Datum: 22.02.2014 Magazin Piz Magazin 7554 Sent Medienart: Print Medientyp: Spezial- und Hobbyzeitschriften Auflage: 30'000 Erscheinungsweise: 2x jährlich www.editionpiz.ch Themen-Nr.: 276.13 Abo-Nr.: 1015977 Seite: 40 Fläche: 141'639 mm² Karl der Grosse Schneesturm Am 28.Februar jährt sich der Todestag von Kaiser Karl dem Grossen zum 1200. Mal. 2014 soll deshalb ein fulminantes Karlsjahr werden. Die Theatergruppe Origen wird ihn in Müstair besingen und in der zugigen Ebene bei Silvaplana auf die Bühne bringen. Text: Esther Scheidegger, trachten. Er wurde vereinnahmt, wurde zu einer Rene. Hornung Marke und zu einem volkstümlichen Helden. Karl der Grosse stammt aus Aachen, aber er ist auch ein Berliner. Dort steht im Deutschen Historischen Museum, im ehemaligen Zeughaus, Unter den Linden, die monumentale Stuckstatue. Ein Geschenk aus der Schweiz: Das Original steht im Kloster St. Johann in Müstair, als dessen legendärer Gründer Carl il grond gilt. Hier begegnen ihm die Besucherinnen und Besucher quasi auf Augenhöhe. Er blickt frontal ins Kirchenschiff, bärtig, mit Schnauz, Stirnlocken und Reifkrone. Die Tunika und der offen darüber getragene Reitermantel mit Pelzbesatz kaschieren elegant seinen Bauchansatz. Bildercollage: Origen/ Martin Leuthold DER 1-MIG Im BILD Karl der Grosse wurde quer durch allefahrhunderte in um terschiedl ichsten Darstellungen gezeigt. Für Origen hat der bekannte Textildesigner und Kostürnent wert er Martin Leuthold Postkarten-Collagen init Abbildungen von Karl dem Grossen zusammengestellt. zeigt die Sammlung vorweg exklusiv (Seite rechts). DER Köni6 iffl 3oHnEE Das Origen-Schauspiek soll am 14. März. Premier, in Silvapla na haben. Weitere Aufführungen sind bis Anfang April geplant. Ob die Produktion realisiert werden kann, war bei Redak- Carl grond ist auch ein Rätier Wie viele hundert Jahre alt diese Stuckfigur tatsächlich ist, darüber streiten sich die Fachleute bis heute. Fest steht, dass sie 1488 in einer Nische an der Stirntionsschluss von pit noch nicht wand zwischen der Mittel- und der Südapsis der Klossicher. Details und Tickets: ,,, ww.origcir .cli terkirche aufgestellt wurde, unter einem Baldachin war der populärste Herrscher aller Zeiten im und mit der fehlerhaften Inschrift «Carolus Mangus». Abendland und er wurde schon zu Lebzeiten Karl der Grosse ist deshalb auch ein Rätier. Und egal ob zum inbrünstig verehrten Mythos. Karl der Gro- er wirklich je in Müstair war oder nicht: Weil in den Er sse (748-814) schuf ein Reich, das nahezu das ganze Bergen meist das Geld fehlte, die alten Sakralbauten christliche europäische Festland umspannte. Er refor- zu erneuern, sitzen wir noch heute im gleichen karonmierte die Bildung, führte ein einheitliches Münzwe- lingichen Kirchenraum, in dem auch Karl der Grosse sen ein, er beharrte auf dem Gebrauch des Lateini- hätte sitzen können, wenn er nach der Klostergrün- schen, beeinflusste die Religion, die Kunst, die dung je ins Münstertal zurückgekommen wäre. Architektur, die Küche und den Gartenbau. Die dank ihm erschaffene karolingische Minuskel wurde zum Besinnung im Schneesturm Vorbild für unsere heutige Schrift - kurz: Zu Karls Zei- Leibhaftig soll der 27-jährige König nach seinem Feldten entstand, was wir heute als europäische Kultur be- zug gegen das heutige Italien und nach der Belagerung Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 52928995 Ausschnitt Seite: 1/5 Datum: 22.02.2014 Magazin Piz Magazin 7554 Sent Medienart: Print Medientyp: Spezial- und Hobbyzeitschriften Auflage: 30'000 Erscheinungsweise: 2x jährlich www.editionpiz.ch von Pavia als gekrönter Langobardenkönig im Jahr 775 auf dem Rückweg durch das Veltlin auf dem Umb- railpass, zusammen mit seiner dritten Gattin Hildegard und einem Tross von Gefolgsleuten, in un sgrischaivel strataimp geraten sein, schreibt der lokalpatriotisch engagierte Claudio Gustin aus Sta. Maria in seiner Ju- biläumsbroschüre «1901-2001. 100 ons stradun sur umbrail». Gebaut wurde die Umbrailstrasse freilich erst zwischen 1898 und 1900. Karl soll geschworen haben, ein Kloster zu stiften, falls sie mit Gottes Hilfe durchkämen. Das älteste im Kloster St. Johann verbaute Holz wurde tatsächlich 775 ge- schlagen, das haben dendrochronologische Studien unzweifelhaft ergeben. Es sei wohl ein sommerlicher Schneesturm gewesen, interpretiert Giovanni Netzer, der Kopf der Theatergruppe Origen, diese Legende und der Sturm habe Karl den Grossen offensichtlich in grundsätzliche Zweifel versetzt. Er war nämlich der vor ihm geflohe- nen Familie seines jung verstorbenen Bruders nach Italien nachgereist und habe dort möglicherweise seine Neffen umgebracht. Der Schneesturm auf der Rückreise habe ihn dann zur Besinnung gebracht, denn dabei hätten ja auch seine eigenen Kinder sterben können. Theater im Malojawind Den Schneesturm als Lebensbedrohung, als Punkt, an dem Zweifel über das bisherige Tun aufkommen, will die Theatergruppe Origen zum Ausgangspunkt des Stücks «König im Schnee» nehmen. Ab dem 14. März Themen-Nr.: 276.13 Abo-Nr.: 1015977 Seite: 40 Fläche: 141'639 mm² 2014 soll es in der Ebene bei Surlej am Silvaplanersee im Oberengadin aufgeführt werden - vorausgesetzt, die Finanzierung kommt zustande, was bei Redaktionsschluss dieser piz-Ausgabe noch nicht sicher war. Weil es so ambivalente Schilderungen über Karl gibt, will Origen die Figur von möglichst verschiedenen Seiten beleuchten. «Er hat sich fürsorglich um seine Familie gekümmert, aber auch tausende in Schlachten geschickt, in denen sie umgekommen sind», so Giovanni Netzer. Im Tanz- und Musikstück sollen Märchen-, Traum- und Erinnerungsszenen vorkommen. Auch Kinder werden mitspielen, denn Kinder spielten in Karls Leben eine wichtige Rolle. Es wird kalt, für Schauspieler und fürs Publikum. Origen verhandelte früh mit dem Naturschutz, und «noch nie hat uns eine Gemeinde mit so offenen Armen empfangen wie Silvaplana», lobte Giovanni Netzer anläss- lich der jährlichen Benefizveranstaltung. Die Regierung bewilligte das Beitragsgesuch allerdings nicht. Gesang im Kloster Eröffnet wird das Karlsjahr schon im Januar in der Müstairer Klosterkirche mit ihren weltberühmten Fresken: am 28. Januar. Dann gedenken die Klosterfrauen seit jeher ihrem Gründer. Origen kommt mit einer Uraufführung zu den Nonnen: mit einem gregorianischen Complet (= Abendgebet). Es ist das letzte Werk des Bündner Musikers, Komponisten und Kul- turpreisträgers Gion Antoni Derungs (1935-2012). Das Ensemble Vocal unter der Leitung von Clau Scherrer wird am Tag darauf auch im Zürcher Grossmünster gastieren, auch diese Kirche soll von Karl gestiftet wor- den sein. In Zürich dokumentiert die Ausstellung «Karl der Grosse und die Schweiz» im Landesmuseum den aktuellen Stand der Forschung (bis zum 2. Februar 2014). Zur Ausstellung ist ein schwergewichtiges, reich bebildertes Buch erschienen, das erstmals umfassend das karolingische Kulturerbe dokumentiert. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 52928995 Ausschnitt Seite: 2/5 Datum: 22.02.2014 Magazin Piz Magazin 7554 Sent www.editionpiz.ch Medienart: Print Medientyp: Spezial- und Hobbyzeitschriften Auflage: 30'000 Erscheinungsweise: 2x jährlich Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Themen-Nr.: 276.13 Abo-Nr.: 1015977 Seite: 40 Fläche: 141'639 mm² Argus Ref.: 52928995 Ausschnitt Seite: 3/5 Datum: 22.02.2014 Magazin Piz Magazin 7554 Sent Medienart: Print Medientyp: Spezial- und Hobbyzeitschriften Auflage: 30'000 Erscheinungsweise: 2x jährlich www.editionpiz.ch Themen-Nr.: 276.13 Abo-Nr.: 1015977 Seite: 40 Fläche: 141'639 mm² 1 Auf dieser Wiese in Surlej am Silvaplanersee will die Theatergruppe Origen den «König im Schnee» aufführen. Foto: piz 2 Marmorplatte mit dem Lamm Gottes und Johannes dem Täufer, dem Patron des Klosters St. Johann, Müstair. 8./9. Jahrhundert. Foto: Archäologischer Dienst HPRL DER GROSSE Georges Descceudres, Jürg Gol I, Markus Riek: «Die Zeit Karls des Grossen in der Schweiz». Benteli Verlag 2013, 327 S., Fr. 78.- Graubünden, Donat Stuppan. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 52928995 Ausschnitt Seite: 4/5 Datum: 22.02.2014 Magazin Piz Magazin 7554 Sent www.editionpiz.ch Medienart: Print Medientyp: Spezial- und Hobbyzeitschriften Auflage: 30'000 Erscheinungsweise: 2x jährlich Themen-Nr.: 276.13 Abo-Nr.: 1015977 Seite: 40 Fläche: 141'639 mm² Ab Mai kommt wieder Müstair zum Zug, mit der Ausstellung «Opus Sacrum» (25. Mai -2. November) und mit einem Opern-Krimi - zum Thema Karls Kaiserkrönung in Rom am Weihnachtstag 800. In der Burg Riom, dem Origen-Stammsitz, soll Karl als Badekaiser und -meister gefeiert werden, mit einer Opera buffa. Auch dies ein Ausschnitt seines Lebens, wie man in der <<Vita Karoli magni» von Einhard nach- lesen kann: «... sehr angenehm waren ihm auch die Dämpfe warmer Quellen; er übte sich fleissig im Schwimmen und verstand das so trefflich, dass man ihm keinen darin vorziehen konnte. Darum erbaute er sich auch zu Aachen einen Königspalast und wohnte in seinen letzten Lebensjahren bis zu seinem Tod beständigdarin. Und er lud nicht bloss seine Söhne, son- dern auch die Vornehmen und seine Freunde, nicht selten auch sein Gefolge und seine Leibwächter zum Bade, so dass bisweilen hundert und mehr Menschen mit ihm badeten ...» In Aachen, im Dom, liegen die Gebeine Karls. Anhand des linken Schienbeins haben internationale Forscher die Länge seiner Majestät errechnet: 1,84 Meter. Umgerechnet auf heutige Verhältnisse wären das 1,95 Meter, so Frank Rühli, Leiter des Swiss Mummy Projects an der Universität Zürich. Karl war ein Hüne. Im Sommer, vom 20. bis am 29. Juni 2014, an der soge- nannten «Aachener Heiligtumsfahrt», die seit 1349 alle sieben Jahre durchgeführt wird, geht es nicht um Karls Gebeine, sondern um vier Reliquien aus dem Marienschrein, die ihm am Fest seiner Kaiserkrönung Jerusalem geschenkt haben soll. Da war das Kleid, das Maria in der Weihnachtsnacht trug, eine Windel des Jesuskinds, Christis Lendentuch und das Grabtuch des geköpften Johannes des Täufers. Letzteres können wir auch im Claustra Son Jon in Müstair bewundern. Das Gastmahl des Herodes und der Tanz der Salome, die den Johannes enthaupten liess, sind ein berückendes Paradestück romanischer Wandmalerei. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 52928995 Ausschnitt Seite: 5/5