Astro-Praktikum R 7: Exoplaneten Astro-Praktikum R 7: Exoplaneten Im Rahmen dieses Rechenversuches werden die Methoden zur Entdeckung von Extrasolaren Planeten und die theoretische Wahrscheinlichkeit der Entdeckung von Leben auf diesen Planeten erarbeitet. Zur Bearbeitung benötigen Sie einen Taschenrechner. Der Versuchsanleitung liegen zusätzlich aktuelle Artikel bei. 1. Entstehung von Sternen und Planeten Nach der Theorie der Sternentstehung bilden sich Planetensysteme zusammen mit dem Zentralstern: Kontrahiert eine interstellare Wolke aus Gas und Staub infolge ihrer eigenen Gravitation (d.h. wenn ihre Masse gröÿer ist als die sogenannte Jeans-Masse), so wird sich nicht alle Materie auf dem neuen Stern ansammeln. Ein Teil der Materie wird aufgrund von Drehimpulserhaltung eine Scheibe bilden. Durch Kollision der Materieteilchen in der Scheibe und Zusammenklumpen bilden sich Planetesimale, die weitere Teilchen anziehen. In den äuÿeren Bereichen der Scheibe ziehen die massereichsten Planetesimale Gas an, welches das gröÿte Reservoir an Masse darstellt, und bilden gasförmige Planeten. Nahe beim Zentralstern sind die Temperaturen für die Bildung gasförmiger Planeten zu hoch. Nach gegenwärtigen Theorien dauert die Phase 7 8 der Planetenbildung zwischen 10 und einigen 10 Jahren. Die zirkumstellaren Scheiben, aus denen sich nach dieser Theorie die Planeten bilden, sind wesentlich leichter nachzuweisen als die Planeten selbst: im IR ist die Emission der Scheibe wesentlich gröÿer als die der Sterne, so dass ein indirekter Nachweis relativ leicht möglich ist. Im Optischen wurden mit dem HST etliche Scheiben direkt nachgewiesen. Die Beobachtungen passen also sehr gut zu der relativ kurz skizzierten Theorie der Sternentstehung. Wir können demnach davon ausgehen, dass Planeten zusammen mit den Sternen gebildet werden und in groÿer Zahl existieren. In den letzten Jahren waren Suchprogramme nach Planeten erfolgreich, und es werden sicher noch viele Planeten entdeckt werden. Gibt es Leben auÿerhalb unserer Erde? Neue Analysen von Meteoriten haben ergeben, dass einfachste Lebensformen auch auf dem Mars existieren könnten. Menschenähnliche Lebensformen aber kann es nach heutigem Wissensstand nur auf Planeten in habitablen Zonen anderer Sonnensysteme geben. In dieser Aufgabe sollen einige Methoden zum Nachweis von Planeten auÿerhalb unseres Sonnensystems diskutiert werden. Bei allen folgenden überlegungen wollen wir vom Fall Jupiter ausgehen, d.h. als Stern nehmen wir die Sonne und als (einzigen) Planeten Jupiter in der entsprechenden Entfernung. Eine aktuelle Übersicht der seit 1995 entdeckten 777 extrasolare Planeten in 623 Systemen (Stand: 7. Juli 2012) ist im Anhang enthalten. 1 2. Wie ndet man Planeten? Direkter Nachweis des reektierten Lichts Die naheliegendste Methode ist, direkt das vom Planeten reektierte Licht nachzuweisen. Allerdings erscheint der Planet im Vergleich zum Stern sehr lichtschwach. 1. a) Schätzen Sie ab, um welchen Faktor die Strahlung des Jupiter im Vergleich zur Sonne schwächer ist. HINWEIS: Jupiter sendet keine eigene Strahlung aus, sondern reektiert nur die von der Sonne ausgesendete Strahlung. Berücksichtigen Sie die Geometrie sowie die geometrische Albedo von Jupiter. Ist die Strahlung eines Planeten direkt nachweisbar? b) Diese Überlegungen gelten für den sichtbaren Bereich. Im IR kommt aber die thermische Strahlung des Planeten aufgrund seiner Eigentemperatur hinzu, sodass ein direkter Nachweis leichter möglich ist. Schätzen Sie das Helligkeitsverhältnis von Jupiter und Sonne im IR anhand der Schwarzkörperkurven im Anhang auf S. 945 ab. 2. Neben dem groÿen Helligkeitskontrast wird ein direkter Nachweis durch den kleinen Winkelabstand erschwert, unter dem der Abstand PlanetStern erscheint. Wie groÿ ist der Winkelabstand des Jupiter von der Sonne aus 1 pc Entfernung, d.h. vom nächsten Stern aus gesehen? Wie groÿ ist der Winkelabstand aus 5 pc Entfernung? Wäre Jupiter mit den heutigen technischen Möglichkeiten nachweisbar? Wie viele Sternsysteme gibt es bis 5 pc Entfernung ? (Benutzen Sie dazu die Liste der 100 nächsten Systeme im Anhang und die Umrechnung von Parallaxenwinkel in Entfernung) Astrometrie Da der gemeinsame Schwerpunkt des Systems Planet-Zentralstern in Ruhe bleibt, verschiebt sich in Folge der Bahnbewegung des Planeten die Position des Zentralsterns am Himmel. 3. Wie groÿ ist die Verschiebung der Position der Sonne aufgrund des Jupiters aus einer Entfernung von 1 pc gesehen? Ist dieser Eekt leicht messbar? (Zum Vergleich: Sterne haben auf Aufnahmen mit erdgebundenen Teleskopen einen Durchmesser von typischerweise einer Bogensekunde.) Radialgeschwindigkeitseekte Die Bahnbewegung eines Planeten bewirkt eine Änderung der Radialgeschwindigkeit des Zentralsterns. Benutzen Sie den Abstand des Sonnenmittelpunktes zum Schwerpunkt des Systems Sonne-Jupiter aus 2. und die Umlaufzeit des Jupiter von 11 Jahren. 2 Astro-Praktikum R 7: Exoplaneten 4. Wie groÿ ist der Eekt im Vergleich zur Radialgeschwindigkeit von Sternen, wie sie etwa im beigefügten Artikel Laser Frequency Combs for Astronomical Observations zu nden sind? Weitere Methoden 5. Welche weiteren Methoden gibt es, um Exoplaneten zu nden und Eigenschaften von ihnen zu bestimmen? Lesen Sie hierzu die beigefügten Artikel. 3. Leben auf anderen Planeten Neben den bisher gefundenen Exoplaneten wird es sicherlich noch viele weitere Exoplaneten und Sterne geben. In wie vielen dieser Planetensysteme aber gibt es intelligentes Leben? Auf das ganze Universum bezogen, wird dies durch die Drake Gleichung beschrieben: N =R·A·B (0.1) N entspricht der Zahl extraterrestrischer, technologischer Zivilisation; R ist die Anzahl der Sterne in unserer Galaxis; A beschreibt einen astronomischen und B einen biologischen Faktor. 11 R entspricht ca 10 Sterne in unserer Galaxie. Der Faktor A kann geschrieben werden als A = f1 f2 f3 . Dabei ist f1 die Zahl aller Sterne, die nicht zu heiÿ bzw. zu kalt sind und nicht Mitglieder eines Doppelsternsystems sind. f3 f2 ist der Anteil der Sterne mit erdähnlichen Planeten und ist der Anteil dieser Planeten, die in der bewohnbaren Zone liegen. B = f4 f5 f6 f7 . f4 steht für die Wahrscheinlichkeiten der Entwicklung einzelligen Lebens; f5 für die Entwicklung zu komplexen Organismen (z.B. Säugetiere), f6 für die Entwicklung von Intelligenz und f7 für B kann geschrieben werden als die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Leben Wissenschaft entdeckt und Technologie entwickelt. Häug wird B f4 = 0,1 und f5 = f6 = f7 = 1 angenommen, sodass = 0,1. 6. Wie viele Zivilisation gibt es, wenn wir für das Alter der Galaxie 10 Milliarden Jahre und für die Lebensdauer der Zivilisation 1 Million Jahre annehmen? Wie groÿ ist diese Zahl, wenn wir pessimistischer (oder realistischer) sind und f5 = f6 = f7 = 0.1 und als Lebensdauer einer Zivilisation 1000 Jahre annehmen? Diese Überlegungen zeigen, dass der biologische Faktor extrem schwer abzuschätzen ist. Gegenwärtig wird N oder auch ETZ (Zahl Extraterrestrischer, Technologischer Zivilisationen) selbst von Optimisten nicht sehr hoch eingeschätzt. Der Grund ist, dass einige Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit sich intelligentes Leben entwickeln kann: Eine Flüssigkeit - Wasser ist am besten geeignet - ist als Lebensraum notwendig, damit Reaktionen zwischen Molekülen stattnden; 3 in Gasen und Festkörpern sind die Moleküle zu dünn verteilt oder unbeweglich. Der Zentralstern darf nicht in einem Doppelsystem stehen (Gezeitenkräfte würden zu stark exzentrischen Bahnen mit extremen Temperaturschwankungen führen) und muss auch die richtige Masse haben (Eine zu groÿe Masse fürt zu einer zu kurzen Lebenszeit des Sterns; eine zu kleine Masse erfordert einen so geringen Abstand des Planeten zum Mutterstern, dass Gezeitenkräfte eine gebundene Rotation und damit 2 extreme Klimazonen zur Folge hätten). Es müssen äuÿere Planeten, die Material der protoplanetaren Scheibe aufsammeln, existieren, weil sonst Einschläge von Asteroiden zu Artensterben führen würde (es gilt heute als sicher, dass die Dinosaurier und andere Lebenswesen ausstarben, weil ein Asteroid mit 10 −1 km Durchmesser mit ca. 30000 km s bei Yucatan/Mexico vor 65 Millionen Jahren einschlug). Eine Atmosphäre stabilisiert die Temperatur (Erde: CO2 wirkt als Thermostat) und sorgt dafür, dass das Wasser üssig bleibt. Ein Mond verhindert allzu heftige Bewegungen der Planetenachse. Ein Van-Allen-Strahlungsgürtel schützt vor kosmischer Strahlung. Wenn diese Voraussetzungen eintreen, kann sich Leben bilden. Die Weiterentwicklung zu intelligenten Spezies durch Evolution = Mutation + Selektion ist unwahrscheinlich; auf der Erde gibt es viele Lebensformen, von denen aber nur eine intelligent ist (zumindest glaubt sie das selbst). 9 Die Wahrscheinlichkeit für das Bilden von Intelligenz wird auf 1:10 geschätzt! Und selbst wenn sich intelligente Lebensformen gebildet haben, können sie durch nukleare oder kosmische Katastrophen (Asteroiden) wieder ausgelöscht werden. Nimmt man alle diese Faktoren zusammen (und wahrscheinlich sind dies nicht alle!), dann ist das Entstehen von intelligentem Leben so selten, dass in unserer Galaxis wahrscheinlich keine weitere Lebensform existiert. 7. Wieviele ETZ könnte es im ganzen Universum geben? Überlegen Sie weiter, ob man mit ETZs kommunizieren kann (Schätzen Sie die Laufzeit elektromagnetischer Signale ab). 4. Hilfsmittel: Artikel (siehe Mappe) 4