Arterien – Wir sind so alt wie unsere Gefäße

Werbung
SEITE 2 NORDWEST-ZEITUNG NR. 80
WELLNESS & GESUNDHEIT
SONNABEND, 4. APRIL 2009
MEDIKAMENTE MIT ALKOHOL FÜR KINDER TABU – POLLENALLERGIKERN DROHT ASTHMA – HAUT VOR FRÜHLINGSSONNE SCHÜTZEN
Wenn Medikamente Alkohol
enthalten, kann das für Kinder gefährlich sein. Schon
ab einem Alkoholgehalt von
0,5 Gramm pro Einzeldosis
bestehe für Kinder ein gesundheitliches Risiko, teilt
die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
(ABDA) in Berlin mit. Eltern
sollten sich daher grundsätzlich beim Apotheker informieren, welches Medikament
für ihr Kind geeignet ist. Vor
allem flüssige Arzneimittel
enthalten Alkohol als Lösungs- und Konservierungs-
mittel. Gerade sie sind daher nicht für die Anwendung
bei Kindern bestimmt, zumal
sie oft mehrmals am Tag eingenommen werden müssen.
Pollenallergiker sind beson-
ders gefährdet, ein allergisches Asthma zu entwickeln. Patienten mit Heuschnupfen erkrankten dreimal häufiger an der chronischen Atemwegserkrankung
als der Bevölkerungsdurchschnitt, sagt Gerald Hanf, Allergologe und Internist am Allergie- und Asthma-Zentrum
Westend in Berlin. Die handelsüblichen AntihistaminikaTabletten bieten nach Angaben des Allergieexperten keinen Schutz für die Atemwege. Bronchienweitende
Sprays oder Pulver für die In-
halation seien zur akuten Behandlung nötig.
Viele Eltern unterschätzen
die Intensität der Frühlingssonne. Doch Kinderhaut ist dünner und
empfindlicher als Er wachsenenhaut, und die Pigmentierung noch unzureichend.
Nach dem Winter besitzt die
Haut nur geringen Eigenschutz und muss deshalb im
Frühling unbedingt vor der
Sonne geschützt sein, warnt
der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
BILDER: DPA/DDP
Unterschätzte Gefahr nach starkem Infekt
MYOKARDITIS
Herzmuskelentzündung
Die Herzmuskelentzündung tritt häufiger auf,
als man denkt. Oft
bleibt sie unbemerkt.
GESUNDHEITS-CHECK
Nur nicht übertreiben: Wer nach einem Virusinfekt noch nicht wieder
fit ist, verzichtet besser auf Sport,
sonst droht eine HerzmuskelentBILD: TMN/DAK
zündung.
VON BETTINA LEVECKE
KÖLN/BOCHUM – Sport ist gesund und stärkt das Herz –
aber nur, wenn der Körper fit ist. Nach einer
Grippe oder Virusinfektion
sollten
Sportler
langsam
ins Training zurückkehren. Sonst droht eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis), die tödlich enden
kann. Mindestens drei bis
vier Tage sollten Sportler
nach einer Virusinfektion völlig symptomfrei sein.
„Die Herzmuskelentzündung tritt häufiger auf, als
man denkt“, sagt Prof. HansGeorg Predel, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung
und Sportmedizin an der
Deutschen Sporthochschule
in Köln. Und sie bleibt oft unbemerkt. „Studien haben gezeigt, dass viele Betroffene
die Erkrankung überhaupt
nicht wahrnehmen.“
Ob Grippe, Erkältung oder
auch Viruserkrankungen wie
Röteln, Masern, Hepatitis
oder Windpocken: Steckt der
Körper voller Viren, können
sich die kleinen Erreger bis
zum Herzen verbreiten. Theoretisch kann das immer passieren. Doch Belastung erhöht die Gefahr, dass sich der
Herzmuskel entzündet.
Unklare Leistungsabnahme
Fast fünf Prozent der Todesfälle junger Athleten sind
Folge einer Myokarditis. „Ein
großes gesundheitliches Risiko ist die vorschnelle Wiederbelastung“, warnt Prof.
Hans-Joachim Trappe von der
Ruhr-Universität
Bochum.
kann tödlich enden – Training nur langsam starten
Zur Risikogruppe für eine
Herzmuskelentzündung gehören alle Menschen ab
35 Jahren. „Hinzu kommen Faktoren wie Übergewicht, Diabetes, Bewegungsmangel, Rauchen,
Bluthochdruck und angeborene Veränderungen
des Herzmuskels“, erklärt
Sportmediziner Predel.
Wer jetzt ins Fitnessprogramm einsteigen
möchte, sollte sich beim
Hausarzt gründlich untersuchen lassen, rät Kardiologe Trappe: „In Deutschland wird jedem, der über
35 Jahre alt ist, ein Gesundheits-Check-up angeboten, dessen Kosten die
Krankenkassen übernehmen.“ Wer mehrere Risikofaktoren vereint, sollte
zudem ein Ruhe- und Belastungs-EKG durchführen
lassen und die eigenen
Grenzen achten.
„Wenn man sich nach einem
Infekt nur langsam erholt
und eine unklare Leistungsabnahme auftritt, kann das ein
Hinweis darauf sein, dass das
Herz in seiner Funktion gestört ist.“
Die Symptome sind dabei
oft nur schwer von den Beschwerden der Ursprungserkrankung zu unterscheiden.
„Man muss den Körper genau
beobachten“, sagt Predel. Hinweise auf eine Myokarditis
können starke Müdigkeit,
Herz-Rhythmusstörungen,
hohe Pulswerte oder Brustschmerzen sein. „Zögern Sie
in diesem Falle nicht, sofort
zum Arzt zu gehen“, sagt
Prof. Eckart Fleck, Direktor
der Kardiologie am Deutschen Herzzentrum in Berlin.
Auch alle Beschwerden, die
beim Sport neu auftreten
oder sich bei sportlicher Aktivität
verstärken,
müssen
ernst genommen und abgeklärt werden.
Die meisten Fälle einer
Herzmuskelentzündung bleiben tatsächlich unentdeckt.
Die Erkrankung verheilt von
selbst, ohne zwangsläufig Folgeschäden zu bewirken. Ein
kleiner Schnupfen muss nicht
gleich das Trainings-Aus bedeuten: „Gehen Sie es einfach
etwas langsamer an“, rät Predel. Eine Grippe sollte hingegen ordentlich auskuriert werden. Ganz wichtig: Medikamente immer nach Arztempfehlung und Packungsanleitung anwenden und nicht vorschnell absetzen. Wer trotz Erkältung nicht mit dem Training aussetzen möchte, sollte
sich unbedingt durchchecken
lassen.
Bettruhe statt Laufschuhe
Doch auch der Arzt kann
eine Herzmuskelentzündung
häufig nur schwer feststellen:
„Es gibt kein Verfahren, das
jede Myokarditis sofort entde-
cken lässt“, sagt Fleck. Basisuntersuchung ist ein Ultraschall, mit dem Veränderungen am Herzmuskel gesichtet
werden können, oft geben
auch die Blutuntersuchung
und das EKG Aufschluss.
Das beste Verfahren sei die
Magnetresonanztomographie. „Aber auch hier gibt es
letztendlich keine 100-prozentige Sicherheit.“ Ruhe und Erholung sind im Zweifel die
beste Medizin: „Ist das Herz
entzündet, muss es stark entlastet werden.“ Statt Laufschuhe gebe es drei bis vier
Wochen Bettruhe und Medikamente.
E
in populärer Ausspruch
lautet: „Man ist so
alt wie seine Gefäße.“ Wir
alle unterliegen einem kontinuierlichen
Alterungsprozess, der auf ein Gen zurückzuführen ist, das uns praktisch mit in die Wiege gelegt
worden ist. Bei Tieren hat
man ein derartiges Alterungs-Gen bereits entdeckt.
Bei Mäusen konnte durch
Ausschaltung dieses Gens die
Haut jung erhalten werden.
Aber dem Alterungsprozess
liegt auch ein Verschleiß der
Organe und hier besonders
der Blutgefäße zugrunde.
Die Blutgefäße versorgen
die verschiedenen Körperorgane mit Blut, das den Sauerstoff und lebenswichtige Substanzen in die Zellen der Organe schleust. Wenn die Blutgefäße dieser wichtigen Auf-
Arterien – Wir sind so alt wie unsere Gefäße
gabe nicht mehr im vollen
Umfang nachkommen, spüren dies die einzelnen Organe wie z. B. das Herz, das
zu wenig Sauerstoff erhält. Es
kommt dann zum Engegefühl im Brustkorb bzw. im
Herzen – wir nennen das Angina pectoris.
Wenn es nicht gelingt, die
Sauerstoffversorgung
des
Herzmuskels zu verbessern,
kann es zum Untergang von
Herzmuskelgewebe kommen,
was man unter dem Begriff
„Herzinfarkt“
zusammenfasst. Beim Alterungsprozess
der Blutgefäße kommt es zu
einer zunehmenden Einen-
gung des Lumens (Lumen =
lichte Weite von Blutgefäßen). Man bezeichnet diesen
Prozess als Arteriosklerose.
Dieser Gefäßprozess verläuft
krankheit = pAVK)
leidet,
muss damit rechnen, dass
auch die Blutgefäße im Gehirn oder im Herzen betroffen sind. Wer also unter Herzenge
leidet
und
sich
noch
Dr. med. Thomas Suermann, Aunicht
zu
einer
tor dieses Beitrags, ist PräventiKoronarangioonsbeauftragter der Ärztekammer
graphie (RöntNiedersachsen.
gen-Kontrastmittel-Darstelin den einzelnen Körperregio- lung der Herzkranzgefäße)
nen unterschiedlich, in den entschließen kann, sollte im
meisten Fällen ist er nicht Rahmen einer Risikoabwäauf eine Körperregion be- gung eine Ultraschalluntersuschränkt. Wer unter „Rau- chung
der
Halsarterien
cherbeinen“ (fachlich: peri- (Doppler-Sonographie) durchphere arterielle Verschluss- führen lassen.
Die Halsarterien liegen
sehr dicht unter der Haut,
sind somit dem Ultraschall
sehr gut zugänglich. Man
kann damit feinste Gefäßveränderungen (im Millimeterbereich) erkennen. So ist es
inzwischen gängige Methode, die „Intima-Media-Dicke“ (IMD) zu bestimmen.
Die Gefäßwand besteht
feingeweblich aus insgesamt
fünf Schichten, von denen
die inneren drei Schichten Intima (Endothelzellen), Membran und Media (Muskelzellen) mit Ultraschall vermessen werden. Sie sollte bei unter 50-Jährigen zusammen
SERVICE
GESUNDHEIT
IM FERNSEHEN
4.4., VOX, 11.05: Spiegel TV – Dicker als XXL
5.4., 3SAT, 13.30: Bhutan – Paradies der Heilpflanzen
5.4., RTL2, 19: Welt der
Wunder – Sportschuhe
6.4., HR3, 11: Service:
Richtig scharf! Brille,
Linse oder Laser?
6.4., ARTE, 19: Dick
durch Diät
7.4., MDR, 17.35: Hier
ab vier – Schlafstörung
7.4., WDR, 21: Quarks &
Co. – Wenn Antibiotika
nicht mehr helfen
10.4., ARTE, 19: Unser
liebster Feind – Das
Fett; Essen, aber richtig
Hilfe gegen
zitternde Hände
BERLIN/TMN – Entspannungsübungen wie Autogenes Training können gegen wiederkehrendes Händezittern helfen. Auch auf ihren Schlaf sollten Betroffene achten, rät die
Deutsche Gesellschaft für
Neurologie (DGN) in Berlin.
Vielfach verstärke sich das Zittern bei Schlafmangel, Stress
oder psychischer Anspannung. Neben einer Parkinson-Erkrankung können auch
Schädigungen des Gehirns,
Medikamente oder Vergiftungen Ursachen für die Muskelzuckungen sein.
@ www.neurologen-im-netz.de
nicht dicker als 0,5 mm sein,
bei älteren Menschen nicht
über 0,7 bis 0,8 mm dick
sein.
Im Laiengebrauch wird
die IMD auch als „Gefäßalter“ bezeichnet. Mehr als ein
Millimeter gilt als eindeutig
pathologisch
(krankhaft).
Mehrere internationale Studien haben ergeben, dass das
Risiko, einen Herzinfarkt
oder Schlaganfall zu erleiden,
bei einer IMD von über einem Millimeter um den
zwei- bis vierfachen Faktor
steigt.
Eine Zunahme der IMD
um 0,1 bis 0,2 mm erhöht
das Risiko für einen Herzinfarkt um bis zu 69 %.
Die IMD ist ein einfach zu
bestimmender, den Patienten
nicht belastender Marker der
frühen Arteriosklerose.
Herunterladen