II. Festkörperphysik Festkörperphysik Inhalt 1 Struktur von Festkörpern 2 Gitterschwingungen 3 Metalle 4 Elektronenzustände 5 Halbleiter 6 Bändermodell 7 Magnetismus 8 Supraleitung Einführung in die Struktur der Materie 156 Struktur von Festkörpern Struktur von Festkörpern Struktur von Festkörpern Wir wollen uns zunächst mit der Struktur von Festkörpern, daß heißt mit der Geometrie in der sie vorliegen, beschäftigen Kovalent gebundene Festkörper haben wir bereits in Form von Graphit, Diamant und Silizium kennen gelernt. Kurz wurden auch Kohlenwasserstoffketten und damit verbunden Systeme wie Kunststoffe/Plastik behandelt. Welche weiteren Bindungstypen gibt es noch neben der kovalenten Bindung ? Einführung in die Struktur der Materie 158 Struktur von Festkörpern Bindungstypen Bindungstypen Kovalente Bindung Si, Ge, Diamand, ... Ionische Bindung z.B. NaCl und ähnliche Materialien Metallische Bindung Metalle van der Waals Bindung Molekülkristalle, Edelgaskristalle Wasserstoffbrückenbindung Wassereis ... Einführung in die Struktur der Materie 159 Struktur von Festkörpern Bindungstypen Ionische Bindung Wir gehen hier aus von der ionischen Bindung, wie wir sie im Fall der Moleküle bereits kennengelernt haben Als Beispiel wieder NaCl Kubischer Kristall aufgebaut aus Na+ und Cl− Ionen Äussere Elektronenschalen sind besetzt → Isolator Jedes Na+ von 6 Cl− umgeben und umgekehrt Bindung durch die Coulombanziehung der Ionen; Repulsion aufgrund des Pauli-Prinzips Einführung in die Struktur der Materie 160 Struktur von Festkörpern Bindungstypen Ionische Bindung Erweiterung gegenüber dem Molekül im Fall eines Kristalls durch die Ladung aller weiteren Atome im Kristall Potentielle Energie Uij zwischen i und j kann man dann z.B. durch q2 λ · e−R/ρ − nächster Nachbar R Uij = (70) 2 1 q ± · alle anderen pij R mit rij = pij R beschreiben. Die Gesamtenergie ist dann durch αq 2 −R/ρ Utot = N zλ · e − R (71) mit z Zahl der nächsten Nachbarn und der Madelung Konstante X (±) α= (72) pij j Einführung in die Struktur der Materie 161 Struktur von Festkörpern Bindungstypen Struktur von NaCl Einführung in die Struktur der Materie 162 Struktur von Festkörpern Bindungstypen Metallische Bindung Atome geben im Metall Elektronen an den Gesamtkristall ab: Delokalisation → Leitungselektronen Positive Ionenrümpfe sind in einem periodischen Gitter angeordnet, die von den Leitungselektronen umgeben werden Beispiel für ein einfaches Metall: Na Bevor wir uns aber genauer mit der Bindung in Festkörpern beschäftigen, wollen wir uns zunächst genauer die Struktur von Festkörpern ansehen Na Na Na Na Na Na Na Na Na Na Na Na Einführung in die Struktur der Materie 163 Struktur von Festkörpern Kristallgitter Kristallgitter Man kann zunächst die Struktur der Materialien in die folgenden Klassen einteilen Einkristalle Die Bausteine sind in einem räumlichen Gitter periodisch angeordnet. Die (langreichweitige) Ordnung erstreckt sich über den gesamten Kristall → Kristallzucht Polykristalline Stoffe bestehen aus vielen gegeneinander verdrehten und verschobenen Einkristallen Amorphe Stoffe Die geordnete Struktur erstreckt sich nur über einen kleinen Bereich weniger Atomlagen Molekülkristalle Die Bausteine sind Moleküle, die regelmäßig angeordnet sind Einführung in die Struktur der Materie 164 Struktur von Festkörpern Kristallgitter Herstellung von Silizium-Wafern Die Si Einkristalle können einen Durchmesser von 30 cm haben und sind der “Rohstoff” für die Halbleiterindustrie Einführung in die Struktur der Materie 165 Struktur von Festkörpern Einführung in die Struktur der Materie Kristallgitter 166 Struktur von Festkörpern Kristallgitter Struktur von Einkristallen Eine regelmäßige Anordnung von Bausteinen wird mathematisch durch den Begriff des Gitters beschrieben Ein Gitter ist eine Anordnung von Punkten im Raum, die durch drei nichtplanare Grundvektoren dargestellt werden ~r = m1~a + m2~b + m3~c m1 ganzzahlig (73) Eine Elementarzelle ist dann das von ~a, ~b, ~c aufgespannte Parallelepiped α c b a β b γ a Einführung in die Struktur der Materie 167 Struktur von Festkörpern Kristallgitter Es gibt nun eine Vielzahl verschiedener Möglichkeiten in einem Kristallgitter eine Basis zu wählen Welche Basis ist die richtige ? primitive Elementarzelle : genau ein Atom (Ion) pro Elementarzelle Genauer: Wähle die Zelle mit dem minimalen Volumen V = |~a · (~b × ~c )| Einführung in die Struktur der Materie 168 Struktur von Festkörpern Kristallgitter Ein Kristallgitter kann durch verschiedene Symmetrieoperationen in sich selbst übergeführt werden. Diese Symmetrieoperationen bilden eine Gruppe Aufgrund ihrer Symmetrie können die dreidimensionalen Gitter geordnet werden (Punktgitter) kubische Gitter tetragonale Gitter orthorhombische Gitter monokline Gitter trigonal Gitter hexagonal Gitter triklines Gitter a=b a=b a 6= b a 6= b a=b a=b a 6= b Einführung in die Struktur der Materie =c 6= c 6= c 6= c =c 6= c 6= c α=β α=β α=β α=β α=β α=β α 6= β = γ = 90◦ = γ = 90◦ = γ = 90◦ = 90◦ 6= γ = 90◦ 6= γ = 90◦ , γ = 120◦ 6= γ 169 Struktur von Festkörpern Kristallgitter Eine Kristallstruktur läßt sich aus einer Basis von Atomen oder Molekülen an jedem Gitterpunkt aufbauen Gitter Basis Einführung in die Struktur der Materie Kristall 170 Struktur von Festkörpern Kristallgitter Kubisches Gitter (sc = Simply Cubic) Es gibt einige wichtige grundlegende Kristallgitter 1 Kubisches Gitter (sc = Simply Cubic) a=b=c V = a3 ∠ = 90◦ 6 nächste Nachbarn c Elementarzelle ist Würfel mit der Kantenlänge a Die Zelle ist primitiv Einführung in die Struktur der Materie b a Gitterpunkt der Elementarzelle 171 Struktur von Festkörpern Kristallgitter 2 kubisch, flächenzentriertes Gitter (fcc = Face-Centered Cubic) Mögliche Basis ~a1 = ~a3 = a (1, 1, 0) 2 a (0, 1, 1) 2 ~a2 = a (1, 0, 1) 2 12 nächste Nachbarn Primitive Zelle mit V = 1 3 a 4 Rhomboeder Einfache Beschreibung mit ~a = a(1, 0, 0), ~b = a(0, 1, 0), ~c = a(0, 0, 1) und Basis von 4 Atomen bei (0, 0, 0), a2 (1, 1, 0), a2 (1, 0, 1), a2 (0, 1, 1) ergibt nicht-primitive Elementarzelle mit 4 Basisatomen und V = a3 Im fcc-Gitter kristallisieren Cu, Ag, Au, Al . . . sowie feste Edelgase Ne, Ar . . . Einführung in die Struktur der Materie 172 Struktur von Festkörpern Kristallgitter 3 kubisch, raumzentriertes Gitter (bcc = Bulk-Centered Cubic) Ein Punkt in der Würfelmitte a bei (1, 1, 1) 2 8 nächste Nachbarn Nicht primitive Elementarzelle mit Gittervektoren ~ai des kubischen Gitters und Basis (0, 0, 0), a2 (1, 1, 1) Im bcc-Gitter kristallisieren: Li, Na, K, Rb, Cs, Fe, Ta, W Einführung in die Struktur der Materie 173 Struktur von Festkörpern Einführung in die Struktur der Materie Kristallgitter 174 Struktur von Festkörpern Kristallgitter 4 NaCl-Typ Na+ und Cl− bilden je ein fcc-Gitter, die um eine halbe Raumdiagonale gegeneinander verschoben sind Einführung in die Struktur der Materie 175 Struktur von Festkörpern Kristallgitter Fullerene als Festkörper Einführung in die Struktur der Materie 176 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Strukturbestimmung Wir haben jetzt Modelle für die Struktur von Festkörpern aufgestellt Wie läßt sich nun aber diese Struktur experimentel bestimmen ? Beugungsexperimente Röntgenbeugung Elektronenbeugung Neutronenbeugung Weitere (indirekte) Methoden NMR Spektroskopie An Oberflächen: Tunnelmikroskopie Einführung in die Struktur der Materie 177 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Beugungsexperimente Die Wellenlänge sollte in der Größenordnung der Kristallabstände liegen Wellenbild de Broglie Wellenlänge λ = h p Röntgenbeugung λ= 12.4 · 10−10 m hν[keV ] 10 keV = 1.2 · 10−10 m Elektronenbeugung λ= h 12 =p · 10−10 m p Ekin [eV ] 100 eV = 1.2 · 10−10 m Einführung in die Struktur der Materie 178 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Neutronenbeugung λ= 0.28 h =p · 10−10 m p Ekin [eV ] 0.08 eV = 80 meV = 1 · 10−10 m ⇔ thermische Neutronen aus einem Forschungsreaktor ILL Grenoble, FRM II in Garching bei München Einführung in die Struktur der Materie 179 Struktur von Festkörpern Einführung in die Struktur der Materie Strukturbestimmung 180 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Es gibt verschiedene Methoden mittels Röntgenbeugung die Struktur von Festkörpern zu bestimmen Für Einkristalle wird das Laue-Verfahren angewandt Einführung in die Struktur der Materie 181 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Beugung – Laue Verfahren Beugungbild von CaCO3 (Calcit, Kalkspat) Typisches Bild eines fcc Gitters Einführung in die Struktur der Materie 182 Struktur von Festkörpern Einführung in die Struktur der Materie Strukturbestimmung 183 Struktur von Festkörpern Einführung in die Struktur der Materie Strukturbestimmung 184 Struktur von Festkörpern Einführung in die Struktur der Materie Strukturbestimmung 185 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Beugung – Komplizierte Strukturen Beugung an einem sehr komplizierten Kristall → Proteinkristall 3D Struktur des Proteins kann aus dem Beugungsbild gewonnen werden Einführung in die Struktur der Materie 186 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Neutronenbeugung Einführung in die Struktur der Materie 187 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Beugung am Kristall Wie können wir das Zustandekommen von Beugungsbildern verstehen und wie läßt sich aus den Beugungsbildern die Information über die Kristallstruktur gewinnen Kinematische Theorie k rj k’ Phasenunterschied der am Ursprung und am Punkt rj gestreuten Strahlen ∆φ(~rj ) = ~k · ~rj − k~′ · ~rj = ∆~k · ~rj (74) Einführung in die Struktur der Materie 188 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Streuamplitude Streuamplitude A Amplitude der gestreuten Welle durch Summation der Beiträge aller Gitterpunkte unter Berücksichtigung der Phasen X fj e−i∆φ(rj ) (75) A= rj fj Streuvermögen der Struktureinheit am Gitterpunkt Ist für alle Gitterpunkte gleich Beispiel: Intensität der gebeugten Welle für einen würfelförmigen Kristall der durch die Basisvektoren ~a, ~b, ~c aufgespannt wird. Maxima der Intensität |A|2 erhält man für ∆~k · ~a = h · 2π ∆~k · ~b = k · 2π ∆~k · ~c = l · 2π Einführung in die Struktur der Materie 189 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Streuamplitude Realer Kristall aufgebaut aus Atomen, Ionen, Molekülen . . . 1. Schritt: Bestimmung des Streuvermögens der Struktureinheit, also z.B. eines Atoms 2. Schritt: Summation über alle Gitterpunkte In der Praxis wird dies nochmal aufgeteilt in eine Summation über Einheitszellen plus Summation über Bausteine der Einheitszellen (Basis) Der Strukturfaktor ergibt sich damit aus der Summation über die Basis Einführung in die Struktur der Materie 190 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Atomformfaktor 1. Schritt Streuung von Photonen erfolgt an den Elektronen → Streuung wird bestimmt durch die Elektronenverteilung der Atome Phasenverschiebung zwischen den auslaufenden Strahlen ∆φ(~r ) = ∆~k · ~r Ladungsdichte ρj (r) k r k’ rj Einführung in die Struktur der Materie 191 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Integration über die gesamte Ladungsverteilung ρj (~r ) des Atoms ergibt den Atomformfaktor Z ~ fj = ρj (~r )e−i∆k·~r dV (76) V Kugelsymmetrische Ladungsverteilung: ρj (~r ) = ρj (r ) ergibt sich fj = 4π Z RAtom ρj (r ) 0 sin ∆kr 2 r dr ∆kr (77) Streuung in Vorwärtsrichtung ∆k = 0 fj = 4π Z RAtom ρj (r )r 2 dr = Zj (78) 0 ergibt also die Gesamtladung des Atoms Einführung in die Struktur der Materie 192 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung 2. Schritt Streuamplitude A= X fj e−i∆φ(rj ) rj für identische Bausteine mit fj = f A=f X e−i∆φ(rj ) rj In der Regel Aufteilung der Summation in Summation über die Basis → Strukturfaktor und Summation über alle Einheitszellen Einführung in die Struktur der Materie 193 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Phasenproblem Gemessen wird die Position und die Intensität |A|2 möglichst vieler Reflexe Bei der Intensitätmessung geht jedoch die Phaseninformation verloren Bestimmung der Struktur bzw. Ladungsverteilung nicht mehr eindeutig ! Einführung in die Struktur der Materie 194 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Gang einer Strukturbestimmung 1 Bestimmung von Position und Intensität möglichst vieler Reflexe 2 Gewinne daraus Aussagen über die Symmetrie und mögliche Strukturen 3 Entwicklung eines Modells → Hypothese 4 Berechnung eines Beugungsbildes aufgrund des Modells 5 Vergleich mit dem entsprechenden experimentellen Beugungsbild 6 Verbesserung (Verfeinerung) des Modells und zurück zu 4 Iteratives Verfahren → Programme Wie genau ist die Strukturbestimmung ? Einführung in die Struktur der Materie 195 Struktur von Festkörpern Strukturbestimmung Proteinstruktur Einführung in die Struktur der Materie 196 Gitterschwingungen in Festkörpern Gitterschwingungen Gitterschwingungen Wie bei den Molekülen wollen wir im folgenden die Dynamik der Festkörper, also Schwingungen des Kristallgitters behandeln Erklärung, Beschreibung Elastische Eigenschaften Schallausbreitung Wärmekapazität Optische Eigenschaften im Infraroten Einführung in die Struktur der Materie 198 Gitterschwingungen Klassische Physik: Hooke’sches Gesetz F Dehnung ∆L L eines Zylinders, Drahtes ∆L = L F · y A (79) mit y Youngsches Elastizitätsmodul Schallausbreitung für vAl = 5100m/s, vCu = 3900m/s Einführung in die Struktur der Materie 199 Gitterschwingungen un−1 un un+1 Verschiedene Wellenformen möglich Longitudinale Welle Transversale Welle Un ≡ Auslenkung der Ebene n aus der Gleichgewichtslage Nur Kräfte zwischen benachbarten Ebenen berücksichtigen Ersetzen der schwingenden Gitterebene durch Schwingung einer linearen Kette Einführung in die Struktur der Materie 200 Gitterschwingungen Auslenkung aus der Ruhelage gegeben durch un Kraft auf Atom ist proportional zur Differenz der Auslenkung der Nachbaratome Streckung oder Stauchung der Feder resultiert in Kraft M d 2 un = C [(un+1 − un ) − (un − un−1 )] dt 2 (80) Analog für die transversale Auslenkung Einführung in die Struktur der Materie 201 Gitterschwingungen Lösungsansatz harmonische in x-Richtung laufende Welle. Allgemeiner Ansatz: u(x, t) = u0 · ei(kx−ωt) (81) wobei un (t) = u(x = na, t) ist Randbedingung: N-Atome zyklische Randbedingung U(0) = U(Na) ⇒ eik 0 = eik·NA = 1 2π n · mit n ≡ ganze Zahl ⇒k = a N Lösungsansatz in Bewegungsgleichung eingesetzt h i − Mω 2 = C eika + e−ika − 2 r ka C sin ⇒ω = 2 M 2 Einführung in die Struktur der Materie (82) (83) 202 Gitterschwingungen Gitterschwingungen k −π /a 0 π /a 2π /a 1. Brillouinzone Einführung in die Struktur der Materie 203 Gitterschwingungen Kreisfrequenz ω hängt in nichtlinearer Form vom Wellenzahlvektor k an. ⇒ Dispersion q C ka für ka ≪ 1 folgt ω = 2 M 2 r C ⇒ ω= ka mit ω ∝ k M r C a Phasengeschwindigkeit vPhase = ω/k = M für ka ≪ 1 folgt 2π λ ≫ a Gitterkonstante da k = λ Medium benimmt sich wie homogenes Medium Gruppengeschwindigkeit r dω C = a = vPhase = vSchall vg = dk M Einführung in die Struktur der Materie 204 Gitterschwingungen Mit anwachsendem k geht λ gegen a, die obige Näherung wird ungültig die Gitterstruktur wirkt sich aus ω wächst nichtlinear mir k und erreicht für sin ka ka π π = 1, d.h. = ⇒k = 2 2 2 a einen maximalen Wert r C M benachbarte Atome schwingen gegenphasig → maximale Belastung der Federn Für k = kmax wird die laufende Welle zur stehenden Welle ω=2 ei(kna−ωt) = e i = ±e Einführung in die Struktur der Materie q π na−2 a −2i q C t M C t M Schwingung 205 Gitterschwingungen Für k > π/a ergibt Welle mit k ′ = k − 2π/a an den Gitterpunkten die gleiche Auslenkung eik ′ na = eikna−i2π/an d.h. keine neue physikalische Lösung physikalisch sinnvolle Lösungen können auf den Bereich − π π ≤k ≤ a a beschränkt werden. 1. Brillouin Zone Einführung in die Struktur der Materie 206 Gitterschwingungen Gruppengeschwindigkeit r r Ca C dω ka ka =2 cos =a cos vGr = dk M2 2 M 2 Zentrum der Brillouin-Zone vGr = a r C M Rand der Brillouin-Zone k = π/a vgr = 0 Stehende Welle ! Bragg Reflektion der Wellen für λ = 2a Einführung in die Struktur der Materie 207 Gitterschwingungen Bisher Gitter mit einer Atomsorte diskutiert. Analoges Vorgehen liefert für Gitter mit zwei Atomsorten s 1 1 2 4 sin2 ka 1 1 2 2 +C + + (84) − ωopt = C M1 M2 M1 M2 M1 · M2 s 1 1 1 1 2 4 sin2 ka 2 2 ωakust = C −C + + (85) − M1 M2 M1 M2 M1 · M2 Optische und akustische Schwingungszweige Einführung in die Struktur der Materie 208 Gitterschwingungen optischer Zweig akustischer Zweig −π/ a Einführung in die Struktur der Materie 0 π/ a 209 Gitterschwingungen k = 0: ωopt ωakust = s 2C = 0 1 1 + M1 M2 k = π/a: ωopt ωakust Anschaulich: ka ≪ 1, λ ≫ a 2 ωopt 2 ωakust p 2C/M2 p 2C/M1 = = 1 1 + ≈ 2C M1 M2 C (ka)2 ≈ 2C 2(M1 + M2 ) Einführung in die Struktur der Materie 210 Gitterschwingungen ωakust ≈ ka für ka ≪ 1 konstante Schallgeschwindigkeit Optischer Zweig benachbarte Teilchen (Atome, Ionen) schwingen gegenphasig Akustischer Zweig benachbarte Teilchen schwingen gleichphasig Einführung in die Struktur der Materie 211 Gitterschwingungen Ionenkristalle: 2 Atome, einfachster Einkristall ⇒ es existiert optischer Zweig Elektromagnetische Wellen koppeln an optischen Zweig an Gegenphasige Auslenkung der Nachbaratome resultiert in einem elektrischen Dipolmoment Beispiel KBr (nächste Seite) Welcher Bereich wird untersucht ? 2π λ λ ≈ 1000Å = 1000 · 10−10 m |~k|Photon = Dimension der 1. BZ π/a mit a ≈ 10−10 m ⇒ |~k| Photon für sichtbares Licht bei Γ(0, 0, 0) Bestimmung der Zweige über Neutronenstreuung , Elektronen oder Röntgenstreuung Einführung in die Struktur der Materie 212 Gitterschwingungen Longitudinale und Transversale Optische und Akustische Schwingungsmoden von einem KBr Kristall Moden in [111]-Richtung des KBr-Kristalls Mit optischer Spektroskopie ist nur der Bereich um k = 0 zugänglich Einführung in die Struktur der Materie 213 Gitterschwingungen Einführung in die Struktur der Materie 214 Gitterschwingungen Dispersion von Si in allen Raumrichtungen Einführung in die Struktur der Materie 215 Gitterschwingungen Einführung in die Struktur der Materie 216 Gitterschwingungen Reziprokes Gitter Reziprokes Gitter Aus der Betrachtung der Gitterschwingungen ergibt sich, daß es auch eine Periodizität in k gibt Bereits bei der Strukturanalyse mittels Beugung hat der Impuls ~k eine wichtige Rolle gespielt Einführung des reziproken Gitters Definition ~b × ~c 2π ~ ~a∗ = 2π = · (b × ~c ) (86) ~ V ~a · (b × ~c ) E ~b∗ = 2π · (~c × ~a) (87) VE 2π ~c ∗ = · (~a × ~b) (88) VE VE ist das Volumen der Einheitszelle Es gilt: e~i∗ · e~j∗ = 2πδij Einführung in die Struktur der Materie 217 Gitterschwingungen Reziprokes Gitter Konstruktion eines reziproken Gitters Einführung in die Struktur der Materie 218 Gitterschwingungen Reziprokes Gitter Die Brillouin Zone ist die Einheitszelle des reziproken Gitters Einheitszelle des räumlichen Gitters: Wigner Seitz Zelle Einführung in die Struktur der Materie 219 Gitterschwingungen Spezifische Wärme Spezifische Wärme von Festkörpern Für Isolatoren und Halbleiter bestimmen Gitterschwingungen die spezifische Wärme. Bei Metallen müssen wir noch den Fall der Elektronen betrachten, die aber, wie wir feststellen werden, keine Rolle spielen. Statistische Beschreibung zur Erklärung von Wärmephänomenen “Klassische” (Boltzmann) Statistik versagt bei der Beschreibung der spezifischen Wärme Gitterschwingungen müssen auch quantisiert betrachtet werden (Einstein) ⇒ Harmonischer Oszillator Quanten der Schwingungen sind Phononen Phononenenergie: ~ω(k) Impuls: ~~k Phononen gehorchen der Bose-Statistik Einführung in die Struktur der Materie 220 Gitterschwingungen Spezifische Wärme Debye Modell Näherungsweise Bestimmung der inneren Energie eines Festkörpers Lineare Näherung der Phononen-Dispersionskurven Nur akustische Schwingungen tragen bei Konstante Schallgeschwindigkeit ω LA TA 0 π/ a k Einführung in die Struktur der Materie NaCl 221 Gitterschwingungen Spezifische Wärme Spezifische Wärme Energie eines Schwingungsquants hν = hν(k ) Innere Energie U= Z νmax 0 g(ν) · hν · dν + UNullpunkt ehν/kT − 1 (89) g(ν) ist die Zustandsdichte Einführung in die Struktur der Materie 222 Gitterschwingungen Spezifische Wärme Moden im k-Raum Einführung in die Struktur der Materie 223 Gitterschwingungen Spezifische Wärme Abzählen der möglichen Moden im k-Raum g(ν) = 4πV 1 3 νlong + 2 3 νtrans ! (90) Abschneidefrequenz ergibt sich durch das Abzählen der Moden Z νmax g(ν) · dν (91) 3N = 0 3N = Zahl der Gitterbausteine νmax = 4πV Einführung in die Struktur der Materie 9N 1 3 νlong + 1/3 ! 2 (92) 3 νtrans 224 Gitterschwingungen Spezifische Wärme Zustandsdichte von NaCl einfaches Modell und realistische Modellrechnung Einführung in die Struktur der Materie 225 Gitterschwingungen Spezifische Wärme Spezifische Wärme ist damit gegeben als cV = mit x = ∂U ∂T = 9R V T ΘD 3 Z ΘD /T 0 x 4 ex dx (ex − 1)2 (93) hν hνmax und der Debye Temperatur ΘD = kT k Einführung in die Struktur der Materie 226 Gitterschwingungen Spezifische Wärme Grenzfälle: T ≫ ΘD ⇒ cV = 3R Dulong Petit’s Regel T ≪ ΘD ⇔ T → 0 12 4 Rπ cv = 5 Einführung in die Struktur der Materie T ΘD 3 ∝ T3 227 Gitterschwingungen Element Li Na K ΘD (K ) 400 150 199 Be Mg Ca 1000 318 230 C (Diamand) 1860 Spezifische Wärme Element Ar Ne ΘD (K ) 85 63 Cu Ag Au 315 215 170 Zn Pb 234 88 ΘD ist ein Maß für die Härte des Materials Diamand ist sehr hart ↔ Pb sehr weich Einführung in die Struktur der Materie 228 Metalle Metalle Metalle Bindung von einfachen Metallen: Na, Al, Mg, . . . Atome geben beim Einbau in das Metall die Valenzelektronen an das Leitungsband ab Na1s2 2s2 2p6 3s → Na+ 1s2 2s2 2p6 + e− Al1s2 2s2 2p6 3s2 3p → Al +++ 1s2 2s2 2p6 + 3e− Diese Elektronen können sich nahezu frei durch den ganzen Kristall bewegen Metall besteht aus regelmäßiger Anordnung der Ionenrümpfe in einem Kristallgitter und den frei beweglichen Leitungselektronen Die Leitungselektronen bestimmen die elektrischen und optischen Eigenschaften des Metalls Betrachtet werden soll ein Leitungselektron Dieses Elektron bewegt sich im Coulombfeld der Ionenrümpfe und der restlichen N − 1 Leitungselektronen N ≈ Avogadro Konstante Einführung in die Struktur der Materie 230 Metalle −e Z −e(Za−Z) eZa Schematische Vorstellung der metallischen Bindung Einführung in die Struktur der Materie 231 Metalle Einführung in die Struktur der Materie 232 Metalle Potential Potential für ein Elektron Rand + + + + + + Potential verursacht durch das Coulombpotential der Na+ Ionen und der homogen angenommenen Ladung der restlichen (N-1) Elektronen Das Potential ist gitterperiodisch Es muß berücksichtigt werden, daß Elektronen Fermionen sind, d.h. sie genügen dem Pauli-Prinzip Einführung in die Struktur der Materie 233 Metalle Potential Rumpfbereich der Ionen ist durch die Rumpfelektronen besetzt Freie Elektronen, d.h. Leitungselektronen dürfen nach dem Pauli-Prinzip nicht in diesen Bereich eindringen Berücksichtigen dieser Forderung durch ein Pseudo-Potential, das die Leitungselektronen vom Rumpfbereich fernhält Vereinfachung: Ersetzen Potentialkasten durch flachen Boden, d.h. Gitterperiodizität wird vernachlässigt. Am Rand Potentialstufe EVak 0 L Einführung in die Struktur der Materie 234 Metalle Potential Würfelförmiges Metallsystem mit Kantenlänge L ≫ a → mal wieder Physik III Schrödingergleichung für dieses Potential ist − ~2 ∂ 2 ψ ~2 ∂ 2 ψ ~2 ∂ 2 ψ − − + V (x, y , z)ψ = Eψ(x, y, z) (94) 2m ∂x 2 2m ∂y 2 2m ∂z 2 Zeitunabhängige Gleichung für stationäre Zustände V (x, y, z) = 0 für x, y , z innerhalb des Potentialtopf V (x, y , z) = EVak für x, y, z ausserhalb Damit kann die Wellenfunktion als Produktfunktion dargestellt werden Ψges (x, y, z) = ψ(x) · ψ(y) · ψ(z) (95) Wir brauchen nur die Lösung in einer Richtung (z.B. x-Richtung) ψ(x) Die Lösungen in den anderen Richtungen sind dann gleich Einführung in die Struktur der Materie 235 Metalle Potential Eindimensionaler Potentialtopf ~2 ∂ 2 ψ − + V (x) ψ(x) = E · ψ(x) 2m ∂x 2 (96) Lösung: 1 ψ(x) = √ eikx ·x L (97) Normierung Z L 0 1 ψ (x)ψ(x)dx = L ∗ Einführung in die Struktur der Materie Z L 0 e−ikx x · eikx x dx = 1 236 Metalle Potential Zyklische Randbedingungen ψ(x) = ψ(x + L) 1 1 √ · eikx x = √ · eikx (x+L) L L 1 ikx x ikx L = √ e ·e L Forderung eikx L = 1 ergibt kx = 2π n mit n = ±1, ±2, . . . L Gesamtwellenfunktion Ψges (~r ) = Ψges (x, y , z) = 1 L3/2 · ei(kx x+ky y+kz z) (98) ~k = (kx , ky , kz ) Einführung in die Struktur der Materie 237 Metalle Potential Kinetische Energie eines Elektrons Ekin = ~p2 ~2 k 2 ~2 = = 2m 2m 2m ~p = ~~k 2π L 2 (nx2 + ny2 + nz2 ) (99) Jetzt müssen wieder die Zustände abgezählt werden äquivalentes Vorgehen, wie bei den Phononen (Schwingungen) Elektronen sind Fermionen → Pauli-Prinzip beachten ! Einführung in die Struktur der Materie 238 Metalle EVak Zustandsdichte Φ Austrittsarbeit EF 0 L Zahl der Zustände im Intervall (E, E + dE) entspricht 2 2 2 ~ k ~ (k + dk)2 , 2m 2m der Zahl der Zustände im k-Raum in der Kugelschale zwischen k und k + dk Einführung in die Struktur der Materie 239 Metalle Zustandsdichte 2π 3 Volumen pro Zustand im k -Raum L Zahl der Zustände in dieser Kugelschale 4πk 2 dk g(k)dk = 3 2π L (100) Umrechnen auf Energieintervall E = k = 2mE ~2 k 2 ⇒ k2 = 2 2m ~√ √ 2mE 2m 1 ⇒ dk = · √ dE ~ 2~ E Einsetzen ergibt damit √ (2m)3/2 E dE g(E) · dE = 4π 2 ~3 Einführung in die Struktur der Materie (101) 240 Metalle Zustandsdichte Berücksichtigen, das es zwei Spinkomponenten gibt √ (2m)3/2 E dE g(E) · dE = 2π 2 ~3 Wir haben damit als Ergebnis (Dispersion der Elektronen) √ g(E) ∝ E Einführung in die Struktur der Materie (102) (103) 241 Metalle Zustandsdichte g(E) g(E) f(E) unbesetzte Zustände besetzte Zustände 0 0 Einführung in die Struktur der Materie EF E 242 Metalle Zustandsdichte Elektronen sind Fermionen Die Besetzung der Zustände erfolgt entsprechend der Fermi-Verteilung 1 f (E) = (E−µ)/k T B e +1 µ ist das chemische Potential (104) für T = 0 gilt µ = EF = µ(0) Einführung in die Struktur der Materie 243 Metalle Zustandsdichte Berechnung der Fermi-Energie EF = µ(0) Die Fermi-Energie läßt sich aus der Zahl der Teilchen, bzw. der Elektronendichte bestimmen Z EF N =n= g(E) · f (E)dE (105) V 0 n: Zahl der Elektronen pro Volumeneinheit √ Z EF (2m)3/2 E · f (0)dE 2π 2 ~3 0 n = ⇒ EF = (2m)3/2 2 3/2 E 2π 2 ~3 3 F ~2 (3π 2 · n)2/3 2m Einführung in die Struktur der Materie 244 Metalle Zustandsdichte Elektronendichten Li Na Ag Cu Al EF = kB TF (eV ) 4.72 3.12 5.50 7.04 11.63 Einführung in die Struktur der Materie TF (K ) 54800 37000 64000 81200 125000 n(cm−3 ) 4.7 · 1022 2.6 · 1022 5.9 · 1022 8.5 · 1022 1.8 · 1023 245 Metalle Spezifische Wärme Beitrag der Elektronen zur spezifischen Wärmekapazität ? Innere (gesamte) Energie des Elektronengases für kB T ≪ EF d.h. f (E) ≈ 1 U = = = ⇒U = Z EF 0 (2m3/2 ) E · g(E)dE = 2π~3 (2m3/2 ) 2 5/2 E 2π~3 5 F (2m3/2 ) 2π 2 ~3 n EF 2π~3 (2m)3/2 3 n · EF 5 Z EF E 3/2 dE (106) 0 (107) Die mittlere Energie pro Elektron ist damit hEi = Einführung in die Struktur der Materie 3 U = EF n 5 (108) 246 Metalle Spezifische Wärme E(k) −π/a −kF Einführung in die Struktur der Materie 0 kF π /a k 247 Metalle Spezifische Wärme Bisher haben wir nur T = 0 betrachtet; sei nun T > 0 √ Z ∞ Z ∞ (2m)3/2 E dE (109) g(E)f (E)dE = n= · (E−µ(T ))/k T 2 ~3 B 2π e +1 0 0 f(E) 1 T=0 0.8 0.6 0.4 T>0 0.2 0 Einführung in die Struktur der Materie EF E 248 Metalle Spezifische Wärme Chemisches Potential µ = µ(T ) hängt somit von der Temperatur T ab In vielen Fällen wird dies vernachlässigt ! Diese Näherung ist gerechtfertigt für kB T ≪ EF , da dann EF ≈ µ(0) ist 2/3 1 ~2 f (EF ) = , EF = 3π 2 n 2 2m g(E) f(E) T>0 f(E) 0 Einführung in die Struktur der Materie EF E 249 Metalle Spezifische Wärme Wie groß ist nun der Beitrag der Elektronen zur Wärmekapazität des Festkörpers ? Einfache Abschätzung (Pauli Prinzip) cel = k T 3 R· B 2 EF genauere Rechnung cel = Es war: cv = k T 1 2 π R· B ∝T 2 EF 12 4 T 3 π R ∝ T3 5 ΘD ⇒ cV ,ges = β · T 3 + γ · T (110) (111) (112) Anteil der Elektronen wird bei tiefen Temperaturen wichtig Phononen frieren ein Bei hohen Temperaturen kann der Beitrag der Elektronen vernachlässigt werden Einführung in die Struktur der Materie 250 Metalle Elektrische Eigenschaften Elektrische Eigenschaften Eine der wichtigsten Eigenschaften von Metallen ist deren elektrische Leitfähigkeit Im ~k-Raum liegen die Wellenvektoren der Elektronen innerhalb einer Kugel vom Radius 1/2 2m kF = EF , der Fermi-Kugel ~2 Einführung in die Struktur der Materie 251 Metalle Elektrische Eigenschaften Beim Anlegen eines elektrischen Feldes ändert sich der Wellenvektor jedes Elektrons δ~k = − ~ eE δt ~ (113) Damit wird die gesamte Fermi-Kugel um δ verschoben ky δk kx Streuung an Schwingungen Verzerrungen ... Einführung in die Struktur der Materie 252 Metalle Elektrische Eigenschaften Fermi Flächen Einführung in die Struktur der Materie 253 Metalle Elektrische Eigenschaften Es gibt hier keine Einschränkung durch das Pauli-Prinzip, da sich der Zustand aller Elektronen ändert Einfache Vorstellung Elektronen am Rand der Fermi-Kugel rücken in unbesetzte Zustände vor Die anderen Elektronen rücken sukzessive nach In Realität geschieht alles simultan Alle Leitungselektronen nehmen an der elektrischen Leitung teil Gleichförmige Beschleunigung der Elektronen im elektrischen Feld Zusammenstoß mit Fremdatomen, Gitterfehlern oder Gitterschwingungen Abgabe der gewonnenen kinetischen Energie → Konstante Driftgeschwindigkeit durch den Kristall Ähnlich dem Fall einer Kugel in einer Flüssigkeit mit hoher Viskosität Einführung in die Struktur der Materie 254 Metalle Stromdichte Elektrische Eigenschaften ~j = −en~vd (114) Die in der Praxis auftretenden Driftgeschwindigkeiten sind um fast 10 Zehnerpotenzen kleiner als die mittlere thermische Geschwindigkeit: Cu → j = 1 A/mm2 : vd ∼ = 0.1 mm/s = 10−4 m/s hvth i = 106 m/s Fermi Geschwindigkeit vF Einführung in die Struktur der Materie 255 Metalle Elektrische Eigenschaften Die thermische Bewegung ist völlig ungeordnet und nur die gleichmäßige Drift aller Elektronen mit einer winzig kleinen, aber für alle gleich gerichteten Geschwindigkeit ~vd führt zum Ladungstransport. vd vth Zusatzannahme : Die zwischen zwei Stößen zurückgelegte Wegstrecke ist völlig durch die sehr große thermische Geschwindigkeit gegeben Einführung in die Struktur der Materie 256 Metalle Elektrische Eigenschaften Sei t die mittlere Zeit zwischen zwei Stößen. Dann ist die mittlere freie Weglänge gegeben durch l = hvth i · t (115) Die mittlere Driftgeschwindigkeit im Zeitintervall t ist vd v~d ~ 1 1 e|E| at = t 2 2 m e~ = − Eτ m = (116) (117) mit 2τ = t Annahme : ~ verloren. Bei jedem Stoß geht die gewonnene Drift in Richtung E −10 Da vd ≈ 10 vth ist dies sicher gerechtfertigt. D.h. nach einem Stoß beginnt die Drift wieder von neuem Einführung in die Struktur der Materie 257 Metalle Elektrische Eigenschaften Daher kann man für die Relation zwischen der mittleren Driftgeschwindigkeit und der Feldstärke schreiben ~vd = − eτ ~ E m (118) Mit ~j = −en~vd folgt daraus 2 ~j = ne τ E ~ m Dies ist das Ohm’sche Gesetz ! Die Leitfähigkeit des Materials ist somit σ= ne2 τ m (119) (120) In Übereinstimmung mit Messungen ist die Driftgeschwindigkeit proportional zur Feldstärke ~ und somit σ = neµ, µ“Beweglichkeit” vd = µ|E| Einführung in die Struktur der Materie (121) 258 Metalle Elektrische Eigenschaften Drude Relaxations Zeiten Einführung in die Struktur der Materie 259 Metalle Elektrische Eigenschaften Elektrischer Widerstand Einführung in die Struktur der Materie 260 Metalle Elektrische Eigenschaften Der spezifische Widerstand ist ρ= 1 σ (122) Kupfer bei Raumtemperatur hat ρ = 0.17 · 10−7 Ω · m Dies entspricht einer mittleren Zeit zwischen den Stößen von 2τ ≈ 4 · 10−14 s und einer mittleren Weglänge von l ≈ 3 · 10−6 cm ≈ 100Atomlagen Die im Feld aufgenommene Energie wird bei den Stößen an das Gitter abgegeben und erwärmt dieses Einführung in die Struktur der Materie 261 Metalle Elektrische Eigenschaften Der spezifische Widerstand setzt sich aus zwei Anteilen zusammen ρ = ρi + ρth Der intrische Anteil, der die Streuung an Fremdatomen und Gitterfehlern berücksichtigt, dominiert bei tiefen Temperatur (T ≤ 20 K ) Beispiel Kupfer: Der Wert kann sich um Größenordnungen unterscheiden, je nach Reinheitsgrad und Güte des Kristalls Der thermische Anteil erfaßt die Streuung an Gitterschwingungen (Phononen). Es gilt bei hinreichend hohen Temperaturen ρth ∝ T , da die mittlere Querschnittsfläche eines dreidimensionalen Oszillators ∝ T anwächst. ρth ist bei Raumtemperatur für alle Kupfersorten etwa gleich Einführung in die Struktur der Materie 262 Metalle Elektrische Eigenschaften Als Restwiderstand definiert man ρ(293K )/ρ(4K ) Ein typischer Wert für Kupferdrähte ist 30-100 ρ T Konst. 0 T3 0 Einführung in die Struktur der Materie T 263 Metalle Elektrische Eigenschaften Zusammenfassung hohe Temperatur ρ ∝ T tiefe Temperatur ρ ∝ T 3 sehr tiefe Temperaturen ρ ∝ const aufgrund von Verunreinigungen Freies Elektronengasmodell plus Annahme über Stöße mit Schwingungen und Störstellen erlaubt die Beschreibung der elektrischen Leitfähigkeit Weitere Eigenschaften, die durch das freie Elektronengasmodell beschrieben werden können Paramagnetische Suszeptibilität Wärmeleitfähigkeit λ Einführung in die Struktur der Materie 264 Metalle Elektrische Eigenschaften Metalle – Wärmeleitfähigkeit Wärmeleitfähigkeit von Metallen ∝ elektrischer Leitfähigkeit Wiedemann-Franz-Gesetz λ σ = const. · T (123) = 2.45 · 10−8 W Ω/K 2 · T Gilt mit guter Näherung für viele Metalle außer bei sehr tiefen Temperaturen Einführung in die Struktur der Materie 265 Metalle Kontaktpotential Metalle – Kontaktpotential Im thermischen Gleichgewicht sind die chemischen Potentiale gleich WaA µ A = EFA WaB µ B = EFB Metall A Einführung in die Struktur der Materie Metall B 266 Metalle Kontaktpotential Metalle – Kontaktpotential Wenn die Metalle in Kontakt kommen, müssen sich die Potentiale (Fermi-Niveaus) angleichen Kontaktspannung WaB − WaA Das Kontaktpotential ist temperaturabhängig → Thermoelement, Thermospannung, Potentialkühlung, . . . WaB WaA µ Einführung in die Struktur der Materie 267 Metalle Kontaktpotential Metalle – Glühemission Nur Elektronen mit Ekin ≥ Wa können aus dem Metall in das Vakuum austreten z Vakuum p2 ~2 kz2 1 mvz2 = z = ≥ Wa 2 2m 2m (124) Oberfläche kz k Da Wa ≫ kB T ist, können wir die Fermi-Verteilung durch die Boltzmann-Verteilung Metall e−(E−Ef )/kB T nähern Einführung in die Struktur der Materie 268 Metalle Kontaktpotential Metalle – Glühemission f(E) g(E) Wa EF E Achtung! nicht alle Elektronen treten aus der Oberfläche aus, da die Geschwindigkeit ⊥ zur Oberfläche entscheidend ist jz = e 2 1 h3 m Z ∞ pz,.min 2 pz · epz /2mkB t dpz Einführung in die Struktur der Materie Z ∞ −∞ Z ∞ px2 + pz2 e 2mkB T dpx dpy − −∞ 269 Metalle Kontaktpotential Metalle – Glühemission Daraus ergibt sich jz = emh2 · T 2 · e−Wa /kB T 2π 2 ~3 Einführung in die Struktur der Materie (125) 270 Das Bändermodell Bändermodell Bändermodell Wir haben für die elektronische Struktur von Festkörpern die Dispersionrelation E ∝ k2 hergeleitet In dieser Relation zeigt sich aber nicht die Periodizität des Gitters, wie wir es z.B. für den Fall der Phononen erhalten haben Diese Periodizität des Gitters muß sich aber in der elektronischen Struktur widerspiegeln E 2π/a Einführung in die Struktur der Materie k 272 Bändermodell Bändermodell In dem Kristall bewegen sich die Elektronen in einem Gitterperiodischen Potential e R e Einführung in die Struktur der Materie 273 Bändermodell Bändermodell E Wir wissen, daß die Beschreibung innerhalb der ersten Brillouin-Zone hinreichend ist Reduktion auf die 1. Brillouin-Zone k Einführung in die Struktur der Materie 274 Bändermodell Bändermodell Schrödinger-Gleichung ist ~2 ∆ + V (r ) ψ(r ) = Eψ(r ) Hψ(r ) = − 2m (126) und dem Gitterperiodischen Potential V (~r ) = V (~r + ~rn ) mit ~rn = n1~a1 + n2~a2 + n3~a3 (127) Aufgrund der Periodizität des Potentials können wir es in eine Fourier-Reihe entwickeln X ~ V (~r ) = VG · ei G·~r (128) G mit ~ = h~g1 + k ~g2 + l ~g3 G Einführung in die Struktur der Materie (129) 275 Bändermodell Bändermodell Ein-Elektronennäherung Elektronen bewegen sich unabhängig voneinander im Potential der Ionenrümpfe und der restlichen Elektronen (analog zum freien Elektronengas) Der allgemeine Ansatz für die gesuchte Wellenfunktion lautet X uk (~r )eik ·r (130) ψ(~r ) = k wobei ψ(~r ) wieder gitterperiodisch sein muß ψ(~r ) = ψ(~r + ~rn ) (131) ψ(x) = u(x) · eikx (132) Eindimensionale Kette u(x) = u(x + a) Einführung in die Struktur der Materie (133) 276 Bändermodell Bloch Funktionen Bändermodell Zyklische Randbedingungen T ψ(x) = ψ(x + a) = C · ψ(x) N ψ(x) = ψ(x + N · a) = C · ψ(x) (134) (135) 2π · m Na Diese Lösungen ψ(x) der Schrödingergleichung heißen Bloch Funktionen Eigenwerte C N = 1 mit k = Einführung in die Struktur der Materie 277 Bändermodell Bloch Funktionen Bloch Funktionen Einführung in die Struktur der Materie 278 Bändermodell Bloch Funktionen Näherung: fast freies Elektronengas in einem periodisch schwachen Potential V (x) ≈ 0 im Bereich π π − ≤k ≤ a a Einfache Annahme u(x) = const Für λdeBroglie ≫ a wird über viele Atompositionen gemittelt und für ein schwaches Potential folgt daraus E(k ) ≈ ~2 k 2 2meff Annäherend freies Elektronengas, wobei eine Korrektur über die Einführung einer effektiven Masse erfolgt Was passiert im Fall λdeBroglie ∼ = a ? Extremfall: k =± π a d.h. λdeBroglie ∼ = 2a Einführung in die Struktur der Materie 279 Bändermodell Bloch Funktionen Bragg Reflektion π x Einlaufende Welle =e a Bragg Bedingung: 2a sin ϑ = λ, ϑ = 90◦ π ⇒ 2a = λ ist erfüllt für k = a Die einlaufende Welle eikx wird reflektiert und es baut sich eine reflektierte Welle e−ikx auf. Diese wird ebenfalls wieder reflektiert ... eikx i Stationäre Lösung ergibt sich durch eine Überlagerung der beiden Wellen eikx und e−ikx Stehende Wellen Einführung in die Struktur der Materie 280 Bändermodell Bloch Funktionen Reflektion der Bloch-Welle am Zone-Rand (wie bei den Schwingungen !) π π π ψ+ = ei a x + e−i a x = 2 cos x a π −i πa x i πa x −e = 2i sin x ψ− = e a (136) (137) Damit ist die Ladungsdichte gleich π x a π |ψ− |2 = 4 sin2 x a |ψ+ |2 = 4 cos2 Einführung in die Struktur der Materie Maximum an den Gitterplätzen (138) Minimum an den Gitterplätzen (139) 281 Bändermodell Ψ 2− Energy Ψ+2 Bloch Funktionen Potential Einführung in die Struktur der Materie 282 Bändermodell Die Bandlücke Die Wellenfunktion ψ+ beschreibt einen Elektronenzustand, bei dem die Elektronen vornehmlich in den Potentialmulden lokalisiert sind Die Wellenfunktion ψ− beschreibt einen Elektronenzustand, bei dem die Elektronen vornehmlich im Bereich zwischen den Potentialmulden aufhalten Der Zustand ψ+ ist damit energetisch günstiger als ψ− . Damit müssen sich die Energien dieser beiden Zustände am Rand der 1. Brillouin-Zone unterscheiden E+ < E− Auftreten einer Bandlücke (Gap) , d.h. es gibt Energien, die die Elektronen nicht einnehmen können Einführung in die Struktur der Materie 283 Bändermodell Einführung in die Struktur der Materie Die Bandlücke 284 Bändermodell Die Bandlücke Im Fall der elektronischen Bänder liegen die k Werte nicht alle in der 1. Brillouinzone kF liegt je nach Anzahl der Leitungselektronen in 1. BZ, 2. BZ, ... Berechnung der Bandlücke näherungsweise über Störungstheorie Potential als Fourier-Reihe darstellen X V (x) = Vm · ei2πmx/a (140) m Wellenfunktion in der Nähe der BZ Grenze (Kette der Länge L = na) 1 iπx/a ψ± (x) = √ e ± e−iπx/a (141) 2L Einführung in die Struktur der Materie 285 Bändermodell Die Bandlücke Erwartungswert der Energie für diese Funktion ist Z hEi = hψ± (x)|H(x)|ψ± (x)i = ψ± (x)∗ H(x)ψ± (x)dx mit H(x) = − X ~2 ∂ 2 + Vm · ei2πmx/a 2m ∂x 2 m (142) (143) Für die Aufspaltung ist nur der Potentialterm interessant. Der erste Term liefert die kinetische Energie π ~2 k 2 ~2 π 2 (144) = = E(k) = E a 2m 2m a Korrektur δE± durch Potentialterm (klein gegen Ekin ) X δE± = hψ± (x)| Vm · ei2πmx/a |ψ± (x)i = hEi (145) m 1 Einsetzen von ψ± liefert δE± = ± V1 2 Einführung in die Struktur der Materie 286 Bändermodell Die Bandlücke Die Aufspaltung (Gap) an der Grenze der 1. BZ (Eg ) ist damit gleich dem Koeffizienten V1 der Fourierreihe des Potentials E− − E+ = Eg = |V1 | (146) Das schwache periodische Potential wird durch Einführung der bereits erwähnten effektiven Masse berücksichtigt E(k ) = ~2 k 2 2meff Damit verändert die effektive Masse meff die Bandkrümmung Vorstellung : Im Kristall bewegen sich die Elektronen als ob neben einer äußeren Kraft noch eine interne Kraft Fint auf sie wirkt, die durch die Wechselwirkung mit dem Gitterpotential verursacht wird. Einführung in die Struktur der Materie 287 Bändermodell Effektive Masse Effektive Masse Bewegungsgleichung dv = Fint + Fext (147) dt Fint ist nicht bekannt und wird deshalb durch die Einführung einer effektiven Masse meff berücksichtigt m dv = Fext dt über die Gruppengeschwindigkeit meff Bestimmung von meff vg = 1 d 1 dE(k) dω = ~ω = dk ~ dk ~ dk (148) (149) und somit dvg dk dvg 1 d 2 E(k) dk = · = dt dk dt ~ dk 2 dt Bestimmung von dk/dt Einführung in die Struktur der Materie (150) 288 Bändermodell Effektive Masse Äußere Kraft Fext leistet Arbeit ∆E mit ∆E = Fext · vg · ∆t (151) am Kristallelektron. Anderseits gilt ∆E = dE(k) · ∆k = ~vg ∆k dk (152) Verknüpfung der Gleichungen ~vg ∆k ∆k ⇒~ ∆t = Fext vg ∆t = Fext = Fext = d (~k ) dt ~k ist der Kristallimpuls des Elektrons womit sich ergibt dk 1 = Fext dt ~ Einführung in die Struktur der Materie 289 Bändermodell Effektive Masse Einsetzen in Gleichung 150 ergibt dvg dt = = = 1 d 2 E(k) dk ~ dk 2 dt 1 d 2 E(k) Fext ~2 dk 2 1 · Fext meff Damit ist die effektive Masse gegeben durch 1 1 d 2 E(k ) = 2 meff ~ dk 2 (153) Zweite Ableitung der Energie E(k) nach der Wellenzahl k Einführung in die Struktur der Materie 290 Bändermodell Einführung in die Struktur der Materie Effektive Masse 291 Bändermodell Effektive Masse Effektive Masse Effektive Massen der Leitungselektronen einiger Metalle m∗ me Al Cu Li Mn Na K Rb Cs 1.4 1.3 2.3 27 1.3 1.2 1.3 1.5 Einführung in die Struktur der Materie 292 Bändermodell Bandstrukturen Bandstruktur von Aluminium Einführung in die Struktur der Materie 293 Bändermodell Bandstrukturen Bandstruktur von Cu Zustandsdichte DOS: Summe der möglichen Zustände für jedes k Einführung in die Struktur der Materie 294 Bändermodell Bandstrukturen Photoelektronenspektroskopie Experimentelle Bestimmung der Bandstruktur E(k ) Winkelaufgelöste Photoelektronenspektroskopie (ARPES) n hν E n θ k’ e− Elektronen− Analysator k k Einführung in die Struktur der Materie k’ k k 295 Bändermodell Bandstrukturen Photoelektronenspektroskopie T. Takahashi et al., New Journal of Physics 7, 105 (2005) Einführung in die Struktur der Materie 296 Bändermodell Bandstrukturen Bandstruktur von Cu Nahezu alle Energien E(k ) sind erlaubt Einführung in die Struktur der Materie 297 Bändermodell Bandstrukturen Bandstruktur von Ge Es gibt eine Energielücke (Gap) in der Bandstruktur Einführung in die Struktur der Materie 298 Bändermodell Bandstrukturen Si und Ge – indirekte Halbleiter Einführung in die Struktur der Materie 299 Bändermodell Bandstrukturen GaAs – direkter Halbleiter Direkte Halbleiter : Maximum und Minimum des Band-Gap liegen beim gleich k Vektor Indirekte Halbleiter : Maximum und Minimum der Bandlücke haben unterschiedliches k Einführung in die Struktur der Materie 300 Bändermodell Absorption von Strahlung Absorption von Strahlung Wie wird Strahlung (Licht) von Festkörpern absorbiert ? Warum haben Kupfer (Cu) und Gold (Au) ihre charakteristischen Farben ? Absorptionsspektren von Halbleitern Einführung in die Struktur der Materie 301 Bändermodell Absorption von Strahlung Wie wird die Strahlung im Bändermodell absorbiert ? Energie und Impuls müssen erhalten werden Zusätzlicher Impuls aus Phononen (Phononen-Bad) → Temperaturabhängigkeit von Spektren Einführung in die Struktur der Materie 302 Bändermodell Absorption von Strahlung Die optischen Konstanten von Materialien sind zur Beschreibung der Wechselwirkung von Licht und Materie von zentraler Bedeutung N = n + iκ ǫ = ǫ1 + iǫ2 (154) N: komplexer Brechungsindex ǫ: Dielektrizitätskonstante Mit dem Brechungsindex und der Dielektrizitätskonstante ist eine äquivalente Beschreibung der Wechselwirkung möglich N2 = ǫ n 2 − κ2 = ǫ 1 2nκ = ǫ2 (155) Die Ausbreitung einer elektromagnetischen Welle mit der Wellenlänge λ in z-Richtung kann in einem Medium mit Brechungsindex N als komplexe Funktion geschrieben werden 2π 2π 2π )κ·z λ E = E0 · ei( λ )Nz−ωt = E0 · ei( λ )nz−ωt · |e−({z } (156) Dämpfung Einführung in die Struktur der Materie 303 Bändermodell Dielektrizität ǫ(ω) = Absorption von Strahlung ωp2 (ǫst − ǫ∞ ) ωp2 − ω 2 − iγω (157) ergibt sich aus einem gedämpften harmonischen Oszillator Dielektrizität ε Schwingung der Elektronen gegen das Ionengitter: Plasma-Frequenz ωp , Dämpfungskonstante γ, Statische und hochfrequente Dielektrizitätskonstanten ǫst , ǫ∞ Imag Real Frequenz Einführung in die Struktur der Materie ω 304 Bändermodell Absorption von Strahlung Fallunterscheidung: ω ≤ ωp ǫ1 (ω) = 1 − ωp2 ⇒ ǫ1 (ω) ≤ 0 ω2 √ Mit N = ǫ folgt für N = n + iκ Rein imaginärer Brechungsindex N ⇒ n = 0 und s ωp2 − ω 2 κ= ω2 (158) (159) Die Reflektivität R ist gegeben durch (Fresnel Gleichung) R= (n − 1)2 + κ2 (n + 1)2 + κ2 (160) Senkrechter Einfall ⇒ R = 1 ⇒ Bei senkrechtem Einfall reflektiert ein Metall 100% Einführung in die Struktur der Materie 305 Bändermodell Absorption von Strahlung Freies Elektronengas-Modell für Aluminium Einführung in die Struktur der Materie 306 Bändermodell Absorption von Strahlung Absorptionskoeffizient κ und Brechzahl n von Gold (Au) und Silber (Ag) Einführung in die Struktur der Materie 307 Bändermodell Absorption von Strahlung Reflektivität verschiedener Metall Einführung in die Struktur der Materie 308 Bändermodell Absorption von Strahlung Absorption von Cu Cu Bandstruktur : Anregung aus dem Valenzband 2 eV unter EF in das unbesetzte Leitungsband führt zur Absorption der Strahlung Einführung in die Struktur der Materie 309 Halbleiter Halbleiter Halbleiter Wie unterscheiden sich Halbleiter von anderen Materialien wie Metallen und Isolatoren ? Metall Halbleiter Isolator Elektronenenergie EL EL EF Eg Eg EV EL EV EV Einführung in die Struktur der Materie 311 Halbleiter Löcher Ladungstransport in reinen Halbleitern intrinsische Leitung durch Elektronen im Leitungsband und Löchern im Valenzband Löcher ? E(k) Leitungsband E(k ) = EL + Elektron ~2 k 2 2me∗ me∗ > 0 k Loch Valenzband E(k ) = EV + 2N−1 Elektronen Einführung in die Struktur der Materie ~2 k 2 2me∗ me∗ < 0 312 Halbleiter Löcher Um das Zentrum der 1. BZ (Γ-Punkt) Bänder durch Parabeln genähert Beschreibung der Bewegung der 2N − 1 Elektronen im Valenzband durch Beschreibung der Bewegung des Loches Erzeugung des Elektron-Loch-Paar durch Photoabsorption Impuls des Photons ≪ ~ πa ⇒ Übergang ≈ senkrecht im k-Raum Volles Band: Gesamtimpuls des vollen Bandes verschwindet 2N X ~ke = 0 Fermionen ! 1 Band mit einem Loch 2N−1 X ~ke + ~ke = 0 1 Effektive Masse des Lochs me∗ < 0 ⇒ Für die Impulserhaltung muß somit ~ke → −~kL überführt werden. Einführung in die Struktur der Materie 313 Halbleiter Löcher Löcher E(k) k Einführung in die Struktur der Materie 314 Halbleiter Löcher Eigenschaften von Löchern mL∗ = −me∗ ~k ∗ = −~k ∗ e L (161) (162) Wie bewegt sich ein Loch unter dem Einfluß eines äußeren Feldes ? Fehlendes Elektron durch ein Wellenpaket beschreiben, das sich mit der Gruppengeschwindigkeit me∗ < 0 mL∗ = −me∗ 1 dEe (k) ~k ~k =− ∗ = ~ dk me |me∗ | ~k ~k 1 dEL (k) = ∗ = ∗ = ~ dk mL mL vge = vgL bewegt. Damit ist ~vL∗ = ~ve∗ Einführung in die Struktur der Materie (163) 315 Halbleiter Löcher Unter Einfluß eines elektrischen Feldes würde sich das Elektron wegen der negativen effektiven Messe in Richtung von E bewegen. Das Loch bewegt sich in Richtung von E, da mL∗ < 0 EL = −Ee Einführung in die Struktur der Materie (164) 316 Halbleiter Löcher Typische Bandlücken von Halbleitern Material Si Ge GaAs InSb CdS PbSe Egap (eV ) 1.12 0.67 1.43 0.18 2.42 0.27 Einführung in die Struktur der Materie Elementarhalbleiter III-V Halbleiter II-VI Halbleiter 317 Halbleiter Leitfähigkeit Eigenleitung Bei T = 0 sind Halbleiter Isolatoren Für T > 0 werden aber aufgrund der Fermi-Verteilung einige Valenzelektronen auch im Leitungsband sein Fermi Verteilung 1 (165) f (E) = (E−E )/k T F B e +1 Für Eg ≫ kB T ist f (E) ≈ e−(E−EF )/kB T Effektive Massen Näherung E = Eg + ~2 k 2 um den Γ Punkt im Leitungsband 2me∗ Damit gilt g(E) = 1 2π 2 Einführung in die Struktur der Materie 2me∗ ~2 3/2 (E − Eg )1/2 (166) 318 Halbleiter Leitfähigkeit Modifizierte Zustandsdichte des freien Elektronengases, bei der m durch me∗ ersetzt wird. Voraussetzung Eg ≫ kB T thermische Erzeugung von Elektron-Loch Paaren Halbleiter nicht entartet und undotiert Einführung in die Struktur der Materie 319 Halbleiter Einführung in die Struktur der Materie Leitfähigkeit 320 Halbleiter Leitfähigkeit Konzentration der Elektronen im Leitungsband (intrinsisch) Z ∞ g(E)f (E)dE nint = (167) Eg = 2 Dazu benutzt Z ∞ n −ax x e −∞ me∗ kB T 2π~2 3/2 e−(E−EF )/kB T (168) √ π Γ(n + 1) dx = ; Γ(3/2) = n+1 2 a Analoges Vorgehen bei der Bestimmung der Löcher fL (E) = 1 − fe (E) ≈ e−(E−EF )/kB T (169) da fL (E) = 1 − 1 e(E−EF )/kB T Einführung in die Struktur der Materie +1 ≈ 1 − 1 + e−(E−EF )/kB T + . . . 321 Halbleiter Störstellen Störstellen Achtung E < 0 im Valenzband 2mL∗ 3/2 1 (−E)1/2 gL (E) = 2π 2 ~2 Lochkonzentration ist damit Z E=0 gL (E)fL (E)dE pint = (170) (171) −∞ = 2 mL∗ kB T 2π~2 3/2 e−EF /kB T Gleichgewichtsbedingung kB T 3 ∗ ∗ 3/2 −Eg /kB T (me mL ) e nint · pint = 4 2π~2 Einführung in die Struktur der Materie (172) (173) 322 Halbleiter Störstellen Massenwirkungsgesetz für Halbleiter nint · pint ist unabhängig von EF gilt somit auch für dotierte Halbleiter n - Dotierung p - Dotierung Unterdrückung der jeweils anderen Teilchensorte Ladungsträgerdichten 300 K Si Ge ni · pi = 4.6 · 1019 cm−6 ni · pi = 3.6 · 1027 cm−6 me∗ = mL∗ Eigenleitung ni = pi eingesetzt Ef ≈ m∗ 3 1 Eg + kB T ln L∗ 2 4 me (174) und ni = pi = const · T 3/2 · e−Eg /2kB T (175) Ladungsträgerkonzentration wächst exponentiell mit T an Einführung in die Struktur der Materie 323 Halbleiter Störstellen Einbau von Donatoren und Akzeptoren → Störstellenleitung Donatoren : überzähliges Elektron e− wird an das Leitungsband abgegeben Akzeptoren Donatoren Al Si P Ga Ge As In Sb Einführung in die Struktur der Materie 324 Halbleiter Störstellen Ionisierungsenergien von Donatoren (in meV) Si Ge P 45 12 As 49 12.7 Sb 39 9.6 Ionisierungsenergien von Akzeptoren Si Ge B 45 10.4 Al 57 10.2 Ga 65 10.8 In 16 11.2 Verunreinigungen: ≈ 2 · 1010 cm−3 Massenwirkungsgesetz gilt auch für dotierte Halbleiter, da EF nicht darin auftaucht Einführung in die Struktur der Materie 325 Halbleiter pn – Übergang pn – Übergang Neutralitätsbedingung n + NA− = p + ND+ NA− Dichte der ionisierten Akzeptoren ND− Dichte der ionisierten Donatoren n-Leiter: NA = 0 ⇒ n ∝ e−Ed /2kB T n-Dotierung: kB T ≪ Ed ; n ∝ e−Ed /2kB T kB T ≈ Ed ; n ∝ ND kB T ≫ Ed ; n ∝ e−Eg /2kB T Analog für p-dotierte Halbleiter Einführung in die Struktur der Materie 326 Halbleiter pn – Übergang Halbleiter – pn-Übergang Kontakt zwischen einem n- und einem p-dotierten Halbleiter Einführung in die Struktur der Materie 327 Halbleiter pn – Übergang pn-Übergang Gleichgewichtszustand Ströme über die Grenzschicht heben sich auf Betrachten den Elektronenstrom; Lochstrom analog Ee I1n Diffusionsstrom E2 VDiode E1 Eg Driftstrom I2n Diffusionsstrom von n → p Driftstrom von p → n Einführung in die Struktur der Materie 328 Halbleiter pn – Übergang Halbleiter – pn-Übergang Diffusionsstrom I1n ist proportional zur Zahl der Elektronen mit Energien über dem Leitungsbandboden (0) I1n ∝ e−E1 /kB T Driftstrom I2n ist proportional zur Zahl der Elektronen im p-Leiter (0) I2n ∝ e−E2 /kB T Gleichgewicht (0) (0) (0) In = I2n = I1n Keine äußere Spannung für EF konstant über Verarmungszone Thermodynamisches Gleichgewicht Einführung in die Struktur der Materie 329 Halbleiter pn – Übergang Halbleiter – pn-Übergang Für den Spannungsabfall über der Sperrschicht ergibt sich e · VDiode = E2 ≤ Eg ⇔ VDiode ≤ Eg /e (176) Anlegen einer Sperrspannung Anheben der Fermienergie im p-Leiter durch Anlegen einer negativen Spannung Ee I1n E2 Driftstrom I2n Einführung in die Struktur der Materie Diffusionsstrom eV Eg 330 Halbleiter pn – Übergang Halbleiter – pn-Übergang Sperrstrom: In,Sperr (0) (0) = I2n − I1n · e−eV /kB T {z } | (177) geht gegen Null = (0) In (1 − e−eV /kB T ) (178) pn-Übergang sperrt. Nur die Driftströme bleiben übrig. Diese Driftströme sind proportional zur Zahl der Elektronen im Leitungsband des p-Bereiches und der Zahl der Löcher im Valenzband des n-Bereiches. Driftstrom wird durch die Minoritätsladungsträger bestimmt Einführung in die Struktur der Materie 331 Halbleiter pn – Übergang pn-Übergang Ee Diffusionsstrom I1n E2 eV Driftstrom I2n Eg Anlegen einer Spannung in Durchgangsrichtung In (V ) = In (0) eeV /kB T − 1 = ISperr eeV /kB T − 1 (179) Zusammenfassen der Ergebnisse zu Elektronen- und Löcherströmen Einführung in die Struktur der Materie 332 Halbleiter pn – Übergang Halbleiter – pn-Übergang Kennlinie des pn-Überganges (pn-Diode) I Sperrbereich Durchlaßbereich V Einführung in die Struktur der Materie 333 Halbleiter pn – Übergang pn-Übergang Anwendungen des pn-Überganges Photodetektoren Solarzelle, Photozelle Licht-emittierende Dioden (Diodenlaser) Einführung in die Struktur der Materie 334 Halbleiter pn – Übergang Photodetektoren Photonen oder auch geladene Teilchen erzeugen in der Verarmungszone Elektronen-Loch Paare, die vom elektrischen Feld getrennt werden Dadurch fließt ein Strom, der als Signal detektiert werden kann Problem: Verstärkung → Avalanche Photodioden – Lawinendiode Zahl der Elektronen-Loch-Paare ∝ absorbierte Energie ⇒ möglichst vollständige Absorption anstreben Problem: Dicke der Verarmungszone pn-Übergang ist Grundlage vieler Anwendungen in der Photoelektronik: digitale Kameras, Dioden-Arrays, CCD Chips . . . Einführung in die Struktur der Materie 335 Halbleiter pn – Übergang Photodiode Ee p n − + Einführung in die Struktur der Materie 336 Halbleiter pn – Übergang Photodiode – Kennlinie I Sperrbereich Durchlaßbereich V Photostrom Einführung in die Struktur der Materie 337 Halbleiter pn – Übergang Photodetektoren Solarzelle, Photozelle Es wird keine äußere Spannung an die Diode angelegt Einfallende Photonen erzeugen Elektron-Loch-Paare in der Verarmungszone Ladungstrennung durch das Feld resultiert in einem Photostrom ∝ zur absorbierten Energie Keine Verbindung – offene Pole ⇒ I = 0 I = 0 = Is (eeUph /kB T − 1) − Iph Daraus folgt Uph = kB T ln e Einführung in die Struktur der Materie Iph Isperr +1 (180) 338 Halbleiter pn – Übergang pn-Übergang – Solarzelle Einführung in die Struktur der Materie 339 Halbleiter pn – Übergang Laserdioden Einführung in die Struktur der Materie 340 Supraleitung Supraleitung Der Nobel Preis in Physik wurde 1913 an Heike Kamerlingh Onnes verliehen “for his investigations on the properties of matter at low temperatures which led, inter alia, to the production of liquid helium“ Ohne flüssiges Helium wäre Supraleitung nicht möglich (gewesen) Verschwinden des elektrischen Widerstandes unterhalb einer kritischen Temperatur Tc Die Supraleitung findet heute in weiten Bereichen Anwendung, z.B. in der Medizin Einführung in die Struktur der Materie 341 Supraleitung Supraleitung Gemessen wird das Abklingen eines Stromes in einem geschlossenen Kreis I(t) = I0 e−Rt/L L: Selbstinduktivität Erste Messung: Abfall um mindestens 10−5 Aktuelle Messungen: Abfall um mindestens 10−14 Einführung in die Struktur der Materie 342 Supraleitung Sprungtemperatur Tc der Elemente des Periodensystems Einführung in die Struktur der Materie 343 Supraleitung Was ist die Ursache der Supraleitung ? Elektron-Elektron-Wechselwirkung wird wichtig Was würde passieren, wenn es eine sehr schwache attrative Kraft zwischen den Elektronen im Festkörper gäbe ? Instabilität des Fermi-See’ s Woher könnte diese Kraft kommen ? Betrache den Weg eines Elektrons durch das Kristallgitter Rückwirkung auf das Kristallgitter durch die attraktive Kraft des Elektrons → Spur des Elektrons im Gitter Kristallgitterionen sind sehr viel schwerer und langsamer als das Elektron, so daß die Spur des Elektrons für eine endliche Zeit erhalten bleibt Ein zweites Elektron sieht dieses modifizierte Potential und kann daran gebunden werden → Dynamische Polarisation Einführung in die Struktur der Materie 344 Supraleitung Großer mittlerer Abstand der Elektronen (≈1000 Å), da die elektrostatische Wechselwirkung dem kleinen anziehenden Effekt entgegen wirkt Einführung in die Struktur der Materie 345 Supraleitung BCS Theorie (J. Bardeen, L. Cooper, R. Schrieffer) 1957 – fast 50 Jahre später Bindung von zwei Elektronen zu einem Cooper-Paar durch virtuelle Phononen (Gitterschwingungen) Quasi-Partikel Vergleich mit chemischer Bindung Chemische Bindung → Elektronenkit Supraleitung → Phononenkit Unterschied: Die Phononen sind virtuell Einführung in die Struktur der Materie 346 Supraleitung Was bewirkt diese Bindung zu Cooper-Paaren und welche Eigenschaften haben sie ? BCS Zustandsdichte DS (E) E − EF DS (E) = DN (E) p (E − EF )2 − ∆2 (181) DN (E) Normale Zustandsdichte Bildung eines Gap’s ∆ an der Fermi-Kante Einführung in die Struktur der Materie 347 Supraleitung Für |E − EF | < ∆ gibt es keine reellen Zustände Spins und k-Vektoren der Elektronen in einem Cooper-Paar sind antiparallel (~k ↑, −~k ↓) – Cooper Paare sind Bosonen → andere Quantenstatistik ! Nicht Supraleitender Zustand Alle Zustände unterhalb EF sind besetzt Supraleitender Zustand Elektronen gewinnen Energie durch die Bildung eines Cooper-Paares Energie liegt unterhalb von EF → Unterkante des Supraleitenden Gap’s ∆ Fermi-See wird instabil Elektronen kondensieren nach und nach zu Cooper-Paaren Messung der Zustandsdichte z.B. mit Photoelektronenspektroskopie → Erhöhte Dichte im Bereich der Fermi-Kante Einführung in die Struktur der Materie 348 Supraleitung Warum fließt aber ein Suprastrom js widerstandslos ? Stromleitung: Änderung des Elektronen k Vektors um m ~ 1~ K =− js 2 ns e~ (182) Ein Cooper-Paar (~k ↑, −~k ↓) verändert sich damit um 1~ 1~ (~k1 ↑, −~k2 ↓) = (~k + K ↑, −~k + K ↓) 2 2 Wellenfunktion eines Cooper-Paares R = (r1 + r2 )/2 1 X g(k )eik1 ·r1 +ik2 ·r2 Ψ(r1 , r2 ) = L3 k 1 X = g(k )eiK ·(r1 +r2 )/2+ik·(r1 −r2 ) L3 k 1 X g(k)eik ·r = eiK ·R · Ψ(K = 0, r1 − r2 ) = eiK ·R 3 L k Einführung in die Struktur der Materie 349 Supraleitung Der Stromfluß bewirkt nur eine Phasenänderung |Ψ(K 6= 0, r )|2 = |Ψ(K = 0, r )|2 Verschiebung des Koordinatensystems im k-Raum Was verursacht den Widerstand in einem Normalleiter elastische und inelastische Streuung z.B. durch Phononen Im Falle eines Supraleiters muß aber erst das Paar aufgebrochen werden, d.h. es muß eine Energie 2∆ aufgebracht werden Aufbrechen eines Cooper-Paares Impulszunahme P muß die Energie um 2∆ erhöhen Kritische Stromdichte jc = e · ns · ∆ ~kF Für Sn beträgt diese z.B. jc = 2 · 107 A/cm2 ! Einführung in die Struktur der Materie 350 Supraleitung Supraleitung im Magnetfeld Einführung in die Struktur der Materie 351 Supraleitung Meissner-Ochsenfeld-Effekt Das Magnetfeld wird komplett aus dem inneren eines Supraeiters verdrängt Supraleitung kann nur bis zu einem kritischen Magnetfeld Bc aufrecht erhalten werden Einführung in die Struktur der Materie 352 Supraleitung Hochtemperatur-Supraleiter Hochtemperatur-Supraleiter bis 1986 waren nur Supraleiter mit Tc < 20 K bekannt. Es gab aber schon lange Versuche Supraleiter mit höheren Sprungtemperaturen herzustellen Der Durchbruch gelang 1986 an einem sehr komplizierten Material aus der Klasse der Perowskite Sprungtemperatur Tc ≈ 30 K Der Nobel Preis in Physik wurde 1987 an J. Georg Bednorz and K. Alexander Müller verliehen, für ”for their important break-through in the discovery of superconductivity in ceramic materials“ Einführung in die Struktur der Materie 353 Supraleitung Hochtemperatur-Supraleiter YBCO – Yttrium Barium Copper Oxid Einführung in die Struktur der Materie 354 Supraleitung Hochtemperatur-Supraleiter YBCO Einführung in die Struktur der Materie 355 Supraleitung Hochtemperatur-Supraleiter YBCO Sehr komplizierte Gitterstrukturen Sprungtemperaturen über 77 K (LN2 ) sind inzwischen erreicht worden Die Zusammensetzung hat einen starken Einfluß auf die Sprungtemperatur Tc Noch keine Theorie kann die High-Tc erklären Einführung in die Struktur der Materie 356 Supraleitung Hochtemperatur-Supraleiter BSCCO - YBCO Einführung in die Struktur der Materie 357 Supraleitung Hochtemperatur-Supraleiter Anwendung: Spezielle Lager für Turbinen . . . Einführung in die Struktur der Materie 358 Supraleitung Einführung in die Struktur der Materie Hochtemperatur-Supraleiter 359 Magnetismus Magnetismus Magnetismus Ursache des Magnetismus Atomarer Magnetismus: Spin und Bahn Verhalten in einem externen Feld Diamagnetismus Paramagnetismus Ferromagnetismus Moderne Anwendungen Einführung in die Struktur der Materie 361 Magnetismus Atomarer Magnetismus Bahnmoment µl = I · A durch den klassischen Ringstrom I die eingeschlossene Fläche A Spin des Elektrons als quantenmechanische Größe erzeugt ein Spinmoment µS m Spin m Orbit µS = gs Sz µB = 2Sz µB = 2Sz e~ 2me µL = Lz µB (183) (184) Hund’sche Regel: Grundzustand hat einen maximalen Spin Einführung in die Struktur der Materie 362 Magnetismus Atomarer Magnetismus Fe 4s2 3d 6 Mn 4s2 3d 5 4s2 4s2 ↑↓ ↑↓ 3d 6 3d 6 ↑↑↑↓↓↓ ↑↑↑↑↑↓ M=0 M=4 µB L=2 µB 4s2 ↑↓ 3d 5 ↑↑↑↑↑ M=5 µB L=0 µB Momente der 3d Metallatome in µB Sc 3d 1 4s2 1 Ti 3d 2 4s2 2 V 3d 3 4s2 3 Cr 3d 5 4s1 6 Mn 3d 5 4s2 5 Fe 3d 6 4s2 6 Co 3d 7 4s2 3 Ni 3d 9 4s2 2 Cu 3d 10 4s1 1 Im Festkörper wird das Bahnmoment sehr stark unterdrückt und es wird quasi nur das Spinmoment beobachtet Einführung in die Struktur der Materie 363 Magnetismus Diamagnetismus Induziert durch ein äußeres Feld Die Magnetisierung ist dem äußeren Feld entgegen gesetzt Klassische Elektrodynamik: Lenz’sche Regel M = χ · B mit χ < 0 Einführung in die Struktur der Materie 364 Magnetismus Paramagnetismus Induziert durch ein äußeres Feld Die Magnetisierung hat die gleiche Richtung wie das äußere Feld Verstärkung des äußeren Magnetfeldes Tritt auf bei Atomen, Molekülen oder Ionen mit einer ungeraden Zahl von Elektronen M = χ · B mit χ > 0 Einführung in die Struktur der Materie 365 Magnetismus Ferro- und Antiferromagnetismus Spontaner Magnetismus, der auch unabhängig von einem externen Feld beobachtet wird Parallele bzw. antiparallele Anordnung der einzelnen Spin’s relativ zueinander Einführung in die Struktur der Materie 366 Magnetismus Ferromagnetismus Wie läßt sich die (anti-)ferromagnetische Ordnung erklären ? Wechselwirkung der Spins Si und Sj zwischen zwei Atomen i und j über die quantenmechanische Austauschwechselwirkung (siehe z.B. H2 Molekül) → Austauschenergie: Heisenberg-Modell (Operator) H = −2 J Si · Sj (185) J kann sowohl positiv als auch negativ sein ⇒ Ferro- bzw. Antiferromagnetismus J hängt mit der Ordnungstemperatur zusammen: Curie bzw. Neel-Temperatur Einfaches Modell (Molekularfeldnäherung) liefert J= 3kB T 2zS(S + 1) (186) z: Zahl der nächsten Nachbarn Einführung in die Struktur der Materie 367 Magnetismus Ferromagnetismus – Temperaturabhängigkeit Nur bei T = 0 sind die Spin vollständig ausgerichtet Bei höheren Temperaturen sind sie nur teilweise ausgerichtet Diese Ordnungstemperatur ist die Curie Temperatur Einführung in die Struktur der Materie 368 Magnetismus Ferromagnetismus Oberhalb der Curie Temperatur TC verschwindet die ferromagnetische Ordnung und das Material verhält sich paramagnetisch Const χ= T − TC (187) Im Fall des Antiferromagnetismus heißt die Ordnungstemperatur Neel Temperatur Einführung in die Struktur der Materie 369 Magnetismus Ferromagnetismus Was passiert beim Ummagnetisieren in der Hyteresekurve ? Richtung des Kristalls spielt eine Rolle: Anisotropie der Magnetisierung Einführung in die Struktur der Materie 370 Magnetismus Domänenwände Einführung in die Struktur der Materie 371 Magnetismus Magnetische Werkstoffe Einführung in die Struktur der Materie 372 Magnetismus Ferromagnetismus – Bandstruktur Was ist die elektronische Ursache des Ferromagnetismus ? Die Austauschaufspaltung für dazu, daß die Bandstruktur für ↑ und ↓ Elektronen anders ist Verschiebung der Bandstruktur um die Austauschaufspaltung J Dadurch gibt es mehr Elektronen von einem Spin (Majoritätsträger) als dem anderen (Minoritätsträger) und die Summe über alle Spins ist nicht Null Lage der Fermi Energie wichtig + n 1/2 IM EF E − n Einführung in die Struktur der Materie 1/2 IM 373 Magnetismus Ferromagnetismus – Bandstruktur Einführung in die Struktur der Materie 374 Magnetismus Ferromagnetismus – Anisotropie Was ist die Ursache der magnetischen Anisotropie und wie wichtig ist sie ? Nanoteilchen zeigen Superparamagnetismus: Die Spins sind wie bei einem Ferromagneten ausgerichtet, sind jedoch nicht an die Kristallstruktur gekoppelt, sondern rotieren frei Keine Kopplung an die Geometrie Einführung in die Struktur der Materie 375 Magnetismus Magnetische Anisotropie Magnetic Anisotropy K Wie wird aus Superparamagnetismus Ferromagnetismus ? Es muß eine Anisotropieenergie EA = K · V geben, die die magnetischen Momente durch eine Kopplung an die geometrische Struktur stabilisiert K : Anisotropiekonstante, V Volumen Ferromagnetismus: EA > kB · T Einführung in die Struktur der Materie 376 Magnetismus Magnetische Anisotropie Geometrische Anisotropie ist durch die Kristallstruktur gegeben Anisotropes Kristall(Coulomb-)feld Der Spin koppelt nicht an das Kristallfeld, da mit dem Spin keine elektrische Ladung verbunden ist Modell: Anisotropie ist mit dem Bahnmoment µL verknüpft Einführung in die Struktur der Materie 377 Magnetismus Magnetismus Spintronik GMD Effekt – Hoch effektive Festplatten senkrechte Magnetisierung – kleinere Magnetbereiche Nanotechnologie Einführung in die Struktur der Materie 378 Magnetismus Giant Magnetic Resistance Einführung in die Struktur der Materie 379 Magnetismus Magnetische Aufzeichnung Einführung in die Struktur der Materie 380 Magnetismus Magnetismus Anwendung Einführung in die Struktur der Materie 381 Magnetismus Magnetismus Out Of Plane Recording Gezielte Präparation einer magnetischen Out Of Plane Anisotropie In plane Magnetisierung: Out Of Plane Magnetisierung Vergrößerung der Speicherdichte, bei gleichem Volumen der magnetischen Speicherdomänen Einführung in die Struktur der Materie 382 Magnetismus Magnetische Aufzeichnung Einführung in die Struktur der Materie 383