Kristallographisches Praktikum (Bachelor-Studiengang) Versuch D1: Röntgenpulverdiffraktometrie Betreuer: T. Sorgenfrei Einleitung: In diesem Versuch soll die Synthese kristalliner Festkörperverbindungen und die Analyse von Reaktionsprodukten mittels röntgenographischer Pulverdiffraktometrie kennengelernt werden. Benötigte Vorkenntnisse: Grundlagen des chemischen Rechnens (Rechnen mit molaren Mengenangaben) Grundlagen der Röntgenbeugung an Kristallen Eigenschaften und Erzeugung von Röntgenstrahlung monochromatische und polychromatische Röntgenstrahlung Erzeugung? Detektionsmöglichkeiten für Röntgenstrahlung Grundlagen: Chemische Reaktionssynthese: Die Reaktion zweier Elemente bei ca. 600 °C führt entweder zu einer reinen chemischen Verbindung (=reinen „Phase“) oder einem Phasengemisch. Jede „reine“ (pulverisierte) Phase erzeugt bei der Vermessung mit dem röntgenographischen Pulverdiffraktometer ein charakteristisches Signalmuster (=Pulverdiffraktogramm). Wird ein Phasengemisch untersucht, so stellt das Pulverdiffraktogramm eine Überlagerung der Signalmuster der einzelnen Phasen dar. Mit Hilfe von Datenbanken können bekannte Phasen in einem Phasengemisch identifiziert werden. Pulverdiffraktometrie: Da die Wellenlänge von Röntgenstrahlen in der gleichen Größenordnung wie die Gitterkonstanten der Kristalle liegt, können Rö.-Strahlen an Kristallgittern gebeugt werden. Dieser 1912 von Max von Laue entdeckte diesen Beugungseffekt begründete damit die moderne Kristallographie. Erst von diesem Zeitpunkt an war es möglich Strukturen von kristallinen Materialien zu bestimmen. Die Beugung von Rö.-Strahlen kann formal auch als Reflektion der Rö.-Strahlen an Netzebenenscharen angesehen werden. Netzebenenscharen verlaufen immer parallel und besitzen immer den gleichen Abstand dhkl zueinander. Trifft nun Strahlung auf eine solche Netzebenenschar hkl, werden Einzelstrahlen an den einzelnen Netzebenen gebeugt (reflektiert). Nach der Reflektion kommt es zur Interferenz der reflektierten Einzelstrahlen. Je nach einfallendem Winkel () der Strahlung, ihrer Wellenlänge und dem Netzebenenabstand (dhkl) erfolgt die Interferenz konstruktiv oder destruktiv (=auslöschend). Für konstruktive Interferenz dürfen die Phasen der Einzelwellen nicht verschoben sein, d.h. der Gangunterschied muss ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge sein. Dieser Zusammenhang wird mit Hilfe der Braggschen Gleichung beschrieben: 2dhkl sin = n Diese Methode nennt sich Pulverdiffraktometrie, da das zu untersuchende Material pulverisiert untersucht wird. Dies dient dazu möglichst viele verschiedene Netzebenenscharen der zu untersuchenden Probe in Beugungsstellung zu bringen (Verbesserung der Statistik), da nur die Netzebenen, die parallel zur Probenoberflächen liegen, auch gemessen werden können. Um möglichst konstruktive Interferenz und damit messbare gebeugte Strahlung zu erhalten arbeitet man im Fall der Pulverdiffraktometrie mit monochromatischer Strahlung, d.h. Strahlung mit nur einer bestimmten Wellenlänge. Die Intensität der gebeugten Rö.-Strahlung wird in Abhängigkeit der Glanz- bzw. Beugungswinkels erfasst und einem Diagramm, dem sog. Pulverdiffraktogramm, aufgetragen. Um die vorhandenen Phasen in der Probe zu identifzieren werden die gemessenen Daten anschließend mit Datenbanken verglichen. Beschreibung des Versuchsablaufs: 1. 2. 3. 4. 5. Berechnung der Einwaagen eines Reaktionsgemisches im System Sn:S im molaren Verhältnis 1:1 (Berechnen der benötigten Komponenten/Elemente) Begutachtung der Ergebnisse verschiedener Synthesemethoden Anfertigen einer Pulverprobe Ansetzen einer Messung am Pulverdiffraktometer (als Zuschauer) Untersuchung der erhaltenen Diffraktogramme mittels des Auswerteprogrammes Match! Bestimmung der vorhandenen Phasen. Bedienung von Match!: Einlesen des Diffraktogrammes (*.raw) über File / Import / Diffraction Data Search / Search-Match für einen „Blindschuss“ (gesamte Datenbank) Search / Restraints zum Eingrenzen der möglichen Phasen, dann Search-Match Literatur: Lehrbücher der allgemeinen und anorganischen Chemie (stöchiometrisches Rechnen) „Röntgenographische Untersuchungsmethoden an Kristallen“ W. Borchardt-Ott, Kristallographie, Springer (Kapitel 13.1 und 13.2 [bzw. 12.1 und 12.2 in älteren Ausgaben])