Rötegewächse - Universität Konstanz

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Rubiaceae – Rötegewächse (Gentianales)
© Dr. VEIT M. DÖRKEN, Universität Konstanz, FB Biologie
1 Systematik und Verbreitung
Zu der großen Familie der Rötegewächse aus der Ordnung Gentianales
(Magnoliopsida, Dikotyledoneae) werden derzeit rund 600 Gattungen mit ca. 10.000
Arten gestellt. Die Rubiaceae werden in 4 Unterfamilien mit 41 Sektionen untereilt:
1. Cinchonoideae
(mit
10
Sektionen),
2.
Ixoroideae
(mit
7
Sektionen),
3. Antirheoideae (mit 8 Sektionen) und 4. Rubioideae (mit 16 Sektionen).
Die
Rubiaceae
sind
kosmopolitisch
verbreitet.
Sie
haben
ihren
Verbreitungsschwerpunkt in den Tropen und Subtropen. Nur wenige Arten kommen
in den gemäßigten bis kalten Klimazonen vor. Sehr wenige Arten sind sogar in der
Arktis und Antarktis beheimatet.
Abb. 1: Verbreitungskarte (vgl. HEYWOOD, 1982);
2 Morphologie
2.1 Habitus
Während der Großteil der tropischen und subtropischen Arten Sträucher oder Bäume
sind, sind die Arten der gemäßigten Zonen überwiegend Kräuter, mit einem teilweise
stark verzweigten, unterirdischen Rhizom (z.B. Galium). Einige tropische Arten wie
Myrmecodia oder Hydnophytum leben epiphytisch auf Bäumen. Bei Arten beider
Gattungen schwillt der Bereich des Hypokotyls stark an und ist von zahlreichen
Gängen durchzogen. Hierin leben symbiotisch Ameisen, die die Pflanze vor
Fressfeinden schützen.
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Abb. 2 & 3: Hydnophytum moseleyanum mit stark angeschwollenem Hypokotyl; Hypokotylknolle von zahlreichen
Gängen (Domatien) durchzogen, in denen symbiotisch Ameisen leben;
2.2 Blatt
Die Blätter sind immer gegenständig. Die Blattspreite ist einfach und der Blattrand
ist beim Großteil der Arten meist ganzrandig. Rubiaceae haben deutliche Stipeln.
Sie können artspezifisch paarweise verwachsen sein und interpetiolar inserieren, das
heißt zwischen Stängel und Blattstiel stehend, oder sie stehen seitlich zwischen den
Blattstielen. Beim letzteren Fall haben die Stipeln nicht selten ein blattartiges
Erscheinungsbild (z.B. Galium und Asperula). So entsteht eine scheinquirlartige
Blattanordnung.
Abb. 4: Coffea arabica,
stehen gegenständig;
die
immergrünen
Blätter Abb. 5: Galium odoratum, durch die Stipeln der zwei
gegenständigen Blätter entsteht ein Scheinwirtel;
2.3 Blüte
Die Einzelblüten stehen bei den meisten Arten entweder in Rispen oder Cymen,
seltener in dichten Köpfen gedrängt (z.B. Cephalanthus). Die Einzelblüten sind
artspezifisch 4- oder 5-zählig und beim Großteil der Arten zwittrig.
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Die
4-zähligen
Blüten
sind
disymmetrisch.
Die
5-zähligen
Blüten
sind
radiärsymmetrisch mit mehreren Spiegelebenen. Die meist kleinen und grünen
Kelchblätter können artspezifisch stark reduziert sein. Den Kelchblättern folgen
sympetal verwachsene Kronblätter, welche eine lange Kronblattröhre ausbilden und
nur in den oberen Bereichen frei sind. Den Kronblättern schließt sich ein Kreis von 4
Staubblättern an. Das Gynoeceum ist unterständig und baut sich aus 2 Karpellen
auf. Der Fruchtknoten ist daher zweifächerig und jedes Fach enthält eine
Samenanlage.
Abb. 6: Blütendiagramm Galium;
Abb. 7: Galium odoratum, Blüte;
Abb. 8: Coffea arabica, Blüte 5-zählig;
Abb. 9: Sherardia arvense, Blüte 4-zählig;
2.4 Frucht
Die Früchte der Rubiaceae sind Spalt-, Öffnungs- oder Schließfrüchte. Es kommen
Nussfrüchte (z.B. Galium), Steinfrüchte (z.B. Coffea) und Kapseln vor.
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Abb. 10 & 11: Coffea arabica, die Steinfrüchte werden auch als Kaffeekirschen bezeichnet und enthalten meist 2,
seltener nur 1 Steinkern;
Abb. 12 & 13: Galium odoratum, Klettfrüchte; die reifen Früchte sind dicht mit Kletthaaren besetzt, um so bei der
Ausbreitung im Fell von Tieren hängen zu bleiben;
3 Inhaltsstoffe
Die Rubiaceae enthalten verschiedene Inhaltsstoffe. Galium ist z.B. besonders zum
Zeitpunkt der Blüte reich an Cumarinen, Coffea enthält hohe Gehalte des Alkaloids
Coffein. Arten aus der Gattung Cinchona enthalten Chinin.
4 Nutz- und Zierpflanzen
Neben einigen Zierpflanzen wie Gardenia jasminoides (Gardenie) oder Cephalanthus
occidentalis (Knopfstrauch) ist besonders die Gattung Coffea (Kaffee) als eine der
wichtigsten Weltwirtschaftspflanzen zu nennen. Hierbei spielen vor allem die beiden
Arten Coffea arabica und Coffea canephora eine wichtige Rolle.
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5 Weiterführende Literatur
DÜLL, R. & KUTZELNIGG, H. (2011): Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und
angrenzender Länder. 7. Auflage. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.
HEYWOOD, V. H. (1982): Blütenpflanzen der Welt. – Birkhäuser Verlag, Basel.
LEINS, P. & ERBAR, C. (2010): Flower and Fruit; Morphology, Ontongeny, Phylogeny;
Function and Ecology. – Schweizerbart Science Publishers, Stuttgart.
LIEBEREI, R. & REISSDORF, C. (2007): Nutzpflanzenkunde. 7. Auflage. – Thieme,
Stuttgart.
MABBERLEY, D.J. (2008): MABBERLEY´s plant book, 3rd ed. – Cambridge University
Press, Cambridge.
STEVENS, P. F. (2001): Angiosperm Phylogeny Website. Version 12, July 2012.
http://www.mobot.org/mobot/research/apweb/
STÜTZEL, TH. (2015): Botanische Bestimmungsübungen. 3. Auflage. – Ulmer,
Stuttgart.
WEBERLING, F. (1981): Morphologie der Blüten und der Blütenstände. – Ulmer,
Stuttgart.
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