Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München Der grÜne stAr (glAukom) -1- WAs ist ein grÜner stAr? Als grüner Star (Fachausdruck „Glaukom“) werden Erkrankungen bezeichnet, die durch einen zu hohen Augeninnendruck gekennzeichnet sind und dadurch Schädigungen an den Sehnerven verursachen. Aber auch bei normalen Augeninnendruckwerten kann die Erkrankung auftreten. Das Glaukom ist eine langsam fortschreitende, schmerzlose Erkrankung. Betroffene können manchmal über Jahre hinweg beschwerdefrei sein. Eine regelmäßige Vorsorge ab dem 40. Lebensjahr ist deshalb äußerst wichtig, auch wenn Sie nicht zur Risikogruppe zählen. Als Folge zu hoher Augeninnendruckwerte kommt es durch den Verlust von Nervenfasern in den Sehnerven, zu einer zunehmenden Aushöhlung („Excavation“) des Sehnervenkopfes, was der Augenarzt bei der Untersuchung deutlich sehen kann. Im Verlauf der Erkrankung entstehen dadurch Gesichtsfeldausfälle („Skotome“), die meist in der Mitte des Blickfeldes und manchmal auch in den seitlichen Regionen auftreten. WAs beDeutet „AugeninnenDruCk“? Das Kammerwasser wird im Ziliarkörper des Auges produziert und in die hintere Augenkammer abgegeben. Durch die Pupille gelangt es dann in die vordere Augenkammer und fließt über das so genannte Trabekelwerk in den Schlemm´schen Kanal und wird abtransportiert. Durch das ausgewogene Verhältnis des produzierten und abfließenden Kammerwassers entsteht der Augeninnendruck. Der Normalwert liegt zwischen 10 und 21 mm Hg. Kann das Kammerwasser beispielsweise durch eine Verstopfung des Trabekelwerkes nicht richtig abfließen, befindet sich zuviel Kammerwasser in der vorderen Augenkammer. Folge: Der Augeninnendruck steigt an. Vorkommen Glaukom tritt häufiger im Alter als bei jungen Menschen auf. Eine Glaukomfrüherkennungsuntersuchung wird allgemein ab dem 40. Lebensjahr angeraten, muss jedoch privat bezahlt werden. Auch wir bieten unseren Patienten diesen Service an. Das Glaukom ist eine der häufigsten Erblindungsursachen, sowohl in den Industriestaaten als auch in den Entwicklungsländern. risikoFAktoren Glaukom in der direkten Verwandtschaft (Vererbung), starke Kurzsichtigkeit, starke Weitsichtigkeit, längere Kortisonbehandlung, andere Augenerkrankungen. -2- Formen unD ursACHen n Das primÄre oFFenWinkelglAukom ist die häufigste Form des Glaukoms. Es handelt sich hier um eine Störung des Kammerwasserabflusses in der Vorderkammer des Auges. Durch eine Verstopfung im Trabekelwerk kann das Kammerwasser nicht mehr durch den Schlemm´schen Kanal abfließen. Folge: Das Kammerwasser staut sich in der Vorderkammer und der Augeninnendruck steigt an. n Beim primÄren engWinkelglAukom ist der Abfluss des Kammerwassers durch einen zu engen Kammerwinkel gestört. Das heißt, die Regenbogenhaut (Iris) und die Hornhaut liegen zu dicht aneinander als dass das Kammerwasser ungehindert abfließen könnte. Auch hier staut sich das Kammerwasser in der Vorderkammer und der Augeninnendruck steigt deshalb an. n Ein sekunDÄres glAukom ist die Folge einer anderen Erkrankung oder einer Verletzung. Hier einige Beispiele für sekundäre Glaukome: Das so genannte Neovaskularisationsglaukom gehört zur Gruppe der sekundären Glaukome. Durch einen chronischen Sauerstoffmangel im Auge (z. B. nach Gefäßverschlüssen im Auge oder bei Diabetes) wird die Neubildung von Gefäßen im Auge angeregt. Diese neuen Gefäße wachsen in den Kammerwinkel und die Regenbogenhaut ein und verursachen ebenfalls eine Abflussstörung des Kammerwassers und folglich einen zu hohen Augeninnendruck. Bei einem Pigmentglaukom wird von der Regenbogenhaut übermäßig viel Pigment abgesondert, welches sich sowohl auf der Augenlinse als auch im Kammerwinkel sichtbar festsetzt und diesen so verlegen. Ähnlich dazu erklärt sich das Pseudoexfoliationsglaukom (PEX-Glaukom). Bei dieser Glaukomform kleben krankhafte Eiweißablagerungen ebenfalls an der Augenlinse und häufen sich in dem Kammerwinkel, sodass es auch zu dessen Verlegung kommen kann. n Bei einem glAukomAnFAll kommt es zu einem absoluten Stau des Kammerwassers in der vorderen Augenkammer. Der Augeninnendruck steigt ganz plötzlich extrem stark an. Man nennt diesen Vorgang Glaukomanfall. Dies ist ein Notfall und muss umgehend behandelt werden! Ein Vorzeichen für einen Glaukomanfall kann die Erscheinung von bunten Kreisen bei Dunkelheit oder Dämmerung sein. n Bei einem normAlDruCkglAukom ist der Augeninnendruck zwar unter 21 mm Hg, ist aber für die Gegebenheiten im Auge im Verhältnis zu hoch und es treten trotzdem Schädigungen am Sehnerven auf. -3- WiCHtige untersuCHungen bei glAukom oDer glAukomVerDACHt Bei der Messung des Augeninnendruckes mit dem so genannten „Applanationstonometer nach Goldmann“ wird ein kleines Messköpfchen auf die Hornhaut gedrückt (erstes Bild). Die Kraft, die benötigt wird, um die Hornhautoberfläche abzuflachen, entspricht dem Augeninnendruck. Dieses Verfahren ist für Sie völlig schmerzfrei, da vorher Betäubungstropfen in das Auge geträufelt werden. Der Normalwert des Augeninnendruckes liegt zwischen 10 und 21 mm Hg. Die Bestimmung des Gesichtsfeldes (Perimetrie, zweites Bild) dient dazu, das Ausmaß eines bereits bestehenden Schadens festzustellen. Die Spaltlampe ist ein bewegliches Mikroskop, mit dem der Augenarzt die vorderen Augenabschnitte und auch die Netzhaut beurteilen kann. Wichtig ist hierbei die Beurteilung des Kammerwinkels mit einem so genannten Dreispiegelglas (Gonioskop) und die Beurteilung des Sehnervenkopfes mit einer speziellen Lupe. Aus verschiedenen Studien ist bekannt, dass bei Glaukomerkrankungen die Hornhautdicke von der durchschnittlichen Dicke abweicht und dicker oder dünner ist als normal. Dies kann Auswirkungen auf die Messung des Augeninnendruckes haben: Es können fälschlicherweise zu hohe oder zu niedrige Werte (bis zu 10 mmHg Abweichung!) gemessen werden. Deshalb muss bei Glaukompatienten bei der Messung des Augeninnendruckes immer die Dicke der Hornhaut berücksichtigt werden. Bei Patienten mit Glaukom können krankhafte Veränderungen des Sehnervenkopfes bestehen. Mit einem Retina Tomographen (HRT, drittes Bild) kann genau festgestellt werden ob und in wie weit das Nervenfasergewebe des Sehnervenkopfes bereits geschädigt ist. Bei einer bekannten Glaukomerkrankung sollte diese Untersuchung alle Monate durchgeführt werden. Es können kleinste Veränderungen dargestellt und verglichen werden. -4- tHerApie Je nach Ausprägung und Stabilität der Erkrankung, kann der grüne Star mit einer intensiVen AugentropFen-tHerApie und regelmäßigen augenärztlichen Kontrollen behandelt werden. Die selektiVe lAsertrAbekulektomie (slt) kann je nach Ausprägung und Artdes Glaukoms entweder begleitend zu einer Augentropfentherapie oder anstatt dieser durchgeführt werden. Mit einem speziellen, sehr genauen Laserstrahl wird der verstopfte Kammerwinkel freigelegt. So kann einem größeren operativen Eingriff vorgebeugt oder für die Patienten, die sehr häufig sehr viele Augentropfen verwenden müssen, eine Reduzierung erzielt werden. Durch zuviel Kammerwasser in der Vorderkammer des Auges steigt der Augeninnendruck stark an und es wird eine Operation notwendig: Die trAbekulektomie (tet). Hier wird von der Lederhaut (=das Weiße im Auge) in die Vorderkammer mit winzigen chirurgischen Instrumenten eine kleine Tasche (1,5 mm) präpariert, das so genannte Sickerkissen, in das das überschüssige Kammerwasser „sickern“ kann. Seit circa Monaten wird bei der TET-Operation die Implantation des eX-press-implAntAtes Sickerkissen durchgeführt. Das Implantat wird zusätzlich zum Sickerkissen durch eine Nadel in die Vorderkammer implantiert. Auf den großen Schnitt von 1,5 mm wie bei der TET kann verzichtet werden, Ex-Press denn das Implantat wird durch eine sehr dünne Nadel eingesetzt. Das Ex-Press-Implantat funktioniert wie ein kleines Abflußröhrchen: Das Kammerwasser kann durch den winzigen Kanal im Implantat abfließen. Die Menge des abfließenden Kammerwassers kann besser kontrolliert werden, denn es fließt ständig eine genau normierte Menge ab. In fortgeschrittenen Fällen kann eine ZYklopHotokoAgulAtion (CpC) notwendig werden. Bei diesem operativen Eingriff werden Teile des Ziliarkörpers, in dem die Produktion des Kammerwassers stattfindet, mittels Laser zerstört. Man will hierdurch eine Reduktion der Kammerwasserproduktion erreichen. Bei besonders schweren und sehr weit fortgeschrittenen Fällen kann als letzte Instanz zur Augeninnendrucksenkung eine ZYklokrYokoAgulAtion notwendig sein. Es ist ein operativer Eingriff, bei dem mit einem Kältestab (-90°C!) Teile des Ziliarkörpers verödet werden um die Kammerwasserproduktion zu reduzieren. -5- Autogenes Training bei Glaukom Stress kann buchstäblich ins Auge gehen. Es gibt in der Medizin viele Hinweise, dass manche Glaukomerkrankungen nicht ausschließlich einen organischen, sondern auch einen psychosomatischen Hintergrund haben. Das heißt dass, neben der medizinischen Ursache, eine besondere psychische Verfassung die Entstehung der Erkrankung begünstigen bzw. den Krankheitsverlauf steuern kann. (siehe auch Artikel „Lebenshilfe bei chronischen Erkrankungen“, Seite 3 in diesem Heft). Neben den konventionellen augenärztlichen Therapien sollte begleitend auch an ganzheitliche Behandlungsmethoden gedacht werden um eine positive Auswirkung auf die Erkrankung zu erreichen. Das Autogene Training hat sich in der Allgemeinmedizin schon vielfach bewährt. Es ist heute eine weit verbreitete, anerkannte Methode zur Selbstbeeinflussung. Man versetzt sich selbst in einen Zustand der Entspannung um Stress und psychosomatische Störungen zu behandeln. Speziell für Patienten mit Glaukom bieten wir Autogenes Training an. Dies kann nachweislich den Augendruck senken und so einen der Risikofaktoren für das Fortschreiten von krankhaften Veränderungen auf Grund von zu hohen Augeninnendruckwerten vermindern. Die Grundstufe dieses Trainings wird bei uns in sechs Sitzungen (1x wöchentlich) gelehrt. Nach einer Trainingsphase von mehreren Wochen können dann spezielle glaukombezogene Übungen ergänzt werden. Sollten Sie Interesse an der Teilnahme dieser Sitzungen haben, wenden Sie sich ­bitte an unsere Glaukomambulanz unter der Telefonnummer 089/4140-2323, Frau GötheVolkert. -- glAukom-Vorsorge-untersuCHung beim AugenArZt Ab dem 40. Lebensjahr bzw. wenn Sie zur Risikogruppe gehören auch früher, sollte man einmal jährlich zur Glaukomvorsorgeuntersuchung beim Augenarzt gehen. Hierzu gehört nicht nur die Messung des Augeninnendruckes, sondern die Beurteilung des Sehnervenkopfes und des Kammerwinkels. Diese wesentlichen Untersuchungen können nur von einem Augenarzt durchgeführt werden. Bei einem bekannten Glaukom erstellt Ihnen Ihr Augenarzt einen individuellen Plan, wann Kontrolluntersuchungen notwendig sind. Je nach Ausprägung der Erkrankung können diese viertel- oder halbjährlich notwendig werden. iHre beHAnDelnDen ÄrZte Die vorbereitenden Untersuchungen, wie z. B. die Messung des Gesichtsfeldes, werden von den freundlichen Arzthelferinnen ausgeführt. Alle weiteren Untersuchungen werden in der Regel von dem zuständigen Assistenzarzt durchgeführt. Das Abschlussgespräch und die Diskussion der weiteren Vorgehensweise findet selbstverständlich mit dem Glaukom-Spezialisten Oberarzt Privat-Dozent Dr. habil. Aharon Wegner statt. Nach seinem Studium in Israel absolvierte Herr Dr. Wegner seine Facharztausbildung am Klinikum rechts der Isar. Er ist seit 1990 an unserer Augenklinik beschäftigt. Seit 1994 hat er sich auf die diagnostische (HRT, OCT, GDX) und therapeutische Behandlung der Erkrankung Glaukom spezialisiert. Dr. Wegner ist Experte für konservative, chirurgische und laserchirurgische Behandlungen des Glaukoms. Weiterhin fungiert er als Gutachter für einschlägige Fachzeitschriften und veröffentlichte zahlreiche Publikationen zum Thema Glaukom. -7- Impressum Kontakt Herausgeber Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München Anstalt des öffentlichen Rechts Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Glaukomambulanz Klinikum rechts der Isar Technische Universität München Direktor: Prof. Dr. Dr. Chris P. Lohmann Redaktion und Gestaltung Andrea Huber Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Tel: (089) 4140-5340 Fax:(089) 4140-4076 [email protected] Trogerstraße 32, 3. OG 81675 München Druck HM Scherer GmbH, München Frau Angelika Göthe-Volkert Tel: (089) 4140-2323 Fax: (089) 4140-7354 Email: [email protected] Inhaltlich verantwortlich Prof. Dr. Dr. Chris Patrick Lohmann Umsatzsteuer-Identifikationsnummer DE 129523996 www.augenklinik.med.tum.de MAU-75-FB-209 / Revision 00 Gültig ab 01.03.2009 --