Les Huguenots

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DIE HUGENOTTEN
(Les Huguenots)
Giacomo Meyerbeer
Grosse Oper in fünf Akten. Textbuch von Eugène Scribe und Emile Deschamps.
Personen: Margarete von Valois, Königin von Navarra (Sopran); Urbain, ihr Page
(Sopran); Graf von Nevers (Bariton); Graf von St. Bris (Bass); Valentine, seine Tochter
(Sopran); Raoul von Nangis, Hugenotte (Tenor); Marcel, sein Diener (Bass); Soldaten;
Edelleute; Katholiken; Protestanten (Hugenotten); Volk.
Ort und Zeit: In der Touraine und in Paris, im Monat August des Jahres 1572.
Margarete von Valois hat sich, obwohl sie die Schwester des katholischen Königs Karl
IX. ist, mit einem Protestanten verlobt und damit das Zeichen zur endgültigen
Einstellung der religiösen Feindseligkeiten gegeben. So hat auch Graf Nevers keine
Bedenken, den jungen hugenottischen Edelmann Raoul de Nangis in sein Haus zu
laden. Dieser wird bei der Tafel aufgefordert, etwas zu erzählen; er berichtet von einer
schönen Unbekannten, in die er sich, nachdem er sie von zudringlichen Studenten
befreite, verliebt hat. Der Gastgeber wird ins Nebengemach gerufen, wo eine Dame ihn
zu sprechen wünscht. Mit Schrecken erkennt Raoul durch einen offenen Spalt der Türe
seine Unbekannte. Er weiss nicht, dass es Valentine, die Tochter des Grafen St. Bris
und Verlobte Nevers' ist, die nun ihren Bräutigam um Lösung ihres Versprechen bitten
will. Er fühlt sich im Innersten getroffen, wird aber gleich darauf durch einen Brief
abgelenkt, den ein Page ihm überreicht. Darin wird er ersucht, mit verbundenen Augen
zu einem Stelldichein zu fahren. Raoul folgt der seltsamen Einladung, während die
Tafelrunde ihm staundend gratuliert, denn auf dem Brief erkennen sie Schriftzüge und
Siegel der Königin. Raoul wird vor die Königin geführt, die ihn bittet, zur Bekräftigung
des Religionsfriedens eine Katholikin zu ehelichen, eine liebe Freundin, der sie alles
Glück wünsche. Parteigänger der Katholiken wie der Hugenotten betreten den Raum
und schwören feierlich dem Kampfe ab. Dann wird Valentine hereingeführt: sie ist die
schöne Unbekannte, und Raoul wäre überglücklich, sie heiraten zu können, wenn er sie
nicht kurz zuvor tief verschleiert bei Nevers gesehen hätte. Ist es ein Spiel, das mit ihm
getrieben wird? Soll er sich zu einer Komödie hergeben? Brüsk weist er die Heirat
zurück. Nur mit Mühe kann ein neues Aufflammen des Kampfes zwischen den plötzlich
wieder feindlichen Parteien vermieden werden. Raoul hat den Grafen von St. Bris, von
dem er sich beleidigt wähnt, zum Zweikampf herausgefordert. Doch als er seinem
Gegner gegenübersteht, fallen dessen Parteigänger in einem wohl vorbereiteten
Überfall über ihn her. Aber seine eigenen Getreuen treffen im letzten Augenblick ein. Da
erscheint die Königin und tritt zwischen die schon heftig kämpfenden Gruppen. Der
Anschlag muss verraten worden sein. St. Bris will den Namen des Angebers erfahren
und erkennt, als eine verschleierte Dame kommt und sich zur Rettung der Protestanten
bekennt, seine eigene Tochter Valentine. Nun sieht Raoul seinen Irrtum ein, aber er
kann ihn nicht mehr gutmachen, denn das Verlöbnis mit Nevers ist wieder hergestellt
worden, und der Graf naht mit dem Hochzeitszuge, um seine Braut vor den Altar zu
führen. Der vierte Akt - der spannungsgeladenste und grossartigste dieses Werkes spielt im Hause des Grafen Nevers. Raoul ist gekommen, um sich für immer von
Valentine zu verabschieden. Verzweifelt glaubt er, nicht länger am Leben bleiben zu
können. Eintretende Edelleute veranlassen ihn, zur Rettung der Ehre Valentines,
Versteck in einem angrenzenden Gemach zu suchen. Von dort aus wird er Zeuge einer
Verschwörung, die ihm das Blut in den Adern erstarren macht. Beim zweiten Ertönen
der Abendglocken wollen die Katholiken über die Hugenotten herfallen und sie ohne
Ausnahme ermorden. Der Graf Nevers weigert sich, diesem Mord zuzustimmen, aber
St. Bris lässt ihn festnehmen und in feierlicher Weise die Waffen segnen. Bald begeben
sich alle Verschwörer auf die ihnen zugewiesenen Posten. Raoul will so schnell als
möglich das Haus verlassen, um seine Glaubensgefährten zu warnen. Doch Valentine
versucht, ihn zurückzuhalten. Sie erklärt ihm ihre Liebe und ihren innigsten Wunsch, ihn
zu retten. Der Edelmann schwankt nur einen Augenblick: das Ertönen der Glocke mahnt
ihn zu schnellstem Handeln. Der letzte Akt bringt den Kampf. Raoul ist zu einer
Versammlung der Hugenotten geeilt, die er unverzüglich zu den Waffen ruft. Er wird von
den Seinen getrennt, trifft sich aber auf einem Kirchhof mit seinem Diener und bald
darauf mit Valentine, die ihm das Versprechen der Königin bringt, sein Leben zu
schützen, wenn er zum katholischen Glauben überträte. Raoul lehnt es ab. Da bittet
Valentine ihn, sie unter die Hugenotten aufzunehmen und bis ans Ende an seiner Seite
zu lassen. Die katholischen Krieger haben ihre Feinde in der Kirche und überall, wo sie
ihrer habhaft werden konnten, niedergemetzelt. Valentine entkommt mit Raoul und
Marcel; sie wollen sich bis zur Königin durchschlagen, aber eine Truppe Katholiken
versperrt ihnen den Weg. Auf Anruf bekennen sie, Hugenotten zu sein. Eine
Gewehrsalve streckt sie nieder, zu spät erkennt der die Truppe befehligende St. Bris,
dass seine eigene Tochter das Leben an der Seite des von ihr geliebten Hugenotten
ausgehaucht hat.
Quelle:
Die grauenhafte "Bartholomäusnacht" vom 23. August 1572, in der die Hugenotten von
den fanatisierten Katholiken in Paris niedergemetzelt wurden, ist in die Geschichte
eingegangen.
Textbuch:
Scribe, Autor zahlloser Opernlibretti, schlug Meyerbeer einige historische Stoffe vor, aus
denen der Komponist "Die Hugenotten" auswählte. Wie kaum ein anderer Dramatiker
jener Zeit, wusste Scribe glanzvolle, mit dramatischen Schicksalen geladene und
Massen in Bewegung setzende Tragödien zu schreiben. Hier lehnte er sich an ein Werk
(des “Carmen”-Dichters) Prosper Mérimées (1803 – 1870); kleinere Zutaten stammen
von Emile de Saint Amand Deschamps.
Musik:
Da das Textbuch den Neigungen Meyerbeers besonders entgegenkam, gelang ihm eine
glanzvolle Partitur voll Spannung und Wirkung. Hier konnte er seine oft gerühmte
Vielseitigkeit zeigen: für jeden der zahlreichen kontrastierenden Schauplätze findet er
eindrucksvolle Melodien. Die musikalischen Mittel sind nicht immer sehr gut gewählt,
aber stets plastisch und "dankbar" für Stimmen, Chöre und Solisten. Meyerbeer
verwendet als Leitmotiv der Hugenotten den protestantischen Choral "Ein feste Burg ist
unser Gott". Besonders gelungen ist der vierte Akt, sowohl in der Verschwörungsszene
und der Waffenweihe als auch dem anschliessenden Liebesduett. Die Koloraturarie des
Pagen gelangte zu grosser Popularität.
Geschichte:
Meyerbeer benötigte mehrere Jahre, um diese Partitur zu vollenden, an die er die
grösste Sorgfalt verwendete. So musste die Uraufführung, die 1833 stattfinden sollte,
immer weiter hinausgeschoben werden, bis sie schliesslich am 29. Februar 1836 an der
Pariser Grossen Oper stattfand. Die Ausbreitung der "Hugenotten" ging schnell vor sich,
aber stellte die politischen Machthaber jener Tage vor unangenehme Aufgaben. In
vielen Ländern wollte man nicht an das Thema der religiösen Gegensätze rühren,
weshalb die kämpfenden Parteien andere Namen und Gewänder anlegen mussten.
Jahrzehntelang stand diese Oper Meyerbeers unter den meistgespielten des
internationalen Repertoires.
Auszug aus dem Buch "OPER DER WELT" von Kurt Pahlen.
ACS - REISEN AG
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