Reibung zwischen festen Körpern Sollen zwei aufeinander liegende Körper auf einer nicht ideal glatten Oberfläche relativ zueinander bewegt werden, tritt ein Widerstand auf. Dieser Widerstand ist vor und während der Bewegung vorhanden. Den Bewegungswiderstand nennt man Reibung. Der Bewegungswiderstand Ø ist abhängig von der Materialpaarung der Berührungsflächen Ø ist unabhängig von der Größe der Berührungsflächen Ø ist bei kleinen Geschwindigkeiten unabhängig von der Geschwindigkeit Ø wirkt stets der (gewollten) Bewegungsrichtung entgegen Ø ist proportional zur Druckkraft in der Reibungsfuge Der Proportionalitätsfaktor ist der Haftreibungskoeffizient m0. (Auch die Temperatur und die Größe der Normalkraft können den Haftreibungskoeffizienten beeinflussen.) Haftreibung (Zustand der Ruhe) FH £ FH max = m0 FN Die Haftungskraft ist eine Reaktionskraft. Reibungskegel Liegt die Wirkungslinie der Resultierenden FR (roter Pfeil) aller eingeprägten Belastungen innerhalb des Haftungskegels mit dem Öffnungswinkel r0, so liegt Gleichgewicht, d. h. der Zustand der Ruhe, vor. Anderenfalls tritt Bewegung ein. tan(r 0 ) = m0 = FH max FR r0 r0 FHmax FKmax FN r0 FN Gleitreibung (COULOMBsche Reibung, trockene Reibung) Charles Augustin de Coulomb (1736-1806) FR = m FN , m < m0 Die Gleitreibungskraft ist eine eingeprägte Kraft. Sie wirkt der Bewegungsrichtung entgegen und ist proportional zur Normalkraft. Richtwerte für Haftungskoeffizient m0 und Gleitreibungskoeffizient m Materialpaarung Haftungskoeffizient m0 trocken geschmiert Gleitreibungskoeffizient m trocken geschmiert Stahl auf Stahl 0,15 ... 0,3 0,1 ... 0,12 0,10 ... 0,12 0,04 ... 0,07 Stahl auf Grauguss 0,18 ... 0,2 0,1 ... 0,2 0,15 ... 0,2 0,05 ... 0,1 Stahl auf Bronze 0,18 ... 0,2 0,1 ... 0,2 0,15 ... 0,2 0,05 ... 0,1 Grauguss auf Grauguss 0,2 ... 0,3 0,1 ... 0,15 0,15 ... 0,25 0,02 ... 0,1 Leder auf Metall 0,3 ... 0,5 0,16 0,3 0,15 Holz auf Metall 0,6 ... 0,7 0,11 0,4 ... 0,5 0,10 Holz auf Holz 0,4 ... 0,6 0,16 0,2 ... 0,4 0,08 Gummi auf Asphalt 0,7 ... 0,8 0,5 ... 0,6 Seilhaftung / Seilreibung für den praktisch wichtigen Fall, dass ein Seil/Band über eine Rolle umgelenkt wird. Aus dem Gleichgewicht am differenziellen Bogenelement ergibt sich FS 2 = FS1 e m0 a bzw. FS 2 = FS 1 e m a , es ist FS 2 ³ FS 1 FS2 ist die Seilkraft am auflaufenden Trum (Lastseite). a ist der Umschlingungswinkel in Bogenmaß. Bei aufeinander abrollenden Teilen ist u.U. Rollreibung (Rollwiderstand) zu berücksichtigen. 1 Beispiel: Steigeisen für Arbeiten auf Holzmasten Das skizzierte Steigeisen soll für Arbeiten auf Holzmasten der Dicke D dienen. Der Haftreibungswert Holz-Stahl sei m0. Bestimmen Sie die Lage l der Trittstelle, bei der kein Abrutschen mehr zu befürchten ist. Geg.: D = 20 cm m0= 0,8 Lösung: 1. Freischneiden 2. Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen 3. Auflösen nach der gesuchten Größe l Schnittbild: Das Steigeisen berührt den Mast in den Punkten A und B. Die zu erwartende Bewegungsrichtung im Versagensfall verläuft in Richtung von F. FNA FHA D F FNB FHB D Gleichgewichtsbedingungen: l (Momente im Uhrzeigersinn) ® - FNA + FNB = 0 A : F (D + l ) - FHB D - FNB D = 0 - FHA + FHB - F = 0 B: F l + FHA D - FNA D = 0 Haftreibungsgesetz: FHi £ m0 FNi mit i=A,B im Grenzfall gilt FHi = m0 FNi Einsetzen des Haftreibungsgesetzes in die Momentengleichungen F (D + l ) £ FNB D (1 + m0 ) F l £ FNA D (1 - m0 ) Aus dem Kraftgleichgewicht folgt Þ FNA ³ FNA = FNB . 2 F l 1 - m0 D F (D + l ) £ Fl (1 + m0 ) 1 - m0 Es zeigt sich, dass die Größe der Kraft F keine Rolle spielt. (D + l ) £ l 1 + m0 1 - m0 ö æ 1 + m0 - 1 + m 0 æ 1 + m0 D £ l çç - 1÷÷ = l çç 1 - m0 ø è è 1 - m0 0 ,2 1 - m0 l³D = 20 cm = 2 ,5 cm 1,6 2m0 ö æ 2m0 ö ÷÷ ÷÷ = l çç ø è 1 - m0 ø Beispiel: Seilreibung FS 2 = FS 1 e m a a ist der Umschlingungswinkel in Bogenmaß. Anwendungen sind z.B. Seilbremsen, Transmissionen, Schiffspoller. Der Umschlingungswinkel kann wie bei Pollern 2p übersteigen. Die folgende Tabelle zeigt das rasante Anwachsen des Seilkraftverhältnisses für einen angenommenen Reibwert von m = 1/p. FS 2 (a ) m a = e = ep FS 1 a Winkel a 0 p/4 p/2 3p/4 p 3p/2 2p 3p 4p Verhältnis der Seilkräfte 0° 45° 90° 135° 180° 270° 360° 540° 720° 1,00 1,28 1,65 2,12 2,72 4,48 7,39 20,09 54,59 3 Berührung halbe Umschlingung eine Umschlingung zwei Umschlingungen