1.1 Embryonalentwicklung 1 Allgemeine Entwicklungsgeschichte und Plazentation Fragen in den letzten 10 Examen: 20 Die Entwicklung des Kindes kann man in die Embryonalentwicklung (Zeitraum der Entwicklung der Keimblätter und der einzelnen Organe) und die Fetalentwicklung (Zeitraum der Organreifung) unterteilen. Im schriftlichen Examen wird die Embryonalentwicklung jedoch eingeteilt in –– die allgemeine Entwicklungsgeschichte und Plazentation und –– die Organentwicklung. In der Gliederung des Gegenstandskatalogs und damit auch in vielen Büchern wie z. B. der Schwarzen Reihe wird die allgemeine Entwicklungsgeschichte und Plazentation im ersten Kapitel behandelt und die Organentwicklung häufig den Kapiteln der einzelnen Organe voran gestellt. In diesem Skript wird – zum besseren Verständnis – die gesamte Entwicklung chronologisch dargestellt, also vom Anfang bis zum Ende. „Allgemeine Entwicklungsgeschichte“ bezeichnet den Vorgang der Entwicklung von der Befruchtung bis zum Beginn der Entwicklung der einzelnen Organe. Die Entwicklung der Organe selbst gehört dagegen schon zum speziellen Teil der Entwicklungsgeschichte. Der Begriff Plazentation umfasst die Einnistung der befruchteten Eizelle in der Plazenta und die Entwicklung der Plazenta. Aus diesem Kapitel wird im Examen besonders die Entwicklung der Plazenta und der Keimblätter geprüft. 1.1 Embryonalentwicklung Hier werden zunächst noch allgemeine Fakten zur Entwicklung des Embryos besprochen, um die Orientierung im Dschungel der unterschiedlichen Begriffe zu erleichtern. www.medi-learn.de 1.1.1 Einteilung der pränatalen Zeit 1 Der Zeitraum vor der Geburt wird in drei verschiedene Stadien eingeteilt: –– Die Vorembryonalperiode = 1. bis 7. Tag p.c. (post conceptionem = nach der Befruchtung). Dies ist der Zeitraum von der Befruchtung bis zur Einnistung der Eizelle. Missbildungen in diesem Zeitraum sind Spalt- und Doppelmissbildungen. –– Die Embryonalperiode = 2. bis 8. Entwicklungswoche. Dies ist der Zeitraum der Entwicklung der einzelnen Organe (Organogenese) und der menschlichen Gestalt. Missbildungen in diesem Zeitraum sind Organ- und Extremitätenmissbildungen. –– Die Fetalperiode = 9. bis ca. 38. Entwicklungswoche (bis zur Geburt). Dies ist der Zeitraum der Organreifung (am langsam­ sten reift übrigens die Lunge, s. 2.7.4, S. 49). Eine Schädigung des Embryos in dieser Zeit kann zum Abort führen. Am Anfang der Embryonalperiode (3.–4. Entwicklungswoche) ist auf der Körperoberfläche des Embryos das Relief der Somiten noch zu erkennen. Die Somiten sind würfelförmige Segmente (zunächst 1 bis 4, am Ende bis zu 35), aus denen sich das Sklerotom (Anlage für die Wirbelsäule), das Dermatom (Anlage zur Bildung der Dermis) und das Myotom (Anlage zur Bildung der Muskulatur) entwickeln. Am Ende der Embryonalperiode ist die Entwicklung der Organe beendet, und der Em­ bryo weist keine Somiten mehr auf. Zu diesem Zeitpunkt sieht er dem „fertigen“ Kind schon sehr ähnlich, obwohl er nur eine Größe von ca. 30 mm hat. Ebenfalls am Ende der Embryonalperiode befinden sich bei weiblichen Embryos die Eizellen (für die nächste Generation) in der Pause während der ersten Reifeteilung. Diese Pause dauert bis jeweils kurz vor dem Eisprung der einzelnen Eizelle (s. Abb. 2, S. 4). 1