Ungerichtete Bäume Gewurzelte ungerichtete Bäume (1) Definition Ein Baum ist ein zusammenhängender, kreisfreier, ungerichteter Graph G = (V, E). Satz Für einen ungerichteten Graphen G = (V, E) sind folgende Aussagen äquivalent: Induktive Definition • Für jeden Knoten v ist der ungerichtete Graph G = ({v}, { }) ein ungerichteter Baum mit Wurzel v. • Für ein k ∈ N seinen G1 = (V1, E1), ..., Gk = (Vk , Ek ) ungerichtete Bäume mit Wurzeln v1, ..., vk und paarweise disjunkten Knotenmengen V1, ..., Vk und sei v ∈ V1 ∪ ... ∪ Vk . Dann ist • G ist eine Baum. • G ist zusammenhängend und für jede Kante e ∈ E ist der Teilgraph G = (V, E \ {e}) nicht zusammenhängend. G = ({v} ∪ V1 ∪ ... ∪ Vk , {{v, vi}|1 ≤ i ≤ k} ∪ E1 ∪ ... ∪ Ek ) • G ist kreisfrei und für zwei Knoten v, w ∈ V mit {v, w} ∈ E ist der ein ungerichteter Baum mit Wurzel v. • Nur so gebildete Graphen sind ungerichtete Bäume. Graph G = (V, E ∪ {{v, w}}) nicht kreisfrei. Schränkt man in der Definition die Wahl für k weiter ein, so erhält man spezielle Bäume: • Zwischen je zwei Knoten aus V gibt es genau einen Weg. Korollar Für einen ungerichteten Baum G = (V, E) mit |V | ≥ 1 gilt: • Für k ≤ 2 erhält man die Menge der binären ungerichteten Bäume. • |V | = |E| + 1 • Für k ≤ 3 erhält man die Menge der ternären ungerichteten Bäume. • G hat mindestens einen Knoten v ∈ V mit Grad (v) < 2. • Für festes k ∈ N erhält man die Menge der k-ären ungerichteten Bäume. c LETTMANN 2003/2004 Modellierung ZÜ 10 1 (14) Beispiele für ungerichtete Bäume Wurzel innere Knoten c LETTMANN 2003/2004 Modellierung ZÜ 10 2 (14) Gewurzelte ungerichtete Bäume (2) Beobachtung Für einen ungerichteten Baum G = (V, E) kann man jeden Knoten w ∈ V als Wurzel von G festlegen. Definition In einem ungerichteten Baum G = (V, E) mit Wurzel w heißen für einen Knoten v ∈ V alle die Knoten v ∈ V Nachfolger von v, für die v im kürzesten Weg von w nach v enthalten ist. Knoten ohne Nachfolger heißen Blätter, Knoten mit Nachfolgern heißen innere Knoten. Die Nachfolger v von v mit {v, v } ∈ E heißen unmittelbare oder direkte Nachfolger von v. Blätter Mit einer anderen Wurzel ergibt sich der folgende Baum: Definition Für einen ungerichteten Baum G = (V, E) mit Wurzel w ∈ V und einen Knoten v ∈ V heißt die Länge eines kürzesten Weges von w nach v die Tiefe von v in G. Die Tiefe des Baumes G mit Wurzel w ist die maximale Tiefe eines Knotens in G. Die Tiefe eines Baumes richtet sich also danach, welcher Knoten im Baum als Wurzel festgelegt worden ist. Die Tiefe ist die maximale Länge eines kürzesten Weges von der Wurzel zu einem Knoten. Definition Ein n-ärer ungerichteter Baum G = (V, E) mit Wurzel w ∈ V heißt vollständiger n-ärer Baum genau dann, wenn jeder innere Knoten genau n unmittelbare Nachfolger besitzt und alle Blätter die gleiche Tiefe haben. c LETTMANN 2003/2004 Modellierung ZÜ 10 3 (14) c LETTMANN 2003/2004 Modellierung ZÜ 10 4 (14) Gerichtete Bäume Beispiele für gerichtete Bäume Definition Ein gerichteter Baum mit Wurzel w ist ein gerichteter Graph G = (V, E) mit w ∈ V , so dass |G| ein Baum ist und so dass von w zu jedem Knoten v ∈ V genau ein Weg existiert. Wurzel innere Knoten Ein gerichteter Baum ist also ebenso zusammenhängend und zyklenfrei und besitzt genau |V | − 1 Kanten, analog zum ungerichteten Baum. Blätter Für einen ungerichteten Baum G = (V, E) gibt es also für jeden Knoten w ∈ V genau eine Orientierung von G, die ein gerichteter Baum mit Wurzel w ist. Mit einer anderen Wurzel ergibt sich der folgende Baum: Für einen gerichteten Baum gilt: • Es existiert genau ein Knoten mit Eingangsgrad 0, nämlich die Wurzel. • Jeder Knoten außer der Wurzel hat den Eingangsgrad 1. • Blätter sind genau die Knoten mit Ausgangsgrad 0. Definition Für einen gerichteten Baum G = (V, E) mit Wurzel w ∈ V und einen Knoten v ∈ V heißt die Länge eines kürzesten Weges von w nach v die Tiefe von v in G. Die Tiefe des Baumes G mit Wurzel w ist die maximale Tiefe eines Knotens in G. c LETTMANN 2003/2004 Modellierung ZÜ 10 5 (14) c LETTMANN 2003/2004 Modellierung ZÜ 10 6 (14) Induktive Definition für binäre gerichtete Bäume (1) Induktive Definition für binäre gerichtete Bäume (2) Vollständige binäre gerichtete Bäume Binäre gerichtete Bäume Induktive Definition Induktive Definition • Für jeden Knoten v ist der Graph G = ({v}, { }) ein vollständiger binärer gerichteter Baum mit Wurzel v der Tiefe 0. • Für jeden Knoten v ist der Graph G = ({v}, { }) ein binärer gerichteter Baum mit Wurzel v der Tiefe 0. • Seien G1 = (V1, E1), G2 = (V2, E2) vollständige binäre gerichtete Bäume der Tiefe n mit Wurzeln v1, v2 und disjunkten Knotenmengen V1, V2 und sei v ∈ V1 ∪ V2. Dann ist • Seien G1 = (V1, E1), G2 = (V2, E2) binäre gerichtete Bäume der Tiefe n1, n2 ≤ n, sowie n1 = n oder n2 = n, mit Wurzeln v1, v2 und disjunkten Knotenmengen V1, V2 und sei v ∈ V1 ∪ V2. Dann ist G = ({v} ∪ V1 ∪ V2, {v, v1), (v, v2)} ∪ E1 ∪ E2) G = ({v} ∪ V1 ∪ V2, {v, v1), (v, v2)} ∪ E1 ∪ E2) ein vollständiger binärer gerichteter Baum mit Wurzel v der Tiefe n + 1. ein binärer gerichteter Baum mit Wurzel v der Tiefe n + 1. • Nur so gebildete Graphen sind vollständige binäre gerichtete Bäume. c LETTMANN 2003/2004 Modellierung ZÜ 10 7 (14) • Nur so gebildete Graphen sind binäre gerichtete Bäume. c LETTMANN 2003/2004 Modellierung ZÜ 10 8 (14) Induktive Definition für binäre gerichtete Bäume (3) Induktive Definition für binäre gerichtete Bäume (4) Allgemeine binäre gerichtete Bäume Allgemeine binäre gerichtete Bäume Induktive Definition Induktive Definition • Für jeden Knoten v ist der Graph G = ({v}, { }) ein allgemeiner binärer gerichteter Baum mit Wurzel v der Tiefe 0. • Für jeden Knoten v ist der Graph G = ({v}, { }) ein allgemeiner binärer gerichteter Baum mit Wurzel v. • Seien G1 = (V1, E1), G2 = (V2, E2) allgemeine binäre gerichtete Bäume der Tiefe n1, n2 ≤ n, sowie n1 = n oder n2 = n, mit Wurzeln v1, v2 und disjunkten Knotenmengen V1, V2 und sei v ∈ V1 ∪ V2. Dann sind • Sei G = (V, E) ein allgemeiner binärer gerichteter Baum mit Wurzeln v und b ∈ V ein Blatt von G. Es seien v1, v2 ∈ V mit v1 = v2, also zwei neue Knoten. Dann sind G1 = ({v1} ∪ V, {b, v1)} ∪ E) G = ({v} ∪ V1 ∪ V2, {v, v1), (v, v2)} ∪ E1 ∪ E2) G2 = ({v1, v2} ∪ V, {b, v1), (b, v2)} ∪ E) G = ({v} ∪ V1, {v, v1)} ∪ E1) allgemeine binäre gerichtete Bäume mit Wurzel v. allgemeine binäre gerichtete Baum mit Wurzel v und Tiefe n + 1 bzw. n1 + 1. • Nur so gebildete Graphen sind allgemeine binäre gerichtete Bäume. • Nur so gebildete Graphen sind allgemeine binäre gerichtete Bäume. Für binäre gerichtete Bäume ist nur die Bildung von G1 nicht zulässig, ansonsten kann die Definition analog formuliert werden. c LETTMANN 2003/2004 9 (14) Modellierung ZÜ 10 Induktive Beweise mit ungerichteten k-ären Bäume Satz Ein vollständiger k-ärer Baum G = (V, E) mit Wurzel w ∈ V und i Tiefe n, k, n ∈ N, k > 0 hat genau k n Blätter und genau n−1 i=0 k innere Knoten. n=0 Der einzige k-äre Baum der Tiefe 0 ist der Baum der nur aus einem Wurzelknoten besteht. Dieser Baum ist auch vollständig. i Er hat genau k 0 = 1 Blätter und 0−1 i=0 k = 0 innere Knoten. n≥0 Jeder vollständige k-äre Baum G = (V, E) mit Wurzel w ∈ V i und Tiefe n hat genau k n Blätter und genau n−1 i=0 k innere Knoten. 10 (14) Induktive Beweise mit gerichteten k-ären Bäume Beweis Beweise über Knotenanzahlen k-ärer Bäume können auch durch Induktion über ihren Aufbau gemäß Definition (4) auf Folie 10 geführt werden. Es gibt keine Bäume mit 0 Knoten. n=1 Der einzige gerichtete k-äre Baum mit 1 Knoten ist der Baum der nur aus einem Wurzelknoten besteht. Dieser Baum hat genau 1 Blatt und 0 innere Knoten. Also gilt die Behauptung. n≥1 Für jeden gerichteten k-ären Baum G = (V, E) mit n Knoten, mb (G) Blättern und mi(G) inneren Knoten gilt mi (G) < mb (G). n → n + 1 Sei G = (V, E) ein vollständiger k-ärer Baum mit Wurzel w ∈ V und Tiefe n + 1. Also hat w genau k unmittelbare Nachfolger v1 , . . . , vk ∈ V . Der Graph (V \ {w}, E \ {{w, v1}, . . . , {w, vk }}) besteht dann aus genau k Zusammenhangskomponenten, die jeweils vollständige k-äre Bäume mit Wurzeln v1, . . . , vk sind. Diese Zusammenhangskomponenten haben also jeweils genau k n i Blätter und n−1 i=0 k innere Knoten. Insgesamt ergibt sich damit für G = (V, E) • k · k n = k n+1 als Gesamtzahl der Blätter und n−1 i+1 (n+1)−1 i (n+1)−1 i i • 1 + k · n−1 = 1 + i=1 k = i=0 k i=0 k 1 + i=0 k als Gesamtzahl der inneren Knoten. Modellierung ZÜ 10 Modellierung ZÜ 10 Satz Für einen gerichteten k-ären Baum G = (V, E) mit mb(G) Blättern und mi(G) inneren Knoten gilt mi(G) < mb (G). Beweis Beweise über Knotenanzahlen k-ärer Bäume werden durch Induktion über die Tiefe n der Bäume und ihren Aufbau geführt. c LETTMANN 2003/2004 c LETTMANN 2003/2004 11 (14) n → n + 1 Sei G = (V, E) ein gerichteter k-ärer Baum mit n Knoten und b ein Blattknoten von G, sowie v1, ..., vk ∈ V seien k paarweise verschiedene neue Knoten. Dann gelten für Gk = ({v1, ..., vk } ∪ V, {b, v1), ..., (b, vk )} ∪ E) die folgenden Beziehungen mb(Gk ) = mb (G) − 1 + k mi (Gk ) = mi (G) + 1 Also folgt mit mi(G) < mb (G) auch sofort mi (Gk ) < mb (Gk ). c LETTMANN 2003/2004 Modellierung ZÜ 10 12 (14) Induktive Beweise mit gerichteten k-ären Bäume Satz Für einen allgemeinen gerichteten k-ären Baum G = (V, E) mit mb(G) Blättern und mi(G) inneren Knoten und mindestens 2 unmittelbaren Nachfolgern für jeden inneren Knoten gilt mi(G) < mb (G). Aufgabe 68: Es sei B die Menge der binären Bäume mit der Eigenschaft, dass jedes Blatt entweder 0 oder 2 Söhne hat. Finden und beweisen Sie einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Blätter und der Anzahl aller Knoten eines Baumes aus B. Beachten Sie: Beweis n=1 Der einzige allgemeine gerichtete k-äre Baum mit 1 Knoten ist der Baum der nur aus einem Wurzelknoten besteht. Dieser Baum hat genau 1 Blatt und 0 innere Knoten. Also gilt die Behauptung. n≥1 Für jeden allgemeinen gerichteten k-ären Baum G = (V, E) mit n Knoten, mb (G) Blättern und mi(G) inneren Knoten und mindestens 2 unmittelbaren Nachfolgern für jeden inneren Knoten gilt mi(G) < mb (G). • Fassen Sie die binären Bäume entweder als gerichtete binäre Bäume auf oder nehmen Sie eine festgelegte Wurzel für jeden ungerichteten Baum an. • Verwenden Sie eine geeignete induktive Definition für die betrachteten Bäume und stellen Sie sicher, dass diese Definition im Beweis erkennbar ist. n → n + 1 Sei G = (V, E) ein allgemeinen gerichteter k-ärer Baum mit n Knoten, und mindestens 2 unmittelbaren Nachfolgern für jeden inneren Knoten und sei b ein Blattknoten von G, sowie v1, ..., vi ∈ V mit 2 ≤ i ≤ k seien i paarweise verschiedene neue Knoten. Dann gelten für Gi = ({v1, ..., vi} ∪ V, {b, v1), ..., (b, vi)} ∪ E) die folgenden Beziehungen mb(Gi) = mb(G) − 1 + i mi (Gi) = mi(G) + 1 Also folgt mit mi(G) < mb (G) und 2 ≤ i ≤ k auch sofort mi(Gk ) < mb(Gk ). c LETTMANN 2003/2004 Modellierung ZÜ 10 13 (14) c LETTMANN 2003/2004 Modellierung ZÜ 10 14 (14)