Strickhof Dienstleistungen für Milchproduktion und Rindviehhaltung Lukas Rediger Christoph Thalmann Tel: Tel: Fax: Adresse: 058 105 99 57, [email protected] 058 105 98 18, [email protected] 058 105 98 31 Eschikon Postfach, 8315 Eschikon Rindvieh-Aktuell 04 / 2013 Startvac-Impfung – eine unterstützende Begleitmassnahme bei Eutergesundheitsproblemen Euterentzündungen verursachen in der Schweizer Milchproduktion jährliche Kosten von rund 260 Mio. Fr. Durch eine Impfung der Tiere mit Startvac sollen die Eutergesundheit verbessert und Kosten eingespart werden. Im Rahmen der Ausbildung zum Agrotechniker HF am Strickhof untersuchte der Absolvent Hanspeter Margreth die Wirtschaftlichkeit von Startvac in der Schweizer Milchproduktion und formulierte Empfehlungen für die Praxis. Hanspeter Margreth, Agrotechniker HF am Strickhof Verantwortlich für Euterentzündungen sind verschiedene Mastitiskeime, die unterschiedlich übertragen werden und deren Krankheitsverlauf zeigt sich oft mit unterschiedlichen Symptomen. Einer der gefürchtetsten Mastitiserreger in der Milchproduktion ist der Staphylococcus aureus. Seine Bekämpfung gestaltet sich als äusserst schwierig und oftmals müssen die betroffenen Tiere ausgemerzt werden. Der dabei entstehende wirtschaftliche Schaden ist enorm. Startvac zur Verbesserung der Eutergesundheit Der Impfstoff Startvac bewirkt bei den Milchkühen eine aktive Immunisierung gegen bestimmte Mastitiserreger. Dadurch soll er eine wirkungsvolle, unterstützende Massnahme bei der Bekämpfung von Staphylokokkus aureus-, KNS- und E. coli –Bakterien bieten. Gemäss Studien des Impfstoffherstellers Laboratorios Hipra und Praxiserfahrungen des Appenzeller Tierarztes Andreas Mittelholzer lässt sich mit Startvac die Anzahl der akuten Mastitiden verringern. Verbesserung des Therapieerfolges und der Heilung von Mastitiden, schnellerer Rückgang der Zellzahlen und geringerer Antibiotikaeinsatz für eine erfolgreiche Behandlung sind weitere positive Veränderungen, die beobachtet werden können. Trotz vielversprechenden Erfolgen in den USA und in Europa ist Startvac in der Schweiz noch kaum bekannt. Anwendung von Startvac Startvac wird abwechselnd an beiden Seiten des Halses in die Muskulatur injiziert. Die jeweilige Dosis von 2 ml muss gemäss Hersteller nach folgendem Impfschema verabreicht werden: • • • Abbildung 1: Mit dem Einsatz von Startvac lassen sich die Anzahl akuter Euterent-zündungen sowie die Zellzahlen reduzieren. (Bild: Hp. Margreth) Erste Injektion 45 Tage vor dem voraussichtlichen Abkalbedatum Zweite Injektion 35 Tage danach (entspricht 10 Tagen vor dem voraussichtlichen Abkalbedatum) Dritte Injektion 62 Tage nach der zweiten Injektion (entspricht 52 Tagen nach dem Abkalben) 1 Zwei Wochen nach der ersten Injektion setzt die Immunisierung ein. Diese dauert bis etwa 2 1/4 Monate nach der dritten Injektion an, was einer Zeitdauer von ca. vier Monaten nach dem Abkalben entspricht (siehe Abbildung 5). Das komplette Immunisierungsprogramm sollte bei jeder Trächtigkeit wiederholt werden. 45 97 -45 -10 0 52 3. Injektion Anzahl der Risiko 2. Injektion 35 1. Injektion 0 Trockenstellpha Immunität Risiko Risiko + Laktationsphas Abbildung. 2: Anwendung von Startvac in Abhängigkeit der Laktationsphase (Quelle: In Anlehnung an HIPRA, 2011) Wirtschaftlichkeit von Startvac Die Wirtschaftlichkeit von Startvac wurde mit Hilfe eines Teilbudgets an einem realen Beispielbetrieb überprüft. Mit einer durchschnittlichen Zellzahl von 242‘000 Zellen/ml (Zielwert: < 100‘000 Zellen/ml) und einem Anteil von Kühen mit Zellzahlwerten von über 200‘000 Zellen/ml von 28 % (Zielwert: max. 18 bis 20%) weist dieser Beispielbetrieb ein Herdenproblem bezüglich Eutergesundheit auf. Während der Sömmerung auf einer Gemeinschaftsalp sind die Tiere einem zusätzlichen, erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt. Durch den Einsatz von Startvac entstehen dem Betrieb zusätzliche Kosten von 1‘820 Fr. Diese werden durch die Impfkosten und die Mehrarbeit verursacht. Können dank der Impfung die momentanen Kosten für Mastitisbehandlungen um 30 % gesenkt werden, resultiert eine positive Einkommensdifferenz von 218 Fr. Somit ist eine Therapie von Startvac aus wirtschaftlicher Sicht empfehlenswert. Tabelle 1: Gegenüberstellung der zusätzlichen Kosten und der verminderten Kosten beim Einsatz von Startvac auf dem Beispielbetrieb (*Basiert mangels Studien auf einer Annahme) Auswirkungen auf das Einkommen Zusätzliche Kosten Startvac-Impfung, inkl. Tierarzt (3 Injektionen pro Tier und Laktation) Mehrarbeit (ca. 8 min/Injektion) Anzahl Einheitspreis Fr. 77 Injektionen 10 Stunden 20 Fr. 1‘540 28 Fr. 280 1‘820 Total einkommensvermindernd Verminderte Kosten Reduktion der Mastitisfälle um 30 %* 30 % 6‘792 Total einkommensvermehrend Einkommensdifferenz Total Fr. 2‘038 2‘038 218 2 Empfehlungen für die Praxis Aufgrund von Literaturrecherchen und Praxiserfahrungen von Andreas Mittelholzer können folgende allgemeingeltende Empfehlungen für die Praxis abgegeben werden: Tabelle 2: Empfehlungen für die Praxis im Umgang mit Startvac Startvac bei Herdenproblemen: Der Einsatz von Startvac ist besonders dann empfehlenswert, wenn die Eutergesundheit ein Herdenproblem ist (durchschnittlicher Zellzahlwert > 200‘000 Zellen/ml; Anteil der Schalmtestpositiven Kühe > 30 %). Startvac als unterstützende Massnahme: Startvac kann als unterstützende Massnahme bei der Bekämpfung von Eutergesundheitsproblemen mit Staphylokokkus aureus-, KNS- und E. coli-Bakterien eingesetzt werden. Startvac nur mit weiteren Begleitmassnahmen: Startvac ist eine von mehreren Massnahmen zur Bekämpfung von Eutergesundheitsproblemen. Begleitmassnahmen wie Verbesserung der Melk-, Euter- und Stallhygiene, gezielte Verbesserung der Genetik und Überprüfung der Fütterung sind unerlässlich! Startvac bei erhöhtem Ansteckungsrisiko: Bei einem erhöhten Ansteckungsrisiko für Euterinfektionen (z.B. auf der Alp oder bei regem Tierverkehr) wirkt Startvac vorbeugend gegen Neuinfektionen und reduziert diese. Startvac für Biobetriebe: Durch die Immunisierung sind die geimpften Tiere resistenter gegen Euterkeime. Der Antibiotikaeinsatz lässt sich dadurch reduzieren. Startvac nicht bei chronisch infizierten Tieren: Bei chronisch infizierten Tieren haben sich die Erreger (v.a. Staph. aureus-Erreger) zu tief ins Eutergewebe eingenistet, sodass Startvac nicht mehr wirkt. Solche Tiere müssen ausgemerzt werden. Erregerspektrum der Herde eruieren: Bevor Startvac eingesetzt werden kann, muss das Erregerspektrum der Herde bekannt sein. Dieses sollte dem des Impfstoffes entsprechen, sonst zeigt dieser keine Wirkung. In Absprache mit dem Tierarzt: Ein allfälliger Einsatz von Startvac ist mit dem Bestandestierarzt vorgängig genau zu besprechen und gemeinsam zu entscheiden. Gesamte Herde impfen: Um einen Therapiererfolg zu erzielen, muss die gesamte Herde geimpft werden. Impfplan exakt einhalten: Damit der Impfschutz dauernd aufrechterhalten wird, ist ein exakt geführter Impfplan unerlässlich. Fazit Startvac dient lediglich als unterstützende Massnahme bei Eutergesundheitsproblemen. Um eine langfristige Besserung der Eutergesundheit zu erzielen, sind nebst einer Impfung mit Startvac weitere Begleitmassnahmen wie Verbesserung der Melk-, Euter- und Stallhygiene, Überprüfung der Fütterung und Verbesserung der Genetik unumgänglich. Aufgrund dieser einen Wirtschaftlichkeitsrechnung für den Beispielbetrieb kann nicht abschliessend beurteilt werden, ob eine Therapie mit Startvac lohnenswert ist und hat deshalb auch keine Allgemeingültigkeit. Es empfiehlt sich, vor einem möglichen Einsatz die eigene Situation bestmöglich gemäss Tabelle 1 zu rechnen und weitere Aspekte (siehe Tabelle 2) zu berücksichtigen. Mit freundlichen Grüssen, Ihr Strickhof- Team des Fachbereichs Milchproduktion 3