Antibiotikaeinsatz minimieren Ansätze und Wege bei der Milchkuh

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38. Tag des Milchviehhalters Sachsen-Anhalt
25./26.03.2014, Bernburg / Iden
Antibiotikaeinsatz minimieren
–
Ansätze und Wege bei der Milchkuh
A. Koch
Tiergesundheitsdienst, Tierseuchenkasse Sachsen-Anhalt
Hintergrund
• Diskussion um Antibiotikaresistenzen
• Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung immer mehr
im Fokus des Verbraucherschutzes
•16. Novelle des AMG:
Meldung des Einsatzes von
Antibiotika durch den Landwirt / Tierarzt
Beurteilung der Therapiehäufigkeit und
Maßnahmen bei “Übermaß”
Hintergrund
AB-Einsatz 
1.Mastitisinzidenz 
2.Entscheidungen zur Therapie nur auf
wissenschaftlich fundierter Basis:
Inhalt
• Euterentzündung: Definition, Entstehung
• Senkung der Mastitisinzidenz
• Wissenschaftlich fundierte Therapieentscheidungen
• Zusammenfassung
Inhalt
• Euterentzündung: Definition, Entstehung
• Senkung der Mastitisinzidenz
• Wissenschaftlich fundierte Therapieentscheidungen
• Zusammenfassung
Entstehung von Euterinfektionen
Entstehung von Euterinfektionen
Kontamination
Entstehung von Euterinfektionen
Einwanderung
Kontamination
• Schließmuskel
Entstehung von Euterinfektionen
Infektion
Einwanderung
• Biochemische
Stoffe
• Melken
Kontamination
• Schließmuskel
Entstehung von Euterinfektionen
• Einwanderung
von Fresszellen
Infektion
Einwanderung
• Biochemische
Stoffe
• Melken
Kontamination
• Schließmuskel
Entstehung von Euterinfektionen
• Einwanderung
von Fresszellen
Erhöhung der Zellzahl in der Milch:
Infektion
Einwanderung
• Biochemische
Stoffe
• Melken
Kontamination
• Schließmuskel
Entstehung von Euterinfektionen
• Einwanderung
von Fresszellen
Erhöhung der Zellzahl in der Milch:
Infektion
Subklinische Mastitis
• Biochemische
Einwanderung
Stoffe
• Melken
Kontamination
• Schließmuskel
Ab wann spricht man von einer Mastitis
Definition einer „Mastitis“
• Zellzahlwert > 100.000 Z./ml
Entstehung von Infektionen – Bsp. Euter
• Einwanderung
von Fresszellen
Infektion
Einwanderung
• Biochemische
Stoffe
• Melken
Kontamination
• Schließmuskel
Entstehung von Euterinfektionen
Entzündung
• Einwanderung
Veränderung der Milch: von Fresszellen
Infektion
Einwanderung
• Biochemische
Stoffe
• Melken
Kontamination
• Schließmuskel
Entstehung von Euterinfektionen
Entzündung
• Einwanderung
Veränderung der Milch: von Fresszellen
Klinische Mastitis
Infektion
Einwanderung
• Biochemische
Stoffe
• Melken
Kontamination
• Schließmuskel
Welchen Einfluss hat die Fütterung?
Entstehung von Euterinfektionen
• Jeder klinischen Mastitis geht eine subklinische Mastitis
voraus
•Klinische Mastitiden stellen die Spitze vom Eisberg dar
•Eine Kontrolle der subklinischen Mastitiden kontrolliert
gleichzeitig die klinischen Mastitiden
Heilung von Euterinfektionen
1. Aktivierung der Fresszellen
2. Einwanderung der
Fresszellen ins Euter
3. Maximale Fressaktivität
Heilung von Euterinfektionen
Maximale Wirkung des Immunsystems:
Anitibiotika-Gabe:
Die KUH heilt die
Mastitis
• Abtötung bzw. Verhinderung
der Ausbreitung von
Mastitiserregern im Euter
NICHT
• Reduktion von Mastitiserregern im Euter
das Antibiotikum!!!
• Unterstützung der Heilung
durch das Immunsystem
Heilung von Euterinfektionen
Heilung von Euterinfektionen
Verlauf von Euterinfektionen
Subklinische
Mastitis
Abwehr der Kuh entscheidend
Inhalt
• Euterentzündung: Definition, Entstehung
• Senkung der Mastitisinzidenz
• Wissenschaftlich fundiert Therapieentscheidungen
• Zusammenfassung
Senkung der Mastitisinzidenz
Senkung der Mastitisinzidenz
Vermeidung der
Kontamination
Maximale Aktivität
der Fresszellen
Senkung der Mastitisinzidenz
Infektionsdruck

Maximale Aktivität
der Fresszellen
Senkung der Mastitisinzidenz
Infektionsdruck

Abwehr

• Melkhygiene / Melkarbeit
• Fütterung
• Hygiene in der Zwischenmelkzeit
• Stressminimierung
(cow comfort)
Senkung der Mastitisinzidenz: Melkzeit
• v.a. kuhassoziierte Erreger (S. aureus, Galt, Mykoplasmen)
• Qualitätsberatung Rind des LKV ST
Senkung der Mastitisinzidenz
Infektionsdruck

Abwehr

• Melkhygiene / Melkarbeit
• Fütterung
• Hygiene in der Zwischenmelkzeit
• Stressminimierung
(cow comfort)
Senkung der Mastitisinzidenz: Hygiene
Reservoire für Mastitiserreger:
• Stroheinstreu (Liegebox, Tiefstreu)
- z.B. Sc. uberis
• Kot
- z.B. E.coli
• geschädigte Haut
- z.B. S. aureus
(Zitzenveränderungen, Mortellaro, Druckstellen)
• feuchte Bereiche
- z.B. Pseudomonaden
• Sägespäne
- z.B. Klebsiellen
Hygiene
Reservoire für Mastitiserreger:
• Liegeboxenmanagement:
- sauber
- trocken
- Hemmung des Keimwachstums (pH-Wert)
- z. B. regelmäßige Einstreu des Liegebereichs mit
Stroh-Kalk-Gemisch
Hygiene
Reservoire für Mastitiserreger:
• Liegeboxenmanagement
• Tiefstreumanagement:
-
v. a. im Transit
-
> 12 qm pro Tier
-
qualitativ hochwertiges Stroh
-
hohe Entmistungsfrequenz
-
10 kg Stroh pro Kuh und Tag
Hygiene
Reservoire für Mastitiserreger:
• Liegeboxenmanagement
• Tiefstreumanagement
• Senkung der Lahmheitsinzidenz
• optimale Boxenmaße (wenig Koteintrag, Vermeidung von Druckstellen)
Senkung der Mastitisinzidenz
Infektionsdruck

Abwehr

• Melkhygiene / Melkarbeit
• Fütterung
• Hygiene in der Zwischenmelkzeit
• Stressminimierung
(cow comfort)
Senkung der Mastitisinzidenz: Fütterung
1. Energieversorgung
• Bildung von Abwehrzellen:
Energie nötig
• Energiemangel verlangsamt Reaktion des
Immunsystems (auf eingewanderte Bakterien)
• Energiemangel schränkt Funktion der Abwehrzellen
drastisch ein (Fressaktivität)
Senkung der Mastitisinzidenz: Fütterung
Beurteilungskriterien
• Anteil Tiere mit FEQ > 1,5 im ersten Drittel der Laktation
ZIEL: < 5 %
Anteil Tiere mit
Fett-Eiweiß-Quotient >= 1,5
40
30
20
10
0
Sept. 09
Okt. 09
Nov. 09
Dez. 09
Jan. 10
Febr. 10
M ärz 10
April 10
Mai 10
Juni 10
Juli 10
Aug. 10
Senkung der Mastitisinzidenz: Fütterung
Managementmaßnahmen
• Vermeidung von Verfettungen
zur Abkalbung
• hohe Grundfutterqualität
• Vermeidung intensiver Fütterung
vor der Abkalbung
• Kuhkomfort
(viel Platz, gute Erreichbarkeit des Futtertischs)
• Vermeidung von Störungen der Pansenfermentation
Senkung der Mastitisinzidenz: Fütterung
Managementmaßnahmen
• Vermeidung von Verfettungen
zur Abkalbung
• hohe Grundfutterqualität
• Vermeidung intensiver Fütterung
vor der Abkalbung
• Kuhkomfort
(viel Platz, gute Erreichbarkeit des Futtertischs)
• Vermeidung von Störungen der Pansenfermentation
• optimale gesundheitliche Überwachung
Senkung der Mastitisinzidenz: Fütterung
2. Calciumversorgung
• Problem vor, während und nach der Abkalbung
• Funktion des Schließmuskel
des Zitzenkanals
• Funktion von Fresszellen
calciumabhängig
Senkung der Mastitisinzidenz: Fütterung
Managementmaßnahmen
• Wirksame Hypocalcämieprophylaxe
- calciumarme Fütterung
- Beachtung des Calcium-Phosphor-Verhältnisses
- ausreichende Magnesiumversorgung
- Vitamin-D3-Gabe
- Einsatz saurer Salze
- Vermeidung exzessiver K-Konzentrationen in der Ration
Senkung der Mastitisinzidenz: Fütterung
3. Pansenfermentationsstörung
(subklinische Pansenazidose)
• Art des Einflusses auf das
Immunsystem noch unklar
• Tiere mit FEQ < 1,0 haben deutlich höheres Risiko für
die Entstehung einer Mastitis
Senkung der Mastitisinzidenz: Fütterung
Beurteilungskriterien
• Anteil Tiere der Herde mit FEQ < 1,0
ZIEL: < 5 (-8) %
Fett-Eiweiß-Quotient <= 1,0
50
40
30
20
10
0
März 13
April 13
Mai 13
Juni 13
Juli 13
Sept. 13
Okt. 13
Nov. 13
Dez. 13
Jan. 14
Febr. 14
Senkung der Mastitisinzidenz: Fütterung
Managementmaßnahmen
• laktationsabhängige Rohfasergehalte in den Rationen
• laktationsabhängige Grenzwerte für Zucker/Stärke-Gehalt
• Mischgenauigkeit !
• Minimierung des Selektierens
der Rohfaser durch die Kuh
-
Häcksellänge von Futterstroh,
Homogenität der TMR,
Schmackhaftigkeit der Grundfutter
…
Senkung der Mastitisinzidenz: Fütterung
4. Eiweißüberschuss (absolut / relativ)
• hohe Harnstoffwerte im Blut erhöhen das Risiko
für Neuinfektionen
• eventuell Veränderung des natürlichen pH-Werts der
“Schleimhäute” (Zitzenkanal, Zitzenzisterne…)
Senkung der Mastitisinzidenz: Fütterung
Managementmaßnahmen
• wiederkäuergerechte Eiweiß- und Energiegehalte in den
Rationen
• Vermeidung von Fermentationsstörungen
• Synchronizität des Pansens
beachten (Selektion!)
Senkung der Mastitisinzidenz: Fütterung
5. Vitamin-E-Versorgung
• bei Immunantwort entstehen Radikale
• Radikale schädigen die Immunzellen
• Vitamin-E erhöht die Lebensdauer von
Immunzellen
4000 mg Vit. E pro Kuh und Tag vor der Abkalbung
2000 mg Vit. E pro Kuh und Tag nach der Abkalbung
Inhalt
• Euterentzündung: Definition, Entstehung
• Senkung der Mastitisinzidenz
• Wissenschaftlich fundierte Therapieentscheidungen
• Zusammenfassung
Therapieentscheidungen
Subklinische Mastitis
• Chronisch kranke Tiere ohne Heilungschance
(MLP-Zellzahl 3x in Folge > 700.000 Z./ml)
Therapieentscheidungen
Subklinische Mastitis
• Keine Indikation für eine Behandlung
• AUSNAHMEN:
 Infektion mit Sc. agalactiae
 S. aureus-Infektion bei Jungkühen im 1. Laktationsmonat
Therapieentscheidungen
Klinische Mastitis
• Identifikation therapieunwürdiger Tiere:
- MLP-Zellzahl 3x in Folge > 700.000 Z./ml
Therapieentscheidungen
Klinische Mastitis
• Identifikation therapieunwürdiger Tiere:
- MLP-Zellzahl 3x in Folge > 700.000 Z./ml
Therapieentscheidungen
Klinische Mastitis
• Identifikation therapieunwürdiger Tiere:
- MLP-Zellzahl 3x in Folge > 700.000 Z./ml
- bereits 3x vorbehandelt in der aktuellen Laktation
- deutliche knotige Veränderungen im Eutergewebe
 Heilungschance << 10%
 Antibiotikaeinsatz nicht mehr gerechtfertigt
Therapieentscheidungen
Klinische Mastitis
• Beurteilung des Mastitisgrads
Mastitisgrad
1
2
3
Nach IDF 1999
Symptom 1
Symptom 2
Symptom 3
Therapieentscheidungen
Mastitisgrad
Symptom 1
Symptom 2
Symptom 3
1
Milch verändert
x
x
2
3
Nach IDF 1999
Therapieentscheidungen
Mastitisgrad
Symptom 1
Symptom 2
Symptom 3
1
Milch verändert
x
x
2
Milch verändert
Viertel vergrößert,
fester als andere Viertel
x
3
Nach IDF 1999
Therapieentscheidungen
Mastitisgrad
Symptom 1
Symptom 2
Symptom 3
1
Milch verändert
x
x
2
Milch verändert
Viertel vergrößert,
fester als andere Viertel
x
3
Milch verändert
Viertel vergrößert,
fester als andere Viertel
Fieber /
Untertemperatur
Nach IDF 1999
Therapieentscheidungen
Klinische Mastitis
1. Therapiewürdige Tiere:
- Grad 1 + 2:
lokale AB
- Grad 3: systemische AB + Entzündungshemmer
2. Therapieunwürdige Tiere:
- Grad 1 + 2:
ausschließliche Behandlung mit
Entzündungshemmer (1-2x)
- Grad 3: systemische AB + Entzündungshemmer
Quelle: DeVries und Krömker 2014
 Tierschutz !
Therapieentscheidungen
Klinische
Mastitis
Ergebnisse
1. Therapieunwürdige Tiere:
• keine Unterschiede in der Ausheilungsrate
- Grad 1 + 2:
ausschließliche Behandlung mit
Entzündungshemmer (1-2x)
• bessere klinische Heilungsrate
- Grad 3: systemische AB + Entzündungshemmer
 Tierschutz !
• Grad 1+2 bei therapieunwürdigen Tieren:
2. Therapiewürdige Tiere:
Reduktion
der Menge eingesetzter
- Grad 1 + 2:
lokale AB + Entzündungshemmer
Euterinjektoren um mehr als
- Grad 3: systemische AB + Entzündungshemmer
die Hälfte !
Quelle: DeVries und Krömker 2014
Inhalt
• Euterentzündung: Definition, Entstehung
• Senkung der Mastitisinzidenz
• Wissenschaftlich fundierte Therapieentscheidungen
• Zusammenfassung
Trockenstelltherapie
Euterkranke Tiere (ZZ > 100.000 Z./ml)
• Eine der erfolgversprechendsten Situationen in der
Mastitistherapie
 hohe Ausheilungsraten (> 90%)
Eutergesunde Tiere (ZZ < 100.000 Z./ml)
• Weglassen des Trockenstellers NUR ratsam bei bester
Hygiene in der gesamten Transitphase (TIEFSTREU???)
• In Kombination mit internem Zitzenversiegler
Zusammenfassung
• wissenschaftlich fundierte Therapieentscheidungen
können die Menge verwendeter Euterinjektoren
bis zu 50 % reduzieren
•
Senkung der Mastitisinzidenz

Optimierung der Fütterungsbedingungen
(Energie- u. Rohfaserversorgung, Hypocalcämieprophylaxe, Vit.-E-Versorgung)

Senkung des Infektionsdrucks im Euterbereich
(Tiefstreumanagement, Liegeboxenmanagement, Melkvorgang)
Zusammenfassung
• Zeitintensiv !
• Arbeitsintensiv !
• Einleitung von Managementänderungen !
• Hohe Frustrationstoleranz nötig !
• Bauliche Veränderungen meist nicht zu vermeiden !
Nur so langfristig und nachhaltig Veränderungen
im Betrieb möglich,
um ZUKUNFTSFÄHIG zu werden!
Vielen Dank
für Ihre Aufmerksamkeit !
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