Grundkurs Physik: Abiturprüfung 1995 – Aufgabe 3 Materiewellen – Atommodelle 1. Mit der Elektronenbeugungsröhre läßt sich die Materiewellenhypothese de Broglies überprüfen. a) Beschreiben Sie mit Hilfe einer Skizze den Aufbau der Elektronenbeugungsröhre. 5 BE b) Welche Beobachtung ermöglicht der Versuch mit dieser Röhre? Wie kann diese Beobachtung mit der Wellenvorstellung gedeutet werden? 8 BE c) Wie läßt sich demonstrieren, daß die beobachtete Erscheinung nicht auf elektromagnetische Wellen zurückgeht? 3 BE h 2 me ⋅Ek Leiten sie diese Gleichung her. 5 BE Nach de Broglie wird einem Elektron mit der kinetischen Energie Ek eine Wellenlänge λ zugeordnet. d) Im nichtrelativistischen Fall gilt: λ = e) Berechnen Sie λ für Ek = 3,0 keV. Welchem Spektralbereich gehört elektromagnetische Strahlung mit dieser Wellenlänge an? 3 BE 2. In die Flamme eines Bunsenbrenners wird eine kleine Menge Natrium in Form von Kochsalz gebracht. Die Flamme wird einmal mit weißem Glühlicht, ein andermal mit dem Licht einer Natriumdampflampe bestrahlt und auf einen Schirm projiziert. Beschreiben und erklären Sie jeweils die Beobachtungen auf dem Schirm. 12 BE 3. Elektronen mit der kinetischen Energie 12,5 eV regen Wasserstoffatome aus dem Grundzustand heraus an. a) Beschreiben Sie den Anregungsprozeß. Weisen Sie nach, daß die Wasserstoffatome hier nur zwei verschiedene Energiebeträge aufnehmen können. 9 BE b) Erklären Sie, daß das Emissionsspektrum des angeregten Wasserstoffgases unter der genannten Voraussetzung aus drei Linien besteht. Zeichnen Sie ein Niveauschema, das die drei entsprechenden Übergänge zeigt. 6 BE Eine der Spektrallinien (vgl. Teilaufgabe 3 b) ist die Hα-Linie der Balmer-Serie mit λ = 657 nm. c) Zu welchem Übergang gehört diese Linie? Welcher Serie gehören die beiden anderen Linien an? Berechnen Sie ihre Wellenlängen. 4 BE Die Lichtleistung, die auf die Emission der Hα-Linie der Balmer-Serie entfällt, beträgt 1,8 mW. d) Wie oft findet der entsprechende Übergang je Sekunde statt? 5 BE 60 BE 95-12 1. a) In einem evakuierten Glaskolben werden Elektronen mit einer Spannung von einigen kV in Richtung Anode (A) beschleunigt. Nach der Anode durchqueren sie eine Schicht aus polykristallinem Graphit (Gh) und treffen dann auf die Leuchtschicht an der Vorderseite des Kolbens. – Lösung Abb. 1 + A Gh b) Auf der Leuchtschicht sind konzentrische helle und dunkle Ringe zu erkennen. Die Ringe deutet man als Interferenzmaxima und -minima von "Elektronenwellen". Den beschleunigten Elektronen kann man nach de Broglie eine Materiewellenlänge zuordnen. Die Elektronen werden an den verschiedenen Netzebenen der Graphitkristalle gestreut. Dabei bilden sich Elementarwellen aus, die sich überlagern und die Interferenzfigur erzeugen. Abb. 2 c) Das System der hellen und dunklen Ringe kann durch Anlegen eines Magnetfeldes zwischen Graphitfolie und Leuchtschirm verzerrt werden. Die Ringe müssen somit von geladenen Teilchen erzeugt werden, denn eine elektromagnetische Wellenstrahlung wie die Röntgenstrahlung würde das Magnetfeld unabgelenkt durchqueren. 2Ek m h 2 Ekm m d) Für die de Broglie Wellenlänge gilt folgende Beziehung: h λ= mv Für die kinetische Energie eines Teilchens gilt: 1 E k = mv 2 2 2 Ek v= m Setzt man v in die Gleichung für die Wellenlänge ein, so erhält man: h λ= λ= 95-13 6, 6 ⋅ 10 −34 Js 2 ⋅ 3, 0 ⋅ 10 3 ⋅ 1, 6 ⋅ 10 −19 J ⋅ 9,1 ⋅ 10 −31 kg e) Damit erhält man: λ= λ = 2, 2 ⋅ 10 −11 m Die Wellenlänge liegt im Bereich der Röntgenstrahlung. 2. Wird die "Natriumflamme" mit dem weißen Licht einer Glühlampe bestrahlt, so erkennt man auf dem Beobachtungsschirm keinen Schatten. Verwendet man dagegen eine Natriumdampflampe, so zeichnet sich auf dem Schirm ein deutlicher Schatten ab. Das gasförmige Natrium in der Flamme absorbiert aus dem weißen Glühlicht nur die Wellenlänge des Natriums. Das absorbierte Licht wird in alle Raumrichtungen wieder abgestrahlt. Da die Intensität des "Natriumlichtes" im weißen Glühlicht sehr gering ist, entsteht nur ein unbedeutender Intensitätsverlust, und es ist auf dem Schirm kein Schatten erkennbar. Verwendet man aber Licht einer Natriumdampflampe, so entsteht durch die Absorption und die anschließende Streuung in alle Raumrichtungen ein deutlicher Intensitätsverlust in Durchstrahlrichtung, dies liefert eine erkennbare Schattenbildung auf dem Schirm. } 3. a) Die Elektronen stoßen unelastisch mit den Wasserstoffatomen und regen diese durch Abgabe ihrer Energie an. Die Energiestufen der Wasserstoffatome lassen sich wie folgt berechnen: { 3 2 1 En Hα Balmer Serie Lyman-Serie 10,2 eV 12,1 eV 1 En = RH hc 1 − n2 E1 = 0; E2 = 10,3 eV; E3 = 12,1 eV; E4 = 12,8 eV Die Elektronen besitzen die kinetische Energie von 12,5 eV und können daher die Atome nur in die beiden angeregten Zustände E2 und E3 versetzen. b) Wie in 3 a dargestellt, können die Wasserstoffatome nur in die angeregten Zustände mit der Energie E2 und E3 versetzt werden. Die angeregten Atome kehren nach kurzer Zeit in energetisch günstigere Zustände zurück und senden dabei Photonen aus. Deren Energie entspricht dem Energieunterschied der Energieniveaus. Dabei können nur die in der Skizze dargestellten Energiesprünge auftreten. Abb. 3 95-14 c) Zur Balmerserie gehören alle Übergänge, die im zweiten Energieniveau enden, d. h. es kann nur der Übergang von 3 nach 2 zur Balmerserie gehören. Die beiden anderen möglichen Übergänge enden im Grundzustand und gehören somit zur Lymanserie. hf = ∆E hc = ∆E λ 12,1 eV Energiedifferenz 102 nm Wellenlänge hc ∆E Übergang 10,2 eV λ= von 3 nach 1 121 nm von 2 nach 1 d) Die Anzahl der abgestrahlten Photonen ergibt sich aus folgender Überlegung: Energie eines Photons der Hα-Linie der Balmerserie: Eα = (12,1 eV – 10,2 eV) = 1,9 eV Alle Photonen zusammen müssen in einer Sekunde die Energie W = 1,8 mW transportieren. Somit erhält man die Anzahl n aller in einer Sekunde Photonen aus folgender Gleichung: 1, 8 ⋅ 10 −3 W = 6 ⋅ 10 15 1, 9 ⋅ 1, 6 ⋅ 10 −19 W n= 95-15