Schneesturm

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Datum: 22.02.2014
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Piz Magazin
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Medientyp: Spezial- und Hobbyzeitschriften
Auflage: 30'000
Erscheinungsweise: 2x jährlich
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Seite: 40
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Karl der Grosse
Schneesturm
Am 28.Februar jährt sich der Todestag von Kaiser Karl dem Grossen zum 1200. Mal. 2014 soll
deshalb ein fulminantes Karlsjahr werden. Die Theatergruppe Origen wird ihn in Müstair besingen und in der zugigen Ebene bei Silvaplana auf die Bühne bringen.
Text: Esther Scheidegger,
trachten. Er wurde vereinnahmt, wurde zu einer
Rene. Hornung
Marke und zu einem volkstümlichen Helden.
Karl der Grosse stammt aus Aachen, aber er ist auch
ein Berliner. Dort steht im Deutschen Historischen
Museum, im ehemaligen Zeughaus, Unter den Linden,
die monumentale Stuckstatue. Ein Geschenk aus der
Schweiz: Das Original steht im Kloster St. Johann in
Müstair, als dessen legendärer Gründer Carl il grond
gilt. Hier begegnen ihm die Besucherinnen und Besucher quasi auf Augenhöhe. Er blickt frontal ins Kirchenschiff, bärtig, mit Schnauz, Stirnlocken und Reifkrone. Die Tunika und der offen darüber getragene
Reitermantel mit Pelzbesatz kaschieren elegant seinen Bauchansatz.
Bildercollage: Origen/
Martin Leuthold
DER 1-MIG Im BILD
Karl der Grosse wurde quer
durch allefahrhunderte in um
terschiedl ichsten Darstellungen gezeigt. Für Origen hat der
bekannte Textildesigner und
Kostürnent wert er Martin
Leuthold Postkarten-Collagen
init Abbildungen von Karl dem
Grossen zusammengestellt.
zeigt die Sammlung vorweg
exklusiv (Seite rechts).
DER Köni6 iffl 3oHnEE
Das Origen-Schauspiek soll am
14. März. Premier, in Silvapla na
haben. Weitere Aufführungen
sind bis Anfang April geplant.
Ob die Produktion realisiert
werden kann, war bei Redak-
Carl grond ist auch ein Rätier
Wie viele hundert Jahre alt diese Stuckfigur tatsächlich ist, darüber streiten sich die Fachleute bis heute.
Fest steht, dass sie 1488 in einer Nische an der Stirntionsschluss von pit noch nicht
wand zwischen der Mittel- und der Südapsis der Klossicher. Details und Tickets:
,,, ww.origcir .cli
terkirche aufgestellt wurde, unter einem Baldachin
war der populärste Herrscher aller Zeiten im und mit der fehlerhaften Inschrift «Carolus Mangus».
Abendland und er wurde schon zu Lebzeiten Karl der Grosse ist deshalb auch ein Rätier. Und egal ob
zum inbrünstig verehrten Mythos. Karl der Gro- er wirklich je in Müstair war oder nicht: Weil in den
Er
sse (748-814) schuf ein Reich, das nahezu das ganze Bergen meist das Geld fehlte, die alten Sakralbauten
christliche europäische Festland umspannte. Er refor- zu erneuern, sitzen wir noch heute im gleichen karonmierte die Bildung, führte ein einheitliches Münzwe- lingichen Kirchenraum, in dem auch Karl der Grosse
sen ein, er beharrte auf dem Gebrauch des Lateini- hätte sitzen können, wenn er nach der Klostergrün-
schen, beeinflusste die Religion, die Kunst, die
dung je ins Münstertal zurückgekommen wäre.
Architektur, die Küche und den Gartenbau. Die dank
ihm erschaffene karolingische Minuskel wurde zum Besinnung im Schneesturm
Vorbild für unsere heutige Schrift - kurz: Zu Karls Zei- Leibhaftig soll der 27-jährige König nach seinem Feldten entstand, was wir heute als europäische Kultur be- zug gegen das heutige Italien und nach der Belagerung
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von Pavia als gekrönter Langobardenkönig im Jahr
775 auf dem Rückweg durch das Veltlin auf dem Umb-
railpass, zusammen mit seiner dritten Gattin Hildegard und einem Tross von Gefolgsleuten, in un sgrischaivel strataimp geraten sein, schreibt der lokalpatriotisch
engagierte Claudio Gustin aus Sta. Maria in seiner Ju-
biläumsbroschüre «1901-2001. 100 ons stradun sur
umbrail». Gebaut wurde die Umbrailstrasse freilich
erst zwischen 1898 und 1900.
Karl soll geschworen haben, ein Kloster zu stiften, falls
sie mit Gottes Hilfe durchkämen. Das älteste im Kloster St. Johann verbaute Holz wurde tatsächlich 775 ge-
schlagen, das haben dendrochronologische Studien
unzweifelhaft ergeben.
Es sei wohl ein sommerlicher Schneesturm gewesen,
interpretiert Giovanni Netzer, der Kopf der Theatergruppe Origen, diese Legende und der Sturm habe
Karl den Grossen offensichtlich in grundsätzliche
Zweifel versetzt. Er war nämlich der vor ihm geflohe-
nen Familie seines jung verstorbenen Bruders nach
Italien nachgereist und habe dort möglicherweise
seine Neffen umgebracht. Der Schneesturm auf der
Rückreise habe ihn dann zur Besinnung gebracht,
denn dabei hätten ja auch seine eigenen Kinder sterben können.
Theater im Malojawind
Den Schneesturm als Lebensbedrohung, als Punkt, an
dem Zweifel über das bisherige Tun aufkommen, will
die Theatergruppe Origen zum Ausgangspunkt des
Stücks «König im Schnee» nehmen. Ab dem 14. März
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2014 soll es in der Ebene bei Surlej am Silvaplanersee
im Oberengadin aufgeführt werden - vorausgesetzt,
die Finanzierung kommt zustande, was bei Redaktionsschluss dieser piz-Ausgabe noch nicht sicher war.
Weil es so ambivalente Schilderungen über Karl gibt,
will Origen die Figur von möglichst verschiedenen
Seiten beleuchten. «Er hat sich fürsorglich um seine
Familie gekümmert, aber auch tausende in Schlachten geschickt, in denen sie umgekommen sind», so
Giovanni Netzer. Im Tanz- und Musikstück sollen
Märchen-, Traum- und Erinnerungsszenen vorkommen. Auch Kinder werden mitspielen, denn Kinder
spielten in Karls Leben eine wichtige Rolle.
Es wird kalt, für Schauspieler und fürs Publikum. Origen verhandelte früh mit dem Naturschutz, und «noch
nie hat uns eine Gemeinde mit so offenen Armen empfangen wie Silvaplana», lobte Giovanni Netzer anläss-
lich der jährlichen Benefizveranstaltung. Die Regierung bewilligte das Beitragsgesuch allerdings nicht.
Gesang im Kloster
Eröffnet wird das Karlsjahr schon im Januar in der
Müstairer Klosterkirche mit ihren weltberühmten
Fresken: am 28. Januar. Dann gedenken die Klosterfrauen seit jeher ihrem Gründer. Origen kommt mit
einer Uraufführung zu den Nonnen: mit einem gregorianischen Complet (= Abendgebet). Es ist das letzte
Werk des Bündner Musikers, Komponisten und Kul-
turpreisträgers Gion Antoni Derungs (1935-2012).
Das Ensemble Vocal unter der Leitung von Clau Scherrer wird am Tag darauf auch im Zürcher Grossmünster
gastieren, auch diese Kirche soll von Karl gestiftet wor-
den sein. In Zürich dokumentiert die Ausstellung
«Karl der Grosse und die Schweiz» im Landesmuseum
den aktuellen Stand der Forschung (bis zum 2. Februar 2014). Zur Ausstellung ist ein schwergewichtiges,
reich bebildertes Buch erschienen, das erstmals umfassend das karolingische Kulturerbe dokumentiert.
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1 Auf dieser Wiese in Surlej am
Silvaplanersee will die Theatergruppe Origen den «König im
Schnee» aufführen. Foto: piz
2 Marmorplatte mit dem Lamm
Gottes und Johannes dem
Täufer, dem Patron des Klosters
St. Johann, Müstair.
8./9. Jahrhundert.
Foto: Archäologischer Dienst
HPRL DER GROSSE
Georges Descceudres, Jürg Gol I,
Markus Riek: «Die Zeit Karls des
Grossen in der Schweiz». Benteli Verlag 2013, 327 S., Fr. 78.-
Graubünden, Donat Stuppan.
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Ab Mai kommt wieder Müstair zum Zug, mit der Ausstellung «Opus Sacrum» (25. Mai -2. November) und
mit einem Opern-Krimi - zum Thema Karls Kaiserkrönung in Rom am Weihnachtstag 800.
In der Burg Riom, dem Origen-Stammsitz, soll Karl als
Badekaiser und -meister gefeiert werden, mit einer
Opera buffa. Auch dies ein Ausschnitt seines Lebens,
wie man in der <<Vita Karoli magni» von Einhard nach-
lesen kann: «... sehr angenehm waren ihm auch die
Dämpfe warmer Quellen; er übte sich fleissig im
Schwimmen und verstand das so trefflich, dass man
ihm keinen darin vorziehen konnte. Darum erbaute er
sich auch zu Aachen einen Königspalast und wohnte
in seinen letzten Lebensjahren bis zu seinem Tod beständigdarin. Und er lud nicht bloss seine Söhne, son-
dern auch die Vornehmen und seine Freunde, nicht
selten auch sein Gefolge und seine Leibwächter zum
Bade, so dass bisweilen hundert und mehr Menschen
mit ihm badeten ...»
In Aachen, im Dom, liegen die Gebeine Karls. Anhand
des linken Schienbeins haben internationale Forscher
die Länge seiner Majestät errechnet: 1,84 Meter. Umgerechnet auf heutige Verhältnisse wären das 1,95 Meter, so Frank Rühli, Leiter des Swiss Mummy Projects
an der Universität Zürich. Karl war ein Hüne.
Im Sommer, vom 20. bis am 29. Juni 2014, an der soge-
nannten «Aachener Heiligtumsfahrt», die seit 1349
alle sieben Jahre durchgeführt wird, geht es nicht um
Karls Gebeine, sondern um vier Reliquien aus dem
Marienschrein, die ihm am Fest seiner Kaiserkrönung
Jerusalem geschenkt haben soll. Da war das Kleid, das
Maria in der Weihnachtsnacht trug, eine Windel des
Jesuskinds, Christis Lendentuch und das Grabtuch
des geköpften Johannes des Täufers. Letzteres können
wir auch im Claustra Son Jon in Müstair bewundern.
Das Gastmahl des Herodes und der Tanz der Salome,
die den Johannes enthaupten liess, sind ein berückendes Paradestück romanischer Wandmalerei.
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