Hintergrundinformation des BNN vom 29.06.2011 Pflanzenschutzmittel-Metabolite in Mineralwasser Ökotest hat in der Juli-Ausgabe 2011 im Mineralwasser der St. Leonhards-Quelle die Abbauprodukte von zwei Pestiziden nachgewiesen. Das Gesamturteil von Ökotest lautete "mangelhaft". Um Ihnen die Einordnung des Fundes zu erleichtern, haben wir folgende Informationen recherchiert: Was sind Pestizid-Metabolite? Die Abbauprodukte von Pestiziden (Metabolite) werden in relevante und nicht relevante Metabolite eingeteilt. Relevante Metabolite haben eine Restwirkung des Pestizids. Nicht relevante Metabolite haben keine Restwirkung und sind nach aktuellem Kenntnisstand weder gesundheitsschädlich noch umwelttoxisch. Beide von Ökotest gefundenen Metaboliten gehören zur Gruppe der nicht relevante Metabolite. Wie ist die Höhe des Metabolit-Fundes einzuschätzen? Einer der beiden Metabolite liegt unterhalb des AVV-Orientierungswertes (Allgemeinen Verwaltungsvorschrift (AVV) über die Anerkennung und Nutzung von natürlichem Mineralwasser). Dieser Orientierungswert wurde auf 0,05 Mikrogramm pro Liter festgelegt. Wird der AVVOrientierungswert überschritten, ist die ursprüngliche Reinheit des Wassers nicht gegeben und Schutzmaßnahmen für den Brunnen sind zu entwickeln. Nach unserem Kenntnisstand beanstanden die Überwachungsämter in diesem Fall die Mineralwässer. Der zweite Metabolit liegt über dem AVV-Orientierungswert. Für diesen Metabolit hat das Umweltbundesamt einen gesundheitlichen Orientierungswert (GOW) festgelegt, der bei 1 Mikrogramm pro Liter liegt. Der von Ökotest gefundene Wert liegt um den Faktor 14 unterhalb des gesundheitlichen Orientierungswertes (GOW). Zur Verdeutlichung: 0,05 Mikrogramm pro Liter (der AVV-Orientierungswert) entspricht einem Verhältnis von 1 zu 20 000 000 000 (20 Milliarden). Oder bildlich ausgedrückt: Die Weltbevölkerung beträgt derzeit 6,7 Milliarden. Wenn die Welt aus 3 mal soviel Menschen bestünde, würden 0,05 Mikrogramm pro Liter daher 1 Menschen einer solchen Weltbevölkerung entsprechen. Was ist zu tun? Folgende Fragen müssen von dem Brunnen schlüssig beantwortet werden: a) Wie kamen die Abbauprodukte in das Wasser? b) Wie kann der Eintrag von Pestizid-Abbauprodukten aus der konventionellen Landwirtschaft künftig vermieden werden? Sobald die Fragen beantwortet sind, müssen die notwendigen Maßnahmen eingeleitet werden. Selbstverständlich erwarten Naturkosthandel und Naturkost-Kunden rechtzeitig aussagekräftige Informationen durch die Brunnen. Hier gibt es Entwicklungspotential. Vor allem zeigt dieses Beispiel deutlich die ökologischen und volkswirtschaftlichen Folgen des langjährigen und breitflächigen Einsatzes von Agrochemikalien. Erst durch die Internalisierung dieser Kosten in den Verkaufspreis des Pestizids würde der tatsächliche Preis erkennbar.