Allein wiegen und sortieren

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TOP AGRAR
TEST
Allein wiegen und
sortieren
ErleichtertdiemobileWiege-undSortierstationvonFancom
dieKontrollwiegungenbeiSchlachtschweinen?topagrarhat
dieWaageachtMonatelanginderPraxisgetestet.*
U
m die Sortierverluste so gering wie
möglich zu halten, sollten verkaufsreife Mastschweine rechtzeitig gewogen werden. Das gilt besonders für die
AutoFOM-Vermarktung. Das Wiegen und
Sortieren ist jedoch zeitaufwendig. Denn
häufig benötigt man dafür zwei Personen.
Abhilfe soll die mobile Wiege- und Sortierstation „Bioselect M mobile“ schaffen,
die von der niederländischen Firma Fancom entwickelt wurde. Mit ihrer Hilfe soll
eine Person allein die Tiere wiegen und
sortieren können. Ob das tatsächlich gelingt, ließ top agrar acht Monate in einem
Betrieb mit 1 000 Mastplätzen testen.
Die 1,9 m lange, 0,6 m breite, 1,2 m
hohe und 305 kg schwere Station ist
komplett aus Edelstahl gefertigt und kostet 7 880 €. Über ausklappbare Rollen
und einen anschraubbaren Griff kann die
Waage bewegt werden. Um voll funktionsfähig zu sein, muss sie an 220 V
Netzstrom und an eine Druckluftleitung
mit mind. 5 bar angeschlossen werden.
Über ein mit Druckluft betriebenes Eingangstor, das per Schalter freigegeben
wird, betreten die Tiere die Waage. Im
oberen Bereich sitzt ein Austreibebügel,
der ebenfalls pneumatisch bewegt wird.
Das Ausgangstor ist als dreieckiger Korb
konzipiert, der durch Druckluft nach links
oder rechts schwenken kann. So kann das
Schwein die Station über zwei Wege verlassen und entweder zurück in den Stall
oder in eine Verladebucht sortiert werden.
Gesteuert werden das Ein- und Ausgangstor sowie der Austreibebügel über
eine Bedieneinheit auf der Waage, die
zudem das Gewicht anzeigt. Wahlweise
kann die Steuerung auch mithilfe eines
Handterminals erfolgen, das sich der
Landwirt mit einem Klettverschluss um
den Unterarm binden kann.
Fernsteuerung klappt gut. Aufgrund
ihrer Größe und robusten Ausführung
ließ sich die Waage relativ schwer im Zentralgang und in den Abteilen manövrieren.
Unser Tester beschloss deshalb, die Waage
fest im Spaltenboden zu verankern. Er installierte sie vor den Verladebuchten, in die
er die schlachtreifen Schweine direkt hin-
Fotos: Heil
Über das
schwenkbare Ausgangstor können
die Schweine entweder zurück in
den Stall oder in
eine Verladebucht
sortiert werden.
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top agrar 2/2013
Über ein Handterminal werden die Tore
und der Austreibebügel gesteuert.
Manche Schweine konnten das Eingangstor von innen aufdrücken.
einselektierte. Die stationäre Schleuse
stand sicher und war stabil. Nach Meinung unseres Testers wäre es aber wünschenswert, wenn die Station im oberen
Bereich besser zugänglich wäre, sodass
man an den Rücken der Tiere gelangen
kann, um diese zu kennzeichnen.
Die Bodenplatte der Waage besteht aus
geriffeltem Beton, auf dem die Schweine
gut stehen und laufen konnten. Die Steuerung über das Handterminal klappte
problemlos. Auch aus 15 bis 20 m Entfernung konnte man das Eingangs- bzw.
Ausgangstor bzw. den Austreibebügel
noch aktivieren. Aus Sicht des Testers
wäre es jedoch von Vorteil, wenn man
nicht zwischen Hand- und Stationsterminal umschalten müsste, sondern wenn
beide parallel funktionieren würden.
Das Gewicht erschien schnell auf der
Wiegeanzeige. Es war auch aus mehreren
Metern Entfernung gut erkennbar. Die
Zifferngröße war absolut ausreichend.
Zufriedenstellend war auch, dass es kein
ausselektiertes Schwein schaffte, in die
Station zurückzulaufen.
Austreibebügel sitzt zu tief. Große
Probleme traten hingegen auf, wenn die
Schweine in der Waage unruhig wurden
und ihren Rücken krümmten, um zu urinieren oder zu koten. Dann stießen sie
häufig mit ihrem Rücken gegen den Austreibebügel und drückten ihn nach oben.
Durch den Gegendruck des Bügels
erhöhte sich ihr Gewicht auf der Waage
und das Wiegeergebnis wurde verfälscht.
Schwierigkeiten traten auch dann auf,
wenn sich die Schweine mit ihrem Hin*) Unser Tester: Wilhelm Lindfeld, Senden
terteil ans Eingangstor lehnten. Dann
konnte sie der Austreibebügel nicht richtig fassen und drückte stattdessen auf ihren Rücken. Standen die Tiere hingegen
mittig in der Station, beförderte sie der
Bügel zuverlässig aus der Schleuse.
Ein Knackpunkt war auch das Eingangstor, das schwere Schweine trotz ausreichender Druckluft von innen aufdrücken
konnten, sodass die Gefahr bestand, dass
sie wieder zurücklaufen. Der Hersteller
will deshalb zukünftig einen schwereren
Zylinder einbauen. Zudem plant er, den
Innenraum der Waage zu erhöhen, um
den Austreibebügel weiter nach oben setzen zu können, damit das Wiegeergebnis
nicht mehr beeinträchtigt werden kann.
Auch soll der Bügel in Zukunft weiter
hinten eingebaut werden, um so besser
unter den Schwanz der Tiere zu greifen.
Besser zu zweit: Dank der automati-
schen Steuerung des Ein- und Ausgangstores sowie des Austreibebügels per
Handterminal gelang es unserem Tester
rein technisch, seine Schweine allein zu
wiegen und zu sortieren. Für eine
Schlachtpartie mit 80 bis 100 Schweinen
benötigte er dafür rund zwei Stunden,
das heißt eine gute Minute pro Schwein.
Deutlich schneller ging es allerdings
mit einer zweiten Person, die ihm half,
die Tiere aus der Bucht heraus- und wieder hineinzutreiben, und die ihm immer
ein Schwein zum Wiegen „bereitstellte“.
Der Zeitaufwand halbierte sich so auf eine Stunde. Regina Kremling
Schnell gelesen
• Die Steuerung der Wiegeund Sortierschleuse mittels
Handterminal klappte prima.
• Die Tiere allein zu selektieren
war damit möglich. Schneller
ging es jedoch zu zweit.
• Manche Schweine drückten
den Austreibebügel nach
oben, sodass sich durch den
Druck ihr Gewicht erhöhte.
top agrar 2/2013
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