Tiere unserer Gewässer Eintagsfliegen oder Ephemeroptera Die Eintagsfliegen sind eine vergleichsweise kleine, in vielerlei Hinsicht sehr ursprüngliche Insektenordnung. Die Lebensdauer der Fliegen ist sprichwörtlich kurz und dauert in der Regel nur 1-4 Tage, manchmal nur wenige Minuten und selten länger als eine Woche. Die Larven sind stets aquatisch, an Süßwasser gebunden und ihre Lebensdauer beträgt mehrere Monate bis zu 3 Jahren. Aus Deutschland sind derzeit etwa 115 Arten bekannt, wobei zahlreiche Arten hochmontan bis alpin verbreitet sind oder nur im östlichen Tiefland vorkommen. Aus dem Saarland sind etwa 42 Arten sicher bekannt, einige weitere sind noch zu erwarten. Heptagenia longicauda, eine bundesweit sehr seltene und stark gefährdete Art, die im Saarland nur am Schwarzbach bei Einöd nachgewiesen wurde. Foto: K-H. Teufert Ökologie: Eintagsfliegen besiedeln sowohl stehende als auch fließende Gewässer unterschiedlichster Größenordnung, wobei Quellbäche meist gemieden werden. Sie sind insgesamt etwas weniger stark sauerstoffbedürftig, aber deutlich säureempfindlicher als die Steinfliegen, und zahlreiche Arten sind Indikatoren für die Gewässergüteüberwachung. Ernährung: Bis auf einzelne räuberische Ausnahmen sammeln die Eintagsfliegenlarven Detritus (partikuläre abgestorbene pflanzliche u. tierische Stoffe), weiden Algen auf Steinen und Wasserpflanzen ab oder filtrieren diese Stoffe aus dem Gewässer. Die Imagines hingegen nehmen keinerlei Nahrung mehr zu sich, ihre Mundwerkzeuge sind verkümmert. Epeorus assimilis – typische Art schnell fließender, sauerstoffreicher Mittelgebirgsbäche. (Foto: B. Eiseler) Größe: Die kleinsten Arten der Gattung Caenis erreichen gerade einmal 5 mm während die Arten der Gattung Ephemera immerhin 20 mm, die der in Deutschland ausgestorbenen Gattung Palingenia gut 40 mm erreichen (jeweils ohne Schwanzfäden). Lebenszyklus: Die Eier werden auf der Wasseroberfläche abgelegt, oder an Steine unter Wasser angeheftet. Die Erstlarven besitzen noch keine Kiemen und halten sich bevorzugt im Kieslückensystem. Größere Larven besiedeln zumeist den Gewässergrund oder Wasserpflanzen, nach einer artspezifischen und temperaturabhängigen Zeit zwischen wenigen Wochen und mehreren Jahren wird die Metamorphose zunächst zur Nymphe eingeleitet. Einzigartig unter allen heutigen Insektenordnungen tritt ein geflügeltes Subimaginalstadium auf, welches sich noch einmal zum fertigen Insekt häutet. Lebenszyklus der Eintagsfliegen, schematisiert aus Studemann et al. (1992). O = Ei, 1 = Erstlarve, N = Nymphe, S = Subimago, I = Imagines. Referenzen Haybach, A. (2006): Die Eintagsfliegen von Rheinland-Pfalz (Insecta: Ephemeroptera).- Mainzer Naturwissenschaftliches Archiv, Beiheft 29: 121 S., Mainz. Die Imagines schwärmen in der Nähe ihrer Ursprungsgewässer, wobei spektakuläre Massenflüge von mehreren Hunderttausend Tieren an Flüssen auftreten können. Nach der Befruchtung legen die Weibchen ihre Eier im Gewässer ab, teilweise wird zuvor die Abdrift der Larven durch einen Flug bergauf kompensieren, bald nach der Paarung sterben beide Geschlechter. Potamanthus luteus früher eine Charakterart von Saar und Mosel, heute hier weitgehend infolge der Stauregulierung verschwunden. Foto: A. Haybach Leptophlebia (Paraleptophlebia) submarginata – verbreitete Art sauberer Fließgewässer im Saarland. Foto: K. Enting Haybach, A & P. Malzacher (2003): Verzeichnis der Eintagsfliegen (Ephemeroptera) Deutschlands (2. aktualisierte Fassung: Stand November 2003).- Entomofauna Germanica 6: 33-46, Dresden. Malzacher, P., Jacob, U., Haybach, A. & H. Reusch (1998): Rote Liste der Eintagsfliegen (Ephemeroptera) Bearbeitungsstand 1997. Rote Liste gefährdeter Tiere in Deutschland. S. 264-267. In: Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz Bd. 45, Bundesamt für Naturschutz 434 S. + Anh., Bonn, Bad Godesberg. Rischmann, M. & A. Haybach (2006): Beitrag zur Kenntnis der Eintagsfliegen (Insecta; Ephemeroptera) des Saarlandes.Lauterbornia 58: 57-65, Dinkelscherben. Metreletus balcanicus – sehr seltene, spektakuläre Art sommertrockener Bäche im nördlichen Saarland. Foto: A. Haybach Studemann, D., P. Landolt, M. Sartori, D. Hefti & I. Tomka (1992). Ephemeroptera. Fauna Helvetica 9: 173 S. Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz Don Bosco-Str. 1 66119 Saarbrücken Geschäftsbereich 2 Wasser, Fachbereich 2.5 Gewässerökologie