Die APP to COM App in der Presse Steuerberater Magazin 10/2011, S. 36, 20.09.2011, 08:29, TIMA Autor: Till Mansmann, Lesezeit: 6 Min. – ein Artikel aus dem Steuerberater-Magazin Ausgabe 10/2011, Seite 29-36 Steuerberater Autor: Till Mansmann, Lesezeit: 6 Min. App ich auch bald ! App ich auch bald ! Magazin Die ersten Steuerberater nutzen iPhone-Apps als Marketing-Instrument Bislang haben nur ganz wenige eineMarketing-Instrument eigene App für das iPhone oder andere Die ersten Steuerberater nutzen Steuerberater iPhone-Apps als Smartphone-Betriebssysteme - die Entwicklung eines Lüneburger Steuerberaters macht jetzt allen interessierten Kanzleien den Weg auf die kleinen Bildschirme frei. Bislang haben nur ganz wenige Steuerberater eine eigene App für das iPhone oder andere Smartphone-Betriebssysteme - die Entwicklung eines Lüneburger Steuerberaters macht jetzt allen interessierten Kanzleien den Weg auf die kleinen Bildschirme frei. K aum einer ist noch ohne: Android-Smartphones, iPhones oder Windows-Mobilgeräte sind weit verbreitet – allein Marktführer Apple verkaufte im zweiten Quartal 2011 weltweit 20 Millionen weitere Geräte. Ein Zurück wird es da kaum noch geben: Kaum ein Mensch in Deutschland wird künftig ohne ein solches Gerät sein. Marketing- und Service-Abteilungen großer Unternehmen wie im Mittelstand wissen das: Große Unternehmen haben eine eigene „App“, also eine „Application“ für ein Smartphone, entweder für das iPhone unter dem Betriebssystem iOS, für das freie System Android, das inzwischen zu Google gehört, oder für das Microsoft Windows Phone 7. Der NWB Verlag, in dem diese Zeitschrift erscheint, hat eine eigene App, der Otto-Schmidt-Verlag ebenso, genauso nutzen Stollfuss und Haufe die Möglichkeiten von Smartphones, die Datev fehlt natürlich auch nicht. Aber für eine normalgroße Steuerberatungskanzlei war das bislang mit überschaubaren Kosten kaum möglich: Nur sehr wenige Kanzleien bieten in Deutschland eine eigene App. StB Holger Bittrich hat fachliche Tipps bei der App-Entwicklung gegeben und nutzt diese seit September selbst - lässt aber auch andere profitieren. Bis jetzt nur eine Handvoll Das ändert sich gerade: Der Steuerberater Holger Bittrich aus Lüneburg testet derzeit seine eigene App für die Kommunikation mit seinen Mandanten. Es geht ihm dabei darum, technikaffine Mandanten an die Kanzlei zu binden – und er hofft auf weitere Verbreitung über Mundpropaganda. „Klassische Werbung in der Zeitung oder den gelben Seiten machen wir seit Jahren nicht mehr. Stattdessen haben wir ein Marketing für unsere Kanzlei entwickelt, das zu uns und unserer Philosophie passt“, berichtet Holger Bittrich. „Im Mittelpunkt steht hierbei ein EDVgestütztes Customer-Relationship-Management-System, das durch andere Komponenten, wie die Steuerberater-App, eine Web-Akte und die Website, in die zurzeit Social-Media-Auftritte integriert werden, unterstützt wird.“ Das Besondere an der App: Die Entwicklung von Bittrich in Zusammenarbeit mit den Unternehmen d-TREE und Logica Deutschland steht auch anderen Steuerberatern offen – wobei die gesamte Benutzeroberfläche und das für das Marketing einer Kanzlei so wichtige Icon auf der Smartphone-Oberfläche ganz individuell angepasst werden. Der fertigen App sieht man ihre Herkunft „von der Stange“ nachher aber nicht an. Für die Anbindung von bis zu 50 Mandanten kostet das dann die Kanzlei zwischen 150 und 170 Euro monatlich; wenn mehr Mandanten angeschlossen werden sollen, wird es etwas teurer. Die zeit- Push statt Pull: Mit der App lassen sich aktiv Nachrichten versenden, die auch dann wahrgenommen werden, wenn der Nutzer die App gerade nicht eingeschaltet hat. Damit werden iPhones und andere Smartphones zum attraktiven Marketing-Instrument für Kanzleien. lichen Bedingungen passen auch gut zur Handy-Nutzung: Es muss mindestens ein Zwei-Jahres-Vertrag abgeschlossen werden, iPhone-Besitzer sind daran gewöhnt. Dafür bietet die App gute Möglichkeiten, mit den Mandanten zu kommunizieren: Eine verkürzte, extra für die App geschaffene BWA kann zum Beispiel übermittelt werden – gesichert und verschlüsselt, ein großer Vorteil gegenüber der regulären E-Mail. Dabei nutzt die App auch die sogenannte „Push“-Übermittlung von Informationen: Der Nutzer muss die App nicht erst öffnen, um zu sehen, ob etwas für ihn vorliegt, er bekommt den Eingang einer Nachricht auf dem iPhone angezeigt, wenn sie eintrifft. Für andere Geräte gilt das entsprechend: Die App läuft auf allen drei im Eingang genannten Smartphone-Betriebssystemen. Das System wurde bereits zum Patent angemeldet. Auf die Push-Möglichkeit hat Bittrich besonderen Wert gelegt: „Die wichtigste Funktion in der App ist für uns der Nachrichten-Ordner – darüber schaffen wir eine starke Bindung zu unseren Mandanten und erzeugen eine emotionale Ansprache.“ Für Bittrich ist die App vor allem ein Marketing-Instrument. Mandanten-Bindung und -Akquise sowie Mitarbeiterzufriedenheit hält Bittrich für strategisch sehr wichtig, und hat diesen Bereich entsprechend ausgestattet: „Wir haben rund 35 Mitarbeiter – und eine halbe Stelle leisten wir uns dabei für CRM, also die Ansprache von Kunden, und ERM, also die Pflege der MitarbeiterBindung.“ Auf die Idee, dafür auch eine eigene App zu machen, ist er im Gespräch mit Freunden und Bekannten gekommen – und hat auf dem Weg über persönliche Kontakte auch einen Weg gefunden, das zu realisieren. Besondere Kosten sind daher für ihn nicht entstanden – die App, mit seinen Ideen und Vorstellungen entwickelt, steht bald auch anderen Steuerberatern offen. Bittrichs Kanzlei hat kein Problem damit, dann ein Kunde unter vielen zu sein – sein Geschäft hat einen starken regionalen Bezug, auch wenn einige Mandate aus der nicht allzu fern von Lüneburg liegenden Hansestadt Hamburg kommen. Ob Steuerberater in anderen Teilen Deutschlands das von ihm geschätzte Marketingtool auch nutzen, ist für ihn ohne Bedeutung. Neue Wege für das Marketing Technik ist für Bittrich etwas sehr Emotionales: Das Smartphone schafft mit seinem Nutzer inzwischen eine ähnliche Identifikation wie Automarken – aber gegenüber dem Auto bietet das Mobiltelefon auch Kommunikationsmöglichkeiten für Dritte. Bittrich ist fest entschlossen, sich diese Möglichkeiten nicht entgehen zu lassen: Seine App läuft inzwischen in Tests schon sehr sauber, die Vermarktung auch für andere Steuerberater beginnt in den Tagen des Redaktionsschlusses für diesen Artikel (Kontakt für Interessenten: d-TREE GmbH, E-Mail [email protected], Tel. 04131 75 99 02 10). Nur sehr wenige Steuerberater in Deutschland haben eigene Apps. Die Steuerberater Klaus Schauerte und Sebastian Hoffmann mit Kanzleien in Hagen, Wittenberg und Kemberg haben ihre App selbst programmiert – besondere Kosten sind dabei nicht angefallen. Die App „stb4u“ bietet Mandanteninformationen, ein paar Rechenprogramme und Hintergrundinfos – für individuelle Information für einzelne Mandanten, wie die App von Bittrich und d-TREE es bietet, ist das Angebot nicht ausgelegt. „Wir machen das, um Erfahrung mit dem Medium zu sammeln und zu zeigen, dass wir uns damit beschäftigen“, begründet Klaus Schauerte sein Engagement. Und damit ist die Kanzlei auch schon etwas Besonderes: Mehr als eine Handvoll Steuerberater mit eigenen Apps gibt es noch nicht in Deutschland. Ähnlich wie „stb4u“ ist das Angebot der Kanzlei Braun & Braun aus Völklingen. Der deutschlandweit wahrscheinlich erste Steuerberater mit eigener App war Stefan Penka aus Regensburg. Penka hatte 2009 sein neues iPhone mit in den Urlaub in die Türkei genommen – und schickte noch von dort Mails an seine Mitarbeiter in Regensburg: Er wolle möglichst schnell eine solche App für seine Kanzlei, in der rund 20 Mitarbeiter, zwei davon Berufsträger, arbeiten. Herausgekommen ist die App „simpleOffice“, mit der die Mandanten nicht nur Jahresabschlüsse oder BWAs empfangen, sondern auch zum Beispiel sehen können, ob ein säumiger Kunde inzwischen gezahlt hat. Unternehmer schätzen das: „Rund ein Drittel unserer Mandanten benützt inzwischen die App – vor allem die, die mit simpleOffice die digitale Buchhaltung machen.“ Die Entwicklungskosten, in die Penka auch die in der Kanzlei angefallene Arbeit einrechnet, schätzt er auf rund 5.500 Euro. Aus Penkas Sicht ist die App ein Marketing-Werkzeug, ein Instrument zur Mandantenbindung. „Man muss sich für solche Maßnahmen vor allem Zeit nehmen – die meisten Steuerberater unterschätzen die Bedeutung von gutem Marketing für die Kanzleientwicklung“, sagt Penka. Weitere Pioniere Penka hat wenig Geld ausgegeben, seine Ressourcen offenbar sehr effizient eingesetzt – normalerweise dürfte die Einrichtung einer eigenen App deutlich teurer werden. Aber nicht nur aus diesem Grund nutzen bislang so wenige diese Möglichkeit: Das liegt auch daran, dass zum Beispiel Apple die Hürden für das einzelne Angebot schon recht hoch legt – mit der Lösung von Bittrich und d-TREE wird dieser Aufwand natürlich ohnehin umgangen, die Formalitäten gehören zum Angebot. Während Bittrich sich bei der Konzeption seiner App auf den Marketing-Aspekt und den Kanal zum Mandanten konzentriert hat, hat die Mandanten-App von Steuerberaten.de (s. StBMag 01/2011, S. 28, DokID UAAAD-60392 sowie IAAAD-40190) den umgekehrten Weg eingeschlagen: Hier dient die App zur Abgabe von Belegen. Der Mandant fotografiert mit der iPhone-Kamera die Unterlagen und versendet sie via App an seine Kanzlei, also an Steuerberaten.de. Eine eigene App ist für Steuerberater heute noch die absolute Ausnahme – in Zukunft wird dieser Weg für das Marketing, zunehmend aber auch für den Service gegenüber dem Mandanten intensiver genutzt werden. Ein Vorteil, der sich jetzt noch bietet: Wer nicht zu lange wartet, gehört zu einem kleinen Kreis, der leicht gefunden wird. Während auf die Anfrage „Steuerberater“ zum Beispiel bei Google im Internet über 17 Millionen Treffer angezeigt werden, erhält man zur gleichen Anfrage in Apples „App Store“ auf dem iPhone gerade einmal etwas über 20 Treffer. Noch. Durch das Angebot von Bittrich und d-TREE könnte sich das bald ändern. ■ 39