Datum: 05.08.2011 Müller Marketing und Druck AG 3780 Gstaad 033/ 748 88 74 www.anzeigervonsaanen.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 5'115 Erscheinungsweise: 2x wöchentlich Themen-Nr.: 831.9 Abo-Nr.: 1086199 Seite: 9 Fläche: 51'688 mm² Eine venezianische Sommernacht Magdalena Kozenä begeisterte in der Kirche Saanen. wähnen, so erlebte auch die Zuhörer- atemberaubend schnellen Sätzen. Die Den Namen Vivaldi verbindet man norschaft in der voll besetzten Kirche diese Barockkünstler auf ihren Originalinstrumalerweise mit Instrumentalkonzerten, besondere Atmosphäre, welche aus dem menten zeigten echte Gestaltungs- und den «Quattro stagioni» oder mit Chor- beglückenden Zusammenspiel von Solis- Spielfreude, was sich auch in den reinen tin und Orchester ausströmte. Orchesterwerken widerspiegelte: bei Viseinen eigenen Angaben 94 Opern gevaldis selten gehörtem Fagottkonzert in schrieben habe, wurde am DienstagOrchestraler Zauber F-Dur mit der Solistin Giulia Genini, abend in mitreissenden Beispielen beGleich mit dem ersten Einsatz in Vival- welche in den vollen Melodiebögen oder wiesen. Die hervorragende Sängerin dis C-Dur-Sinfonia erreichte das phäno- den enormen Staccati die Schönheit ihres Magdalena Kozenä und das Venice menale Ensemble den samtweichen, ge- Instrumentes herrlich zum Ausdruck Baroque Orchestra unter Andrea Marschmeidigen Ton, der später für die Sän- brachte. Dann auch in G.P. Telemanns cons Leitung entführten das Publikum gerin einen feinen, äusserst anpassungs- Konzert für Flautino und Traversiere in aus der Saaner Kirche in die Lagunenfähigen Teppich bildete. Der Dirigent e-Moll mit Anna Fusek und Michele Fastadt Venedig zu einer reichen Palette Andrea Marcon führte sein 1997 gegrün- varo, die zum Flötenduo verschmolzen, barocker Opernkostbarkeiten. detes Orchester vom Cembalo aus, gab sich eine wunderschöne Leichtigkeit und ihm klare Impulse, beruhigte es nach Feinheit zuspielten, teils in grosser Ruhe, Wie die Mezzosopranistin Magdalena überschäumenden Passagen, entlockte teils in den virtuosen Läufen des dudelKozenä in ihrer Vorschau ihr Gefühl den Musikern feinste dynamische Diffe- sackähnlichen Schlusssatzes. ausgedrückt hatte, sich bei der Interprerenzierungen mit betörenden Crescendi, tation von Vivaldis Arien zusammen mit die aus dem Nichts zu kommen schienen, Zauber der Stimme werken ... Dass der Komponist nach dem Venice Baroque Orchestra oft auf und ebenso perfekte Präzision in den Die tschechische Sängerin Magdalena einer Gondelfahrt bei Mondschein zu Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 43221868 Ausschnitt Seite: 1/2 Datum: 05.08.2011 Müller Marketing und Druck AG 3780 Gstaad 033/ 748 88 74 www.anzeigervonsaanen.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 5'115 Erscheinungsweise: 2x wöchentlich Themen-Nr.: 831.9 Abo-Nr.: 1086199 Seite: 9 Fläche: 51'688 mm² Kozenä (die Gattin von Sir Simon Ratt- rium» («Joshua») oder zu weltlichen le) zählt heute zu den bedeutendsten Musikdramen («Herkules»), die damals Künstlerinnen ihres Faches. Nebst ihren kaum szenisch aufgeführt wurden. Auch Opern- und Konzertauftritten auf den Vivaldi führte sein Theater Sant'Angelo Bühnen vieler Musikzentren hat sie sich als Impresario autonom. Er hatte nebst zusammen mit Andrea Marcon speziell seinen Verpflichtungen an der Pietä in auch der Erkundung und Interpretation Venedig grosse Opernambitionen. Wie der vielfältigen Opemwelt Vivaldis und Händel hatte auch er viele Gegner und Händels angenommen. So erlebte das Neider. Beide Komponisten schufen faszinierte Publikum eine Arienvielfalt, Dutzende von Opern, von denen immer welche den Ausdrucksreichtum der Sän- wieder neue, bisher verschollene, entgerin bestens darstellen konnte. Kozenä deckt werden. begann mit ihrer wohl timbrierten Stimme in tiefer Lage, sofort beseelt, innig Das Händel-Finale singend mit der Liebesbitte aus «Orlando Die Arie aus «Joshua» entwickelte sich furioso», phantastisch begleitet vom Flö- zum feurigen, emotionalen Spektakel, tisten Michele Favaro. Sympathisch be- erfüllt von Jubel und perfekten Kolorarührte einen, dass die Sängerin keinen turen. Kozenä steigerte sich auch in der «Knaller» zum Anfang wählte. Erst in «Ariodante»-Arie in unglaublich intensider Arie aus «Griselda» folgte der erste ve Ausdrucksunterschiede, vom Lyri- heftige Ausbruch, wenn sie von ihrem zerrissenen Herzen sang und dieses Gefühl mit Stimme, Körper und Mimik intensiv ausdrückte. Kozenä lebte ihre Musik. Auch in der Arie aus «Farnace» waren Klage und Angst tonangebend, und wieder wurde die ganze Palette des Gestaltungsreichtums und des Stimm- schen zum Tragischen und zu bewegendsten Ausbrüchen. Zwischen dem Dirigenten und der Sängerin entstand ein echtes, höchst empfindsames Gebenund Nehmenspiel, ein gegenseitiges Beobachten, um auf Intentionen des Partners zu reagieren. Mit Dramatik im impulsiven Finale der Arie aus «Herkules» umfangs ausgebreitet. vollendete die sympathische Sängerin ihren Auftritt, riss das Publikum zu be- Zwei Opernintendanten Die Werke aus G.F. Händels Schaffen erlaubten einen interessanten Vergleich zweier Opernkulturen, der italienischen und der deutsch-englischen. Allerdings rechtigten Beifallsstürmen hin und geizte nicht mit zwei besonderen Zugaben. Fazit: Marcon suchte mit seinem Programm nicht nach Effekthascherei, wie sie von Barockinterpreten oft dargeboten hatte Händel lange Jahre in Italien gelebt wird. Er legte den Wert vielmehr auf und den südländischen Stil «eingeso- hochstehende, gelebte Interpretation. gen». In seiner Londoner Zeit, auch am Gerade in dieser Bescheidenheit lag der eigenen Covent Garden Theater, entstan- Effekt, der wohl alle Musikfreunde spätden viele Opern in italienischer Sprache. abends tief berührt und beglückt in die Er wechselte nach dem Scheitern mit sei- laue Sommernacht hinaustreten liess. KLAUS BURKHALTER nen Kompositionen zum Typus «Orato- Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 43221868 Ausschnitt Seite: 2/2