9.6 Elektronenbeugung Durch die physikalischen Experimente der Quantenmechanik wurde im 20. Jahrhundert deutlich, dass das Licht neben den Eigenschaften einer Welle auch die Eigenschaften von Teilchen besitzt. Beide Modellvorstellungen, sowohl die der Welle, als auch des Teilchens existieren völlig gleichberechtigt nebeneinander und beschreiben jeweils unterschiedliche Charakteristika des Lichts (Kolpuskel-Welle-Dualismus). [47] De Broglie In den Jahren nach dem ersten Weltkrieg studierte der französische Adelige Louis de Broglie die Theorien von Planck und Einstein zu diesem Thema und entwickelte eigene Experimente zur Untersuchung des Korpuskel-Welle-Dualismus. So reichte De Broglie im November 1924 seine berühmte Doktorarbeit "Recherches sur la Théorie des Quanta" an der alten Pariser Universität Sorbonne ein, in der er derart bedeutende physikalische Erkenntnisse über die Natur von Elementarteilchen veröffentlichte, dass er im Jahr 1929 für seine Entdeckungen den Nobelpreis für Physik erhielt. In seinen Experimenten konzentrierte sich De Broglie nicht, wie bisher in der Quantenmechanik üblich auf die Natur des Lichts, sondern untersuchte die Eigenschaften von Elektronenstrahlen. Wie im Kapitel zu elektrischen Feldern beschrieben können Elektronen in einer Elektronenstrahlröhre (Kathodenstrahlröhre) freigesetzt und zu einem Elektronenstrahl gebündelt werden. In einem Experiment richtete De Broglie einen fokussierten Elektronenstrahl auf eine dünne Graphitfolie. © M.Brennscheidt Auf einem Leuchtschirm hinter der Graphitfolie konnte ein Interferenzmuster aus konzentrischen Ringen beobachtet werden, wie es bereits von der Interferenz von Lichtwellen an kreisförmigen Öffnungen bekannt ist. Weitere Experimente mit anderen Materialien lieferten ähnliche Ergebnisse. [48] Röntgenbeugung [49] Elektronenbeugung Die obige Abbildung zeigt zum Beispiel das Interferenzmuster von Röntgenstrahlen, also hochenergetischem Licht und einem Elektronenstrahl beim passieren einer Aluminiumfolie. In beiden Fällen entsteht ein verblüffend ähnliches Interferenzmuster. Hieraus kann geschlossen werden, dass auch Elektronen, die in den bisherigen Modellen immer als Elementarteilchen betrachtet wurden, Welleneigenschaften besitzen. Das Ergebnis von De Broglies Experimenten zeigt also eindrucksvoll, dass nicht nur das Licht sowohl Wellen- als auch Teilcheneigenschaften besitzt, sondern dass auch Elementarteilchen wie Elektronen, Protonen, Neutronen,… sowohl Teilchen-, als auch Welleneigenschaften besitzen. Genau wie man Licht mit Hilfe der Gleichung einen Impuls, also eine Teilcheneigenschaft zuordnen kann, kann auch Teilchen durch Umstellen der obigen Gleichung eine Wellenlänge, also eine Welleneigenschaft zugeordnet werden. Diese Wellenlänge wird nach ihrem Entdecker de Broglie-Wellenlänge genannt. Sie ist je nach Geschwindigkeit und Masse der Teilchen unterschiedlich, liegt jedoch für schnelle Elektronen in der Größenordnung von . © M.Brennscheidt (Anmerkung: Theoretisch ist es möglich jedem Körper eine De-Broglie-Wellenlänge zuzuordnen. Aufgrund der enormen Masse von makroskopischen Körpern wird der Impuls der Körper im Vergleich zu Elementarteilchen jedoch so groß, dass die Wellenlänge gegen Null geht und somit nicht beobachtet werden kann.) © M.Brennscheidt