist nicht bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass die Zahlen eine beträchtliche Große haben können, weil es selbst in Nordrhein-Westfallen 27 - 34 Vermittlungsbüros gibt, davon sind 13 spezialisiert auf die Vermittlung von Kontakten mit Polinnen (vgl. Lenz/Thiemann 1993: 135). 2.2.6.4 Merton Mertons Theorie - Intermarriage definiert Mischehe als eine Ehe zwischen den Mitgliedern unterschiedlicher In- und Out-Gruppen, die im Allgemeinbewusstsein als relevant für die Partnerwahl gelten. „Intermarriage (...) will be defined as a marriage of persons deriving from (…) different in-groups and out-groups (other then the family) which are culturally conceived as relevant to the choice of a spouse.“ (Merton 1964: 130). Die gesellschaftliche Abwehr von Ehen, die Endogamieregeln durchbrechen, stellt einen Mechanismus zur Verhinderung von Konflikten innerhalb eines Sozialsystems dar. Mischehen kommen trotz der Reaktionen, die sie per se auslösen, zustande. Merton suchte nach den Ursachen und kam zu dem Ergebnis, dass bei der Zusammensetzung der Gruppe bestimmende Faktoren einen erheblichen Einfluss auf die Anzahl der Eheschließungen mit Mitgliedern außerhalb der eigenen Gruppe haben. Merton stellte fest, dass Mischehen vor allem von Menschen geschlossen werden, die von der eigenen Gruppe entfremdet sind. Es konnten sowohl sozial benachteiligte Personen sein, die in die Sozialstruktur nicht integriert worden sind, als auch sozial bevorzugte, die den Sinn der ganzen Sozialstruktur bezweifeln. Dies widerspricht jedoch Lautmanns These, nach der Mischehen weder Randerscheinungen noch eine Angelegenheit von Außenseitern sind (vgl. Lautman 1973: 109). Laut Merton werden bei einer heterogenen Eheschließung die vorherrschenden Prinzipien von Nähe und Distanz zwischen den beiden Gruppen beeinflusst, was eine Neuanpassung der Struktur der sozialen Beziehungen erfordert. Diese Anpassungsnotwendigkeit und das Infragestellen der vorgegebenen Struktur seien Gründe der Tabuisierung oder Stigmatisierung der Mischehen. Mischehen tragen auch zur Verstärkung und Intensivierung des Bewusstseins der eigenen Gruppe bei, weil solche Eheschließungen als Verletzungen kultureller Gruppenwerte interpretiert werden. Deutsch-polnische Ehen werden aus Mertons’ Sicht als Kakogamie bezeichnet, weil sie eine Minderheit darstellen und damit eine Abweichung von der Regel bedeuten. Laut dieser These würden nur sozial benachteiligte oder bevorzugte - 35 Personen eine deutsch-polnische Ehe schließen. Diese These kann im methodischen Teil nicht geprüft werden, weil sich diese zwei Merkmale schwer operationalisieren lassen. Seit der Veröffentlichung der Ansätze von Merton und Davis stieg das Interesse an dem Thema. 1963 publizierte Barnett einen Artikel, in dem alle bisherigen Ergebnisse zum Thema Mischehen zusammengefasst wurden (vgl. Barnett 1963: 105ff). Viele von denen sind nicht von Interesse für diese Arbeit, weil sie z.B. lediglich rassische Ehen in Betracht nehmen. Die Feststellungen, die für interkulturelle Ehen relevant sein können, sind hier zusammengefasst: 1. Streng religiöse Personen gehen Mischehen seltener ein, als diejenigen, die nicht so streng religiös sind. 2. In Städten werden Mischehen häufiger geschlossen als in ländlichen Gebieten. 3. In Mischehen haben die Partner sehr häufig die gleiche Klassenzugehörigkeit und die gleiche Religion. Der Überblick über die allgemeinen Theorien der Partnerwahl hat gezeigt, dass fast alle Konzepte annehmen, dass homogene Ehen den Normalfall darstellen und heterogene Eheschließungen eine Form der Abweichung sind. Der Aspekt, dass bikulturelle Ehen überdurchschnittlich häufig als eine abweichende Form dargestellt werden, wird in einigen Aufsätzen als eine Ursache der Stigmatisierung angesehen. Nur wenige Ansätze thematisieren den Bezug zwischen interkulturellen Eheschließungen und Reaktionen des Umfeldes. Die grundlegende Annahme, dass diese Ehen eine Form des abweichenden Verhaltens darstellen, deutet schon an, dass interkulturelle Eheschließungen mit einer Reaktion verbunden sind. Um die angesprochene Wandelbarkeit der in der Gruppe herrschenden Partnerwahlregeln und der damit verbundenen Änderung der Kategorisierung der Ehen als Mischehen zu schildern, wird im folgenden Abschnitt die Geschichte der Partnerwahlregeln und damit auch die Geschichte der Mischehen geschildert. - 36 2.3 Geschichte der Mischehen in Deutschland Das Kapitel soll dazu dienen, allgemeine Tendenzen der Partnerwahl zu zeigen, welche anhand aller Typen heterogener Ehen untersucht wurden. Heterogene Ehen in Deutschland sind kein Phänomen, das erst mit einer verstärkten Arbeitmigration angefangen hat. „Mischehen hat es immer gegeben, nicht bloß religiöse, sondern rassische, nationale, ständische. Wo immer Kultur bestand, hat es Ehebeschränkungen, Regelungen und Verbote in der Partnerwahl gegeben.“ (Görres 1971 in: Kienecker 1994: 21). Schon in der Antike gab es strenge Verbote, einen Angehörigeren eines anderen Stammes zu heiraten. Nichtsdestotrotz ließ sich ein langsam fortschreitendes und nicht alle Völkerschichten betreffendes aber stabiles Phänomen der Aufhebung der Heiratsschranken beobachten. Diese Aufhebung tritt aufgrund des Vertrautwerdens der Gruppen sowohl durch Handel als auch durch Krieg auf (vgl. Groeger 1974: 117f). Im Mittelalter hat das Volk schon wegen der starken Kontrolle nicht gewagt, eine Ehe einzugehen, die gegen das Homogamieprinzip verstieß. In weiten Teilen der bäuerlichen Bevölkerung wurde die Überzeugung vertreten, dass die Dorfgrenze eine legitime Einschränkung der Partnerwahl darstellt. Häufig wurde sogar die Bevölkerung der benachbarten Orte abgelehnt und beinahe als andere Ethnie behandelt (vgl. Groeger 1974: 118f). „Ist eine Gruppe klein, hat sie ein Interesse, zu überleben und zu wachsen, dann übt sie Kontrolle aus, dass entweder nur innerhalb der Gruppe geheiratet wird oder die Personen denen man die Einheirat gestattet, zur Assimilation bereit und fähig sind. Die ursprüngliche Tendenz aber ist diejenige der Abwehr aller Gruppen(Stammens-, Religions-) Fremden. In solchem Fall fließen die Abwehrmechanismen der einzelnen Gruppenmitglieder (deren Ich oft nur eines von der Gruppe geliehenes ist) zu einer kollektiven Abwehr zusammen: Fremde werden geduldet, vorübergehend aufgenommen, es kann Handel mit ihnen getrieben werden und Ähnliches mehr- als Ehepartner sind sie außerhalb der Diskussion.“ (Groeger, 1974: 118) - 37 Für den Adel dagegen erstreckte sich der Heiratsmarkt über die Landesgrenze hinweg. Alle Völker, Sprachen und Stämme waren frei sich miteinander zu vermischen, solange beide Partner vom gleichen Rang waren (vgl. Groeger 1974: 118f). Schon vor Jahrhunderten waren Eheschließungen zwischen deutschen und polnischen Königen oder Fürsten relativ verbreitet und hatten oft einen strategischen oder politischen Grund. Diese bewusste Exogamie sollte damals als ein Zeichen des Friedens gelten. Aus dem Mittelalter stammt die Krakauer Legende über eine polnische Königin Wanda, die sich von einem Fels in die Weichsel stürzte, um die Heirat mit dem deutschen Ritter Rüdiger zu vermeiden. Diese Legende wurde zum ersten Mal um die Wende des 12. und 13. Jahrhunderts von Wincent Kadlubek23 festgehalten und danach mehrmals erweitert, sodass es schon im 16. Jahrhundert mehr als 170 Dramen, Opern, Romanzen, Balladen, Gedichte als auch Gemälde gab, die die Legende „Von der Wanda, die keinen deutschen wollte“ betrachteten (Lück 1943: 431). Aus dieser Zeit stammt auch der polnische Spruch: „Wenn ein Deutscher eine Polin heiratet, das ist als wenn sich der Teufel mit einem Engel vereint.“ (Swiatkowski 2001: 255). Erst mit der Entstehung von Fürstentümern und Ländern wurden die Grenzen der Partnerwahl erweitert und dadurch auch die Endogamieregeln relativiert. Die Ausdehnung der Grenzen jedoch hob nur einige Grenzen auf, einige Heiratsschränken sind unberührt geblieben: Religion und Kultur blieben nach wie vor definitive Grenzen der Partnerwahl (vgl. Groeger 1974: 119). Mit der Zeit ließ sich die deutliche Tendenz feststellen, dass das Interesse der Individuen auf die Aufrechterhaltung der Heiratsregeln deutlich abgenommen hat und lediglich Institutionen Schließungen der heterogenen Ehen verhindern wollten. Deshalb führte die Schwächung der Institutionen dazu, dass die Betroffenen selbst, ohne auf Erlaubnis von Herrschenden in Staat oder Kirche zu warten, für sich die Grenze aufgehoben haben und häufiger heterogene heirateten (vgl. Groeger, 1974: 119). Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich die negative Einstellung gegenüber interkulturellen Ehen wieder verstärkt. Solche Ehen wurden als ein Zeichen der „Entnationalisierung“ gesehen und sind deswegen auf scharfe 23 Ein polnischer Chronist - 38 Kritik gestoßen. Nicht desto trotz wurde festgestellt, dass trotz gesellschaftlicher Missachtung die Anzahl der deutsch-polnischen Ehen stieg (vgl. Swiatkowski 2001: 256). Diese steigende Tendenz konnte in der NS-Zeit und während des zweiten Weltkrieges trotz der tiefen Zäsur, die es in den deutsch-polnischen Beziehungen gab, nicht verhindert werden (Swiatkowski 2001: 256). Deutschpolnische Ehen wurden sowohl auf der polnischen als auch auf der deutschen Seite noch stärker als bisher stigmatisiert. Deutsche Frauen, die eine Ehe mit einem Polen eingegangen sind, waren es bei solch einer Heirat damals nach den „Mischehe-Vorschriften“ „nicht wert, geschützt zu werden“ (Scheibler 1993: 81). Aus dieser Zeit stammt die bereits angesprochene historische Belastetheit des Begriffes „Mischehe“. In den Zeiten des Nationalsozialismus wurden Ehen zwischen einem Angehörigen mit deutschem oder artverwandtem Blut und einer Person anderer rassischer Zugehörigkeit, vor allem eine Ehe zwischen Deutschen und Juden (vgl. Kienecker 1993: 24, Davis 1964: 124) als Mischehe bezeichnet. Mischehen galten als Rassenschande und wurden durch die Nürnberger Gesetze verboten. Erst in diesen Zeiten bekam das Wort Mischehe einen abwertenden Beiklang. Nach dem Krieg und damit befreit von nationalistischen Schikanen stieg die Anzahl der deutsch-polnischen Ehen wieder an. Es ist dabei jedoch zu betrachten, dass die Ehen zwar rechtlich zugelassen worden sind, sie jedoch eine stark ablehnende Reaktion ihres Umfeldes auslösten. Ein Beispiel dafür ist ein Artikel der Migrantenzeitschrift „Echo Polskie“, in dem man über in deutschpolnischen Ehen lebende Partner lesen konnte: „diese Leute müssen wissen, dass sie (...) nicht im Einklang mit der nationalen Ehre handeln und ihre Ehen ungültig sind.“ (Luczak 1993:52). Mit dem Eisernen Vorhang sind deutsch-polnische Eheschließungen praktisch verhindert worden. Hier spielten vor allem strukturelle24 Schwierigkeiten eine entscheidende Rolle. Auf der polnischen Seite ist die Bereitschaft, eine solche Ehe zu schließen, wegen des in den Zeiten des polnischen Kommunismus häufig benutzten Feindbildes der Deutschen geschrumpft. Diejenigen, die sich 24 Wie erschwerte Reisemöglichkeit - 39 für solch eine Eheschließung entschieden haben, wurden nicht nur mit der Ablehnung des Umfeldes, sondern vor allem mit politischen Sanktionen konfrontiert. In Deutschland dagegen hat die Anzahl der internationalen Ehen durch die steigende Anzahl der Ausländer zugenommen. 1955, als die erste Vereinbarung zum Anwerbeabkommen mit Italien geschlossen wurde, kamen viele Gastarbeiter nach Deutschland. Danach folgende Abkommen mit Spanien und Griechenland (1960), mit der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964), Tunesien (1965) und dem damaligen Jugoslawien (1968) führten zur schnellen Erhöhung der Anzahl der Ausländer in der Bundesrepublik. Auch heutzutage, zurückgekehrt obwohl die ist, stellen Mehrzahl sie eine der “Gastarbeiter” große Gruppe ins der Heimatland ausländischen Bevölkerung dar (vgl. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2004: 49). Die steigende Zahl der Ausländer ist vor allem deswegen bedeutend, da sie häufig in die deutsche Gesellschaft heiraten und damit heterogene Ehen schließen (vgl. Sechster Familienbericht 2000: 80). Laut vieler Ansätze ist andererseits die Anzahl bestimmter binationaler Kombinationen nicht als ein Zeichen einer bestimmten Präferenz zu interpretieren, sondern hängt zu einem großen Teil mit der Anzahl der in Deutschland lebenden Ausländer bestimmter Nationalität zusammen (vgl. Ausländische Bevölkerung in Deutschland, 1995: 28). Die These, dass die Anzahl der bikulturellen Eheschließungen von der Anzahl der Migranten abhängt, kann an dem Beispiel der deutsch-polnischen Ehen Bestätigung finden. Länderspezifisch betrachtet korreliert die Anzahl der deutsch-polnischen Ehen mit der Anzahl der polnischen Staatsbürger. Nordrhein-Westfallen als das Land mit der größten Anzahl der dort lebenden Polen weißt die größte Anzahl deutsch-polnischer Ehen auf. 1999 wurde jede dritte deutsch-polnische Ehe in diesem Land geschlossen. Ungefähr 10% der Ehen werden jeweils in Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg und Hessen geschlossen. Eine sehr große Anzahl der deutsch-polnischen Ehen in Nordrhein-Westfallen ist auch darauf zurückzuführen, dass das Ruhrgebiet eine sehr lange Migrationstradition aufweist. Es ist legitim zu behaupten, dass es sich häufig um deutsch-polnische Ehen handelt, in denen beide Partner einen gemeinsamen kulturellen Hintergrund haben. Diese Ehen sind zwar binational, aber nicht bikulturell, was natürlich einen gravierenden Unterschied für die Reaktion des Umfeldes macht. Scheibler betont jedoch, dass die Anzahl der - 40 Ausländer nicht unbedingt zu einer erhöhten Anzahl Mischehen führen muss. Seine Annahme kann durch den Fakt bestätigt werden, dass deutsch-polnische Ehen häufiger als deutsch-türkische vorkommen, was deutlich zeigt, dass man unabhängig von der Anzahl bestimmte Präferenzen oder Barrieren finden kann. Laut Lell ähnelt die heutige Regelung den römischen Vorschriften, nach denen Ausländer zwar weitgehend akzeptiert werden und man mit ihnen Geschäfte machen kann, aber sie werden nicht als mögliche Heiratspartaner anerkannt (vgl. Scheibler 1994: 24ff). Diese Einstellung ändert sich jedoch langsam über die Jahre, was man anhand folgender Daten sehen kann. Wie sich bei der Analyse des Begriffes „Mischehe“ zeigte, ist dieser Ausdruck weder allgemein gültig, noch absolut. Bevölkerungsumfragen geben Auskünfte darüber, „in welchem Ausmaß soziale Distanz zwischen einheimischen und zugewanderten Bevölkerungsgruppen interethnische Heiraten beeinflusst“ (Sechster Familienbericht 2000: 83). Zwei solcher Umfragen wurden vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung beauftragt. Bei den Erhebungen wurden heiratsfähige Ausländer und ausländische Eltern gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, dass sie selbst bzw. Ihr Kind einen Deutschen oder eine Deutsche heiratet. Es ist zu beachten, dass die Antworten keine Aussagen über die allgemeine Einstellung zur Aufnahmegesellschaft machen, weil die Bereitschaft, einen Angehörigen einer anderen Nationalität zu akzeptieren, in allen Gruppen am geringsten ist, wenn es um die Mitgliedschaft in der eigenen Familie geht (vgl. Mehrländer/Ascheberg/Ueltzhöffer 1996: 224). Die zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten (1985 und 1995) durchgeführte Datenerhebung ermöglicht eine Analyse bezüglich der allgemeinen Änderung der Einstellung gegenüber heterogenen Ehen. In der Befragung wurde den unverheirateten Ausländern25 die Frage gestellt, ob sie einen deutschen Partner oder eine deutsche Partnerin wählen würden. 25 Die noch nicht verheiratet sind, aber heiraten möchten. - 41 - Abbildung 2-1: Bereitschaft unverheirateter ausländischer Frauen und Männer zu einer Ehe mit Deutschen (Sechster Familienbericht, 2000: 84) Wie aus Abbildung 2-1 ersichtlich, ist die Bereitschaft einen deutschen Staatsbürger zu heiraten in fast allen Gruppen stark gestiegen. Lediglich bei türkischen Männern26 ist im Laufe der Zeit die Bereitschaft gesunken, eine deutsche Frau zu heiraten. Obwohl die Bereitschaft generell gestiegen ist, variiert sie stark nach Nationalität und Geschlecht. Türkische Staatsbürger habe die geringste Bereitschaft zur Eheschließung mit einem Deutschen, obwohl sie unter türkischen Frauen erheblich gestiegen ist. Die stärkste Änderung der Einstellung zu Gunsten binationaler Ehen konnte man in der griechischen Gruppe feststellen. Auch die Anzahl der Personen, die eine bikulturelle Ehe negativ beurteilen, ist gefallen. Allerdings beurteilte 1995 noch immer jede dritte türkische Befragte eine solche Ehe negativ, während es unter den Griechinnen lediglich jede Vierzehnte war. Weil die Einstellung der Eltern gegenüber einer interkulturellen Eheschließung die tatsächlich erfolgte Partnerwahl beeinflusst, soll sie auch kurz thematisiert werden. 26 Obwohl sie überdurchschnittlich häufig eine Ehe mit einer deutschen Frau schließen. - 42 - Abbildung 2-2: Einstellung ausländischer Eltern zur Heirat Ihrer Kinder mit Deutschen (Sechster Familienbericht 2000: 84) Die Gegenüberstellung beider Ergebnisse in Abbildung 2-2 zeigt deutlich, dass in diesem relativ kurzen Zeitraum die Akzeptanz der Mischehen bei den Eltern ausländischer Herkunft um etwa 20 Prozent zugenommen hat. Die Differenzen zwischen den Türken auf der einen Seite und den Italienern und Griechen auf der anderen Seite können auf die Länge der Aufenthaltsdauer in Deutschland zurückgeführt werden. Es wurde festgestellt, dass mit zunehmendem Alter der befragten Eltern deren Bereitschaft zur Akzeptanz einer bikulturellen Ehe zunimmt (vgl. Mehrländer/Ascheberg/Ueltzhöffer 1996: 224). Die Ergebnisse zeigen auch deutlich, dass die Einstellung der Eltern nicht geschlechterspezifisch ist. Ein Vergleich der Antworten beider Generationen ermöglicht Aussagen über die Geschwindigkeit der Einstellungsänderung im generativen Vergleich. Die Änderung der Einstellung gegenüber binationalen Eheschließungen unter Frauen scheint nicht Generationenabhängig zu sein, was sich in der ganz großen Ähnlichkeit der gegebenen Antworten zeigt. Die Analyse der Ergebnisse der unverheirateten ausländischen Männer und Frauen zeigt dagegen erhebliche Geschlechtsunterschiede, die in der Generation der Eltern nicht nachweisbar gewesen sind. Die Einstellung der Frauen hat sich im Laufe der letzten 10 Jahre sehr geändert. Unter Männern dagegen (bis auf die Griechen) wurden lediglich kleine Meinungsänderungen festgestellt, was auch damit zusammenhängen kann, dass in dieser Gruppe schon 1985 die Einstellung vergleichsweise viel positiver gewesen ist. - 43 Die allgemeinen Ergebnisse ermöglichen die Aussage, dass deutsch-türkische, deutsch-italienische oder deutsch-griechische Ehen trotz der sich ändernden Einstellung als „Mischehen“ zu betrachten sind. Dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung solch eine Ehe negativ bewertet und sie sogar ablehnen würde, bedeutet, dass solch eine Eheschließung eine Reaktion auslösen würde. Jedoch ist auch damit zu rechnen, dass die Anzahl der binationalen Ehen steigen wird, denn die Erhebungen zeigen, dass sich die Einstellung zu Gunsten interkultureller Eheschließungen ändert. Diese Änderung der Einstellung gegenüber grenzüberschreitenden Ehen, und die zunehmende Bereitschaft, solch eine Ehe einzugehen, ist der Ausgangspunkt für den methodischen Teil der Arbeit, in dem in einer kohortenund ländervergleichenden Analyse geprüft wird, ob sich in der Einstellung zu deutsch-polnischen Ehen eine Änderung feststellen lässt. Die Relativierung der Partnerwahlgrenzen, die im Laufe der Zeit stattgefunden hat, ist deutlich bemerkbar und führte dazu, dass „eine Fülle von Ehen geschlossen wurden und werden, die noch vor einem Jahrhundert entweder nicht hätten geschlossen werden können, oder falls doch, als Mischehen verschrien worden wären“ (Groeger 1974: 118). Die Analyse statistischer Daten ermöglicht es, eine aktuelle Tendenz und Änderung der Partnerwahlregeln festzustellen. Daher geht das nächste Kapitel näher auf diese ein. 2.4 Statistischer Überblick Statistische Daten ermöglichen zwar eine genaue Analyse des Heiratsverhaltens, jedoch ist zu beachten, dass die statistisch gelieferten Daten sich lediglich auf Heterogenität oder Homogenität bezüglich der Staatsangehörigkeit beschränken und dadurch die ethnische Zugehörigkeit und den kulturellen Hintergrund außer Acht lassen. Nicht desto trotz ist die Auseinandersetzung mit der Anzahl der gemischt-nationalen Ehen deshalb relevant, weil sie Informationen über die Strenge der Endogamieregeln in der - 44 Gesellschaft liefert27. Leider sind die verfügbaren Daten veraltet, allerdings ausreichend, um Tendenzen und Trends aufzuzeigen. Die Analyse statistischer Daten zeigt, dass im Laufe der Zeit die Anzahl der binationalen Ehen sehr stark zugenommen hat. Insgesamt wurden 1999 in Deutschland 430.674 Ehen geschlossen, davon 83,7% (360.556) von zwei Ehepartnern deutscher Nationalität. In 26.234 Fällen heirateten deutsche Frauen einen ausländischen Mann, in 32.335 Fällen deutsche Männer eine ausländische Frau. Das bedeutet, dass beinahe jede sechste Ehe binational war (vgl. Sechster Familienbericht 2000: 80). Bei der Partnerwahl ist ein starkes und geschlechtsspezifisches Muster der Partnerselektion erkennbar. Dieses Muster lässt sich schon in der neuesten Geschichte der binationalen Ehen erkennen. Bis zu den Neunzigerjahren war selbst die Einstellung zur binationalen Eheschließung stark Geschlechterspezifisch: Frauen waren wesentlich stärker an binationalen Eheschließungen beteiligt. 1955 heirateten zum Beispiel lediglich 2.708 deutsche Männer eine ausländische Partnerin, aber schon 15.074 deutsche Frauen einen ausländischen Partner. 1955 stellten binationale Ehen in denen die Frau eine deutsche Staatangehörigkeit hatte 85% aller binationalen Ehen dar. Und das, obwohl noch bis 1976 ein Kind aus einer Ehe, in der nur die Frau die deutsche Staatsangehörigkeit aufweisen konnte, keinen Anspruch auf die deutsche Staatsangehörigkeit hatte. Überraschenderweise fand Mitte der Neunzigerjahre eine große Änderung statt, sodass heutzutage deutsche Männer und Frauen genauso häufig einen ausländischen Partner heiraten (vgl. Kienecker 1993: 48). Bei der Analyse der Häufung binationaler Eheschließungen unter deutschen Männern ist aber zu beachten, dass es sich bei den am häufigsten vorkommenden Nationalitäten (Polen und Russland) zu großen Teil um Ehen von Aussiedlern mit Frauen aus dem gleichen Herkunftsland handelt. Dies ermöglicht die These, dass Männer zwar häufiger als Frauen binationale Ehen schließen, jedoch seltener eine interkulturelle Ehe eingehen (vgl. Sechster Familienbericht 2000: 82). 27 In Deutschland werden binationale Eheschließungen seit den frühen Fünfzigerjahren vom Statistischen Bundesamt erfasst (vgl. Bundesamt Wiesbaden). In Polen werden binationale Eheschließungen gar nicht erfasst. - 45 Die Unterschiede bezüglich der bevorzugten Nationalitäten bei der Partnerwahl unter Frauen und Männern erfordern eine geschlechtsspezifische Analyse der Eheschließungen. Überschneidungen zwischen Männern und Frauen gibt es lediglich bei der Wahl von spanischen, österreichischen, französischen oder niederländischen Partnern. Diese vier Nationalitäten werden von beiden Geschlechtern gleich häufig geheiratet, gehören jedoch in beiden Gruppen nicht zu den am häufigsten vorkommenden Ehepartnern (vgl. Sechster Familienbericht 2000: 83). Wie aus Tabelle 2-3 ersichtlich schlossen Männer überdurchschnittlich häufig Ehen mit Frauen aus Polen, der ehemaligen Russischen Föderation28 und Thailand. Unter deutschen Frauen dagegen, ließ sich ein Übergewicht der Beteiligung bei Eheschließungen mit Jugoslawen, Italienern, Türken und Amerikanern verzeichnen. Tabelle 2-3: Häufigkeiten deutsch-ausländischer Eheschließungen im Jahr 1997 (Sechster Familienbericht 2000: 82) Sowohl die Popularität binationaler Ehen selbst, als auch die bestimmter Nationalitäten durchlaufen durchaus „Konjunkturen“ und Zyklen. Das heißt, dass sich die Anzahl bestimmter internationaler Ehen im Laufe der Zeit ändert (Siehe Abbildung 2-3 und Abbildung 2-4). Diese Zyklen verlaufen auf eine 28 Bei Polen und der Russischen Föderation handelt es sich häufig um Aussiedler - 46 geschlechterspezifische Art, das heißt, dass Frauen und Männer Partner aus unterschiedlichen Nationalitäten wählen. Abbildung 2-3: Die Entwicklung der Eheschließungen von deutschen Männern mit ausländischen Frauen (Sechster Familienbericht 2000: 82) Bei der Berücksichtigung des Aspektes, dass es sich bei Ehen mit Polinnen und Russinnen überdurchschnittlich häufig um Ehen von Aussiedlern mit Frauen aus der gleichen Herkunftsregion handelt, wird deutlich, dass ausländische Frauen nur zu einem geringen Maß als potenzielle Heiratspartner für deutsche Männer gelten. Irreführend kann die steigende Anzahl der Ehen mit türkischen Frauen sein. Bei diesen Ehen handelt es sich häufig um eine Eheschließung mit eingebürgerten Männern türkischer Herkunft (vgl. Sechster Familienbericht 2000: 83). - 47 Wie man der Abbildung 2-4 entnehmen kann, schließen deutsche Frauen dagegen häufiger interkulturelle Ehen. Abbildung 2-4: Die Entwicklung der Eheschließungen von deutschen Frauen mit ausländischen Männern (Sechster Familienbericht 2000: 83) Die Analyse der binationalen Partnerwahlen unter deutschen Frauen gibt deutliche Hinweise, dass binationale Ehen, die von deutschen Frauen geschlossen werden, viel stärker von den „diesbezüglichen Gelegenheitsstrukturen in Deutschland bestimmt (sind), denn außer den klassischen Anwerbestaaten der Arbeitsmigranten finden sich auch die Staaten mit ausländischen Streitkräften in Deutschland unter den wichtigsten Nationalitäten“ (Sechster Familienbericht 2000: 83). Schon aus Abbildung 2-3 und Abbildung 2-4 wurde ersichtlich, dass deutschpolnische Ehen durch eine sehr starke Asymmetrie gekennzeichnet sind und Anzahlmäßig erst Anfang der Neunzigerjahre an Bedeutung gewonnen haben. - 48 Die große Anzahl der deutsch-polnischen Ehen ist ein ziemlich neues Ereignis. In den Sechziger- und Siebziger Jahren wurden durchschnittlich jährlich 200300 deutsch-polnische Ehen geschlossen. Obwohl die Anzahl sich Mitte der Achtziger Jahre verdoppelte und Ende der Achtziger sogar 1,000 überschritten hat, kamen diese Ehen im Vergleich mit der Häufigkeit anderer binationaler Eheschließungen selten vor. Die erschwerten politischen und kulturellen Kontakte zwischen den beiden Ländern führten dazu, dass bis zu den 1980er Jahren binationale Ehen in Deutschland häufiger mit einem Partner aus USA, Türkei und Italien (Frauen) oder aus Österreich, den Niederlanden und Jugoslawien (Männer) vorkamen (vgl. Kienecker 1994: 48). In den Jahren 1981-87 ließ sich eine stetige, aber langsame Zunahme deutschpolnischer Ehen feststellen. Im Jahr 1988 hat die Anzahl der Ehen rapide zugenommen und hat die 2,000er Marke erreicht. Nach der Wende ist die Häufigkeit der deutsch-polnischen Eheschließungen noch weiter gestiegen. In den darauf folgenden Jahren wurden noch mehr deutsch-polnische Ehen geschlossen. 1989 waren es 3,000, 1990 4,000, 1993 mehr als 5,000, und 1996 mehr als 6,000. Wie aus dem folgenden Diagramm (Abbildung 2-5) ersichtlich ist, stellten 1997 deutsch-polnische Ehen (in denen entweder die Frau oder der Mann deutsch ist) 19% aller internationalen Ehen dar, lediglich deutsch-jugoslawische Ehen waren häufiger. - 49 - Polen Türkei 2% 2% 5% 2% 2% Rüssische Föderation 19% Jugoslawien 4% Österreich 2% Italien 9% Niederlande 16% 6% Verenigte Staaten Griechenland 8% 23% Großbritannien Philipinnen Thailand Frankreich Abbildung 2-5: Nationalitäten, die am häufigsten in eine gemischt-nationale Ehe mit den Deutschen eingehen (eigene Analyse basierend auf Daten des Sechsten Familienberichts 2000: 80ff) Die Anzahl der deutsch-polnischen Ehen sowohl mit den deutschen Männern als auch Frauen ist in dreißig Jahren29 gestiegen. Die Zunahme war jedoch in beiden Gruppen unterschiedlich stark. Die Anzahl der Ehen mit einem Polen nahm konstant zu und ist in den Neunzigerjahren achtmal so hoch gewesen wie die Anzahl in den Sechzigern. Die Anzahl der Ehen mit einer Polin verfünfzigfachte sich im gleichen Zeitraum. Deswegen sind die Aussagen über die steigende Anzahl deutsch-polnischer Ehen deutlich mehr auf binationale Ehen mit einer Polin bezogen (vgl. Jaroszewska 2003: 23). Ein Faktor, der zu dieser Entwicklung beigetragen hat, waren die politischen Änderungen Ende der Achtziger, die darin resultierten, dass die Reisebeschränkungen teilweise aufgehoben wurden. Obwohl die Heiratsblockade zwischen Deutschland und Polen, die ein großes Heiratspotenzial für viele Jahre blockierte, nach der Wende ganz verschwunden ist, ging über die folgenden Jahre die Anzahl der deutsch-polnischen Ehen nicht zurück. Man kann die Hypothese aufstellen, dass die Kontakte zwischen Polen und Deutschland an Intensität gewannen, was ein begünstigender Faktor für die Schließung solcher Ehen ist. Generell zeigen die Statistiken, dass die Osteuropäer bereiter sind eine Ehe mit einem Deutschen zu schließen, als die Westeuropäer. Man kann zwei Thesen aufstellen, die eine Erklärung dafür bieten. 29 Zwischen 1960-90 - 50 Erstens: Osteuropäer werden eher dazu tendieren eine Ehe (auch Scheinehe) zu schließen, um eine Aufenthaltgenehmigung zu erhalten. Zweitens: Westeuropäer können auch mit einem Partner leben ohne die Partnerschaft legalisieren zu müssen. Legalisierung ist für viele Osteuropäer notwendig, wenn sie in Deutschland bleiben wollen. Wenn man diese Hypothese für wahr erklärt, bedeutet dies, dass die Anzahl der Partnerschaften zwischen Deutschen und Westeuropäern nicht unbedingt niedriger als die Anzahl der Partnerschaften zwischen Deutschen und Osteuropäern sein muss. Der Unterschied liegt nur darin, dass Partnerschaften zwischen Deutschen und Westeuropäern statistisch als nichteheliche Lebensgemeinschaften nicht erfasst werden. Diese Hypothese kann man auch durch das Argument stützen, dass in Westeuropa die generelle Heiratsneigung schwächer geprägt als in Osteuropa ist. Aufgrund der Stärke der katholischen Kirsche ist besonders in Polen die Akzeptanz nichtehelicher Lebensgemeinschaften gering (vgl. Jaroszewska 2003: 45). Die statistische Lage ist zwar gut, jedoch liegen viele Erhebungen schon eine lange Zeit (10 Jahre) zurück. Aktuelle Ergebnisse der Panneluntersuchung zur Änderung der Einstellung zu internationalen Eheschließungen sind noch nicht bekannt, deshalb wurden die Daten von vor 20 und 10 Jahren durchgeführten Umfragen (siehe Seite 41ff) zur Hilfe genommen, um einen Trend zu erkennen. Selbstverständlich würde eine bessere Datenlage zur Thematik der interkulturellen Ehen die Aktualität dieser Arbeit stärken. Es wäre vereinfachend zu behaupten, dass die Anzahl bestimmter internationaler Ehen lediglich mit den Präferenzen bezüglich der Partnerwahl verbunden sind. Schließlich gibt es eine ganze Reihe an Faktoren (auch strukturellen), die eine interkulturelle Eheschließung begünstigen. Diese werden im nächsten Abschnitt dargestellt. 2.5 Faktoren, die eine interkulturelle Eheschließung begünstigen Neben einer Reihe von Theorien zu Partnerwahlregeln gibt es auch viele strukturelle Faktoren30, die das Zustandekommen einer Mischehe entweder begünstigen oder verhindern können. 30 Die begünstigenden Faktoren werden in dem folgenden Unterkapitel behandelt - 51 „Comparisons between rates of intermarriage in different populations should take into account the relative numbers of population in-groups mates, as affected by size, sex and age composition, territorial distribution, and technologically determined opportunities for contact.“ (Merton 1964: 221) Interkulturelle Eheschließungen sollten nicht ausschließlich als ein Zeichen für die Lockerung der Partnerwahlregeln und die gegenseitige Offenheit der Länder, sondern auch als ein Ergebnis der Kontaktmöglichkeit interpretiert werden. Die Tatsache, dass in Deutschland interkulturelle Ehen die Minderheit darstellen, und die Partner in einer Ehe normalerweise über einen gemeinsamen kulturellen Hintergrund verfügen, kann auch durch eine erschwerte Kontaktmöglichkeit erklärt werden. Diese Möglichkeit, die erheblich durch den Wohnort und Arbeitsplatz beeinflusst wird, spielt in diesem Fall eine wesentliche Rolle. „National homogene Beschäftigungs- und Wohnverhältnisse erhöhen (...) die Wahrscheinlichkeit, einem Partner gleicher Herkunft zu begegnen und vermindern die Wahrscheinlichkeit einer binationalen Partnerwahl.“ (Sechster Familienbericht, 2000: 79) Der Besuch von Universitäten erhöht zum Beispiel die Chance, ausländische Partner kennen zu lernen (vgl. Sechster Familienbericht, 2000: 86). Nach Eshleman können folgende Faktoren die heterogene Eheschließung begünstigen: 1. Als notwendig für eine heterogene Eheschließung hat Eshleman die bloße Existenz einer Minderheitsgruppe in einer Gesellschaft gezeigt. Dabei hat Eshleman die Größe der Minderheitsgruppe nicht berücksichtigt, diese wurde in dem Sechsten Familienbericht thematisiert (vgl. Sechster Familienbericht, 2000: 78). Eine kleine Minderheit greift wegen der beschränkten Partnerwahl auf der nationalitätsbezogenen Ebene auf andere Ebenen und Merkmale (z.B. Bildung, Religion) potenzieller Partner zurück. Eine größere ausländische Bevölkerungsgruppe ermöglicht eine größere Auswahl an Partnern mit dem gleichen Hintergrund, was zu einer - 52 Verringerung der Exogamierate beiträgt (vgl. Sechster Familienbericht 2000: 79). 2. Eshleman stellte fest, dass kulturelle Ähnlichkeit, die sich wegen räumlicher Nähe zwischen den Gruppen entwickelt und die damit zusammenhängende Übereinstimmung bezüglich kultureller Werte “encourages intermarriage, since people tend to marry those who are culturally similar to themselves.“ (Eshleman 1978: 286) 3. Auch ein Ungleichgewicht der Geschlechter kann zu einer Erhöhung der Anzahl der heterogenen Ehen führen. Laut dem Sechsten Familienbericht stellt ein unausgewogenes Zahlenverhältnis häufig ein Problem unter Arbeitsmigranten dar. Da sie nur unter Umständen auf den Heiratsmarkt im Herkunftsland zurückgreifen können, neigen sie häufiger dazu, in die einheimische Bevölkerung einzuheiraten (vgl. Sechster Familienbericht, 2000: 78). 4. Auch die Entkräftung institutioneller Kontrollen ermöglicht eine steigende Zahl der heterogenen Ehen. Dies kann man am Beispiel der abnehmenden Rolle der Kirchen sehen, die von der Schließung einer bikonfessionellen Ehe abraten. Darüber hinaus wurde in dem Sechsten Familienbericht betont, dass die Etablierung des internationalen Heiratsmarktes eine begünstigende Rolle spielt (vgl. Sechster Familienbericht, 2000: 79ff). Die Erleichterung von Reisen, die zu der Durchsetzung eines internationalen Lebensstils in bestimmten Kreisen beigetragen hat, hat zur Entwicklung des internationalen Heiratsmarkts beigetragen. Damit ist aber auch ein Problem der Wahrnehmung interkultureller Ehen verbunden. Die Form der „Sensationsberichterstattung“, die in Medien praktiziert wird, führt dazu, dass „binationale Ehen insgesamt in den Kontext von Sex- Tourismus, ‚Katalogbräute’, Frauenhandel und Prostitution gestellt worden sind.“ (Sechster Familienbericht, 2000: 80). Die bereits aufgelisteten Faktoren sollten für den deutsch-polnischen Fall durch andere für den Fall typische ergänzt werden. Bei den deutsch-polnischen Ehen kann ein tendenziell längerer Aufenthalt der Polen vor der Ehe in der Bundesrepublik eine begünstigende Rolle spielen, der den Aufbau der langfristigen Kontakte erleichtert. Außerdem muss beachtet werden, dass es - 53 sich in diesem Fall um die Nachfrage bestimmter Persönlichkeitsmerkmale, die die erwünschte Rollenverteilung in der Ehe ermöglichen und die in der eigenen Gruppen seltner vertreten sind, handeln kann. Jaroszewska vertritt die Meinung, dass der polnische „soziale Genotyp“ von Frau einen erheblichen Einfluss haben kann (vgl. Jaroszewska 2003: 29). Dieser Genotyp der Polin sollte einerseits die höchsten Ansprüche erfüllen, andererseits sollte sie die eigenen Aspirationen und Wünsche den Bedürfnissen der Familie unterordnen, ohne eine Anerkennung dafür zu erwarten (vgl. Domanski/Janicka 1992: 161). In dem deutsch-polnischen Fall sollte man die Rolle der wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Ländern nicht ausblenden. Diese konnte (nach der Austauschtheorie) die Attraktivität einer interkulturellen Eheschließung zwecks Statuserhöhung besonders zu Zeiten des polnischen Kommunismus steigern. - 54 - 3 EMPIRISCHER TEIL Im empirischen Teil wird untersuchet, ob sich die generelle Wahrnehmung der interkulturellen Ehen im Laufe der Zeit geändert hat. Diese Frage wird anhand eines deutsch-polnischen Fallbeispiels geklärt. Anhand der Ergebnisse der Umfrage wurde die Hypothese geprüft, ob sich die Einstellung gegenüber deutsch-polnischen Ehen aufgrund des politischen Wandels in Deutschland und Polen geändert hat, und ob die im theoretischen Teil präsentierten wissenschaftlichen Ansätze für deutsch-polnische Ehen zutreffend sind. Die mögliche Änderung der Einstellung wurde durch Fragen nach den Reaktionen bestimmter Generationen festgehalten. Es ist davon auszugehen, dass bestimmte Generationen wegen der unterschiedlich erlebten Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen unterschiedlich darauf reagieren, dass eine Verbindung zwischen diesen zwei Kulturen durch eine Eheschließung hergestellt wird. Die Unterscheidung zwischen den Generationen führt dazu, dass es sich bei dieser Untersuchung um eine Kohortenuntersuchung handelt. Unter Kohorte versteht man eine Gruppe von Personen, die zum gleichen Zeitpunkt ein bestimmtes Lebensereignis erfahren hat (vgl. Ryder 1965: 843861). In der vorliegenden Studie werden Krieg, Kommunismus, Wende und die EU Osterweiterung als Differenzierungsmerkmale genutzt, um die Kohortenzugehörigkeiten zu bestimmen. Natürlich ist zu beachten, dass alle Generationen die Änderung der politischen Verhältnisse zwischen Polen und Deutschland erlebt haben, die Unterschiede zwischen den Generationen jedoch konstant bleiben (vgl. Falkowski/Popko 2002: 4). Ferner entsteht durch diese Form der Untersuchung die Gefahr der Verwechselung der Kohorteneffekte (Wirkungen auf Personen, die sich aus ihrer Kohortenzugehörigkeit ergeben) mit Alterseffekten, die sich aus der Tatsache des Älterwerdens ergeben, wie z.B. eine mit der Zeit wachsende Neigung zum Konservatismus. 3.1 Methodisches Vorgehen Zwar eignet sich für die Beschreibung eines Wandels im Bereich der Familienforschung am besten eine Paneluntersuchung, die sehr viel aussagekräftiger ist, da sie dieselben Personen mit den gleichen Variablen zu verschiedenen Zeiten befragt und damit eventuell eine Entwicklung oder Veränderung im Verhalten aufzeigen könnte. Dies war jedoch allein schon - 55 wegen der auf sechs Monate festgelegten, und nicht über Jahre geplanten Forschungszeit unmöglich. Darüber hinaus wären sogar für eine Paneluntersuchung bestimmte Informationen, wie z.B. über eine Änderung der Einstellung kurz nach der Wende, nicht zugänglich, weil dies bedeuten würde, dass man über die Ergebnisse von Untersuchungen zur Einstellung gegenüber deutsch-polnischen Ehen aus diesem Zeitraum verfügt. Solche Untersuchungen wurden aber nicht durchgeführt. Ein Panel würde allerdings die Möglichkeit bieten, eine Trendanalyse zu erstellen, weil man die Entwicklungen über die Zeit besser verfolgen kann. Die Repräsentanten der drei Generationen wurden nicht selbst befragt, sondern die Eheleute haben Angaben über deren Reaktionen auf die Eheschließung gemacht. 3.1.1 Konsequenzen des Forschungsdesigns Bedingt durch die Konstruktion des Fragebogens beschrieben die Befragten nicht ihr eigenes Verhalten, sondern das Verhalten ihrer Familiemitglieder und Freunde. Dieses Verfahren kann helfen, Effekte der sozialen Erwünschtheit auszuschließen, aber natürlich werden dadurch lediglich die von den Eheleuten wahrgenommenen Reaktionen festgehalten. Dies sollte nicht unbedingt als Nachteil gesehen werden. Denn schließlich können nur die wahrgenommenen Reaktionen des sozialen Umfeldes für die Partnerwahl relevant sein und entweder belohnende oder bestrafende Wirkung haben. Denn das Interesse der Gesellschaft, die Partnerwahl zu beeinflussen, wird auf eine Art und Weise ausgeübt, die den Partnern bewusst wird (vgl. Lautman 1973: 110). Das Interview ist so aufgebaut, dass es nach den Reaktionen unter Familienmitgliedern und in dem Freundeskreis fragt, weil diese Personen durch die bikulturellen Eheschließung betroffen sind und eine Position dazu einnehmen müssen. „Die Familie stellt in allen Gesellschaften eine zentrale soziale Instanz dar. In ihr werden gesellschaftliche Normen vermittelt, über deren Einhaltung auch im späteren Leben gewacht wird“ (Kienecker 1993: 78). Die Abhängigkeit der Einzelnen von der Familie nimmt mit der Zeit ab, jedoch kann dem Urteil der Familie eine große Bedeutung zugeschrieben werden. In dem Fragebogen wird auch nach der Einstellung der Freunde gefragt, weil deren Einfluss gleichzeitig mit der Rückgang des Einflusses der Familie an Wichtigkeit gewinnt. - 56 Die Entscheidung über das Forschungsdesign wurde durch die vorher festgelegte Fragestellung geprägt. Es ist davon auszugehen, dass die Fragestellung dieser Arbeit von einigen Befragten als heikel empfunden werden kann. Schließlich werden die Reaktionen auf die eigene Ehe, besonders wenn sie negativ und ablehnend sind, als ein Problem innerhalb der Familie empfunden. Besonders in Polen ist das Tabu des Sprechens über familiäre Probleme sehr stark verbreitet. Rund 80% der polnischen Befragten einer Studie von Jaroszewska vertraten die Meinung, dass man über die eigene Familie nicht schlecht reden darf (vgl. Jaroszewska 2003: 11). Aufgrund dessen wurde eine Methode ausgewählt, die einen face-to-face Kontakt ausschließt, damit “Interviewee might be protected from embarrassment by the physical absence of the interviewer, which could be of particular benefit when sensitive issues are being discussed. This might be particularly valuable when researching sensitive topics (…) where it might be important for the interviewer not to appear judgmental or censorious.” (Bampton/Cowton 2002: 5) Die Abwesenheit der Interviewer, die das Gefühl der Anonymität verstärken sollte, spiegelt sich natürlich auch deutlich in der Zeitdimension wider. “In relation to time, the interactions between interviewer and interviewee are likely to be asynchronous, with pauses of varying lengths between bursts of communication or ‘episodes’. (…) The time to consider their response might reduce the pressure felt by nervous interviewees” (Bampton/Cowton 2002: 6). Die Asynchronität, die durch Abwesenheit entsteht, hat auch eine Kehrseite: Es muss ein relativ großer Anreiz geschaffen werden, um die potenziellen Befragten zum Zurücksenden des Fragebogens zu motivieren. In dieser Untersuchung wurde daher viel Wert darauf gelegt, das Anschreiben so zu formulieren, dass die Befragten Interesse an dem Thema entwickeln. Das kostenlose Zuschicken der Ergebnisse wurde angeboten und darüber hinaus wurde in dem Anschreiben auch angekündigt, dass unter allen Teilnehmern Amazon Gutscheine verlost werden. In dem Anschreiben wurde auch ausführlich das Schneeballverfahren dargestellt (siehe Kapitel 3.2.1), was dazu - 57 beitragen sollte, dass der Empfänger des Briefes sich nicht als ein Endkontakt, sondern als Quelle potenzieller weiterer Kontakte sieht. Darüber hinaus und als Vorteil nicht zu unterschätzen bietet die ausgewählte Form der standardisierten Befragungsbögen die besten Voraussetzungen, um vergleichbare und leicht auswertbare Ergebnisse zu erzielen. 3.1.2 Konzeption des Fragebogens und der Pre-Test Der Fragebogen wurde nach der Durchführung von vier qualitativen Interviews mit deutsch-polnischen Ehen zusammengestellt. Die Auswertung der aus den Interviews gewonnenen Antworten hat dazu beigetragen, den ersten Entwurf des Fragebogens zu konzipieren. Dieser erste Entwurf wurde in einem Pre-Test überprüft, der geholfen hat unscharfe oder schlechte Formulierung der Fragen zu erkennen. In der Konstruktion des Fragebogens wurde darauf geachtet doppelte Verneinungen zu vermeiden und die Formulierung der Fragestellungen einfach und leicht verständlich zu machen, um es den Interviewten nicht mit unverständlichen Fachbegriffen zu erschweren, die Fragen zu beantworten (vgl. Schnell/Hill/Esser 1999: 312). Der Pre-Test wurde bei Anwesenheit der Interviewerin durchgeführt, so dass potenzielle Schwierigkeiten oder Ungenauigkeiten erkannt werden konnten. Denn die für die Untersuchung vorgesehene Form (E-Mail, Web-survey, Brief) würde den Austausch von Kommentaren und Verbesserungsvorschlägen erschweren. Dank des Pre-Tests konnten ein paar nach Meinung der Befragten zu komplexe Sätze vereinfacht werden. Da die Zielgruppe der Untersuchung zur Hälfte aus Ausländern bestand, war es notwendig, die Fragen möglichst einfach zu formulieren. Der Fragenkomplex wurde noch einmal überarbeitet und überflüssige Fragen gestrichen, sowie einige umformuliert. Auch die Anzahl der offenen Fragen wurde wegen eines möglichen abschreckenden Effektes auf die Personen, die Deutsch nicht so gut beherrschen, reduziert. Nach dem Pre-Test wurde ferner eine tabellarische Form der Antworten eingeführt, um den Fragebogen auch optisch zu verkürzen. - 58 3.1.3 Fragebogengestaltung So entstand ein Fragebogen, der zum größten Teil aus geschlossenen Fragen, so genannten „Multiple-Choice-Questions“ (vgl. Schnell/Hill/Esser 1999: 312). bestand, wobei bei einigen Fragen Mehrfachantworten möglich waren. 3.2 Beschreibung der Feldarbeit und der Online Befragung 3.2.1 Stichprobenauswahl Da kein Register zu deutsch-polnischen Ehen zur Verfügung steht, wurde die Entscheidung getroffen, ein „Schneeballverfahren“ zu nutzen, um möglichst viele deutsch-polnische Ehen für die Befragung zu erreichen. Ein „Schneeballverfahren“ wird häufig zur Befragung einer seltenen Population benutzt (vgl. Fuchs 2000: 65ff). "Schneeballverfahren" bezeichnet eine Technik, die einen oder mehrere bekannte Ausgangspunkte sucht, und von deren Hinweisen aus weiterforscht. Für die vorliegende Untersuchung dienten vor allem die Kontaktdaten der Deutsch-Polnischen Gesellschaften als Ausgangspunkt. Es wurde angenommen, dass die dort aktiven Personen einige deutsch-polnische Ehen kennen und die Anfrage an diese weiterleiten. Ein Schneeballverfahren bietet keinen Zugang zu einer zufälligen Stichprobe, deshalb sind die Aussagen der Untersuchung lediglich für die Stichprobe gültig. Die Befragung deutsch-polnischer Ehen wurde Anfangs ausschließlich in Hamburg gestartet und dann wegen der nicht genügenden Zahl der Antworten Deutschlandweit durchgeführt. Im Rahmen des Schneeballverfahrens wurden alle deutsch-polnische Gesellschaften, Organisationen, die in ihrer Arbeit deutsch-polnische Beziehungen thematisieren, und einige Sprachschulen, die Deutsch- oder Polnischkurse anbieten, angeschrieben. Für eine Liste siehe Appendix: Liste der Startkontakte des Schneeballverfahrens, Seite 115. In dem Anschreiben (siehe Appendix: Beispielanschreiben zur Umfrage, Seite 113) wurde das Ziel der Arbeit und der Verlauf des Schneeballverfahrens erklärt, und es beinhaltete die Bitte, den Brief an bekannte deutsch-polnische Ehen weiterzuleiten. Es wurde angekündigt, dass ein Web-Survey auf der Webseite www.deutsch-polnische-ehen.de zugänglich ist, und es wurde angeboten, den Fragebogen alternativ auch als PDF Datei oder in Papierform zu verschicken. Deutsch-Polnische Gesellschaften, die lediglich postalisch zu - 59 erreichen waren, haben auch einen Fragebogen mit der Bitte um Vervielfältigung in Papierform zugeschickt bekommen. Die Reichweite des Forschungsdesigns hängt mit der Heterogenität bezüglich des Alters der angeschriebenen Personen zusammen. Da die Mitglieder der Deutsch-Polnischen Gesellschaften tendenziell älter sind31, wurden auch die „Jungen Ost-Europa Experten“ (www.joe-list.de) angeschrieben, darüber hinaus wurden die Informationen an Universitäten und in Sprachschulen verteilt. Die Rücklaufquote war sehr hoch, auch die Schnelligkeit der Antworten und Anzahl der Nachfragen war viel höher als erwartet. Leider wurde sehr schnell festgestellt, dass die Personen, die den Fragebogen ausgefüllt haben, überdurchschnittlich häufig einen Studienabschluss hatten. Da ein Zusammenhang mit der Auswahl der Adressen vermutet wurde, die am Anfang des Schneeballverfahrens angeschrieben worden waren, wurde eine neue Adressenliste angefertigt. Diese Liste beinhaltete polnische Zeitungen und Radiosender, Polonia-Klubs, polnische Sport-Vereine, polnische Restaurants und polnische Kirchen in der Hoffnung, dadurch mehr Personen ohne Hochschulabschluss anzusprechen. Leider wurde schnell deutlich, dass im Gegenteil zu den Deutsch-Polnischen Gesellschaften und anderen Organisationen, die sich für deutsch-polnische Verhältnisse interessieren, die Rücklaufquote sehr gering gewesen ist. Vermutlich lag der hohe Anteil an Hochschulabsolventen auch daran, dass die postalische Befragung, die für ältere bzw. weniger gebildete Befragte32 gedacht gewesen ist, wenig in Anspruch genommen wurde. Dies könnte unter anderem daran gelegen haben, dass die Befragten selbst die Porto-Kosten für die Rücksendung übernehmen mussten. Der Web-Survey hingegen hat den Befragten die Möglichkeit gegeben, die Umfrage schnell und ohne zusätzliche Ausgaben auszufüllen. Ferner waren die durch den Web-Survey im Gegensatz zu den postalisch gewonnenen Daten zu 100 Prozent auswertbar, weil dieser ein Auslassen, Übersehen oder undeutliches Markieren der Fragen verhindert hat. Leider kann ein Web-Survey nicht für Befragungen aller Personengruppen angewendet werden. Denn um ältere Personen oder Personen, die keinen 31 Die Deutsch-Polnischen Gesellschaften wurden verstärkt in den 70er Jahren gegründet und bestehen noch heute aus vielen Mitgliedern aus den Gründungzeiten. 32 Es wird vermutet, dass diese Personen seltener einen Rechner besitzen. - 60 Rechner oder keinen Internetanschluss haben, zu befragen ist ein Web-Survey ungeeignet. Deswegen wurden in dieser Untersuchung unterschiedliche Techniken benutzt, um möglichst viele Personen anzusprechen. 3.2.2 Ablauf der Online Befragung Bei einer Online-Befragung ist es von Wichtigkeit, ein übersichtliches und robustes Design zu verwenden (vgl. Welker/Werner/Scholz 2005: 89). Deshalb wurden in der Befragung Scrollbalken möglichst vermieden und um die Lesbarkeit zu erhöhen auf eine Hintergrundfarbe und sonstige Verzierungen verzichtet33. Im ersten Teil wurde die Anonymität der Befragung versichert. Danach wurden generelle Fragen bezüglich der deutsch-polnischen Eheschließung gestellt (vgl. Abbildung 3-1). Abbildung 3-1: Fragebogen, Generelle Fragen zum Kennenlernen Im zweiten Teil folgten Fragen zur Akzeptanz der Ehe im sozialen Umfeld. Sie wurden anfangs ganz generell gehalten, um es den Befragten zu erleichtern, 33 Die präsentierten Sceenshots (siehe Abbildung 3-1 bis Abbildung 3-4 auf den Seiten 60 bis 62) dienen der beispielhaften Schilderung des Forschungsdesigns, der vollständige Fragebogen befindet sich im Appendix: Fragebogen auf Seite 104. - 61 sich an die Zeit, in der die Eheschließung bekannt gemacht wurde, zu erinnern (vgl. Abbildung 3-2). Abbildung 3-2: Fragebogen, Frage zur Reaktion der Familien Im Pre-Test wurde festgestellt, dass ein sehr langer Fragebogen die Abbruchwahrscheinlichkeit deutlich erhöht. Deshalb wurde in der Untersuchung darauf geachtet, dass sogar komplexe Fragen möglich knapp und übersichtlich dargestellt werden. Dies gelang durch ein Tabellenformat (vgl. Abbildung 3-3 und Abbildung 3-4): - 62 - Abbildung 3-3: Fragebogen, Beispielfrage in Tabellenform I Abbildung 3-4: Fragebogen, Beispielfrage in Tabellenform II Während der Untersuchung wurde ein Vorteil der schriftlichen Version der Umfrage deutlich: die Befragten haben häufiger die Möglichkeit benutzt, etwas - 63 durchzustreichen oder eine ausführliche Beschreibung auf die Rückseite zu schreiben. Daraus konnte man z.B. ersehen, dass der jüngere Bruder positiv reagiert hat, der ältere eher negativ. Da im Web-survey alle Brüder als eine Kategorie erfasst wurden, ist davon auszugehen, dass die Befragten die durchschnittliche Einstellung angegeben haben. Auch erst dank den schriftlichen Umfragen ist eine Unvollständigkeit in der Kategorisierung der Familienmitglieder aufgefallen. Vor allem für zum zweiten Mal heiratende Geschiedene und Verwitwete war die Reaktion Ihrer Kinder sehr relevant. Dies wurde aus zwei Gründen in der folgenden Analyse außer Acht gelassen: Erstens, weil die Anzahl der Geschiedenen und Verwitweten in der Stichprobe sehr klein gewesen ist und die Aufzeichnung eines Trends unmöglich wäre. Zweitens, weil die negativen Reaktionen der Kinder auf eine bikulturelle Eheschließung eines Elternteils nicht unbedingt durch die Bikulturalität, sondern durch eine generelle Ablehnung des zweiten Partners verursacht werden können (vgl. Becker 2001: 14). Als sehr nützlich hat sich das leere Feld am Ende der Umfrage erwiesen. Fast 80% der Befragten haben die Möglichkeit genutzt, um zusätzliche Anmerkungen mitzuteilen. Sehr häufig waren es Informationen, die anhand der Umfrage nicht geprüft wurden, die jedoch eine ausschlaggebende Rolle für die Einstellung gegenüber der deutsch-polnischen Ehe spielten (z.B. eine Schwangerschaft). Der Zeitraum der Erhebung wurde an das Format der Untersuchung angepasst und betrug zwei Monate (von Anfang Februar bis zum Ende März). „Feldzeit von Online-Befragungen sollte untersuchungsspezifisch so ausreichend bemessen werden, dass alle zur Zielgruppe gehörenden Personen eine Chance haben, an der Befragung teil zu nehmen.“ (Welker/Werner/Scholz 2005: 78) Kurze Feldzeiten können zu einer Verzerrung der Stichprobe führen, weil Personen, die das Internet lediglich unregelmäßig benutzten, zwangsläufig eine geringere Auswahlwahrscheinlichkeit aufweisen. Untersuchungen bestätigen, dass es bei Online-Befragungen zu einer bestimmten Form von Drop-outs34 34 Personen, die den Fragebogen gar nicht oder nicht vollständig ausgefüllt haben. - 64 kommt. Laut Bosnjak treten insbesondere „Luker“, also Personen, die den Fragebogen aus Neugier anschauen, jedoch keine einzige Frage beantworten, bei Online-Befragungen auf (vgl. Bosnjak 2003: 60). Um dies zu verhindern wurden in der Umfrage Blockaden eingebaut, die das Anschauen der nächsten Frage nur dann ermöglichten, wenn die vorherige Frage vollständig beantwortet worden ist. Da auch die Zeit eine ausschlaggebende Rolle bei der Befragung spielt, wurde in der Untersuchung ein Fortschrittsbalken eingebaut, der „während der Befragung positiv auf die Motivation der Befragten wirkt.“ (Welker/Werner/Scholz 2005: 79). Um die Benutzer zum vollständigen Ausfüllen der Unfrage zu bewegen, wurden zusätzliche Anreize geschaffen. Erst am Ende der Umfrage wurde das Hinterlassen der Adresse ermöglicht, die eine Voraussetzung für die Teilnahme an der Verlosung der Amazon Gutscheine gewesen ist. Auch der Erhalt der Ergebnisse der Untersuchung wurde mit der Vollständigkeit des Fragebogens verknüpft. Die Einführung von Abbruchbarrieren war bei der schriftlichen Version der Befragung unmöglich, was sichtlich die Qualität der Daten beeinflusst hat. Viele Fragebogen wurden unvollständig zurückgeschickt, was ihre Auswertung erschwerte. Dies steht im Widerspruch zu zahlreichen Untersuchungen, die nahezu gleiche Qualität von Online und Paper und Pencil- Umfragen aufweisen (vgl. Batinic 2003: 145ff). Die Online-Befragung hat viele Vorteile. Sie ermöglicht sowohl Laufzeit- und Fehlerkontrolle als auch Plausibilitätstests, ohne Kosten für den Versand zu verursachen. Es gibt jedoch eine Reihe von Nachteilen, die nicht ausgeblendet werden dürfen. Bei einer Online-Befragung ist keine Incentivierung im Voraus möglich, und es besteht auch der Anspruch, dass der Befragte die Technik beherrscht. Diese Nachteile führen dazu, dass die Antwortrate bei der OnlineBefragung häufiger geringer ist (vgl. Welker/Werner/Scholz 2005: 80f). Die Rücklaufquote der Online-Befragung, die für diese Arbeit durchgeführt worden ist, kann wegen des Schneeballverfahrens nicht ermittelt werden. Bei der Befragung sind die angeschriebenen Personen gebeten worden, die Umfrage weiterzuleiten. Daher ist nicht feststellbar, wie viele Personen von der Umfrage erfahren haben. Es war jedoch ein großer Vorteil der Online-Befragung, dass das Schneeballverfahren einfach und ohne zusätzliche Kosten genutzt werden konnte. - 65 3.3 Auswertung und Analyse der Befragungsergebnisse 3.3.1 Beschreibung der Stichprobe An der Untersuchung zum Thema deutsch-polnische Ehen haben 208 Personen teilgenommen, die selbst von der Thematik betroffen sind bzw. waren. Bei der Umfrage lässt sich ein kleiner Frauenüberschuss verzeichnen (56% zu 44%), was überraschend ist, wenn man die Form der Umfrage berücksichtigt. Schließlich wird häufig behauptet, dass die elektronische Form der Untersuchung zu einer Verzerrung der Stichprobe zu Gunsten der Männer führt (vgl. Welker/Werner/Schloz 2005: 81). Sehr ähnlich waren auch die Herkunftsländer in der Stichprobe vertreten. Polen haben mit 53% häufiger die Umfrage ausgefüllt. Diese Kombination (Frauenüberschuss und mehr polnische Befragungsteilnehmer) sollte nicht überraschend sein, wenn man die große geschlechterspezifische Asymmetrie des Heiratsverhaltens berücksichtigt. Laut des Sechsten Familienberichts werden nahezu sechsmal häufiger Ehen zwischen einem deutschen Mann und einer polnischen Frau geschlossen als Ehen, in denen der Mann aus Polen und die Frau aus Deutschland kommt (vgl. Sechster Familienbericht 2000: 82f). Diese Asymmetrie konnte auch in dieser Untersuchung festgestellt werden, in der Ehen unter deutschen Männern und polnischen Frauen 4,7 mal häufiger vorkamen als Ehen, in denen die Frau deutscher Herkunft war. Herkunftsland und Geschlecht der Befragten % der Gesamtzahl Geschlecht Männlich Weiblich Herkunftsland Deutschland 36,6% 10,2% Polen 7,3% 45,9% Gesamt 43,9% 56,1% Tabelle 3-1: 3.3.1.1 Gesamt 46,8% 53,2% 100,0% Herkunftsland und Geschlecht der Befragten Alter der Befragten Das durchschnittliche Alter betrug 37,2 Jahre. Unter weiblichen Befragten war es 34,8 und unter männlichen 40,3 Jahre. - 66 - Alter der Befragten 60 50 40 30 Prozent 20 10 0 1920-1929 1940-1949 1930-1939 1960-1969 1950-1959 1980-1989 1970-1979 Geburtsjahr Abbildung 3-5: Alter der Befragten In den Siebzigern geborene Befragte waren deutlich überrepräsentiert. Die Verteilung der Befragten in Altersgruppen spiegelt ziemlich genau die zeitliche Entwicklung deutsch-polnischer Ehen wieder, deren Anzahl in den Neunzigern angefangen hat deutlich zu steigen. Natürlich sollte man in diesem Fall eine mögliche Verzerrung durch das Format der Untersuchung ansprechen. Die jüngeren Personen, die häufiger über einen Internetanschluss verfügen, konnten die Umfrage Online ausfüllen und schnell und ohne zusätzliche Kosten verschicken. Ältere Personen die häufiger keinen Internetzugang haben mussten die Papier-Version anfordern und nach dem Ausfüllen auch zurückschicken. Es ist zu vermuten, dass die größere Hürde die Anforderung der Umfrage stellte, da die Rücklaufquote unter den angeforderten Fragebögen mit 80 Prozent sehr hoch war, was heißt, dass diejenigen, die eine Umfrage schriftlich angefordert und erhalten haben, sie in den meisten Fällen auch zurück gesandt haben. 3.3.1.2 Heiratsjahr Das Alter der Personen in der Stichprobe hängt mit der zeitlichen Verteilung der Eheschließungen zusammen, d.h. dass Personen, die vor etlichen Jahren geheiratet haben, sind heute tendenziell älter als diejenigen, die erst vor kurzem geheiratet haben. Ehen, die ab dem Jahr 2000 geschlossen worden sind, stellten die Mehrheit dar (siehe Abbildung 3-6). - 67 - Heiratsjahr 50 40 30 Prozent 20 10 0 1960-1964 1970-1974 1965-1969 1980-1984 1975-1979 1990-1994 1985-1989 2000-2004 1995-1999 2005- Heiratsjahr Abbildung 3-6: Heiratsjahr der Befragten Die Rückmeldungen und das Interesse der Deutsch-Polnischen Gesellschaften, die als Ausgangsquellen für das Schneeballverfahren dienten, waren deutlich spürbar, während aus anderen potenziellen Quellen (polnische Webseiten, polnische Restaurants, Sprachschulen und Aushänge an der Universität) wenige Rückmeldungen wie Nachfragen, Bemerkungen etc. kamen. Der Überschuss junger Menschen und junger Ehen war wider den Erwartungen, denn die Deutsch-Polnischen Gesellschaften haben unter ihren Mitgliedern häufiger ältere Personen. Dies bedeutet, dass die Umfrage entweder von den Deutsch-Polnischen Gesellschaften auch an jüngere Paare weitergeleitet wurde, oder die genannten alternativen Quellen, aus denen kaum Rückmeldungen kamen, doch viele jüngere Menschen erfolgreich erreicht haben. 3.3.1.3 Ein Altersunterschied weiteres Ergebnis verschiedener Untersuchungen ist, dass der Altersunterschied zwischen den Partnern in interkulturellen Ehen größer ist als in homogenen Ehen. Vor allem deutsch-ausländische Partnerschaften mit deutschen Männern weisen einen im Durchschnitt größeren Altersabstand auf (Sechster Familienbericht 2000: 87). Da deutsch-polnische Ehen eine sehr stark ausgeprägte Asymmetrie zugunsten der Ehen zwischen Polinnen und - 68 deutschen Männern zeigen, war in diesem Fall zu erwarten, dass der Altersabstand höher als bei homogenen Ehen sein wird. Der im Durchschnitt nachgewiesene Altersunterschied von über fünf Jahren ist fast Doppelt so groß wie der Altersabstand in homogenen Ehen (siehe Abbildung 3-7). Altersunterschied 50 40 30 20 Prozent 10 0 0-2 3-5 6-8 9-11 12-14 15-17 18-20 24-26 Abbildung 3-7: Altersunterschied der Befragten 3.3.1.4 Heiratsalter Das durchschnittliche Heiratsalter betrug unter Frauen 28 und unter Männern 32 Jahre. Damit entspricht es ziemlich genau dem durchschnittlichen Heiratsalter im Jahr 2000 unter homogenen deutschen Ehen (Familie im Spiegel der amtlichen Statistik 2003: 7). Es ist jedoch zu beachten, dass sich in der Stichprobe auch Ehen befanden, die vor dem Jahr 1990 oder in der ersten Hälfte der Neunziger Jahre geschlossen wurden, als Eheschließungen durchschnittlich noch über zwei Jahre früher geschlossen wurden. Das führt zu der Aussage, dass das Heiratsalter in der Stichprobe höher als das bundesweite durchschnittliche Heiratsalter gewesen ist. Dies sollte allerdings nicht überraschend sein, wenn man die Zusammensetzung der Stichprobe bezüglich des höchsten Bildungsabschlusses berücksichtigt (thematisiert im Kapitel 3.3: Auswertung und Analyse der Befragungsergebnisse). Schließlich - 69 heiraten Akademiker später als geringer qualifizierte35 (vgl. Nave-Herz 1999: 37ff). 3.3.1.5 Länge der Bekanntschaft Man konnte feststellen, dass sich die Personen tendenziell vor der Eheschließung ziemlich kurz kannten: 45 Prozent der Befragten kannten sich weniger als drei Jahre bevor sie ihre Ehe geschlossen haben (siehe Abbildung 3-8). Länge der Bekanntschaft vor der Eheschließung 30 20 Prozent 10 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 >10 Abbildung 3-8: Länge der Bekanntschaft vor der Eheschließung Die kürzere Zeitspanne zwischen dem Kennenlernen und der Eheschließung bei deutsch-polnischen Eheschließungen kann auf das Aufenthaltsrecht zurückgeführt werden, nach dem es bis zur Osterweiterung der EU den polnischen Bürgern nicht erlaubt war, länger als sechs Monate in Deutschland zu bleiben. Auch die gesetzliche Erschwerung der Arbeitsaufnahme schränkt die Möglichkeit zum Zusammenleben und Führen einer nicht- ehelichenLebensgemeinschaft stark ein (vgl. Swiatkowski 2001: 258). 35 Längere Bildungs- und Ausbildungsphasen ermöglichen erst in höherem Lebensalter materielle Sicherheit und führen dadurch zu einem höheren Heiratsalter. - 70 3.3.1.6 Familienstand vor der Eheschließung Die Stichprobe zeigte eine große Homogenität bezüglich des Familienstandes vor der Eheschließung. Wider Erwarten gab es in der Stichprobe sehr wenige Geschiedene und Verwitwete. Schließlich wurde häufig vermutet, dass diese Personen verstärkt eine interkulturelle Ehe eingehen (vgl. Eshleman 1974: 280ff). Darüber hinaus bestätigte die Untersuchung deutsch-polnischer Ehen von Jaroszewska diese Aussage eindeutig (vgl. Jaroszewska 2003: 102). Familienstand der Befragten vor der Eheschließung 100 80 60 40 Herkunftsland Prozent 20 Deutschland Polen 0 Getrennt/geschieden Ledig Verwitwet Abbildung 3-9: Familienstand der Befragten vor der Eheschließung Wie aus Abbildung 3-9 ersichtlich ist, stellen in beiden Gruppen ledige Personen die überwiegende Mehrheit dar. Mit fast 90% haben sie um 10% den Anteil der Ledigen unter homogenen Partnern überschritten (vgl. Statistik: Familienwissenschaftliche Forschungsstellen im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg). Der kleine Anteil der geschiedenen Personen in der Untersuchung unterscheidet sich deutlich von Ergebnissen, die Jaroszewska (vgl. Jaroszewska 2003: 102) in ihrem Aufsatz zum Thema deutsch-polnische Ehen erzielte, in dem sie eine hohe Rate der Geschiedenen gezeigt hat. 3.3.1.7 Ort des Kennenlernens Die Partner haben sich zum großen Teil in Deutschland kennen gelernt (siehe Abbildung 3-10). Überraschend ist jedoch, dass diese Tendenz unter polnischen Staatsbürgern stärker als unter den deutschen ausgeprägt war, die - 71 wiederum um fast 10% häufiger dem Ehepartner in Polen begegnet sind. Jedes zehnte Paar hat Ihre Bekanntschaft weder in Polen noch in Deutschland angefangen, sei es in einem anderen Land (8%) oder im Internet (2%). Ort des Kennenlernens 80 70 60 50 40 30 Prozent 20 Herkunftsland 10 Deuts chland Polen 0 A ndere In Deuts chland In Polen Abbildung 3-10: Ort des Kennenlernens 3.3.1.8 Sprachkenntnisse Bei der Antwort auf die Frage nach der Kenntnis der Muttersprache des Partners war zu erwarten, dass deutsche Sprachkenntnisse auf der polnischen Seite stärker geprägt sein werden, weil die Sprache in der Schule und auf zahlreichen Sprachkursen in Polen gelernt wird. Die polnische Sprache gehört ganz im Gegenteil dazu zu den wenig populären in Deutschland. - 72 - Kenntnis der Muttersprache des Partners 60 50 40 30 20 Prozent Herkunftsland 10 Deuts chland 0 Polen Gar nicht Sc hlecht Gut Sehr gut Abbildung 3-11: Kenntnis der Muttersprache des Partners Die Untersuchung hat gezeigt (siehe Abbildung 3-11), dass jeder zweite Deutsche überhaupt keine Kenntnisse der polnischen Sprache hatte. In der polnischen Gruppe dagegen sprach jede zweite Person sehr gut und jede Vierte gut deutsch. 10% der Deutschen gaben an, zur Zeit der Eheschließung die polnische Sprache sehr gut zu beherrschen. In diesem Fall ist es nicht auszuschließen, dass es sich um Spätaussiedler handelt. Schließlich sollen diese laut dem Sechsten Familienbericht verstärkt Ehen mit polnischen Bürgern eingehen (vgl. Sechster Familienbericht 2000:83). Wenn man die Verteilung der Sprachkenntnisse innerhalb der Ehe analysiert, kommt man zu folgenden Ergebnissen: In fast jeder vierten Ehe, in der der deutsche Partner keine Kenntnisse der polnischen Sprache hatte, hat auch der polnische Partner kein Deutsch gesprochen bzw. die deutsche Sprache nur schlecht gekannt (vgl. Tabelle 3-2). - 73 - Sprachkentnisse in der Ehe - Kreuztabelle % von Sprachkenntnisse Kenntnis der polnischen Sprache unter Deutschen Gesamt Tabelle 3-2: Gar nicht Schlecht Gut Sehr gut Kenntnis der deutschen Sprache unter Polen Gar nicht Schlecht Gut Sehr gut 11,5% 12,5% 29,8% 46,2% 2,1% 16,7% 22,9% 58,3% 5,9% 14,7% 29,4% 50,0% 5,3% 10,5% 15,8% 68,4% 7,8% 13,7% 26,8% 51,7% Kreuztabelle zu Sprachkenntnissen in der Ehe Es ist vorzustellen, dass Ehen, in denen die Kommunikation durch die gegenseitigen geringen Kenntnisse der Muttersprache des Partners erschwert ist, negativere Reaktionen hervorrufen werden, weil nicht nur die Eheleute selbst, sondern auch die Familien nur begrenzte Möglichkeiten haben, den Partner aus Polen bzw. aus Deutschland kennen zu lernen. Die Überprüfung dieser These wurde vorgenommen. Die Stichprobe wurde in drei Gruppen unterteilt: Zur ersten Gruppe gehören die Ehen, in der beide Eheleute vor der Eheschließung die Sprache des Partners schlecht oder gar nicht kannten. Zu der zweiten Gruppe wurden die Ehen zugeordnet, in der beide Personen die Sprache des Partners sehr gut oder gut kannten. Die dritte Gruppe bilden alle übrigen Ehen, in denen nur einer der Partner die Sprache des anderen sehr gut oder gut kennt. Die Analyse betrachtet die ersten zwei Gruppen im direkten Vergleich. Die Ergebnisse der Ausprägungen der Reaktionen im sozialen Umfeld sind in Abbildung 3-12 gegenübergestellt. Reaktionen auf Ehen in denen beide Ehepartner vor der Eheschließung die Sprache der Partner sehr gut oder gut kannten 30 30 20 20 10 10 Prozent Prozent Reaktionen auf Ehen in denen beide Ehepartner vor der Eheschließung die Sprache der Partner gar nicht oder schlecht kannten 0 ) ++ (+ tiv si po hr Se +) (+ t iv si ) Po (+ tiv si po er Eh o) l( ra ut ) (Ne tiv ga ne er Eh -) (tiv ) ga -(Ne t iv ga ne hr Se ) ++ (+ tiv si po hr Se +) (+ t iv si ) Po (+ tiv si po er Eh o) l( ra ut ) (Ne tiv ga ne er Eh -) (tiv ) ga -(Ne t iv ga ne hr Se Abbildung 3-12: Reaktionen auf Sprachkenntnissen 0 die Ehe differenziert nach - 74 Die aufgestellte These konnte in der Untersuchung Bestätigung finden. Zwar betrug der Anteil der positiven Reaktionen auf Ehen, in denen beide Eheleute die Muttersprache des Partners gar nicht oder schlecht beherrschen fast 25%. Ein Vergleich mit den Reaktionen auf Ehen, in denen beide Eheleute die Sprache des Partners beherrschen gibt aber einen eindeutigen Hinweis darauf, dass die Kenntnis der Muttersprache des Partners eine positive Auswirkung auf die Reaktionen des sozialen Umfeldes hat. 3.3.2 Prüfung der Theorien Anhand der erworbenen Daten sollte überprüft werden, wie zutreffend die bereits präsentierten Theorien zu Mischehen auch für den Fall der deutschpolnischen Ehen sind. 3.3.2.1 Wohnort vor dem Kennenlernen Laut der Untersuchungen von Jaroszewska und Swiatkowski kommt die Mehrheit der nach Deutschland gezogenen polnischen Ehepartner aus Großstädten. Ehemalige Einwohner der Kleinstädte und Dörfer sind dagegen sehr selten vertreten (vgl. Jaroszewska 2003: 43, Swiatkowski 1997: 258). Die These, dass die Personen, die eine interkulturelle Ehe eingehen, zum großen Teil vor dem Kennenlernen in Großstädten gewohnt haben, konnte auch in dieser Untersuchung bestätigt werden (siehe Abbildung 3-13). Sowohl unter polnischen als auch deutschen Befragten hat mehr als die Hälfte vor dem gegenseitigen Kennenlernen in Großstädten36 gewohnt. Jede vierte Person lebte in einer Mittelgroßenstadt. Lediglich 18% der Polen und 25% der Deutschen nannten „Kleinstadt“ oder „Land“ als ihren Wohnort vor dem Kennenlernen. Die geringe Anteil ehemaliger Einwohner von Kleinstädten und Dörfern ist durch die geringe Möglichkeit der Begegnung mit Ausländern zu erklären. 36 Aufgrund der strukturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Polen (polnische Städte sind tendenziell kleiner), die auch eine Auswirkung auf die Zuordnung einer Stadt (als Großoder Mittelgroß- oder Kleinstadt) hat, wurden in der Umfrage keine Angaben zur Anzahl der Einwohner gemacht (siehe Umfrage Seite 104). In der Antwort war die individuelle Einschätzung relevant. - 75 - Wohnort vor dem Kennenlernen 70 60 50 40 30 20 Prozent Herkunftsland 10 Deutschland 0 Polen Ländlich Stadt: Klein Stadt: Mittel Stadt: Groß Abbildung 3-13: Wohnort vor dem Kennenlernen 3.3.2.2 Bildungsabschluss der Befragten Die in dem sechsten Familienbericht aufgestellte These (vgl. Sechster Familienbericht 2000: 86), dass interkulturelle Ehen vor allem unter Personen mit einem höheren Bildungsabschluss geschlossen werden, konnte anhand der Daten bestätigt werden37 (siehe Abbildung 3-14). Bildungsabschluss der Befragten 80 60 40 Prozent 20 0 Keiner Mittlere Reife Haupt-/ Volks schule Abitur Fachhochschulreife Hochschulabs chluss Abbildung 3-14: Bildungsabschluss der Befragten 37 Fast 80% der Befragten haben einen Hochschulabschluss als ihren höchsten Abschluss genannt, und der Anteil der Personen, die weder Hochschulabschluss noch Abitur haben war mit ca. 15% sehr gering. - 76 In diesem Fall kann es sich aber um eine Verzerrung handeln. Das Schneeballverfahren wurde verstärkt unter Vereinen, die sich für deutschpolnische Verhältnisse einsetzen (deutsch-polnische Gesellschaften, Junge Osteuropaexperten), aktiviert. Da das soziale Engagement zum großen Teil mit einem höheren Bildungsabschluss korreliert, kann der große Anteil der Akademiker in der Stichprobe auf die primären Quellen des Schneeballverfahrens zurückgeführt werden. Der Versuch, die geringe Anzahl Personen mit einem niedrigeren Bildungsniveau auszugleichen, wurde vorgenommen, indem polnische Zeitschriften und Internetforen angeschrieben wurden. Allerdings wurden dadurch lediglich vereinzelte Antworten gewonnen entweder wurde kein großes Interesse erweckt, oder die Zielgruppe nicht erreicht. 3.3.2.2.1 Homogenität der Bildungsniveaus der Partner Die in dem Sechsten Familienbericht aufgestellte These, laut derer eine Asymmetrie der Bildung38 unter Mischehen sehr häufig festzustellen ist (Sechster Familienbericht 2000: 86) konnte nicht bestätigt werden39. Die deutsch-polnischen Ehen in dieser Untersuchung zeigen eine eindeutige Homogenität bezüglich des Bildungsniveaus. Wie man der Abbildung 3-15 entnehmen kann, hatten 65% der Befragten das gleiche Bildungsniveau. 38 Mit einem höheren Bildungsstand der ausländischen Partner In der Untersuchung von Jaroszewska waren die Unterschiede ganz deutlich: die polnischen Partner haben zur Hälfte einen Hochschulabschluss gehabt, unter den Deutschen hatten dagegen lediglich 30% der Befragten einen höheren Bildungsabschluss. 39 - 77 - Unterschiede bezüglich des Bildungsniveaus 70 60 50 40 30 Prozent 20 10 0 Gleiche Bildung Kleiner Unter schied Großer Unter schied Abbildung 3-15: Unterschiede bezüglich des Bildungsniveaus der Befragten Mehr als 20% der befragten Ehepaare weisen einen kleinen Unterschied40 bezüglich des Bildungsabschlusses auf, in fast 20% der Fälle war der Bildungsunterschied groß41. 3.3.2.2.2 Homogenität der Bildungsniveaus der Partner und die Reaktion des Umfeldes Interessent ist es, zu untersuchen, ob die Homogenität oder Heterogenität der Bildung mit den Ausprägungen der Reaktionen des Umfeldes korreliert. 40 Als eine kleine Bildungsdifferenz wurde ein Unterschied um einen Bildungsgrad bezeichnet Als eine große Bildungsdifferenz wurde ein Unterschied um mehr als einen Bildungsgrad bezeichnet 41 - 78 - Korrelation der Reaktion des Umfeldes mit der Bildungsdifferenz 30 20 Bildungsdifferenz Prozent 10 Gleiche Bildung Kleiner Unter schied Großer Unter schied 0 ) ++ (+ tiv si po hr Se +) (+ t iv ) si (+ Po tiv si po er Eh o) l( ra ) (ut Ne tiv ga ne er Eh -) () tiv -ga (Ne t iv ga ne hr Se Abbildung 3-16: Korrelation der Bildungsdifferenz Reaktion des Umfeldes mit der Wie aus Abbildung 3-16 ersichtlich, hängen die Reaktionen des Umfeldes leicht mit der Bildungsdifferenz zusammen. Die Ehen, in denen Partner sich bezüglich des Bildungsabschlusses deutlich voneinander unterscheiden, sind tendenziell mit einer leicht negativeren Reaktion konfrontiert worden. 3.3.2.3 Religiosität In der Forschung zum Thema Intermarriage wurde festgestellt, dass besonders wenig oder gar nicht religiöse Personen eine interkulturelle Ehe eingehen. Diese These wurde nicht nur mit der Tatsache erklärt, dass die negative Einstellung der Kirchen zu konfessionsverschiedenen42 Ehen die gläubigen Kirchenmitglieder von solch einer Eheschließung abhalten kann, sondern auch damit, dass religiöse Personen ein stärker ausgeprägtes Kollektivismusgefühl haben und sie deshalb seltener gegen in der Gesellschaft akzeptierte und vorgeschriebene Regeln handeln (Religiousness of Poles on the turn of the century 2001: 4). 42 Deutsch-polnischen Ehen müssen nicht zwingend konfessionsverschieden sein. - 79 - Religiösität 60 50 40 30 20 Prozent Herkunftsland 10 Deuts chland 0 Polen Keine A ngabe Eher nicht Überhaupt nicht Sehr r eligiös Religiös Abbildung 3-17: Religiosität der Befragten Wie aus Abbildung 3-17 ersichtlich haben sich mehr als 60% der polnischen Befragten als religiös bzw. sehr religiös bezeichnet. Hingegen haben sich 60% der Deutschen und 30% der Polen als überhaupt nicht oder eher nicht religiös bezeichnet. Der Anteil der Ungläubigen ist für Polen tatsächlich höher als erwartet, jedoch lässt sich dies auf den großen Anteil der Akademiker zurückführen. Der Anteil der gläubigen Personen an der Gruppe mit einem höheren Bildungsabschluss ist auch in Polen geringer (vgl. Religiousness of Poles on the turn of the century 2001: 6). Die These, dass eher wenig religiöse Personen eine interkulturelle Ehe eingehen, fand in diesem Fall keine Bestätigung. Es ist jedoch zu beachten, dass sie am Anfang der Forschungsgeschichte zum Thema Intermarriage aufgestellt wurde. Seitdem hat sich die Rolle der Kirche in der Gesellschaft deutlich geändert, und es wäre überhaupt zu untersuchen, ob diese These bei den heutigen geänderten Verhältnisse noch zutreffend ist. 3.3.2.4 Ähnlichkeit der sozialen Schicht Laut der Summations-Theorie (siehe Kapitel 2.2.6.2: 30) beeinträchtigt eine Vielzahl von Unterschieden zwischen den Eheleuten die Ehestabilität. Die Differenzen bezüglich der Nationalität werden deshalb durch Ähnlichkeiten bezüglich anderer Merkmale ausgeglichen. Gleichartigkeit der Sozialschichtzugehörigkeit sollte eine wichtige ausgleichende Rolle spielen und - 80 es gibt schon Aufsätze, die ihr sogar eine größere Rolle als der Nationalherkunft zuschreiben (vgl. Müller-Dincu 1981:45). In der Untersuchung lässt sich eine starke Homogenität der sozialen Herkunft erkennen43: Ähnlichkeit der sozialen Schicht 60 50 40 30 Prozent 20 10 0 Gar nicht ähnlich Unentsc hieden Nicht ähnlich Sehr ähnlich Ä hnlich Abbildung 3-18: Ähnlichkeit der sozialen Schicht der Befragten Wie man aus Abbildung 3-18 entnehmen kann, haben 75% der Befragten sich und ihren Partner als ähnlich bzw. sehr ähnlich bezüglich der sozialen Herkunft beschrieben, und nur jeder Fünfte als nicht ähnlich oder gar nicht ähnlich. Nach der These von Boalt sollte eine geringe Ähnlichkeit mit einer größeren Ablehnung konfrontiert werden (vgl. Boalt 1965: 56). Diese Aussage fand ihre Bestätigung, jedoch ist die Akzeptanz in Polen und Deutschland ziemlich unterschiedlich geprägt (Analysiert im Kapitel Akzeptanz, siehe Abbildung 3-28 auf Seite 91). 3.3.3 Reaktion des Umfeldes In der ersten Frage zum Thema Akzeptanz der deutsch-polnischen Eheschließung wurde die generelle Einstellung festgehalten. 43 Die Ähnlichkeit oder Unterschiedlichkeit wurde von den Befragten selbst eingeschätzt, Siehe Frage 11 in der Umfrage auf Seite 104. - 81 - Familie mit positiverer Reaktion 70 60 50 40 30 Prozent 20 10 0 Deutlich deutsche Keine Unters chiede Deutsche Deutlich polnische Polnische Abbildung 3-19: Familie mit positiverer Reaktion Anhand der Antworten sowohl der deutschen als auch der polnischen Partner wird ersichtlich (vgl. Abbildung 3-19), dass keine systematischen und kulturbezogenen Unterschiede festzustellen sind. In der folgenden Untersuchung werden die Reaktionen ausführlicher analysiert. Nach der einführenden Frage nach der generellen Akzeptanz wurde nach den Reaktionen der verschiedenen Generationen im Umfeld gefragt. 3.3.3.1 Reaktion und Bedenken der Großeltern Bei der Reaktion der Großeltern war zu erwarten, dass sie aufgrund der kriegerischen Vergangenheit negativer ausgeprägt sein wird als die Reaktion der jüngeren Generationen. Die folgende Abbildung 3-20 zeigt die Verteilung der Reaktionen bei der Großelterngeneration. Die Stichprobe war in diesem Fall kleiner als bei den übrigen Generationen, da die Großeltern selten noch gelebt haben, als die deutsch-polnischen Eheschließungen angekündigt wurden. Jedoch kann man anhand der vorhandenen Daten einige Trends für die Stichprobe erkennen. - 82 - Reaktion der Großelterngeneration 40 30 20 Herkunftsland Prozent 10 Deuts chland 0 Polen ) ++ (+ tiv si po hr Se +) (+ t iv ) si (+ Po tiv si po er Eh o) l( ra ) ut (Ne tiv ga ne er Eh -) (tiv ) -ga (Ne t iv ga ne hr Se Abbildung 3-20: Reaktion der Großelterngeneration Die festgehaltenen Reaktionen waren auf der polnischen Seite ein wenig negativer als auf der deutschen, jedoch waren die Reaktionen generell betrachtet auf beiden Seiten eher positiv. Jede vierte Person aus der Generation der Großeltern hat auf die deutsch-polnische Eheschließung sehr positiv reagiert. 70% der Großelterngeneration auf der deutschen Seite haben eher positiv bis sehr positiv reagiert, unter den Polen waren es 10% mehr. Die Polen haben häufiger Neutralität gezeigt (in 10% der Fälle) und jeder Fünfte hat sehr negativ bis eher negativ reagiert. In der deutschen Gruppe waren negative und neutrale Reaktionen zu Gunsten der positiven seltener als in der polnischen Gruppe vertreten. In der nächsten Phase sind die Befragten gebeten worden, die geäußerten Bedenken der Großelterngeneration zu nennen. - 83 - Begründung der Bedenken der Großelterngeneration 20 15 10 Herkunftsland Prozent 5 Deuts chland Polen 0 irt W ft ha G en yp ot sc e er St he ac he lic ön n io ig el r Sp R rs Pe r ltu Ku g ie Kr e nd rü Abbildung 3-21: Begründung der Bedenken der Großelterngeneration Wenn man die Gründe der Bedenken gegenüber deutsch-polnischen Eheschließung analysiert, wird ein relevanter Unterschied in der Häufigkeit der Benennung einiger Faktoren deutlich (vgl. Abbildung 3-21). In der polnischen Stichprobe wurde die kriegerische Vergangenheit zwischen den beiden Ländern zweimal häufiger als in der deutschen Gruppe genannt. Jeder fünfte Pole der Großelterngeneration, der Bedenken äußerte, hatte den Krieg als Grund des Missfallens angegeben. Auch die Religionsunterschiede zwischen den Partnern wurden häufiger in der polnischen Gruppe thematisiert. In der deutschen Gruppe spielten dagegen Stereotypen über die polnischen Leute eine relevantere Rolle. Mehr als jede zehnte Person hat sie als Bedenkensgrund genannt. Die Stereotypen zwischen den Ländern haben sich im Laufe der Nachbarschaft in beiden Gesellschaften ziemlich stark verankert. "Für die Deutschen sind die Polen z.B. unfähig, die eigene Wirtschaft zu organisieren, sie werden als faul und unsystematisch bezeichnet. Dem Stereotyp folgend sind die Polen romantische Hitzköpfe, übertrieben stolz und überheblich. Gleichzeitig bewundern die Deutschen die Polen aber auch ein bisschen als Überlebenskünstler, Patrioten, perfekte Improvisatoren, vor allem aber schätzen sie die polnische Herzlichkeit und Gastfreundschaft (…) [die Polen hingegen sehen Deutsche als] unerträgliche Besserwisser, kühle und - 84 gefühlslose Menschen. (…) Bewundernswert erscheint den Polen dagegen deutsches Organisationstalent, (die) funktionierende Wirtschaft und gesellschaftliche Disziplin.“ (Konopka 1993: 16) Wenn man existierende Stereotypen analysiert, kommt man zu der Schlussfolgerung, dass der Nachbar für den anderen eine Art magischen Spiegel darstellt. Das heißt, dass die kulturellen Unterschiede zwischen den Ländern als groß wahrgenommen werden, was eine erhebliche Rolle in der Wahrnehmung der deutsch-polnischen Ehen spielt. Denn je größer die Differenzen zwischen den Ländern, desto stärker ist die Ablehnung der Mischehen aus diesen Kulturkreisen (vgl. Lautman 1973: 105). Auch die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen beiden Ländern wurden auf der deutschen Seite viermal häufiger als auf der polnischen Seite genannt. Andere Faktoren wie kulturelle Differenzen, Sprachunterschiede und persönliche Gründe wurden von beiden Seiten gleich häufig genannt. Überraschend ist, dass sich die Bedenken bezüglich der Sprachunterschiede nicht als kulturspezifisch erwiesen haben. Es war zu erwarten, dass die Bedenken bezüglich der Sprachunterschiede häufiger im polnischen Umfeld geäußert werden, weil Kenntnisse der Muttersprache des Partners in der deutschen und polnischen Gruppe deutlich zu Gunsten der deutschen Sprachen vertreten sind. 3.3.3.2 Reaktion der Eltern Bei der Generation der Eltern war zu erwarten, dass die Einstellung weniger durch den Krieg und mehr durch das Spannungsfeld KommunismusKapitalismus beeinflusst sein würde. Weil die Reaktion der Elterngeneration für fast alle Fälle erfasst wurde, und die Stichprobe dadurch groß ist, kann man versuchen geschlechtsspezifische Differenzen zu erfassen. - 85 - Reaktionen der Mütter 40 30 20 Herkunftsland Prozent 10 Deuts chland Polen 0 ) ++ (+ tiv si po hr Se +) (+ t iv ) si (+ Po tiv si po er Eh o) l( ra ) ut (Ne tiv ga ne er Eh -) (tiv ) -ga (Ne t iv ga ne hr Se Abbildung 3-22: Reaktionen der Mütter Bei den Reaktionen der Mütter lässt sich keine kulturspezifische Tendenz feststellen (vgl. Abbildung 3-22). In beiden Gruppen (der deutschen und der polnischen) waren fast 60% der Reaktionen positiv bis sehr positiv. Negative Reaktionen dagegen wurden sehr selten festgestellt, lediglich jede zehnte Mutter hat eher negativ bis sehr negativ reagiert. In beiden Gruppen hat ein gleicher Anteil der Mütter auf die Eheschließung neutral reagiert. Wenn man dem die Reaktionen der Väter gegenüberstellt (siehe Abbildung 3-23), fällt eine große Ähnlichkeit der Reaktionen auf. - 86 - Reaktionen der Väter 40 30 20 Herkunftsland Prozent 10 Deuts chland 0 Polen ) ++ (+ tiv si po hr Se +) (+ t iv ) si (+ Po tiv si po er Eh o) l( ra ) ut (Ne tiv ga ne er Eh -) (tiv ) -ga (Ne t iv ga ne hr Se Abbildung 3-23: Reaktionen der Väter Sowohl die deutsche als auch die polnische Gruppe der Elterngeneration hat, unabhängig vom Geschlecht annähernd die gleichen Reaktionen gezeigt. Im Vergleich mit anderen Generationsgruppen ist der Anteil der neutralen Reaktionen deutlich geringer. Diese Tendenz konnte vorhergesehen werden, weil die Eltern durch ihre emotionale Nähe eher eine klare wertende Einstellung annehmen. Anhand dieser Daten ist die Frage legitim, ob es sich in diesem Fall nicht um einen starken Kohorteneffekt handelt. Ein Kohorteneffekt würde bedeuten, dass Vergangenheit die Generation deutliche der Ähnlichkeiten Eltern aufgrund aufweist, die der ähnlichen unabhängig von Geschlecht oder Herkunft sind. Die Befragten wurden auch darum gebeten, die von ihren Eltern geäußerten Bedenken zu nennen, siehe Abbildung 3-24. - 87 - Begründung der Bedenken in der Elterngeneration 20 15 10 Herkunftsland Prozent 5 Deuts chland 0 Polen irt W ft ha G en yp ot sc e er St he ac he lic ön n io ig el r Sp R rs Pe r ltu Ku g ie Kr e nd rü Abbildung 3-24: Begründung der Bedenken in der Elterngeneration Wie man feststellten kann, ist der Anteil der Personen, die Bedenken geäußert haben, im Vergleich zu der Großelterngeneration geschrumpft. Auch die Gründe haben sich im Laufe der Zeit geändert. Der Krieg wurde zwar in beiden Gruppen viel seltener als ein Grund möglicher Bedenken genannt, jedoch kam er in der polnischen Gruppe fünfmal häufiger vor. Religionsunterschiede wurden nach wie vor zweimal häufiger unter Polen genannt. Stereotypen und wirtschaftliche Unterschiede zwischen Polen und Deutschland wurden, ähnlich wie in der früheren Generation, vor allem in deutschen Familien genannt. Die Unterschiede bezüglich des kulturellen und sprachlichen Hintergrunds wurden sowohl in der deutschen als auch in der polnischen Elterngeneration häufiger als in der Großelterngeneration thematisiert. 3.3.3.3 Reaktion der Gleichaltrigen Aus der Analyse der Reaktionen der Gleichaltrigen wird ersichtlich (vgl. Abbildung 3-25), dass der Anteil der eher negativen bis sehr negativen Reaktion im Vergleich zu den anderen Generationen deutlich abgenommen hat und in beiden Gruppen unter 5% betrug, dafür sind positive und neutrale Reaktionen entsprechend häufiger vorgekommen. - 88 - Reaktionen in der Generation der Gleichaltrigen 40 30 20 Herkunftsland Prozent 10 Deuts chland 0 Polen ) ++ (+ tiv si po hr Se +) (+ t iv ) si (+ Po tiv si po er Eh o) l( ra ) ut (Ne tiv ga ne er Eh -) (tiv ) -ga (Ne t iv ga ne hr Se Abbildung 3-25: Reaktionen der Gleichaltrigen Schon auf dem ersten Blick (siehe Abbildung 3-26) wird ersichtlich, dass auch Bedenken deutlich seltener geäußert wurden. Begründung der Bedenken der Gleichaltrigen 20 15 10 Herkunftsland Prozent 5 Deuts chland 0 Polen irt W ft ha G en yp ot sc e er St he ac he lic ön n io ig el r Sp R rs Pe r ltu Ku g ie Kr e nd rü Abbildung 3-26: Begründung der Bedenken der Gleichaltrigen - 89 Krieg als ein mögliches Argument gegen die deutsch-polnischen Ehen ist fast nicht genannt worden. Niemand auf der deutschen und lediglich 3% auf der polnischen Seite haben die deutsch-polnische Vergangenheit im Bezug auf deutsch-polnische Ehen thematisiert. Auch Religion, wirtschaftliche Unterschiede und Stereotypen wurden viel seltener als in den älteren Generationen genannt. Wie man der Grafik entnehmen kann, scheint die Bedenkenfreiheit der deutschen Befragten größer zu sein als die, die man auf der polnischen Seite erkennen kann. Dies spiegelt sich jedoch nicht in der generellen Einstellung zu deutsch-polnischen Ehen wider, die wiederum nicht kulturspezifisch ist. Es bedeutet, dass die Personen, die problematische Felder andeuten, nicht zwingend eine negativere Meinung vertreten. Heine-Wiedenmann und Ackermann haben die These aufgestellt, dass vor allem deutsche Frauen deutsch-polnische Eheschließungen negativ betrachten, weil diese eine Umkehrung des Feminisierungsprozesses symbolisieren. Viele Männer, die sich für die Heirat einer Polin entschieden haben, betonen deren Weiblichkeit und Verbundenheit mit familiären Werten im Gegenteil zu deutschen Frauen, die sie als zu emanzipiert bezeichnen. Diese häufig genannten Argumente führen zu einer negativen Einstellung der deutschen Frauen gegenüber den Osteuropäerinnen. Osteuropäerinnen werden nicht nur als Konkurrenz, sondern auch als Saboteurinnen der Erfolge der feministischen Bewegung wahrgenommen (vgl. Heine-Wiedenmann/Ackermann 1991: 31). Deshalb ist auch in der Untersuchung damit zu rechnen, dass besonders jüngere deutsche Frauen, die sich einer eher traditionellen Rollenverteilung widersetzen möchten, auf eine deutsch-polnische Eheschließung negativer reagieren können. - 90 Deswegen wurde die Gruppe der Gleichaltrigen auch geschlechterspezifisch analysiert: Prozent Reaktion von männlichen Freunden Reaktion von weiblichen Freunden 40 40 30 30 20 20 10 10 0 0 Herkunftsland Deuts chland Polen ) ++ (+ tiv si po hr Se +) (+ t iv si ) Po (+ tiv si po er Eh o) l( ra ut ) (Ne tiv ga ne er Eh -) (tiv ) ga -(Ne t iv ga ne hr Se ) ++ (+ tiv si po hr Se +) (+ t iv si ) Po (+ tiv si po er Eh o) l( ra ut ) (Ne tiv ga ne er Eh -) (tiv ) ga -(Ne t iv ga ne hr Se Abbildung 3-27: Reaktion der Freunde nach Geschlecht Wie aus Abbildung 3-27 ersichtlich, waren die Reaktionen der Frauen, vor allem der polnischen Frauen, positiver. Neben den geschlechterspezifischen Unterschieden in den Reaktionen lassen sich auch deutliche kulturspezifische Unterschiede erkennen. Über 65% der Polinnen hatten eine positive bzw. sehr positive Einstellung zu einer deutsch-polnischen Ehe eingenommen, unter den deutschen Frauen waren es dagegen 50%. Wider Erwarten waren negative Reaktionen unter deutschen Frauen seltener als unter Männern. Die polnischen Männer zeigten positivere Reaktionen als die Deutschen. Der Anteil der Personen, die negativ reagiert haben, betrug unter ihnen 15%, und es ist erkennbar, dass deutsche Männer und Frauen häufiger als polnische negativ reagiert haben. 3.3.3.4 Zusammenhang der Sozialschichtszugehörigkeit mit der Reaktion des Umfeldes In der Literatur wurde die These aufgestellt, dass bei der Betrachtung der Ehen Homogenität bezüglich der sozialen Herkunft häufig eine wesentlichere Rolle spielt als die Homogenität bezüglich des ethnischen Hintergrunds. Die folgende Auswertung sollte die These überprüfen. Auf den folgenden Grafiken sind die Reaktionen der Elterngeneration bei ähnlicher und unterschiedlicher Sozialschichtszugehörigkeit gegenübergestellt. Auf der linken Grafik ist die Reaktion bei ähnlicher, auf der rechten Grafik bei unterschiedlicher - 91 Sozialschichtzugehörigkeit dargestellt, sodass man beide Fälle gut miteinander vergleichen kann. Reaktionen der Eltern Reaktionen der Eltern Prozent Ehe bei ähnlicher Sozialschichtszugehörigkeit Ehe bei unterschiedlicher Sozialschichtszugehör igkeit 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 10 10 Herkunftsland 5 5 Deuts chland 0 0 Polen ) ++ (+ tiv si po hr Se +) (+ t iv si ) Po (+ tiv si po er Eh o) l( ra ut ) (Ne tiv ga ne er Eh -) (tiv ) ga -(Ne t iv ga ne hr Se ) ++ (+ tiv si po hr Se +) (+ t iv si ) Po (+ tiv si po er Eh o) l( ra ut ) (Ne tiv ga ne er Eh -) (tiv ) ga -(Ne t iv ga ne hr Se Abbildung 3-28: Reaktion der Eltern nach Sozialschichtszugehörigkeit Die These aus der Literatur konnte für die Stichprobe in dieser Untersuchung bestätigt werden. Die Reaktionen auf deutsch-polnische Eheschließungen waren deutlich häufiger negativ, wenn die Partner große Unterschiede bezüglich der Sozialschicht aufwiesen. Bei unterschiedlichen sozialen Schichten hat fast jede vierte Person der deutschen Familien negativ oder sehr negativ reagiert. Bei Ehen unter Personen aus ähnlichen Sozialschichten hingegen waren negative Reaktionen deutlich seltener (unter 10%). Aus der Grafik (siehe Abbildung 3-28) für unterschiedliche Sozialschichten können große kulturspezifische Unterschiede in den Reaktionen abgelesen werden, die für homogene Sozialschichten nicht erkennbar sind. Die Polen haben deutlich positiver als die Deutschen reagiert. Dies kann man mit der Annahme Begründen, dass solch eine Eheschließung für den polnischen Partner einen sozialen Aufstieg bedeutet. Die Analyse der Bedenken zeigt, dass vor allem kulturelle Unterschiede eine wichtige Rolle spielen. Sie wurden in jedem zehnten Fall thematisiert. 3.3.3.5 Reaktionen des Umfeldes im Kohortenvergleich Um die Änderung der Einstellung in der polnischen und deutschen Gruppe über die Zeit zu erkennen sollen die Reaktionen der Kohorten miteinander verglichen werden. Wie schon im theoretischen Teil festgestellt, ist die Akzeptanz deutschpolnischer Ehen stark mit politischen Entscheidungen verknüpft und ändert sich im Laufe der Zeit. Da bei dieser Untersuchung drei Generationen verglichen - 92 werden können, die unterschiedliche Erfahrungen mit dem Nachbarland machen konnten, ist zu erwarten, dass eine Änderung festzustellen ist. Zuerst werden die Reaktionen für das deutsche Sozialumfeld ausgewertet: 3.3.3.5.1 Analyse der Reaktionen im deutschen Umfeld Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld 40 30 20 Kohorte Gleichaltrige Prozent 10 Elterngeneration Großelterngeneration 0 ) ++ (+ tiv si po hr ) Se + (+ ) t iv si (+ Po tiv si po er Eh ) o l( ra ) (ut Ne tiv ga ne er Eh -) () tiv -(ga Ne t iv ga ne hr Se Abbildung 3-29: Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld nach Kohorte Wie aus Abbildung 3-29 ersichtlich sind die Reaktionen in den Kohorten zwar unterschiedlich ausgeprägt, die Unterschiede sind jedoch nicht besonders groß. Das bedeutet, dass die Kohorteneffekte auf die generelle Reaktion nicht außerordentlich stark sind. Daher werden in diesem Fall die positiven und negativen Reaktionen getrennt betrachtet, um die Ergebnisse detaillierter analysieren zu können. - 93 - Positive Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld 40 30 Kohorte Prozent 20 Gleichaltrige Elterngeneration 10 Großelterngeneration +) (+ tiv si po hr Se t iv si Po tiv si po er Eh ) ++ (+ ) (+ Abbildung 3-30: Positive Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld nach Kohorte Wie man sie auf der Abbildung 3-30 sieht, ist die deutsche Großelterngeneration zurückhaltender mit positiven Reaktionen als die zwei übrigen. Die Großelterngeneration hat im Vergleich zu den anderen Generationen häufiger eher positiv und seltener sehr positiv reagiert. Am positivsten hat die Elterngeneration reagiert, jeder dritte Befragte hat die Reaktion als sehr positiv bezeichnet. Insgesamt waren im deutschen Sozialumfeld die Reaktionen aller Kohorten zum großen Teil positiv. Die genauere Betrachtung der negativen Reaktionen zeigt keine überraschenden Ergebnisse. - 94 - Negative Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld 12 10 8 6 Kohorte Prozent 4 Gleichaltrige 2 Elterngeneration 0 Großelterngeneration (-) tiv ga ne er Eh tiv ga Ne t iv ga ne hr Se (- -- ) () Abbildung 3-31: Negative Reaktionen im deutschen sozialen Umfeld Die Großelterngeneration hat deutlich häufiger „sehr negativ“ oder „eher negativ“ reagiert (vgl. Abbildung 3-31). Unter Gleichaltrigen waren negative Reaktionen am seltensten vertreten, weniger als 7% der Befragten hat die Einstellung der Gleichaltrigen als sehr bis eher negativ bezeichnet. Bei der Großelterngeneration kam dies hingegen zweimal häufiger vor. Die negativen Reaktionen der Elterngeneration stehen gerade in der Mitte zwischen der Einstellung der Großelterngeneration und der Gleichaltrigen. Eindeutig ist die Reaktion der Gleichaltrigen positiv ausgeprägt, negative Reaktionen wurden sehr selten angegeben. Allerdings wurden sehr positive Reaktionen häufiger bei den älteren Generationen festgestellt. Dies kann auch dadurch erklärt werden, dass die Eltern aufgrund ihrer emotionalen Nähe eine stärker ausgeprägte Bekanntenkreis. Reaktion zeigen als die übrigen Personen im - 95 - Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld 40 30 20 Kohorte Gleichaltrige Prozent 10 Elterngeneration 0 Großeletrngeneration ) ++ (+ tiv si po hr ) Se + (+ ) t iv si (+ Po tiv si po er Eh ) o l( ra ) (ut Ne tiv ga ne er Eh -) () tiv -(ga Ne t iv ga ne hr Se 3.3.3.5.2 Analyse der Reaktionen im polnischen Umfeld Abbildung 3-32: Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld nach Kohorte Schon auf den ersten Blick ist in Abbildung 3-32 die erstaunliche Ähnlichkeit der Einstellung der Elterngeneration und der Generation der Gleichaltrigen ersichtlich. Die Großelterngeneration kann man vergleichsweise als zurückhaltender beschreiben. Ähnlich wie in der Analyse der Einstellung im deutschen Umfeld werden auch hier die positiven und negativen Reaktionen getrennt betrachtet. - 96 - Positive Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld 40 30 Kohorte Prozent 20 Gleichaltrige Elterngeneration Großeletrngeneration 10 +) (+ tiv si po hr Se t iv si Po tiv si po er Eh ) ++ (+ ) (+ Abbildung 3-33: Positive Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld nach Kohorte Wie aus Abbildung 3-33 ersichtlich haben Elterngeneration und Gleichaltrige zum überwiegenden Teil positiv oder sehr positiv reagiert. Die Zurückhaltung der Großelterngeneration ist vergleichsweise stark. Um ein vollständiges Bild zu bekommen sollen jetzt die negativen Reaktionen dargestellt werden. - 97 - Negative Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld 10 8 6 Kohorte 4 Prozent Gleichaltrige 2 Elterngeneration Großelterngeneration 0 er Eh tiv ga ne ) (-- tiv ga ne iv at eg N hr Se (-) -) (-- Abbildung 3-34: Negative Reaktionen im polnischen sozialen Umfeld nach Kohorte Abbildung 3-34 zeigt einen starken Zusammenhang des Alters mit der Akzeptanz. Je jünger die Bezugspersonen waren, desto seltener reagierten sie negativ. In der Großelterngeneration wurden in 20% der Fälle „eher negative“ bis „sehr negative“ Reaktionen festgestellt. Aus der generellen Gegenüberstellung der Reaktionen dreier Generationen sowohl auf der polnischen als auch auf der deutschen Seite wird ersichtlich, dass der Anteil der Personen mit negativen Reaktionen stark kohortenspezifisch ist. Für das polnische und deutsche Sozialumfeld gilt eines: je jünger die genannten Personen gewesen sind, desto seltener haben sie sich negativ über eine deutsch-polnische Eheschließung geäußert. - 98 3.3.3.6 Kulturvergleich der Bedenken Anteil negativer Reaktionen 20 15 10 Prozent 5 Herkunftsland Deuts chland Polen 0 Gleichaltrige Großelterngeneration Elterngeneration Abbildung 3-35: Anteil negativer Reaktionen nach Herkunftsland Wie aus Abbildung 3-35 ersichtlich ist, gab es keine sehr großen Unterschiede im Anteil der negativen Reaktion der verschiedenen Generationen im Vergleich Polen mit Deutschland. Lediglich für die Großelterngeneration ist ersichtlich, dass eine negative Reaktion im polnischen Umfeld ca. 4% häufiger als im deutschen aufgetreten ist. Interessant ist allerdings ein Vergleich der Begründungen dieser negativen Reaktionen, denn wenn man die Bedenken, die vom deutschen und polnischen Umfeld geäußert wurden, gegenüberstellt, werden starke kulturspezifische Unterschiede ersichtlich. Zur Auswertung der sowohl kultur- als auch kohortenspezifischen Effekte wurde eine zusätzliche Analyse vorgenommen. Die Ergebnisse sind in Abbildung 3-36 gegenübergestellt. - 99 - Begrüngung der negativen Einstellung Begründung der negativen Einstellung Prozent im deutschen Umfeld im polnischen Umfeld 80 80 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 0 0 Kohorte Gleichaltrige Elterngeneration Großelterngeneration n rü G de ft ha sc irt W n pe ty eo er St e ch ra Sp e n io nd ig rü el G R he lic ön rs Pe ft n pe a ch r ltu Ku s irt ty eo er g ie Kr W St e ch ra he lic n io r ön rs ltu ig el Sp R Pe Ku g ie Kr Abbildung 3-36: Begründung der negativen Kohortenvergleich je nach Herkunft Einstellung im Krieg, Religion und Sprache wurden unter Polen häufiger thematisiert. Die Ausprägung die letzten zwei Argumente war zu erwarten, weil Polen stark durch den Katholizismus beeinflusst ist (vgl. Ochmann 2002: 229) und weil, wie aus den Ergebnissen ersichtlich, der deutsche Partner sehr selten die polnische Sprache beherrscht hat. Die ganz unterschiedlichen Anteile des deutschen und polnischen Umfeldes, die den Krieg als Bedenkengrund genannt haben, hängen vor allem mit einer unterschiedlichen Einstellung zur kriegerischen Vergangenheit und einer sehr starken Emotionalisierung des Themas während des Kommunismus zusammen (vgl. Lempp 1993/1994: 10ff). Wie aus den Graphen ersichtlich spielen sowohl die im deutschen Umfeld verbreiteten Stereotypen als auch wirtschaftliche Unterschiede eine erhebliche Rolle. Es lässt sich jedoch erkennen, dass die jüngeren Generationen (Gleichaltrige) beide Argumente viel seltener als Begründung der negativen Einstellung benutzt haben. Im polnischen Umfeld dagegen steigt die (immer noch unerhebliche) Rolle der wirtschaftlichen Unterschiede über die Generationen an. Auch Stereotypen werden im polnischen Umfeld von Gleichaltrigen häufiger als von Großeltern genannt. Krieg wird in beiden Ländern häufig von der Großelterngeneration als Grund von Bedenken angeführt, jüngere Generationen erwähnen ihn allerdings nur im polnischen Umfeld, im deutschen spielt der Krieg keine signifikante Rolle. Kulturelle Unterschiede verursachen in beiden Ländern vor allem bei den Eltern Bedenken, Religionsunterschiede werden in beiden Ländern gleich stark thematisiert, mit der Ausnahme der deutschen Gleichaltrigen, für die dies kein - 100 Thema ist. Sprachunterschiede beschäftigen vor allem die Eltern und die Gleichaltrigen im polnischen Umfeld. 3.3.4 Bewertung der empirischen Ergebnisse Den Ergebnissen kann man entnehmen, dass die Einstellung gegenüber deutsch-polnischen Eheschließungen positiver geworden ist. Überraschend ist jedoch die Tatsache, dass positive Reaktionen in allen Generationen stark vertreten waren. Bevor man diese Ergebnisse anerkennt, sollte man überdenken, ob dies an der Stichprobe liegen könnte. An der Untersuchung nahmen vor allem Akademiker teil, die tendenziell in einem vorurteilsfreieren und offeneren Umfeld leben (vgl. Jasinska-Kania/Skarzynska 2001: 47). Auch die nachgewiesene Ähnlichkeit der Partner bezüglich ihrer sozialen Schicht und Bildung können einen erheblichen positiven Einfluss auf die Ausprägung der Reaktionen haben. Es ist auch durchaus vorstellbar, dass Partnerschaften, die eine stark negative Reaktion des Umfeldes ausgelöst haben, häufig nicht mit einer Eheschließung enden. Es wäre noch zu untersuchen, ob das Thema der Umfrage dazu geführt hat, dass Eheleute, die die negative Einstellung ihres Umfeldes gegenüber teilgenommen haben. ihren Ehen tabuisieren, an der Umfrage nicht - 101 - 4 ZUSAMMENFASSUNG/ FAZIT Im theoretischen Teil wurde gezeigt, dass Mischehen immer eine Reaktion des Umfeldes auslösen. Dadurch, dass sich die Definition der Mischehe durch die Gesellschaft im Laufe der Zeit ändert, wandelt sich auch die Einstellung zu bestimmten Formen der Eheschließung. Das bedeutet, dass sich damit auch die Akzeptanz und die Reaktion auf eine bestimmte Form der Eheschließung ändern. Interkulturelle Ehen, die das Thema dieser Arbeit sind, können als eine Form der Mischehe (Intermarriage) verstanden werden. Existierende Theorien zeigen auf, dass bestimmte Gruppen in der Bevölkerung verstärkt interkulturelle Ehen eingehen. Dazu gehören z.B. vor allem Personen aus Großstädten, Akademiker, wenig religiöse und auch Geschiedene. Das Hauptproblem und Ziel dieser Arbeit war es, die Übertragbarkeit der Theorien zu Mischehen auf deutsch-polnische Ehen zu überprüfen. Dazu wurden zwei Aspekte untersucht, zum einen, welche Personen eine deutschpolnische Ehe schließen und zum anderen, ob und wie sich die Akzeptanz dieser Ehen mit der Zeit geändert hat. Dazu wurde eine schriftliche Umfrage unter deutsch-polnischen Ehepaaren durchgeführt. Diese Umfrage bestand aus zwei Teilen: Im ersten Teil wurden Fragen zur Beschreibung des Ehepaares gestellt, und im zweiten Teil nach den Reaktionen des Schneeballverfahren Umfeldes gefragt. gefunden wurde Da die und Stichprobe keinen über ein Anspruch auf Repräsentativität erhebt, sind die Ergebnisse nur in der Stichprobe gültig und können lediglich zum Aufzeigen allgemeiner Trends dienen. An der Untersuchung haben 208 von der Thematik persönlich betroffene Personen teilgenommen. Bei der Auswertung der Ergebnisse44 wurde festgestellt, dass die Verteilung sowohl nach Geschlecht (44% Männer zu 56% Frauen) als auch nach Herkunftsland (47% Deutsche zu 53% Polen) sehr ausgeglichen war. Die bekannte Asymmetrie der Geschlechter in deutschpolnischen Ehen zugunsten von Ehepaaren mit deutschen Männern (Sechster 44 Die Umfrage wurde mit SPSS ausgewertet. - 102 Familienbericht 2002: 82f) konnte auch in der Untersuchung nachgewiesen werden. Diese Ehen waren fünfmal häufiger als Ehen mit polnischen Männern. Die Stichprobe war vermutlich durch das Schneeballverfahren zugunsten von Akademikern verzerrt, deren Anteil an der Stichprobe fast 80% betrug. Die Ehepartner hatten tendenziell homogene Bildungsabschlüsse und eine ähnliche soziale Herkunft. Ferner waren Personen aus Großstädten in der Stichprobe überrepräsentiert. Lediglich der Anteil der Geschiedenen war wider Erwarten in der Untersuchung sehr gering (unter 15%). Anhand der Untersuchung wurde auch deutlich, dass Partner aus ungleichen Sozialschichten deutlich negativere Reaktionen vor allem im deutschen Umfeld hervorgerufen haben. Dadurch wurde gezeigt, dass die Theorien zu Mischehen auf das Beispiel übertragbar sind, da die Merkmale der Stichprobe weitestgehend den auf der Theorie basierenden Erwartungen entsprechen. Bei der Analyse der Reaktionen wurde zum einen das deutsche mit dem polnischen Umfeld verglichen, und zum anderen ein Kohortenvergleich45 durchgeführt. Aus der Gegenüberstellung der Kulturen konnte man ableiten, dass keine Seite – weder die polnische noch die deutsche – deutlich positiver oder negativer reagiert hat. Nur die Reaktionen der Großeltern waren auf der polnischen Seite ein wenig negativer als auf der deutschen, bei den Reaktionen der Eltern und Gleichaltrigen war keine kulturspezifische Tendenz festzustellen. Die Einstellung variierte jedoch ziemlich stark je nach Kohortenzugehörigkeit und zwar unabhängig vom Herkunftsland. Die Reaktion der Großeltern war auf beiden Seiten eher positiv geprägt (65%). Die Reaktionen der Eltern waren noch positiver, bei ihnen waren 78% der Reaktionen positiv. Bei den Gleichaltrigen war der Anteil der positiven Reaktion gleich hoch (78%), dafür waren aber negative Reaktionen im Vergleich zu den anderen Generationen am niedrigsten (6%, bei den Eltern 9%, Großeltern 15%). Generell gilt: je jünger das Mitglied des Umfeldes war, desto weniger negativ war die Reaktion. Neben der Reaktion an sich wurde auch nach der Ursache der negativen Reaktion gefragt. Bei der Analyse der Bedenken gegenüber deutsch-polnischen Eheschließungen, wurde ein relevanter Unterschied in der Häufigkeit der 45 Als Kohorte wurden Großeltern, Eltern und Gleichaltrige gegenübergestellt. - 103 Benennung einiger Faktoren deutlich. Die Bedenken zeigten im Gegensatz zu den Reaktionen nicht nur kohortenspezifische, sondern auch kulturspezifische Effekte. In der polnischen Stichprobe wurde die kriegerische Vergangenheit zwischen den beiden Ländern in allen Gruppen häufiger als in der deutschen genannt. Auch die Religionsunterschiede zwischen den Partnern wurden häufiger in den polnischen Gruppen thematisiert. In den deutschen Gruppen spielten dagegen Stereotypen über die polnischen Leute und wirtschaftliche Unterschiede zwischen den Ländern eine relevantere Rolle. Diese Bedenken wurden von Großeltern häufiger als von Eltern genannt, die Eltern wiederum äußerten sie häufiger als die Gleichaltrigen. In der Arbeit konnte nachgewiesen werden, dass unabhängig vom Herkunftsland der Anteil der negativen Reaktionen abnimmt, je jünger die Kohorte ist. Die Kohortenunterschiede bei den Reaktionen und auch bei den Bedenken können auf die sich ändernde Einstellung zu deutsch-polnischen Mischehen zurückgeführt werden. Dies bestätigt existierende Theorien zu Mischehen, die somit auf die Stichprobe übertragbar sind. Die These, dass sich die Definition der Mischehe ändert, und sich damit die Reaktion auf deutschpolnische Ehen mit der Zeit wandelt, konnte somit für die Stichprobe bestätigt werden. Jedoch ist wegen der Verzerrung der Stichprobe zu bezweifeln, dass die Ergebnisse vollständig auf die Gesamtpopulation übertragbar sind. Während der Arbeit zeigten sich einige Themenbereiche, die in dieser Arbeit nicht thematisiert werden konnten, aber für das Thema der interkulturellen Ehen interessante Fragestellungen bieten: 1. Die Ausprägung der Reaktionen in Ehen unter Nicht-Akademikern und unter Eheleuten, die sich bezüglich der sozialen Herkunft deutlich voneinander unterschieden 2. Die Korrelation der politischen Meinungen mit der Einstellung zu deutschpolnischen Ehen 3. Ein Vergleich der Änderung der Einstellung zu deutsch-polnischen Ehen gegenüber anderer interkultureller Ehen mit einer Trennung zwischen deutsch-westeuropäisch und deutsch- osteuropäisch - 104 - APPENDIX: FRAGEBOGEN Fragebogen zu interkulturellen Ehen Herzlich willkommen zu dieser Umfrage zu deutsch-polnischen Ehen! Unter allen Teilnehmern werden fünf Amazon-Gutscheine à 20 Euro verlost. Ferner können Sie die Ergebnisse der Untersuchung auf Wunsch zugeschickt bekommen. Diese Umfrage wird anonym durchgeführt. 1. Leben Sie in einer deutsch-polnischen Ehe, bzw. haben Sie in einer deutschpolnischen Ehe gelebt? Ja Nein 2. Sie sind Männlich Weiblich 3. Welches ist Ihr Herkunftsland? Polen Deutschland Andere (bitte angeben) Wenn Sie andere gewählt haben, bitte hier angeben: .......................................................................... 4. In welchem Jahr sind Sie geboren? ..................................................... 5. Welches ist das Herkunftsland Ihres Partners? Polen Deutschland Andere (bitte angeben) - 105 Wenn Sie andere gewählt haben, bitte hier angeben: ............................................... 6. In welchem Jahr ist Ihr Partner geboren? ......................................... 7. Was ist Ihr höchster Bildungsabschluss? Keiner (Szkola podstawowa / zaden) Haupt-/ Volksschule (Szkola zawodowa) Mittlere Reife Fachhochschulreife (Technikum) Abitur (Liceum) Hochschulabschluss (Studia) 8. Was ist der höchste Bildungsabschluss Ihres Ehepartners? Keiner (Szkola podstawowa / zaden) Haupt-/ Volksschule (Szkola zawodowa) Mittlere Reife Fachhochschulreife (Technikum) Abitur (Liceum) Hochschulabschluss (Studia) 9. Wo haben Sie Ihren Partner kennen gelernt? In Polen In Deutschland Andere (bitte angeben) Wenn Sie andere gewählt haben, bitte hier angeben: .......................... 10. In welchem Jahr haben Sie Ihren Partner kennen gelernt? ................................ - 106 - 11. Denken Sie bitte an die Zeit vor dem Kennenlernen. Wie ähnlich waren Sie und Ihr Partner sich hinsichtlich Ihrer sozialen Schicht? Sehr ähnlich Ähnlich Nicht ähnlich Gar nicht ähnlich Ich habe keine Meinung 12. Wo haben Sie vor dem Kennenlernen gelebt? Im ländlichen Bereich In einer Kleinstadt In einer mittelgroßen Stadt In einer Großstadt 13. Wo hat Ihr Partner vor dem Kennenlernen gelebt? Im ländlichen Bereich In einer Kleinstadt In einer mittelgroßen Stadt In einer Großstadt 14. In welchem Jahr haben Sie Ihre Ehe geschlossen? .................................. 15. Welchen Familienstand hatten Sie vor der Eheschließung? Ledig Getrennt oder geschieden Verwitwet 16. Welchen Familienstand hatte Ihr Ehepartner vor der Eheschließung? Ledig Getrennt oder geschieden Verwitwet - 107 17. Wie gut sprachen Sie die Muttersprache Ihres Ehepartners zur Zeit der Eheschließung? Sehr gut Gut Schlecht Gar nicht 18. Wie gut sprach Ihr Ehepartner Ihre Muttersprache zur Zeit der Eheschließung? Sehr gut Gut Schlecht Gar nicht 19. Würden Sie sich als religiös bezeichnen? Ja, sehr religiös Ja, religiös Nein, eher nicht religiös Nein, überhaupt nicht religiös Keine Angabe 20. Würden Sie Ihren Partner als religiös bezeichnen? Ja, sehr religiös Ja, religiös Nein, eher nicht religiös Nein, überhaupt nicht religiös Keine Angabe 21. Gehören Sie und Ihr Partner der gleichen Religionsgemeinschaft an? Ja Nein Trifft nicht zu - 108 Denken Sie bitte an die Zeit zurück, in der Sie Ihrer Familie mitgeteilt haben, dass Sie den Partner aus Polen bzw. aus Deutschland heiraten möchten. 22. In welcher Familie war die Reaktion auf Ihre Ehe generell positiver? In meiner Familie war die Reaktion deutlich positiver als in der Familie meines Partners In meiner Familie war die Reaktion positiver als in der Familie meines Partners Es gab keine Unterschiede zwischen den Reaktionen der beiden Familien In der Familie meines Partners war die Reaktion positiver als in meiner Familie In der Familie meines Partners war die Reaktion deutlich positiver als in meiner Familie 23. Bitte kreuzen Sie in der folgenden Tabelle an, wie die verschiedenen Mitglieder Ihrer Familie reagiert haben. Wenn die Person z.B. nicht existiert (weil Sie z.B. keinen Bruder haben), vor der Hochzeit verstorben ist oder Sie keinen Kontakt zu Ihr hatten, kreuzen Sie bitte "Trifft nicht zu" an. Sehr positiv (+++) Positiv (++) Eher positiv (+) Neutral (o) Eher negativ (-) Negativ (--) Sehr negativ (---) Trifft nicht zu Ihre Großmutter mütterlicherseits Ihr Großvater mütterlicherseits Ihre Großmutter väterlicherseits Ihr Großvater väterlicherseits Ihre Mutter Ihr Vater Ihre Schwester Ihr Bruder Ihre weiblichen Freunde Ihre männlichen Freunde Weitere Kommentare: .................................................................................................................... - 109 24. Bitte kreuzen Sie in der folgenden Tabelle an, wie die verschiedenen Mitglieder der Familie Ihres Partners reagiert haben. Wenn die Person z.B. nicht existiert (weil Sie z.B. keinen Bruder haben), vor der Hochzeit verstorben ist oder Sie keinen Kontakt zu Ihr hatten, kreuzen Sie bitte "Trifft nicht zu" an. Sehr positiv (+++) Positiv (++) Eher positiv (+) Neutral (o) Eher negativ (-) Negativ (--) Sehr negativ (---) Trifft nicht zu Großmutter Ihres Partners mütterlicherseits Großvater Ihres Partners mütterlicherseits Großmutter Ihres Partners väterlicherseits Großvater Ihres Partners väterlicherseits Mutter Ihres Partners Vater Ihres Partners Schwester Ihres Partners Bruder Ihres Partners Weibliche Freunde Ihres Partners Männliche Freunde Ihres Partners Weitere Kommentare: .................................................................................................................... .................................................................................................................... ................ - 110 25. Falls Ihre Familienmitglieder Bedenken gegenüber Ihrer Eheschließung hatten, kreuzen Sie bitte in der folgenden Tabelle an, welche Gründe Ihnen bekannt sind. Falls mehrere Begründungen zutreffen, kreuzen Sie bitte alle zutreffenden Begründungen an. Wenn die Person z.B. keine Bedenken hatte, nicht existiert (weil Sie z.B. keinen Bruder haben), vor der Hochzeit verstorben ist oder Sie keinen Kontakt zu Ihr hatten, kreuzen Sie bitte "Trifft nicht zu" an. Kulturelle Unterschiede Deutschland und Polen Wirtschaftliche Unterschiede Deutschland und Polen Kriegerische Vergangenheit Deutschland und Polen Religionsunterschiede zwischen Ihnen und Ihrem Partner Stereotype n über Landsleute Ihres Partners Sprachunterschiede Ihre Großmutter mütterlicherseits Ihr Großvater mütterlicherseits Ihre Großmutter väterlicherseits Ihr Großvater väterlicherseits Ihre Mutter Ihr Vater Ihre Schwester Ihr Bruder Ihre weiblichen Freunde Ihre männlichen Freunde Weitere Kommentare: .................................................................................................................... .................................................................................................................... ................ Persönliche Gründe Trifft nicht zu - 111 - 26. Falls die Familienmitglieder der Familie Ihres Partners Bedenken gegenüber Ihrer Eheschließung hatten, kreuzen Sie bitte in der folgenden Tabelle an, welche Gründe Ihnen bekannt sind. Falls mehrere Begründungen zutreffen, kreuzen Sie bitte alle zutreffenden Begründungen an. Wenn die Person z.B. keine Bedenken hatte, nicht existiert (weil Sie z.B. keinen Bruder haben), vor der Hochzeit verstorben ist oder Sie keinen Kontakt zu Ihr hatten, kreuzen Sie bitte "Trifft nicht zu" an. Kulturelle Unterschiede Deutschland und Polen Wirtschaftliche Unterschiede Deutschland und Polen Kriegerische Vergangenheit Deutschland und Polen Religionsunterschiede zwischen Ihnen und Ihrem Partner Stereotypen über Landsleute Ihres Partners Sprachunterschiede Persönliche Gründe Großmutter Ihres Partners mütterlicherseits Großvater Ihres Partners mütterlicherseits Großmutter Ihres Partners väterlicherseits Großvater Ihres Partners väterlicherseits Mutter Ihres Partners Vater Ihres Partners Schwester Ihres Partners Bruder Ihres Partners Weibliche Freunde Ihres Partners Männliche Freunde Ihres Partners Weitere Kommentare: .................................................................................................................... .................................................................................................................... ................ Trifft nicht zu - 112 Bitte geben Sie an, falls noch andere Bedenken in Ihrer Familie oder der Familie Ihres Partners vorkamen, welche Bedenken dies waren und welchen Verwandtschaftsgrad diese Person mit Ihnen hat. Auch andere Kommentare jeglicher Art sind willkommen. .................................................................................................................... .................................................................................................................... .................................................................................................................... .................................................................................................................... .................................................................................................................... .................................................................................................................... .................................................................................................................... ........................................................ Wenn Sie an der Verlosung teilnehmen möchten, oder Sie wünschen, dass Ihnen die Ergebnisse der Studie kostenlos zugesandt werden, können Sie hier Ihre Adresse angeben. Alternativ werden die Ergebnisse auch auf dieser Webseite www.deutsch-polnischeehen.de veröffentlicht werden. Selbstverständlich wird Ihre Adresse/Emailadresse nicht weitergegeben und auch für keine sonstigen Zwecke genutzt. Sollten Sie noch Fragen haben, können Sie uns gerne eine Email schicken: [email protected] Ihre Adresse (Angabe freiwillig): ............................................................... ............................................................... ............................................................... Vielen Dank für Ihre Teilnahme! - 113 - APPENDIX: BEISPIELANSCHREIBEN ZUR UMFRAGE Email an: (Name) Betreff: Umfrage zu deutsch-polnischen Ehen Sehr geehrter Herr (Name), Ich wende mich an Sie als den Repräsentanten der Deutsch-PolnischenGesellschaft, der sich für Verhältnisse zwischen diesen zwei Ländern interessiert und einsetzt. Ich verfasse gerade eine wissenschaftliche Arbeit an dem Institut für Soziologie der Universität Hamburg zur Akzeptanz interkultureller Ehen an dem Fallbeispiel deutsch-polnischer Ehen. Dafür suche ich Personen, die in einer deutsch-polnische Ehe leben (unabhängig von bereits erworbener Staatsangehörigkeit) und bereit sind, eine kurze (15 min.) Umfrage auszufüllen. Der Fragebogen ist auf der Webseite www.deutsch-polnische-ehen.de zu finden und ist möglichst von beiden Ehepartnern auszufüllen. Bitte helfen Sie mir, deutsch-polnische Ehepaare zu finden, indem Sie diese Nachricht an Ihre Mitglieder und andere Ihnen bekannte Interessenten weiterleiten. Die Umfrage läuft noch bis zum Ende des Jahres. Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Karolina Korth Weitergehende Informationen: Das Register der deutsch-polnischen Ehen wird von Standesämtern aus Datenschutzgründen nicht zur Verfügung gestellt. Daher ist die einzige Methode, deutsch-polnische Ehen ausfindig zu machen das Schneeballverfahren. Bei diesem Verfahren findet man die Quellen potenzieller Kontakte, die wiederum andere für die Umfrage relevante Personen - 114 informieren. Ich bin mir bewusst, das sich vielleicht unter Ihren Mitgliedern keine deutsch-polnischen Paare befinden. Jedoch glaube ich, dass man Aufgrund des Engagements für deutsch-polnische Beziehungen Bekannte haben könnte, die ursprünglich aus Polen kommen und vielleicht eine deutsch-polnische Beziehung eingegangen sind. Wenn Sie Interessenten kennen, die keinen Internetzugang haben, kann ich Ihnen auch gerne auf Wunsch die Umfrage in ausgedruckter Form oder als PDF-Datei zusenden. Als Dank für Ihre Mithilfe werden sie Ergebnisse der Befragung nach dessen Abschluss zugeschickt bekommen, fernen werde ich unter allen Teilnehmern Amazon Gutscheine verlosen. Falls sie Fragen haben oder mehr über das wissenschaftliche Vorhaben der Arbeit erfahren möchte, zögern Sie bitte nicht, mich einfach anzurufen oder mir zu schreiben. Ich stehe Ihnen unter der Telefonnummer 040 54 80 3210 und der Emailadresse [email protected] zur Verfügung. - 115 - APPENDIX: LISTE DER STARTKONTAKTE DES SCHNEEBALLVERFAHRENS Deutsch-Polnische Akademische Gesellschaft Deutsch-Polnische Alternative 1989 eV Deutsch-Polnische Auslandsgesellschaft NRW e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Bad Segeberg-Wahlstedt e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin Deutsch-Polnische Gesellschaft Bielefeld eV Deutsch-Polnische Gesellschaft Bonn eV Deutsch-Polnische Gesellschaft Bonn-Köln e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Brandenburg e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Bremen e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Buchholz Deutsch-Polnische Gesellschaft Bundesverband e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Die Bremen eV Deutsch-Polnische Gesellschaft Essen e.V Deutsch-Polnische Gesellschaft Göttingen eV Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg Deutsch-Polnische Gesellschaft Hannover e.V Deutsch-Polnische Gesellschaft in der Region Osnabrück e.V Deutsch-Polnische Gesellschaft in der Region Schleswig Deutsch-Polnische Gesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern eV. Deutsch-Polnische Gesellschaft in Nürnberg Deutsch-Polnische Gesellschaft Kiel eV Deutsch-Polnische Gesellschaft Mainz-Wiesbaden Deutsch-Polnische Gesellschaft Mülheim an der Ruhr e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft München e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Oldenburg e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Pforzheim-Enzkreis e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Sachsen e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Sachsen-Anhalt eV Deutsch-Polnische Gesellschaft Schneverdingen e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Thüringen e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Tostedt/Nordheide e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Trier eV - Foyer Deutsch-Polnische Gesellschaft Verden/Aller e.V. Deutsch-Polnische Gesellschaft Vorpommern e.V. Deutsch-Polnische Jugendakademie e.V. Münster Deutsch-Polnische Juristen Vereinigung Deutsch-Polnische Kulturgesellschaft eV "Polonica" Deutsch-Polnisches Jugendwerk Förderverein Münster-Lublin e.V. Fraueninitiative Berlin-Warschau e.V Kopernikus Mailingliste der Jungen Osteuropaexperten (JOE-List) Polen-News - Deutsch-Polnische Gesellschaft der BRD eV Polnisches Wochenblatt Stiftung Für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.V. - 116 - LITERATURVERZEICHNIS Ahern, Frank/ Cole, Robert/ Johnson, Ronald/ Wong, Brenda (1981): Personality attributes of males and females marrying within vs. across racial/ethnic groups. Behavior Genetics, 11, 181-194. 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