04-13 - Impfung Startvac

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Strickhof Dienstleistungen
für Milchproduktion und Rindviehhaltung
Lukas Rediger
Christoph Thalmann
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Rindvieh-Aktuell 04 / 2013
Startvac-Impfung – eine unterstützende Begleitmassnahme bei
Eutergesundheitsproblemen
Euterentzündungen verursachen in der Schweizer Milchproduktion jährliche Kosten von rund 260
Mio. Fr. Durch eine Impfung der Tiere mit Startvac sollen die Eutergesundheit verbessert und
Kosten eingespart werden. Im Rahmen der Ausbildung zum Agrotechniker HF am Strickhof
untersuchte der Absolvent Hanspeter Margreth die Wirtschaftlichkeit von Startvac in der Schweizer
Milchproduktion und formulierte Empfehlungen für die Praxis.
Hanspeter Margreth, Agrotechniker HF am Strickhof
Verantwortlich für Euterentzündungen sind verschiedene Mastitiskeime, die unterschiedlich übertragen
werden und deren Krankheitsverlauf zeigt sich oft mit unterschiedlichen Symptomen. Einer der
gefürchtetsten Mastitiserreger in der Milchproduktion ist der Staphylococcus aureus. Seine Bekämpfung
gestaltet sich als äusserst schwierig und oftmals müssen die betroffenen Tiere ausgemerzt werden. Der
dabei entstehende wirtschaftliche Schaden ist enorm.
Startvac zur Verbesserung der Eutergesundheit
Der Impfstoff Startvac bewirkt bei den Milchkühen eine aktive Immunisierung gegen bestimmte
Mastitiserreger. Dadurch soll er eine wirkungsvolle, unterstützende Massnahme bei der Bekämpfung von
Staphylokokkus aureus-, KNS- und E. coli –Bakterien bieten.
Gemäss Studien des Impfstoffherstellers
Laboratorios Hipra und Praxiserfahrungen des
Appenzeller Tierarztes Andreas Mittelholzer
lässt sich mit Startvac die Anzahl der akuten
Mastitiden verringern. Verbesserung des
Therapieerfolges und der Heilung von
Mastitiden, schnellerer Rückgang der
Zellzahlen und geringerer Antibiotikaeinsatz für
eine erfolgreiche Behandlung sind weitere
positive Veränderungen, die beobachtet
werden können. Trotz vielversprechenden
Erfolgen in den USA und in Europa ist Startvac
in der Schweiz noch kaum bekannt.
Anwendung von Startvac
Startvac wird abwechselnd an beiden Seiten
des Halses in die Muskulatur injiziert. Die
jeweilige Dosis von 2 ml muss gemäss
Hersteller nach folgendem Impfschema
verabreicht werden:
•
•
•
Abbildung 1:
Mit dem Einsatz von Startvac lassen sich die Anzahl akuter
Euterent-zündungen sowie die Zellzahlen reduzieren. (Bild:
Hp. Margreth)
Erste Injektion 45 Tage vor dem voraussichtlichen Abkalbedatum
Zweite Injektion 35 Tage danach (entspricht 10 Tagen vor dem voraussichtlichen Abkalbedatum)
Dritte Injektion 62 Tage nach der zweiten Injektion (entspricht 52 Tagen nach dem Abkalben)
1
Zwei Wochen nach der ersten Injektion setzt die Immunisierung ein. Diese dauert bis etwa 2 1/4 Monate
nach der dritten Injektion an, was einer Zeitdauer von ca. vier Monaten nach dem Abkalben entspricht
(siehe Abbildung 5).
Das komplette Immunisierungsprogramm sollte bei jeder Trächtigkeit wiederholt werden.
45
97
-45
-10
0
52
3. Injektion
Anzahl der
Risiko
2. Injektion
35
1. Injektion
0
Trockenstellpha
Immunität
Risiko Risiko +
Laktationsphas
Abbildung. 2: Anwendung von Startvac in Abhängigkeit der Laktationsphase (Quelle: In Anlehnung an HIPRA, 2011)
Wirtschaftlichkeit von Startvac
Die Wirtschaftlichkeit von Startvac wurde mit Hilfe eines Teilbudgets an einem realen Beispielbetrieb
überprüft. Mit einer durchschnittlichen Zellzahl von 242‘000 Zellen/ml (Zielwert: < 100‘000 Zellen/ml) und
einem Anteil von Kühen mit Zellzahlwerten von über 200‘000 Zellen/ml von 28 % (Zielwert: max. 18 bis
20%) weist dieser Beispielbetrieb ein Herdenproblem bezüglich Eutergesundheit auf. Während der
Sömmerung auf einer Gemeinschaftsalp sind die Tiere einem zusätzlichen, erhöhten Ansteckungsrisiko
ausgesetzt.
Durch den Einsatz von Startvac entstehen dem Betrieb zusätzliche Kosten von 1‘820 Fr. Diese werden
durch die Impfkosten und die Mehrarbeit verursacht. Können dank der Impfung die momentanen Kosten für
Mastitisbehandlungen um 30 % gesenkt werden, resultiert eine positive Einkommensdifferenz von 218 Fr.
Somit ist eine Therapie von Startvac aus wirtschaftlicher Sicht empfehlenswert.
Tabelle 1: Gegenüberstellung der zusätzlichen Kosten und der verminderten Kosten beim Einsatz von Startvac auf dem Beispielbetrieb
(*Basiert mangels Studien auf einer Annahme)
Auswirkungen auf das Einkommen
Zusätzliche Kosten
Startvac-Impfung, inkl. Tierarzt (3 Injektionen pro Tier und
Laktation)
Mehrarbeit (ca. 8 min/Injektion)
Anzahl
Einheitspreis Fr.
77 Injektionen
10 Stunden
20 Fr.
1‘540
28 Fr.
280
1‘820
Total einkommensvermindernd
Verminderte Kosten
Reduktion der Mastitisfälle um 30 %*
30 %
6‘792
Total einkommensvermehrend
Einkommensdifferenz
Total Fr.
2‘038
2‘038
218
2
Empfehlungen für die Praxis
Aufgrund von Literaturrecherchen und Praxiserfahrungen von Andreas Mittelholzer können folgende
allgemeingeltende Empfehlungen für die Praxis abgegeben werden:
Tabelle 2: Empfehlungen für die Praxis im Umgang mit Startvac
Startvac bei
Herdenproblemen:
Der Einsatz von Startvac ist besonders dann empfehlenswert, wenn die Eutergesundheit ein
Herdenproblem ist (durchschnittlicher Zellzahlwert > 200‘000 Zellen/ml; Anteil der Schalmtestpositiven Kühe > 30 %).
Startvac als unterstützende
Massnahme:
Startvac kann als unterstützende Massnahme bei der Bekämpfung von
Eutergesundheitsproblemen mit Staphylokokkus aureus-, KNS- und E. coli-Bakterien eingesetzt
werden.
Startvac nur mit weiteren
Begleitmassnahmen:
Startvac ist eine von mehreren Massnahmen zur Bekämpfung von Eutergesundheitsproblemen.
Begleitmassnahmen wie Verbesserung der Melk-, Euter- und Stallhygiene, gezielte
Verbesserung der Genetik und Überprüfung der Fütterung sind unerlässlich!
Startvac bei erhöhtem
Ansteckungsrisiko:
Bei einem erhöhten Ansteckungsrisiko für Euterinfektionen (z.B. auf der Alp oder bei regem
Tierverkehr) wirkt Startvac vorbeugend gegen Neuinfektionen und reduziert diese.
Startvac für Biobetriebe:
Durch die Immunisierung sind die geimpften Tiere resistenter gegen Euterkeime. Der
Antibiotikaeinsatz lässt sich dadurch reduzieren.
Startvac nicht bei chronisch
infizierten Tieren:
Bei chronisch infizierten Tieren haben sich die Erreger (v.a. Staph. aureus-Erreger) zu tief ins
Eutergewebe eingenistet, sodass Startvac nicht mehr wirkt. Solche Tiere müssen ausgemerzt
werden.
Erregerspektrum der Herde
eruieren:
Bevor Startvac eingesetzt werden kann, muss das Erregerspektrum der Herde bekannt sein.
Dieses sollte dem des Impfstoffes entsprechen, sonst zeigt dieser keine Wirkung.
In Absprache mit dem
Tierarzt:
Ein allfälliger Einsatz von Startvac ist mit dem Bestandestierarzt vorgängig genau zu
besprechen und gemeinsam zu entscheiden.
Gesamte Herde impfen:
Um einen Therapiererfolg zu erzielen, muss die gesamte Herde geimpft werden.
Impfplan exakt einhalten:
Damit der Impfschutz dauernd aufrechterhalten wird, ist ein exakt geführter Impfplan
unerlässlich.
Fazit
Startvac dient lediglich als unterstützende Massnahme bei Eutergesundheitsproblemen. Um eine
langfristige Besserung der Eutergesundheit zu erzielen, sind nebst einer Impfung mit Startvac weitere
Begleitmassnahmen wie Verbesserung der Melk-, Euter- und Stallhygiene, Überprüfung der Fütterung und
Verbesserung der Genetik unumgänglich.
Aufgrund dieser einen Wirtschaftlichkeitsrechnung für den Beispielbetrieb kann nicht abschliessend
beurteilt werden, ob eine Therapie mit Startvac lohnenswert ist und hat deshalb auch keine
Allgemeingültigkeit. Es empfiehlt sich, vor einem möglichen Einsatz die eigene Situation bestmöglich
gemäss Tabelle 1 zu rechnen und weitere Aspekte (siehe Tabelle 2) zu berücksichtigen.
Mit freundlichen Grüssen,
Ihr Strickhof- Team des Fachbereichs Milchproduktion
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